Allgem. Aszriger stir Ae Bezirke RiM. Tal» ». SreOWM — Amtsblatt für de> Bezirk Ragolb >. Menkeis-siM
Gegründet 187/
Tannen
Aus Am
Ä»I«iz «»preis! Die einspaltig« Zeile «ker Keren Ra»« 1K Psg., die Reklamezette 4K Pf«. M» trleph. erteilte TnftrLge kderurhmen »ir kei»e Gewähr. Rabatt »ach Tarif, der jedoch bet Mchtl. Uintreib. «d. Kankursen hinfällig wird. Grfällnngsart Lltensteig. Gerichtsstand R«s«ld.
Erscheint wöchentl. 8 mal. / Bezugspreis: Monatlich 1.56 Mk.,die Einzelnummer kostet 1> Pfg. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höh. Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung / Postscheck-Konto Stuttgart S78Ü / Telegr^Adr.: „Tannenblatt" / Tslef. 1k
DtttMrnev 63
Alteriaeig» Dienstag den 17. Marx W31
54. Jahrgang
SL«
Stürmische RtWlagWum
Annahme des Genfer Handelsabkommens
Die Mntertagung des Reichstags näbert sich ibrem Ende, z Der Haushaltsausschub bat die Vorberatung des Etats abge- j schloffen. Er dielt daher am Monrag keine Sitzung mehr ab Der Osiausschub beginnt am Dienstag die Beratung der drei zur Ofthilf« gebärenden Gesetze. An gröberen Ausgaben bat der Reichstag dann nur noch die Zollvorlage zu erledigen, die der Reicherat soeben verabschiedet Hut.
Reichstagspräfident Lövr teilt bei Eröffnung der Reichstags- fitzung mit, datz von den Sozialdemokraten ein Antrag eingegangen sei. die Aufforderung zum politischen Mord wirksamer M bekämvfen und das Waffenverbot strenger durchzunibren.
Don den Kommunisten ist ein Antrag aus Aufhebung des Verbots des Roten Frontkämmerbundes eingegangen Beide Anträge werden ohne Widerspruch als letzter Punkt auf die heutige Tagesordnung gesetzt. Die 2. Beratung des Haushalts des Reichsarbeitsministeriums wird fortgesetzt.
Abg. Lambach (Polkskons 1 zieht aus einem Vergleich der deutschen Arbeitslosenzahlen mit denen Esnlands und Amerikas den Schlub. datz die grobe Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht zu- rückzuiübren sei auf die Besonderheit der deutschen Sozial- und Tarttvolitik sondern aut die grobe Verarmung des deutschen Volkes Die Frage der hoben Tributlasten ist zu einem vordringlichen Problem der deutschen Sozialpolitik geworden.
Abg. Dill (S.) protestiert gegen die Aussperrungsaktio» der bäuerischen Metallindustriellen
Abg. Karste« (S.1 erklärt unter grober Unruhe der Kommunisten, in der jetzigen Notzeit könne man an einen Ausbau der Sozialversicherung zwar nicht denken, aber es komme darauf an. die Sozialversicherung durchzukaltcn. bis eine bessere Konjunktur eintritt. In der Unfallversicherung müsse endlich auch den Arbeitnehmern der ihnen gebührende Einfluß auf dre Verwaltung gegeben werden.
Die zweite Beratung des Haushalts des Reichsarbeitsministeriums konnte noch nicht ganz zu Ende geführt werden. Aus dem groben Aufgabenbereich des Ministeriums ergab sich immer »euer Redestofs für Anregungen
Die Aussprache wird abgebrochen, um zunächst die
dritte Beratung des Genfer Handelsabkommens 1 « erledigen.
I« der namentlichen Schlub-bstimmung wird das Genfer Abkommen mir 231 gegen 1VK Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen angenommen.
Dafür haben gestimmt die Kommunisten^ Sozialdemokraten, die Etaatspartei, ein Teil des Zentrums und ein Teil der Deutschen volkspartei.
