Nr. 29«

Schwarzwälder TageszeitungAus deu Tannen

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Stuttgart, 16. Dezember. (Ein Ausreißer.) Großes Aufsehen erregte es, als gestern (Montag auf Dienstag) nacht 12 Uhr ein vollständig verfrorener und verschüchterter achtjähriger Knabe, der Herren- und heimatlos war, und weder Joppe, noch Mantel, noch Mütze, noch Handschuh, noch Geld, noch Ausweis besaß, auf dem Stuttgarter Haupt­bahnhof aufgegriffen wurde. Er sagte, der Vater und die Mutter seien fortgefahren und er wolle warten, bis sie wieder kommen. Das stimmte aber nicht, und es stellte sich heraus, daß der Bub die Schule geschwänzt hatte und aus Furcht vor den väterlichen Prügeln ausgerissen war. Man übergab den Buben dann der Fürsorge der Polizei. Dort wurde er gegen 1 Uhr nachts von seiner Schwester abgeholt, die dem verschüchterten Knaben in Aussicht stellte, daß der Vater ihn halbtot prügeln würde. Auf nicht einer einzigen der Ostheimer Polizeiwachen hat der Vater nach seinem verlorenen Sohn geforscht.

Kranzniederlegung. Am 30. November wurden zur Erinnerung an die Heldentaten der tapferen Württem­bergs! vor 60 Jahren an dem vom Württ. Kriegerbund im Zahre 1910 errichteten Württemberger Denkmal und in der Krypta des französischen Denkmals, unter dem die Gebeine von 2300 deutschen und französischen Kriegern aus den Schlachten von Villiers und Champigny ruhen, Kränze mit schwarzroten Schleifen niedergelegt.

Tödlicher Unfall. Am 16. Dezember, kurz nach 1 Uhr, wurde in der Farrenstratze in Gablenberg ein 3jäh- riges Mädchen, das über die Straße springen wollte, von einem Motorradfahrer angefahren und zur Seite geworfen. Das Kind erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen es bald darnach verstorben ist. Der Lenker des Kraftrades ist ohne Führerschein gefahren. Er wurde vor­läufig in Haft genommen.

Neckarsulm, 17. Dez. (Aus der Fremdenlegion zurück.) Im nahen Wimpfen ist nach »jähriger Dienst­zeit in der französischen Fremdenlegion Ernst Hessinaer in die Heimat zurückgekehrt. Seit 1929 hatte man keine Nach­richt mehr von ihm und hielt ihn schon für verschollen. An­fangs November d. I. unternahm er mit zwölf Kameraden einen Fluchtversuch. Beim Durchfahren des Suezkanals sprangen die Flüchtlinge über Bord und entkamen. Hes- finger befand sich 1926 auf der Wanderschaft im besetzten Gebiet, wo er angeblich von den Franzosen aufgegriffen und kurzerhand in die Fremdenlegion nach Nordafrika ge­schleppt wurde.

Heilbronn, 17. Dez. (Verunglückt.) Beim lleber- schreiten des Fahrdammes Unter den Linden in Berlin stürzte der 50 Jahre alte Bankdirektor Georg Rümelin aus Heilbronn. Er kam dabei so ungeschickt zu Fall, daß er einen rechten Unterschenkelbruch erlitt und nach der Uni­versitätsklinik gebracht werden mutzte.

Salach OA. Göppingen, 17. Dez. (Schadenfeuer.) Am Montag abend brach in dem der Firma F. G. H. Neu­burger, mechanische Spinnerei und Weberei, gehörenden, direkt neben der Fabrik erstellten Wohnhaus Feuer aus. Die Freiwillige Ortsfeuerwehr, die Berufsfeuerwehr mit der Dampfspritze von Schachenmayer, Mann L Co, sowie die Motorspritze von Göppingen waren bald zur Stelle. Es gelang den Wehren, den Brand in einer Stunde auf feinen Herd zu beschränken, so daß ein Uebergreifen auf die Fabrik verhindert wurde. Der Dachstock sowie dir drei oberen Wohnungen sind ausgebrannt. Die Geschädigten sind nur gering versichert.

