Der gerettete Fremdenlegionär.
Heilbronn, 24. April. Dem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgangen sein, daß sich bei uns die Öffentlichkeit feit der Casablanca-Affäre immer mehr mit der Fremdenlegion befaßt und daß es für diejenigen, die für eine Annäherung der beiden benachbarten Kulturvölker, Deutsche und Franzosen, eintre- ten, ein schwieriges Problem ist, das die Fremdenlegion zu lösen gibt. Wie bei allem in der Welt, gesellt sich aber auch hier zuweilen zum Ernst der unfreiwillige Humor. — Sitzen da, wie der Generalanzeiger erzählt, in der Bahnhofwirtschaft zwei Männer an einem Tisch, der eine mit etwas dunkler, südliche Herkunft verratender Gesichtsfarbe, der andere in den „besten Jahren" stehend. Sie tuscheln ganz geheimnisvoll und glauben sich unbeobachtet. Der Dunkle legt seinem Neben- sitzer einen Schein vor zum Unterschreiben. Dieser unterschreibt und erhält dafür als Gegengabe, alles ohne Aufsehen, einen blauen Lappen. Fluchtartig entfernt er sich mit seinem Reichtum. Er kommt aber nicht weit. Ein an einem anderen Tisch sitzender East hatte die beiden beobachtet und einen Schutzmann davon verständigt, daß hier ein Fremdenlegionswerber sein Unwesen treibe. Der Schutzmann hält den Flüchtling an und erfährt, daß er tatsächlich 100 -R erhalten habe, aber nicht für den Eintritt in die Fremdenlegion, sondern gegen einen Schuldschein. „Ja, warum hat's denn so pressiert?" fragte die Polizei. „Weil heut' mein Wechsel verfallen ist, zu dem ich die 100 -<l brauche!" antwortete der biedere Mann.
X Freudenstadt, 24. April. Christian Haas, Schafhalter hier, verkaufte an Rechtsanwalt Dr. Blaicher sein hinter dem Amtsgerichtsgebäude gelegenes Wohn- und Oekonomiegebäude nebst angrenzendem Areal und ca. 1 Morgen Baumgarten im Ziegeltal um den Preis von 30 000 -R.
Tübingen, 24. April. Der neue Werkstättebahnhof, der 3 Millionen von den für den gesamten Bahnhofumbau vorgesehenen 6,7 Millionen beanspruchte, ist gestern nach kommissarischer Prüfung durch Präsident v. Stieler, Direktoren v. Leo und v. Neuffer usw., in Betrieb genommen worden. Er ist in Allem hervorragend ausgestattet- dankenswerte Fürsorge wurde auch hygienischen Einrichtungen (Baderäume, Speisesaal, Ruhezimmer usw.) zugewandt. Der Bahnhof liegt zum Teil auf Tübinger, zum Teil auf Derendinger Gemarkung; soweit es sich ermöglichen ließ, patzte man die Hochbauten glücklich der Landschaft an.
Heilbronn, 24. April. Aus Anlatz des zehnjährigen Amtsjubiläums des Oberbürgermeisters Dr. Eöbel war in der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien dessen Platz mit Blumen geschmückt. Die Glückwünsche des Eemeinderats brachte Eemeinderat Rosengart, die des Bürgerausschusses dessen Obmann Köstlin zum Ausdruck, die beide in anerkennenden Worten von der Tätigkeit des Stadtvorstandes sprachen. Dieser dankte bewegt und gab die Versicherung, auch ferner seine ganze Kraft einzusetzen zum Wohl der Stadt.
Pfullingen, 24. April. Die schwermütige 65jäh- rige Frau des durch einen Schlaganfall invalidierten Taglöhners Wilhelm Beck hat sich in der vergangenen Nacht ins Eüllenloch hinter ihrer Wohnung gestürzt und ist darin erstickt. Die nach Auffindung der Frau angestellten Wiederbelebungsversuche waren erfolglos.
Michelbach an der Lücke, 24. April. Ein dieser Tage hier verübter Dummerjungenstreich hätte außer
dem angerichteten Aiaterialschaden leicht schlimme Folgen haben können. Seit wenigen Wochen ist hier die elektrische Leitung fertig installiert. Vorgestern machte sich nun ein Knabe das Vergnügen, einen Draht über die elektrische Leitung zu werfen. Die Folge waren zahlreiche Kurzschlüsse in den Privatleitungen sowohl als auch im Transformatorenhaus und in der Zentrale Ellwangen. Besonders groß ist der Schaden im Transformatorenhaus. Zum Glück gelang es sofort, die Ursachen der Störung festzustellen, ehe weiterer Schaden entstand, und den Draht zu beseitigen.
