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Aus Stadt und Land

Altensteig, den 5. Juni 1930.

Sonderz"7 ' r'i -..^stmontag. Am Pfingstmontag verkehren aus der Nebenbahn NagoldAltensteig drei Sonderzüge und zwar zwei von Altensteig nach Nagold und ein Zug von Nagold nach Altensteig. Die Züge fahren wie folgt: Altensteig ab 14.49, Nagold an 16.40 mit An­schluß Richtung EutingenStuttgart und Pforzheim. NagoldAltensteig: Nagold ab 16.30, Altensteig an 17.21 mit Anschluß aus Richtung Pforzheim. AltensteigNagold: ab in Altenfteig 18.00, Nagold an 18.63 mit Anschluß nach Richtung EutingenStuttgart ab Nagold 18.59 und Rich­tung Pforzheim ab Nagold 19.20 Uhr.

Der Marktplatzbrunnen ist seit gestern wieder von mun­teren Fischlein bevölkert. Badwirt Luz setzte 20 Goldfische, 18 Forellen und 10 Karpfen, sowie einige Krebse und vorerst einen ziemlich großen Aal ein. Sv bietet der Brunnen nicht nur durch seinen Blumenschmuck, sondern auch durch die lebendenInsassen" ein anziehend er­freuliches Bild. Viele Passanten werden an dem beweg­ten Treiben der Fische Freude und Unterhaltung finden.

Schutz gegen Blitzschlag. Folgende Regeln sind bei Gewittern zu beachten: Geh bei Gewittern möglichst nicht aus dem Hause und, wenn du im Freien bist, kehre schnell zurück. Halte dich im Innern deines Hauses an einer trockenen Stelle aus, fern von größeren metallenen Gegen­ständen. Wenn du zwischen mehreren Zufluchtsstellen die Wahl hast, so wähle sie in folgender Ordnung: 1. Große, ganz aus Metall oder über Metallgerüsten errichtete Ge­bäude; 2. Bauten, die mit Blitzableitern versehen sind; 3. große Gebäude ohne Blitzschutz; 4. kleine Gebäude ohne Blitzschutz. Wer gezwungen ist, im Freien zu bleiben, halte sich fern von Hügeln und weiten, offenen Flächen, von Drahtzäunen, von einsam stehenden Bäumen und von ein­samen kleinen Gebäuden oder Schutzdächern. Statt dessen begebe man sich in den dichten Wald oder suche eine Höhle, eine Schlucht, eine Talmulde oder den Fuß eines steilen Abhanges auf. Der alte Glaube, daß bestimmte Bäume Schutz vor dem Blitz gewähren, bestätigt sich nicht. Nur werden einige Baumarten häufiger vom Blitz getroffen als andere. Eine Statistik ergab folgendes Resultat: Von 4362 Fällen wurden Pappeln 1235 mal getroffen l28,4 Pro­zent), Eichen 976 mal (22,4 Prozent), Weißtannen (9,6 Prozent), Föhren oder Kiefern (8 Prozent), Ulmen (3,9 Prozent), Lärchen (3,7 Prozent), Weiden (3,6 Prozent). Den geringsten Anteil haben Weißdorn, Platane, Pfirsich­baum und Flieder (je 1 Prozent).

Durchgehende Abfertigung Kraftpoft Reichsbahn. Aus etwa 90 Kraftpoststrecken der Deutschen Reichspost ist am 1. Juni eine durchgehende Abfertigung von Personen und Reisegepäck zwischen Postanstalten an Kraftpoststrecken der Deutschen Reichspost und Bahnhöfen der Deutschen Reichs- bahn ausgenommen worden. Die Postanstalten verabfolgen neben den Postkraftfahrscheinen Eisenbahnfahrkarten (2. und 3. Klasse) für den Verkehr über den anschließenden Uebergangsbahnhof hinaus. Die Reichsbahn verkauft mit den Eisenbahnfahrkarten zugleich Karten für den Kraft­postverkehr vom anschließenden Uebergangsbahnhof aus. Die Reise aus die von den Bahnhöfen ausgegebenen Post­fahrscheine muß spätestens am vierten Tage mit der Kraft­post angetreten werden. Eine Fahrtunterbrechung ist auf der Kraftpost nicht gestattet.

Besenfeld, 6. Juni. (Schwarzwild.) Gestern abend erlegte Gutsbesitzer Wilhelm Theurer-Eisenbach auf der Besenselder Jagd einen guten Keiler, wohl der erste seit langem Gedenken. Dem Schützen Waidmannsheil! N.

