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haben. Weiter wußte er nichts zu melden. Das Mutter­herz aber schlug weiter für seinen Sohn, der irgendwo am Leben sei.

Die Jahre, da der Krieg rollte, gingen hin, Walter gab kein Lebenszeichen. Zu Hause aber wollte einer deutschen Mutter das Herz fast zerspringen. Warum hatte sie gerade das harte Schicksal auserwählt? Das Ende kam anders, wie man erwartet hatte in Ansehung der Dielen Opfer. Der Sohn blieb fern. Sie schrieb viele und große Briefe an alle möglichen Dienststellen, bat um Auskunft, doch immer wurde ihr derselbe Bescheid:Vermißt!" Keine Spur war von ihm aufzufinden, er war wie ausgetilgt.

Die Muttersehnsucht jedoch hatte immer neuen Nähr­boden, immer konnte sie es nicht für wahr halten, daß ihr Sprößling, an den sie alle Auswirkungen einer besorgten Mutterliebe gehängt Hatte, nie mehr ihre Schwelle be­treten würde.

So schwanden Jahre dahin. In der Hoffnung auf eine unerwartete Heimkehr war sie alt geworden. Graue Strähnen stahlen sich in ihr ehedem so ebenholzschwarzes Haar. Ihr Mann hatte sich zur Ruhe gesetzt, da der Schlag ihn zu hart getroffen hatte. Das alte Ehepaar lebte nun seine Tage, einfach, geräuschlos, ebenmäßig.

Und heute war wieder Totensonntag.

Dämmerung kroch in die Gaffen. Die Glocken klangen dumpf und schwer von dem nahen Kirchturm. Sie waren heute nachmittag aus dem Friedhof gewesen, das Grab ihres Bruders zu besuchen der vor einigen Jahren unver­heiratet gestorben war. Sie schmückten es, als ob es das Grab ihres einzigen Sohnes sei. Und immer noch keimte die Erwartung, daß er doch nicht unter den Toten sei. Er ist nicht gestorben, er lebt, wenn auch sein Leib draußen unbekannt und unbezeichnet irgendwo ruht, während da­heim ein Mutterfühlen um den Einzigen sich bangt.

Bei dem fahlen Schein der Ampel hatte sie zum Gebet­buch gegriffen, suchte den frommen Bericht, da die Rede davon ist, wie ein Toter zum Leben erwacht. Still hatte sie die Hände gefaltet, überdachte den tiefen Sinn der Worte, ließ das große Geschehen an ihrem Auge vorbei­ziehen, sammelte frischen Mut, das ihr Zugestoßene weiter zu ertragen. Und wenn er auch tot sein sollte, dem Mut­terherzen, das ihn unter sich getragen, lebt er ewig.

Dann schritt sie ruhig und bedächtig hinüber zu dem Zimmer, das sie ihm einst zugewiesen. Alles lag noch wie damals, ein Denkmal der Mutter für den unvergessenen Sohn, dem sie heute noch ihre Liebe opfert!

Ein Brief

von Franz Karl End res Mein lisbes Fräulein! Wenn ein alternder Mann wunsch­los einem jungen, aber nicht mehr ganz jungen Mädchen schreibt, werden selbst altmodische Eltern Eltern sind, seit es Eltern aibt. in irgend einer Hinsicht altmodisch nichts dagegen haben. Ich schreibe Ihnen ja auch nur diesen einen Brief, der Ihnen die Grütze eines Einsamen bringt, und während er entsteht, dem Einsamen für eine Stunde die Einsamkeit nimmt und ihm dafür, säst hätte ich geschrieben Ihre sonnige, blühende, schöne Ju­gend gibt.

Durch einen Zufall so nennen wir die weiseste Fügung eines Willens über uns lernten wir uns kennen. Gewih, ich gestehe es ein, ich plauderte mehr mit meinen Augen, die ent­zückt aus so viel Schönheit schauen durften, aber Ihr lebhafter Geist zwang mich rasch mit den Resten von Verstand zu plaudern, die ein arbeitsvolles, an Enttäuschungen überreiches Leben mir noch gelassen hatte.

Ich rede schon seit Jahren kaum zehn Worte am Tage. Was ich den Menschen sagen will und sagen mutz, wollen sie nicht hören, und was sie hören wollen, will ich ihnen nicht sagen. Was bleibt mir übrig als zu schweigen? Und seitdem ich schweige, spricht die Natur zu mir, flüstern des Waldes Märchen meiner Ceele, singt ein stiller Abend Lieder der Kindheit meinem lau­schenden Herzen

And dann kamen Sie. Sie Kind mit Ihrer großen Weis­heit des Empfindens.

