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Politische Weihnachtsgedanken

Die Stille der Weihnacht beginnt, sich auf ein zehetztes Volk herabzusenken. Wir können Tage der Einkehr, Selbst­besinnung und Sammlung brauchen, denn wie kaum je ein­mal erleben wir ein so schweres, sorgenvolles Weihnachts­fest. Kriegszeiten sind über unser Volk hingegangen und schweres Leid, bittere Last und Bedrängnis haben rw ge­tragen in den Jahren des Völkerringens. Und dann kamen gehn Jahre langsamen Wiederaufbaues, die unser Volk Wieder heraufführten nach dem Zusammenbruch von 1918 «nd 1919. Noch einmal sah es aus, als wollte uns die Eeldzerrllttung der Jnflationsperiode ins Chaos zurück- werfen. Aber in fünfjährigem Wiederaufbau konnte vieles Verlorene gerettet und gewonnen werden. Da trat nun in diesem zu Ende eilenden Jahr der schwere wirtschaftliche Rückschlag voll in Erscheinung. Schon im Vorjahre hatten wir zu Weihnachten nicht mehr das Gefühl: Es geht vor­wärts. Es machten sich die ersten stärkeren Anzeichen einer Wirtschafts- und Finanzkrise bemerkbar. Und nun stehen wir vor dem sorgenvollsten Weihnachten, denn der wirt­schaftliche Rückschlag umschleicht jedes deutsche Haus. Tau­sende und Hunderttausende sind so schwer getroffen, daß sie am Rande der Verzweiflung stehen. Niemand kann vor­aussehen, was die nächste Zukunft bringt. Wer sich heute noch sicherer Stellung erfreut, kann binnen kurzem selbst brotlos sein, ein Einzelner in dem Heer der ständig wach­senden Arbeitslosen.

Und da herein, in diese Stimmung des Pessimismus, tritt nun Weihnachten, das liebe und vertraute Fest. Unsere Sol­daten haben es im Schützengraben unter schwierigeren äuße­ren Verhältnissen gefeiert, es hat die Stürme der Revolu­tion überstanden und auch in den Jnflationsjahren haben wir uns nicht unterkriegen lasten. Ja, wir wollen uns das Fest auch heute nicht nehmen lasten, trotz drückender wirtschaftlicher Sorgen, trotz grenzenlosen politischen Partei­haders. trotz des Rüstens der Andern, denen das Gerede vom Frieden in der Welt draußen nur leerer Schall ist? Wir brauchen Weihnachten zu unserer Erquickung und Stär­kung. nicht nur die Poesie des Festes, die Weihnachtsstim­mung, gegenüber dem materialistischen Alltag, sondern eben den Geist der Weihnacht, der Licht, Liebe und Leben ist? Man hat schon gesagt: Weihnachten habe eindoppeltes Gesicht! Das eine sieht hinein in den Kreis der Fa­milie. Durch unser kindermlldes Volk geht am Heiligen Abend etwas wie Kinderfreude hindurch. Das Kind steht in diesen Festtagen vielfach im Mittelpunkt. Und die deutsche Weihnachtsstimmung ist eben ohne Kinder kaum denkbar. Das andere Gesicht sieht hinaus in die Welt und hört die Botschaft: Friede auf Erden! Kein Zweifel: Diese Botschaft wird heute mit neuen Zungen verkündet. Wir wissen nicht, umschließt diese Ankündigung heute eine neue Weltordnung oder bleibt sie leerer Schall im Leben der Völker Nach den Ergebnisten der Genfer Konferenz zur Abrüstung in den letzten Wochen, nach der Tätigkeit der politischen Führer der Völker, nach dem Aufrllsten rings um das deutsche Volk, wagen wir es nicht, zu glauben, daß der Friede auf Erden in absehbarer Zeit Wirklichkeit werde. Wir haben gehofft, daß dieAechtung des Krieges" durch die Staatsmänner dieser Welt in Paris Dauerfrieden schaffe, eine Epoche, die den Glanz des Weihnachtslichtes noch Heller erstrahlen lasten könnte. Wir sind durch sie Er­fahrungen der letzten Jahre darin getäuscht worden! Aber vielleicht ging der Eedankenflug zu hoch. Wenn die Weih­nachtsbotschaft Wirklichkeit werden soll, so muß die Selbst­lucht überwunden werden. Durch die Macht der Liebe muß