Die neuen Anträge gegen politische Mordhetze
Die Tagesordnung war belastet worden durch eingegangene Anträge der Sozialdemokraten und Kommunisten, die sich mit der letzten politischen Bluttat in Hamburg befaßten. Da die Nationalsozialisten und ihre Freunde nicht anwesend waren, hätte man eigentlich auf einen glatten Verlauf der Beratung des sozialdemokratischen Antrags rechnen können. Der sozialdemokratische Abgeordnete Sollmann, der ihn begründete enthielt sich auch aller Angriffe gegen die Kommunisten und richtete seine Front ausschlieblich gegen die Nationalsozialisten Das hinderte die Kommunisten nicht daran, dennoch einen wüsten Lärm zu volliühren und durch ihre Ordnungsstörungen eine Unterbrechung der Sitzung zu erzwingen. Da ibr eigentlicher Gegner, die nationalsozialistische Partei, nicht zur Stelle war, richteten sich ihre Wutausbrüche gegen die Sozialdemokraten. Der kommunistische Abgeordnete Lohagen drehte die Sache so. datz er den sozialdemokratischen Polizeipräsidenten und früheren Ministern unterstellte, sie hatten die Bluttaten von Nationalsozialisten gegen Kommunisten im Stillen begünstigt. Auf diese Weise konnte Lohagen olle möglichen Beschimpfungen gegen seine sozialdemokratischen Gegner anbringen. Er erhielt dafür vom Vizepräsidenten zunächst zwei Ordnungsrufe und die Ankündigung der Wortentziehung beim dritten Ordnungsruf. Als Vizepräsident Esser' durch ein weiteres Schimpfwort des Redners zur Wortentziehung genötigt wurde, kümmerte sich Herr Lohagen nicht um die Mahnung des Präsidenten. Er redete unter dem Beifall seiner Freunde unentwegt weiter und redete auch noch, als Vizepräsident Esser wegen der Unmöglichkeit, sich Gehör zu verschaffen die Sitzung unterbrach. Die Kommunisten sangen gemeinsam die Internationale. Sie brachten ein dreifaches Rot Front aus und gingen zu stürmischen Pfuirufen über, als nach Wiedereröffnung der Sitzung Vizepräsident Ester mitteilte, dab Herr Lohagen auf 36 Sitzungstage von Sitzung und Diäten ansgeschlossen ist. —
Der christlich-soziale Abgeordnete Henne drückte den Abscheu seiner Freunde vor den politischen Bluttaten der letzten Zeit aus «nd forderte strengstes Vorgehen gegen solche Kampfmethoden.
—Abg. Döbrich vom Landvolk verurteilte gleichfalls scharf die politische Mordhetze, aber er meinte, die bestehenden Gesetze würden gegen solche Methoden ausreichen, wenn sie mrt der erforderlichen Strenge angewandt würden. — Gegen Kommunisten und Landvolk wurde der sozialdemokratische Antrag angenommen,
«ährend der kommunistische Antrag der Ablehnung verfiel.
Ein Gesetz gegen Mordhetze
BrmtuiW» des ReWkablnelts
Reichsinnenminister und der Hamburger Anschlag
Berlin, 16. März. Das Reichskabinett hat sich heute abend mit der Wiener Reise beschäftigt, über die der Reichs- autzenminister eingehend Bericht erstattet hat. Dagegen find die Fragen der Ratifizierung des Genfer Handelsabkommens und des Russengeschäftes noch nicht behandelt worden. In politischen Kreisen weist man darauf hin, datz es sich bei dem heute vom Reichstag angenommenen Antrag zum Genfer Abkommen ja nur um eine Ermächtigung für das Kabinett handelt, wobei es der Regierung überlassen bleibt, wenn sie davon Gebrauch macht. Die Frage der russischen Aufträge wird voraussichtlich erst Ende der Woche entschieden werden, da bisher noch nicht alle Vorfragen geklärt sind. Eine Schwierigkeit besteht offenbar darin, datz die Länder bisher einer Beteiligung an der Bürgschaft nicht zustimmen zu können glaubten. Es wird also wohl mit ihnen noch weiter hierüber verhandelt werden.
Zn der Wandelhalle des Reichstags unterhielt man sich naturgemäß auch über den Hamburger Anschlag auf Henning. Ein Berliner Abendblatt hatte an den Reichsinnenminister die Frage gerichtet, was er angesichts der Zuspitzung des Kampfes zwischen den radikalen Parteien zu tun gedenke. Von unterrichteter Seite verlautet, datz der Reichsinnenminister gar nicht in der Lage ist, entscheidende Schritte zu unternehmen.
