<8egoiLnIet 167/

Tannen

». SresdeWM A«r»l«u sör de» Bezirk Ra«sld ». MeMeii-StM

Ei

rW

^f>Ml

sslr tklevh. erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr. Rabatt «ach Tarif, der jedoch bei -«richll. Eintreib. od. Konkursen hinfällig wird. Erfüllungsort AUrnsteig. Gerichtsstand Nagold, »nzrigenpreis: Die einspaltige Zeile oder deren Naum P»g.. die Rettamezeile 45 Pfg.

Erscheint wöchentl. 6 mal. / Bezugspreis: Monatlich 1.56 Mk.. die Einzelnummer kostet 16 Pfß. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höh. Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch anß Lieferung der Zeitung / Postscheck-Konto Stuttgart S78Ü / Telegr^Adr.: .Hanuenblatt" / Trief. 11^

Anttruie« 77 ^ Alter»fteig» Dorrrrecsttig den Ä. April 1L13l ^ 34. Jahrgang

^«NWN»» WM»«S««8»».0» .> I,»NVIl>--»-»»l-I-MM W»WN»W-»0U>«»,.»»»^^»»-»»«»»»»-»-»»»»»^»^»»MNNNMWNNNM»«»,-»-MWWWj

Sturz der Ncgicrmig in Mrinmn

Mißtraveasootu« gegen Dr. Frick angenommen

Weimar, 1. April. Im thüringischen Landtag wurde« heute vormittag die sozialdemokratischen Mitztrauensanträge gegen Staatsminister Dr. Frick und Staatsrat Marschler. «it den Stimme« der Sozialdemokraten, Kommunisten, der ktaatspartei und der Deutschen Bolkspartei gegen die Stim­men der übrigen Regierungsparteien angenommen. Damit find Frick und Marschler gestürzt.

Rücktritt des deutschnatioaalen Regierungsmitgliedes

Weimar, 1. April. Nach den Abstimmungen im Thüringer Landtag gab Präsident von Thiimmel bekannt, daß das deutsch­nationale Regierungsmitglied, Staatsrat Kiem, nach Annahme der Mißtrauensanträge seinen Rücktritt erklärt haue. Die natio­nalsozialistischen Regierungsmitglieder find, da ihnen das Ver­trauen vom Landtag entzogen worden ist, zurückgetreten. Am 1t. April wird der Landtag wieder zusammentreten, um dis krgänzungswahlen vorzunehmen, sofern die Verhandlungen der Parteien über die Regierungsneubildung bis dahin zu einem krgebnis gekommen find.

Der Sturz Dr. Fricks

Weimar, 1. April. Abg. Frölich begründete im thüringischen Landtag d>e sozialdemokratischen Mißtrauensanträge gegen Frick und Marschler damit, daß es die sozialdemokratische Fraktion als ihre erste Pflicht betrachtet, die Regierung von den Mit­gliedern der.nationalsozialistischen Arbeiterpartei zu befreien. Der voUsparteiliche Abgeordnete Dr. Witzmann betonte, die Ver­anlassung zu: Krise liege in den ungeheuren Beschimpfungen. -Ir der Hauptleiter und Fraktionsführer der Nationalsozialisten. Eauckel, gegen die Volkspartei gerichtet habe. Vermittlungs­versuche dir Nationalsozialisten kämen heute zu spät. Die Tä­tigkeit. dieser Herren habe sich immer als eine unerträgliche Nebenregierung im Parteifinne ausgewirkt. Die Volkspartei Hab« trotz aller Krisen loyal mitgearbeitet und Geduld bis zum äußersten bewiesen. Sie habe in der Frage der Polizei- zujchüsse die thüringische Regierung unterstützt und noch in diesen Tagen aus dem Höhepunkt der Krise habe ihre Vertreter im Ka­binett für den Protest gegen Reichsinnenminister Dr. Wirth wegen der Nichteinladung zur Länderkonserenz in Berlin ge­stimmt Ehe die Nationalsozialisten sich nicht zur Klärung hin- durchgearbeitet hätten, sei ein Zusammenarbeiten mit ihnen unmöglich. Darauf folgte die bereits bekannte Absttmmung.

