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Nr. 68
Das Erdbebe« in Südserbie«
Belgrad, g. März. Nach den letzten Meldungen aus den durch das Erdbeben beimgesuchten Gebieten scheint es. daß die Zahl der Todesopfer nicht jo hoch ist, als es die ersten Nachrichten be- liirchten liehe«. Die Bevölkerung beginnt wieder Mut zu fassen, jedoch ziehen es die Leute vor, unter Militärrelten im Freien zu verbleiben.
Einigung in Peru
Lima, 1 V März. Die m Arequipa (Südperu) gebildete Junta unter Führung Ocampos har beschlossen, zurückzutreten, um die Einigung zur Befriedung des ganzen Landes nicht zu verhindern. Darauf haben Oberst Iimenez und die übrigen Mitglieder der Junita in Lima Sen Entschluß gefaßt, sich mit der Ernennung Ocampos zum provisorischen Präsidenten einverstanden zu erklären.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 11. März 1931.
Schafft Arbeit! (Ein Wort zur kommenden Reichs- Handwerks-Woche.) Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit darf heute kein Volksgenosse unbeteiligt beiseitestehen. Es ist den meisten nicht bewußt, wie sehr sie, sei es durch ihre Teilnahmslosigkeit, sei es durch jenes Äbgestumpstjein und Verzagen, das bald zu einer Epidemie zu werden droht, zur Verschlechterung der allgemeinen Lage beitragen. Schließlich darf man doch eine „Ankurbelung der Wirtschaft" nicht von unbekannten und geheimnisvollen außenstehenden Mächten erwarten. Nein, jeder einzelne von uns muß mithelfen, soweit er dazu irgend in der Lage ist, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Wie viele solcher Möglichkeiten es auch heute noch gibt, das zeigt uns eine Broschüre, die anläßlich der Reichs-Handwerks-Woche vom 13. bis 22. März 1931 durch die Organisationen des deutschen Handwerks an das Publikum verteilt wird. Diese offizielle Aufklärungsschrift mit dem Titel: „Handwerk tut not! Fördert das Handwerk!" regt in unterhaltsamen, lebendig geschriebenen Aufsätzen zu eigenem Nachdenken und zu positiver Mitarbeit im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit an. Ausgehend von der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung des deutschen Handwerks für eine wahre Volksgemeinschaft, zeigt sie dessen innige Verflechtung mit allen Gebieten des täglichen Lebens und weist nützliche Wege zu neuem Aufstieg. Die Probleme, die hier von berufenen Autoren in leicht faßlicher Form behandelt werden, sind so lehrreich, die Beachtung der darin aufgestellten Forderungen gerade heute so wichtig, daß das Büchlein in jede deutsche Familie gelangen müßte.
— Lanoesourchfchnrtt der Gemeindeumlagen. Durch eine Verordnung des Innenministeriums und des Finanzministeriums über den Landesdurchschnütssatz der Gemeinde- Umlagen ist die Höhe des Landesdurchschnitts der Ee- meindegrundsteuern und der Gemeindegewerbesteuern aus 19,0 Prozent der gemeindeumlagepflichtigen Grund-. Gebäude- und Gewerbekataster festgestellt worden.
— Mondfinsternis. Astronomen weisen darauf hin, daß am Gründonnerstag. 2. April, eine totale Mondfinsternis eintreten wird, die bei guten Wetterverhältnissen besonders gut von den Höhenzllgen Süddeutschlands beobachtet werden kann Die Dauer der Mondoerfinsterung ist auf 3 Stunden 28.5 Minuten berechnet worden. Am 26. September 1931 folgt eine zweite Mondfinsternis.
Altensteig-Dorf-lleberberg. 10. März. (Kirchengemeinderatswahl.) Gewählt wurden von Alten st eig-Dorf Bürgermeister Seeger, Eemeindepfleger Kalmbach, Friedrich Frey, Landwirt; von Ueberberg Missionar Eöh- ring, Adam Bauer, Landwirt, Gottlob Theurer, Weber, >
Georg Adam Kalmbach, Landwirt, Bürgermeister Schleeh, Adam Theurer, Landwirt.
