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Uv. 17/96
Anzeigenpreis: Die einspaltige 30 Pfg., die Reklamezeile SO
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ALtenfteig. Sonntag 87. ApvU
Bezugspreis im Dionar SO Pfennig Die Einzelnummer . 15 Pfennig
1930
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Sonntagsgedanken
Die gläserne Stunde
Wenn die Sonne gesunken ist und ihren goldenen L».ib geborgen hat hinter den blauen Bergen, dann kommt N« gläserne Stunde über die Welt.
Wie aus edelstem Glas gebildet, wölbt sich »i» Himmels, glocke über der Erde.
Die Bäume aber und die Häuser stehen wie seingeschmun. gene Scherenschnitte gegen das mil-leuchtend- Ffrm«wevt.
Zeder Zweig, jedes Aestchen, am Tage versinkend in der Fülle des zu Schauenden, wird in dieser Stunde offenbar.
Staunend sieht der Mensch die Vielgestaltigkeit, die Wunderschönheit -es Wesens, das wir Baum nennen. Staunend und ehrfürchtig erkennt er, welch Zauberwerk ein am Tage kaum geachteter Grashalm ist, der nun, zart geschwungen und leise im Winde schwankend, gegen d fernen Horizont steht.
Die gläserne Stunde!
Stunde des Staunens, Stunde der Erkenntnis der Schönheit im Unscheinbaren, Stunde der Andacht und Ehrfurcht.
Mit einem Male aber hebt eine unsichtbare Hand die volle Schale des Mondes über die Kuppe des Berges, und der Friede der Nacht ergießt sich mit goldenen Ströme« über Täler und Menschen. H. G.
U- .. alle Vernunft
„ Wer Gott schauen will, muß blind sein.
Meister Eckart.
Nur durch Schweigen möge die Menschenseele die Wahrheit des göttlichen Wesens verehren, das erhaben ist über jeden Gedanken und über jode Möglichkeit des Wissens.
Gregor von Nazianz.
Gott ist unbegreiflich und unsichtbar; was man aber begreift und sehen kann, ist nicht Gott. Luther.
Die Perle» -es Gottes Schim
Roma« ,o» Franziska Fuchs»8ie«a«
Copyright by Ereiner L Co, Berlin HIV 6
Lilli schlug die Augen auf und richtete sich hoch. Wo war sie? War alles, was sie erlebt hatte, ein Traum gewesen? — Sie war wieder in ihren alten Räumen.
Eine Dienerin trat zu ihr. Sie hielt ein Glas in der Hand und reichte es ihr.
„Trinke, Memsahib, es wird dir gut tun."
Gehorsam setzte es Lilli an die Lippen. Ach, bas tat gut, das erfrischte.
„Memsahib, fühlst du dich wohl?" fragte die Dienerin. ^Dann möchte der Sahib Sultamet beirre Stimme hören."
Lilli nickte und erhob sich. Die Dienerin verschwand und einen Augenblick später trat der Maharadscha ein und kam mit raschem Schritt auf sie zu. Er beugte die Knie vor ihr und mit seinen dunklen Augen flehend zu ihr aufsehend, bat er:
„Lilli, können Sie mir verzeihen, was wir alle hier Ihnen angetan haben?"
Sie lächelte mit blassen Lippen und sagte: „Stehen Sre auf. Fürst Amiran. Seien Sie versichert, daß ich ^hre Handlungsweise voll und ganz verstehe."
Der Fürst sah sie mit heißer Zärtlichkeit an. Das war dre ruhige, beherrschte Frau, wie er sie liebte. Er sah den fernen Leidenszug um den süßen, holden Mund.
^a, diese Frau war ein guter, reiner Mensch. Aber ern Unwürdiger besaß sie und der achtete ihrer nicht. . Sn aber wich zurück vor seinem werbenden Blick. Der Fürst durfte nicht ahnen, welche Empfindungen ihre durchbebten, wenn er sich ihr nahte. Wenn sie seine stimme hörte, überströmte sie ein nie gekanntes Gefühl. Sie hätte zu ihm Hinstürzen mögen und ihn *Een: „Hilf mir! Erlöse mich!" Aber sie mußte schweigen.
EinesAugenblickes Länge standen sich die beiden Auge in Auge gegenüber, dann bat Lilli mit zitternder Stimme:
„Hoheit, lassen Sie mich nun gehen!"
Wie ein Schauer überfiel sie Plötzlich ein unbestimmtes Heimweh. Sie sah im Geiste ihren geliebten Rhein; und »hn wiederzusehen, war die Sehnsucht ihres Herzens. Dort Wo Schiffe stromauf und stromab fuhren, wo Musik und
Mo?