Darauf ergriff der Fraktionsführer der Nationalsozialisten, Abg Sauckel, das Wort, der erklärte, den Nationalsozialisten ginge es allein um die Zusammenhaltung der gegenwärtigen Regierung Die Bildung einer neuen Regierung durch di« Sozialdemokraten würde die Nationalsozialisten zu allerschärsster restloser Opposition veranlassen. Am Geburtstage Bismarcks zerreiße die Deutsche Volkspartei die nationale Front in Thü­ringen Dafür werde der NameDeutsche Volkspartei", hinter der das Volk nicht mehr stehe, verschwinden. Von nun an gelte der Volkspartei in Thüringen wie im Reich der grundsätzliche fanatische, verachtungsvolle Kampf der Nationalsozialisten.

Der Deutschnationale Dr. Herfnrth war der Meinung, datz für die Haltung der Thüringer Bolkspartei ein Druck von Ber­lin. insbesondere des Reichstagsabgeordneten von Kardorsf, maßgebend gewesen sei. Die Nationalsozialisten hätten sich bs- «it erklärt, die von der Bolkspartei für eine Einigung gestellten Forderungen anzunehmen. Die Volkspartei wollte, ungeachtet aller Zusicherung, einen Bruch der Koalition erzwingen. Sie­ger in diesem Kampfe sei allein die Sozialdemokratie. Bei An­nahme der Mitztrauensanträge würde das deutschnationale Re- Mrungsmitglied zurücktreten. Der Staatsparteiler Kallenbach sagte Zustimmung zu den Mißtrauensanträgen zu.

*

Die Berliner Blätter zur Thüringer Regierungskrise

Berlin, i. April. Zu der Annahme des Mißtrauensvotums gegen die nationalsozialistischen Regierungsmitglieder in Thü­ringen schreibt dieVosfische Zeitung", die Deutsche Bolkspartei hatte den Mut zu ihrem Entschluß wahrscheinlich nicht gefunden, menn sie nicht des Einverständnisses des Landvolkes sicher ge­wesen wäre. Genau gesehen, sei es das Landvolk gewesen, das me Nationalsozialisten abgeschüttelt habe. Das Kabinett Baum werde nach der Umbildung darauf rechnen dürfen, von den So­zialdemokraten keine Schwierigkeiten zu erleben. Thüringen werde eineRegierung Brüning" haben.

DerBörsencourier" sieht in der Annahme des Mißtrauens­votums die weit über die Verhältnisse Thüringens hinaus gül­tige Tatsache festgestellt, daß die Nationalsozialisten künftig un­tätig szien. Ein für alle Parteien bedeutsamer Versuch sei da- wlt gescheitert.

DerDeutsche" schreibt, die Folgen des Mißtrauensantrages gegen Frick könnten weit über Thüringen hinausgreisen und die Nationalsozialisten immer weiter in das Jsolierungslager des miidikalismus Hineintreiben.

DieDeutsche Zeitung" spricht von einem leichtfertigen Spiel oer Volkspartei, die ihrer kleinlichen Eitelkeit das Opfer an die «ozialdemokratie bringen zu sollen geglaubt habe. Die Folgen «erde Thüringen bald zu spüren bekommen.

DieNachtausgabe" betont, daß der Ursprung des Konflik- V nicht in sachlichen Meinungsverschiedenheiten zu suchen sei. «lan habe aber seit Monaten von außen her gehetzt und im

Dr. Frick

IWWWW

Rahmen ganz anderer politischer Fragen eine Vereinbarung zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie zustande gebracht. Gerade das hätte die Führung der Nationalsozialisten in Thü­ringen veranlassen müssen, besonders vorsichtig zu sein. Statt dessen habe man aber auf nationalsozialistischer Seite gegen die Volkspartei in solcher Form Stellung genommen, daß sie schließ­lich den lange gesuchten Grund zum Sturze Fricks gefunden habe.

Der kommunistische Bolksbegehrensantrag iw Thüringen zugelassen

Weimar, 2. April. Das thüringische Innenministerium hat dem Antrag der K.P.D. auf Zulassung des Volks­begehrens auf Auflösung des Landtages von Thüringen zugelassen und die Auflegungszeit der Listen für die Zeit vom 19. April bis 2. Mai 1931 angesetzt.

Krise in brr N.S S A.P. ?

Berlin, 1. April. Durch Verfügung Adolf Hitlers wurde der S.A.-Führer Hauptmann Stennes seines Amtes enthoben. Oberleutnant Schulz wurde zum S.A.-Führer ernannt.

