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Gegründet 1877

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Gerichtsstand Ragold

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Altensteig» Samstag den 36. April 1930.

Mnmmer 96

63. Jahrgang

Die AUMven der B. 8.8.

Quesnays Laufbahn

Die Entscheidung über die Besetzung der leitenden Stelle der B.J.Z. ist gefallen. Der repräsentative Führer ist de, Amerikaner Mac Garrah, die tatsächliche Leitung dagegen wird in den Händen des Direktors der Bank von Frank­reich, Pierre Quesnay, liegen der gegen die drei deutschen Stimmen zum Generaldirektor gewählt wurde. Für die Stellungnahme der deutschen Delegation waren nicht Er­wägungen persönlicher Art. sondern sachliche Gründe aus­schlaggebend, vor allem, weil durch die Wahl Quesnays die von Anfang an erstrebte Parität zwischen Deutschland als größtem Schuldner- und Frankreich als größtem Eläu- iigerland nicht gewahrt wurde.

l Pierre Quesnay steht im 36. Lebensjahr und hat eine großartige Karriere zarückgelegt. Zum erstenmal trat er 1918 als Verteidiger im Saargebiet auf. Seine finanz­technische Laufbahn begann schon im Jahre 1919, als er nach Wien, wenig später nach Ungarn geschickt wurde. Seine Aufgabe war es, die Stabilisierung der österreichisch-unga­rischen Währung durchzuführen. Daran anschließend wirkte er als Sekretär des französischen Komitees des Völker­bundes in Genf. Sein großer Ruf Quesnay gilt als einer der bedeutendsten Währungstheoretiker und Kredit­politiker war für seine Wahl zum Direktor der Bank für Frankreich ausschlaggebend. Bedenklich für Deutschland stimmt es, daß Quesnay als einer der Führer bei der Pa­riser Baisse-Attacke gegen den Markt im Mai vorigen. Jahres gilt. Ob Quesnay in der Lage sein wird, die Auf­gaben der B.J.Z., die ihr durch den Poungplan gesetzt wor­den find, zu verwirklichen, wird die Zukunft zeigen.

Die B.J.Z. ist dafür geschaffen worden, die praktische Durch ührung des Poungplanes zu erleichtern. Sie soll änsbc andere darauf hinwirken, die Edelvaluten soweit zu stabil sieren, daß unheilvolle Kursausschläge nach oben oder »unten vermieden werden. Sie soll aber nicht ein spekula­tives Geschäft sein, das vermöge der ihm innewohnenden Map ialkraft, welche durch die dahinterstehenden Zentral­not e, banken dargestellt ist, die Möglichkeiten einer Hausse oder Baisse an der Börse ausnutzt. Man kann ihren eigent­lichen Zweck nur so verstehen, daß sie als ausgleichendes «Regulativ dient. Sie würde also imstande sein müssen, Dercuten, wie sie in Neuyork, Paris und Berlin im Vor­jahr sich ereignet hatten, zu vermeiden. Schon allein diese Tat ache rechtfertigt ihre Existenz; denn bekanntlich han­delt es sich bei den sogenannten schwarzen Tagen an einer Bin 'e und den damit verbundenen Kurseinbrüchen nicht nur «m jchwere finanzielle Verluste der Berufsspekulanten und der Bankkundschaft, sondern diese wirkt sich vielmehr un­heilvoll erschütternd auf die gesamte Wirtschaft aus.

Würde heute an irgend eine Stelle ein Baissespekulant mit großem Kapital auftreten, so könnte er unabsehbares Anheil und Elend stiften. Ist die Bank für internatio­nalen Zahlungsausgleich da, so wird sie durch die mit ihr !in Verbindung stehenden Korrespondenzbanken derartige Machinationen zu verhindern wissen. Das ist nicht mehr als «recht und billig. Schließlich soll sie die Interessen der Gläu­bigerstaaten wahren Sie kann dies aber nur, wenn sie dafür sorgt, daß die Schuldnerstaaten nicht absichtlich sabo­tiert werden. Aus diesem Grunde allein kann man schon erkennen, daß immer wieder verbreitete Gerüchte über eine neue Inflation der Reichsmark leeres Geschwätz sind. Un­sere Gläubiger haben das allergrößte Interesse daran, daß der Kurs der Reichsmark und die Reichsbank selbst intakt bleiben, und es kann nicht angehen, daß von unverantwort­licher Seite, wie im Jahre 1923, Versuche unternommen «erden, um aus der Not anderer für sich selbst Vorteile Tu ziehen.

