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Altensteig, Montag t»en 3. Uauemveo 1930

63. Jahrgang

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Berlin, 2. November. Parteiamtlich teilt die Deutsche Bolkspartei mit, daß der Reichsausschutz der D. Vp. heute zusammengetreten war. Reichstagsabgeordneter Dingel­dey, der die Tagung leitete, gab zunächst seinem Bedauern § darüber Ausdruck, daß der aus gesundheitlichen Gründen im Urlaub weilende Parteiführer Dr. Scholz verhindert sei, den Vorsitz zu führen. Auf Vorschlag Dingeldey's sandte der Reichsausschutz an Dr. Scholz ein Begrützungstele- gramm. Abgeordneter Dingeldey erstattete auch den Be­richt über die politische Lage. Er schilderte die durch das Ergebnis der Reichstagswahlen geschaffene politische Lage im Reichstag und im Reich, zog darauf die für die Politik und die Organisation der Partei notwendigen Folgerungen und legte im besonderen von Zustimmungskundgebungen unterbrochen, in klaren überzeugenden Worten die Politik der Reichstagsfraktion dar. Er führte u. a. aus:

Für die parlamentarische Haltung der Reichstagsfraktion der D. Vp. war und bleibt entscheidend die Tatsache, datz es nur eine durchgreifende und großzügige Reform auf steuer-, sozial- und wirtschaftspolitischem Gebiet als einzige Möglichkeit zur Rettung des Vaterlandes gibt. Nur weil die Regierung durch ihr Programm und die Rede des Reichskanzlers die gleiche grundsätzliche Einstellung bekundet hat, konnte die Frak­tion die Verantwortung dafür übernehmen, der Regierung die Arbeit zu ermöglichen. So steht sie der Regierung in fraktio­

neller Ungebundenheit mit eigener Verantwortung gegenüber, und hat die Aufgabe, darüber zu wachen, datz die klare Sache des Reformwillens nicht durch irgend welche sozialistischen Ein­flüsse abgebogen wird.

Schon im Laufe dieses Monats, spätestens bei Zusammen­tritt des Reichstags, mutz die Regierung, wenn sie den durch die Notverordnung beschrittenen Weg in seiner Grundrichtung nicht preisgeben will, auf den Widerstand der Sozialdemokratie stoßen. Jede Nachgiebigkeit gegenüber sozialistischen Wünschen mutz eine völlige Schwenkung der Reichstagsfraktion der D.Vp. zur Folge haben. In diesem Fall mutz die Regierung sich dessen bewußt sein, datz eine solche Entwicklung zugleich die Gefahr ihres Sturzes durch die Mehrheit der bürgerlichen Parteien bedeuten kann.

Die Annahme der Entschließung über die Abrüstung im Aus­wärtigen Ausschuß, die von der D.Vp. im Einvernehmen mit dem Außenminister ausgearbeitet worden ist, durch die Natio­nalsozialisten und die übrigen Parteien mit Ausnahme der Hugenberggruppe beweist, datz es möglich ist, für die kommen­den internationalen Auseinandersetzungen auch die in der natio­nalsozialistischen Bewegung enthaltenen Kräfte einzusetzen. Im weiteren Verlauf seiner Rede legte Abg. Dingeldey die Grund­sätze der Politik der D. Vp. für die nächste Zukunft dar. Er trat dabei für eine verfassungsrechtliche Reform zur Gesundung des Parlamentarismus, insbesondere für eine Stärkung der Retchspräsidialgewalt und für eine Reichsreform ein.

Ser Reichskanzler in Dresden

Dresden, 2. Noo. Die heute vormittag abgehaltene Bespre­chung zwischen der Reichsregierung und der sächsischen Regierung wurde dadurch eingeleitet, datz Ministerpräsident Schieck ein­gehend die sächsischen Schwierigkeiten und Nöte darlegte. Reichs­kanzler Dr. Brüning und Reichsfinanzminister Dietrich führten MS, datz es nach der Eesamtlage darauf ankomme, das Ver­trauen zur deutschen Wirtschaft und Finanzpolitik zu befestigen. Zn diesem Sinne sei der Wirtschafts- und Finanzplan der Reichs­regierung als einheitliches Ganze zu würdigen. Beschlüsse wur­den nicht gefaßt, vielmehr diente die Aussprache einem ver­traulichen Gedankenaustausch über die wichtigen Probleme die­ses Reformplanes, dessen Einzelberatung im Reichsrat bekannt­lich für Anfang nächster Woche bevorsteht. Selbstverständlich wurde hierbei auch das Reparationsproblem besprochen. Dabei trug Ministerpräsident Schieck unter Bezugnahme auf den un­längst ergangenen Beschluß des sächsischen Landtages den Wunsch vor, sobald wie möglich zu einer Revision der deutschen Re- parationsverpslichtungen zu gelangen.

