Veite 2

General von Sammersteins Trmkivru» M die franzöiiiche Armee

Parks, 2. Dez. In den politischen und Militärkreifen findet der Wortlaut eines Trinkspruches die allergrößte Beachtung, den der Chef der deutschen Reichswehr, General von Hammerstein, aus das Wohl der französischen Armee ausgebracht hat. Danach habe am 1V. November von Hammerstein und eine Reihe höherer Offiziere dem scheidenden französischen Militärattache an der französischen Botschafte in Berlin, General Tournes, zu Ehren «in Abschiedsessen veranstaltet. Bei dieser Gelegenheit machte von Hammerstein aus seiner Bewunderung gegenüber der fran­zösischen Armee und ihrer Führung keinen Hehl. Er sprach dann den Wunsch aus, der Wille der beiden Gegner, die als Bürger und Soldaten im Kriege ihre Pflicht erfüllt hätten, nämlich die gegenseitige Lage zu verstehen, möge den Ausgangspunkt für eine Verständigung und Freundschaftsanbahnung bilden.

Die deutsche Armee steht einer gerechten und ehrlichen Verstän-. digung, aus der sich eine ehrliche Freundschaft entwickeln könnte, nicht entgegen. Allerdings muh hierbei von dem Prinzip der Gleichberechtigung ausgegangen werden. Ein Unterdrückter wird nie mit seinem Unterdrücken ehrliche Kameradschaft schließen, «nd nur ehrliche Kameradschaft hat Wert. In diesem Sinne er­gebe ich mein Glas und trinke auf Ihr Wohl, mein sehr ver­ehrter General, und auf das Wohl der durch Sie repräsentierten französischen Armee.

KotelbMer und Gastwirte gegen die Schankverzehrsteuer

Berlin, 2. Dez. Zur Wintertagung des Verwaltungsrats des Reichsverbandes der Deutschen Hotels, Restaurants und ver­wandten Betriebe traten etwa hundert Vertreter des Gewerbes aus allen Teilen Deutschlands in Berlin zusammen. Der Syn­dikus des Verbandes, Dr. Knapmann, machte der Regierung den Vorwurf, sie habe die Schankverzehrsteuer eingeführt unter dem Druck des Reichsfinanzministers Dietrich und seines preußischen Kollegen Dr. Höpker-Aschoff als eine untragbare, unmoralische und unsoziale Sondersteuer, die nichts weiter sei, als eine er­höhte Umsatzsteuer von unbeschränktem Ausmaß. Ueber die Not­verordnung des Reichspräsidenten und die Getränkesteuer sprach der Reichsverbandspräsident Abg. Nolte. Er führte u. a. aus, «r habe mit dem Reichskanzler Dr. Brüning wiederholt verhan­delt, der nicht für diese Steuer sei. Aber der Reichsfinanzminister Dietrich wolle auf diese Steuer nicht verzichten. Man werde sich überlegen müssen, ob man noch einer solchen Regierung folgen könne, die sich einem Minister beuge, der nicht einmal eine Frak- cklon hinter sich habe und der wieder unter dem Eindruck seines preußischen Kollegen Höpker-Aschoff und seines Parttifreundes Stolper stehe, über den vielleicht noch einmal die ganze Staats­partei stolpern werde.

Rechtsanwalt Hampe, der frühere volkskonservative Abgeord­nete, bedauerte, daß auch sein Parteifreund Treviranüs, wie Herr Schiele und die übrigen Kabinettsmitglieder, sich der Forderung Dietrichs gefügt habe. Die Eetränkesteuer wirke besonders un­gerecht dadurch, daß sie den Konsum im Hause, also auch bei den Gastereien der Minister und der reichen Leute, steuerfrei lasse, während der kleine Arbeiter im Kaffee für seinen Tee und die ^Arbeiterfrau für ihre Brause Steuern zahlen müßten. Diese Steuer öffnet den schlimmsten Betrügereien Tür und Tor, den» kein Mensch könne kontrollieren, wieviel Kaffee z. B. in kleinen Lokalen getrunken werde.