Miinsingen» 17. Dez. (E r i st v o r s i ch t i g.) Ein Mann vom Lande kommt in die Stadt, um eine Bank auszuiuchen. Am Schalter erklärte er dem Beamten, daß er vor einem Jahre 300 RM. eingelegt hätte und diese nun abbeben wolle. Der Beamte entfernte sich und kommt nach einiger Zeit mit dem gewünschten Geld zurück, das er dem Manne aufzählt.So", meint dieser,jetzt könnet s'es wieder nei- tua in d' Kaff'."Ja, warum haben Sie es dann über­haupt verlangt?" fragt der Beamte erstaunt.Wisset se, i Han bloß g'lesa, daß ma 300 Mark hier g'stohla Hot und do Han i wiffa wella, ob meine 300 Mark no do Md."

Vom bayerischen Allgau, 17. Dez. (Vom Winter. Unterschlagung.) Schnee, Regen, Lawinen, das sind Sie Merkmale des heurigenHennenwinters". Kaum glaubt man eine richtige Schneelandschaft zu haben, so stellt sich wieder Föhn ein und bläst seinen lauen Atem über die Berge. Gleichwohl ist in den Bergen massenhaft Schnee gefallen, der aber von den Skifahrern große Vorsicht ver­langt. Der Schneefall in den letzten Tagen hat die sport­begeisterte Jugend auf die Beine gebracht. Im Walfertal liegen bereits zahlreiche Anmeldungen von Gästen vor, die die Weihnachtsfeiertage in den dortigen Bergen verbringen wollen. Der Kaufmann Josef Eberle hat in seiner Eigen­schaft als Vorstandsmitglied des Fischener Spar- und Dar- lekenskaffenvereins und als Gemeindekassier sich große Ver­untreuungen zuschulden kommen lassen. Der Spar- und Darlehenskassenverein ist dadurch um 43 000 RM. geschä­digt. Eberle hat sich dem Gericht selbst gestellt.

Wange» b. Stuttgart, 17. Dez. (Tödlich verun­glückt.) Gestern abend fuhr in der lllmerstraße ein Mo­torradfahrer auf einen mit langen Eisenträgern beladenen Lastwagen, der nicht vorschriftsmäßig beleuchtet war, mit derartiger Wucht auf, Saß er sich schwere Verletzungen zu­zog, denen er aus dem Transport zum Karl Olga-Kranken­haus erlegen ist.

Böblingen» 17. Dez. (Nächtliche Unsicherheit.) Gestern nacht versuchten zwei angetrunkene Männer, die mit einem Gummiknüppel bewaffnet waren, einen lleberfall in der Schönaicherstraße am Ausgang der Stadt. Nur durch die heftige Gegenwehr der Ueberfallenen wurde es ver­hütet, daß ein Raub gelingen konnte.

Aus Bade»

Schluchsee, 15. Dezember. (Vor der Hochzeit tödlich ver­unglückt.) In der Nacht von Sonntag zum Montag ereig­

nete sich im Eichholzstollen, der zur zweiten Baustufe des Schluchseewerkes gehört, ein tödlicher Sprengunfall. Der Schachtmeister Fischer wurde beim Anzünden von Sprengschüssen durch einen vom Stollengewölbe herabfal­lenden Stein, der ihm den Ausgang versperrte, aufgehalten. Ehe Fischer wieder ins Freie gelangen konnte, gingen die Schüsse los und die losbrechenden Eesteinsmassen begruben den Unglücklichen. Fischer wurde später tot aus dem Stol­len herausgeholt. Das Unglück ist um so tragischer, als Fischer noch in diesem Monat seine Hochzeit feiern wollte. Der Verunglückte ist gebürtig aus Hallwangen und stand im Alter von 34 Jahren. Er war ein sehr tüchtiger und fleißiger Arbeiter.

Rastatt, 15. Dezember. (Vom Zuge überfahren und getötet.) Auf der Strecke MuggensturmRastatt bei Kilo­meter 94/400 wurde ein bis jetzt noch unbekannter junger Mann vom Zuge überfahren und ihm der Kopf vom Rumpfe abgetrennt. Im Mantel und in der Uhr befindet sich das Monogramm A. H. Nach den Feststellungen der Gendarmerie handelt es sich um den ledigen Anton Hirth, 27 Jahre alt, von Haueneberstein, der anscheinend den Tod im Anfall von Schwermut gesucht hat.

