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Altenjlei^» Montag den 2 <s. Dezemvev 1030
53. Jahrgang
Wie hoch ist unsere AMan-sdrrschulbung?
Einst, vor dem Kriege, stand Deutschland neben England und Frankreich in der Reihe der großen internationalen Eläubigermächte, der „Weltbankiers": die Auslandsanlagen unseres Landes beliefen sich kurz vor Ausbruch der Feindseligkeiten im Saldo — nach Abzug unserer eigenen Verbindlichkeiten ans Ausland — auf etwa 20 Milliarden Mk. Heute hat sich das Bild demgegenüber grundlegend gewandelt. Deutschland ist zum Schuldner geworden. Auf unserem Volke lasten nicht nur die Reparationen; es ist auch privatwirtschaftlich an das Ausland verpflichtet. Um nach den schweren Einbußen während der Kriegs- und Jnfla- kionsjahre den drängendsten Kapitalbedarf im Inlande decken, die produktionshemmenden Fesseln der Kapitalnot lockern zu können, mußten Auslandskredite ausgenommen werden. Amerika und England vor allem, aber auch kleinere Kapitalmächte wie die Schweiz, Holland und Schweden, sind dadurch unsere Gläubiger geworden.
Mannigfaltig sind die Formen, in denen seit dem Jahre 1924 Auslandskapital ins Land strömte. Man kann, bei einfacher systematischer Gliederung, deren drei unterscheiden: die kurzfristigen Kredite, die langfristigen festverzinslichen Anlagen, schließlich die Beteiligungen an Unternehmen sowie der Ankauf inländischer Grundstücke. Was zunächst die kurzfristigen Auslandskredite betrifft, so beliefen sie sich Ende September d. I. auf nicht weniger als 10,8 bis 11,8 Milliarden RM. Der Hauptanteil an dieser Summe entfällt auf die Banken. Die zweite Form der vom Ausland gewährten Kredite — die langfristigen, festverzinslichen Anlagen — ist die volkswirtschaftlich wichtigste. Ende September 1930 erreichten diese langfristigen A"s- landskredite die ansehnliche Höhe von insgesamt 9,3 Milliarden RM. Dabei handelt es sich zum größten Teil um langfristige Anleihen, die insbesondere vom Reich, den Ländern und Gemeinden (3.7 Milliarden RM.) und von der
! Privatwirtschaft (4,6 Milliarden RM.) ausgenommen wur- ! den. Und schließlich die letzte Kreditform: sie hat unter dem s Kennwort der „Ueberfremdung" oft im Vordergrund der öffentlichen Diskussion gestanden, hat vielfach auch zu Besorgnissen für die Zukunft der deutschen Volkswirtschaft An- ! laß gegeben. Ziffernmäßig stellt sich diese llebersremdung j Ende September 1930 auf etwa 6 Milliarden RM. Davon - entfallen 4 Milliarden auf ausländische Beteiligungen, ! 2 Milliarden auf die Ueberfremdung des deutschen Grund- ; besitzes.
> Deutschland ist jedoch im internationalen Kapitalverkehr s nicht nur Schuldner, es ist zugleich auch Gläubiger. Auch ! heute noch. Die internationale Kapitalverflechtung gleicht ^ einem feinverästelten Adersystem, das wirtschaftsüelebende i fremde Kapitalströme nicht nur nach Deutschland, sondern s auch heimische Kapitalmittel ins Ausland leitet. Aller- s Lings — die Beträge, die wir heute ins Ausland geben, sind ! ganz wesentlich geringer als die, die wir unsererseits empfan- » gen. Deutschlands kurzfristige Anlagen im Ausland, na- ! mentlich die Bankforderungen, können für Ende Septem- ^ der 1930 auf 4,8 bis 5,8 Milliarden beziffert werden. Die " langfristigen, festverzinslichen deutschen Auslandsanlagen
sind auf 0,75 bis 1 Milliarde RM. zu schätzen, die deutschen Beteiligungen im Auslande schließlich auf 3^5 bis 4 Milliarden RM.