Neues vom Tage

Berufung Dr. Reicherts in den Reichswirtschaftsrat Berlin, 3. Dezember. Anstelle des ausgeschiedenen Generaldirektors Dr. Albert Vogler ist der frühere Reichs­lagsabgeordnete Dr. I. W. Reichert vom Reichswirt­schaftsminister auf Grund der Benennung durch die Zen­tralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen

M Mil« gehl dar Mu

Roman von Fr. Leh » e

(47. Fortsetzung.)

Hildegard

So bittend klang seine Stimme, und er streckte ihr die Hand über den Tisch entgegen.

»Soll ich es dir leicht machen, Ulrich? Ein guter Kamerad versteht den andern auch ohne viele Worte! An- wir sind uns doch in den langen Jahren, in denen wir uns kennen, immer gute Kameraden gewe­sen! Darum hat es mir wehgetan, daß du so gar kein Vertrauen zu mir hattest! Kanntest du deine Hilde­gard so wenig?" Sie drehte an ihrem Verlobungs­ringe.Ich weiß, wie es in dir aussieht, und will des­halb deinem innersten Wunsche Nachkommen! Nimm, Uli" sie- hielt ihm den goldenen Reif entgegen dennoch bleibt Freundschaft"

Nein, nein, Hildegard!" Erschrocken beinahe rief er es in der ersten Ueberraichung.

Nicht, Ulrich? Wie hast du dir denn sonst eine Regelung dieser Angelegenheit gedacht? Nein, ich kann nur die für mich einzig mögliche Folgerung ziehen diese"

Sie demtete mit einer Kopfbewegung nach dem ans dem Tische liegenden Ring, in dem sich ein Son­nenstrahl gefangen und blendend darin aufblitzte.

Hildegard, wie rasch du bist! Bedenke doch"

Ach, du, ich habe alles bedacht! Unsere Eltern müs­sen sich eben üreinftnden, daß es doch nichts mit uns beiden wird! Und was die andern sagen" sie zuckte leicht die Achselndu weißt, wie wenig mich das von jeher gekümmert hat! Oder glaubst du wirklich, Uli, daß ich mich damit begnügen könnte, lediglich -eine Gemahlin zu sein, die dein Haus repräsentiert, während dein Herz einer anderen gehört? Nein, Ul­rich, ich weiß ja, ich komme deinem innersten Wun­sche entgegen! Wir bleiben dennoch die zwei guten Kameraden, die wir bisher waren!"

Er fühlte sich durch Hildegards Art unsagbar er­leichtert. Er hatte nicht zu erwarten gewagt, daß sie

Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 283

Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands in den vor­läufigen Reichswirtschaftsrat einberusen worden. Dr. Reichert hat die Berufung angenommen.

Die Bemühungen um die Kabinettsbildung in Oesterreich

Wien, 2. Dezember. Die Bemühungen um die Kabi­nettsbildung sind zunächst gescheitert. Der mit der Regie­rungsbildung beauftragte Landeshauptmann Dr. Ender hatte heute abend den Vertretern des Nationalen Wirt­schaftsblocks und des Landbunds drei Vorschläge unter­breitet.

Die Vertreter des Nationalen Wirtjchaftsblocks und des Landbundes teilten darauf mit, daß sie bereit seien, den zweiten dieser Vorschläge 'mit einer Abänderung an­zunehmen, wonach der nationale Wirtschaftsblock die Vize­kanzlerschaft, das Aeußere und das Justizministerium über­nehmen würde. Es sollen jedoch vom Ressort des Innern alle Agenten des Sicherheitsdienstes losgelöst und dem Vizekanzler überwiesen werden. Der Landbund hätte,das Innere (vermindert um die Agenten des Sicherheits­dienstes) zu übernehmen. Diesen Vorschlag nahm Landes­hauptmann Dr. Ender nicht an. Er erklärte, er werde den Bundespräsidenten über das Ergebnis seiner Bemühungen Bericht erstatten.

