Sette 2
SchrvarzrvSlLer Lo«»tagsblatt
Nr. 13/74
fassen Sie ihn hier, wenn es ihm so furchtbar ist," bat Ltllt.
„Abu Mogul," rief der Fürst ihm nach, „du kannst hierbleiben. Bedanke dich dafür bei der Herrin."
Wie ein Pfeil schoß er heran, warf sich den beiden zu Füßen und stammelte:
„Der Gott des Lichtes gebe euch alles Glück der Erde."
Dann sprang er auf und verschwand hinter den Fels- blöcken.
Auf den Wunsch des Fürsten begab sich Lilli doch noch einmal in das Zelt, um kurze Zeit zu ruhen, während er an den Rand des Felsens trat.
Da tauchte Abu Mogul auf. Unwillig sah der Fürst ihn an, aber der Diener sagte ruhig:
„Sahib Sultamet, tritt zurück in den Schatten, damit das Verhängnis deinen Weg nicht kreuzt. Ein Stein im Gebirge löst sich leicht und gerät ins Rollen und reißt alles mit sich, Tiere und Menschen."
Der Maharadscha warf den Kopf zurück, aber ehe er ein Wort entgegnen konnte, sagte Abu Mogul leise:
„Die Mauern des Palastes sind sicherer, Sahib Sulta- met, für dich und die Herrin . . ."
Da drängte Fürst Amiran zum Aufbruch, und Lilli war einverstanden. Gleich bei der Rückkehr wollte sie dem Fürsten sagen, daß sie seine Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen hätte.
Der Maharadscha aber sah, daß sie sich nur noch mit Mühe aufrecht hielt. Leise und weich, wie zu einem tranken Kinde, sprach er zu ihr:
„Zuerst werden Sie in das Schloß zurückkehren und dort ruhen, Frau Tittmar. Lassen Sie mich über Sie bestimmen, denn Ihre Kraft ist zu Ende. Sobald Sie sich erholt haben, sprechen wir weiter, denn ich weiß, die Ungewißheit über das Schweigen Ihres Gatten raubt Ihnen die klare Ueberlegung. und doch haben Sie ruhiges Üeber- legen jetzt nötiger denn je. Meiner Hilfe können Sie gewiß sein in jeder Lage. Deshalb denken und grübeln Sie nicht, sondern versuchen Sie zu ruhen und zu schlafen."
Und willig folgte Lilli dem Befehl, denn Geist und Körper waren übermüdet.
Der Maharadscha trat in Las Gemach seines Bruders und sagte mit eigenartigem Lächeln:
„Mein lieber Kishere Achmed, du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du heute nach Quenhildalad rittest. Der Priester des Gottes Wischnu ist alt und bedarf der Unterstützung."
Kishere Achmed wich zurück und spreizte voller Entsetzen beide Hände. Seine Frage war schon mehr ein Schreien.
„Ich soll dort in die Einöde, soll mich kasteien und fasten, kein Buch mehr lesen, keine Stimme mehr hören als nur das Geheul der Schakale? Warum wünschest du mir das Los?"
,Zch denke, es macht dir Freride," entgegnete der Fürst und sah ihn finster an.
„Nein — — ich will nicht," schrie Kishere Achmed, „eher kannst du mich töten."
Der Maharadscha wandte sich ab und jagte grollend:
„Wenn der Gott des Lichts es bestimmt, dich in das Reich der Finsternis hinabzustoßen, wird dein Leber enden."
(Fortsetzung folgt.)
Wie Men wir KonsimM feiern?
„Mutti", sagt Lieselotte eines Abends in der Dämmerstunde «nd schmiegt sich kosend an die Gute, „hast Du denn schon einmal darüber nachgedacht, wie wir meine Konfirmation feiern wollen? Recht hübsch, Mutti, nicht wahr? Bitte, bitte!"
„Freilich, mein Kleines", sagt die Mutter und streichelt dem Mädchen über das Blondhaar. „Wir wollen Deinen Ehrentag Ho schön wie möglich feiern, und natürlich habe ich mir auch schon Meine Gedanken über diesen Punkt gemacht! Es fragt sich nur. ob unsere Meinungen darüber die gleichen sind? Wie denkst Du sDir denn den Verlauf Deines Festtages?"