Ueberberg, 9. März. (Amtseinsetzung.) Nach Bestätigung seiner Wahl erfolgte am Samstag die Verpflichtung und Amtseinsetzung unseres neuen Bürgermeisters Schleeh durch Herrn Landrat Vaitinger in Anwesenheit des Eemeinderats und von Gästen. Die Vertreter der Schule, der Kirche und der Körperschaftsbeamten entboten die besten Glückwünsche.
Berneck, 10. März. Die Kirchengemeinderatswahl am letzten Sonntag wurde zu einer schönen Vertrauenskundgebung für die seitherigen Mitglieder, die fast einstimmig wiedergewählt wurden. Es sind dies die Herren I. E. Flaig, Holzhauer; Bürgermeister Kalmbach; Gerber Kempf; Stadtpfleger Wurster und Zimmermann Johs. Bauer.
Earrweiler, 11. März. Wie uns zum Tode des Johs. Schnierle, Bäcker von hier mitgeteilt wird, ist sestzu- stellen, daß derselbe den Heimweg von Pfalzgrafenweiler bereits in den Nachmittagsstunden zwischen 4.30 und 5 Uhr angetreten hat.
Wart, 11. März. Zu seiner ersten Generalversammlung hat der „Sängerbund" seine Mitglieder am vergangenen Sonntag in den „Adler" geladen. Vorstand E. Stoll begrüßte die vollzählig erschienenen aktiven und passiven Mitglieder mit herzlichen Worten. Er gab einen Rückblick auf die geleistete Sängerarbeit und bot einen Ausblick auf die Aufgaben, welche den Verein im kommenden Jahr erwarten. Der Verein wird an der ihm am besten liegenden Liederart, am Volkslied, Weiterarbeiten. — Nach dem Berichte des Kassiers E. Pfeisle ist der Stand der Vereinsfinanzen ein erfreulicher. Der Bericht des Schriftführers D. Roller zeigte, daß der Verein im abgelaufenen Jahr seiner Aufgabe, der Gemeinde bei Feierlichkeiten zu dienen, nachgekommen ist und daß er seine Hauptaufgabe, durch das Volkslied eine wahre Sängergemeinschaft zu bilden, erfüllen will. — Die anschließenden Wahlen brachten folgendes Ergebnis: Auf zwei Jahre wurde gewählt als 1. Vorstand Georg Stoll, als 2. Vorstand H. Sautter, in den Ausschuß I. Fr. Eroßhans und Fr. Feuerbacher. — Nach der Verlesung und Annahme der Statuten sprach der Dirigent, Hauptlehrer Reich, über den Sinn des Singens und über das Volkslied. Hierauf schloß der Vorstand mit Worten des Dankes an alle Sänger die anregend verlaufene Aussprache. Während des nachfolgenden gemütlichen Beisammenseins kam die Gemeinschaftsstimmung im Verein erst recht zum Ausdruck und manche Chorgesänge bildeten den Ausklang der schön verlaufenen Versammlung.
Pfalzgrafenweiler, 11. März. (Einbruch.) In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde hier im Gasthaus zum „Engel" ein Einbruchdiebstahl verübt. Der bis jetzt noch unbekannte Täter drang in das im Erdgeschoß liegende Wirtschaftszimmer ein, eignete sich zwanzig Schachteln Zigaretten und ungefähr 4 Mark an und verschwand. Der Schneesall in derselben Nacht verwischte jegliche Spuren, so daß es schwer halten wird, den Täter festzustellen. Bemerkenswert ist, daß schon letzten Sommer zwei Einbruchdiebstähle in demselben Haus getätigt wurden.
Freudenstadt, 10. März. (BeimEisenbahntrans- po r t e r st i ckt.) In einem Viehwagen der Reichsbahn, in dem Rindvieh von Altheim nach Freudenstadt transportiert wurde, wurde beim Ausladen in Freudenstadt eine Kuh verendet vorgesunden. Wahrscheinlich war sie zu kurz angebunden und erstickt.
