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Nr. 94> Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.

SrsSetnungswelse: «mal wöchentlich. «n,etsenprel«: Im 0ber-mt». Krztrk kalw für dt« «inspaltta« BorgiszeUe 10 Psg., außerhalb desselben 12 Psg., BleLamen 2S Psg. Uchluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag». Telefon S.

Freitag, den 2H. April

>e>ug»pret»: In der Stabt mit Trägerlohn Mk. I.W vierteljährltch, Post- teiugsprei» für den Ort»« und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.S0. »estellg-ld in Württemberg SO Psg., in »-,-rn und Reich 42 Pf,.

Bekanntmachung.

Die Maul- und Klauenseuche

ist in Klosterreichenbach erloschen. Der Bezirk Freudenstadt ist wieder seuchensrei.

Calw, den 23. April 1914.

K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.

Dom amerikanisch-mexikanischen Krieg.

Der Besetzung von Veracruz durch die Amerikaner ist die Einnahme von Tampico auf dem Fuße gefolgt. Die Stadt ist gleichfalls Hafenstadt' sie liegt im mexika­nischen Staat Tamaulipas, erreicht aber für den Handel lange nicht die Bedeutung wie Veracruz. Zollamt und Kabelstation sind in den Händen der amerikanischen Truppen. Aus Veracruz wird gemeldet: Sofort nach der Einnahme der Stadt wurde die Beerdigung der in der Tropenglut umherliegenden mexikanischen Leichen angeordnet. Die Amerikaner gingen fächerartig vor, jedes Haus nach Scharfschützen und Bewaffneten durch­suchend. Sie nahmen viele Personen gefangen, wovon die Mehrzahl hysterisch oder mit großer Zungenfertig­keit ihre Unschuld beteuerten. Die Amerikaner warfen die in den Häusern gefundenen Gewehre aus den Fen­stern. Vor der Marineakademie empfing die Amerika­ner der heftigste Kugelregen, jedoch spreng­ten bald die Geschosse zweier Kreuzer die Steinmauern und brachten das Eewehrfeuer dahinter zum Schweigen. Der Hauptplatz und die Mitte der Stadt boten mit dem blutbedeckten Stratzenpflaster und den zerbrochenen Fensterscheiben ein schauriges Bild. In der Hauptstadt Mexiko herrscht große Bewegung über das entschiedene Vorwärtsdrängen der Amerikaner. Der Rebellenführer Carranza hat sich an die Seite seines Todfeindes Huerta gestellt und die amerik. Regierung aufgefordert, die Feindseligkeiten einzustellen und die Truppen vom mexik. Boden zurückzuziehen, andernfalls werde Mexiko gezwungen sein, auf den ungleichen, von Mexiko nicht gewünschten Krieg einzugehen. Wilson antwortete, die Vereinigten Staaten hätten nicht den Wunsch, das mexikanische Volk zu beherrschen, sie müßten aber ihre rechtmäßigen Forderungen gegenüber denen durchsetzen, die gegenwärtig die Herrschaft hätten. Wie das Kriegsaint in Washington erfuhr, vereinigten sich die Aufständischen bei Tampico mit den Anhängern Huertas gegen die Amerikaner, auch hat der mexikanische Ge­schäftsträger für Amerika seine Pässe erhalten. Die durch Mexiko führende Tehuantepic-Eisenbahn hat ihren Betrieb eingestellt. Die American Smelting Company gab bekannt, daß sie alle ihre Werke in Mexiko schlie­ßen lasse. Ihre amerikanischen Angestellten haben Anweisung erhalten, Mexiko sofort zu verlaßen. Aus Zuarez wird gemeldet, daß diebritischen Unter­tanen aufgefordert worden sind, unverzüglich Mexiko zu verlassen. Es leben ungefähr 700 Engländer in Mexiko.

*

Eine Vermehrung der deutschen Schiffe in den mexikanischen Gewässern zum Schutzdienst ist nicht beabsichtigt. Z. Zt. befindet sich der kleine Kreuzer Nürnberg" an der Westküste und der kleine Kreuzer Dresden" an der Ostküste Mexikos. Der letztere soll von dem kleinen KreuzerKarlsruhe" abgelöst werden, der jüngst seine Probefahrten erledigt hat.

Stabt, Bezirk und Nachbarschaft.

Calw, den 24. April 1914.

Vom Rathaus.

Oeffentliche Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag nachmittag von 4 Uhr ab unter dem Vorsitz von Stadtschult­heiß Conz. Anwesend sind 11 Gemeinderäte.