Wissen Sie daß ich wochenlang in der Straße auf und ab Sing, in der Sie wohnen? Ich wollte so gerne weiter mit Ihnen sprechen. Es drängte mich zu erforschen, warum Ihre Worte, Kind, mir weiter, tiefer vorkamen als die Worte wichtiger Ge­lehrter, erfahrener Männer

Als ich Ihnen ich weiß nicht warum es geschah vom Leiden meines Lebens erzählte, da trösteten mich Ihre lieben Augen und Ihre Hand, die sich auf meine legte und mir Ruhe ! und Frieden schenkte. Ich wußte nicht, warum Sie so trösten ! können. >

Ich sah Sie lange Zeit nicht mehr. Und lernte ungeahnte s Peinigungen der Einsamkeit kennen, einfach deshalb, weil diese Einsamkeit nicht naturnotwendig war, weil sie elendes Mach- ! werk menschlicher Konvention war. *

Ich wurde krank aus Sehnen nach Ihnen.

And dann kam der Tag.

Ich kreuzte einen entlegenen, menschenleeren Platz unserer Stadt, mein liebes Fräulein, und sah im Augenblick fassungs­los und unfähig zu handeln Sie mir entgegenkommen. Da wo ich Sie nie erwartet hätte. Aber im gleichen Augenblick sah ich, wie ein Kind geradewegs in die vorbeisahrende Tram­bahn lief. Ich weiß nicht mehr wie alles geschah. Ich eilte an den Platz des Unglücks. Da knieten Sie auf der schmutzigen Straße und hielten das sterbende Kind in Ihren Armen. Und große, große Tränen rannen aus Ihren schönen stillen Augen.

Sie haben mich nicht gesehen. Sie haben dem armen Kind die Schauer des Todes von der Seele geküßt. O, ich sah es, wie die Aermchen sich um Ihren Hals legten, wie das Körper­chen an Ihrer Brust den letzten tiefen Seufzer tat.

Mädchen, da habe ich Dich geliebt und da habe ich den kleinen Sterbenden fall beneidet.

Verzeihen Sie. liebes Fräulein, diesen Formfehler meines wunschlosen Briefes. Ich will artig Ihnen weitererzählen, was noch zu erzählen übrig bleibt. Ich habe meine Mutter über alles geliebt und ich wurde an dem Tage aus einem liebebedürf­tigen Kind ein alternder Mann, an dem die Mutter die Augen schloß. Seitdem habe ich niemand mehr so innig lieb gehabt.

Verstehen Sie den Zusammenhang, mein Fräulein? Ihr jungfräuliches Muttersein war das wunderbarste Erlebnis mei­nes an Aeußerem und Innerem nicht armen Lebens.

Und nun weiß ich, warum Sie. wohl dreißig Jahre jünger als ich, mir von der ersten Stunde an ganz anders gegenüber­standen als alle anderen. Gesegnet sei der Mann, der Sie in seine Arme schließen darf, gesegnet seien die Kinder, die an Ihre Brust flüchten dürfen vor der liebeleeren, kalten Welt...

Sie liebe, schöne, süße Mutter!

Nun sehen wir uns nicht mehr, mein Kind! Denn nun kann ich nicht mehr wunschlos sein. Lassen Sie mich den Weg ins Alter wandern mit ihrem freundlichen Bild im Herzen.

Morgen reise ich von hier fort. Darf ich Ihnen telegraphie­ren, wenn... wenn ich zum Sterben der Zartheit einer Mutter bedarf?

Goethes Sterbezimmer

Von Kaethe Schalke n.

Goethsbaus

Biele Menschen. Und doch tiefste Stille. Nur die Worte des Führers tropfen in das Schweigen.

Eine rote Schnur trennt die Menschenwelle vom Allerheilig­sten dieses Tempels Goethes Sterbezimmer.

Scheue Blicke tasten sich hinein. Dann gebt einer nach dem andern still hinaus. Irgendwo ruft eine llbr. Leise verklingt der Schlag im Mittag.

Nun sind wir ganz allein mit unfern übervollen Herzen. Gib mir deine Hand, du

Von untrennbarer Ehrfurcht erfüllt, durchdrungen von dem starken Gefühl des Erlebens einer heiligen Stunde, schauen wir in das enge, halbdunkle Kämmerlein hinein, in dem Goethe starb.

Leise rauscht der Flügelschlag jener Sterbestunde durch die Stille. Wir fühlen heihen Schmerz

Aber hatte der Tod Macht über dich? Bist du nicht heute noch unter uns, bis unser Gefährte auf einsamen Wanderungen über Berghöhen in sturmzerwehten Nächten?

Ein heiliger Schwur füllt uns unsere Seelen.

Nie wollen wir das Kämmerlein vergessen, in dem ein Genius sich von irdischer Sülle befreite. Stark soll uns das Erleben dieser Stunde machen, stark in dem stolzen Gefühl, ihm zum Führer haben zu dürfen! Kein Alltag soll das Sonnenland unserer Seele verdunkeln, keine Müdigkeit unserer Sternen- sehnsucht Flug lähmen.

Ein Sonnenstrahl flirrt durch das Dämmergrün des Kämmer­leins. Und huscht in unsere Seelen.

Unverloren, unvergessen leuchtet der Lichtschein dieser Weih«, stunde durch den Alltag.

