Nr. 82.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw.

8g. Jahrgang.

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ürFnseratannahme IS Ilhr vormittag«. Telefon 9.

Mittwoch, den 8. April MH.

«e,ug«pre»».- An üer Eradt mit TrLgerlohn Ml. 1.28 vtertel^ihrllch, Post- be,ug«pr-tr für den Ort«, und NachbarortSvcrkcbr Ml. 1.20. im Fernverkehr Württemberg S0 Psg., in Bayern und Reich 42 P,g.

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Ir den Ort« Bestellgeld in

Amtliche Vekanntmachrrngsn.

Sekannkmachung.

Die Frühjahrskbntrollversllmnüungen 1914 finden im Kontrollbezirk Calw wie folgt statt:

1. Kontrollplatz Neubulach am 15. April 9F5 Uhr vor- Religion gefragt.

SozialdemoLratieund Religionsangehörigkeit.

Am 4. Januar 1914 brachte derVorwärts" folgende kleine, aber interessante Statistik:

Getreu dem Grundsatz, daß Religion Privatsache ist, wurde bisher in unserer Partei niemand nach seiner In Breslau aber haben unsere

mittags auf dem Lindenplatz beim Lamm für die Gemeinden: Genossen vor einiger Zeit den Beschluß gefaßt, unter den

Altbulach, Emberg, Holzbroun, Oberhaugstett, Teinach.

Liebelsberp Neubulach.

Mitgliedern des sozialdmokratischen Vereins eine Um­frage nach der Religionszugehörigkeit zu veranstalten. 2. Kontrollplatz Neuweiler am 15. April 2 Uhr nackmit- Agitatorische Gründe waren hierzu die Veranlassung,

tags beim Rathaus für die Gemeinden:

Agcnbach, Aichhalden, Vergärte, Breitenberg, Hornüerg, Martinsmotz, Neuweiler, Oberkollwangen, Schmieh, Zwe­renberg.

3. Kontrollplatz Calw am 18. April, 8 'Uhr vormittags bei der Turnhalle für die Gemeinden:

Hirsau, Neuhengstett, Obeikollbach, .Ottevbronn, Dtannn- heim. j

4. Kontrollplatz Calw am 18. April 10 Uhr vorwiittags!

bei der Turnhalle für die Gemeinden: ^

Lenn die ewigen Behauptungen der Zentrumspresse, katholische Arbeiter könnten nicht Sozialdemokraten sein, sollten durch Zahlen widerlegt werden. Das Ergebnis der Umfrage liegt jetzt vor. Von 9312 Mitgliedern haben 7076 die Fragebogen zurückqeliefeir. Unter diesen waren:

Evangelische

. 4328

Karholiken

. 2145

Dissidenten

. . . 39»

Freireligiöse

367

Juden

49

Altburg, Alzenberg, Oberreichenbach, Dötenbach, Som-k

menhardt, Würzbach, Zaoelstein. ^ 388 Fragebogen enthielten hinsichtlich der Religion

5. Kontrollplatz Calw mn 18. April 2,15 Uhr nach- keine Angaben. Das Verhältnis zwischen evangelischen

mittags bei der Turnhalle für die Stadt-Gemeinde Calw für z und katholischen Mitglieder entspricht fast genau dem sämtliche Kontrollpflichtige. s gleichen Zifsernverhältnis in der Grsanrtbevölkerung von

6. Kontrollplatz Gechingca am 30. Apok 2 Uhr nach mit-, Bresiau. Die katholische Religion ist also gar kein so

tags bei der Kirche für die Gemeinden: festes Bollwerk gegen die Sozialdemokratie, wie sie vom

Althengstett, Dachtel, Gechiugen, Dcckcnpstonn, Ostelsheim,^Zentrum immer hingestellt wird. Aber auch das Gerede

Simmozheim. fvon der Religionsseindlichkeit der Sozialdemokratie

. Kontrollplatz LiebenzcL am 21. April 8,15 Uhr vor-j überhaupt wird durch die Zahlen ins rechte Licht gerückt. Das gibt einen kleineren Strauß für sich

lich wir sind noch früh im Jahre! Zu große Erwartungen dürfen wir da nicht stellen! Aber nur einmal hinaus! Es wird sich schon etwas finden.

Wir lassen das Städtlein hinter uns und schlagen einen Fahrweg ein, der uns in den Wald führen soll. Und sieh! da grüßt uns schon etwas von den kahlen Hängen entgegen! Haselnuß blüten sind's, zierliche, schlanke Gebilde, denen der VolksnameWürstlein" eigentlich nicht recht anstehen will. Wie leichte Lampions schweben und schwanken sie in der Lust und lassen sich vom Winde ordentlich mitnehmen. Aber das wollen sie ja gerade! Deshalb sind sie auch schon so bald ge­kommen, ehe eigene und fremde Blätter ihnen die freie Aus­sicht nehmen. So aber kann der Wind von allen Seiten an die männlichen Kätzchen heran und den Blütenstaub Heraus­blasen. Die am selben Strauch sitzenden weiblichen Blüten strecken ihre langen roten Narben zwischen den Knospenschup­pen hervor und fangen den Pollen auf. Die Kätzchen da sind schon im Vorjahre gebildet worden und haben den ganzen Winter überstanden, die männlichen sogar ganz schutzlos, die weiblichen durch die Knospenschuppen gedeckt. Obwohl der Haselsußstrauch schon so früh Hochzeit hält oft schon im Februar reifen seine Früchte erst im Herbst. Das kommt daher, daß der Pollen lange aufbewahrt wird und die Bildung der Samenanlagen erst im Mai oder Juni beginnt; auch wachit die Frucht anfänglich sehr langsam. Von den beiden vorhandenen Samenanlagen kommt meist nur eine zur Ent­wicklung; werden beide ausgebildet, so gibt's einViellieb- cheu-. Wir holen uns ein paar Zweiglein und entdecken, daß unten am Boden die Veilchen in voller Blüte stehen.