Zu Beginn der Sitzung kam ein Vertrag zwischen den G.E.T. und der Firma Chr. Ludw. Wagner hier über Stromlieferung, der unter Anerkennung der Stadtverwaltung zustande kam, zur Verlesung. Bedenken wurden keine erhoben, sodaß der Vertrag auch Dom G.R. als genehmigt gilt. G.R. Schoenlen fragt an, wie es mit der Beteiligung

der Stadt an der S ch w a rz w a l d w a s s e r ver­so r g u n g stehe. Der Vorsitzende erwiderte daß ihm mit­geteilt worden sei, daß von einer Beteiligung der Stadt in absehbarer Zeit nicht die Rede sein könne, weil die Trieb­kräfte der Enz jetzt schon aufs höchste ausgenützt seien und nicht noch mehr heraufgepumpt werden könne. Es könne aber in Frage kommen, daß im Laufe der Zeit, wenn weitere der­artige Gesuche an die Schwarzwaldwasserversorgung gelangen sollten, der Verstärkung der maschinellen Einrichtungen im Enztal nähergetreten, werde. Dann wolle man wieder unter­handeln. Stadtsch. Conz hat sich mit Neubulach und Lic- belsberg in Verbindung gesetzt, die sich gleichfalls an die Wasserversorgung anschließen wollen. Dementsprechend ist Calw in Stuttgart und bei der Schwarzwaldwasserversorgung vorstellig geworden, daß diese 3 Gemeinden ins Versorgungs- gebiet einbezogen werden möchten. Aus der Mitte des Ge- meinderats wurde zur Sprache gebracht, daß kürzlich die Häu­ser am Kapellenberg ohne Wasser gewesen seien. Stadt­pfleger Dreher gab bekannt, daß das auf einen plötzlich eingetretenen Schaden in der Hauptleitung des Behälters im Bischofs zurückzuführen gewesen sei. Die davon betroffenen Hausbewohner seien benachrichtigt worden und hätten beim Bahnwärter Bächlein ihren Bedarf an Wasser decken müssen, bis am Montag vormittag wieder abgeholfen gewesen sei. Darnach wurde eine Abmachung zwischen Stadt, Zimmer­meister Kirchherr und Färbereibesitzer Wörner zu erledigen versucht. An letzteren sollte der erbetene Streifen von 3 Metern Breite auf der Badewiese von der Stadt zu 4 Mark über­lassen werden. Die Wehrzufahrt müßte Herr W. als Servitut eintragen lassen. Die Angelegenheit konnte aber nicht erledigt werden, da G.R. Zimmermeister Kirchherr fordert, daß in den Abmachungen festgelegt wird, daß er auf die Grenze bauen darf, was ihm gesetzlich erlaubt wäre, wenn er massiv bauen würde. Herr Kirchherr möchte dieses Recht aber auf jeden Fall; er habe sich dieses schon bei den ersten Verhand­lungen ausbedungen. Der Vorsitzende kann sich dieser For­derung Herr Kirchherrs nicht mehr entsinnen, wie auch seine damaligen Ausschreibungen nichts über sie enthalten. Die Bäckerfachschule hat ihr Schuljahr abgeschlossen mit 144 Mark Einnahmen und 236 Mark Ausgaben. Sie war von 28 Schülern besucht. Die Bäckerinnung kommt beim Ge­meinderat um Wiedergenehmigung von 60 Mark jährlichem Beittag ein. Da die Schule, wenn sie nicht von der Innung be­trieben würde, eine weitere Klasse bei der Gewerbeschule not­wendig machen, und also auch Geld kosten würde, steht der Genehmigung nichts im Wege. Der Gemeinderat be­willigt dem städt. Vorarbeiter Haug für Ueberzeitarbeit wäh­rend des Hirsauer Straßenbaus eine vom Stadtbauamt be­antragte außerordentliche Zulage von 10 Mark. Stadtbaumeister König und G.R. Hippelein nahmen auf dem Calwer Hof Augenschein ein. Es sind einige Ar­beiten vorzunehmen (Kellerentwässerung usw.), die 100 Mark kosten werden. Diese wurden genehmigt. Für die aus ihrer Lehrstelle als 2. Handarbeitslehrerin geschiedene Frl. Vö­gele hat sich als einzige Bewerberin Frl. Helene Knecht von hier gemeldet. Frl. Knecht wird den a-n 8. Juni be­ginnenden siebenwöchigen Ausbidungskurs in Stuttgart be­suchen und dann ihre Stellung antreten. Als Nachfolger des nach Ochscnbach verziehenden jetzigen Hauptlehrers Hag- ner wird mit dem 1. Mai Unterlehrer Friedrich Leut­wein von Hühnerberg an die hiesige evang. Volksschule kom­men. Damit war der wesentliche Teil der Beratungsgegen­stände erschöpft. Schluß 6 Uhr.

Zur Hebung des Mittelstandes. Erneut legen die Oberämter höherer Weisung zufolge den gewerbe­reicheren Gemeinden, insbesondere solchen mit größerer Arbeiterbevölkerung nahe, zur Besserung der gegen­wärtigen ungünstigen Lage des Mittelstandes in Hand­werk, Gewerbe und Handel, die zu vergebenden Liefe­rungen und Arbeiten: a) soweit die für deren Ausfüh­rung notwendigen Mittel schon bewilligt sind, tunlichst bald in Angriff zu nehmen, b) soweit möglich an ein­heimische Bewerber unter der Bedingung zu vergeben, daß sie in erster Linie die Arbeiten durch einheimische Arbeiter ausführen lassen.