Feldrennach, O.A. Neuenbürg, 4. Juni. (Von einem Stamm erschlagen.) Am Montag verunglückte der im Sägewerk Wilhelm Schönthaler hier im Dienst stehende, etwa 30 Jahre alte Fuhrknecht Albert Bürkle von hier tödlich. Beim Stammholzabladen wurde er von einem Stamm so unglücklich ans Genick getroffen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der Verunglückte galt als fleißiger, williger und zuverlässiger Mann.

Stuttgart, 4. Juni. (Folgen des Wolteabruchs Blitzschläge.) Bei dem am Dienstag nachmittag über der «ladt niedergegangenen Wolkenbruch gab es zahl­reiche Kellerüberschwemmungen. Auch Blitzschläge gab es. In Botnang schlug der Blitz in einen Kabelkasten, in der Prscheckstraße in einen Leitungsmast der Straßenbahn. Von dem Mast aus übertrug sich die Elektrizität auf eine« Drahtzaun, der in einer Länge von etwa 30 Meter« zu glühen anfing. Er war mit der gleichen Spannung, dt» die OberleitungsdrLhte der Straßenbahn aufroeisen, ge­laden.

Arbeitslose. D« ungünstige Entwicklung auf de« Arbeitsmarkt hat auch in der zweiten Hälfte des Mai in Stuttgart angehalten. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit war noch schwächer als in den beiden Vorwochen. Die Zahl der unterstützten Arbeitslosen fiel nur um 138, und die Ge- samtzahl an Unterstützungsempfängern beträgt daher noch 8367. Im vergangenen Jahre waren es zur gleichen Zeit nur 3926 Unterstützungsempfänger.

Bietigheim, 4. Juni. (Vom Blitz erschreckt.) «rs der etwa 66jährige, seit Jahren in der Post wohnend» ledige Ausfahrer des Expreßgutes in der Nacht auf Dien»- lag gegen 11 Uhr ausgehen wollte, wurde er durch einen Blitz so erschreckt, so er 3)4 Meter abstürzte. Er war sofort tot. Eine Schuld trifft niemand.

Lauffen a. N., 4. Juni. (Vom Blitz erschlagen.) Bei einem heftigen Gewitter wurde gestern abend der vom Felde auf dem Heimweg befindliche 47 Jahre alte Land­wirt Christian Schiefer vom Blitz erschlagen.

Heilbronn, 4. Juni, (llnwetter.) Am Dienstag ging mer ein Gewitterregen, verbunden mit Hagelschlag, nieder, der rnd er Stadt und Umgebung ziemlichen Schaden an­

richtete. In der Stadt wurden viele Keller mit Wasser ge­füllt, so daß Feuerwehr und das Städt. Reinigungsamt eru- greifen mußten.

Jlshofen OA. Hall, 4. Juni. (6 v 0 - Iahrfeier.) Die Stadt Jlshofen konnte am Sonntag ein seltenes Doppel- jubiläum feiern. Einmal das 600jährige Jubiläum der Verleihung des Stadtrechts und zum andern das 50jährige Jubiläum seines Veteranen- und Militärvereins. Der Fest­tag begann mit einem Festgottesdienst in der Stadtkirche. Anschließend fand vor dem sinnig geschmückten Kriegerdenk­mal vor der Kirche eine schlichte Gedenkfeier für die Toten des Weltkrieges aus der Gesamtgemeinde Jlshofen statt. Mittags bewegte sich ein stattlicher Festzug durch die Stra­ßen, an dem sich etwa 30 Vereine mit rund 800 Mitgiledern beteiligten.

Reutlingen» 4. Juni. (Du sollst den Sonntag heiligen) Bei der Jahreshauptversammlung des Reut- linger Stadtverbands für Leibesübungen kam der Vor­sitzende, Fabrikant Erwin Seiz, auf die Erfahrungen zu sprechen, die man mit dem gesetzlich geschützten Sonntag mache. Der Sonntag sell wieder mehr der Familie, der inneren Erbauung gehören. Es nütze nichts, wenn man sich vom geschützten Sonntag durch eine Sportel loskaufen könne. Ein Redner wies auf die Schwierigkeiten in dieser Hinsicht bezüglich der Fußballspieler hin. Ein anderer Red­ner wollte wenigstens dre geschützten Sonntage frei vom Sport wissen. Oberbürgermeister Dr. Haller begrüßte die zum Schutze des Sonntags dienenden Anregungen. Dev Mensch lebe nur einmal und die seelischen Werte müßten höher wiegen als äußerliche Eindrücke. Wenn die Regierung geschützte Sonntage einführe, so soll sie diese auch durch­führen. Krankhafte Uebersteigerungen des Sonntagssports müßten bekämpft werden.