Wolfach, 16. Dezember. Vorgestern wurde der Bank­beamte Anton Hauer von Schenkenzell, der bei der Ver­einsbank Schiltsch bereits seit sieben Jahren tätig ist, wegen strafbarer Verfehlungen zum Nachteil der Bank festgenom­men und in das Wolfacher Gefängnis eingeliefert.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Im Schnee steckengeblieben. Zn ganz Polen herrschten ain Sonntag und Montag sowie in der Nacht zum Dienstag gewaltige Schneestürme. Ueber 40 Züge sind im Schnee steckengeblieben. In manchen Gegenden liegt der Schnee bereits zwei Meter hoch. Die Schneesälle dauern, an und sind besonders stark in den östlichen Provinzen.

Auch Schneestürme in Schweden. Ueber ganz Schweden wüten Schneestürme, die besonders in den nördlichen Lan­desteilen den Telephon- und Telegraphenverkehr lahm­gelegt haben Von der Küste wird gleichfalls Sturm öis zu 20 Sekundenmetern gemeldet.

Zwei deutsche Seeleute ertrunken. Der deutsche Fisch­dampfer Meteor, der in Aberdeen eingelaufen ist, yat nach dem Bericht des Kapitäns bei Island schwere Srürme zu bestehen gehabt. Der zweite Steuermann und ein Ma­trose wurden von einer großen Woge über Bord gerissen und kamen nicht wieder an die Oberfläche.

Italien erzwingt Preissenkung. Wegen Verstoß gegen die Preissenkungs-Bestimmungen hat der Präfekt von Rom dis jetzt insgesamt 65 Geschäfte für längere oder kürzere Zeit schließen lasten.

Amerikaflug des DornierflugschisfesDo. X". Der Ame­rikaflug des FlugschiffesDo. X" wird voraussichtlich erst im Januar 1931 stattfinden. Die bis jetzt aufgellef-rten Postsendungen werden aufbewahrt und dem Flugschiff beim Ubflug in Lissabon übergeben.

Curtius fährt nach Wien. Im Monat Januar wird eine Reihe auswärtiger Staatsmänner der Wiener Regierung Besuche abstatten. Anfang Januar wird Venizelvs nach Wien kommen und drei Tage dort bleiben. Dann wird der Besuch des deutschen Außenministers Curtius und des italie­nischen Außenministers Grandi erwartet; auch der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Graf Bethlen ist an­gekündigt.

Englische Rechnung über die deutschen Reparationszahlun­gen. Im Unterhause wurde erklärt, daß die Gesamtsumme der als Reparationen und Besetzungskosten von Deurjch- land an die verbündeten Mächte geleisteten Zahlungen sich am 15. Dezember 1930 auf 19 711 Millionen Toldmark beläuft, von denen 571 Millionen Pfund Sterling in Sach- lieferungen oder für den Zinsendienst bezahlt worden sind.

Studienreise des Generalobersten a. D. Heye. General­oberst a. D. Heye wird am 20. Dezember mit dem Motor­schiffHeinz Horn" der Horn-Linie eine Studienreise nach Westindien antreten, bei der zunächst Venezuela aufgesucht wird.

Nmites Allerlei

Wie wird der Winter werden?

Der Winter, der nun dieser Tage ernstlich an unsere Türe gepocht hat, nachdem er vor einigen Wochen schon seine Visiten­karte abgegeben hatte, scheint ja allerhand mit uns vorzuhaben wenigstens nach allen Vorzeichen zu urteilen, die kluge und wetterkundige Leute sestgestellt haben. Freilich sind sie sich durch­aus nicht ganz einig darüber, was er uns denn nun wirklich bringen wird. Es gibt da wie auf der Börse Haussiers und Bais­siers und während die einen eine barbarische Kälte prophezeiten, versprechen uns die anderen ganz mildes und sanftes Wetter.