Warum wir das Glück nicht finden? Weil wir es da suchen, wo es nicht ist, auf dem Gipfel des Daseins, in weiten Fernen, wo die „blaue Blume" wächst. Das Glück aber ist an einem stillen, dunkeln, tiefverborgenen Orte, der uns sehr nahe liegt, und wo wir dennoch nur allzu selten hinkommen: In uns selbst!
Z. v. Kapff-Essenther.
Gesang erklang und jauchzende Freude; dort war rheinisches Leben, und das gab es sonst nirgendwo auf der Welt. Ein ungestilltes Verlangen stieg in ihr auf, nur einmal, nur ein einziges Mal wieder die eigenartig singenden Laute der Heimat zu hören.
Mit unendlicher Zärtlichkeit blickte der Fürst zu ihr nieder, während er mit ernster Stimme entgegnete:
„Selbstredend steht Ihrer sofortigen Abreise nichts im Wege, aber vorher möchte ich Ihnen noch eine Freude bereiten." Und ohne ihre Antwort abzuwarten, legte er ihre Hand auf seinen Arm und führte sie zwei Zimmer weiter.
Einen Augenblick stutzte Lilli, um dann mit einem Jubelruf in die ausgebreiteten Arme ihrer alten Vertrauten zu fliegen.
„Berta!"
„Lilli, Herzkind, endlich Hab' ich dich wieder!"
Das gab ein Fragen und Erzählen . . .
Plötzlich besann sich Lilli; der Fürst war doch da. Sie sah sich um. Er hatte das Zimmer verlassen. Sie zog die alte Berta dicht zu sich heran und hielt ihre Hand fest.
„Nun erzähle mir doch einmal alles der Reihe nach," bat sie.
„Du warst ungefähr ein halbes Jahr fort, östlichen, da kam eines Morgens dein Vater zur ungewohnten Zeit nach Hause. Die Frau war ausgegangen. Mir fiel auf, dat er so furchtbar blaß aussah. Er rief mich in sein Zimmer und gab mir zwei Briefe, einen für dich und in dem anderen, sagt er mir, sei Geld. Wenn ihm plötzlich Wat passierte, solle ich zu dir reisen. In dem Brief an dich ständ alles von deiner Mutter, auch der Trauschein wäre dabei. Ich ging sofort hin und nähte mir die Briefe in dat Futter von meinem Sonntagskleid, damit die Frau gar keinen Verdacht haben konnte.
Auf einmal hörte ich einen Schrei und meinen Namen rufen, und als ich angelaufen kam, da lag dein Vater auf dem Teppich; tot — am Herzschlag.
Ich wär am liebsten damals direkt nach deiner Hochzeit dir nachgereist; aber ich merkte, dat et mit deinem Vater gesundheitlich nit gut stand, und da blieb ich, bis er sein' Ruh hatte.
So, Herzkind, Nun lies erst den Brief von deinem Vater. . ."
Lilli öffnete den Brief und las halblaut, damit auch Berta alles hörte:
„Mein geliebtes Kind! Wenn du diese Zeilen in deiner Hand hältst, ist ein gequältes Herz zur Ruhe gegangen. Du wirst anders über mich denken, wenn du meine Lebensgeschichte kennst, und wirst verstehen, weshalb ich dir deinen Wunsch abschlug, etwas von deiner Mutter zu hören. So gib denn acht, mein Kind, auf die letzten Worte deines Vaters. Ich war einst ein echt rheinischer Bursche voll Frohsinn und Humor und aus Lebensübermut zu allerhand Torheiten aufgelegt. . . Eines Tages gab mir ein Onkel die Mittel zu einer Weltreise. Was konnte mir lieber sein. Ich verließ meinen geliebten Rhein, ach, hätte ich es nie getan, und fuhr in die Welt hinein.
Ueberall sah ich mir Länder und Menschen an; in China war ich, st: Japan, und so kam ich auch nach Indien, in das Land der tausend Wunder.
Ich schloß mich zwei Naturforschern an und auf unserer Wanderung sahen wir eines Tages im Gebirge ein wunderbares Schloß liegen. Wir hörten, es sei der Sommersitz eines indischen Fürsten.
Eine halbhohe Mauer ließ mich einen Blick tun in einen herrlichen Garten und zugleich sah ich ein Mägdelein, schlank und biegsam. Sie war der englischen Sprache mächtig und wir unterhielten uns sehr gut. Am nächsten Tage kam ich wieder, und so trafen wir uns lange Zeit und gewannen uns lieb.
So plauderten wir eines Tages zusammen, als plötzlich ein hochgewachsener Inder auftauchte und ihr in der Sprache des Landes etwas Lirriek.
