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SchwarzwSlder P»nnt«g«-l»tt

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So behauptest du daß alle Frauen gut und edel seien?"

Erwin lachte höhnisch aus.Du hast ihrer vielleicht nicht viele kennen gelernt. Die Großmutter hat dein Leben verschönt Nun ja. sie war eine Ausnahme, aber jene anderen? Zeige mir ein Beispiel und ich will die Frauen wieder mit freundlicheren Äugen ansehen, will versuchen, ihnen wieder Achtung entgegen­zubringen "

Eine Weile war es still zwischen den beiden Männern, dann begann der Greis langsam:So soll dir eine Eoisode aus mei­nem Leben den Glauben an die Frau zurückbringen. Ich war ein armer Bursche als ich mich zum erstenmal in ein unges, schönes Mädchen verliebte Sie besaß nichts Trotzdem waren wir beide glücklich, wenn wir uns nur verstohlen die Hand drücken durf­ten Sie war aus einfachem Stande, niemals hätten sie Eltern in eine Verbindung gewilligt. Du weißt, wie es mir später gelang, vorwärts zu kommen Ich habe unsere Fabrik ausgebaut, habe viel Grund und Boden dazu gekauft, immer wieder gebaut, und mein Streben ist gesegnet worden. Ich konnte der kleinen Gisela manch zarte Aufmerksamkeit erweisen, ich ließ ftr aus- bilden. weil sie eine selten schöne Stimme besaß. Sie wurde berühmt, ein König warb um ihre Kunst. Aber obgleich man das Schlechteste von ihr Iprach, ich glaubte es nicht. Au» als ihr jener Fürst eine kostbare Perlenkette 'erehrte, als die Neider wieder ihre spitzen Zungen erhoben, hielt ich zu ihr. Mir war sie wert, lieb, und ich hätte mich gehütet ibr zu nahe zu treten. Ich verehrte sie und litt bitter, als die Stunde kam, da w>r uns für immer Lebewobl sagten Damals lag sie zum erstenmal an meinem Halse und weinte bitterlich. Ich bat sie um ein An­denken Sie wollte mir das Schönste das Kostbarste geben, ich sollte fordern. In jener Stunde habe ich sie aus die Probe gestellt Es war unnütz. Ich wußte ja. wie gut. wie w lkr sie war. aber ick habe es doch getan. Bat sie. sie solle mir die größte und kostbarste Perle aus dem Halsband schenken, das ihr einst ein König zu Füßen gelegt hatte.

Zwei Tage darauf bekam ich die Perle Ich habe sie wie «in Heiligtum verwahrt, auch jetzt noch liegt sie drüben im Ge­heimfach Ein Zeichen, daß auch diese Frau edel und aufrichtig liebte Dieses ist die Perle"

In blauseidenem Etui lag sie wohlverwahrt.-

Wenige Wochen später brach bei dem alten Fabrikherrn eine schwere Krankheit aus Er rief seinen Enkel und teilte ihm mit. daß die Vermöaensverhältnisse in denen er sich befände, keine so glänzenden seien, wie Erwin wohl annähme.

Wenn du fleißig schaffst, mein liebes Kind, kommst du über sie Kris" hinweg Ich habe dich lieb, und darum will ich dir zur Erleichterung deiner Lage die Perle schenken, die mir einst lie­bende Hände gaben. Nimm sie. verkaufe sie, sie repräsentiert einen hohen Wert. Mit mir geht es ohnehin zu Ende, und die Perle hat dann doppelt ihren Zweck erfüllt"

Die Weigerung des Neffen nützte nichts, der Fabrikherr drückte ihm eigenhändig das Etui in die Hand, dann schickte er Erwin davon

Nach einer Stunde kam der Neffe wieder, und mit matten Augen schaute ihm der Großvater entgegen

Nun. hast du sie verlaust? Mögest du immer daran deuten, wenn du die Frauen schmähen willst ... Was brachte die Perle?"

Erwin nannte eine hohe Summe. Da legte sich der Fabrikherr lächelnd in die K'ssen zurück.Sie gab sie mir gern, gab sie mir mit leichtem Herzen."