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den lebensgcstaltenden und lebensbeherrschenden geistigen Kräften freie Bahn gemacht werden. Von innen her muß Liese Wandlung kommen. Denn alle Worte von Frieden ! und Liebe sind leere Redensarten, wenn nicht Gottes Geist

- den einzelnen Menschen erlöst und freimacht von dem , Kriegsgeist, der im Leben Egoismus heißt.

! Nun stehen wir in Deutschland in einer nie erlebten ' Wirtschaftskrise und ein großer Teil der Völker die- j fer Erde in gleicher oder ähnlicher Lage. Deutschland will s arbeiten, es kann arbeiten, es ist imstande, Leistungen zu j vollbringen, die der Menschheit nützen. Aber man läßt das ; deutsche Volk nicht arbeiten, andere haben die Arbeitsplätze : belegt, es muß das Elend der Arbeitslosigkeit ourch- s kosten bis zum letzten! Die Wirtschaftsordnung aber, die

- ganze Völker zur Arbeitslosigkeit verdammt, ist nichts an­deres als Krieg. Krieg mit anderen Mitteln und anderen Methoden. An dieser Kernfrage leidet das deutsche Volk

s im besonderen und es dünkt uns wie eine ewige Eerechtig- > keit, daß auch die anderen Völker in den Strudel dieser ^ Wirtschaftskrise hineingezogen werden. Die Politik der Völ­ker, ihre Selbstsucht und ihr krasser Egoismus, haben die i Welt in diesen Zustand versetzt, der freilich am empfind- l lichsten eben auf uns Deutschen lastet. Wird uns eine neue ! Wirtschaftsordnung, ein noch nicht erkennbares künftiges Er- ! eignis wieder aus den Fesseln dieser Not befreien?

i Wir haben es in den letzten Wochen im Innern bei . uns erlebt, wie die Parteien einander befehden, wie sie ein- j ander nicht nur mit Waffen des Geistes bekämpften Trotz der Schwierigkeiten unserer außen- und innenpolitischen , Lage hat die Volksvertretung der Regierung vielfach die s Gefolgschaft versagt. Durch Notverordnung, also in einer ; Art Ausnahmezustand, mußten die Gesetze in Kraft treten, ; denn der Reichstag vom 14. September wollte nach altem r Rezept Weiterarbeiten, statt daß er sich einmütig zusammen- ? fand, um dem Ernst der Lage zu begegnen. Wird das durch s die Notverordnung eingeleitete Eesundungswerk gel-ngen? ? Wir wissen es nicht. Sein Gelingen hängt wesentlich von ^ den wirtschaftlichen Verhältnissen ab. Aber es muß auch i für die Zukunft und sie wird uns gewiß im neuen Jahre ? noch allerlei Ueberraschungen bringen der Satz der Ver- ! ordnung gelten:Vor der Geschichte gibt es keine Recht- i fertigung, in diesem Augenblick versagt zu haben." Es muß j unser innerpolitisches Leben neu gestaltet werden. Die Po- f litik muß von der Straße weg, sie muH ein Kampf der < geistigen Kräfte werden. Ein Blick in den Alltag zeigt, i wie weit wir von der Wirklichkeit der Weihnachtsbotschrft » entfernt sind: Friede auf Erden! Wenn in einem Volke ! selbst» zwischen den Parteien, den Klassen, den Wirtichafts- f verbänden eine Art Kriegszustand besteht, wie sollen wir l dann dem noch stärkeren und mächtigeren Feind begegnen, i der vor den Toren Deutschlands steht? i So hat das Weihnachtsfest mehr denn je einmal vor § allem dem deutschen Volke unendlich viel zu sagen und / viel zu geben. D'mnvom Himmel muß unsere Philosophie s der Geschichte des menschlichen Geschlechts anfangen, wenn ^ sie einigermaßen diesen Namen verdienen soll" sagt der

- Dichter Herder einmal. Das ist ein weihnachtlicher Klang, z So möge in deutschen Landen die Weihnachtsbotschait den H rechten Lebenston auslösen und dankbares Echo finden ! lassen:Vom Himmel hoch, da komm ich her..."