Es kommt anscheinend ganz darauf an, nach welchen Regeln man dabei vorgeht. Der eine schwört Stein und Bein auf Regen­würmer, und ist davon überzeugt, daß auf je anderthalb Zenti­meter, um die sich die nützlichen Tierchen in den Erdboden hinein­bohren, ein Grad Kälte zu erwarten sei: mein Freund, der zu diesen Leuten gehört und jedes Jahr eifrige Grabungen ver­anstaltet, hat in diesem Jahr einen Tiefbauingenieur heran­ziehen müssen und ist wohl schon ziemlich in die Nähe des abso­luten Nullpunktes gekommen, ohne auch nur die mindeste Spur eines ganz kleinen Regenwürmchens gefunden zu haben er meint, dies sei ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, daß die Welt untergehen werde. Andere glauben, daß die letzte oder die erste oder je nachdem auch eine dazwischenliegende Novemberwoche für den Verlauf des Winterwetters von entscheidender Vorbe­deutung sei, und wenn einmal zufällig Leute dieser Art in der­selben Stammtischrunde zusammensitzen, so kann man die er­quicklichsten Dispute zu hören bekommen. Ein bißchen weit scheint es mir hergeholt zu sein, aus den frühen Wintervor­bereitungen der Nord-Dakota-Jndianer, von denen dieses Jahr berichtet wird, für das bei uns zu erwartende Wetter Schlüffe zu ziehen. Das Völkchen mag ja sonst ganz erfahren in der Wetter­kunde sein, aber wir haben ja gottlob den Atlantik zwischen uns und ihnen, und sie pflegen ja gewöhnlich ihre Winterlager nicht gerade bei uns in Deutschland zu halten. Dann war da z. B. noch ein Mann, der aus dem geringen Winterkleid seiner Gäule ersehen wollte, daß es diesmal recht warm und mild bei uns bleiben würde: sein Nachbar allerdings, dessen Viehzeuge freilich geradezu bärenhafte Pelze auftuweisen haben, behauptet, bei dem andern sei bloß etwas die Räude ausgebrochen.

Es ist also alles in Allem, wie man sieht, mit den Winter­prophezeiungen eine unsichere Sache. Wenn ich nur wüßte, ob Hähne, wie sie es im Sommer tun, so auch im Winter eine Voi^ liebe für Düngerhaufen zu haben pflegen ich würde dann auch wissen, nach welcher der tausend Regeln ich mich zu richten hätte.

Mit seinem treuen Begleiter bestattet

8 InBadIschlist mit Genehmigung der kirchlichen Behörden der Förster Alois Aster mit seinem treuen Jagd­hund ineinemSargeb eigesetztworden. Förster und Hund wurden bei einem Zusammenstoß mit einem Wil­derer getötet.

Eßt Aepfel! Aepfel sind Heuer zwar ein teurer Artikel, aber immerhin noch billiger als viele der ausländischen Früchte und find dabei sehr gesundheitfördernd. Der Apfel­genuß, besonders unmittelbar vor dem Schlafengehen, ist ein ganz bewährtes Mittel zur Förderung der Gesundheit. Der Apfel liefert nicht nur eine vorzügliche Nahrung, er ist zugleich eines der hervorragendsten diätetischen Mittel. Er enthält mehr Phosphorsäure in leichtverdaulicher Ver­bindung als irgend ein anderes pflanzliches Erzeugnis der Erde. Sein Genuß, besonders unmittelbar vor dem Schlafengehen, wirkt 1. vorteilhaft auf das Gehirn, 2. regt die Leber an, 3. bewirkt, wenn regelmäßig kurz vor dem Schlafengehen stattfindend, einen ruhigen Schlaf, 4. des­infiziert die Gerüche der Mundhöhle, 5. bindet die über­schüssigen Säuren des Magens, 6. paralysiert hämorrhoidale Störungen, 7. fördert die Tätigkeit der Nieren, 8. hindert somit die Steinbildung, 9. schützt ferner gegen Verdauungs­beschwerden und 10. gegen Halskrankheiten. Darum be­folget klein und groß gerne die alte Lehre: Eßt Aepfel, sie sind äußerst gesund.

Großstädte saugen das Land aus

8 Während in den siebziger Jahren in Deutschland noch beinahe zwei Drittel der Bevölkerung auf dem Lande wohnten und nur ein Drittel in den Städten, lebt heute über drei Viertel unseres Volkes in Stadtgemeinden. 28 Prozent, fast ein Drittel, ist in den Großstädten zusam­mengeballt. Mit dieser immer zunehmenden Zusammen­ballung hängt eine der bedenklichsten Erscheinungen unserer Zeit zusammen, der Geburtenrückgang. So hat im ersten Vierteljahr 1930 die Geburtenzahl ihren tiefsten Stand von 18,4 auf 1000 Einwohner erreicht, während es im Jahre 1913 noch 27,2 waren. Und das ist der Fall, trotzdem die Zahl der Ehen in den letzten Jahren ständig zugenommen hat. Aehnliche Erscheinungen und Zusammenhänge zeigen sich übrigens fast in der ganzen Welt. England z. B. zählt 39,2 Prozent seiner Einwohnerschaft in den Großstädten und hat eine noch geringere Geburtenzahl als Deutschland.