"Ja, ich weist noch nicht recht", meinte Lieselotte zögernd, „es stst schwer zu fasen, was richtig ist! Meine Freundinnen erzählen Ka Wunderdinge von ibrer Konsirmationsseier und was es da alles geben soll — Torten und Kuchen und grohartiges Essen mit Eis vom Konditor. Einige feiern sogar im Hotel, weil so viele Gäste geladen werden, dast sie sie in der Wohnung nicht alle unterbringen können. Bei Elfriede's Eltern findet abends ein Hausball statt, und sie bekommt extra ein wundervolles Tanzkleid dazu. Erzähle mir doch mal, Mutter, wie war es denn bei. Deiner Konfirmation?
.Meine Konfirmation?" Die Mutter blickt sinnend ins Weite. „Die war schön, Lieselotte — wunderschön, aber ganz, ganz anders, als sie beute meist gefeiert wird! Trotzdem ist mir dieser Tag noch beute frisch in der Erinnerung als einer der schönsten und feierlichsten meines Leben."
„Wie war das, Mutti? Erzähle, erzähle!" bettelt die Kleine, die nun bald die „Grobe" sein soll.
„Nun ja" — sagt die Mutter. „Also höre! Zu meiner Zeit war es noch nicht üblich, die Konfirmation zu einem groben gesellschaftlichen Ereignis auszugestalten, und auch die Kleiderfrage war schnell erledigt. Man bekam sein Koniirmationskleid, das die Hausschneiderin herstellte, und damit fertig Auch der Eeschenktisch war nur bescheiden bestellt. Von den Eltern bekam man die erste Uhr, und vielleicht von anderen nahen Verwandten einen einfachen Ring, ein Armband oder dergleichen, dazu gute Bücher, oder Blumen. Das alles spielte längst nicht die Rolle, wie beute, aber desto gröberes Gewicht wurde auf die eigentliche, die kirchliche Bedeutung des Tages gelegt. An meinem Konkirmationstase versammelten sich schon frühmorgens alle Verwandten und Freunde des Sauses bei uns. um mich zur Kirche zu geleiten — und es war so schön, während der Feier all die lieben vertrauten Gesichter der Angehörigen im Kirchenschiff zu sehen."
„Das möchte ich auch, Mutti!" sagt Lieselotte. „Ihr mübt alle mit zur Kirche kommen! Vor allen Dingen natürlich Du —" „Gerne tue ich das, mein Kind. Aber dann muht Du schon mit einer einfachen, kleinen Feier vorlieb nehmen! Denn wenn die Konfirmation durch ein üvviges Essen gefeiert werden soll, dann kann die Mutter und Hausfrau, selbst wenn sie für diesen Tag
Hilfskräfte angenommen hat. nicht mit voller Ruhe und Andacht der kirchlichen Feier folgen. Sie denkt vielleicht, ob nicht der Braten anbrennt, während sie in der Kirche sitzt und zählt die Minuten, bis sie wieder nach Hause gehen kann, um zu sehen, ob der Tisch richtig gedeckt ist und alles zur Zeit fertig wird."
„Nein, das mag ich nicht, Mütterchen! Ich weih, viele Mädels haben schon gesagt, dah ihre Mütter nicht mitkommen, weil sie während der Feier zu Hause alles Nachsehen und oorbereiten mühten! Du aber sollst Dich nicht abhetzen und Dir den Kopf um diese Dinge zerbrechen an meinem Konfirmationstag! Lieber will ich keinen Braten und keine Torte und keine sübe Speise haben!"