Kellogg über SruMM

! Neuyork, 23. Dez. Der frühere Staatssekretär Kellogg der mit f dem LloyddampserBremen" hier eintraf, erklärte, die verant- ) wörtlichen Staatsmänner Europas beteiligten sich nicht an dem l dortigen Kriegsgerede, das eine Folge der wirtschaitlichen De- ! pression sei, und sprächen auch nicht davon, diese Probleme durch i Krieg zu lösen. Niemand könne allerdings Voraussagen, dag es j niemals wieder Krieg geben werde. Aut Grund seiner Eindrücke ! könne er jedoch ieststellen, daß es niemals eine Zeit gegeben habe, s in Ser europäische Staatsmänner jo viele Schritte unlernommen - hätten, um einen Krieg zu vermeiden und friedliche Mittel zur ! Beilegung ihrer Kontroversen anzuwenden. Man habe ihn über ' feinen Eindruck von dem Ausfall der deutschen Wahlen betragt, i und ob die Zustände in Deutschland nicht aut eine Wendung zu s einem Konflikt bindeuteten Er habe das verneint, denn wo wäre , Amerika, wenn jedermann in der Welt ernst nähme, was wäh- i rend der Wablkamvagne gesagt werde. Die hauptsächlichsten j Probleme in Europa seien im Augenblick die Steuer- und Nii- ! stungslasten, sowie die Arbeitslosigkeit. Das wichtigste Mittel i zur Sicherung des Friedens fei die Durchjetzung der Landabrü- stung und er fei der Meinung, dah die alliierten Mächte zur Ab­rüstung verpflichtet feien. Er hege starke Hoffnungen in die>er Hinsicht und glaube, dah die europäischen Völker diese Hoff- ^ nungen teilten. Er sei der Meinung, dah innerhalb ein oder j zwei Jahren eine Abrüstungskonferenz stattfinden werde.

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! I,s Millionen Arbeitslose im Reich

! Berlin, 23. Dez. In der ersten Hälfte des Monats De»

- zember hat nach dem Bericht der Reichsanstalt für Arbeits» ' Vermittlung und Arbeitslosenversicherung die Zunahme der i Arbeitslosigkeit aus überwiegend jahreszeitlichen Gründe« i weiter angehalten, jedoch wiederum nicht dasselbe Ausmaß i erreicht wie in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Haupt» : Unterstützungsempfänger zeigen vom 30. November bi»

> 15. Dezember eine Zunahme um rund 158 VVV aus rund ! 1848 vvv in der Arbeitslosenversicherung, um rund 37 VVV ^ auf rund 6V3 üvv in der Krisrnfürsorge. In der entsprechen- ! den Zeit des Vorjahres belief sich der Zugang an Haupt» j Unterstützungsempfängern in der Arbeitslosenversicherung : auf 233 000, womit am 15. Dezember 1929 ein Stand von ! rund 1 433 000 erreicht wurde. Die Zahl der Arbeitslose» j belief sich am 3V. November auf rund 3,7 Millionen sbe- ! richtigte Zahl); bei der Zählung am 15. Dezember ergab sich

ein Anwachsen um rund 278 vüv auf rund 3 977 vvv. Die ! entsprechende Zahl Mitte Dezember des Vorjahres belief i sich nach einer Zunahme um rund 326 000 auf rund

- 2 362 000. Ein nicht genau erfaßbarer Teil der Ueberhöhung ; der Arbeitslofenziffer gegenüber dem Vorjahre beruht auf , der besseren Erfassung der Wohlfahrtserwerbslosen sowie

> auf dem von der wirtschaftlichen Not erzwungenen Andrang ! zahlreicher früher nicht als Abeitnehmer tätiger Kräfte zum ; Arbeitsmarkt.

