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Nr. 96. (Lrst-r Blatt.) Amts und Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Lalw. 89 . Jahrgang.

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Samstag, den 25. April

Äezuglpreltr An ver Stadt mit Trägerlohn Mk. LLö vierteljährlich, Post- bezugspreis für den Ort-- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr . 1.3V. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., m Bayern und Reich L2 Pfg.

Amerika und Mexiko.

An eigentlichen kriegerischen Ereignissen trug sich während der letzten 24 Stunden nichts Nennenswertes zu. Unsicherheit besteht darüber, ob die Aufständischen in Wahrheit gemeinsame Sache mit Huerta gegen Ame­rika machen, sodaß der Krieg, der von den Amerikanern gegen Huerta begonnen wurde, in einen solchen ge­gen ganz Mexiko sich auswachsen würde. Den Willen, über die ursprüngliche Absicht nicht hinauszugehen, hat der Präsident der Ver. Staaten zweifellos. So er­klärte er gestern noch, soweit seine Autorität reiche, stehe Amerika nicht auf Kriegsfuß mit Mexiko. Die Tätig­keit der Amerikaner beschränke sich auf das Festhalten des Hafens Veracruz un ddes Weichbildes der Stadt. Es besteht keine Blockade und die auswärtigen Regie­rung würden vorher unterrichtet werden, falls eine solche eintreten werde." Ob die Verhältnisse ihn aber nicht zwingen, Krieg gegen Mexiko zu führen, ist eine andere Frage und es hat den Anschein, als treibe das Steuer auf diesen gefährlichen Punkt. Trotz dieser Er­klärung nehmen die Kriegsvorbeitungen der Amerikaner selbstverständlich ihren Fortgang. 4 In­fanterieregimenter, eine Batterie Artillerie und das 6. Kavallerieregiment stellen zusammen 4 778 Mann, die in Galveston eingeschifft werden sollen, um zur Ver­stärkung der Besatzung von Veracruz abzugehen. Das Kriegs- und Marineamt und die ihnen Nachgeordneten Dienststellen haben die ganze Nacht hindurch ange­strengt gearbeitet, um neue Pläne für die Bewegungen der Truppen und der Kriegsschiffe auszuarbeiten. In­zwischen hat in Washington der Senat die Freiwilligen­vorlage angenommen, die der Regierung die Ermäch­tigung erteilt, die Miliz einzuberufen. Das find alles sehr weitgehende Vorsichtsmaßregeln, die ihren Grund in der Befürchtung tragen, daß die Ereig­nisse weiter greifen könnten, als zunächst angenommen wurde.

Der Leser wird dankbar sein für eine Zusammen­stellung der Vorgänge, die zum jetzigen Zustand ge­führt haben. Wir entnehmen eine solche der Köln. Ztg. in der es heißt: Porfirio Diaz, der seit 1876 Mexiko den Frieden erhalten hat, ist am 25. Mai 1911 von den Amerikanern aus einem politischen und einem wirt­schaftlichen Grund beseitigt worden. Jener war seine Annäherung an Amerikas gefährlichsten Feind, Japan, mit dem er ein Bündnis zu schließen und dem er die Magdalenen-Bucht mit der Margareten-Jnsel in Nie­derkalifornien als Flottenstützpunkt zu überlassen drohte. Der wirtschaftliche Grund war Diaz' Weigerung, die gewaltigen Petroleumlager Mexikos der Standard Oil Co. allein zu überlaffen. Es ist widerspruchslos be­hauptet worden, wie so viele andere mittel- und süd­amerikanische Revolutionen habe ein amerikanisches Syndikat auch Panchito Maderos Empörung gegen den alten Diaz finanziert. Jedenfalls war Maderos Sturz am 18. Februar 1913 für die amerikanischen In­teressen der härteste Schlag, um so mehr, als der neue zeitweilige Präsident, General Victoriano Huerta, sich an die Engländer anzulehnen suchte. Daß Madero nach seiner Gefangennahme ermordet wurde, gab dem inzwischen am 4. März 1913 zur Regierung ge­kommenen demokratischen Präsidenten Woodrow Wil­son den Anlaß, dem Huerta als dem Mörder Maderos die Anerkennung zu verweigern, die alle andern Mächte der de facto-Regierung in Mexiko ausgesprochen hatten.

Zuerst versuchte Wilson Huerta finanziell auszu­hungern. Durch die Verweigerung der Anerkennung seiner Regierung hielt er nicht nur die amerikanischen, sondern auch europäische, z. B. französische, Geldleute davon ab, Huerta die für seine Rüstungen gegen die Aufständischen des Nordens nötigen Gelder vorzustrecken. Daß diese Aufständischen von Anfang an über die ame­rikanische Grenze hinüber Geld, Waffen und Kämpfer erhielten, ist ein offenes Geheimnis. Aber die ameri­kanische Regierung hatte zu Anfang der neuen Wirren wenigstens formell noch die Grenze gegen Kriegskonter­bande gesperrt (wiederholt, zuletzt am 27. August 1913).