„Nun, ganz so spartanisch braucht es ja nicht herzugehen!" lächelte die Mutter. „Man muh sich das nur richtig einteilen und oorbereiten! An meinem Konfirmationstage gab es nach der kirchlichen Feier nur eine schlichte Festtafel im Familienkreise, und die Gerichte einschlieblich des guten Bratens hatte meine Mutter bereits am Tage vorher fertiggestellt, sodah alles schnell gewärmt bezw. angerichtet werden konnte. So hatte sie Zeit und Ruhe, und nach der Einsegnung in der Kirche machten meine Eltern mit mir erst noch einen schönen Spaziergang, nur wir drei allein — um die Eindrücke der feierlichen Stunde voll in uns ausklingen zu lassen. Nie werde ich diesen Spaziergang vergessen, bei dem die Eltern so manches liebevolle und ernste Wort für mich fanden und mir noch so recht vor Augen führten, was es beibe und bedeute, dah ich nun erwachsen und als selbstverantwortliches Mitglied in die Gemeinschaft der Christen ausgenommen sei. Siehst Du. daran hapert es heute so oft! Die Konfirmation, die doch die Hauptsache ist. tritt in so vielen Fällen ganz in den Hintergrund gegen all die Aeuberlichkeiten, das Drum und Dran der weltlichen Feier... Man betrachtet sie als eine unumgängliche Förmlichkeit, und wie oft gehen noch nicht einmal die Väter mit zur Kirche! Bei uns war das anders und viel, viel schöner! Meine Gedanken waren nicht, kaum dah sich die Kirchentllre hinter mir geschlossen hatte, auf die Geschenke, auf das Essen, die Vergnügungen gerichtet, die mich erwarteten, und gerade darum ist mir d.e ernste Feierlichkeit der Konfirmation so lebendig und frisch im Gedächtnis geblieben bis beute. Die seelische Erschütterung konnte abebben auf diesem geruhsamen Spaziergang zu Dreien, und erfrischt und voll stiller Freudigkeit kehrten wir in unser Heim zurück. Nach dem Essen sahen wir gemütlich im Wohnzimer beisammen und besahen die Bilder und Bücher, die auf meinem Geschenktisch lagen. Auch die wenigen Schmuckgegenstände wurden zum ersten Male angelegt — es war damals noch nicht Sitte und galt für ungehörig, dah die Konfirmanden mit goldenem Zierrat beladen einherstolzierten, wie man es jetzt so häufig steht. Es war bei dieser ernst- heiteren Plauderstunde im engsten Kreise, dah der Vater das Familienstammbuch berbeitrug und dah ich selber meinen Namen, das Datum meiner Konfirmation und meinen Konsirma- tionsspruch in das ehrwürdige Buch eintragen durfte. Er erzählte mir dann allerlei von unseren Vorfahren und ihren Schicksalen, und das alles machte mir tiefen Eindruck. Dann kamen meine Freundinnen und Mitkonfirmandinnen und holten mich zu dem bei uns üblichen Konsirmationsspaziergange äb, der uns in unserem damaligen höchsten Stolz, dem — ersten langen Kleide! — erst durch die Strahen des Ortes führte. Dann kam noch die kurze Stunde der Nachmittagskirche Abends wurden einige Gäste und Freunde des Hauses erwarter, und eine harmlose, einfache, aber umso fröhlichere Geselligkeit trat nun in ihre Rechte. Es gab abends belegte Brötchen, Tee, einige Sühsveisen und auch die vielgeliebte Torte fehlte nicht — aber es war alles einfach und ohne grohe Kosten beschafft, sodah wir nicht, wie man heutzutage so häufig hört, nachher Monate lang knavvsen und knausern muhten, weil die Konfirmation so viel Geld gekostet hatte."
Lieselotte lachte. „Ich weih jetzt auch, wie meine Konfirmation gefeiert werden soll! So wie Deine damals, nicht wahr? Dann wissen wir, dah sie schön wird!" Und damit umschlingt sie die Mutter, die freudige Gewährung lächelt.
Aus der Suche »ach dem Grat Alexauder der Große«
Sir Howard Carter, der bekannte Altertumsforscher, der nach vielen Jahren unermüdlichen Suchens das Grab des ägyptischen Pharaonen Tutanchamen entdeckt hat, ist mit der Lösung einer anderen, ähnlichen Ausgabe beschäftigt. Er will das Erab Alexanders des Großen ausfindig machen. Einen Betrag von einer Million Mark hat er bereits für diesen Zweck aufgebracht. Von allen Seiten werden ihm Unterstützungen in Aussicht gestellt. Und schon haben in Alexandrien die ersten Ausgrabungen begonnen, verfolgt von dem wissenschaftlichen Interesse der ganzen Welt. Wäre das Unternehmen von Erfolg gekrönt, so würde die Sensation des ägyptischen Königs- grabes wahrscheinlich noch überboten werden. Die geschichtlichen Nachrichten über die Beisetzung des großen mazedonischen Eroberers lasten die Erwartung zu, daß die Ausgrabungsarbeiten in