Neues vom Tage

i Ministerpräsident Braun beim Reichsprädcnten

- Berlin, 23. Dez. Der Herr Reichspräsident empfing heute ^ den preußischen Ministerpräsidenten Braun.

s Deutschland verzichtet auf de« Natsvorsih

! Berlin, 23. Dez. Turnusmäßig steht der Vorsitz im Völ- s kerbundsrat Deutschland im Januar zu; in der Wilhelm» i straße hat man sich aber die Frage vorgelegt, ob es oppor» tun fei, daß der Reichsaußenminister den Vorsitz wirklich ! ausübt, während wir gleichzeitig in einer Reihe von wich- ? tigen Punkten der Tagesordnung, vor allem wegen der ! Deutschenunterdrückung in Polen in einer scharfen Kampf- ! stellung stehen. Es ist deshalb damit zu rechnen, daß wir s für diesmal auf den Vorsitz verzichten. Für die nächste Ta» ! gung steht er England zu. Es ist wahrscheinlich, daß da» § Auswärtige Amt in London Vorschlägen wird, mit uns z» f taufchen. Das würde also bedeuten, daß Dr. Curtius de« S Rat dann im Mai präsidieren würde.

^ Verkauf von Weizenkleingebäck auch in Gaststätten

z Berlin, 23. Dez. Zur Behebung der sich aus den Bestimmungen i der Notverordnung zur Aenderung des Brotgesetzes ergebenden f Schwierigkeiten hat der preußische Minister für Handel und Ge- f werbe zusammen mit dem preußischen Landwirtfchaftsminister : aui Grund der in der Notverordnung gegebenen Ermächtigung § ungeordnet, dag in Zukunft auch in Gast-, Speise- und Schank«

> wirtschaften Weizenkleingebäck im Stückgcwicht bis 50 Gramm ^ angeboten, feilgehalten oder verkanst werden darf, wenn sleich- » zeitig Roggenbrot, Mischbrot ufw. seilgehalten wird.

f Reichssteuereinnahmen im November 1930

r «Berlin, 23. Dez. An Reichssteuern im Monatsdurchschnitt ins» k gesamt 64l 2 Millionen Mark und zwar an Besitz- und Verkehrs» i steuern 410.1 Millionen Mark, an Zöllen und Verbrauchsabga-

> ben 221,1 Millionen Mark. In den abgelausenen acht Monate» j April bis einschließlich November sind insgesamt 6,321 Millio« ? nen Reichsmark, mithin 522,8 Millionen Reichsmark weniger al» ^ 8 Zwölftel des Jahressoll, abgenommen. An diesem Minderauf»

kommen entfallen 243,0 Millionen Reichsmark auf die Besitz- f und Verkehrssteuern und 278,0 Millionen Reichsmark auf die

- Zölle und Verbrauchsabgaben. Zufammenfasscnd kann gesagt r werden, daß sich die Einnahmen in den ersten acht Monaten des j Rechnungsjahres etwa im Nahmen des von der Reichsregierung. ! aufgestellten Finanzprogramms halten.

i Französischer Ministerrat

s Paris, 23. Dez. Unter dem Vorsitz des Präsidenten der i Republik wurde ein Ministerrat abgehalten, an dem bereits , der Abgeordnete Dormann (radikale Linke), ein Schwer» i kriegsbeschädigter, der zum Pensionsminister ernannt wor­den ist, teilnahm. Ministerpräsident Steeg unterbreitete dem t Präsidenten das Dekret zur Ernennung weiterer llnter- ^ staatssekretäre. Außenminister Briand hat im Laufe des » Ministerrats über die außenpolitische Lage Bericht erstat- s tet.

< Der Gesundheitszustand Poineares

j Paris, 23. Dez. Die Aerzte Poincares haben folgenden Krank-

- beitsbericht ausgegeben: Die Besserung schreitet normal voran, j Sie war in den letzten Tagen durch eine leichte Lungenentzün­dung verzögert worden; diese ist jetzt aber behoben. Völlige

' Ruhe ist weiterbin notwendig.