Als aber die finanzielle Aushungerung bei dem lebens­kräftigen Huerta nicht verfing, kam Wilsons zweiter Schritt (2. Februar 1914): die Oeffnung der Grenze für die Aufständischen. Seitdem haben die Larranza, Villa, Zapata und Genoffen dank der amerikanischen Waffenlieferung die größten Fortschritte gemacht. Aber auch Huerta rüstete ganz gewaltig seit seiner Flucht in die Oeffentlichkeit am 3. Februar. Um ihm vor allem die Geschütze für sein Heer nicht zukommen zu lassen, hat jetzt Wilson den dritten Schritt getan und Veracruz besetzt. Eine Erweiterung dieses Schrittes, die nicht ausbleiben wird, ist die Blockade bei­der mexikanischer Küsten, wozu die Seestreitkräfte schon in Veracruz und in Mazatlan versammelt liegen. Es bleibt dann nur noch der letzte Schritt übrig: der offene Krieg.

Stadt, Bezirk and Nachbarschaft.

Calw, den 25. April 1914.

Eine sehenswerte Ausstellung.

Seit Beginn dieser Woche hat Herr Mende aus Kusel (in der Pfalz) im Saale der früheren Brauerei Dreiß eine Sammlung von Mineralien ausgestellt. Der Aussteller ist hier nicht unbekannt und was er bietet, verdient auch vom Standpunkt des Laien aus, nicht nur von wissenschaftlich auf diesem Gebiete Gebildeten, volle Anerkennung und lebhafte Unterstützung. Herr Mende hat auf einer ganzen Reihe Tische seine Gesteine ausge­breitet liegen und erläutert deren Art und Herkunft, wie auch ihre Verwertung in der Industrie in sachkundi­gem Vortrag, der die Besichtigung eigentlich erst recht lohnend und nützlich macht. Gesteine aus allen Erd­teilen, übersichtlich geordnet nach ihren Arten, oft in Exemplaren, die wohl in gleicher Schönheit und Voll­kommenheit auch in gut geleiteten behördlichen Mine­raliensammlungen äußerst selten anzutreffen sein dürf­ten, zeigen dem staunenden Besucher, wie unendlich man­nigfaltig in seinen Gebilden und Bestandteilen das Erd­reich ist. Den Wert eines solchen vollkommenen Anschauungs-Unterrichts für die geologische Bil­dung der Schüler zumal erkannten sofort die beiden hiesigen höheren Handelsschulen, die, jede geschloffen, sich in der Ausstellung eingefunden hatten und die Vor­träge des Ausstellers mit lebhaftem Beifall entgegen- nahmen. Aber nicht nur dem Schüler frommt eine solche Vertiefung seiner Kenntnisse über die minerali­schen Schätze und Bestandteile unsrer alten Mutter Erde. Auch der der Schule Entwachsene hat hier auf billige Weise Gelegenheit, Gelerntes, aber längst Vergessenes aus einem wichtigen wissenschaftlichen Gebiet, aufzu­frischen u. namentlich die Leute, denen in ihrer Jugend u. auch später die Möglichkeit nie gegeben war, die Wunder­welt des Bodens, der uns trägt, und der Meere kennen zu lernen, werden nur mit Freuden an den lehrreichen Aufenthalt in dieser Mineraliensammlung zurllckdenken. Vielleicht darf besonders darauf hingewiesen werden, daß unter den vielen edlen und unedlen Gesteinen, den Rubinen, Diamanten, Opalen, Smaragden, Saphiren, Erzen, Muscheln, Kieseln, den Gold-, Silber-, Kupfer­gesteinen auch Kupferquarze aus dem früheren Neu- bulacher Bergwerk vertreten sind, ferner der Horn­blendeschiefer, der geradeso wie im Mährischen, auch in der Gegend von Freuden st adt vorkommt. Zu se­hen sind weiterhin Prachtstücke seltener Schmetterlinge und der linke Unterkiefer eines Walfisches Dinge, die allein schon Anziehungskraft auf Junge und Alte ausüben. Wir können den Besuch dieser Ausstellung, die einen Wert von 30 000 -ll darstellt, mit gutem Ge­wissen bestens empfehlen.

8i. Verkehrswesen. Ab 1. Mai ds. Js. wird in Speßhardt eine öffentliche Sprechstelle in Betrieb genommen, die sich auch mit der Annahme, Beför­derung und Bestellung von Telegrammen befassen und für den Unfallmeldedienst eingerichtet ist.