Alexandrien nicht umsonst sein werden. Im Jahre 321 der vorchristlichen Zeitrechnung, d. h. zwei Jahre nach dem Tode Alexanders, zog Ptolemäus, der Satrap von Aegypten, mit großem Gefolge nach der syrischen Grenze, um dort die sterblichen Ueberreste des großen Eroberers in Empfang zu nehmen. Ein prunkvoller Trauerzug brachte den Leichnam Alexanders von Babylon und bewegte sich dann weiter von der syrischen Grenze nach Aegypten. Sein Ziel war die Oase Siwa in der ägyptischen Wüste, bekannt durch den Tempel des Jupiter Ammon. Hier sollte der Sarg beigesetzt werden. Es war ein Trauerzug, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Vierundsechzig prächtige Maultiere, zu je vieren mit goldenem Zaumzeug angeschirrt, zogen einen goldenen Wagen. Auf diesem ruhte der goldene Sarkophag, in dem der einbalsamierte Leib des berühmten Eroberers eingeschlosien war. So zog der tote Alexander auf dem Wege zu seiner letzten Ruhestätte in Alexandrien ein. An den frühen Tod des Eroberers hatte sich sehr rasch eine Legende geknüpft, ^zn^der orientalischen Welt herrschte der Glaube, der tote Leib des Helden werde demjenigen Volke Glück bringen, das ihn im Grabe im Boden seines Landes besitze. Der ägyptische Satrap war, abgesehen von allen anderen Er- wagungen, dieser Prophezeiung sehr zugänglich. Er fand ledenfalls keinen Gefallen an dem Gedanken, den Prunk- sarg Alexanders in der fernen Oase Siwa mitten in der Wüste zu vergraben. Sein Streben war vielmehr darauf
gerichtet, dem berühmten Feldherrn in feiner neuen Hauptstadt Alexandrien ein Grabdenkmal zu errichten. Bis zur Vollendung dieses Planes wurde der Sarkophag in Memphis beigesetzt. Der gleichnamige Sohn des Satrapen Ptolemäus führte den Plan seines Vaters aus. Das Grabmal wurde in der Gestalt eines Prachtbaues errichtet. Die Grabstätte selbst wurde zweifellos unterirdisch angelegt. Darüber erhob sich dann ein Tempel auf herrlichen Säulen, in dem man sich bald daran gewöhnte, Alexander wie einen Gott zu verehren. Sir Howard Carter ist davon überzeugt, daß die oben erwähnte Moschee an derselben Stelle steht, an der der Tempel Alexanders errichtet wurde. Neben Alexander, dem Begründer der Stadt, ruhten in demselben Grabe auch die Särge der weiblichen und männlichen Angehörigen der fürstlichen Dynastie der Ptolemäer, bis einer der späteren Könige aus diesem Geschlecht seinen Vorfahren ein eigenes, prächtiges Mausoleum errichtete. Damals befand sich der Leichnam Alexanders wahrscheinlich nicht mehr in dem Prunksarg, in den er ursprünglich gebettet worden war. Ptolemäus Alexander hatte den goldenen Sarkophag durch einen Elassarg ersetzt. Die Grabstätte des großen Eroberers geriet dann mehr und mehr in Verfall. Es kamen Unglückszeiten über Aegypten und eine der letzten ägyptischen Königinnen schreckte nicht davor zurück, die vielen und wertvollen Schätze, die in den verschiedenen königlichen Mausoleen an- gehäuft waren, an sich zu nehmen und zu Eelde zu machen. Bei dieser Gelegenheit ist wahrscheinlich auch das Erab Alexanders geplündert worden. Die römischen Eroberer vollendeten das Werk der Zerstörung. Sie brachten dem Andenken Alexanders große Verehrung entgegen. Dies hinderte sie aber nicht, mit dem Tempel des berühmten Mazedoniers ebenso schonungslos zu verfahren wie mit den übrigen Bauten der ägyptischen Königsstadt. Gegen Ende des dritten christlichen Jahrhunderts schritt die Eroberung über Alexandrien hinweg und schon im ersten Jahrzehnt des vierten Jahrhunderts waren die Spuren der Grabstätte Alexanders verloren gegangen. Es finden sich aber in der christlichen und arabischen Geschichtsschreibung Angaben genug, die Schlüsse auf die Lage des Grabes zu lasten. Nach ihnen hat Sir Howard Carter seine Feststellungen getroffen. Was die bereits begonnenen Ausgrabungen zutage fördern werden, kann heute noch niemand Voraussagen. Aber man kann mit lohnenden Ergebnisten rechnen. Denn Alexandrien hatte sich unter den Ptolemäern zu einer reichen und prächtigen Stadt entwickelt und von den damaligen Sckätzen muß etwas zurückgeblieben sein, so gründlich auch die Grabstätten geplündert worden find. Für Alexandrien selbst handelt es sich um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit. Denn wenn man dort das Erab Alexanders entdecken sollte, so wäre die Stadt im Besitz einer Sehenswürdigkeit, die Jahr für Iaht einen Strom von Fremden anziehen würde.
