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Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
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er noch von seinen Erlebnissen berichten konnte, aber leider am andern Morgen, Donnerstag früh, verstorben ist. Seine Eltern wurden telegraphisch benachrichtigt; die Beerdigung hat in Earmisch stattgefunden.
Stuttgart, 2. Dez. (Todesfall.) Am Sonntag ist nach schwerem Leiden Geh. Kabinettsrat a. D. Eugen von Kübel im Alter von 75 Zähren gestorben. Er war eine in Stuttgart in weitesten Kreisen bekannte und hochgeschätzte Persönlichkeit von vornehmem Charakter und warmherigzer sozialer Gesinnung, die er in seiner Stellung als Kabinettsrat der Königin in reichem Matze betätigen konnte.
Vom Landtag. Der Geschaftsordnungsausschutz beschloh, die Immunität der Abg. Schneck, Ulrich und Dr. Schumacher nicht aufzuheben. Dagegen wurde die Strafverfolgung des Abg. Albert Fischer in vier Fällen mit 6 Za bei 2 Enthaltungen und 1 Nein genehmigt.
Die 700-Jahrfeier der Stadt Stuttgart. Zn einer Denkschrift der Stuttgarter Handelshof A -G. an den Stuttgaraer Stadtrat wird empfohlen, die 700-Jahr- feier der Stadt Stuttgart in das Jahr 1932 oder 1933 zu verlegen, nachdem Stadtarchivar Dr. Stenzel festgestellt hatte, dah die 700-Jahrfeier der Stadt trotz ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1229 nicht an ein bestimmtes Jahr gebunden sei. Art und Ausmatz der Feier werden zweifellos bestimmt werden von der Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse m Deutschland in den nächsten Zähren. In jedem Falle aber ist für eine gründliche Vorbereitung mindestens die Zeit eines Jahres nötig. Besser und wünschenswert wären zwei Jahre, namentlich dann, wenn der vom Deutschen Auslandsinstitut Stuttgart vorgeschlagene „Weltschwabentag" zur Tat werden sollte. Unter Berücksichtigung einer angemessenen Vorbereitungszeit würde sich so das Jahr 1933 als geeignet für öie 700-Jahrfeier der Stadt ergeben. In demselben Jahre findet in Stutgart auch das 15. Deutsche Turnfest statt.
Thamprgny-Eedenkfeier. Die 60. Wiederkehr der Ruhmestage württembergischer Truppen im Kriege von 1870/71 wurde am Montag abend im Stadtgartenfaal durch «ine schlichte Feier gewürdigt. Veranstalter waren der Offiziersverein, der Bezirkskriegerverband, die Arbeitsgemeinschaft der Regimentsvereine und der Frontkämpferbund. Nach dem Einmarsch der Vereinsfahnen widmete der Vorsitzende des Offiziersvereins, Rechtsanwalt Dr. Karl Kaufmann l, insbesondere der als Ehrengäste an zwei festlich geschmückten Tafeln sitzenden Altveteranen, die vor 60 Jahren unvergängliche Lorbeeren an die wiirttembergrschen Fahnen geheftet haben, herzliche Begrützungsworte Dis Festrede hielt Generaleutnant a. D. Niethammer-Calw. Als Senior der Altveteranen dankte Oberst von Eitle für die fesselnde Schilderung der Erlebnisse in jenen Kämpfen und wiederholte das bei der Krönungsfeier in Versailles gesprochene, für deutsches Zukunftshoffen auch heute noch geltende Wort: Gott lebt noch mit uns, ihm sei die Ehre!
Fellbach OA. Waiblingen, 2. Dez. (50 Jahre Apotheker.) Apotheker Gustav Dölker kann auf eine 50jäh- rige Berufstätigkeit zurückblicken. 1905 erhielt er die Berechtigung zur Errichtung einer Vollapotheke in der Hinteren Stratze, der der Jubilar heute noch vorsteht.
Eiengen a. B-, 2. Dez. (75. Geburstag.) Am Samstag vollendete Orgelbaumeister Eugen Link, Seniorchef der Orgelbaufirma Gebrüder Link, sein 75. Lebensjahr.
Mössingen OA. Rottenburg, 2. Dez. (Bran d.) Gestern früh brach in der am Wohnhaus angebauten Scheune der Witwe Margarete Stotz in der Erabenstratze Feuer aus, das in kurzer Zeit die Scheune in Asche legte. Das Wohnhaus konnte gerettet werden.