Wenn man nun dem Aufbau der Bank für internatio« «nalen Zahlungsausgleich nähertritt, so ist verschiedenes gu berücksichtigen:

1. Die Bank darf nicht auf den Inhaber lautende, bei Sicht zahlbare Noten ausgeben.

2. Sie darf keine Wechsel akzeptieren.

3. Sie darf nicht an Regierungen Darlehen geben.

4. Sie darf nicht irgend einer Regierung ein Konto- ckorrent-Konto eröffnen.

5. Sie darf nicht Unternehmungen kontrollieren.

Durch diese Veschneidung und Beschränkung ihrer Macht

mnd ihrer Tätigkeitsbefugnisse ist die Richtigkeit der dar- gelegten Ausführungen erwiesen. Würde man annehmen, baß sie die vorbezeichneten fünf Punkte in positivem Sinne

praktisch verwirklichen durfte, so könnte sie wohl mit ihrem ungeheuren Kapital, das ihr zwar nicht selbst, aber jeder­zeit durch Aufnahme eines Kredites zur Verfügung stünde, entscheidend in den Lauf der Weltwirtschaft eingreifen. Daß das nicht ihr Zweck sein kann, geht aus dem oben Gesagten hervor. Der eigentliche Zweck der Bank ist, die Zusammenarbeit der Zentralbanken zu fördern, neue Mög­lichkeiten für internationale Finanzgeschäfte zu schaffen und als Treuhänder bei den ihr auf Grund von Verträgen mit den beteiligten Parteien internationale Zahlungs­geschäfte zu bewirken, und hierbei kommen wir auf ein sehr wichtiges Problem, nämlich die Reparationsangelegen­heit. Es ist folgendes zu bemerken:

1. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich soll die von Deutschland aus Grund des Planes gezahlten Jahresraten in Empfang nehmen, verwalten uift» verteilen.

2. Sie soll die Kommerzilisterung und die Mobilisierung bestimmter Teile dieser Jahresraten überwachen.

Eine weitere Aufgabe der Bank für internationalen Zah- r lungsausgleich ist darin zu erblicken, daß sie planmäßig ! Eoldankäufe und -Verkäufe betreibt und außerdem als k Goldverwahrer (Dossier) auftritt, ferner Vorschüsse oder ! Darlehen an die Banken gegen Goldgarantien gibt. s

Die Regulierung der Diskontfestsetzung und -Ausgleichung ! der verschiedenen Zentralnotenbanken der Welt soll auch i Aufgabe der Bank für internationalen Zahlungsausgleich f sein. Es kann nicht angehen. daß zwei so gewaltige Finanz- ! Institute wie die Bank von England und die deutsche Reichs- i bank so große Diskontdifferenzen haben, wie es augenblick- r lich ber Fau ist. Auch hier soll die B.J.Z. als ausgleichen- s der Regulator dienen. Wir wollen hoffen, daß sie in ver- s ständiger Zusammenarbeit mit den Weltbanken und den k Regierungen der gesamten Erde in der Lage sein wird, s planmäßig und tatkräftig vorzugehen. Sie würde sich damit L ein ungeheures Verdienst an der Wohlfahrt der gesamten l Welt erwerben. !

Ser JeutWüiomle PMeiooWW tagte

Berlin, 25. April. Freitag vormittag ist der dentschnationale Parteivorstand im Reichstag rusammengetreten. Die Stimmung war von Beginn an teilweise recht erregt, da die zahlreichen Veröffentlichungen, die von den Deutschnationalen selbst stamm­ten, wie z. B. das Rundschreiben der Industriellen und die Mit­teilungen des Grafen Westarp und andere unter den Landes- , verbandsvorsitzenden eine starke Mißstimmung hervorgerufen ha­ben. Bezeichnend für die Einstellung weiter Kreise des Partei­vorstands ist ferner ein Antrag, der von sechs besonders radi­kale« Erenzverbändcn gestellt ist und der dahin geht, die Ja­sager der deutschnationalen Fraktion aus der Partei auszuschlie- be». Es wird aber nicht erwartet, daß dieser Antrag angenom­men wird, vielmehr dürfte in einer Entschließung zum Aus­druck gebracht werden, daß der Parteivorstand die Haltung jener Abgeordneten nicht ausdrücklich billige, sondern in gewisser Weise einen Trennungsstrich zieht. Das würde etwa einer Rüge für die betr. Abgeordneten gleichkommen. Besonders gefährlich erscheint der Antrag des Landesverbands Potsdam, der bei künf- ? tigen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Fraktion dem , Parteiführer Lugenberg das alleinige Recht geben will, die Ab- ? Kimmung von sich aus zu befehlen. j

Parteivorstandssttzuug der Deutschnatioualen !

Der Parteivorstand der Deutschnationalen Volkspartei trat ! »ach dem Referat des Parteivorsitzenden in die Aussprache ein, « an der sich u. a. Graf Westarp, Exzellenz Wallraf, OLerfohren und Laverenz beteiligten. Die Aussprache wurde durch eine k Mittagspause bis 4 Uhr unterbrochen. k

Zusammenstoß derBremen- i

London» 25. April. Nach einer Darstellung, die Kapitän < Ziegenbein der Presse vom gestrigen Zusammenstoß mit! einem englischen Oeltankschiff im Kanal gegeben hat, herrschte dichter Nebel, als man an der Steuerbordseite plötzlich die schrillen Laute einer Sirene hört. Plötzlich s tauchten die verschwommenen Umrisse eines Dampfers auf, und bereits wenige Sekunden später ereignete sich der Zu- s sammenftoß. Der Nebel war so undurchsichtig, daß nicht ! einmal der Name des Dampfers erkannt werden konnte, ! da dieser bereits in der nächsten Minute wieder verschwand. ; DieBremen" ist darauf mehr als zwei Stunden hindurch ! auf derselben Stelle geblieben und bemühte sich, in Funk- 1

Verbindung mit demBritish Grenadier" zu gelangen. Es dauerte längere Zeit, bis dann die folgende Funkbotschaft an Bord derBremen" eintraf:

Wir haben durch euren Zusammenstoß mit uns schwere« Schaden erlitten, es bedarf aber keiner Unterstützung."

