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Nummer 275

Aitenjteig, Montag oen A4. Uovemvrr 193V

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I 83. Jahrgang

Sttaa wer Eure«!

Sturm und Regen

Stuttgart. 23 Nov. Als Folge des Durchzugs einer Zyklone heischte in der Nacht zum Sonntag ein außergewöhnlich heftiger Sturm, begleitet von Regenböen. Am Sonntag morgen tonnte man in den Straßen Dachplatten sehen, die der Sturm weggeris. jen hatte. In Gärten und Anlagen zeugten zahllose Zweige und Aeste, hin und wieder auch ein umgerissener Baum, von der ver­heerenden Wirkung der Windsbraut, die wie ein Ottm Wind­stärke 12 durch den Talkessel gesegt war und selbst Fahnen, die aus Anlaß des Gedenktags für die Opfer des Weltkrieges auf Halbmast flatterten zerfetzt hatte. Noch größer mag der Schaden in den Wäldern sein, wo derForstmeister Sturm" entwurzelnd seines unheilvollen Amtes gewaltet hat.

Der Föhn knickt die Münchener Funktürme

München, 23. Okt. Der schwere Föhnsturm, der schon währ rend der Nacht über München tobte, brachte Sonntag früh die beiden Funktiirme des Senders München-Stadelhein zum Einsturz, llm 6.15 Uhr knickte der rechte» eine viertel Stunde spä­ter auch der linke Turm in etwa ein Drittel der Höhe zusam­men. Beide Türme stürzten in Richtung Süd-West auf die freie Wiese, sodaß wie durch ein Wunder weder Gebäudeschaden ent­stand, noch Menschenleben zu beklagen sind. Die übrige Sende- aulage blieb vollkommen intakt. Es wird bereits daran gear­beitet, eine Behelfsantenne zu errichten.

Orkan im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben

Augsburg, 23. Nov. In der vergangenen Nacht zum Sonntag wurden durck einen Orkan, der von einem heftigen Gewitter be­gleitet war, in allen Teilen der Stadt schwere Schäden angerich­tet. Vielfach sind die Giebel der Häuser zerstört, Dächer -bge- deckt und Bäume entwurzelt. Aus dem ganzen Kreise Schwaben laufen Meldungen von verheerenden Schäden ein.

Hochwasser und Ueberschwemmung in Baden

Sinsheim (E-lsenz), 22. Nov. Die Gemeinde Wollenberg wurde in der Nacht zum Freitag in der vierten Morgen­stunde von einem schweren Unwetter heimgesucht. Infolge des wolkenbruchartigen Regens wälzten sich gewaltige Was­sermassen den Berg herab. Das llnterdorf stand im Nu un­ter Wasser und der Wollenbach wurde zu einem reißenden Strome Um 5 Uhr läuteten die Sturmglocken, da es galt, die Tiere aus den mit Wasser sich füllenden Ställen zu ber­gen. Die Dorfstraße glich einem See. Nach Verlauf von zwei Stunden ging das Wasser wieder zurück. Auch der Ort llntergimpern hat durch den Wolkenbruch schwer gelitten. Die Bewohner wurden durch die ungeheuren Wassermengen völlig überrascht. Straßen. Ackerfeld, Gärten und Wiesen find an vielen Stellen aufgerissen und bieten ein trostloses Bild. Die Dörfer im Tale der Seckach und ebenso die in ihrem Quellbereich liegenden Wiesen und Aecker leiden unter der Ueberschwemmung.

Mannheim, 22. Nov. Das Neckarvorland ist bis an die beiden Hochdämme überflutet. Der Neckarauer Wald und der Waldpark stehen unter Wasser Rhein und Neckar find in Mannheim feit gestern über einen Meter gestiegen.

Bad Rappenau, 22. Nov. Der Mühlbach ist zu einem reißenden Strom geworden und hat das ganze Babstadtertal weit über­schwemmt. Die niedergelsgenen Stadtteile haben besonders schwer unter dem Hochwasser zu leiden, das in zahlreiche Keller und Stallungen drang. Nur mit Mühe konnte das Vieh gerettet werden Aus einigen Häusern mußten die Leute mittels Leitern den Weg ins Freie suchen.

Meckesheim (b Heidelberg), 22. Nov. Elsenz, Schwarzbach und Wollbach führen Hochwasser und haben weite Strecken Landes überflutet. Das Wiesengelände gegen die Gemarkung Mauer gleicht einem großen See, ebenso das ganze Tal von Helmstadt nach Blinsbach. Die Straßen sind unpassierbar.