Zeilgrdanlieil

Von Schrönghamer-Heimdal Ein Staat, in dem die Ehrlichen leiden und die Lumpen lachen, ist die Umkehr der Ordnung, also das Gegenteil eines Staates.

Unser aller Beruf ist, das Leben menschenwürdig zu gestalten.

Nächstenliebe ist Nächstenhilfe. Diese besteht aber weniger .in Almosengeben als im Freimachen der Wege, die den Nächsten zu sich selbst und seinem höheren Ich führen.

Das höchste Gut eines Staates sind aufrechte, im Wesen des Volkes wurzelnde Männer.

Wo ein Volk, ist Gott. Wo du seinen Atemzug nicht spürst, ist Niedergang.

Die Erde gab Er den Menschenkindern." Sie haben ein Toll­haus aus ihr gemacht, weil sie vergessen haben, daß sie Kinder sind, oder nicht wissen, daß sie Kinder werden sollen.

Herrschen können nur Herren, die wissen, was dienen heißt.

Völkersiege wachsen nicht in Kasernen und Fabriken, sondern m Walddörfern, in Märchenstuben und an Mutterbrüsten

Buntes Allerlei

Nächstenliebe unter Störchen kp. In einem nahe her Donau gelegenen Dorf im süd­westlichen Ungarn wurde folgendes Vorkommnis beobach­tet: Auf zwei benachbarten Bauernhäusern hatten zwei Storchenpaare ihre Nester gebaut und in jedem befanden sich drei Junge. Eines Tages kam zu dem einen der beiden Nester nur das Weibchen zurück, das Männchen mußte ver­unglückt sein. Die Störchin oblag ihrer Pflicht nun mit doppeltem Eifer und bewältigte die große Fütterungs- arbeit ganz allein. Eines Morgens aber lag sie mit ge­brochenem Genick tot auf dem Hof; offenbar war sie in der Nacht im Schlafe heruntergestürzt. Es war ein jämmer­licher Anblick, die hungerrtden, vergeblich nach ihrer ge­wohnten Atzung ihre Schnäbel aufsperrenden verwaisten Störche zu beobachten. Die beiden alten Störche vom Nach­barnest hatten mittlerweile ihren Morgenflug unternom­men und kehrten alsbald zurück. Sie flogen aber nicht zu ihrem Nest, sondern steuerten beide zu den schreienden Waislein und steckten diesen ihre Beute in die Schlünde. Sie flogen dann wieder fort, und erst jetzt brachten sie das Frühstück für ihre eigenen drei Jungen mit. Das taten sie wie etwas Selbstverständliches auch weiterhin: abwech­selnd brachten sie den fremden und ihren eigenen Jungen die Nahrung. Sie betreuten die fremde Brut, bis sie flügge wurde und machten nicht den geringsten Unterschied zwischen ihren eigenen und den Adoptivkindern.

Operation an einem Schwan p. Der im Velfoir-Park in Belfast beheimatete Schwan Frederic, die Freude aller Velfaster Kinder, hatte sich bei einem Flugversuch einen Flügel gebrochen. Der Gärtner, der an dem außergewöhnlich schönen Vogel mit großer Liebe hing, widersetzte sich dem Vorschlag der Gartenver­waltung, das Tier zu töten und ließ es auf seine eigenen Kosten von einem Tierarzt behandeln, der dem Schwan den einen Flügel amputierte. Der Schwan hat sich von der schwierigen Operation völlig erholt.

Katze und Hund!

p. In Bath in England werden in einem Hause ein Hund und eine Katze gehalten, die aufs innigste befreun­det sind. Eines Tages verschwanden die beiden Tiere. Alles Suchen half nichts. Niemand wußte, wo sie sein mochten. Da entdeckte man vierzehn Tage später den Hund im Wald, die Pfote in einer Falle. Die Katze saß dicht neben ihm, und beide waren gut genährt. Die Katze hatte ihrem Freund das Leben gefristet, indem sie Kanin­chen fing unh mit ihm teilte.

Eine Neuerung der Reichsbahn p. Auf den Strecken DresdenBerlin, LeipzigBerlin und HalleBerlin wird ein Verfahren eingeführt, nach dem die Zustellung des Reisegepäcks in die Wohnung schon wäh­rend der Fahrt in den Zügen beantragt werden kann. Das Zugbegleitpersonal wird an die Reisenden unentgeltlich einen Antrag auf Zuführung des Gepäcks während der Fahrt abgeben. Der Reisende wird auf diesem Schein ver- j merken, daß er sein Gepäck nach seiner Wohnung oder nach ' einem sonstigen Ziele zugestellt haben will. Diesen Schein gibt er dem Schaffner zurück, der dann dafür sorgt, daß das Gepäck nach der Ankunft auf dem Zielbahnhof durch die zu­ständige Paketfahrtgesellschaft dem Empfänger gegen Rück­gabe des Gepäckempfang sscheins ausgehändigt wird.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenstet». Für die Echriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut.

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