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Schlaitdorf OA, Tübingen, 25. Nov. (Ein Haus ei n- gestürzt.) Der Sturm vom Sonntag hat auch ein im Umbau befindliches Haus in der Webergasse zum Einsturz gebracht. Das wegen der Bauarbeiten glücklicherweise un­bewohnte Gebäude ruhte, da die Stützmauern neu auf- gefllhrt werden sollten, nur auf Sprießen und konnte des­halb der Gewalt des Sturmes nicht standhalten. Es bildet heute nur noch einen wüsten Haufen wertloser Trümmer.

Reutlingen, 25. Nov. (Vom Naturtheater.) Eine stark besuchte Versammlung der Spielerschar des Reutlinger Naturtheaters am letzten Samstag stimmte dem Vorschlag feiner Leitung, Richard WagnersLohengrin" im nächsten Jahre wiederholt zur Aufführung zu bringen, einmütig zu.

Herbrechtingen OA. Heidenheim, 25. Nov. (Unregel­mäßigkeiten.) In der Baumwollspinnerei E.m.b.H. in Herbrechtingen haben sich Unregelmäßigkeiten herausgestellt, die, wie das Stuttgarter Neue Tagblatt hört, größeren Um­fang angenommen haben. Direktor Schwab wurde seines Amtes enthoben und soll nach seiner Verhaftung in Ell- wangen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Unregel­mäßigkeiten sind hauptsächlich auf die Jahre 1924 und 1925 zurückzuführen.

Mergelstetten OA. Heidenheim, 25. Nov. (Umwand­lung eines Fideikommisses.) Hier versammelten sich unter dem Vorsitz von Forstsekretär Hitzler die Mitglie­der des Stammbaumes Hitzler, um, nachdem vom Landtag die Auflösung sämtlicher Fideikommisse beschlossen wurde, zu beraten, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, um ein gerechtes Ergebnis zu erzielen. Bezirksnotar Sigloch- Eiengen legte der Versammlung den Stand der Sache dar. Danach fällt das Gut, wenn es bis zum Jahre 1932 nicht aufgelöst sein sollte, dem ältesten Mitglied des Stamm­baumes anheim. Dieser erhält dann nach Ablauf des Jah­res 1940 das alleinige Befltzrecht. Dem entgegenzuwirken wurde nach längerer Aussprache einstimmig beschlossen, das Hitzler-Gut in eine Familienstiftung umzuwandeln. Das Gut wird veräußert, der Erlös auf einer Bank als unantast­bares Geld angelegt und von dem Zins erhält jedes Mit­glied des Stammbaumes, das 65 Jahre alt ist, eine jähr­liche Rente.

Kempten, 25. Nov. (Das Unwetter.) Hier hat der Sturm schwer gehaust und besonders auf dem zurzeit statt­findenden Jahrmarkt große Schäden verursacht. Viels Bu­den wurden umgeworfen. Dabei haben viele Diebe die Ge­legenheit benützt, tüchtig zu stehlen. Eine Schaubude wurde ganz vom Platze weggefegt.

Leutkirch, 25. Nov. (Brandstifter.) Gestern wurde die Motorspritze nach Ausnang gerufen. Es brannte das kleine Anwesen des Johannes Eromer. Der 80jährige Gra­mer, der seit einiger Zeit geistesgestört und unzurechnungs­fähig ist, hatte im Wahn das Häuschen selbst angezündet u. wäre mitverbrannt, wenn er nicht rechtzeitig mit Gewalt aus dem brennenden Anwesen herausgeholt worden wäre. Brandschaden 3500 RM.

Jsny, 25. Nov. (Todesfall.) Graf Albert von Quadt- Wykradt-Jsny, wirklicher Geheimrat, ehemaliger deutscher Gesandter und Gutsbesitzer, ist auf Schloß Moos bei Lindau nach nur sehr kurzer Erkrankung gestorben. Er war u. a. in London, Tokio, Konstantinopel, Persien, Kalkutta, Ame­rika, Athen und zuletzt in Hamburg im diplomatischen Dienste tätig.