Die Benutzung der Friedhöfe zu Vogelschutzstätten ist auf einer Reihe älterer Kirchhöfe mit gutem Baumstand er­folgreich versucht worden. Jene Beispiele sollten zur Nach­ahmung verlocken. Für gewöhnlich herrscht auf den Gräber­feldern Stille. Hier würden also die Vögel ihre Ruhe finden, deren sie so sehr bedürfen. Auf älteren Friedhöfen sind auch viele Bäume und niedrige Büsche, alte Exemplare von Lebens­und Buchsbäumen vorhanden, ebenfalls sind auf jedem Fried­hofe Wasserbrunnen, sodaß auch eine Anlegung von Vogel­tränken leicht ist. Natürlich muß auf Vogelfänger geachtet werden, damit sie nicht die vortreffliche Gelegenheit zum Maffenfang ausnutzen. Dieselben Vernunftsgründe für den Vogelschutz auf Friedhöfen treffen für die Gärten von Krankenhäusern zu. Stellt man die Krankenhaus­gärten in den Dienst des Vogelschutzes, so wäre damit zugleich Tausenden von Kranken eine große Freude bereitet. Für die ans Bett Gefesselten und Leidenden wäre es nicht nur ein Zeitvertreib, sondern die Schaffung einer Stunde inneren Glückes, wenn sie durch die geöffneten Fenster dem Gesänge der gefiederten Boten lauschen könnten. Es ist eine altbekannte Erfahrungstatsache, daß es für viele Krankheiten kein besseres Heilmittel gibt als einen Becher voll Freude.

A> Teckenpfronn, 23. April. Unter Leitung von Haupt­lehrer Häußler fand am 19. ds. Mts. das Frühjahrs­kränzchen des Liederkranzes statt. Nach einer Begrüßungs­rede des Dirigenten wicketle sich das 15 Nummern umfassende Programm flott ab. Den Höhepunkt des Abends bildete die Aufführung vonSchwitzgäbeles Erbschaft", von August Reiff. Besonders verdient um die Feier machte sich Unter­lehrer Degenhart, der durch gefühlvolle Deklamation und durch sein schönes Geigenspiel die Anwesenden erfreute. Zum Schlüsse dankte Gemeinderat Heinrich allen, die zum Ge­lingen der Feier beitrugen.

Altensteig, 19. April. Die Krankenhausfrage, welche hier schon so viel Staub aufwirbelte, ist endlich gestern in einer gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien entschieden worden. Die Notwendigkeit des Baues war aller­dings schon längst anerkannt, ebenso war man allgemein der Ansicht, daß etwas echtes erstellt werden müsse. Es war des­halb eine Kommission gewählt worden, die mehrere neuer­baute Krankenhäuser (in Sulz a. N., Neuenbürg u. a.) be­sichtigte. Jetzt ist auch die Platzfrage geregelt. Mit Stimmen­mehrheit wurde das Projekt in der Weihergasse, wo die Stadt eigenen Grund und Boden besitzt, angenommen gegen das andere auf der Höhe Zumweiler zu. Entscheidend fürs erstere war vor allem der Umstand, daß dabei das Krankenhaus An­schluß an die Wasserleitung bekommen kann. Beim Plan auf der Höhe wäre die Erstellung einer besonderen Wasserleitung nötig geworden, was die ohnehin beträchtlichen Ausgaben noch vermehrt und zugleich auch die beträchtlichen Unterhaltungs­kosten vergrößert hätte. Die Erstellung des Krankenhauses macht auch einen Straßenbau mit über 10 000 Mark Kosten­voranschlag nötig. (Gesellschafter.)

Württemberg.

Konjunktur und Eisenbahnabschluß.

Im letzten Etat waren die Eisenbahneinnahmen, beson­ders die aus dem Güterverkehr, ziemlich hoch eingestellt wor­den. Es fehlte nicht an warnenden Stimmen, die auf die Anzeichen eines Konjunkturrückgangs hinwiesen. Die War­ner haben recht behalten. Nach dem jetzt vorliegenden Gesamt­ergebnis der württembergischen Eisenbahneinnahmen aus dem Rechnungsjahr vom 1. April 1913 bis 31. März 1914 ergab nach den bereits bekannt gegebenen Ziffern der Personen- und Güterverkehr zusammen gegenüber dem Vorjahr ein Mehr von 204176 Mark und gegen den Etat ein Mehr von rund 80 000 Mark. Der Güterverkehr allein aber erbrachte gegen den Etat einen Ausfall von 1944 OM Mark und nur noch eine Mehreinnahme gegen das Vorjahr von 503 790 Mark. Unter Einrechnung der Einnahmen aus sonstigen Quellen bleibt gegen den Etatvoranschlag ein Gesamtausfall von 1317 200 Mark und gegen das Vorjahr nur noch ein Mehr von 807 068 Mark. Es ist möglich, daß die Ausgaben eine Verminderung erfahren haben und daß folglich der etatmäßige Ausfall sich schließlich geringer darstellt, aber die Ausgabe­ziffern sind noch nicht bekannt gegeben.