Calw, 7. März. Der Jahresabschluß der Oberamts-, sparkasse Calw, gemeinnützige Eeldanstalt der Amtskörperschaft, läßt einen bedeutenden Aufstieg dieser Anstalt erkennen. Die neuen Einlagen haben eine Zunahme von 600 387 Mark erfahren; ein Zeichen dafür, daß trotz der Arbeitslosigkeit und einer darniederliegenden Wirtschaft der Wille zum Sparen groß ist. Unter Hinzurechnung der Auswertungsspareinlagen verfügt die Oberamtssparkasse
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Nomon von I. S ch n e i d e r - F ö r st l Nachdruck verboten.
41. Fortsetzung
Als Hanna den Tisch abräumte, wollte Elisabeth ihr beim Hinaustragen des Geschirrs behilflich sein.
„Bleib hier, ich habe mit dir zu reden!" gebot er.
Sie wurde rot und blaß und bot ein Bild grenzenloser Verwirrung. Ihr Anblick wirkte wie das leibhaftige schlechte Gewissen in Person. Kann er meine geheimsten Gedanken erraten? ängstigte sie sich.
„War Hilbertt gestern bei dir?" forderte Reichmann barsch Auskunft und sah unablässig in ihr Gesicht.
Ihre Hände legten sich, stützesuchend, auf die Ecke des großen Ecktisches.
„Und?" fragte er, beide Hände auf dem Rücken faltend.
Sie sah ihn verständnislos an. Was wollte er mit dem .Und?"
„Solch eine Schlittenpartie ist wohl schöner und amüsanter als eine mit mir? . . . Wie? ..."
„Georg," bat sie erschrocken und würgte die Tränen hinab.
„Es wäre zum mindesten am Platze gewesen, daß du mir gegenüber eine Erwähnung gemacht hättest," fuhr er kort. „Ich mußte es erst von Hilbertt erfahren. Was ich davon denken soll, weiß ich nicht. Ich will nicht hoffen, daß das öfter vorkommt!"
Daß sie in ihrer Ratlosigkeit und in ihrem Suchen, wie sie ihn besänftigen könnte, um eine Antwort verlegen war, reizte ihn. Eine dunkle Röte kroch seine Stirne hinauf. Seine Hände ballten sich langsam zusammen.
„Es sieht ganz danach aus," warf er ein, „als ob du dich schämtest, dich mit mir auf der Straße zu zeigen. Das hättest du früher bedenken sollen, wenn du findest, daß Hil- bertt besser zu dir paßt."
Ein paar schwere Tropfe» rannen ihr die Wange herunter.
„Heul' nicht schon wieder!" sagte er ärgerlich. „Wenn du ausfahren willst, dann sag's, in Zukunft nehm' ich dann einen Mietwagen oder geh' zu Fuß!"
Sie schluckte tapfer ihre Tränen hinab, während er auf- stand und das Zimmer verließ. Die Türe fiel heftig hinter ihm ins Schloß.
Sie verspürte keinerlei Kränkung durch seine Worte. Es war ihr nur recht geschehen. Weshalb hatte sie ihn so grundlos verdächtigt. Darüber hatte sie vollkommen vergessen, mit ihm von der Schlittenfahrt mit Jörg zu sprechen. Es war ihr eine ganze Entlastung, daß er sie ge- demütigt hatte.
Gegen zehn Uhr trat sie in sein Arbeitszimmer, ihm den Gutenachtkuß zu geben.
„Verzeih' mir, Georg," bat sie, sich über ihn neigend.
Er sah flüchtig auf. „Ja, geh' nur!"
„Bitte!" Ihre Lippen brannten den seinigen entgegen.
Das entwaffnete ihn. Er suchte gleichgültig zu bleiben, bog aber in der nächsten Minute doch ihren Kopf zu sich herab und küßte sie.
„Ich Hab' ja sonst keinen lieb als dich!" flüsterte sie und drückte ihr Gesicht beschämt an seinen Hals.
„Ich will's hoffen!" Er lachte schon wieder. „Morgen ist großes Wettrodeln vom Falkenstein. Ich habe Nella ersucht, dich mitzunehmen, damit du nicht immer zu Hause sitzt. Wenn ich's ermöglichen kann, hol' ich dich im Waldhaus ab. Außerdem fährst du mit Nenkells nach Ludwigstal. Ich erwarte dich dann im Herrenhaus."