Ein Vertrauensvotum für Hauptmann Stennes Berlin, 1. April. In einer Versammlung der Vertrauens­leute der Berliner S.A. wurde heute eine Entschließung gefaßt, in der Hitler u. a. Flucht vor der Verantwortung, Abschließung hinter einem Apparat verbonzter Parteifunktionäre, Behagen an chaotischer Unordnung und an byzantinischen Geschmacklosig­keiten, Aufgabe der ursprünglich klaren Ziele vorgeworfen wird. Die Entschließung endet mit den Worten: Wir haben unseren Führer Stennes beauftragt, alle Schritte zu ergreifen, um die S.A. in gewohnter Disziplin zusammenzuhalten. Unsere Führer haben für den einzuschlagenden Weg unsere absolute Vollmacht. Wir kämpfen nicht für die Partei und Bonzen, sondern allein für Deutschland.

Kein Konflikt zwischen Hitler und Goebbels Berlin, 2. April. Ein Teil der Berliner Morgenblätter be­richtet in großer Aufmachung über die Vorkommnisse in der Nationalsozialistischen Partei, die Absetzung des Berliner S.A.- Führers Stennes und den Protest der S.A.-Mitglieder, und würdigt sie im Zusammenhang mit dem Rücktritt des thüringi­schen Innenministers Dr. Frick als einen erheblichen Rückschlag der nationalsozialistischen Bewegung. Die Rechtspresse ver­meidet fast vollständig jede Aeußerung und teilweise auch die Berichterstattung über die ganze Angelegenheit.

Nach aus Weimar vorliegenden Nachrichten hat Dr. Goeb­bels im Verlaufe einer Kundgebung, in der er gemeinsam mit Hitler sprach, die Meldungen, daß zwischen ihm und Hitler Gegensätze beständen und er an irgendwelchen Absplitterungs- versuchen beteiligt sei, in schärfster Form als unrichtig bezeich­net. Auch der mitteldeutsche Führer der Nationalsozialisten, Kapitänleutnant v. Killingor, erklärte in einer Unterredung mit dem Dresdener Vertreter derD.A.Z.", daß er nach wie vor hinter Hitler stände und es ablehne, sich mit Hauptmann Stennes solidarisch zu erklären. DemVorwärts" zufolge hat sich der Lrandenburger Eausturmführer Wetze! für Stennes aus­gesprochen. Kapitän Ehrhardt soll, wie das gleiche Blatt be­richtet. mit Stennes Fühlung genommen und ein gemeinsames Vorgehen gegen Hitler besprochen haben. Nach Darstellungen anderer Blätter sollen die Berliner S.A.-Leute entschlossen sein, die Amtsübernahme durch Oberleutnant Schulz mit Gewalt zu verhindern. Das Parteibüro in der Hedemannstraße ist seit gestern nachmittag stark mit S.A.-Leuten besetzt.

Dr. Goebbels bleibt in Berlin München, 1. April. Die heute vom BerlinerAcht- Uhr-Abendblatt" gebrachte Meldung über eine Versetzung des Gauleiters der Nationalsozialistischen Partei in Ber­lin, Dr. Goebbels, nach Wien, entspricht laut Mitteilung ^

der Reichsleitung der N.S.D.A.P. in München in keiner Weise den Tatsachen. Dr. Goebbels sei nach wie vor Gau­leiter der N.S.D.A.P. in Berlin.

zu dem Erdbeben M Managua

2S6« Tote?

Nennork, 1. Avril. Rach dr» letzte» drahtlosen Telegram­men a»s Manag«« bat sich die Zahl der Todesopfer a«s 2S66 «»- höbt.

Managua, l. Avril Den ganzen Dienstag über wurden kleine Erdstöße versvürt. Lin Erdstoß um 9.30 Ubr vollendete die Zer­störung, fodaß innrrbalb de» engeren Stadtkreises kein Wohnge­bäude mehr erhalten ist. Die ganze Nacht hindurch brannte es a« zahlreiche» Stellen. Das Feuer brach immer wieder an neuen Stellen aus. da Mangel an Wasser die Löschverfuche unmöglich machten

Am schlimmsten scheinen danach die groben Gebäude des Stadt­zentrums gelitten zu haben. In dem völlig zerstörten Gefängnis kamen «klein ISS Mensche« um. Von dem größten Hotel steht m»r noch eine Mauer In den Trümmerhaufen sind überall Tore un» Verletzte sichtbar: Die Bahnlinien sind in einem Umkreis von 1l» Kilometer zerstört, was die Heranbringung der -Lazarettzüge vo« Lorinto erschwert. Die Zahl der Omer wäre wahrscheinlich noch größer gewesen, wenn nicht 40 Prozent der Bevölkerung die Stadt, verlassen gehabt hätte, um das Osterfest am Meeresstrand z» verbringen. .