In politischen Kreisen erwartet man eine Verordnung des Reichsinnenministers, die gewisse Verschärfungen des Versammlungs- und Presserechtes enthält. Sie dürfte aber erst nach der Beendigung der Reichstagsverhandlungen, also im April erscheinen. Zweifellos wird der Hamburger Anschlag auch in der Besprechung mit den Innenministern der größeren Länder behandelt werden, die ursprünglich heute stattfinden sollte, dann aber auf Mittwoch verschoben wurde. Die Möglichkeit zu direktem Eingreifen ist dem Reichsinnenminister aber nicht gegeben.
Politischer Mord in Hamburg
Ei« kommunistischer Abgeordneter in Hamburg ermordet
In Hamburg ist das kommunistische Bürgerschaftsmitglird Ernst Henning in der Nacht zum Sonntag in einem Autobus, der von Zollenspieker nach Ha iburg fuhr, kurz hinter Ochsenwerder erschossen worden. Der Polizeibericht teilt darüber mit: Henning befand sich in Begleitung eines Parteigenossen Cahn- bley. In Fünfhausen bestiegen drei Männer den Omnibus, sie zunächst ruhig Platz nahmen. Plötzlich erhoben sie sich, zogen Pistolen hervor und riefen den Fahrgästen zu: „Hände hoch!" Dann fragten sie Henning, ob er das kommunistische Bürgerschaftsmitglied Andre sei und forderten ihn auf, seine Papiere zu zeigen. Als Henning hierauf seinen Namen nannte, erwiderten sie: „Dich suchen wir gerade." Im gleichen Augenblick gaben sie eine Anzahl Schüsse auf Henning ab, sprangen alsdann aus dem Wagen und schossen von draußen weiter in de» Wagen hinein. Henning war sofort tot. Eine im Wagen befindliche Lehrerin erhielt zwei Beinschüsse. Die Täter entkamen im Dunkel. Nach den bisherigen Ermittlungen sind sie in rechtsradikalen Kreisen zu suchen.
Zu der Mordtat in den „Vierlanden" gibt die NSDAP. Gau Hamburg, folgende Erklärung ab: Die Täter sind zur Zeit der Tat Mitglieder unserer Parte! gewesen. Ihre Tat wird von uns auf das schärfste verurteilt. Sie haben sich hiermit aus unseren Reihen auf Grund der Anordnungen unseres Führers Adolf Hitler selbständig ausgeschlossen. Die Eauleitung bat, nachdem sie erfahren hatte, wer die Täter waren, sofort die Polizei mit dem Namen derselben bekannt gemacht und zwei der Täler veranlaßt, sich Montag nacht 2.30 Uhr freiwillig m stellen, was auch geschehen ist.
Wie die „B.Z" erfährt, haben sich die beiden Täter bei der Hamburger Polizei unmittelbar vor ibrer Verhaftung gestellt. Sie hatten erfahren, dab man ihren Namen und ihre Wohnung mutzte und sind deshalb selbst zur Polizei gegangen. Der eine der Täter ist der frühere Polizeiwachtmeistkr Janben, der vor etwa einem halben Jahr aus der Hamburger Polizei wegen nationalsozialistischer Umtriebe entfernt wurde Sein Tatgenosse ist der Handlungsgehilfe Bammel. Beide haben eingestanden, dab sie die Tat begangen haben, und beide erklären, eingeschriebene Mitglieder der Nationalsozialistischen Partei zu sein. Der dritte Täter ist ein aus München seit einiger Zeit in Hamburg zugrei- fter Mann namens Höckmever. auch er ist festgenommen.
Eine Erklürung Killers zur Hamburger MM
München, 16. März. Zu der Bluttat in Hamburg erklärte der Führer der nationalsozialistischen Arbeiterpartei, Adolf Hitler: Zch bedauere und verurteile die Tat der Hamburger Parteigenossen auf das schärfste. Ich sehe aber in den Tätern nur die unglücklichen Opfer einer seit Monaten unbestraft gebliebenen Blut- und Mordhetze der kommunistischen „Antifa". Zahlreiche Parteigenossen sind dem verbrecherischen Wüten dieser Mordpropaganda zum Opfer gefallen, ohne datz die staatlichen Behörden zu einer entsprechenden Abwehr geschritten wären. Soeben ist wieder ein junger Nationalsozialist von diesen Mordbuben erschossen worden, während ein anderer auf das schwerste verwundet jetzt noch mit dem Tode ringt.
