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Tonntagsausgabe der Schwarzwälder Tageszeitung «Aus den Tannen"

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Anzeigenpreis: Die einspaltige Zeile 8V Pfg., die Reklamezeile SO Pfg.

Atterrsteig, Sonntag 4. Mat

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spreis im Monai 50 Pfennig inzelnummer . .15 Pfennig

1830

Sonntagsgedanken

Tempo!

. Das ist der Lebensrhythmus unserer Zeit. Ueberall ein Hasten und Jagen, Rennen und Eilen. Das lärmende laute Geschäfts- und Verkehrsleben der Grobstädte scheint weithin seine Wellen auch auf das flache Land zu werfen. In dieser Form kommt die »rohe wirtschaftliche Notlage unseres Volkes zum Vorschein. Sie kann nicht ohne Einwirkung auf das innere, stark empfindende seelische Leben des Menschen bleiben. Der sich an materielle Dinge verlierende Lebensrhythmus verführt zur Oberflächlich­keit, Gleichgültigkeit und Haltlosigkeit. Ja, der weithin sichtbare innere Zwiespalt der Seele, die nach Kraft und Frieden sich sehnt und doch zermürbt und zerrieben wird in dem nie aus­setzenden Getriebe des Alltags, ergibt entweder dunkle Resigna­tion oder Verzweiflung.

Wenn vor ISO Jahren der Franzose Rousseau seiner entarte­ten Zeit zurief: Zurück, zurück zur Natur!, so würde sein Ruf beute deiben: Zurück zur Stille! Aber nicht zur Friedhofsstille, sondern zur schöpferischen Stille der Zwiesprache zwischen Schö­pfer und Geschöpf.

In ihr liegen die verborgenen Kraftquellen. Sie läßt die Seele aufatmen und leben. Sie macht das Leben lebenswert, weil in solchen stillen Stunden der Mensch eigentlich im wahr­sten Sinne des Wortes lebt. Zurück zur Stille! Das ist eine For­derung, an welcher der Mensch nicht vorübergehen kann und darf. Wenn seine Sehnsucht auf Kraft und Stärke gerichtet ist, so soll er es sich sagen lassen, daß Oswald Svengier aus dem ehernen Angesicht der Weltgeschichte die Tatsache abgelesen hat, dab ein Volk dem Untergange geweiht ist, wenn es sich aus­schließlich auf Körperkultur und Sport wirft, und nur dann ei­nen Aufstieg zu verzeichnen hat, wenn neben diese Dinge die seelische, sittliche Ertüchtigung tritt. Diese wird aber nicht in erster Linie auf Sportplätzen, sondern auf dem Kampfplatz der stillen Zwiesprache zwischen Gott und Mensch gefunden. Sch.

Ruhe in Gott

Du, Gott, hast uns zu dir geschaffen, und unser Herz ist un­ruhig, bis dab es Rübe findet in dir. Augustin.

Unsere vielgehetzten unrubvollen Menschen der Gegenwart wis­sen gar nicht mehr, was ruhen heitzt, wahrhaft ruhen in Gott, und dab dies das Wohltuendste und Herzerquickendste ist, was unserer Seele geschehen kann. Ehr. Geyer.

O du, vor dem die Stürme schweigen, vor dem das Meer versinkt in Ruh, die» wilde Herz nimm bin zu eigen und führ es deinem Frieden zu.

G e > b c l.

Die Perlen -es Gottes Schlwa

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Copyright by Ereiner L To, Berlin kiliV 6

(15. Fortsetzung.)

Berta nickte.Ja, Herzkind, dein Vater hat recht, die alte Berta weiß mehr. Ich habe nämlich die Frau im Verdacht, dat sie dat Feuer gelegt hat, um dadurch deinen Vater zu zwingen, sie zu heiraten. Und dann habe ich et ihr in dat Gesicht gesagt, dat sie deine Mutter umgebracht hat.

Sie sprang zwar auf mich zu wie 'ne Furie und for- derte Beweise, aber ich habe sie bloß immer angesehen, und da schlich sie fort.

An dem Tage nämlich, Lillichen, als dein Vater verreiste, schickte sie mich nach Köln. Ich kam aber früher wieder, wie sie wohl annahm, und da fand ich dat ganze Haus verschlossen. Niemand war da. Ich klopfte be> deiner Mutter an. Alles blieb still. Ich rüttelte an der Tür, nichts regte sich. Eine sonderbare Unruhe hatte mich ersaßt, ich meinte, ich müßte deiner Mutter nahe sein. Sie war nicht in ihrem Zimmer so viel ich durch einen Spalt in der Tür sehen konnte. Nach dem Garten zu war alles verriegelt.

Ich ging wieder fort, aber als ich dann später wieder­kam, waren alle Türen weit auf und die Frau jammerte,

deine Mutter sei fort.-Ich fand sie im Garten

im Schnee liegen. Als ich sie suchte, sah ich im Garten im Schnee eine Stelle ganz zertreten, als wenn zwei Menschen miteinander gerungen hätten, und ich konnte die Fußspuren verfolgen bis zur Laube, wo deine arme Mutter lag. Und diese Fußspuren wiesen einen großen Fuß auf, während deine Mutter einen kleinen, zierlichen Fuß hatte.