Vom Allgäu, 4. Juni. (Beginn der Heuernte.) Die Heuernte hat in dieser Woche begonnen. Schon sieht man auf den abgemähten Wiesen in langen Reihen die Heinzea stehen, die zur Trocknung des Futters und zum Schutz des­selben gegen Regen aufgestellt werden. Frühling und Som­mer geben sich gegenwärtig im Allgäu die Hand.

Karlsruhe, 4. Juni. (Kommunalroahlen.) Die hier und da aufgetauchten Gerüchte, daß eine Verschiebung der für den Herbst in Aussicht genommenen Kommunal­wahlen geplant sei, ist unzutreffend. Vielmehr ist, nach­dem die neue Wahlordnung vorliegt, der dritte November­sonntag (16. November) in Aussicht genommen.

Kehl, 4. Juni. (Verstaatlichung der Polizei.) Der Bürgerausschuß nahm zwei Erlaße des Ministeriums des Innern über die Verstaatlichung der Kehler Polizei zur Kenntnis. Am 1. Juli sollen hinzukommen: 26 Be­amte und zwar 1 Hauptmann und 1 Sekretär, die ihren Sitz im Bezirksamt haben, ferner 1 Kommissar, 3 Ober­wachtmeister und 20 Mann, die wie bisher im Rathaus bleiben. Die Kosten sollen für die Stadt nicht höher wer­den als bisher. Von unseren Polizeibeamten bleiben drei hier, einer muß in einen anderen städtischen Dienst über­nommen werden, die übrigen werden nach Karlsruhe und Freiburg versetzt.

Landesversammlung der Wirte

Mm. 4. Juni. Dienstag nachmittag begann im Rotochsenkeller der 48. Landesverbandstag der Witte Württembergs mit dem Delegiertentag. Landesverbandsvorsttzender Webe r-Stuttgatt, begrüßte vor allem den Präsidenten des Reichsverbands, Reichs, tagsabgeordneten Köste r-Berlin. Anwesend sind insgesamt 124 Delegierte von 59 Vereinen. Dem von Geschäftsführer Zenneck verfaßten Jahresbericht ist zu entnehmen: Nicht nur die Be- triebe in den Städten leiden Not; die Geschäfte auf dem Lande, namentlich wenn sie auf Kundschaft, die sich aus landwirtschaft­lichen Kreisen zusammensetzt, angewiesen sind, sind oft ganz ausgestorben und kaum mehr an den Samstagen und Sonntagen find Gäste vorhanden. Durch die Einrichtung des Radio har sich die bäuerliche Bevölkerung stark vor Besuche der Wirtschaft zu­rückgezogen. Die großen Lebensmittelgeschäfte, die Konsumver­eine usw. verkaufen heute mehr Weiue über die Straße, als die Wirte in ihren Geschäften. So treiben die wirtschaftlichen Ver­hältnisse im Wirtsgewerbe in Württemberg immer mehr einer Katastrophe entgegen. Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Kampf gegen die Erhöhung der Viersteuer. Wenn auch die Bier- steusr vom Wirte direkt nicht getragen werden kann, sondern auf den Ausschank abgewälrt wurde, so ist die unvermeidliche Folge dieser Erhöhung ein Rückgang des Vierverbrauchs. Auch die Mineralwassersteuer und die weitere Erhöhung der Steuern auf Tabak und der Zölle auf Kaffee und Tee und eine Erhö­hung der Umsatzsteuer treffen in erster Linie das Wirtsgewerbe; vielfach kann die Erhöhung überhaupt nicht abgewälrt werden. Das Eaststättensesetz ist im ganzen gesehen eine außerordentlich schwere Belastung des Eastwirtsgewerbes.