Münster b. Lreglingen, 2. Okt. (Ertrunken.) Am letzten Mittwoch wurden die Taglöhnerseheleute Schmidt von hier in nicht geringen Schrecken versetzt, als das 3jäh- rige Töchterchen heimkam und erzählte, datz das Schwesterchen, das ein Jahr jünger ist, in den Mllhlkanal gefallen sei. Man eilte sogleich zu der Ilnfallstelle, aber erst nach langem Suchen konnte der Müllerschnecht das Kind am Rechen vor der Mühle entdecken und tot aus dem Wasser Nehmen.
Bad Mergentheim, 2. Nov. (Tragischer Tod.) Am Samstag nachmittag stürzte die Ehefrau des Kaufmanns A. F. Ranzenberger hier im Ladenlokal von einer Leiter und erlitt schwere innere Verletzungen. Am andern Morgen wurde Frau Ranzenberger in ihrem Laden auf einem kleinen Sofa sitzend, zum Teil entkleidet, die Fütze in eine Decke gewickelt, tot aufgefunden. Der Arzt stellte fest, datz 'der Tod bereits am Vorabend wohl infolge der bei dem Sturz erlittenen inneren Verletzungen eingetreten war.
Heilbronn, 2. Dez. (Unglücks fall.) Die etwa 17jäh- rige Sophie Wenninger von Weinsberg ist beim Aussteigen aus dem Zug, der sich wahrscheinlich noch in Bewegung befand, von dem Trittbrett ersaht und unter die Räder des Zuges geschleudert worden. Sie war von den Rädern des Zuges festgeklemmt, so datz erst der Zug rangiert werden mutzte, um die Unglückliche aus ihrer schrecklichen Lage zu befreien. Es liegt in der Hauptsache eine sehr schwere Beinverletzung vor. Das Unglück ereignete sich auf dem Kärks- torbahnhof.
Bartholom« OA. Gmünd, 2. Dez. (Kirch weihe.) Nachdem im Juli d. I. die katholische Kirchengemeinde ihr baulich wesentlich erweitertes und modern erneuertes Gotteshaus eingeweiht hat, konnte nun auch die nur halb so grotze evangelische Kirchengemoinde ihr in den letzten fünf Monaten durch Anbauten erweitertes und im Innern einfach und gediegen erneuertes Kirchlein wieder in Benützung nehmen. Die Einweihungsfeier fand am 1. Adoentsionn- A statt mit Festgottesdienst und Kirchenkonzert. Beim Festgottesdienst sprachen Dekan Langbein-Aalen, Prälat Dr. Hofmann-Ulm und der Ortsgeistliche. Beim Festmahl wurden verschiedene Glückwunschansprachen gehalten.
Liggersdors i. Hohenz., 2. Dez. (Bran d.) Wahrscheinlich infolge Kurzschluß entstand in dem landwirtschaftlichen Anwesen des Gemeinderechners Johann Schaffard ein Wagnermeisters Leonhard Bengler ausdehnte. Die beiden Anwesen nebst Oekonomiegebäude und Fahrnissen wurden ein Raub der Flammen. Das Vieh konnte gerettet werden. Der Schaden wird auf etwa 70 000 RM. geschätzt.
Tailfingen OA. Balingen, 2. Dez. (Diphtherie.) Zur Zeit tritt unter den hiesigen Kindern die Diphtherie in verstärkter Weise auf. Um der Ansteckung Einhalt zu tun, Hai das Bürgermeisteramt die Schließung der Kleinkrnder- schule bis auf weiteres verfügt.
Ebingen, 2. Dez. (Segelflug.) Am Sonntag ist es der Ebinger „Fag" gelungen, auf dem Sahlbühl das neuerbaute Flugzeug einzufliegen. 27 Flüge sind dabei gelungen. Der längste Flug dauerte 21,5 Sekunden.