So sehr ich daher die Tat verurteile, so groß ist mein Mitleid mit den verirrten unglücklichen Parteigenossen, die sich durch ihr Handeln selbst aus der Bewegung ausgeschlossen haben. Das menschliche Mitleid aber zwingt mich, für ihren Rechtsschutz um so mehr aufzukommen, als dadurch vielleicht die Möglichkeit geboten wird, das gesamte Deutschland auf die Leiden aufmerksam zu machen, denen heute Zehntausende von Nationalsozialisten wegen ihrer politischen Gesinnung wehrlos preisgegeben sind. Zch habe daher Rechtsanwalt Dr. Frank II, München, beauftragt, die Verteidigung der drei Täter zu übernehmen undi werde di e Kosten hierfür aus eigenem bestreiten-
Presse- und Bersamuttungsverbot i» Hamburg
Hamburg, 16. März. Der Hamburger Senat bat heure auf Grund des Artikels 48 Abs. 4 der Reichsveriassung eine Verordnung erlassen, die das Erscheinen und die Verbreitung der nationalsozialistischen Zeitungen „Hamburger Tageblatt" und „Blatt der Niedersachsen" sowie der kommunistischen Blätter „Hamburger Volkszeitung" und „Norddeutsche Zeitung" und aller Ersatzblätter mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres verbietet. Gleichzeitig werden bis aus weiteres Versammlung der NSDAP, und der KPD. unter freiem Himmel und in geschlossenen Räumen verboten.
Auch in Altona und Wandsbek Bersammlungsverbot
Berlin, 17. März. Aehnlich wie der Hamburger Senat haben, einer Meldung des „Berliner Tageblatts" zufolge, auch die Polizeipräsidenten von Altona und Wandsbek ein Demonstrations- und Versammlungsverbot für Kommunisten und Nationalsozialisten erlassen. Diese Maßnahme wurde für erforderlich gehalten, weil es bei früheren Gelegenheiten wiederholt vorgekommen ist, daß Versammlungen bei einem Hamburger Verbot auf preußisches Gebiet verlegt wurden.
Etmltsvartet und RMsbmmrr
Berlin, 17. März. Zn den letzten Wochen haben zwischen der Leitung der Deutschen Staatspartei und der Leitung des Reichsbanners mehrfach Besprechungen stattgefunden. Die Leitung des Reichsbanners Schwarz-Rot- Eold hat, der „Vossischen Zeitung" zufolge, bei diesen Besprechungen erklärt: „Das Reichsbanner ist Schutzwehr des Staates von Weimar. Die Arbeit des Reichsbanners ist streng überparteilich. Zn der Organisation des Reichsbanners soll volle Parität gewahrt bleiben. Falls gegen diese Grundsätze an einzelnen Stellen verstoßen werden sollte, wird die Leitung des Reichsbanners nachdrücklichst einschreiten."
Reichstagsabgeordneter Dr. Külz machte in der Sitzung des Eesamtvorstandes der Deutschen Staatspartei Mitteilung von diesem Besprechungsergebnis. Es wurde unter Zustimmung des Vorstandes festgestellt, datz überall dort, wo der Grundgedanke des Reichsbanners, Schutzwehr des Staates von Weimar zu sein, und wo in der Organisation die Parität gewahrt wird, eine Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold auf der Linie der staatspolitischen Ziele der Deutschen Staatspartei liegt.
Landvolk-Parteitag in Weimar
Weimar. 16. März. Die Christlichnationale Landvolk- uns Bauernpartei (Deutsches Landvolk) hat hier einen Parteitag abgehalten. Reichsernährungsminister Schiele war dabei anwesend und hielt eine Rede gegen die „nationale Opposition" .Wehe denen, die abseits stehen! Wehe denen, die uns -.n dies«» elementaren Not den Rücken kehrten, in der es täglich gilb rnsere Scholle neu zu erobern. Mit der Parole ..Macht Euren Dreck alleine!" ist weder der deutschen Landwirtschaft, noch dem deutschen Volke zu Helsen. Wie will man denn der Landwirt- schaft Helsen, wenn man Ermächtigungszölle ablehnt, nur wett sie von einer „landwirtschastsseindlichen" Regierung zur völligen Niederreitzrrng des Zollschutzes verwandt werden könnten? Wohin führt der Weg der unentwegten Verneinung? Verzweiflung, und Verhetzung mache» deute bereit« vor keiner Autorität matz«.