Ulm, 23. April. Die neuerliche Verurteilung eines adventistischen Soldaten in Danzig zu 5 Monaten Gefängnis ruft die Erinnerung an den Musketier Hackh vom Infanterieregiment 127 wach, der auch mehrfach jede Dienstleistung am Samstag aus religiösen Gründen verweigerte, dafür aber beim Kriegs- und Oberkriegsgericht glimpflich weggekommen ist. Nach ver- bützung der Strafen ist Hackh zufolge Verfügung des Königs im Sanitätsdienst verwendet worden und hat, da es sich dabei um Werke der Barmherzigkeit handelt, nie mehr den Dienst verweigert.
Vom Allgäu, 23. April. Unsere Holzhauer zeichnen sich durch gute Naturbeobachtung vor unseren modernen Stubenmenschen aus. Das Wetter können sie auf mindestens 24 Stunden mit großer Sicherheit Voraussagen. Wenn sich die alten Zweige der Nadelbäume abwärts ringeln, gibts ein böses Regenwetter. Mancher Stubenmensch wills nicht glauben, aber der Erfolg bestätigt jedesmal diese uralte, aus fleißiger Beobachtung gewonnene Erfahrung. Man nennt es das Holzhauerbarometer.
Aus wett »nid Zeit.
Ein Gendarm erschossen.
Ludwigshafen, 24. April. Heute vormittag gegen 10 Uhr wurde der ledige Gendarm Kißling bei der Station Rheinzabern, als er den steckbrieflich verfolgten Einbrecher Paul verhaften wollte, von diesem erschossen. Der Gendarm hatte noch so viel Kraft, dem Einbrecher einen Hieb über das Gesicht zu versetzen. Der Mörder floh in den nahen Wald.
Neichstagsersatzwahl.
Vraunsberg, 24. April. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Königsberg 6 (Braunsberg—Heilsberg) wurde anstelle des verstorbenen Reichstagsabgeordneten Dr. Preutz Frhr. von Re- chenberg-Berlin-Schöneberg (Ztr.) mit großer Mehrheit gewählt.
Gräßlicher Tod.
Hettstedt, 24. April. Im nahen Leimbach brach heute mittag in einem Neubau der Rheinischen Dy- namitfabrik Feuer aus, wobei 4 Maurer und 3 Steinsetzer ums Leben kamen. Sie hatten sich in der Mittagspause zum Schlafen niedergelegt und waren in dem sich entwickelnden Rauch erstickt. Der Brand soll durch eine weggeworfene Zigarette entstanden sein.
Regierungskonflikt in Sächsen-Koburg-Eotha.
In Sachsen-Koburg-Eotha ist zwischen dem Staatsminister v. Richter und dem Landtage einerseits und dem Herzog, vertreten durch die herzogliche Hofkammer, andererseits, ein Konflikt über die Aufstellung bezw. Beseitigung von Wegetafeln in den herzoglichen Parkanlagen ausgebrochen. Der Landtag hatte sich schon mit der Angelegenheit befaßt, und war einmütig für die Beseitigung, die Herr v. Richter beim Herzog durchsetzen sollte. Der Hofkammerpräsident v. Bassewitz hat sich
aber ohne Fühlungnahme mit dem Staatsministerium an den Herzog gewandt und ist dann vom Herzog mit einem Orden ausgezeichnet worden. Herr v. Richter hat nunmehr sein Entlassungsgesuch eingereicht.
Greiz, 24. April. Der Landtag und die Regierung von Reuß-Ereiz beschloß, die Junggesellensteuer zum Zwecke der Entlastung der Minderbemittelten einzuführen.
Paris, 24. April. Das Feldlager von Mailly wird demnächst mit einem Geschwader von 6 Panzerflugzeugen ausgestattet werden, die insbesondere für Aufklärungszwecke benutzt werden sollen. Sie bestehen aus zweisitzigen Doppeldeckern, deren Sitze durch 2 Millimeter starke Eisenblechplatten geschützt werden.
London. 24. April. Der König und die Königin von England sind heute abend wieder in London
ein getroff en._
Geri«Ht»s»al.
Aus einer österreichischen Garnison.