Wannweil OA. Reutlingen, 25. Nov. (DasEhren- wäldle"vom Sturm niedergelegt. Im Gemein­dewald hat der Sturm in seiner alles vernichtenden Gewalt übel gehaust. Im Waldteil Ehrenwäldle wurde ein Hektar schönster Tannenwald vollständig zerstört. Tannen mit ei­nem Stammdurchmesser bis zu 80 Zentimeter wurden wie Strohhalme bis auf eine Höhe von 2 Meter abgeknickt

Aus »ade«

Die Sturmschäden im Hochschwarzwald

Nach den jetzt einlaufenden Meldungen über die Schä­den, die der Orkan in den Waldungen des Schwarzwaldes angerichtet hat, läßt sich erkennen, daß diese über das Maß früherer Windbrüche wesentlich hinausgehen. Sowohl an den westlichen Hängen wie auch auf den freien Hochlagen sind zehntausende von Festmetern vom Sturm gebrochen und entwurzelt worden. Im Feldberggebiet rechnet man mit 5000 Fm. Windbruch. Im Donaueschinger Bezirk und auf der Baar sielen mehr als 10 000 Festmeter dem Wüten des Orkans zum Opfer. So werden in den Fürstlich-Für- stenbergischen Waldungen bei Donaueschingen 1000 Fest­meter Windbruch geschätzt. Die Gemeinde Hüfingen, die erst vor einigen Jahren durch Windbruch schwere Schäden erlitten hat, hat 2000 Festmeter zu beklagen, während Bräunlingen und Pfohren mit je 1000 Festmeter Wind­bruch rechnen. Auch in der Villinger Gegend werden einige Tausend Festmeter Wald dem Sturm zum Opfer gefallen sein.

Hornberg, 24. November. (Explosion.) In der Nacht Mm Sonntag explodierte bei den Tunnelarbeiten auf der Ctrecke nach Triberg eine Karbidlampe beim Füllen mit neuem Karbid, wobei ein Arbeiter aus Eutach schwere Brandwunden im Gesicht erlitt.

Schenkenzell, 25. November. (Vom Zug überfahren.) Gestern vormittag wurde im Tunnel bei der Schenken- burg die Leiche einer Frau gefunden, die sich anscheinend in einem Anfall von Schwermut vom Zuge hatte über­fahren lassen. Es handelt sich um die ungefähr 40 Jahre alte Therese Gruber von hier, die sich am Sonntag nachmittag von zu Hause entfernte.

Stockach, 24. November. (Eine Mühle eingeäschert.) Während des furchtbaren Orkanes in den Morgenstunden des Sonntags brannte die sog. Krettenmühle bei Heudorf bis auf den Grund nieder. Die Bewohner konnten nur dag nackte Leben retten. An eine Bekämpfung des Bran­des war infolge des herrschenden Sturmes nicht zu denken. Zum Glück liegt die Mühle vollständig einsam, so daß durch den starken Funkenflug kein Unheil angerichtet werden

konnte. Die Vrandursache ist noch unbekannt. Der Scha­den wird auf etwa 20 000 Mark geschätzt.

Vöhrenbach, 24. November. (Ein Kind verlaufen und in Sturm und Nacht umgekommen.) Der vergangene Sturm, der in der Nacht vom Samstag zum Sonntag seinen Höhepunkt erreichte, hat in der benachbarten Gemarkung Langenbach ein bedauerliches Opfer geholt. In einem Seitental wohnt dort auf abgelegener Anhöhe der Land­wirt und Holzhauer Paul Rombach. Am Samstag vor­mittag beauftragte die Ehefrau Rombach ihr sechsjähriges Töchterchen, dem unweit des Hauses im Walde arbeitenden Vater das Vesper zu bringen. Dies hatte das Kind auch getan. Auf dem Rückweg vom Vater entschloß sich das Kind, noch in einem anderen, ihm bekannten Hause anzu­kehren. Den Weg dorthin scheint es jedoch nicht mehr ge­sunden zu haben. Als das Kind abends noch nicht daheim war, nahm die Familie an, daß es sich zu dem in der Nähe wohnenden Großvater begeben habe. Erst am Sonntag stellte sich diese Annahme als irrig heraus. Nach aufregen­dem Suchen fand man das Kind am Sonntag mittag tot bei einem Baum im Wald. Die völlig durchnäßten Klei­der waren dem armen Geschöpftem völlig auf den Leib gefroren. Erschütternd ist es zu denken, wie bei dem ganz furchtbaren Sturm in der Nacht zum Sonntag ein solch armes Kind draußen im Wald in Finsternis und stürmischer Kälte in verzweifelter Angst um die Heimat sein unschul­diges Seelchen aushauchen mußte.