Ellwangen, 29. November. (Der Einbrecher als Pechvogel.) Vor kurzem betrat, wie die „Jpf- und Jagstzei- tung" berichtet, ein Einbrecher die hiesige Polizeiwachstube und suchte um Unterstützung nach. Eine vorgenommene Untersuchung förderte indes einen Kassenbestand von rund 38 Mark zutage, außerdem zwei Uhren, ein Messer und ein Medaillon. Da der Mann daraufhin noch einiges Mißtrauen erregte, wurde er der Kriminalpolizeiabteilung zu weiteren Recherchen übergeben. Inzwischen machte man sm Rathaus die Entdeckung, datz hinter der Haustür ein Geldbeutel mit 67 Mark Inhalt versteckt lag, über dessen Herkunft man zunächst im dunkeln blieb. Bald jedoch kam Licht in die Sache. Der „arme Reisende" entpuppte sich als der Hinterleger dieses Geldbeutels. Er hatte vor dem Betreten der Polizeiwache den größeren Erlös aus seinem „Handwerk" hinter der fraglichen Türe versteckt, um sich das Geld nachher wieder anzueignen, was ihm aber nicht mehr möglich war, da er — o, so ein Pech! — in „Begleitung" das Rathaus verlassen mutzte. Die weiteren Erhebungen zeitigten das Ergebnis, daß das im Besitz des Mannes sich befindliche Geld von einem Einbruchsdiebstahl in Zang O.A. Heidenheim herrührt. Er scheint auch noch andere Diebstähle auf dem Gewissen zu haben. Die in der letzten Zeit sich mehrenden Einbruchsdiebstähle sollten für jedermann eine Warnung sein und zur Vorsicht mahnen.
Au» Baden
St. Georgen, 2. Dezember. Zwei junge Arbeiter vom benachbarten Tennenbronn, die sich heute gegen Abend auf einem Motorrad nach ihrer Arbeitsstelle in Schönwald begeben wollten, sahen sich zwischen dem Sommerauerhof und dem Gasthaus zum „Schützen", in einer Kurve, plötzlich vor einem etwa zwanzig Personen zählenden Trupp junger Leute, die sich vermutlich einen Jux daraus machten, den Motorradfahrern den Weg zu versperren. Glücklicherweise hatten die letzteren angesichts der Gefahr ihr Tempo noch rechtzeitig verlangsamen können, sie kamen aber dennoch beim Ausweichen zu Fall, wobei alle beide zur Seite geschleudert wurden und mehr oder weniger erhebliche Verletzungen davontrugen. Der Führer brach das Nasenbein und erlitt sonstige Kopf- und Armverletzungen; er wurde durch den herbeigerufenen Arzt nach dem hiesigen Krankenhaus verbracht. Das Motorrad ist schwer beschädigt.
Kleine Nachrichten aus aller Welt
Adolf Hofsmann s. In Berlin verstarb im 73. Lebensjahre der preußische Landtagsabgeordnete Adolf Hoffman«, der zehn Gebote-Hoffmann, der 1918 als Volksbeauftragter das preußische Kultmnisterium leitete als Mitglied der Il.S.P.D. Später ging er zu den Kommunisten, kehrte aber dann wieder zu den Unabhängen und zur Sozialdemokratie zurück.
Kein Fafchingsumzug in München. Nach langen Beratungen wurde nunmehr beschlossen, von einem Faschings- umzug im kommenden Jahre abzusehen, da sich erwiesen hat, daß die Finanzierung auf größte Schwierigkeiten stoßen würde.
Ein Flugzeug stürzt in eine Kindergruppe. Nach einer Meldung aus Edmonton (Kanada) stürzte in Chipewyan ein Flugzeug, das zu einem kurzen llebungsflug aufgestiegen war, aus geringer Höhe ab und siel mitten in eine Gruppe spielender Kinder. Vier Kinder wurden auf der Stelle getötet und vier andere lebensgefährlich verletzt. Der Führer und der Begleiter der Maschine kamen ohne Verletzungen davon.
Anschlag auf einen Personenzug. Auf der Strecke Horn- Bedburg (bei Köln) fuhr abends ein Personenzug zwischen den Bahnhöfen Zieverich und Pfaffendorf auf einen Hemmschuh auf und wurde zum Halten gebracht. Der Hemmschuh war von Unbefugten auf das Gleis gebracht worden.
Grotzfeuer in einer Berliner Fabrik. In einer Schuhfabrik in der Dirksenstratze im Zentrum Berlins brach ein Band aus, der rasch bedrohliche Formen annahm. Es gelang, sechs Eingeschlossene über zwei mechanische Leitern aus der Eefahrzone zu bringen.