Im Nebenzimmer stand der Enkel und schaute auf die Perle nieder, die er in der Hand hielt. Dann besah er sich seine Hände. Die waren sehnig und kräftig.

Ich weide es schon schaffen, ich werde über die schwer? Zeit hinwegkommen. Aber dem da drüben darf ich's niemals sagen, daß ihn dieses Weib belog und daß es ihm eine wertlose Perle zum Abschiedsgeschenk reichte. Er möge seinen Glauben an die Frauen behalten."

Zurims Weihnachten

Von Wilhelm Faß Hauer, Spandau

Wieder rüstet sich der deutsche Mensch, das Weihnachts- fest zu feiern; und wieder wird fast jeder der 13 000 Turn­vereine der Deutschen Turnerschaft dieses schönste Volksfest begehen wollen. Die Jünger und Jüngerinnen Jahns sind nicht nur verpflichtet, sondern auch berechtigt, im Turn­verein und als Turnverein Weihnacht zu feiern. Hat doch schon Jahn selber in der Frühlingszeit des Turnens mit den Jungturnern der Hasenheide das Christfest gemeinsam be­gangen. Seine Turner schenkten dem verehrten Führer Weihnachten 1812 ein Turnpferd, das noch heute im Jahn- Museum zu Freyburg a. Unstrut zu finden ist. Die For­derungen Jahns über die Feier großer Volksfeste treffen gerade für die turnerische Weihnachtsfeier zu. Sie sollein­fach und sinnvoll, wohlfeil und geschmackvoll, verständlich, ehrwürdig und erwecklich sein",eine herzige Sinnbild­nerei, angemessen dem Volkstum." Das Turnen und die Turnerschaft sind einst aus dem Volkstum erwachsen und seit ihren Gründungstagen eng mit dem Volkstum verbun­den geblieben bis auf unsere Zeit der überragenden Tech­nik. Ebenso hat sich das Weihnachtsfest erhalten trotz aller Stürme der Geschichte vom Julifest der Germanen bis zur Feier in diesen Tagen. Unsichtbare Fäden verbinden Volks­tum, Turnertum und Weihnachten.

Und wenn Turnen mehr sein soll als Körperbildung und Muskelstählung, wenn es auch Herz, Geist und Gemüt des Menschen erfassen, bilden und veredeln will, dann sollen sinngebende, erbauliche, gemeinsame Fest- und Feierstun­den im Turnverein nicht fehlen, sie gehören zu seinem Ar­beitsplan. Weihnachten, als Fest der Eottesliebe und Menschenliebe läßt in dem vierfachen Turnerkreuz beson­ders dasFromm" erstrahlen. Innerlichstes aus Urväter­tagen lebt in den Seelen auf. Nicht ohne Zufall leuchtet auf den Bannern und Fahnen der Turnvereine das Rot der Liebe. Diese Liebe will geben und schenken, auch neh­men und dankbar empfangen. Wieder werden nach altem Brauch Knecht Ruprecht und das Christkindlein den Eaben- sack für groß und klein ausschütten, wenn auch angesichts der schweren Wirtschaftslage nicht sehr überreich, aber doch herzlich und freudig. Die Turnerschaft hat eigentlich schon im ganzen Laufe des Jahres Festgeschenke einsammeln dürfen. Saure Wochen und Monate brachten ihr 13 herr­lich gelungene Kreisturnfeste, dazu das Alterstreffen im Oftland, die Erinnerungsfeiern anläßlich des 70jährigen Bestehens der großen Deutschen Turnerschaft! So wird

Weihnachten für den deutschen Turner allein schon durch den Rückblick ein Fest der Freude.