Hem und Lot wer die KorridorstW

Paris, 1. Nov. Gustave Heros setzt seine Kampagne für eine Revision des Friedensoertrages in seiner ZeitungLa Victoire" fort. Gestern trat er für den Anschluß Oesterreichs an Deutsch­land ein und heute sucht er seine Leser von der Notwendigkeit einer Rückgabe des polnischen Korridors an Deutschland zu überzeugen. Er schreibt u. a., alle französischen Staatsmänner dächten im Grunde genommen wie er, datz nämlich dieser Teil des Friedensvertrages von Versailles revidiert werden müsse. Er, Herve, sei ein Freund Polens, und er habe das Bewußtsein, Polen nicht zu verraten, sondern er diene Polen, wenn er sage, daß ein freundschaftliches Eingreifen Frankreichs in Versailles Zwecks Rückgabe des Korridors an Deutschland notwendig sei. Auch der radikale Abgeordnete Pierre Cot behandelt in derRe- Wblique', dem Organ seiner Partei, die Frage der Abänderung der Verträge und tritt für eine Regelung der Korridorfrage ein. Er behauptet, im Kriegsfälle habe der Korridor nicht einmal Znteresse für Polen. Er würde ohne Schwertstreich von Deutsch­land besetzt werden. Wirtschaftlich dagegen könne er den Deut­schen nur Vorteil bringen. Diese Frage sei, wenn man sie kalt­blütig prüfe, nicht unlösbar

Kapitän Ehrhardt zu den Verständigungsvorschlägen Herves

Berlin, 1. November. Arnold Rechberg hat Kapitän Ehrhardt aus telegraphischem Wege den Inhalt eines ihm von dem französischen Publizisten Gustave Heros zuge­sandten Telegrammes mitgeteilt, in dem er ihn bittet, Ehr­hardt über seine Vorschläge zur deutsch-französischen Ver­ständigung zu befragen. Kapitän Ehrhardt ist dieser Auf­forderung zu einer Meinungsäußerung in einem Antwort­telegramm an Rechberg nachgekommen, in dem es u. a. haißt: Do ich mit meiner persönlichen zustimmenden Mei­nung zur deutsch-französischen Einigung bereits hervor- Mreten bin, so halte ich es nunmehr für erforderlich, eine or^tere Basis zu schaffen. Ich werde daher meine poli- uschen Freunde, von denen viele ihre Arbeitskraft den Lrotzeren nationalen Verbänden und Parteien gewidmet haben, befragen, wie der einfache deutsche Frontsoldat über

die amtliche Beilegung des jahrhundertealten Streites ? zwischen Deutschland und Frankreich, für den beide Natio- j neu ihr wertvolles Blut vergossen haben, denkt.

Botschafter Gibst» in Rom

f Paris, 1. Nov. Ueber die Besprechungen des amerikanischen ! Botschafters Eibson als Vertrauensmann des Präsidenten Hoo- s ver, mit Mussolini und Erandi meldetNeuyork Herold", datz i sie nicht ungünstig verlaufen seien. Schon vor ihm hätten Eng­land, Amerika und Japan durch ihre Botschafter in Paris und ! Rom versucht, auf Frankreich und Italien einzuwirken, um i eine Verständigung zwischen beiden Ländern herbeizuführen, j Eibsons Besprechungen sind nach den Versicherungen des ameri- s konischen Blattes nur die Fortsetzung dieser Bemühungen. Wäb- i rend die französische Presse sich nur zögernd über die Möglichkeit ! der Wiederausnahme der französisch-italienischen Flotten-verhand- t lnnse« ausspricht, ist die Pariser Ausgabe desNeuyork He- > , rald" viel zuversichtlicher.

t Rom, 31. Okt. Der amerikanische Botschafter in Brüssel Eibson, der die amerikanische Abordnung auf der Londoner Flotten- ! Konferenz geführt har, ist von Mussolini empfangen worden.