Letzte Nachrichten

Stürmische Remarque-Aussprache im preuhischen Landtag

Berlin, 16. Dez. Die Aussprache über den deutschnationale» Mibtranensantrag gegen den Ministerpräsidenten «Braun und deu Innenminister Severins, der mit der Stellungnahme der Minister zum Remarque-Film begründet ist, in der Dienstag­sitzung des preuhischen Landtages nahm einen stürmischen Ver­lauf. Die Ausführungen der Redner wurden von den gegneri­schen Abgeordneten oft durch Zwischenrufe und Eegenkundge- bungen unterbrochen. Die Deutschnationalen erklärten, dah die Haltung der preuhischen Ministerpräsidenten und des Innen­ministers im krassen Gegensatz zu dem Empfinden der national fühlenden Volksschichten ständen und nannte den Remarque- Film eine Beleidigung der deutschen Frontkämpfer. Die Sozial­demokraten wiesen darauf hin, dah der Film in Polen verbo­ten worden sei, weil er eine grobe Propaganda für Deutschland und eine Verherrlichung des deutschen Heldentums darstelle und sprach den Ministern das Vertrauen aus. Der Redner der Staatspartei erklärte, der Kampf gegen den Remarque-Film werde geführt von Leuten, die den Schützengraben nicht gesehen hätten. Die Deutsche Volksvartei bedauerte, dah eine Auffüh­rung des Filmes in Deutschland möglich gewesen sei, da er das Fronterlebnis beschmutze. Die Redner der Wirtschaftspartei und der Deutschen Fraktion verurteilten die Aufführung des Filmes und sprachen den Ministern ihr Mißtrauen aus. Das Zentrum und die Nationalsozialisten beteiligten sich an der Aussprache nicht, weil letztere nur eine Redezeit von drei Mi­nuten erhielt. Die Abstimmung über den deutschnationale« Mihtrauensantrag soll am Freitag stattfinden.

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DerRemarque-Film" im österreichischen Nationalrat

Wien, 16. Dez. Im Nationalrat erklärte Innenminister Wink­ler zu Beginn der Debatte über den Remarque-Film, dah er nicht in der Lage sei, eine Entscheidung zu treffen. Der Mini­ster teilte mit. dah die Angelegenheit den nächsten Ministerrat beschäftigen werde. Der Vertreter des Seimatblockes. der frühere Minister Sueber, der den Reigen der Redner erimnete, erklärte, man dürfe nicht die deutsche Ehre durch Vor llhrung des Remar­que-Filmes beschmutzen lassen. Als Vertreter des Schoberblockes sagte Abg. Wotawa. dah schon mit Rücksicht auf das Verhältnis zu den Brüdern im Reich und auf das Ansehen der Republik Oesterreich nicht die Hand dazu geboten werden dürfe, das Em­pfinden weiter deutscher Volkskreise durch die Verunglimpfung des Andenkens der deutschen Kriegsteilnehmer zu verletzen. Der Sprecher der Sozialdemokraten warf dem Antragsteller vor. dah sie kein Verständnis kür die freie geistige Einstellung des Volkes hätten und nahm den Film gegen den Vorwurf erniedrigender Tendenz in Schutz.

Gestorben«

Altheng st ett : Ernst Gwinner, 84 Jahre alt, Veteran von 1870.

Oberkollbach: Rosine Kusterer geb. Nonnenman«, 80'/- Jahre alt.

Mutmaßliches Wetter für Freitag Die von der Depression bei Island gegen das Festland sich erstreckende Tiefrinne schwächt sich bereits wieder ab. Infolgedessen kommt das Hochdruckgebiet im Rordoste» wieder mehr zur Geltung, so daß für Freitag nur zeitwei­lig bedecktes, ziemlich kaltes und trockenes Wetter zu er­warten ist.

Für die Sckrfftlritnna verantmortlick: Lnbwi« S«n>, Druck und Verlag der W. Riekerffchen Buchdruckerei, Altenstetr,