Du denkst nun, Kind, warum ich nichts gesagt habe. Aber das hätte nichts genutzt, deine Mutter konnte ich dadurch nit mehr zum Leben zurückrufen. Und deinem Vater durfte ich auch nichts sagen, da all ihr Geld im Geschäft steckte und sie obendrein seinen Namen trug.

Aber einen Schwur habe ich getan, dich zu behüten vor diesem Weibe. Wat hat sie nit alles angestellt, um dich unter die Füße zu kriegen. Keine höhere Schule solltest du besuchen, keine Musik solltest zu studieren, nichts, aber auch nichts sollte für dich getan werden. Aber darin war dein Vater hart, da half ihr kein Toben und Schelten. Lernen solltest du, so viel du mochtest und konntest."

Wie betäubt saß die junge Frau da. Aber nur eins erhellte ihre Seele, sie war nicht mehr allein, es lebte jemand, der war Blut von ihrem Blute.

Ihre Mutter war also eine indische Prinzessin, und sie befand sich, ohne es zu wissen, in der Heimat ihrer armen verstorbenen Mutter.

Ob ihr Großvater noch am Leben war? Und wie ihn finden? . . .

Sie klatschte in die Hände, und als eine Dienerin erschien, trug sie ihr aus, dem Maharadscha zu melden, daß sie ihn zu sprechen wünschte.

Einige Augenblicke später trat sie in das Gemach des Fürsten.

Ein seliger Glanz lag aus ihrem Antlitz. Sie streckte dem Fürsten die Hand entgegen und sagte:

Hoheit, wie soll ich Ihnen danken."

Der Maharadscha wehrte lächelnd ab.Ich verdiene den Dank nicht, da müssen Sie sich schon an Abu Mogul wenden. Er brachte Ihre alte Vertraute hierher."

Lillt reichte dem Fürsten den Brief ihres Vaters und bat:

Darf ich Ihnen den Inhalt dieses Briefes berichten, Hoheit, und wollen Sie mir dann helfen?"

Gerne, wenn es in meiner Macht steht."

In diesem Briefe steht," fuhr Lilli fort,daß meine Mutter eine indische Prinzessin war und die Tochter des Maharadscha von Rampur."

Der Fürst sprang auf. Mit überströmender Freude sprang er auf Lilli zu und schloß tie lange in seine Arme. Dann sagte er langsam:

Also endlich findet sich die Spur der Verlorenen. Ich kann Ihnen sofort die nötige Aufklärung geben. Mein Pater sollte einst der Gatte Ihrer Mutter werden, doch war sie eines Tages verschwunden. Ihr Großvater hat sehr darum getrauert. . . Darf ich ihm den Brief zeigen und ihm sagen, daß das Kind seiner Tochter in seiner Nähe ist?! Er wohnt eine halbe Tagesreise von hier entfernt"

Eine Weile noch sprachen beide über die überraschende Wendung, die die Dinge genommen hatten. Da machte sich bereits ein neues Ereignis geltend.

Abu Mogul trat ein und überbrachte dem Fürsten eine Nachricht. Als der Fürst sie hörte, verzerrte sich sein Gesicht in innerer Qual.

Nach einigen Augenblicken wandte er sich Lilli zu:

Frau Dittmar, die Nachricht, die ich eben erhielt, gilt Ihnen. Der Konsul in Kalkutta teilt mir mit, daß Ihr Gatte sich ein Leid angetan hat. Er liegt im Kranken­hause. Noch lebt er und verlangt nach Ihnen."

Lilli wurde totenblaß und taumelte. Schnell sprang der Fürst zu und fing sie auf. Eines Atemzuges Länge lag sie mit geschlossenen Augen an seinem Herzen, dann richtete sie sich erschrocken auf und bat:

Wollen Sie Sorge tragen, daß ich sofort reisen kann, Hoheit?"

Nach kurzer Zeit bereits stieg Lilli in Begleitung der alten Berta in das harrende Auto. Fürst Amiran stand neben dem Wagen.

Lilli!" kam es wie ein Hauch über seine Lippen.

Aber die junge Gattin sah nur für eine Sekunde auf. Gesenkten Blickes neigte sie dann grüßend das Haupt.

Kaum hatte der Wagen den Wald erreicht, als ihm in gestrecktem Galopp ein Reiter folgte. Es war Abu Mogul

Er parierte sein Pferd und überreichte Lilli einen

Der Sahib Sultamet läßt dir bestellen, Herrin, d habest dies vergessen."

Dann wandte er sein Pferd und verschwand zwischc den Baumen. Fahle Blässe hatte die Wangen der junge Frau überzogen, als sie ihre eigene Schrift erblickte E war der Brief an ihren Schwiegervater, den sie Ab Mogul anvertrant hatte, ihn zu befördern.