Und neben dem leuchtendenFromm" im Turnerkreuz blinkt dasFröhlich" auf zurfröhlichen, seligen, gnaden­bringenden Weihnachtszeit." Weihnachten brachte einst Freude der Menschheit und will wieder nach fast 2000 Jah­ren Freude bringen. Die Turnvereine werden trotz der Zeit der Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Jugendnot alles aufbieten, um leuchtende Kinderaugen zu schaffen. Nicht nur die Erwachsenen, sondern gerade die Kinder brau­chen heute in dieser sonnenarmen Zeit viel Freude. Be­denkt man, daß rund V« Million Knaben und Mädchen durch die Turnerschaft erfaßt wird, so kann man die Freude ermessen, die in jungen Menschenseelen geweckt wird! Turner sind immer fröhliche Menschen gewesen und wollen es wieder sein, wenn ihnen aus Hellem Kerzenglanz das lichte Farbenbild ihrer rot-weißen Turnerfarben entgegen­leuchtet bei der Weihnachtsfeier im Verein.

Das erste Weihnachtsfest feierte einst im Stalle von Bethlehem die Familie. Weihnachten ist immer das Fest der deutschen Familie geblieben.Und zögst du 1000 Mei­len weit in alle Welt hinaus, doch kommt die liebe Weih­nachtszeit, du willst, du wärst zu Haus!" Viel deutsche Jugend, die kein Zuhause mehr hat oder gerade zur Weih­nachtszeit nicht daheim sein kann, die findet Ersatz bei der Festlichkeit im Turnverein. Alle fühlen sich als Turnbrü­der und Turnschwestern, als die große Vereinsfamilie, als Turnerfamilie.

Ueber IV- Millionen deutscher Volksgenossen aller Stände, Berufe und Parteien, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts fühlen sich als Glieder der Turnerfamilie und reichen sich über alle Schranken die Bruder- und Schwesternhände zum gemeinsamen Wollen und Handeln. Darin liegt die große Bedeutung der Deutschen Turner­schaft für Volk und Heimat. Von der Vereinsgemeinschaft über die Turngemeinschaft geht ihr Weg zur großen deut­schen Volksgemeinschaft!

Schicksalszeiten liegen über dieser Volksgemeinschaft. Aber Weihnachten ist auch Las Fest der Hoffnung und will Hoffnung und Zuversicht in die Herzen bringen. Die grünen Tannenbäume in allen deutschen Turngauen werden es zurufen, daßHoffnung und Beständigkeit Trost und Kraft bringen zu jeder Zeit", daß nach kalter Winternacht auch einst wieder ein neuer Frühling für Heimat, Volk und Vaterland kommen wird!

Buntes Allerlei

In einer Kirche in Los Angeles hat man kürzlich eine Neuerung getroffen. Für Mütter, die ihre kleinen Kinder nicht allein zu Hause lasten können, wurde in das Kircheninnere ein eigener Raum eingebaut, der vollständig schalldicht abgeschlossen ist, daß die Kirchen­besucher selbst durch das lauteste Kindergeschrei nicht gestört werden. Der Raum besitzt eine Glaswand, um den Müttern einen guten Ueberblick über die ganze Kirche zu ermöglichen. Ein Lautsprecher vermittelt ihnen Predigt und Musik.

Ein christliches Vergkloster in Tibet p. Eine Abordnung der berühmten Mönche des Klosters St. Bernhard in den Schweizer Alpen steht im Begriff, in Tibet, ebenfalls in den Bergen, ein Kloster zu gründen. Zn diesem Zwecke haben sich mehrere Mönche in Wei-Si, 5000 Meter über dem Meeresspiegel, mit Priestern einer christ­lichen Ueberseemission, die bereits seit fünfzig Jahren be­steht, in Verbindung gesetzt.

Die Gattin eines indischen Fürsten als Revuestar x>. Die junge Gattin des Maharadscha Aga Khan, die vor ihrer Heirat Pariser Modistin war, wird in der großen internationalen RevueTausend Lichter" in London die Hauptrolle der Venus übernehmen.

Weinsuppe für Tiere

p. Seit alten Zeiten ist es in Portugal gebräuchlich, Pferden und MaultierenWeinsuppe" zu verabreichen. Die Suppe besteht aus Brocken von Mais- oder Roggenbrot mit V- Liter Wein für jedes Tier und ist der Ersatz für gründ­liche Fütterung, wenn nur ein kurzer Aufenthalt gemacht werden kann und die Tiere einer Kräftigung bedürfen. Gegen die Mittagszeit kann man lange Karawanen von hochbepackten Maultieren sowie von Reitpferden vor den ländlichen Wirtshäusern halten sehen, wo jedem Tier eine Holzschüstel mit der bekannten Weinsuppe gereicht wird.