Sitzung der Handelrdummer Calw

Unter dem Vorsitz des Herrn Direktor Sannwald-Calw fand dieser Tage in Calw eine Handelskammersitzung statt, Lei der eine Reihe brennender Wirtschaftsfragen zur Erörterung stand. Ueber einige für die Allgemeinheit wichtige Dinge sei im fol­genden berichtet:

Für unsern Bezirk mit seinen vielen Bädern und Luftkur­orten ist von besonderer Wichtigkeit die Pflege des Fremdenver­kehrs. Es geschieht im Vergleich zu andern europäischen Län­dern für die Fremdenwerbung in Deutschland viel zu wenig. Namentlich die Eisenbahn müßte viel weiter entgegenkommen, als sie bisher getan hat; sie steht in dieser Frage hinter den Nachbarländern weit zurück. Namentlich Herr Bäßler-Freuden- stadt wußte auf diesem Gebiet sehr wertvolle Fingerzeige zu geben. Es wird in dieser Sache einmal ein Vorstoß seitens der Kammer unternommen werden. Nachdem der Grundsatz der Sonntagsrückfahrkarte dadurch durchbrochen worden ist, daß die Sonntagsrückfahrkarte auch zur Rückfahrt am Samstag und in einzelnen Reichsbahndirektionen auch am Mittwoch von großen Städten aus benützt werden darf, ist die Kammer der Auffas­sung, daß der jetzige Zustand unhaltbar ist. Entweder müßte die Sonntagsfahrkarte am Mittwoch auch dem Lande zugestan­den werden, oder aber wäre die allgemeine Einführung der Rückfahrkarte zeitgemäß. Ueber schwebende Fragen des Ein­zelhandels berichtet Herr Niethammer-Herrenberg. Bezüglich der Ausverkaufstermine ist die hoffentlich nunmehr endgültige Regelung die, daß für das Land die Winterausverkäufe be­ginnen am 3. Samstag des Januar, die Sommerausverkäufe am 3. Samstag des Juli. Von da ab haben die Firmen vier Wochen Frist, innerhalb 15 Tagen den Saisonausverkauf abzu­halten. Für Stuttgart ist die Ausverkaufsdauer auf 15 Tage beschränkt. Erneut soll gegen den vom Einzelhandel nicht tragbaren Ladenschluß am heiligen Abend um 5 Uhr Protest erhoben werden. Die Frage, ob die Württ. Wirtschastszeitung allen Firmen zugestellt werden soll, wird von der Kammer ver­neint, da durch die Verbände und Fachzeitschriften eine ge­nügende Belehrung der Mitglieder stattfindet und heutzutage alle weiteren Belastungen, auch finanzieller Art, unbedingt ver­mieden werden sollten. Auf Grund eingehender Besprechung kam die Kammer zu einer Ablehnung des Gedankens des starren Sechsstundentags. Abgesehen davon, daß praktisch schon weitaus die meisten Betriebe durch Arbeitsverkürzung die 40-Stunden- woche eingeführt haben, lehrt die seitherige Erfahrung nur zu deutlich, daß nicht eine lange Bindung auf Grund eines schein­bar einfachen Rechenexempels den Weg aus dem Elend der Ar­beitslosigkeit zeigen kann, sondern nur die Befreiung von der Unmenge von gewerblichen und polizeilichen Zwangsmaßnah­men, die die Freiheit des Handelns überall lähmen. Daß die Milderung der drückenden Reparationslasten, die besonders Württemberg stark beeinträchtigende Hochschutzzollpolitik des Auslandes als die Hauptursachen der Arbeitslosigkeit zu be­kämpfen sind, versteht sich von selber. Ernster Beachtung wert sind die Porschläge, die nebenher gemacht werden, wie das Ar- Leitsdienstpflichtjahr, die lleberführung der Jugend in das Ee- schäftsleben erst nach dem 15. Lebensjahr u. a. m. Zu begrüßen wäre es ganz besonders, wenn die Mittel für den problemati­schen Bau des Neckarkanals dem ganzen Land zugeführt würden zur Verwendung für Arbeiten an Staats- und Eemeinde- straßen. Das würde dem Verkehr und der Bekämpfung der Ar­beitslosigkeit bester dienen als der Neckarkanal, dessen Aussich­ten bekanntlich zweifelhafte sind. Der Geschäftsführer be­richtet sodann noch ausführlich über eine Reihe von Mängeln, die sich im Vergleichsverfahren gezeigt haben Sicherung der Maste schon im Vorverfahren, Verlangen einer größeren Sicher­heit zur Erfüllung des Vergleichs, Erhöhung der Vergleichs­quote, Vorsicht in der Auswahl der Vertrauensperson und der­gleichen. Zum Schluß wurde noch über die Neugestaltung der Steuern berichtet. Man kann von einer vollkommenen Neu­regelung der Steuergesetze reden. Besonders auch für die würt- tembergischen Verhältnisse wird die Neugestaltung von großer Bedeutung sein. Da die Beratungen des Reichsrats über die Gesetzesvorschläge schon begonnen und in den drei Lesungen eine Reihe von Abänderungen erfahren haben, ist es noch nicht mög­lich, im einzelnen hierüber zu berichten.

