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Äonniagsausgabe der Echwarzwälder Tageszeitung «Aus den Tannen"
Ur. 13/74
Anzeigenpreis: Die einspaltige 30 Pfg-, die Reklamezeile 50
Attensteig» Sonntag 30. Mär;
Bezugspreis im Monar SO Pfennig Die Einzelnummer . .15 Pfennig
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Sonntagsgedanken
Zur Konfirmation!
Licht vom anderen User
In den unterirdischen altchristlichen Grabstätten aus der Umgebung von Rom findet sich über dem Grab eines christlichen Schiffskavitäns ein feinsinniges Bild. Ein Seemann steuert sein Fahrzeug einem Leuchtturm entgegen, dessen gewaltiges Feuer ihm durch das nächtliche stürmische Meer die Richtung zum andern Ufer weist. Licht vom andern Ufer, vom User der Ewigkeit, soll die Konfirmation mit dem vorbereitenden Unrerricht unserer Jugend bringen, die sich ihren Weg durch die wildgehenden Strömungen und Stürme unserer Zeit mit all ihren Dunkelheiten zu suchen hat.
Aber wird nicht damit der Vorwurf bestätigt, daß die Kirche unsere Jugend nur für ein ungewisses Jenseits vorbereite, sie aber ohne Ausrüstung für das Diesseits lasse, in dem wir alle stehen? Ein längst gehörter, nachgerade etwas abgebrauchter Vorwurf! Es gilt doch vom Leben, -ab man nicht nur darin, sondern auch darüber stehen muh. um es zu bemeistern Darum seht's nicht ohne das Licht vom andern Ufer. Von dorther bekommen all die Fräsen und Kämpfe, mit denen sich unsere Jugend befassen muh, ihren letzten Sinn, ob es sich nun um Berus, Stand, Erwerb, Elternhaus, Kameradschaft, Körperlichkeit, Natur, Liebe, Freude, Eeistessreiheit, Gerechtigkeit, Volkstum oder Kirche handelt. Alle Moralpredigt ist wertlos ohne eine letzte Sinndeutung des Lebens. Das zeigt sich an der gänzlichen Orientierungslosigkeit vieler Erwachsenen ebenso deutlich wie an der heutigen Jugendnot. Aber den Sinn seines Daseins kann nicht der Mensch willkürlich sestsetzen; er kann diesen Sinn überhaupt nur erkennen, wenn er auf seinen Schöpfer hört. Er ist für's Zwiegespräch geboren und bedarf aus seine Frage einer Antwort von der anderen Seite, um über sich selber klar zu werden; er ist bestimmt zum Wanderer zwischen zwei Welten und bedarf des Lichts vom anderen Ufer, um sich in dieser Welt zurecht zu finden.
Es braucht sehende Augen und einen mutigen, dauerhaften Entschluß, um dem Licht vom anderen Ufer entgesenzuiahren. Was steht die Jugend an uns Erwachsenen? Jede Konfirmation enthält diese ernste Frage an Elternhaus, Seelsorger, Erzieher, Beruisgenoskenschast, Gemeinde. Sieht die Jugend an uns nur menschliche Willkür oder Gehorsam gegen das göttliche Wort? 'Sieht sie bei uns nur ein grundsatzloses Jagen nach Augenblickserfolgen oder sieht sie in uns einen sicheren Kurs in jenem Licht vom andern Ufer steuern? Sieht sie Leidensscheu, Fahnenflucht, Menschen- und Todesfurcht bei uns, oder hoffnungsfrohe Tapferkeit, die ausharrt in Sturm und Nacht bis zum letzten schwersten Augenblick? Wenn wir selber Steuer und Segel geradeaus richten und über uns Hinausweisen auf's Licht vom andern Ufer, dann hat unser Konfirmationssegen Kraft, dann wird die Jugend eine glückliche Fahrt machen, auch wenn wir Erwachsene einmal schon ans Ziel gelangt sind.
__ , H. Pfisterer.
Steigen, immer Steigen schafft dem Leben Sinn, jedem Hub ins Dunkle wird ein Stern Gewinn.
Hundert Schritte — tausend — schwer, unsäglich schwer — ^ aber Sterne funkeln mehr, unsäglich mehr.
Erde, hast du Ziele? Droben schimmert leis, ,
füllt sich mit Gestirnen sacht der schwarze Kreis.
Hoch herab zum bangen Menschenangesicht über dunklen Fährten strahlt das ewige Licht.
Schänder!, f
Die Perlen -es Gottes Schim
Roman von Franziska Fuchs-Lieaa»
Copyright by Ereiner L To, Berlin 8
(10. Fortsetzung.)
Jeden Tag machte Lilli einen immer größeren Ritt
'"15* Nixe, so daß der Fürst eines Morgens sagte: ^ie können getrost den Ausstieg auf unseren höchsten ^brg magcn. Tie Aussicht von dort oben ist großartig, der Blick reicht bis ans Meer."
Leider mar der Maharadscha tm letzten Augenblick abgeyalten und er bat Lilli, sie möge mit Kishere Achmed "E" Weg allein zurücklegen, er käme nach.