„Danke!" sagte sie strahlend. „Darf ich mitrodeln?"
„Du?" kam es erstaunt.
„Es war nur ein Scherz!" sagte sie hastig.
„Wenn du willst!" Er zuckte die Achseln. „Ich nehme dann gleich den Sanitätswagen mit und den großen Verbandskasten. Denn mit heilen Gliedern kommst du ja doch nicht herunter von der Höhe. Laß es sein. Es ist gescheiter. Geh' um Gotteswillen schlafen jetzt. Was so eine Frau einem Zeit wegnimmt I"
„Komm mit," bettelte sie. „Du bist so übermüdet und ich sorge mich so sehr, wenn du so angegriffen aussiehst."
Er stieß einen schweren Seufzer aus, erhob sich aber und ging mit ihr in das Schlafgemach hinüber.
Merkwürdig, was so eine Frau alles zuwege bringt, dachte er halb verärgert, halb gerührt. Sie macht noch einen ganzen Pantoffelhelden aus mir, schloß er seine Gedankenreihe.
Noch ehe Elisabeth sich ausgekleidet hatte, war er schon im Einschlafen. Und sie war selig darüber, daß ihm nun «in paar Mehrstunden der Ruhe gegeben waren.-
über einen Eesamteinlagenbestand von 4 741 075 Mark. An Aufwertungsguthaben sind bis jetzt 53 600 Mark aus- bezahlt. Die Zahl der neuen Sparbücher ist auf 6591, die der Depositenkonten auf 932, die der Girokonten auf 1520 gestiegen. Die Vermögensrücklagen der Oberamtssparkasse betragen 206 819 -4t und die Aufwertungsmasse 364 619 °4t.
Wildbad» 10. März. (Das Jahr 1930.) So ziemlich in allen deutschen Bädern hat die ungünstige Wirtschaftslage die Fremdenverkehrsziffern des Jahres 1930 beeinflußt. Auch in Wildbad sind diese Einwirkungen nicht ganz ausgeblieben. Dank der unübertroffenen Heilkraft seiner Quellen zählt es aber zu denjenigen Bädern, die am besten abgeschnitten haben, wenn auch die Rekordzahlen der beiden letzten Jahre nicht ganz erreicht wurden. Es wurden 275 969 Uebernachtungen (1929 : 288492, 1928 : 283 734) gezählt, so daß ein Rückgang gegenüber 1929 von 4,3 Prozent, gegenüber 1928 von 2,7 Prozent zu verzeichnen ist, während alle vorhergebenden Jahre weit übertroffen sind. — Erfreulicherweise ist die Zahl der ausländischen Dauergäste wieder z. T. erheblich gestiegen.
Schramberg. 9. März. (Politischer Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Gegnern, vornehmlich Kommunisten.) Gestern abend 8 Uhr fand eine öffentliche Versammlung der Nationalsozialisten statt, in der Reichstagsabgeordneter Wieland über das Thema: „Warum find die Nationalsozialisten aus dem Reichstag ausgezogen", sprach. Der Redner wurde immer wieder von den Gegenparteien ausgebrüllt so daß seine Worte nicht mehr durchdrangen. Als kein Ende dieser Krakelereien zu sehen war und die Gemüter sich immer mehr erhitzten (ein Teil der Versammlungsteilnehmer beider Parteien lagen sich schon in den Haaren) griff die Polizei ein und schloß die Versammlung zwischen 9.30 und 10 Uhr. Die gegen die Nationalsozialisten demonstrierende Menge wurde von der Polizei ferngehalten, so daß die Ersteren geschlossen abmarschieren konnten. Die Polizei hatte schwere Arbeit zu verrichten. Auch von dem Gummiknüppel mußte sie Gebrauch machen. Die Nationalsozialisten setzten ihre Versammlung in einem anderen Lokal fort.