Das Laibacher sozialdemokratische Blatt meldet aus Klagensurt: Wegen angeblich in der Trunkenheit verübter großer Ausschreitungen wurde gegen 19 Soldaten der 6. Kompagnie des zumeist aus Slowenen bestehenden 17. K. K. Infanterieregiments eine militärgerichtliche Untersuchung eingeleitet und die Soldaten zu insgesamt 45 Jahren 9 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Ueberdies wurde die ganze 6. Kompagnie aufgelöst und die Mannschaften an die übrigen Kompagnien des Regiments verteilt, worauf aus frischen Mannschaften eine neue 6. Kompagnie gebildet^wu^e^_
Landwirtschaft «nd Märkte.
Die Milchviehhaltung in Württemberg.
Nach den Einzeluntersuchungen, die Oberfinanzrat Dr. Trüdinger beim Statistischen Landesamt in einem Werke zusammengestellt hat, kommt dieser zu dem erfreulichen Ergebnis, daß Württemberg unter den Ländern des Deutschen Reiches zu den kühereichsten gehört, daß sich die württem- bergische Landwirtschaft in den letzten drei Jahrzehnten zwar mehr und mehr von der Ochsenhaltung und Ochsenmästung zurückgezogen, sich aber der Milchwirtschaft zugewendet, und daß auch der Bestand an Jungvieh beträchtlich zugenommen hat. Mährend von 1873 bis 1907 der Bestand an Ochsen und Stiere um nahezu 60 000 gleich 50 Prozent, d. h. um die Hälfte abgenommen hat, hat im gleichen Zeitraum der Kühebestand um mehr als 100 000 Stück gleich 22,3 Prozent oder nahezu X zugenommen. Der Stückzahl nach ist auch der Bestand an Jungvieh um 80 000 gleich 22,2 Prozent gestiegen. Im Verhältnis zur Größe der Bevölkerung hat die Zahl der Kühe sich in den letzten Jahren wieder wesentlich bester entwickelt, wobei auch in Betracht zu ziehen ist, daß durch Kreuzung des heimischen Rindviehs mit fremder Raffe, die mehr Milch gibt, wesentliche Verbesserungen im Rindviehbestand erzielt worden sind. Auch die Z i e g e n h alt u n g hat sich in Württemberg in den letzten 80 Jahren um das Fünffache vermehrt, wenn auch der Gesamtdurchschnitt des Reiches noch nicht ganz erreicht ist._—,
Konkurse. Johannes Koppler, Besitzer der Staufenburg in Unterhäuser!, mit unbekanntem Aufenthalt abwesend. Hans Wiedemann, Schneidermeister in Zuffenhausen. Karl Otto Beckert, Kaufmann in Ulm, Inhaber der Firma C. B eckert, Eisenhandlung daselbst.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Eechingen, 25. April 1914.
LoSes-Anzcige.
Verwandten, Freunden und Bekannten mache ich die schmerzliche Mitteilung, daß mein lieber Gatte
Friedrich Ziegler,
Hirschwirt,
an den Folgen eines Schlaganfalles im Alter von 58 Jahren heute früh unerwartet schnell entschlafen ist.
Die tieftrauernde Witwe:
Luise Ziegler.
Die Beerdigung findet am Montag, den 27. ds., nachmittags 2 Uhr statt.
Wald-Verkauf.
Am Freitag, den 1. Mai, mittags 1 Uhr, verkaufen die Erben der P Witwe Hörmann zum zweiten mal aus dem Rathaus in Breitenberg,
Markung Breitenberg:
Parz. 350 1 bs 06 s 92 qm Nadelwald im Tannenrain.
Bei annehmbarem Angebot kann der Zuschlag erfolgen. Liebhaber sind eingeladen.
Bad Liebenzell.
Zn der Nachlaßsache des Christian Lörcher jr. hier, werden am Dienstag, den 28. ds. Mts., von vormittags 9 Uhr au, in der Wohnung desselben (Färberstraße) folgende
Fahrnisgegenstände
gegen Barzahlung verkauft:
Schreinwerk, Weißzeug» Küchengeschirr, allerlei Hausrat, Faß- und Sandgeschirr usw.
3m Saale der Brauerei Dreitz.
Zn der
naturgeschichtlichen
Ausstattung
des Herrn M. Mende, findet stündlich
lllissenslWI. Vortrag
statt. Eintritt 40 Psg. Um recht zahlreichen Besuch wird gebeten.
Nächste Woche hält
Backtag
und ladet freundllchst ein
Eduard Pfrommer
Ein kleiner Kindermagen kann nicht alles vertragen. Aber gute Süppchen aus AnNrr-HttfkriNehl bekommen ihm
ausgezeichnet.
Das Paket kostet nur 30 Pfg.
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