Das «eue österreichische Kabinett Wien, 2. Dez. Wie aus parlamentarischen Kreisen ver­lautet, haben die Verhandlungen bereits zu einer priu- zipiellen Einigung geführt. Der Heimatblock dürfte in dem «eueu Kabinett nicht vertreten sein. Die Mitgliederliste soll lauten: Bundeskanzler Dr. Enders, Vizekanzler und Znnen- minster Dr. Schober» Handel Heinl, Unterricht Czermak. Ackerbau Thaler» Heeresminister Vaugoin, Finanzen Wink­ler. Das Justizministerium wird voraussichtlich einem Groß- deutschen zufallen. Für das Außenministerium wird Seipel genannt und für das Ministerium für soziale Verwaltung der Ehristlichsozial« Drexel.

Der badische Staatspräsident beim Reichspräsident», Berlin» 2. Dez. Der Herr Reichspräsident empfing heute den vom badischen Landtag neugewählten badischen Staats­präsidenten Wittemann.

Streik der Straßenbahner in Chemnitz Cbemuitz. 2. Dez. Der Betriebsrat der Straßenbahner batte in einer Versammlung den Streik der gesamten Belegschaft für heute beschlossen. Da aber ein grober Teil des Personals der Parole nicht gefolgt war, konnte der Straßenbahnbetrieb beute morgen in beschränktem Umfange trotzdem ausgenommen wer­den. An einigen Stellen der Stadt suchten die Streikenden zwar den Betrieb lahmzulesen, doch schritt die Polizei ein. Die Poli­zeibeamten schützten die Wagen und konnten unter Anwendung des Gummiknüppels die Massen in die Ritterstraße zurückdrän- sen, wurden aber gleichzeitig im Rücken von ungefähr 500 Mann angegriffen. Nunmehr pflanzte die Polizei das Seitenge­wehr ans. Es gelang ihr so, die Menge von sich zu halten und in die Seitenstraßen abzudrängen.

Aus Stadt und Lau

Altensteig, den 3. Dezember 1930.

Amtliches. Der Herr Staatspräsident hat übertragen: . eine Eewerbeschulratsstelle in Neuenbürg dem Eewerde- hulassessor Adolf Reile daselbst; je eine Eewerbeober- 'hrerstelle in Dornstetten dem Hilfslehrer Paul Brücker aselbst; je eine Eewerbelehrerstelle in Nagold dem Hilss- :hrer Wilhelm Sanwald daselbst.

Der Herr Staatspräsident hat die Lehrstelle an der oangelischen Volksschule in Oberkollwangen O.A. em Lehrer Georg Eloß in Stuttgart übertragen.

ihm gleich so ohne weiteres sein Wort zurückgeven würde er war doch auf qine peinliche Auseinan­dersetzung gefaßt gewesen und nun diese glatte Er­ledigung! Ohne daß er sich davon Rechenschaft ablegte, fühlte er eine gewisse Kränkung seiner Eigenliebe, daß sie ihn so leicht aufgab!

Eins möchte ich dir allerdings noch sagen, Ulrich es hat mich gekränkt, daß du nicht offen gegen mich warst."

Hildegard, es ist es gibt Dinge, nein, es war mir unmöglich! Glaube mir, ich habe ehrlich gekämpft, habe mich vor dir geschämt! Doch das andere, das war stärker als ich."

Ich begreife es ich mache dir keine Vorwürfe! Die Dame ist sehr schön, so schön, daß man schon aller­lei über sie vergessen kann! Wer und was ist sie? Wo­her kennst du sie? Gib mir jetzt wenigstens dein Vertrauen"

Sie ist Probierdame iu dem Geschäft, in dem Frau Karola kauft."

Ah, da hattest du sie gesehen und kennen gelernt?"

Verzeihe mir" murmelte er.

Wie heißt sie?"

Solltest du es wirklich picht wissen, jetzt nicht wissen?" Er sah Hildegard an.Ich kenne ihren rich­tigem Namen auch erst seit seit jenem Abend! Und da sie die Schwester Eures Chauffeurs ist, dessen Herkunft dir ja bekannt ist"

so ist sie eine Baronesse Brockstedt! Also stan­desgemäß mehr als ich!" lächelte sie.Das verein­facht doch diese Angelegenheit ganz ungemein! Tue, ' was -u willst und dein Gefühl dir vorschreibt! Du bist vollständig frei! Wenn Papa morgen oder über­morgen von seiner kleinen Reise zurück ist, werde ich ihm sagen, daß wir uns in aller Freundschaft ge­trennt haben! Ich will für einige Zeit verreisen! Stets werde ich dir Freundin bleiben!"