BiichMisch

Schußfahrt und Schwung. (Ein Brevier alpiner Ab­fahrten.) Leinen R.M. 4.80.

In diesem Buch beschreibt der Altmeister des Skilaufes und des Alpinismus in seiner eindringlichen, anschaulichen Weise die schönsten Skiabfahrten der Schweiz, sowohl der reichen Natur­schönheiten wie der sportlichen Seite dieser Fahrten gedenkend. Für alle Freunde des Skisports wird dieses durch 28 herrliche Photographien noch bereicherte Buch eine willkommene Lektüre, ein zuverlässiger Führer und Berater sein. Infolge seiner ge­nauen touristischen Angaben kann man es auch als kleinen Baedeker der schönsten Skiabfahrten bezeichnen.

Hitler. Eine deutsche Bewegung. Von E. Czech-Joch- berg. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg i. O. (kartoniert R.M. 2.85, Ganzleinen R.M. 3.90.

In diesem Buche wird von einem Gefolgsmann Hitlers in fein herausziselierten Kapiteln das Werden Hitlers und der nationalsozialistischen Bewegung vomFähnlein der sieben Auf­rechten" an bis zum überschwemmenden Erfolg in den letzten Reichstagswahlen dargestellt. Es sind darunter Kapitel, die, ganz gleichgültig, wie der Parteistandpunkt ist, machtvoll er­schüttern. Man lese nur die Darstellung des Hitlerputsches in München, man lese und verschlinge den Prozeß gegen Hitler und Genossen als Hochverräter, und wie der Hauptangeklagte zum Eeneralstaatsanwalt wird. Das Hitlerbuch des Verlages Ger­hard Stalling, geschrieben von einem Grenzdeutschen, wie Hitler es auch ist, verteilt nicht sanft Lob und Tadel. Man darf es dem Verlage Gerhard Stalling, der uns im Rahmen seiner zeit- und zukunftsgeschichtlichen Werke Bücher wie BeumelburgsSperr­feuer um Deutschland", VolkmannsRevolution über Deutsch­land", MartelsDeutschlands blutende Grenzen" und Kossak- RaytenausKatastrophe 1940" gebracht hat, danken, daß er sich, selbst frei von parteipolitischer Bindung, zur Herausgabe dieses neuen aktuellen Buches entschlossen hat.

Revolution über Deutschland. Von E. O. Volkmann. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. O. Preis gebun­den Mk. 6.50.

In diesem Buch liegt eine außerordentlich packende Schilde­rung der Reoolutionstage, die Entstehung derselben auf Schil­fig Reede, der erste Aufruhr und der nachfolgende Revolutions­sturm über Deutschland. Es ist ein ganz erschütterndes Doku­ment; die Tragik des Geschehens, das über Deutschland kam, offenbart sich hier ohnegleichen. Der Kampf der Offiziere, des Militarismus um die Erhaltung und Existenz verfolgen das ganze Buch. Wie ein großer Schrecken kommt plötzlich die erste Nachricht der beginnenden Revolution über die Frontsoldaten und lähmt und macht zwiespältig. Namen wie Roske, Eisner, Richard Müller, Liebknecht, Rosa Luxemburg, Emil Barch usw. tauchen auf, die Bildung von Soldatenräten ist die neue Parole, die über die Armee ausgerufen wird. Ebert steht über allem und versucht immer wieder, Ausgleich zu schaffen und die Revo­lution, den Bürgerkrieg einzudämmen. Waffenstillstand. Frie­densschluß, Versailler Vertrag, Kapp-Putsch sind in diesem Buch ausführlich und in lebendigster Sprache erörtert. Wenn es auch zum Glück nur bei einer deutschenRevolution" bleibt, das deutsche Volk wurde dennoch durch diese Revolution in seinen tiefsten Tiefen erschüttert. Jeder Deutsche sollte dieses Werk lesen.