!Giornale d'Jtalia behauptet zwar, Eibson habe keinen Aui- j trag zur Vermittlung zwischen Paris und Rom, sondern solle ^ nur die Stimmung erkunden; doch handelt es sich zweifellos um , einen Versuch, Italien zum Anschluß an das Londoner Drei- j mächteabkommen über Flotteuabrüstuns zu bewegen.

z Graf Bernstorff Führer der deutschen

k Abrüstungsdelegation

s Berlin, 2. November. Wie derMontag" meldet, wird i die deutsche Delegation für die Verhandlung der vorberei­tenden Abrüstungskonferenz am Dienstag nach Genf ab- ! reisen. Me deutsche Delegation wird wieder von Graf ! Bernstorff geführt, der Deutschland seit Jahren in der Ab- ! rüstungskommission vertritt. Dem Außenminister und dem j Kabinett sei diesmal der Vorschlag unterbreitet worden, j einen Wechsel in der Leitung der Delegation vorzunehmen und mit deren Führung den Eenerckloberst von Seeckt zu ! betrauen. Das Kabinett habe diesen Vorschlag jedoch i abgelehnt.

i 2«s Tote io Alsdorf

i 17 Bergleute vermitzt

i Alsdorf, 31. Okt. Die Zahl der dem Grubenunglück in Als­dorf zum Opfer Gefallenen beläuft sich nach amtlicher Mittei­lung bisher auf 265 einschlieblich der in de« Krankenhäuser Er­storbenen und zweier noch nicht geborgener Toten. Nach der amtlichen Vermihtenliste, die jetzt fertig gestellt ist, find 48 Bergleute als vermitzt gemeldet. Von dieser Zahl geben ab die « 31 unbekannt Beerdigten, sodab das Schicksal der restliche« 17 Bergleute noch vollkommen ungewitz ist. Die Verwaltung glaubt abet aufgrund ihrer Erfahrung sagen zu können, datz die Ver­mißten nicht unbedingt als tot zu betrachten find. Vielmehr kann angenommen werden, datz einige von ihnen nach Sause ge­gangen sind und sich bisher bei der Verwaltung noch nicht ge- ' meldet haben. Zweifellos findet sich aber ein Teil dieser 17 Bergleute noch tot im Bergwerk.

Prager Presse-Angriffe gegen Curtius

Prag, 2. Nov. Die gesamte tschechische Presse wendet sich gegen- dte Erklärungen des Reichsautzenministers Dr. Lurtius über die deutschfeindlichen Ausschreitungen in Prag. Die Nationaldemo- Lratischen Organe erklären, tschechischerseits bestände keine Furcht vor einem deutschen Kulturboykott, und deuten die Uebertragun» gen des Kampfes auf das Wirtschaftsgebiet an. DieMorodni Politica" schreibt, im Ausland sei man offenbar der Meinung, die Tschechoslowakei sei eine deutsche Kulturprovinz. Die kleri­kalenLidove Listy" betonen, die Erklärungen des Ministers Curtius seien ein Beweis des steigenden deutschen Selbstbemußt- seins. Als man vor Jahren in Prag mit Gewalt das oeutsch« Landestheaker tschechischerseits beschlagnahmt habe, sei Deutsch­land noch nicht eingeschritten. Heute erfolge eine offizielle deutsche Verurteilung der jüngsten Prager Vorgänge, und es würde mk Boykott gedroht. Diese Drohungen würden aber nichts aus- richten. Die übrigen Blätter versuchen die Sache wieder so dar- .zustellen, als wäre Dr. Curtius über die Lage unzureichend in­formiert.