Hildegard!" sagte er mit erstickter Stimmst Ihre blauen Augen lächelten ihn so freundlich, bei­nahe mütterlich an.Hildegard, du Gute" er neigte sich über ihre Hand.

In leichter Liebkosung fuhr sie, wie so oft, durch sein blondes, welliges Haar.

Du großer, dummer Bub!"

Fristablaus für Rentenanträge in der Angestelltenver- ficherung. Durch Gesetz vom?. März 1929 ist die Wartezeit in der Angestelltenversichcrung allgemein auf 60 Veitrags­monate herabgesetzt worden. Sind weniger als 30 Bei- tragsmonate auf Grund der Versicherungspflicht nachgewie­sen, so beträgt die Wartezeit 90 Beitragsmonate. Das Ge­setz ist mit Wirkung vom 1. März 1929 in Kraft getreten. Ist ein Leistungsantrag vor diesem Zeitpunkt rechtskräftig abgewiesen worden, weil die Wartezeit nicht erfüllt war, so kann, wenn nach dem Gesetz vom 7. März 1929 die Warte­zeit erfüllt ist, die Nachprüfung des Rentenantrages be- antragt werden. Der Antrag muß aber bis zum Schluss» des Jahres 1930 gestellt sein.

Weihnachten in Bethel! Als das Christuskind in Bethlehem geboren wurde, standen an seiner Krippe lauter arme Leute. Je ärmer sie aber waren, desto Heller leuchtete ihnen die Liebe Gottes, die in der Sendung des Kindes offenbar geworden ist. Einen Strahl des ewigen Weihnachtslichtes aus der himm­lischen Welt hoffen wir Bethelleute auch in diesem Jahre sehen zu dürfen. Die Zeit ist schwer, die Not ist groß. Das spüren wir in unserer Arbeit täglich mehr. Die Zahl derer, die aus Armut und Krankheit, aus Arbeitslosigkeit und Hunger bei uns anklopfen, nimmt unablässig zu. Alle unsere Häuser sind über­füllt; in den Zufluchtsstätten der Heimatlosen wird bald das letzte Notquartier belegt sein. So haben wir fast 6000 große und kleine Weihnachtsgäste zu versorgen. Auch unsere Freunde stehen fast alle heute unter hartem Druck. Trotzdem wagen wir die Bitte: Macht Euch selbst und uns die Freude, daß Ihr denen helft, die noch ärmer sind als Ihr! Laßt Eure Gaben, und wären sie noch so klein, Voten jenes himmlischen Lichtes sein, das in Bethlehem erschienen ist. UnserWeihnachtshaus" nimmt alles dankbar an. Kleidungsstücke, Mäntel, Strümpfe, Schuhe, vor allem für Männer, sind besonders willkommen; nicht min­der Lebensmittel jeder Art, Spielsachen für Kinder, Bücher, Bilder, Gesellschaftsspiele für Erwachsene. Sehr wertvoll ist uns auch Strickwolle. Die Arbeit des Verteilens auf die vielen verschiedenen Anstaltshäuser wird uns sehr erleichtert, wenn uns die Gaben so früh wie irgend möglich gesandt werden. Will man uns aber lieber das Einkäufen überlasten, freuen wir uns auch über jedes Geldgeschenk. (Postscheckkonto: Hannover 1904, L. F. v. Bodelschwingh, Bethel bei Bielefeld.)

Zumweiler» 2. Dezember. (Veilchen.) .Durch die Wärme Mittagssonne der vergangenen Tage angeregt, sind einige Veilchen vorzeitig aus ihrem Winterschlaf erwacht und sind da und dort neugierig ans Tageslicht gekommen, wohl um sich genauer nach dem Kalender zu orientieren. Jung und Alt freut sich an dem seltenen Anblick. Leider wird ihnen nur ein kurzes Dasein beschieden sein, schon sind die Tage wieder rauher geworden und verkünden baldigen Schneefall.