Von Forschern, Drachen und Todesgräbern

mikab. Der Verlag F. A. BrockhauS, Leipzig, legt wieder ein« Reihe außerordentlich prächtiger und interessanter Forschungsbücher vor» die schon rein äußerlich eine Zierde jedes Gabentisches sind. Bedeutender Aufsehen erregte vor allem der Bericht vr. C. Leonard WoolleyS über die Ausgrabungen der gemeinsamen Expedition des Britische» Museums und des Museums der Universiät von Pennsylvanien in Meso­potamien. Er erschien unter dem Titel:Ur und die Sintflut. Sieben Jahre Ausgrabungen in Chaldäa, der Heimat Abrahams" (mit 92 Abbildungen, einer Karte und einem Plan von Ur. Geheftet RM. 6.50, Ganzleinen RM. 8.) und ist die einzige authentische Darstellung dieser langjährigen, erfolgreichen Ausgrabungsarbeiten. Die Forschungen haben eine vollständige Umwälzung unserer Kenntnis von den Anfänge» menschlicher Kultur gebracht. Bisher nahm man an, daß Ägypten bar älteste Kulturland der Welt sei. Aber als Ägypten noch weit davon entfernt war, etwa 3500 v. Ehr., bestand in Ur schon eine viele Jahr­hunderte alte Kultur. Ferner wird in dem Buch der Beweis erbrach^ daß die Sintflut der biblischen Geschichte ein historisches Ereignis ist. Die dramatische Erzählung der Ausgrabungen wird von einer Fülle von Bildern der wertvollen Fundstücke begleitet, deren Schönheit an die Schätze aus dem Grab Tut-ench-Amuns erinnert. Freilich wird die Pracht dieser. Gräber oft noch von dem Grauen übertroffen, das in ihnen wohnt. Allein in einem Grab fanden die Forscher nicht weniger als 72 Leichen von Angehörigen des Hofstaates eines Herrschers, dem sie in den Tod folgten.

Wohl niemand hätte gedacht, daß der große Forscher und Menschen­freund Fridtjof Nansen das Erscheinen seines neuesten und letzten Werkes:Durch den Kaukasus zur Wolga" (mit42 Ab­bildungen und 4 Karten. Geheftet RM. 8.50, Leinen RM. 10) nicht mehr erleben würde. Nachdem Nansen die vom Völkerbund übertragene Aufgabe die Fürsorge für die armenischen Flüchtlinge durchgeführt hatte, kehrte er auf dem Umweg durch den Kaukasus und das Wolga­gebiet in seine Heimat Norwegen zurück. Es ist ein eigenartiges Stück Erde, diese angebliche Heimat der Menschheit. Unvermittelt stehen sich Altertum, Mittelalter und die neue Zeit gegenüber. Man glaubt zn träumen beim Anblick der geharnischten Reiter, die wie verspätete Kreuz­fahrer dort noch heute vor dem Reisenden auftauchen. Zwei Schritte weiter kann man sich mit einem Sowjetkommissar über Erdölquellea, Starkstromleitungen und Karl Marx unterhalten.

Während Sir George H. Wilkins, der berühmte Polflieger, seinen neuen Vorstoß zum Nordpol im Unterseeboot vorbereitet dir Liste der Teilnehmer steht fest, und das U-Boot wird schon ausgerüstet, legt der Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig sein Buch über seine Pol­flüge vor:Eismeerflug" (mit 24 Abbildungen und einer Karte. Halbleinen RM. 2.80, Ganzleinen RM. 3.50). Die Wilkinsschcn Flüge sind vor allem als wegbahnende, znkunftweiscnde Taten wertvoll. Sie haben bewiesen, daß es möglich ist, im Flugzeug im Polargebiet nach der Magnetnadel Kurs zu halten, selbst wenn der Kurs um die halbe Weltkugel führt. Diese Erfahrung erst macht die bevorstehenden arb> tischen Luftverkehrslinien überhaupt möglich. Darum wird man immer wieder das prächtige Buch des tapseren Australiers lesen, der als erster in einem schwachen kleinen Flugzeug 3500 üm der arktischen Schnee- und Eiswüste überquerte, wovon 2100 Irin noch me eines Manschen Auge erblickt hatte, >