Darauf wurde der Befehl zur Weiterfahrt derBremen" gegeben, nachdem die Rettungsboote eingezogen waren. Der ganze Schiffskörper derBremen" wurde, nach einer weiteren Darstellung der Passagiere, durch den Zusammen­stoß erschüttert. Die Fahrgäste verließen den Frühstücks­tisch und stürzten an Deck. Die Decks wurden von den Fahrgästen klar gemacht, und die Boote wurden auf das schnellste bemannt und zum Teil ausgesetzt.

Infolge des Nebels und des Aufenthalts an der Stelle des Zusammenstoßes hatte dieBremen" 6V- Stunden Verspätung.

Neues vom Tage

Reichsregierung und Aufhebung des Stahlhelmverbots in Rheinland-Westfalen

Berlin» 25. April. Zu der Meldung, die Reichsregierung habe beim preußischen Innenministerium eine Aufhebung des Stahlhelmverbots für Rheinland-Westfalen angeregt, erfahren wir von zuständiger Stelle, daß der Reichsregie­rung von verschiedenen Seiten Anregungen und Anträge auf Aufhebung des Stahlhelmverbots für Rheinland-West­falen zugegangen sind. Um diese Frage zu erörtern, sind die zuständigen Ressorts des Reiches und Preußens zu einer unverbindlichen Aussprache in das Reichsministerium des Innern eingeladen worden. Der genaue Termin dieser Besprechung steht noch nicht fest. Bisher liegt eine Stel­lungnahme der Reichsregierung oder des Reichsinnenmini- periums in dieser Frage noch nicht vor.

Angeftelltenempfang im Arbeitsministerinm Berlin, 25. April. Der Reichsarbeitsminister Dr. Steger- Wald hat am Donnerstag den Vorstand des Internatio­nalen Bundes christlicher Angestelltenverbände im Reichs­arbeitsministerium empfangen. Vertreten waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland, Oesterreich und die Tschechoslowakei. Steg>uwald betonte in einer Ansprache die hohe Bedeutung, die die Sozialpolitik habe und allezeit haben werde. Das Reichsarbeitsministerium sei eines der bedeutungsvollsten Ministerien in Deutschland. Der Ver­treter Frankreichs betonte, daß man sich in den letzten zehn Jahren gegenseitig achten gelernt habe und daß Deutsch­land auf dem Gebiete der internationalen Sozialpolitik e ne ganz bedeutungsvolle Rolle gespielt habe.

2 Millionen Menschen verhungert?

Schanghai, 25. April. Aus Sianfu, der Hauptstadt der Provinz Schansi, kommen alarmierende Nachrichten über die dort herrschende Hungersnot, die alle bisherigen Be­fürchtungen weit übertreffen. Seit der Bürgerkrieg über China hereingebrochen ist, weite Landstrecken vernichtet und die Transportmittel vielfach lahmgelegt sind, ist kein Jahr vergangen, ohne daß in irgend einem Teil des Rei­ches Hungersnöte entstanden. Aber alle Schrecken der letzte« Zeit bedeuten nichts vor der Katastrophe in Schansi, die unter einer Bevölkerung von 6 Millionen Menschen an- nähernd 2 Millionen dem Hungertod preisgegebe« hat. Sogar auf den Straßen der Hauptstadt liegen unzählige Tote, die nicht mehr bestattet werden können.

Die Warschauer Handelskammer gegen Ratifizierung des Handelsvertrages mit Deutschland

Warschau, 25. April. Die Warschauer Handelskammer hat einstimmig eine Entschließung angenommen, die die polnische Regierung auffordert, die Ratifizierung des Han­delsvertrages mit Deutschland erst dann vorzunehmen, men» das durch die letzten deutschen Zollerhöhungen gestörte Gleichgewicht der gegenseitigen Konzessionen wieder > er-

gestellt fei.

Einigung in der Ostreparationsfrage Pari», 25. April. Die für Donnerstag vormittag a«. beraumte Sitzung des Ausschusses zur Regelung der Vst- reparationen hat, wie Havas berichtet, zu einer Eruiguug öbe» eine Anzahl von Punkten geführt. Der AusschuH fetzte feine Arbeiten nachmittags fort.

Absage des Treffens deutscher und französischer Kriegs­teilnehmer Eine Erklärung des Reichsbanners Magdeburg, 25. April. Der Bundesvorstand des Reichs­banners Echwarz-Rot-Eold erläßt folgende Erklärung: Die vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der französische«, Sektion der Ciamac geplanten Treffe« von Kriegsteilueh«