G d.S.-BanfMi-r-TaMtz

Der Landesverband der Ortsgruppen von E. d. F.-Bau- sparern, bei welchem 63 Ortsgruppen zusammengefchlossen sind, tagte am Samstag, den 22. November in Stuttgart im Hotel Viktoria" unter dem Vorsitz des Landesverbandsvorsitzenden Wilhelm Hartmann. Es wurde ein Beschluß gefaßt, daß die Vorbereitungen bis zur nächsten Tagung getroffen werden, auf welche Weise Bausparer eine verstärkte Anteilnahme an den Geschäften der G. d. F. ermöglicht werden solle zur Unterstützung des schon längst im Aufsichtsrat und Arbeitsausschuß befind­lichen Landesverbandsvorsitzenden. Professor Schöck erklärte die Entwicklung des Zuteilungssystems und sprach ausführlich über die intensive Tätigkeit, welche die E. d. F. seit langem entfal­tet, um an der, den heutigen Verhältnissen entsprechenden Ver­vollkommnung der Geschäftspläne zu arbeiten. Den Höhepunkt der Tagung bildete eine Resolution, die einstimmig angenommen wurde, und wie folgt lautet:Die heute in Stuttgart zahlreich versammelten Vertreter der in den verschiedenen Landesverbän­den zusammengeschlostenen Ortsgruppen der Bausparer der G. d. F. nehmen mit Entrüstung von den seit Jahren andauern­den und in letzter Zeit besonders häufigen und sich vielfach ganz

verwerflicher Mittel bedienenden Angriffe Kenntnis. Siedanken der Eeschäftsleitung der G. d. F. für ihre Bemühungen in der Zurückweisung dieser Anfeindungen und sichern ihre volle Unter­stützung in diesem Kampfe zu. Mit unerschütterlichem Ver­trauen stehen die Landesverbände und die Ortsgruppen zu dem gemeinnützigen Werk und ersuchen die Verwaltung und den Aufsichtsrat, zum Wähle weiter Volkskreise ihre Arbeit unbe­irrt fortzusetzen."

Steuerliche Berücksichtigung der Hochwasser- und Witte ruugrschädm

E. Anläßlich der großen Hochwasserschäden und an­derer Schäden, insbesondere Witte cungsjchäden (z. B. Windbruch), die in letzter Zeit in verschiedenen Gegenden des Reiches eingetreten sind, bringt der Reichsminisier der Finanzen durch einen Runderlaß an die Präsidenten der Landessinanzämter die Richtlinien über die Steuerstun­dung bei der durch Hochwasser und dergleichen Geschädig­ten in Erinnerung. Da die Auswirkung der wchäden in den einzelnen Bezirken und selbst innerhalb der Bezirke sehr verschieden ist, wird es als nicht angängig bezeichnet, ganze Bezirke zu sogenanntenNotgebieten" zu erklären und die betroffenen Steuerpflichtigen dieser Bezirke allge­mein von allen Reichssteuern zu befreien. Selbstverständ­lich muß aber in allen Fällen, in denen außerordentliche Schäden festgestellt worden sind, auf dem Gebiete der Reichssteuern durch Stundung und gegebenenfalls durch teilweisen oder gänzlichen Erlaß geholfen werden. Die Verhältnisse des einzelnen Falles sind dabei zu prüfen. Bei Prüfung der Anträge ist wohlwollend zu verfahren. Im einzelnen bestimmt der Reichsfinanzminister folgendes:

1. Die Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer, die am 15. November 1930 fällig sind, müßten in den Fällen, in denen der Einkommensteuerbescheid für 1929/30 noch nicht zugestellt ist, an sich auf Grund des Einkommensteuerbeschei­des für 1928/29 entrichtet werden. Es bestehen keine Beden­ken dagegen, von der Erhebung von Verzugszinsen abzusehen, wenn diese Vorauszahlungsrate erst zwei Wochen nach Zu­stellung des Einkommensteuerbescheides für 1929/30 späte­stens aber bis Ende Dezember entrichtet wird. Darüber hinaus kann diese Vorauszahlungsrate bei einer Mutmaß­lichen Verringerung des Einkommens für 1930/31 gemäß 8 100 Abs. 1 EStG, und 8 105 Abs. 2 AO. entsprechend ge­stundet werden.