'William Beebe erfreut seinen großen und ständig wachsenden Leserkreis wieder mit einem neuen Buch:Im Dschungel der Fasanen" (mit 51 Abbildungen nach Aufnahmen des VcrfafferS- Geheftet RM. 7., Leinen RM. 9.). Der Forscher war diesmal nicht auf vorsintflutliche Meeresechsen oder andere besonders eigentüm­liche Bewohner des Erdballes aus, sondern auf unbekannte Fasanen­arten. Er besteht in den Dschungeln des Himalaja und Borneos wieder die gefährlichsten Abenteuer. Manches Mal kreuzen Elefanten unheil- drohend seinen Weg; mordgierige Tiger und beutelustige Panther um- schleichen seine» Liegeplatz. Oft muß sich der Forscher durch grausames Rotangdornengestrüpp quälen, in dem unzähliqe Blutegel lauern. Und die Menschen tun ihr Bestes, den Tieren des Dschungels in großer und kleiner Qual den Rang abzulaufen. Herrlich ist es zu lesen, mit welcher unersättlichen Gier nach Tieren Beebe einen ganzen Tierpark mit durch die Dschungeln schleppt. Dabei helfen ihm seine Dajaks, Angehörige eines borneanischen Kopfjägerstammes. Als der Wildeste unter ihnen, Djorak, eines Tages von einer Spritztour zurückkchrt, baumeln ihm acht noch blutige Köpfe um den Gürtel.

Äußerlich wie innerlich hebt sich ein Werk von den übrigen Reihen des Verlags ab: Max Mezger,Aufruhr auf Madagaskar" (nur RM. 2.). Achtzehn Jahre lebte der Versaffer auf der Insel. Er schildert in freier Erzählung Geschehnisse bei der Erschließung der Kolonie durch Frankreich. Historische Ereignisse werden in Einzeliypen lebendig. Zu dramatischer Wucht schwingt sich die Erzählung auf, als die französische Kolonialmacht ihre überlegenen Waffen gegen die primitive Kultur der Eingeborenen spielen läßt. ES ist das Buch eines liebenswürdigen Spötters und voll Spannung. Der DiLter Carl Zuckmayer sagt darüber:Es ist ein deutsches Buch, die schlichte Ev- zählung eines Völkerschicksals und eines Menschengeschicks. Ein männ- liches Epos und ein Liebesgedicht zugleich. Sprache und Anschauung eines Dichters haben es geformt."

In jeder Sage steckt ein wahrer Kern, und wer geglaubt hat, der Drache des Märchens sei ausgestorben, ist im Irrtum. Auf der kleinen Insel Komodo in Niederländisch-Jndien leben »och heute die letzten Vertreter der Groß-Echsen. Der amerikanische Forschungsreisende W. Douglas Bürden hörte von diesen schaurigen Tieren und rüstete eine Expedition aus, um sie an Ort und Stelle zu beobachten. 14 Echsen brachten die Forscher und Jäger mit nach Hause, darunter 3 lebende, in Fallen gefangene. Das abenteuerreiche Buch über die Reise des Forschers und seiner tapseren Gattin durch den Hexenkessel der chinesische» Revolution in eine versunkene Welt heißt:Drachenechsen. Eine Forscherfahrt zu den Waranen ans Komodo^ (mit 42 Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers und einer Übersichtskarte. Gehestet RM. 6., Leinen NM. 7.). Die phantastische Wirklichkeit der Er­lebnisse Burdens stellt auch die blühende Einbildungskraft erfinderischer Schriftsteller in den schatten. Das ist ja überhaupt ein gutes Merkmal dieser Brockhaus-Bände, daß sie das Leben selbst bannen daS Leben, das aufregender und mannigfaltiger in seinen unzähligen Erscheinungen ist als es das trainicriestc, abenteun-ichfle H''ru ersinnen könnte... /

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