Hochwasser an der Saar

Saarbrücken, 23. Nov. Infolge der heftigen Regengüsse, die seit mehreren Tagen anhalten, führt die Saar Hochwasser. Der Pe­gelstand ist etwa 6.26 Meter. In der Stadt Sarbrücken und in der näheren Umgebung ist das Gelände seenartig in weitem Umkreise überschwemmt. In den niedrig gelegenen Straßen find die Keller voll Wasser. Von der unteren Saar werden größere Schäden bereits heute gemeldet.

Hochwasser des Rheins

Koblenz, 22. Nov. Der Hochwasserdienst der Rheinstrombauver­waltung ist eröffnet worden, da die Marke 1 (S-Meter-Linie) überschritten worden ist. Koblenz meldet Samstag um 16 Uhr einen Pegelstand von 5,47 Meter bei einem stündlichen Steigen von 4 Zentimeter Die Rheinstrombauverwaltung rechnet damit, daß im Laufe des Sonntags die Marke 2 l6,50 Meter) über­schritten wird. Mit Ueberschreitung der Hochwasserlinie treten für die Rbeinschiffahrt schon erhebliche Beschränkungen ein Die Marke 3 wird bei einem Stande von 7^0 Meter erreicht, doch dürfte mit diesem Wasserstand vorerst nicht zu rechnen sein. Der Oberrhein und der Main steigen ebenfalls stündlich. Auch die Mosel ist im Ansteigen begriffen.

Orkan über Europa

Berlin, 23. November. Der Hochwasserstand des Rheins hatte bei Köln um 18 Uhr 7,26 Meter erreicht, dabei -t-igt der ' Fluß stündlich noch um 5 Zentimeter. Weite Wiesenflächen sind überschwemmt. Auch aus Bonn und Koblenz kommen Mel­dungen, daß infolge des Unwetters zahlreiche Schäden ange­richtet wurden. Die Koblenzer Schiffsbrücke hat den Betrieb eingestellt. Die Rhein-Moselfront ist weit überschwemmt; die Geschäfte und die Häuser werden zum Teil von den Familien geräumt. Auch bei der Nahe rechnet man für heute mit einem Höchstwasserstand. Für die Rheinschiffahrt ist mit einer Sper­rung des Betriebes für morgen zu rechnen.

In Baden hat das Unwetter ebenfalls riesige Schäden an­gerichtet. Von überall werden Zugstörungen und Unter­brechungen im Fernsprech- und Telegraphenverkehr gemeldet. Zn dem Orte Schwabach, der bis in die späten Nachmittagsstun­den ohne Strom war, wurde eine Halle vom Sturm hochge­hoben und auf die andere Seite geschleudert.

Im Küstengebiet der Nordsee wütet seit heute früh ein schwerer Nordweststurm, der bisweilen zu Orkanstärke anwächst.

In der Schweiz legte der Sturm bei Solothurn gegen 166v Kubikmeter Hochwald nieder. Zn Basel wurden als seltene Erscheinung Kugelblitze bei einem Gewitter beobachtet.

Auch die Seine und sämtliche anderen Flüsse in Frankreich führen Hochwasser. Der gesamte Schiffsverkehr war während des Unwetters lahmgelegt. In Rouen sind verschiedene Motor­boote gesunken. Von mehreren Schiffen fehlen Nachrichten, so daß man den Verlust von Menschenleben befürchten muß.

Bei Erembergen in Belgien barst ein Deich in einer Breite von 86 Metern, doch hofft man, den Schaden bald wieder zu beseitigen. Durch die Ueberschwemmungen wurden zahlreiche Lagerschuppen in Antwerpen vernichtet.

Wien, 23. November. Der heutige Sonntag gestaltete sich infolge des orkanartigen Sturms, der in den Vormittagsstun­den einsetzte, und mit einer Stundengeschwindigkeit von etwa 130 Kilometern mehrere Stunden hindurch wütete, in Wien und Umgebung zu einem wahren Katastrophentag. Schon in den frühen Morgenstundei war das Wetter anormal. Unter Donner und Blitz ging um 6 Uhr früh ein Gewitter mit starkem Regenguß nieder. Gegen 16 Uhr vormittags setzte dann plötz­lich der Sturm ein, der in der ganzen Stadt an vielen Häusern und in den Eartenanlagen schweren Schaden verursachte. Die Feuerwehr mußte ununterbrochen bis 6 Uhr nachmittags mehr als 600 Mal ausrücken. Das Dach der Flughalle auf dem Flug­platz Aspern wurde durch den Sturm teilweise abgedeckt und die in der Halle befindlichen Flugzeuge durch herabstürzende Trüm­mer des Daches beschädigt.