Dom SitzcMM
' Die schlimme Osterbotschaft für Eltern und Kinder '
Ja, nun kommt sie wieder, die schlimme Zeit vor Ostern, in der die Lange Erwartung und die sorgenvolle Frage in so mancher Familie geistert: Wird unser Kind in der Schule „mitkommen", oder wird es „fitzenbleibrn"? Im allgemeinen weiß man ja schon so ziemlich, wie es steht. Vielleicht gab es einen energischen Ansturm: Nachhilfestunden, Schularbeitenzirkel, „Büffeln" und „Wiederholen" bis tief in die Nacht hinein. — Manchmal half es, nämlich dann, wenn das Sorgenkind an sich bei guter Veranlagung und guter Körververfassung nur vorübergehend nachgelassen batte oder lediglich ins Bummeln geraten war... Aber oft, sehr oft waren die Versuche, das ersehnte Ziel doch noch zu erreichen, fruchtlos — und viele Familienväter und Mütter werden sich auch dieses Jahr wieder mit der 'Aussicht vertraut machen müssen, daß das leidige Wörtchen „Nichtversetzt" auf dem Zeugnis vcangr...
Was nun? Das ist die grobe Frage, die Eltern und Schüler sich in diesen Wochen immer wieder vorlegen. Es kommt, ja wohl auch vor, dah Eltern sich nicht genügend um ihre Kinder kümmern und dah sie dann sozusagen aus allen Wolken fallen, wen» das Zeugnis ihnen plötzlich die Augen öffnete. Das sind dann gewöhnlich die Fälle, in denen die in ibren heiligsten Gefühlen, d. h. ihrer Eigenliebe gekränkten Eltern das Versagen ihres, Svröhlings als eine Böswilligkeit der — Lehrer anseben und> sozusagen als „Straimahnahme" die Nichtversetzung damit beantworten, dah sie wutschnaubend erklären: „Ich nehme das Kind von der Schule!" Wir alle kennen ihn, diesen bedauernswerten Typ des Kindes, das unvernünftige Eltern har und demzufolge eine meist fruchtlose Rundreise durch alle mögliche» Schulen antritt; von jedem Wechsel wird das rettende Heil erwartet, während in Wahrheit jeder neue Wechsel die Aussichten auf Erreichung des ersehnten Zieles verringert. Denn i» jeder neuen Schule muh das Kind wieder von vorne anfangen, sich auf neue Lehrer, andere Unterrichtsweisen, ja anderen Lernstoff einstellen; vieles, was ihm auf der einen Schule zum Vorteil gereichte, nutz! ihm im Lehrplan der anderen gar nichts dagegen zeigen sich Lücken, die schleunigst aufgefüllt werden müssen usw.
Soll man sein Kind aus der Schule nehmen, wenn es „sitzenbleibt"? Dies ist eine Frage, die auch bei einsichtigen Eltern, die den Kontakt zwischen Schule und Elternbaus nicht vernachlässigen, des öfteren austaucht. Ost kommen zu den gesteigerten Anfordernusen noch die Schwierigkeiten der körperliche» Entwicklung hinzu, die es verursachen, dah bisher gute Schüler mit Schnelligkeit zu mittelmäbigen, ja schlechten herabsinken. Es wäre falsch, ein solches auffälliges Nachlassen dem Kinde als Faulheit, Interesselosigkeit, Unfähigkeit etc. vorzuwerfen. Ehe die erzürnten Väter, die bekümmerten Mütter das Verdikt fällen: „Du kommst von der Schule!" sollte man sich mit dem Arzt in Verbindung setzen. Er wird vielleicht zu einem reitweisen völligen Aussetzen raten und damit einen neuen Enkrüstungsstorm heraufbeschwören. Man möchte nur wünschen, dah recht viele Eltern einsichtig genug bleiben und imstande wären, dem Kinde, das aus den oben angeführten Ursachen „sttzenbleibt", die vom Arzt angeratene völlige Erholungspause auch wirklich zu gönnen und zu verschaffen... Die Erfahrung bat gezeigt, dah solch« Pausen keineswegs einen weiteren Zeitverlust bedeuten.
Ein anderes ist es, wenn der tatsächlich vorhandene Mangel an allgemeiner Begabung das „Sitzenbleiben" verursacht. Das Bild des guten, neuen, gewissenhaften aber leider eben nickt