Stuttgart, 10. März. (Textil- und Bekleid» nas° messe.) Die Frühjahrsmesse findet zum zwölftenmal in den Tagen des 12., 13. und 14. April in der Stuttgarter Eewerbehalle statt. Mit der Messe wird eine Sonderschau mit vier Abteilungen verbunden sein. Dieir vier Sonderdarbietungen zeigen je in geschlossenem Rahmen „Die Dame von morgens bis abends"; „Strand- und Sport» bekleidung": „Ausstattung des Kindes" und „Das neuzeitliche Textilschaufenster".
Bleibt Bazille im Landtag? Der Württ. Staatsgerichtshof ist auf Freitag, den 20. März, einberufen, um über die Klage der Deutschnationalen Partei gegen die fernere Gültigkeit des Landtagsmandats des Ministers Bazille zu entscheiden. Die weitere Ausübung seines Amtes als Minister würde aber von einer Ungültigkeitserklärung seines Mandats unberührt bleiben.
Einfuhrverbot. Wegen erneuter Einschleppung der Maul- und Klauenseuche nach Württemberg wird die Dauer der polizeilichen Beobachtung für Wiederkäuer und Schweine aus den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben und Neuburg sowie Mittelfranken bis auf weiteres auf zehn Tage festgesetzt.
Die Aerzte zum § 218. Im Medizinischen Korre- spondenzblatl für Würrtemberg gibt die Württ. Aerztekam- mer die Erklärung ab, daß sie aus sozialen, rech'.lichen» gesundheitlichen und sittlichen Gründen an der Stellungnahme festhalte, die im Jahre 1925 vom Deutschen Aerzletag in Leipzig, auf dem 33 581 Aerzte vertreten waren, fesigelegt wurde. Danach sei die Abtreibung unbedingt abzulehnen.
- Der Lenz ist da! So über Nacht war er gekommen.
' Elisabeth konnte es nicht fassen, nicht glauben. Als sie am Morgen die Läden öffnete, lag strahlende Frühjahrssonne über dem Garten.
Elisabeths Augen zeigten ein Glänzen und in ihrem Herzen trug sie eine Wonne ohnegleichen mit sich.
„Ich möchte dich etwas fragen," sagte sie eines Tages ganz unvermittelt zu ihrem Manne, der eben in seine Mittagszeitung vertieft war.
„Ja," gab er mürrisch zurück, „aber mach' rasch."
Sie schüttelte den Kopf und ging an ihm vorbei, nach ihrem Nähtischplatz am Fenster.
„Nun?" fragte er gereizt.
„Es hat keine Eile," gab sie zurück, aber er hörte das Zittern in ihrer Stimme.
Herrgott, was so ein Weib für einen Gefühlsballast mit sich herumschleppte. Die Liesl insbesondere. Die schien aus lauter Molltönen zusammengesetzt.
Er nahm seine Zeitung und ging in sein Studierzimmer nebenan. Am Ende käme er gar noch auf den Einfall, sich zu ihr auf den Fensterplatz zu setzen. So viel durfte er sich denn doch nicht vergeben.
Er sah durch die offenstehende Türe, wie sie über eine Näharbeit gebückt saß und — wahrhaftig, sie sah gar nicht gedrückt aus. Sie lachte ihm zu. als ihr Blick ihn traf. Na also, da konnte man ja draußen bei ihr weiterlesen.
„Was wolltest du denn vorhin sagen?"
Er hatte die Zeitung neben ihr sitzend im Schoß gefaltet und sah sie wartend an.
Sie ließ sofort ihre Arbeit sinken und legte beide Hände übereinander auf die polierte Platte des kleinen Tischchens.
„Hast du Annemarie lieb?"
Er war für den Augenblick sprachlos. Wenn sie nichts Wichtigeres zu fragen hatte, hätte sie ihn nicht in seiner Lektüre zu stören gebraucht.
„Natürlich!" warf er ärgerlich hin. „Warum sollte ich ste nicht liebhaben?"
„Hast du überhaupt alle Kinder gerne?"
„Nun hör' aber auf, Liesl," ärgerte er sich. „Du frägst ° wie in einer Klein-Knabenschule."
„Hast du — würdest du auch — ich meine-" Sie
brach jäh ab und wurde glühend rot bis an das feine Haar-'
(Fortsetzung folgt.)