Eine von Steffel-Stuttgart vorgeschlagene Entschließung rum Arbeitsschutzgesetz wurde hierauf einstimmig angenommen; in ihr heißt es u. a.:Die Versammlung fordert, daß das kom­mende Arbeitsschutzgesetz den Verhältnissen des Hotel- und Gast­wirtsgewerbes mehr Rechnung trägt und daß vor allem die Arbeitsbereitschaft, die Verteilung der Garantielöhne auf ver­schiedene Monate und die Bezahlung angeblich geleisteter lleber- stunden auf beschränkte Zeit einwandfrei geregelt wird. An­träge des Stuttgarter und Tannstatter Wittsvereins zur Kon- ressionspflicht des Flaschenbierhandels und des Weinverkaufs über die Straße forderten Erlaubnisvflicht für den Flaschen­bierhandel durch Landesgesetz.

Präsident Köste r-Berlin begründete hierauf eingehend seine Stellungnahme zur Konzessionsfrage. Nach einer weiteren Aus­sprache wurde der Vorstand beauftragt, nach den Anträgen Cannstatts uno Stuttgarts zu verfahren.

Zur Polizeistunde fordern die württembergischen Wirte eine einheitliche Festsetzung der Polizeistunde im ganzen Land auf 1 Uhr nachts. Für Stuttgart als einer Stadt mit über 388 808 Einwohnern sollte die Polizeistunde an Samstagen auf 2 Ubr nachts für alle Betriebe verlängert werden. Der nächste Ver­bandst«« wird in Gmünd stattfinden.

Berbandstag der Flaschnermeister

Wildbad, 4. Juni. Der Landesverband der Flaschnermerste» und Installateure hielt hier am Sonntag seinen 48. Verbands­tag ab. Er wurde eingeleitet durch die Begrüßungsansprache des 1. Verbandsvorsitzenden Schweizer-Ludwigsburg. Als Gäste waren u. a. erschienen Regierungsassessor Dr. Eckert im Auftrag des Wirtschastsministerinms und des Oberamts Gmünd, der staatliche Badkommissar Oberstleutnant oou Breuning. Stadtschultheib Bätzner, der Vizepräsident des Land­tags Hitler, der Vorsitzende der Handwerkskammer Reutlingen. Flaschnerobermeister Landtagsabg. Henne, Syndikus Lberbardt, Dr. Scherm vomWürtt. Sandwett",' Verbandsanwalt R. A. Fritz Payer-Stuttgart hielt das Hauptreferat über .Seffent- lache Verwaltung und private Wirtschaft", wobei er die heurige Defizitwittschaft in Reich, Ländern und Gemeinden scharf kri- lästerte und darnf hiewies, daß die heutige Finanzwirtschaft un­weigerlich zum Ruin führen müsse. Lieber allgemeine Hand» werkswirtschast, Fragen der Organisation und sonstiger Hand­werksbelange sprach Syndikus Eberhardt von der Hand­werkskammer Reutlingen. Auch sein Referat wurde mit lebhaf- rem Beifall ausgenommen. Anträge waren eingegangen von de» Innungen des Vezirksverbands Oberland, Gmünd, Brbevach, Nagold, Freudenstadt. Sie konnten nicht durchweg zur Zufrie­denheit der Antragsteller ihre Erledigung finden, weil verschie­dene Momente, auch gesetzliche Vorschriften für die Verwirkü- chung verschiedener Wünsche maßgebend sind. Die Neuwahlen i» den Eeschäftsfübrenden Ausschuß hatten folgendes Resultat: Wiederwahl des 1. Vorsitzenden Hch. Schweizer-Ludwigsburg und des Ausschußmitgliedes Obermeister Ritter-Stuttgart. A» Stelle des verstorbenen Kassiers Samuel Zimmermann wurde dessen Sohn Eugen Zimmermann, anstelle von Sourrisse-an-Bi- berach Nachbauer-Ochsenhausen in den geschäftsführenden Aus­schuß gewählt. Als Ort des nächsten Verbandstags im Jahr 1931 wurde Heilbronn gewäblt. Unter anderem wurde auch die Frage der Schaffung eines Landestarifs behandelt, welche vom Verbandstag mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wur de.

Tagung der württ. Baumeister

Stuttgart, 3. Juni. Schon seit einiger Zeit stiü» Bestrebung« im Gange, vie Ausbildung des mittleren Technikers, nämlich des württ. Baumeisters, in der Höheren Bauschule Stuttgart mehr zu spezialisieren, d. h. letzten Endes abzutreunen in Hoch- und Tiefbau. Die am 31. Mai unter dem Vorsitz von Stadtbau­rat S ch m r d t-Neckarsulm in Stuttgart tagende Landesver­sammlung der Baumeister und Ingenieure hat einem wieder die Frage eingehend untersucht und erörtert und nach lebhafter Anssprache mit allen Stimmen beschlossen, einer weiter speziali­sierten Ausbildung iür Hoch- und Tiefbau nicht zuzustimmeu. Vielmehr solle bas erste vor einigen Jahren reformierte Lehr­programm der Höheren Bauschule, das zugeschnitten ist auf die württ. Bedürfnisse und aus gemeinsame ungetrennte Ausbil­dung für Hoch- und Tiefbau, in seinen Grundzügen beibehalte» werden. Dieser seitherige Lehrplan habe sich bislang gut be­währt.