Aus dem Gerichtssaal
Auf Antrag der Amtsanwaltschaft wurden zwölf Inhaber von Bäckereien in Wildbad durch Strafbefehl des Amtsgerichts Neuenbürg vom 29. September 1930 Geldstrafen von IS R.M. bis zu 160 R.M. auferiegt. Sie waren beschuldigt, am 4. September 1930 der Vorschrift, wonach in allen gewerblichen Bäckereien und Konditoreien an den Werktagen alle Arbeiten mindestens von 9 Uhr abends bis S Uhr morgens vollständig ruhen müssen, vorsätzlich zuwidergehandelt zu haben, indem sie in ihren Bäckereien schon vor 5 Uhr morgens Backwaren herstellten bezw. Herstellen ließen. Elf Beschuldigte erhoben gegen diesen Strafbefehl Einspruch. In der am 1. Dez. d. M. stattgefundenen Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Neuenbürg gaben sämtliche Beschuldigte zu, an dem genannten Tag bälder angefangen zu haben. Zur Begründung wurde angeführt, daß in der Vadesaison in Wildbad ein früherer Arbeitsbeginn eine Notwendigkeit sei, weil eben morgens frisches Kaffeebrot verlangt werde und weil man die Hotels und größeren Pensionen zu beliefern habe. Die Existenzmöglichkeit hänge von einer dreimonatigen Saison ab, während der die Betriebe aufs Aeutzerste ausgenützt werden müßten. Viele
Kranke besuchten schon von 6 Uhr ab die Bäder und wollten nach dem Bad frühstücken, um dann wieder zu ruhen. Den Be,Huldigten wurde hierauf vom Vorsitzenden vorgehalten, daß eurer von ihnen dem Landjäger gegenüber angegeben habe, daß eben ganz streng durchgeführt werden sollte, daß nicht früher, wie gesetzlich vorgeschrieben, mit der Arbeit angefangen werden dune. Ferner wurde einem anderen Beschuldigten vorgehalten, dag auch er dem Landjäger angegeben habe, er sei der Ansicht, daß die vorgeschriebene Zeit auch ausreichte, wenn sie zeder Meister einhalten würde. Auf diese Vorhalte wurde von den Beschuldigten erwidert. daß eben die Möglichkeit bestehe, daß die größeren Hotels bei nicht rechtzeitiger Lieferung frischer Backwaren eine eigene Bäckerei einrichten würden, was schon, infolge verspäteter Lieferungen, angedroht worden sei. Aus all diesen Gründen bitten sie um Ermäßigung der Strafe. In dem hierauf verkündeten Urteil wurden die elf Beschuldigten re wegen Vergehens gegen die Verordnung über die Arbeitszeit inZ>en Bäckereien und Konditoreien mit Geldstrafen von 5 R.M. As zkl 70 R.M. bestraft. Au? den mündlich verkündeten Urteilsgrün- L»n sek erwähnt, daß das Gericht, solange das Gesetz bestehe und übertreten werde, bestrafen müsse. Die Frage der Berechtigung Gesetzes, ob es abgeschafft oder geändert werden soll, sei Sache der Rechtspolitik und der Gesetzgebung- E,n strafaus- schließender Notstand liege nicht vor. Auch der Umstand, dcm die Beschuldigten vorgebracht hätten, die Hotels würden selbst einen Bäckereibetrieb einrichten, begründe diesen Notstand für die Bäckerinhabcr nicht. Das Gericht nehme an, daß dies nur eine leere Drohung sei, da nach der Verordnung auch diese Betriebe nicht vor 5 Uhr morgens anfangen dürften und der durch diese Betriebe zu erreichende Vorteil durch das Wetzfallen der Zeit des Austragens der Backwaren und der Herstellung nur solcher Mengen von Backwaren, die täglich benötigt werden, die kostspielige Einrichtung solcher eigenen Bäckereien sich nicht lohne.
Vorsätzliche Brandstiftung f
Hall, 2. Der. Wegen eines gemeinschaftlich verübten ÄerbkB» chens der Brandstiftung und des Versicherungsbetrugs wurde« der am 20. Febraur 1912 zu Craintal OA. Mergentheim geborene und dort wohnhafte lediZe Landwirt Richard Wolf und di« am 1. August 188S in Münster OA. Mergentheim geborene i« Craintal wohnhafte Landwirtsehefrau Margarete Wolf gek. Dollmann vom Schwurgericht zu 1 Jahr 6 Monaten bezw. 1 Iaht Gefängnis verurteilt.
Nochmals Preisabbau!
Fast täglich bringen die Zeitungen spaltenlange Artikel über den bevorstehenden Preisabbau und die dadurch möglich werden sollende Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage. In den Kreisen des Gewerbes und Handels steht man diesem Preisabbau etwas mißtrauisch gegenüber. Nicht etwa deswegen, weil man durch diese kommende Maßnahme weniger verdienen könnte.