.. ' r?"* „"'chi recht einverstanden, eine große Ent
täuschung bemächtigte sich ihrer. Es war ihr peinlich, mit Nisyere Achmed, den sie seit dem Abend nicht mehr ge- sehen hatte, zusammen zu sein.
Aber gehorsam setzte sie sich in den Palankin, eine Art Wagen, der aber von Dienern getragen wurde, die sich von Stunde zu Stunde ablösten.
Ein Führer erökfnete den Zug. Eine Menge Diener trugen Gepäck und Mundvorrat, und andere folgten mit Pferden.
Zuerst ging es durch den Wald. Prächtige Mangolien waren besät mit ihren weißen Blüten. Wundervolle Lianen ! schlangen sich von Baum zu Baum. Affen turnten von Ast zu Ast.
Kishere Achmed hielt sich sehr zurück. Er gab nur Erklärungen über die Art der Vegetation oder über die Lage des Weges, Langsam aber stetig stieg der Pfad.
In einer bestimmten Höhe wurde Lilli veranlaßt, auszusteigen, um ein Frühstück einzuuehmen. Schnell war ein Zelt aufgestellt. Lilli bat, den Eingang offen zu lassen, damit die Diener für sie in Sicht blieben, da sie sich fürchtete, mit Kishere Achmed allein zu sein.
Nach Beendigung des kurzen Mahles bestiegen sie die Pferde. Immer kahler, immer rauher wurde der Pfad.
Zuletzt blieben auch die Pferde zurück, und die äußerste Spitze des Berges erreichten die beiden in mühseligem Klettern.
Andächtig faltete Lilli die Hände vor der sichtbar gewordenen Herrlichkeit. Weit, weit hinein in das Land, über Berg und Tal, schweifte der Blick, und weit drüben am Horizont leuchtete das Meer.
Da hörte sie neben sich die Stimme Kishere Achmeds, keuchend und heiser vor Erregung:
„lieber dies alles kannst du Herrin sein."
Lilli schüttelte den Kops und sah ihn erstaunt und fragend an, als er fortfuhr:
„Ein Wort von dir, und alles ist dir untertan."
„Ihre Rede ist mir unverständlich," erklärte Lilli, „das Besitztum gehört doch Ihrem Bruder, dem Fürsten Amiran."
„Ein Menschenleben endet schnell," stieß Kishere Achmed hervor.
„Des Menschen Leben aber liegt in Gottes Hand; kein Sterblicher darf sich ermessen, es zu vernichten, sonst fällt die Tat aus ihn selbst zurück," sagte Lilli tn ruhigem Tone. Aber ihr Herz schlug wie rasend, als sie die Augen des Inders sah, gierig, beutelüstern.
Angstvoll blickte sie um sich, denn er kam näher und näher und streckte die Hand nach ihr aus. Lilli wich zurück bis an den Rand des Kelsens.
„Was wollen Sie von mir'?" fragte sie, mit Aufbietung aller Kraft sich zur Ruhe zwingend.
„Rur wenig... Ein einziges Mal möchte ich den Mund berühren, der kühl und weich sein muß wie ein Rojenblatt."
„Welche Beleidigung erlauben Sie sich. Mein Mann wird Sie deshalb zur Rede stellen."
. . Ihr Mann'?" lächelte der Inder verächtlich, „er lebt nur seinem Trieb; trinkt und spielt tn niedrigster Leidenschaft. Er ist für mich wie ein verkommenes Tier, denn er läßt Sie, die schön ist wie Sumtra, darben."
Lilli erblaßte... So tief war der Mann, dessen Name sie trug, gesunken, daß jeder ihn verachten durste. Wie erniedrigend und demütigend. Es schien ja, als würde sie dadurch Freiwild. . . Nein — nie — l Sie würde sich wehren mit ihrem ganzen Stolz. . .
Kishere Achmed trat dicht an sie heran. Mit einem Plötzlichen Griff umfaßte er sie und versuchte sie zu küssen. Lilli aber riß sich los. Ihre Augen irrten ringsum. Wo war Rettung vor ihm, wohin konnte sie fliehen'?
Schnell den Berg hinunterrennen. . . und wenn sie mit zerschmetterten Gliedern liegen blieb, dann war es gut, dann war sie erlöst. . .
Da sah sie tief unten mehrere Reiter, ein einzelner allen voran. Das war sicher der Fürst...
Einen Hellen, jauchzenden Schrei stieß sie da aus. Und als habe dieser Schrei ihn hergerufen, tauchte tm selben Augenblick Abu Mogul aus und lief mit einigen schnellen Schritten nach oben.
„Was willst du hier'-"' herrschte Kishere Achmed ihn an.
Das Gesicht des Dieners blieb unbeweglich, kaum hörbar nur murmelte er:
„Durch das Reich Gottes Schiwa klang der Ruf des Geiers, aber die unschuldige Taube wird tn die Gefilde der Schönheit zurückkehren, dort ist sie sicher."