Managua, die Hauptstadt von Nicaragua, «ine Stadt von übe» 66 666 Einwohnern, liegt »m Innern des Landes, am Managua- See Die 65666 Bewohner des Freistaates Nicaragua find z» zwei Dritteln bräunliche Triguenos. der Rest Weibe. Schwark, kuvierfarbige Mestizien und Ostasiaten. Die Landessprache ist spanisch. Die Ausfuhr von Kaffee. Bananen. Zucker. Mahagoni­holz gebt zum größten Tert nach den Vereinigten Staaten. Nica­ragua liegt zwischen Honduras im Norden und Costarica r» Süden, im Osten, mit der sogenannten Moskito-Küste, am Atlan­tischen und im Westen am Stillen Ozean. Es wird durch eine von Nordwesten nach Südosten ziehende vulkanische Gebirgskette in zwei Teile getrennt. Managua liegt westlich von dieser Kette.

Das Hilfswerk für Managua

Rewyork, 1. April.Associated Preß" meldet aus Ma­nagua, datz das Hilfsw-erk fieberhaft betrieben wird. Un­geheure Schwierigkeiten stellen sich ihm entgegen. Von Zeit zu Zeit ereignen sich neue Erdstöße, die neuen Schrecke«! unter den Einwohnern Hervorrufen. Soweit sich feststeb- len läßt, ist kein Gebäude der Stadt mehr bewohnbar. Di« meisten Einwohner kampierten nachts in den Parks, alt den Ufern des Managuasees und auf den Landstraßen. Staatspräsident Moncado, der gestern aus seiner Sommer­residenz in Managua eingetroffen ist, und mehrere Mit­glieder der Regierung verbrachten die Nacht in Zelten. Man befürchtet, datz infolge des Wassermangels «in« Epidemie ausbricht.

Arbeitsbeschaffung und ArbeitMelkung

Berlin, 1. Avril. Der Ausschuß, der unter dem Vorsitz des frü­heren Reichsarbeitsministers Dr. Brauns eingesetzt worden ist. um die Möglichkeiten zur Verminderung der Arbeitslosigkeit zu prüfen, sollte über einen Teil seiner Vorschläge bis Ostern be­richten. Wie wir erfahren, liest ein solches Teilgutachten nun im Reichsarbeitsministerium vor. Es enthält recht sorgfältige Un­tersuchungen und kommt zu ähnlichen Ergebnissen, zu denen man auch bei den früheren Arbeiten im Ministerium gelangt ist. Vor allem bandelt es sich dabei um zwei Probleme: Arbeitsbeschaf­fung und Arbeitsstreckung. Die Beschaffung «euer Arbeitsmög­lichkeiten hängl ganz davon ab. wie sich die kreditpolitische Lage entwickelt. Das gilt namentlich auch kür das Baugewerbe. Ende Avril werden sich die zuständigen Stellen darüber klar werden, wie weit das Vauvrogramm ausgedehnt werden kann. Eine in teressante Einzelheit ist ferner, daß man einen besonderen Gedan­ken aus der oielumftrittenen Arbeitsdienstpflicht ableitet, näm­lich ein« Art freiwillig«« Arbeitsdienstes, der überall dorr einge- fübrt werden soll, wo sich praktische Möglichkeiten dafür bieten Sie sind natürlich auch von der Kapitalsrage abhängig.

Um die Arbeitsstreckung durchzuführen, wird der Reichsarbeits­minister nach Ostern mit den einzelne» Industriezweigen ver­handeln. Es soll unter allen Umständen vermieden werden, daß die Wirtschaft durch Schematisierung oder Bürokratisierung die­ser Aktion geschädigt wird. Man wird deshalb wahrscheinlich für tede Industrie eine Kommission einsetzen. in der auch Fachleute der betreffenden Industrie sitzen. Der von dem Reichsarbeitsmi­nister angekündigte gesetzlich« Zwang soll nur da angewendet werden, wo man sich gegen eine vernünftige Regelung sperrt. Vertreter der Braunkoblenindustrie haben vor etwa 8 Tagen de» Reichsarbeitsminister ihre Bereitwilligkeit erklärt, eine Arbeits­zeitverkürzung vorzunehmen, die die Möglichkeit bietet, 16 Pro­sei Arbeiter mehr einzustellen. Dieses Angebot wird als ein sebr erfreulicher Fortschritt betrachtet.