Warum hatte er ihn nicht abgesandt? Wie durfte e vergleichen tun? '

,^LiUi, wat is dir?" fragte Berta besorgt.

Diese erzählte ihr den Sachverhalt und die Alte meinte:

lange Möge! hat et doch sicher nit aus sich selbst getan, sein Herr hat et wohl bestimmt. Vielleicht is et aber ganz gut so, denn sieh mal, dein Mann hat ver­sucht, sich dat Leben zu nehmen. Warum, wissen wir noch) nit. . . Wär' Brief nu an die richtige Adresse ge­kommen, hätt' Schwiegervater womöglich gesagt, du wärst die Schuld ... So denkt er jetzt gar nit an so wat. . . Und sollt' dein Mann nun nit leben können, würdest du mit ganz andern Augen angesehen, wenn du zurück in die Heimat kämst. Müßt' aber alte Herr, dat su dich scheiden lassen wolltest, kriegtest du dat immer aufs Brot gestrichen, denn et is immer sein Sohn. .

Gequält blickte Lilli die treue Alte an.

Ach, Berta, wie grausam ist doch das Leben."

Nur nit unterkriegen lassen," tröstete Berta,ich bleib bei dir und helf dir, wat auch kommen mag."

Der Wagen hielt vor dem Krankenhause in Kalkutta. Lilli betrat das Haus, gefolgt von Berta.

Sie ließ sich der Oberin melden. Teilnehmend streckte diese ihr die Hände entgegen und sagte mit bewegter Stimme:

Meine arme Frau Dittmar, nun sehen Sie Ihren Gatten auf dem Schmerzenslager wieder."

,Lebt er . . .?" fragte Lilli bebend.

,Ha . .. Die Operation ist gut verlaufen, die Kugel steckte im Rücken und konnte entfernt werden."

Darf ich meinen Mann sehen?"

,Menn Sie sich still verhalten, will ich Sie einen Augenblick zu ihm führen. Aber nichts sprechen," mahnte

sie--

Lilli folgte der Oberin und sah Knut vor sich liegen, totenähnlich, mit geschlossenen Augen.

Leise zogen sich die Frauen zurück. . .

Wie kam das Unglück?" wollte Lilli Einzelheiten wissen.

,Hch weiß es nicht. Ihr Gatte hat wohl eine Schuß­waffe probiert, vermute ich, und das Geschoß löste sich. Der Chef Herrn Dittmars telephonierte an... er hat ihn gefunden."

Ich möchte bei meinem Manne die Pflege über­nehmen," forderte Lilli.

Nein, Frau Dittmar, das ist ausgeschlossen. Sie sind zu zart dafür und selbst der Ruhe bedürftig. Der Kranke ist hier in guten Händen. Sobald er nach Ihnen verlangt, lasse ich Sie rufen."

,Lch bitte darum, Schwester Oberin."

Lilli verabschiedete sich und begab sich nach ihrer Wohnung, wo Berta gleich das Regiment in die Hand nahm.

Am nächsten Morgen hatte Lilli bei ihrer Anfrage im Krankenhause denselben Bescheid, wie am Tage vorhä. Es blieb ihr nun Zeit genug, den Chef ihres Mannes auf- tzusuchen.

Aber ehe sie ihren Entschluß ausgeführt hatte, ließ sich dieser bei ihr melden.

Herr Sürter," begann Lilli, nachdem der Chef ihres Mannes Platz genommen hatte,die Oberin sprach mir davon, Sie hätten meinen Mann gesunden?"

Ja, Frau Dittmar, das entspricht der Wahrheit. Ich hatte mit ihrem Gatten eine Unterredung, die etwas stürmisch verlief."

Dürfte ich deren Inhalt wissen?" fragte Lilli zaghaft.

Der alte Herr senkte den Blick. Er legte die Hände in­einander und sah nachdenklich darauf nieder.

Endlich meinte er:

Sie würden die geschäftliche Angelegenheit doch nicht verstehen, also sprechen wir nicht davon . . . Aber ein Verbleiben Ihres Gatten in meinem Hause war unmög­lich nach diesem Auftritt. Kaum verließ ich ihn nun, als ich einen Schuß fallen hörte. Ich eilte zurück und fand ihn an der Erde liegen..." . .

Der alte Herr faßte Lillis Hand.Nicht an mir liegt die Schuld, Frau Dittmar," sagte er eindringlich,ich weiß nicht, was ihn trieb zu diesem Schritt . . . Er sprach mir noch davon, er wolle sich selbständig machen. Deshalb ist es mir unverständlich..." ^

..Mein Mann . - - ?" iraate Lilli voller Staunen. ..Mit weichen Mitteln oenn-' ..." ^

Da fiel ihr noch zur rechten Zeit em, sie war l° mckft zugegen gewesen und konnte nicht wis,en, was ,ich wahrend ihrer Abwesenheit ereignet hatte. ^

Deshalb sagte sie gleich wieder:Mein Mann wird ja mit mir darüber sprechen, sobald sein Zustand es «ekattet."