2. Hinsichtlich der Vermögenssteuer ist im einzelnen Falle zu prüfen, ob die wirtschaftlichen Verhältnisse des Gesuchstellers eine Ermäßigung oder einen Erlaß der Vermögenssteuer auf Grund des 8 108 Abs. 1 AO. rechtfertigen oder ob die Be­willigung von Stundung oder Teilzahlungen angezeigt er­scheint; dies gilt nicht nur für rückständige, sondern auch für laufende Vermögensteuerbeträge.

3. Bei der Umsatzsteuer vermindert sich die Steuerbelastung ohne weiteres in demselben Maße, wie die Umsätze der Steuerpflichtigen infolge der Schäden zurückgegangen sind. Darüber hinaus kann im Einzelfall bei außergewöhnlich großen Schäden auch Erleichterung der Umsatzsteuer geboten fein.

Namen, die nicht zngelassen werden

8 Die Standesämker haben öfters mit überspannten Vätern zu tun, die ihren Svrößlingen unpassende Namen geben wollen. Ein deutscher Lehrer beantragte vor kurzem einmal für seine Tochter den Vornamen Noelie Celie. Der Standesbeamte lehnte die Eintragung ab, weil die Namen französisch und daher anstößig seien. Ein anderer extravaganter Vater suchte sich für sein Söhnchen den Vornamen Graf Ottomar Karl aus. Nur unter Mithilfe des Gerichts konnte man ihn davon überzeugen, daß Graf als Vorname unzulässig sei. Ebenso wenig werden alle anderen Worte als Vornamen nicht anerkannt, die einen Titel bezeichnen. Es ist also auch absolut unmöglich, einen hoff­nungsvollen Sprötzling Doktor zu nennen. Vor einiger Zeit beantragte ein gesinnungstüchtiger Kommunist für seinen jüngst- geborenen Sohn den Vornamen Lenin. Kopfschütteln bei dem Standesbeamten, dem der Antrag des Lenin-Verehrers offen­bar einiges Kopfzerbrechen machte. Der Antrag wurde schließ­lich auch wieder unter Mithilfe des Gerichts abgelehnt mit der Begründung, daß der Gebrauch von Zunamen solcher Personen, die der neueren Geschichte angehören, unnatürlich und anstößig sei. Neuerdings scheint sich in Deutschland bei der Auswahl der Vornamen, wie schon der Fall des Lenin-Jüngers zeigt, die politische Einstellung des glücklichen Vaters zu bekunden. Der Name Stahlhelm soll bereits schon mehrfach als Vorname vor­geschlagen worden sein. Ob er allerdings in das Standesamts­register eingetragen wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.

Letzte Nachrichten

Die Verhandlungen über die Arbeitszeit bei der Reichsbahn

Berlin» 26. November. Die Verhandlungen zwischen den Eisenbahnerorganisationen und der Haupvterwaltung der Reichsbahngesellschast über die von den Gewerkschaften ge­forderte Arbeitszeitverkürzung werden, demBerliner Tageblatt" zufolge, heute erneut beginnen. Während die Reichsbahngesellschaft bisher ihren Standpunkt aufrecht erhalten hat, daß die lleberarbeitszeit nicht in Fortfall ge­bracht werden kann, bestehen die Gewerkschaften darauf, daß die Arbeitszeit verkürzt wird, um Entlassungen zu ver­meiden und die Wiedereinreihung von Erwerbslosen in den Produktionsprozeß zu ermöglichen.

Do. X wieder startbereit

La Coruna, 25. November. Das Flugschiff Do. X hat 10 000 Liter Benzin und 300 Kilogramm Oel an Bord genommen. Dr. Dornier ist in Begleitung seiner Gattin nach Madrid abgereist. Wenn das Wetter günstig ist, wird der Do. X morgen nach Lissabon starten.

Mutmaßliches Wetter für Donnerstag

Bei anhaltenden Westwinden ist für Donnerstag mehrfach bedecktes und zu weiteren Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Druck und Verloa der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Lltenstr!, Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut,

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