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Do. X auf dem Wege nach La Coruna Berlin, 23. Nov. Von Bord des Flugschiffes Hai der Dornisr- «etallbau folgenden Funkspruch erhalten: Do. X ist um 11L8 Uhr deutscher Zeit am Sonntag von Santander gestartet. 7 Pas­sagiere an Bord; es sind 12 666 Liter Benzin mitgenommen. Wasserspiegel glatt, Wetter gut; an Bord alles in bester Ord­nung. Do. X startete 166 Meter seitlich von der Kaimauer die dicht von Menschen besetzt war. Große Begeisterung. Die Flugdauer nach La Coruna als nächstes Ziel wird auf 3 Stunden geschätzt, da Gegenwinde vorhanden. Der erste Start wurde abgebrochen, weil ein Motorboot im Wege stand und Do. X wieder zurückrollen mußte.

Do. X vor der Landung i« La Coruna Au Bord des Do. X, 23. Nov. Soeben Lo Coruna in Sicht. Prachtvoller Flug entlang der Küste. Do. X ruhig und gleich­mäßig geflogen. An Bord alles wohl. Werden in wenigen Minu­ten landen.

Do. X in La Coruna glatt gelandet Berlin, 23. Nov. Wie der hiesige Vertreter des Dornier- Metallbaus mitteilt, ist das Flngschiff um 14.30 Uhr in La Co- ruua glatt gelandet.

Keim MW Ws Atriiftni

Rur Deutschland darf nicht auirüsten Gens, 21. Nov. Der Abrüstungsausschuß vat bei dem Kapitel Heeresausgaben einen französischen Antrag angenommen, nach dem die vertragschließenden Machte Übereinkommen, idre Aus­gaben für Land-, See- und Aufrüstungen zu begrenzen und falls möglich" herabzusctzen. Damit ist d:e französische These der Herabsetzung der Rüstungenfalls möglich" von neuem als grundlegende Bestimmung in das Abrüstungsabkommen ausge­nommen worden.

Graf Bernstorff erklärte, eine Beschränkung der Heeresausga­ben könne lediglich eine ergänzende Maßnahme neben der direk­ten Erfassung der Rüstungen sein die ja für die Landrüstungen vom Ausschuß bereits abgelebnt worden sei. Die Anwendung verschiedenartiger Methoden für die Land- und Seerüstungcn sei eine offensichtliche Ungerechtigkeit. Die deutsche Abordnung ent- daltc sich daher bei der Abstimmung über den französischen An­trag der Stimme. Die Behandlung des KapitelsCbemischer Kries", zu dem ein deutscher Antrag auf Verbot Ser stärksten

klngrkisswaffen (Tanks, schottere Geschütze usw.) sowie eine um- iansreiche englische Denkschrift vorliegen, wurde vertagt.

Der Ausschuß trat sodann in die Behandlung des entscheiden­den KapitelsOrganisation" ein. Der vorliegende Abkommens­entwurf enthält die Bestimmung, daß die vertragschließenden Staaten eine neue Ausrüstung über die Grenzen des Abkom­mens hinaus vornehmen dürfen, wenn ei» Krieg ausbricht n»d der Bölkerbundsrat die Aufrüstung einstimmig genehmigt. Die damit für Deutschland im Falle einer Unterzeichnung des Ab­kommen. gegebene Möglichkeit der Aufrüstung im Kriegsfall ist jedoch ausdrücklich durch eine Bestimmung ausgeschlossen worden, nach der das Abrüstungsabkommen vorhergehende vertragliche Bindungen nicht berührt, in denen einzelne Mächte eine Be­grenzung ihrer See-, Land- und Luftrüftuugen angenommen- beu.

Nationalsozialistische Ausschreitung

Berlin, 23. November. Gestern abend kam es in einem Charlottenburger Tanzlokal zu einem folgen chwersn poli- tiichen Zusammenstoß. Ein Trupp von 15 N al > onal­so z i a l i st e n drang in das Lokal, in dem ein kommu­nistischer Verein ein Tanzvergnügen feierte. Es kam so­fort zu Streitigkeiten, in deren Verlauf die National­sozialisten den Revolver zogen, zahlreiche Schüsse abgaben und drei Arbeiter schwer verletzten. Alle 15 Nationalsozialisten entkamen dem Ilebersallkommando, das sofort anrückte.