Mit allen Zeichen des Entsetzens warf sie sich in meine Arme. „Hilf mir! Rette mich!" rief sie zitternd, „dieser Mann ist nach meines Vaters Bestimmung mein zukünftiger Gatte, und er wird mich töten, weil du, ein fremder Mann, mein schleierloses Antlitz gesehen hast."
Ich nahm sie mit mir. Sie zog europäische Kleidung an und bald waren wir Mann und Frau. Mein Glück war unbeschreiblich. Langsam reisten wir der Heimat zu, und als sie unseren geliebten Rhein zum erstenmal sah, gestand sie mir, daß unser Glück vollkommen sei, denn sie fühle sich Mutter. Aber diese Seligkeit konnte nicht von Bestand sein, und als ich in das Elternhaus trat mit meinem jungen Weibe, hörte ich das Entsetzliche.
Kurz bevor ich heimkehrte, hatte mein Vater eine große Ladung Holz bekommen. In der darauffolgenden Nacht brach in dem hochgefüllten Lager Feuer aus und das Werk seines Lebens wurde vernichtet. Es wurde Brandstiftung vermutet und wir standen vor dem Nichts. Mein Vater erschoß sich.
Da bot mir eine Kusine, die im Hause lebte und sehr vermögend war, an, das Geld zum Weiterführen des Geschäftes zu leihen, und in der Not nahm ich es an.
Aber durch diese Sorgen konnte ich meinem holden Weibe nicht alles so bieten, wie es ihr zustand. Außerdem litt sie sehr durch den Klimawechsel.
Bald wurdest du geboren, aber da mein Weib zart blieb, nahmen wir zu deiner Pflege Berta ins Haus. Die Kusine nahm sich deiner Mutter an, aber alles half nichts, sie konnte das Ruhebett nicht mehr verlassen.
Jedesmal, wenn ich zu ihr kam, klammerte sie sich an mich und flehte: „Laß mich nicht allein, ich fürchte mich!" Ich konnte es nicht begreifen, vor wem sie sich fürchten könnte. Erst, als es zu spät war, lernte ich es erkennen.
So kam der Winter heran mit außerordentlicher Kälte und vielem Schnee. Da mußte ich eines Tages verreisen, und als ich wiederkam, war mein Weib nicht mehr. Man hatte sie im Schnee gefunden, tot, erfroren.
Um dich nicht mutterlos aufwachsen zu lassen und auch, weil ich der Kusine zu Dank verpflichtet war, bot ich ihr meinen Namen an. Erst merkte ich nichts, da ich nur eins kannte: Arbeit, intensive Arbeit. Aber eines Tages fiel es mir aus, mit welch haßerfüllten Augen diese Frau dich verfolgte; besonders als du älter wurdest und immer mehr deiner unvergleichlichen Mutter gliche.:. Da wurde ich mißtrauisch, denn im Schlafe sprach die Frau, und was sie sagte, entsetzte mich. Aber Vergangenes war nicht mehr zu ändern, nur eine Gemeinschaft gab es nicht mehr zwischen uns. Da sie meinen Namen führte, blieb äußerlich alles wie zuvor. Mir aber war das Leben wertlos geworden, und nur, weil ich Pflichten hatte, warf ich es nicht von mir. Die alte Berta kann dir alles erzählen, denn ich vermute auch, sie weiß Genaues über den Tod deiner Mutter.
Um dich zu retten vor deiner Stiefmutter, gab ich dich Mut Dittmar zur Frau. Er konnte dich ja auch in das Land deiner Angehörigen bringen. Der Trauschein deiner Mutter liegt dem Briefe bei. Sie hieß Rawisitra und war die Tochter des Fürsten Soloman von Rampur. Nuü lebe wohl, mein Kind. Möge dir ein ungetrübtes Glück zuteil werden und nimm den letzten Segen
von deinem
Vater."
Lilli ließ den Brief sinken. „Armer, armer Vater," sagte sie leise.
Der Me Meter
Skizze von Charlotte Locke Die beiden alten Fräulein von Dahlberg waren Opfer r Inflation geworden. Von einem schlauen Agenten schwatzt, hatten sie ihr schönes Haus zu einer rieienhafr einenden Summe verkauft und das Geld auf ihre Bank tragen. Das einzige, was ihnen der Vetter Justizrat i dem Verkauf auswirkte, war lebenslängliche, freie itznießung ihrer Wohnung, und so hatten sie wenigstens r Dach über dem Kopfe, als der Zusammenbruch kam d sie vor dem Nichts standen. .
In ihrer unglaublichen Lebensfremdheit und Menschen- eu wagten sie nicht, sich irgend jemand anzuvertrauen — r Vetter war längere Zeit verreist —, darbten und ngerten und die dreiundfiebzigjährige Anette dachte on an den Gasschlauch. Doch die „Kleine", die erst Jahre alte Minette, besaß noch genügend Lebensmut,