An Eltern und Lehrer! Dem Gemüt der Kinder sollten Eltern und Erzieher jetzt in den schönen Tagen

immer wieder einprägen: Glaubt nicht, daß der Schmet­terling, der Käfer, den ihr an die Nadel spießt und der dabei nicht weint und schreit, auch nichts empfindet. Könnte er weinen oder schreien, es würde euch gewiß das Herz zerreißen; es ist ihm aber die Sprache ver­sagt. Darum horcht auf die leise Stimme in eurem Innern, auf die Stimme des Mitelids!

Familienunterstützung der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften. In einem Erlaß vom 27. März 1914 hat das Kgl. Ministerium des Innern bestimmt, daß die Unterstützungen, die nach dem Ge­setz vom 10. Mai 1892 an die'Familienangehörigen der zu Friedensllbungen einberufenen Mannschaften bezahlt werden vom 1. Januar 1914 an nach den vom Kgl. Oberversicherungsamt festgesetzten Orts­löhnen berechnet werden. Da die letztgenannten Ortslöhne gegen früher eine wesentliche Erhöhung erfahren haben, so erhöht sich auch die Unterstützung für die Familienangehörigen der zu Friedensübun­gen einberufenen Mannschaften. Die Unterstützung beträgt für die Ehefrau 30 Prozent und für jede sonst untsrstützungsberechtigte Person (Kinder unter 15 Jahren, oder andere Verwandte, denen der Einbe­rufene Unterhalt gewährt) 10 Prozent, zusammen nicht mehr als 60 Prozent des Ortslohnes. Die Un­terstützungsansprüche müssen von den Unterstützungs­berechtigten oder denen, die die Fürsorge für diese übernommen haben, bei der Gemeindebehörde ange­meldet werden. Der Anspruch erlischt, wenn er nicht binnen 4 Wochen nach Beendigung der Uebung gel­tend gemacht wird.

Lottericziehung. Die Ziehung der Pferdemarkt- lotterie begann gestern vormittag auf der Stadtdirektion Stuttgart. Die Hauptgewinne fielen auf folgende Num­mern: 40 000 ttl auf 115 987, 10 000 .tt auf 2339. 2000 ttt auf 100 174. je 1000 -.tt auf 79 763, 60 326, je 500 ttl auf 104 489, 63 758, 25 946, 112 375, 110 677, 109 278. Die 15 Pferdegewinne werden heute ge­zogen. (Ohne Gewähr.)

Schwäbische Gedenktage. In der Nacht vom 24./25. April 1850 brannten in Güglingen 33 Häuser nieder. Am 25. April 1525 wurde Kloster Hirsau von den aufrühre­rischen Bauern erstürmt, die ihm einen Schaden von 16 000 fl. zusügten. Am 26. April 1645 kam es vor dem Kirchhof zu Eindringen zu einem Gefecht zwischen bayrischen Truppen und Teilen des französisch-weimaranischen Heeres. Am 27. April 1810 ist der Philosoph Joh. Ulrich Wirth, zuletzt Stadtpfarrer in Winnenden, zu Ditzingen OA. Leonberg ge­boren, er starb 1879. Am 28. April 1525 wurde Schorn­dorf von den aufrührerischen Bauern besetzt. Am 29. April 1750 ist in Biberach geboren Joh. Michael Frey, Maler und Kupferstecher in Augsburg, gestorben 1813. Am 30. April 1638 starb in Basel der württembergische Kanzler Löff­ler, er hat seinem Vaterland in den Wirren des 30jährigen Krieges viel genützt. Löffler war im Jahre 1580 in Löchgau geboren.

Selbstmörderleichen. Nach einer vom Ministerium des Innern an die Oberämter ergangenen Anweisung soll in Zukunft von der Ablieferung der Leichen von Selbstmördern an die Anatomische Anstalt in Tübingen abgesehen werden, wenn die Leiche von Angehörigen oder Nahestehenden zur Bestattung beansprucht wird. Auch wird in Zukunft ohne besondere Veranlassung eine Leichenöffnung der Selbstmörder nicht mehr stattfinden.

Hagelversicherung. Im Hinblick auf das Heran­nahen des Sommers wurden die Oberämter, Land­wirtschaftsinspektoren und Ortsvorsteher beauftragt, bei jeder Gelegenheit den Landwirten die Ver­sicherung ihrer Felderzeugnisse gegen die überall im Lande drohende Hagelgefahr dringend zu empfehlen. Es wurde vom Ministerium des Innern darauf hin­gewiesen, daß die Norddeutsche Hagelversicherungs­gesellschaft in Berlin aus der von dem württembergi- schen Staat mit ihr abgeschlossenen Uebereinkunft verpflichtet ist, auf Antrag der Beteiligten die Feld- Feldfrüchte sämtlicher Landwirte in Württemberg