Stellen wir nun Aktiva und Passiva gegenüber und ^ schließen die Bilanz ab: es ergibt sich dann, alle drei Kredit- f arten zusammengerechnet, ein Saldo zu Ungunsten Dentsch- s lands in Höhe von 16,3 bis 17,3 Milliarden. Um diesen s Betrag wrr Deutschland also Ende September 1930, bilanz-
> mäßig gesev en, tatsächlich an das Ausland verschuldet. Da- , raus erwächst eine Zinslast von etwa 1 bis 1,2 Milliarden ^ RM. jährlich.
SchiMalaitropbe im Kattegatt >
Der etwa 460 Tonnen grobe finnische Passagierdampfer „Obe- ! ron" ist- mit dem finnischen Frachtdampfer „Arkturus" sieben Seemeilen südlich von der dänischen Insel Laesöe im Kattegatt »usammensestoßen. „Oberon" sank in wenigen Minuten. Em Vergungsdampfer der dänischen Companie Spitzers, ein dänischer Jnsvektionsdamvfer, sowie ein schwedischer Dampfer sind nach Ler Unglücksstelle unterwegs.
An Bord des finnischen Passagierdamvfers befanden sich, ein- ? schließlich der Besatzung. 70 Personen. Nach einem bei der Ma- ? rineleitung eingegangen Funkspruch von dem finnischen Fracht- j Gamvfer ist es nicht gelungen, alle Fahrgäste und die Besatzung ; Ires verunglückten Dampfers zu retten. k
Nach einem Funksvruch des schwedischen Dampfers „Faelken", « der jetzt an der Unfallstelle liegt, ist es dem Dampfer „Arkturus" ^ gelungen, mehrere Rettungsboote mit den Insassen an Bord zu : nehmen. Es werden zehn Fahrgäste vermißt. ?
4L Vermißte bei dem Untergang der „Oberon" !
Kopenhagen. 20. Dez. Die Dampfschiffahrtsgesellschaft Frank «. Tobiesen teilt mit: Der Dampfer „Arcturus" liegt immer «och an der llnglücksstelle. Die Besatzung der „Oberon" betrug «0 Mann. Außerdem befanden sich 21 Passagiere an Bord, davon in der ersten Klasse 5 Erwachsene und 1 Kind, in der dritten Klasse 5 Erwachsene. Soviel man weiß, sind bisher nur 4 Passagiere und 32 Man» der Besatzung gerettet. Es werden also noch z 17 Passagiere «ud 28 Manu vo» der Besatzung vermißt. j
Sie Beisetzung -es Gesandten Rauscher!
St. Blasien, 20. Dez. Die sterblichen lleberreste des im Alter z von 46 Jahren verstorbenen deutschen Gesandten in Warschau, Ulrich Rauscher wurden auf dem hiesigen Friedbos zur letzten Ruhe bestattet. In der kleinen, mit Tannen geschmückten Kapelle war der mit der Reichsflagge bedeckre Sarg aufgebahrt, umgeben von einer Fülle von Kränzen. Neben der Gattin des Verstorbenen und den nächsten Angehörigen hatten sich zahlreiche Vertreter der deutschen und der polnischen Diplomatie als Trauergäste eingefunden. In seiner Trauerrede nahm Pfarrer Mebr- wein-St. Blasien Bezug auf den 90. Psalm, dessen Worte „Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen" auf das Leben des Verstorbenen, das ausgefüllt gewesen sei von Mübe und Arbeit treuester Pflichterfüllung und Hingabe für sein Vaterland zutreffen.
Am Grabe sprach nach den Gebeten des Geistlichen Staarssek- retär von Diilow, der der Witwe und den Angehörigen das Beileid der Reichsregierung und insbesondere auch des Neichs- außenministers aussprach. In feinem Sedenkwort betonte Staats
sekretär von Bülow, daß der Heimgegangene in allen seinen Stellungen mit wärmster Hingabe und tiefer Leidenschaft für seine Ausgabe und seinen Beruf sein Bestes zum Wohl des Vaterlandes gegeben habe. Selbstlos sei er tätig gewesen. Kein Rückschlag hätte ihn entmungen können. Großes Ansehen und Vertrauen sei ibm entgegengebracht worden. Große Aufgaben hätte er noch vor sich gehabt und die Zukunft hätte ibm sicher den Weg eines weiteren ehrenvollen Ausstiegs gewiesen. Eine Lücke, die nur sehr schwer auszusüllen sein werde, sei durch den Tod Rauschers entstanden.