Reichskanzler und Württemberg

Der Hauptschriftleiter derMNN." Fritz Büchner hatte ein« Unterredung mit dem Reichskanzler Dr. Brüning. In dieser Aussprache kam man auf die notwendigen Sparmaßnahmen in der öffentlichen Verwaltung zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit äußerte sich der Reichskanzler über Württemberg folgenderma­ßen:

Der kürzlich erstattete Bericht des Reichssvarkommissars über Württemberg sollte von allen öffentlich Tätigen studiert wer­den. Württemberg wird darin als das bestverwaltete Land des Reiches bezeichnet. In jahrelanger, zäher und stiller Arbeit hat dort insbesondere Minister Bolz die Verwaltung reformiert, auf eine gesunde, der Finanzkrast des Landes entsprechende Ba­sis gestellt. (Die Finanzen hält bekanntlich Dr. Dehlinser i» Ordnung. D. R.) Der Etat Württembergs ist heute ausgegü» chen und das Land befindet sich auch wirtschaftlich in auffteigea». der Linie". °

Aus dem Gerichtsfaal

Ein Nachspiel zur Geislinser Stadtschultheißemvahl Leipzig, 4. Juni. Der Stadtschultheib Paul Lorch von Ober» urbach, OA. Schorndorf in Württemberg, war im Jahre 1828 auf Veranlassung des Amtsrichters M. drei Tage lang in Un­tersuchungshaft genommen worden, weil Lorch damals als Vor­stand des dortigen Darlehenskassenvereins, allerdings zu Un­recht, in den Verdacht gekommen war, eine Anzeige gegen sei­nen Rechner unterlassen zu haben, dessen Kasse nicht stimmte. Der Rechner ist dann mangels Beweises freigesvrochen worden. Es konnte ihm lediglich eine straflose Unordnung in den Bü­chern nachgewiesen werden. Seit dieser Zeit hatte Lorch emen geheimen Groll gegen den Amtsrichter. Jedenfalls batte er Sann, als Amtsrichter M. im Mai des vergangenen Jahres als Kandidat für den Stadtschultheißenvosten in Geislingen aus», trat, (M. wurde nicht gewählt und ist jetzt in Ravensburs weiter als Richter tätig) indirekt veranlaßte, daß ein Flugblatt während des Wahlkampfes zur Verteilung kam, in dem von dem vier Jahre zurückliegenden Vorkommnis die Rede war. I« diesem Flugblatt hieß es dem Sinne nach, jener Amtsrichter habe lediglich auf ein Gerücht hin einen kranken Stadtfchult- heißen verhaften lassen, und nun müsse, falls Amtsrichter M. dennoch gewählt werde, alles getan werden, daß er nicht in d» Ortsvorstehervereinigung ausgenommen werde. Wegen dieser nicht erweislichen ehrenkränkenden Behauptung, die den schwe­ren Vorwurf einer Amtspflichtverletzung enthielt, erging Straf­antrag gegen den Schultheißen Lorch, der schließlich mit 1880 Mark Geldstrafe durch das Landgericht Ulm belegt wurde. Dieses Urteil ist nunmehr rechtskräftig geworden, nachdem auch das Reichsgericht verneint hat, daß der Angeklagte in Wah­rung berechtigter Interessen gehandelt habe.

Eine Bitte an die Gärtner (Eingesandt.)

Schon oft wurde bei Beerdigungen beobachtet, daß der Leichenbesorger an verschiedene Kränze eine Schnur zum Auf­hängen der Kränze anbringen mußte, um die Kränze am Toten­wagen aufhängen zu können. Durch diese Arbeit wird oft die Arbeit des Leichenbesorgers erschwert und gewöhnlich ist die Zeit kurz bemessen, so daß es unliebsame Störungen bei den Beer­digungen vor dem Hause gibt. Dürste da nicht an die kranz- bindenden Gärtner die Bitte gerichtet werden, sämtliche Kränze,