Mit wutfunkelnden Augen drang Kishere Achmed auf den Diener ein.
,Hund," knirschte er und hob die Hand zum Schlage, aber Lilli trat einen Schritt vor und stellte stcd vor
rrvu. wivgu: yrn. „Tie vergessen sich, Kishere Achmed," rügte sie verächtlich.
Mit fahlem Gesicht wandte sich der Inder und begann den Abstieg, ohne sich um die junge Frau weiter zu bekümmern.
Abu Mogul warf sich vor ihr auf die Erde und rief voll Hingebung: „Memsahib, setze deinen Kuß auf meinen Nacken, mein Leben ist für immer in deiner Hand."
Ruhig sagte Lilli: „Stehe auf, Abu Mogul, und führe mich hinunter."
Der Diener erhob sich, legte die Hände aus die Brust und Stirne und flüsterte:
„Memsahib, ich werde deinen Weg mit Rosen streuen und das Gewürm zertreten."
Sorgsam half er Lilli beim Abstieg... An dem nächsten Felsenvorsprung stand Kishere Achmed. Er bat die junge Frau leise:
„Verzeihen Sie mir, ich war von Sinnen."
Lilli aber würdigte ihn keines Blickes. Mit erschreckender Deutlichkeit merkte sie, daß es gefährlich war, länger bei dem Fürsten zu bleiben. Sie mußte fort, denn auch das Schweigen ihres Mannes erfüllte sie mit großer Unruhe.
Es machte ihr Mühe, den Abstieg bis zum Zelt zu vollenden, wo sie der Fürst mit ausleuchtendem Blick empfing. Doch sein Gesicht verfinsterte sich, als er in ihren Augen einen fremden Schein gewahrte.
Sie mußte sich sogleich auf das aus Kissen und Decken hergestellte Ruhebett ausstrecken. Der Maharadscha machte sich Vorwürfe, daß er ihr als Europäerin den Aufstieg zugemutet hatte, aber Lilli bat:
„Beruhigen Sie sich bitte, Hoheit, die kleine Schwäche geht gleich vorüber."
Der Fürst trat aus dem Zelt, vor dem Abu Mogul hockte. Seinen Bruder sah er nicht. Fragend blickte er den Diener an. Der sah mit hündischer Treue zu ihm aus und sagte halblaut:
„Sahib Sultamet, die Taube flog zu weit, die Mallen des Geiers streckten sich nach ihr aus."
Das Gesicht des Maharadscha veränderte sich zu dämonischer Wildheit. Seine Augen funkelten, er zog die Lippen auseinander wie ein Raubtier, das seine Beute wittert.
„Gib acht, daß^dte Blume nicht berührt wird," stieß er zwischen den Zähnen hervor. . .
Lilli war von einer inneren Unruhe erfaßt, die sie nicht meistern konnte. Deshalb erhob sie sich und trat ins Freie. Sogleich kam ihr der Kürst entgegen.
„Aber ich bitte Sie, Frau Dittmar, weshalb ruhen Sie nicht?"
Lilli schüttelte abwehrend den Kopf. „Im Freien ist mir wohler, Hoheit."
Ein Wink des Fürsten, und sogleich wurde ein großer Schirm aufgespannt, zwei Stühle ausgeklappt und mit Missen belegt. Lilli setzte sich, und der Fürst nahm an ihrer Sette Platz.
Er machte mit der Hand eine Rundbewegung. ,Liev ist mein ureigenstes Jagdrevier. Hier schärst sich der Blick, wenn in großer Hohe der Adler schwebt und die zielsichere Hand ihn herunterholt."
„Wer ist dann bei Ihnen?" fragte Lilli.
Er sah sie erstaunt an.
„Niemand," gab er zur Antwort, „allein bezwinge ich den König der Lüste."
„Ist es denn nicht gefährlich, hier oben ganz oh« Schutz zu sein?"
„Weshalb sollte es gefährlich sein?"
„Es könnte Ihnen doch ein Leid zustoßen und kein« Hilfe wäre dann da. Nehmen Sie doch wenigstens Abu Mogul mit, Sie sagten doch selbst, er sei treu."
Der Maharadscha lächelte verächtlich.
„Es ist gegen den Glauben und die Ueberlieferung Abu Moguls, ein Tier zu töten, er würde also einl
Rechter Wächter sein."
Der Fürst zeigte mit lebhafter Gebärde in die Höhe.
„Sehen Sie dort oben den Vogel?" ^ ,
Er griff zur Flinte, die neben ihm auf dem Gestein g zielte und d» tickte ab. Donnernd rollte das Echo zurück, er Vogel flatterte noch einige Male hin und her und' nk dann etwas tiefer auf den Felsen.
Das Gesicht Abu Moguls hatte sich gänzlich dev- wert, der Unterkiefer hing herunter, die Augen stierten cksetzt den Fürsten an. als dieser befahl:
„Hole den Vogel."
Zitternd, mit allen Zeichen des Entsetzens und rauens, erhob sich Abu Mogul und wankte den Weg nunter.