Calw» 2. Dezember. (Brandfall.) Heute früh kurz nach 4 Uhr wurde durch einen Heizör der Deckenfabrik in dem im Hause des Mehlhändlers Adolf Lutzin der Lederstraße befindlichen Laden der Fa. Thams L Garfs ein Brand entdeckt, der noch rechtzeitig von der Hydrantenabteilung der Weckerlinie gelöscht werden konnte. Die Brandleitung hatte Bezirksseuerlöschinspektor Riderer. Die in dem Laden lagernden Waren sind durch den starken Rauch unbrauch­bar geworden. Der Schaden ist bedeutend, die Entstehungs­ursache noch nicht geklärt. Es muß als glücklicher Umstand bezeichnet werden, daß die Schaufensterläden des Geschäf­tes nicht geschlossen waren und so der Brand zeitig bemerkt werden konnte.

Freudenstadt, 2. Dezember. (Im Gebirge tödlich ver­unglückt.) Der 32 Jahre alte Fr. Wirth von hier, Sohn des Schuhmachers Gottlob Wirth, begab sich Mitte Novem­ber von hier weg ins Gebirge und machte eine Wanderung im Zugspitzengebiet. Letzten Mittwoch nun wurde er von einem Beamten der Zugspitzbahn, der ihn hatte um Hilfe rufen hören, in erschöpftem Zustand aufgefunden; Wirth hatte sich aus seiner Wanderung ermüdet niedergelegt, war eingeschlasen und hatte dabei beide Beine erfroren, so daß er unfähig war, weiterzugehen. Nach seiner Auffindung wurde er ins Krankenhaus nach Earmisch verbracht, wo

Sie blieb allein zurück. In dem unbestimmten Gefühl einer heimlichen Erleichterung sah sie ihm nach, und einem großen Staunen, daß sie so gar keine" Schmerz empfand. Wie einen Bruder hatte sie ihn lieb, dem sie das beste wünschte. Die Eltern hatten sich ge­fügt im Gefühl gegenseitiger Sympathie. Aber das Herz ging andere Wege das seine hatte sich entschie­den und eine andere Wahl getroffen!

Und das ihre? War es wirklich noch so frei und ungerührt, wie sie sich selbst glauben machen wollte?

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Papa läßt uns heute mit dem Essen warten. Viel-, leicht telephoniert man mal nach dem Kontor, ob er! nicht bald kommt?"

Tu weißt, Karola, daß er nicht liebt, wegen nich­tiger Sachen angerusen zu werden! Er, der sonst so Pünktliche, wird kommen, sobald es ihm möglich ist!" sagte Hildegard, flüchtig von dem Buche aussehond, in dem sie las. um die Zeit auszufüllen.

Frau Karola stand in malerischer Pose am offe­nen Fenster; ihre üppige, reife Frauengestalt paßte gut in den prunkvollen, schweren, in vlämischem Stil eingerichteten Raum, dessen größte Zierde ein kostba- rei alter Gobelin war, der zwischen dem mächtigen! Büfett und der Kredenz hing wie eine Frauenge-! stakt von Rubens wirkte sie in ihrer blonden Schön­heit.

Wann wolltest du reisen, Hildegard?"

Wie ich dir bereits sagts, Ansang Oktober in gut acht Tagen"

Ich beneide dich. Kind Berlin!" sagte Kran Karola mit kokettem Seufzer.

Ich beneide mich nicht!"

Warum fährst du denn? Es zwingt dich ja nie­mand!"

Weil ich mich weiterbilden will! Wenn man setzt im Leben bestehen will, hat man allerlei Anforderun­gen zu erfüllen was ich unter Leben verstehe! Ein Drohnendasein kann ich nicht führen!"

Ah. du wirst anzüglich, teure Hildegard!"

Es war durchaus nicht meine Absicht!" entgegnete die junge Dame ruhig.Jeder nach seiner Veranla­gung, und die meine drängte nach Betätigung: ich bin keine passive Natur!" (Fortsetzung folgt.)