Deutsche Kriegergedenkfeier in Paris

Paris, 2. Nov. Auf dem Friedhof Jory bei Paris fand a» Samstag anläßlich des Allerheiligentages wie in den vergange­nen Jahren eine Gedächtnisfeier an den Gräbern der dort ruhen­den deutschen Soldaten statt. Diese Feier soll symbolisch für alle in französischer Erde beigesetzten deutschen Soldaten gelten. Botschafter von Hoesch hielt vor der versammelten deutschen Ko­lonie eine Rede, in der er die Arbeit für die Unterhaltung der deutschen Kriegergräber schilderte. Der Botschafter ging dann auf die Ereignisse des letzten Jahres ein und auf die Verdienste des verstorbenen Dr. Stresemann. Er legte darauf einen Kranz an den Gräbern nieder. Weitere Kränze wurden niedergelegt von Frau Eesandtschaftsrat Döhle im Namen der deutschen Frauen von Paris, vom Deutschen Hilfsverein Paris, vom Vor­stand der deutschen evangelischen Christuskirche in Paris und vom Bund deutscher Kriegergräberfürsorge.

Im zweiten Teil seiner Rede richtete Botschafter von Hoesch angesichts der jetzigen Lage den Ruf nach Vertrauen und Bestän­digkeit an das deutsche Volk. Gewiß rauche mancher Schornstein nicht, und manches Unternehmen habe seine Pforten schließen müssen. Das seien schmerzliche Erscheinungen, an denen der größte Teil der Welt leide, wenn sie auch Deutschland in seiner sehr geschwächten finanziellen Rüstung besonders schwer träfen. Aber solle man unser Vertrauen auf uns selbst, auf unser« deutsche Zukunft ins Wanken kommen lassen? Unendlich Schwe­res habe das deutsche Volk schon durchgemacht, uneudliche Schwierigkeiten schon überwunden. Mit den Eigenschaften der Tüchtigkeit und Aufopferungsfähigkeit, die ihm innewohnen, mit dem mächtigen Wirtschastsapparat, den es sich geschaffen habe, mit dem Selbstvertrauen, das es bisher it-t«uswichnete, werde es auch die jetzige Kris« überwinden. Nicht Akte der Un­besonnenheit, nicht Ungeduld, Uebereilung und Unstetigkeit wür­den auf den Weg der Gesundung führen, sondern allein Ver­trauen und Beständigkeit. Den Toten, die man heute ehre, sei man es schuldig, an die Zukunft Deutschlands zu glauben.

Me Kaiserkrölllmg i« Mir Abeba

Abdis Abeba, 2. Nov. Im Rahmen einer Farbenpracht, d« kaum noch zu überbieten war, wurde heute vormittag 7.30 Uhr Ras Tafari Makonnen zum König der Könige und Kaiser von Aetiopien in der eigens dafür erbauten Kirche neben der Kathe­drale des Heiligen Georg gekrönt. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, eine noch viel größere Menschenmenge wohnte außerhalb der Kirche der Krönung bei. Zahlreiche hohe Persön­lichkeiten vertraten die europäischen Regierungen und Staats­oberhäupter Eine halbe Stunde vor Beginn der Krönungs­zeremonie begab sich Ras Tafari von seinem Palast im Krö­nungswagen, der dem vormaligen deutschen Kaiser gehört hatte, und von sechs österreichischen Falben gezogen wurde, nach der Kirche Diese war im Innern reich mit Teppichen behängt. Die Krönung selbst war kurz. Nach dem Sprechen der Gebete setzte der Erzbischof die mit Juwelen besetzte Krone auf das Haupt des Kaisers. Auf die offizielle Krönungszeremonie folgte um 9 Uhr eine religiöse Zeremonie in der Kathedrale. Danach fuhr der Kaiser im Krönungswagen zurück zum Palast. Er wurde von seinen zu Tausenden hrebeigeströmten Untertanen begeistert be­grübt. Im Palast nahm er dann die Glückwünsche der Führer der auswärtigen Missionen entgegen.

Vereitelter Umsturz i« Griechenland

General Pangalos verhaftet

In Athen wurde von der Geheimpolizei ein militärisches Komplott aufgedeckt. An der Spitze der Bewegung, die auch auf die Marine Lbergesrisfen hat, steht der ehemalige Diktator Ge­neral Pangalos, der mit 140 Offizieren versuchen wollte, die ge­genwärtige Regierung zu stürzen. Im ganzen sind bisher 150