Es ist in dieser Sache schon viel zu viel geschrieben worden, als datz es sich lohnen würde, noch längere Abhandlungen zu veröffentlichen. Einige Punkte mögen jedoch an dieser Stelle noch zur Kritik gestellt werden.
1. Ein wirklicher und dauernder Preisabbau und eine Ileberwindung unserer wirtschaftlichen Krise kann nicht nur im Abbau der teilweise bescheidenen Löhne erfolgen, auch nicht allein durch die sonst schon bekannten Vorschläge.
Eine wirksame Maßnahme kann nur dadurch erreicht werden, daß in erster Linie der Zinsfuß auf mindestens 5—6 Prozent herabgesetzt wird. Damit wäre die Möglichkeit gegeben, das Baugewerbe wenigstens wieder etwas zu beleben und auch dem übrigen Gewerbe würde dadurch der Geschäftsbetrieb erleichtert.
2. Während in letzter Zeit verschiedene Schweizer Zeitungen schrieben, daß ihre Banken kaum mehr wüßten, wo sie das aus Deutschland zufließende Geld anlegen sollen, ist bei uns eine Geldknappheit wie noch nie.
Sollte es denn ganz unmöglich sein, einmal drakonische Maßnahmen zu ergreifen, um die Kapitalflucht zu verhindern? Oder sind bei denjenigen, welche dies bewirken könnten, vielleicht selbst solche, die ihr Geld ins Ausland gebracht haben?
3. Wenn die, durch scharfe Konkurrenz ohnehin schon
herabgedrückten Preise vieler Eebrauchsgegenstände des täglichen Lebens noch billiger werden sollen, woher soll dann noch ein Gewinn kommen, mit welchem die sowieso unerschwinglichen Steuern und soziale Lasten bezahlt werden sollen? Und woher soll die Landwirtschaft Geld nehmen zur Beschaffung ihrer Bedürfnisse, wo ihre Erzeugnisse jetzt schon derart herabgedrückt sind (man denke nur an den Erzeugerpreis der Milch), daß sich heute landwirtschaftliche Betriebe fast nicht mehr lohnen? Es ist betrüblich, wenn man von einer Sache zum Voraus schon den Eindruck gewinnt, datz mit der Durchführung derselben sozusagen das Pferd am Schwanz aufgezäumt wird. bl.
Buntes Wertes
Solmtagskartea aber Weihnachten gesperrt für Schnellzüge
Die Reichsbahn klagt über die sinkenden Ziffern des Personenverkehrs. Sie sollte an sich jede Möglichkeit, ihre Einnahmen durch Verkehrssteigerung zu bessern, ausnützen. Indessen liegt noch so manche Quelle da, die man nicht nur nicht ausnützt, sondern sogar künstlich verstopft, weil man fürchtet, es könnte über gewisse Gelegenheiten zu viel gefahren und da oder dort Züge überfüllt werden. Dazu gehört die generelle Sperre aller Schnellzüge für Sonntagskarten über die kommenden Weihnachten. Die Reichsbahn sperrt sogar nicht nur die eigentlichen Feiertage, sondern eine ganze Kette von Tagen, und zwar vom 23. bis 27. Dezember, also volle fünf Tage. Diese Maßnahme soll die für manche Gebiete bezw. Schnellzüge mögliche Uebersetzung bezw. Platzwegnahme für Fernreisende verhüten, ist aber für viele andere Gebiete mit schwächerem Schnellzugsverkehr ein direkter Widersinn, der der Reichsbahn Einnahmen vorenthält. Das gilt besonders für den deutschen Südwesten, für den Schwarzwald, für württtem- bergische Linien, wo zudem nicht wie anderswo freigegebene Züge wie Eilzüge oder beschleunigte Personenzüge in geeigneter Zeitlage zur Verfügung stehen. Für den Winterdienst mit dem Wegfall etlicher wichtiger solcher Züge ist die Weihnachtssperrung der Schnellzüge eine direkte Härte für viele reiselustige, besonders sportliche Kreise, die dann lieber gar nicht fahren.
Die Schweiz verfährt umgekehrt. Sie baut für den kommenden Winter nicht nur ihre Sportbillette weiter aus, sondern läßt sie auch unbeschränkt nach Zeit und Zugart über die ganzen Weihnacktstage und die Vor- und Nachtage zu, für die Schnellzüge gegen Zahlung des normalen Zuschläge-. Eil- züge sind in der Schweiz ohnehin zuschlagfrei, so dah sich im