Die hervorragenden Eigenschaften des Verstorbenen als Cbef und Mitarbeiter hob Legalionssekretär Gras d« Moulin-Eckart iür das Personal der deurschen Gesandtschaft in Warschau hervor. Er schloß mit der Versicherung, daß die starke Persönlichkeit des Heimgegangenen unier seinen Mitarbeitern fortwirken werde
Der Tätigkeit Rauschers als des ersten Lbeis der Presseabteilung der Reichsregierung gedachte in kurzen Worten Ministerialdirektor Dr. Zechlin. Die polnischen Herren legten Kränze nieder im Aufträge der polnischen Regierung, des polnischen Außenministers Zaleski. der Westabteilung des Ministeriums des Auswärtigen und des polnischen Gesandten in Berlin. Das Korps Suevia in Heidelberg, dem der Verstorbene angehörte, hatre seine Chargierten mit Fahne entsandt Die schlichte, eindrucksvolle Feier wurde durch Gesangsdarbietungen des Liederkranzes St. Blasien umrahmt.
Warschau, 20. Dez. In der Warschauer deutschen Gesandtschaft fand beute nachmittag zur Stunde des Leichenbegängnisses in St- Blakien eine schlickte Trauerseier iür den Gesandten Dr. Rauscher statt. Der Geschäftsträger Dr. v. Rintelen gedachte des bedeutenden Menschen, des staatsmännischen Geistes, des verantwortungsfreudigen Politikers.
Irr Ausbruch des Meravi
Amsterdam, 2l. Dez. Nach den letzten aus Java hier eingetroffenen Meldungen ist die Zahl der beim Merapi-Aus- bruch zu beklagenden Todesopfer inzwischen auf rund 700 gestiegen. Man b> fürchtet, daß auch diese Ziffer noch nicht endgültig ist und daß noch zahl, eiche Menschen dem glühenden Lavastrom zum Opfer gefallen sind. 8 Eingeborenendörfer sind gänzlich zerslöit worden, während ein ausgedehntes Gebiet in dem sich zuvor fruchtbare Landstriche befanden, von dem rotglühenden Sand, den der Laoastrom mit sich führt, in ene Strecke des Grauens verwandelt wIHen sind. Der gewaltige Vulkanausbruch kann als die größte Vulkankatastrophe gelten, von der 2aoa jemals betroffen worden ist.
Geheimnisvoller Tod eines deutschen Professors auf Java London, 20. Dez. Zu einer Meldung, wonach Professor Werner Borchardt vom Tropenhygienischen Institut in Hamburg, in einen Krater des Vulkans Nerapi auf Java gestürzt und dabei ums Leben gekommen sei, liegen neuere Nachrichten aus Batavia vor. die den Tod des Forschers in dieser Form nicht bestätigen. Professor Borchardt bat danach vor etwa 10 Tagen gegen den Rat der örtlichen Behörden eine Expedition zur Erforschung des Meravis angetreten. Seitoem fehlt jede Nachricht von ihm. Die Truppen, die ausgesandt worden waren, um ihn zu suchen, sind nach mehreren Tagen ergebnislos zurückgekehrt. Jetzt ist auch ein eingeborener Führer, der Professor Borhardt begleitet harte, in völlig erschöpftem Zustande aufgefunden worden, der erklärte, er sei nach einem kleineren Ausbruch des Vulkan» geflüchtet. Man befürchtet, daß Professor Borchardt das Ovfer dieses Ausbruchs geworden ist. Eine spätere Reutermeldung aus Batavia besagt, daß Borchardt nicht von seinem europäischen Assistenten, sondern von zwei Eingeborenen begleitet war. Als der Ausbruch des Vulkans erfolgte, flüchtete Professor Borchardt und der eine Eingeborene der bei ibm war, talabwärts. Der Eingeborene warnte auf diesem Wege Professor Borchardt, ein benachbartes Tal zu betreten. Dieser ließ sich aber nicht zurück- balten und der Eingeborene sah ihn unter einem Felsvorsprung verschwinden, während er selbst seine Flucht fortsetzte.