Vor einem Verbot der Berliner Nationalsozialisten?

Berlin, 24. November. Der blutige Tanz imEdenpalast" am Samstag hat, wie dieMontagspost" erfahren haben will, die maßgebenden Stellen veranlaßt, sich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, mit welchen Maßnahmen dem Treiben der Nationalsozialisten ein Ende bereitet werden kann.

Von zuständiger Seite wird dem Blatt erklärt, daß die Be­hörden es setzt Zur notwendig erachten, sich nicht nur mit der strafrechtlichen Verfolgung der Täter, sondern auch mit ihren Eesinnungspcunden, ihren politischen Führern und ihrer Or­ganisation zu befassen, denn es könne der Organisation nicht verborgen geblieben sein, daß ihre Anhänger dauernd und plan­mäßig politische Verbrechen begingen. Die Parteileitung suche sich zwar durch offizielle Befehle zu schützen, >n denen sic ihre Mitglieder ausfordert, keine Gewalttätigkeiten zu begehen, in Wirklichkeit aber beweise die ihren Anhängern durch die Art ihrer Darstellungen in den nationalsozialistischen Zeitungen, durch die Gewährung von Rechtsschutz und auch daüurch, daß sie solche Leute nicht ousschließt, ihr Einverständnis mit den straf­baren Handlungen ihrer Mitglieder. Ein Verein, der auch nur stillschweigend duldet, daß zahlreiche seiner Mitgliedern dauernd strafbare Handlungen begehen, verstoße gegen den Z 1 des V>.reinsgesetzes, nach dem Vereine nur zu dem Zwecke bestehen dürfen, der den Strafgesetzen nicht zuwiderläuft. Man habe, jo schließt die Auslassung, also auch ohne Anwendung des Repüblikjchutzgesetzes allein durch das Vereinsgesetz die Verbin­dung mit dem K 10 Abs. II Satz 17 des Allgemein?n Land- rrchts, eine Handhabe zur Auflösung der Berliner National­sozialistischen Partei.

Sie TariskSlldiMM in der MetalliMftrie

Die Tarifkündigungen in der Metallindustrie 156 666 Mann betroffen

Mannheim, 21. Nov. Die Tarifkünüigung in der südwestdeut- schen Metallindustrie umfaßt, nachdem nnnmedr auch, wie gemel­det, die badischen und pfälzischen Metallindustriellen und die an­grenzenden Industriegebiete die Kündigung zum 31. Dezember d. I. ausgesprochen haben, umfaßt rund ISO 066 Metallarbeiter. Die Kündigungen erstrecken sich auf folgende Bezirke in Baden: Mannheim-Ludwigshafen, Mittelbaden (Karlsruhe), Oberbade« (Freiburg-Lörrach), Seekreis (Konstanz). Gleichfalls gekündigt wurden von den Metallindustriellen die Lohntarife in den Be­zirken Hessen-Nassau (Frankfurt), Kastei, Mainz, Wiesbaden- Rheingau. In diesen Bezirken, kommen weitere 76 666 beteiligte Arbeitnehmer in Betracht, die in fast 806 Betrieben beschäfigt sind. Die Kündigungen der Lohntarife sind ohne Zweifel auf einen Beschluß im Eesamrverband deutscher Metallindustrieller zurückzuftibren. Die Metallindustrie geht dadurch einer sehr ern­sten Situation entgegen. Ferner sind gekündigt worden die Ta­rife in der Uhrenindustrie, in der Elektrizitätsindustrie, im Elek­tro- und Jnstallationswesen in Württemberg-Hobenzollern. Von den Kündigungen der Arbeitseberorganisationen werden in Wllrtemberg, Baden und Pfalz über ISO 600 Arbeiter und Ar­beiterinnen betroffen, davon etwa 70 660 in der wiirttembergi- schen Metallindustrie. In den Bezirken der Metallindustrie der Pfalz, Mannheim-Ludwigshafen, Mittelbaden sowie der Uhren­industrie schwebt die Zahl der Beteiligten je zwischen 17 666 bis 19 666. Die Zahl der Betriebe beträgt über 1666.