Neues vom Tage
Umgehende Senkung der Postgebühren geplant Berlin, 20. Dez. Aus Kreisen des Reichspostministerium» erfahren wir, daß die Reichspost, die in ihrer Vorlage über die Herabsetzung der Postgebühren den 1. März 1931 al» Termin der Herabsetzung in Aussicht genommen hat, bemüht sein wird, die Gebühren schon zu einem früheren Termin herabzusetzen. Die endgültige Entscheidung über die Ge- bührensrage wird der Pöstoerwaltungsrat treffen, der im Januar zu einer Tagung zusammentritt.
Unterhändler für Leipzig
Weimar» 20. Dez. An der Besprechung beim Staatsgerichtshof über den Bergleichsoorschlag im Polizeistreit Reich- Thüringen wird von thüringischer Seite der geschäftsführende Staatsminister Baum und der Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium, Ministerialrat Guyet, teilnehmen. Reichsinnenminister Dr. Wirth wird am Dienstag in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Zweigert und des Ministerialdirektors Menzel nach Leipzig fahren.
Erholungsurlaub des Reichsminifters Dietrich Berlin, 20. De». Der Reichsminister der Finanzen S. Dietrich bat einen vierzebntägigen Erholungsurlaub angetreten, den er auf seinem badischen Bauernhof zu verbringen beabsichtigt.
Danzig weist Polnischen Anmaßungen zurück Eine Rote au den Völkerbundskommissar Grafen Eravina Dauri«, 20. Dez. Die Regierung der Freien Stadt Danzig bat an den Völkerbundskommissar in Danzig, Grasen Eravina, ein« Rote gerichtet, in der weitgehende politische und kulturelle For» dermrgen Polens zugunsten der polnischen Minderheit in Danzig (drei Prozent der Bevölkerung) nicht nur als völlig ««begründet, sondern auch deshalb zuriickgewiesen werde«, weil sie geeignet erscheinen, Danzigs staatliches Eigenleben ernstlich z» bedrohen. Im besonderen wird der polnischen Behauptung ent» gegensetreten, daß die Verleihung der Danziger Staatsangehörigkeit keine innerstaatliche Angelegenheit der Freien Stadt sei, sondern daß Danzig sie, wenn es sich um polnische Petenten bandle, nur mit Genehmigung der polnischen Behörde ablebne» könne. (Es bandelt sich hier um den offenen Versuch Polens, die Danziger Staatsautorität zu unterhöhlen.)
Vertagung des französischen Parlaments Paris, 29. Dez. Am Schluß der Sitzungen wurde in Kammer und Senat der Erlaß verlesen, durch den die außerordentliche Parlamentstagung geschlossen wird. Das Parlament wird erst am 13. Januar wieder zusammenrreten. In der Kammer wurde die Verlesung von den Anhängern Tardieus mit Lärm ausge- nomen. Der der Fraktion Marin angehörende Abg. Faure ries den Ministern zu: „Sie sind feige! Sie haben nicht den Mut, weiter vor dem Parlament zu erscheinen!" Bei einer Abstimmung über das Sitzungsprotokoll versuchte die Opposition einen neuen Vorstoß gegen die Regierung. Der Sitzungsbericht wurde mit 11 Stimmen Mehrheit, mit 288 gegen 277 Stimmen, angenommen.
Die geflüchteten spanischen Flieoeroffiztere werden Portugal verlassen
Lissabon, 21. Dez. Die nach Portugal geflüchteten spanischen Flieger haben, wie bereits gemeldet, die Erlaubnis erhalten, Portugal zu verlassen. Major Franco und der Monteur Rada haben sich Pässe für Frankreich, Deutschland, Argentinien und Uruguay, General del Llano einen solchen für Frankreich, Belgien und Deutschland ausstellen lassen.
Haftentlassung Korsantys
Warschau, 20. Dez. Der oberschlesische Abgeordnete Korfant« wurde auf freien Fuß gesetzt. Die Freilassung erfolgte auf Grundes Beschlusses des oberschlesischen Sejms, der die Einstevun« des Strafverfahrens und bei Haftentlassung Korfantys fordert«.