mittags bei der Turnhalle für die Gemeinden:

Monakam, Unterhaugstett, Unterreichendach.

8. Kontrollplatz Liebenzell am 21. April, 10 Uhr vor­mittags bei der Turnhalle für die Gemeinden:

Dennjächt, Ernstmühl, Liebenzell, Möttlingen.

Zu den Kontrollversammlungen haben zu erscheinen:

-Den 766 Dissidenten und Freireligiösen stehen 6522 Mit- iglieder von Kirche und Synagoge gegenüber."

Interessant ist in der Tat die starke' Beteiligung der Katholiken an der Parteizugehörigkeit, weiter die geringe Zahl der Freireligiösen und Dissidenten, wobei freilich nicht deutlich wird, ob die Umfrage v o r der gro-

1. sämtliche Reservisten und Landwehrleute I. Aufgebots, Pen Novembrragitatiou zumMassenstreik gegen die

sowie sämtliche Ersatz-Reservisten (einschließlich der als daatskirche" erfolgte oder «ist hinterher. Freilich, es i Strauch. Wenn es uns nicht schon die im Vergleich zu den

Schon von weitem sehen wir dann, daß uns am Wald- ravde Palmkätzchen winken, ohne die wir uns ja keinen Öfterst!aus; denken können, viele weiße Pelzkäppchen, und da und dort leuchtet etwas dazwischen goldgelb. Das sind die Ehepaare der Salweide, die Hellen, silberglänzenden Weibchen in einem noch etwas winterlichen Pelzkostüm, und die Männ­lein auffällig prunkend, jedes stolz für sich auf eigenem

zeitig selb- und garnisondienstunfähig und der zeitig handelt sich mn Breslau, nicht um Berlin! Hier möchte oder dauernd als nur garnisondienstfähig bezeichnten man einmal genaue Zahlen erfahren; hier hat die maß- Mannschaften.) jlche Agitation einschneidende Wirkung gehabt. Ob das

2. Die zur Verfügung der Truppenteile und Ersatzbchör- j "Gerede von der Religionsseindlichkeit der Sozialdemo-

den entlassenen Mannschaften kratie" wirklich ein bloßesGerede" ist? Leider doch

3. Diejenigen Mannschaften, die als zeitig Halb- oder "rcht überall. (AusEvangelischä^ozial".)

Ganzivalide anerkannt

sind.

Diejenigen Mannschaften der Jahrrsklasse 1W2, die in der Zeit vom 1. April bis 30. September in das stehende Heer eingetreten sind, werden im letzten Jahre ihrer Dienstpflicht in der Landwehr l. Aufgebots bei . ' der Herbstkontrollversammlung zur Landwehr !I- Auf- ^ . gebots überführt und sind von der Teilnahme an der Frühjahrskontrollversammlung d. Js. entbunden; die- , selben haben dagegen bei der Herbstkontrollversammlung d. Js. zu erscheinen. Diejenigen Leute, die einem Ge- ! ftcllungsbefehl zur Uebung zum 15. April d. Js. Folge zu leisten haben, sind von der Teilnahme an der dies­jährigen Frühjahrskontrollversammlung befreit. Mrlitärpässe nebst den darin befindlichen Kriegsbeorde- rungen bezw. Paßnotizen, sowie Führungszeugnisse sin- mit zur Stelle zu bringen.

Stöcke, Schirme Zigarren usw. sind vor Beginn der Koit- trollversammlungen abzulegen.

Orden und Ehrenzeichen sind anzulegen.

Unentschuldigtes Fehlen, sowie verspätetes Erscheinen wird mit Arrest bestraft.

Befreiungsgesuche müssen spätestens 6 Tage vor der be­treffenden Kontrollversammlung beim Bezirksfeldwebcl cin- grhen, andernfalls dieselben keine Berücksichtigung mehr finden Calw, den 16. März 1914.

König!. Bezirkskommando.

Die Ortsbehörden werden beauftragt. Vorstehendes in den Gemeinden wiederholt auf ortsübliche Weise bekannt zu geben.

Calw, den 17. März 1914.

K. Oberamt: Binder.

Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.

Calw, den 8. April 1914.

Soriverzüge über die Feiertage.

lieber die Osterfeiertage kommen folgende Sonder­züge zur Ausführung:

Am Ostersonntag, den 12. April. Vorzug 850 StuttgartCalw, Calw an 7.10 worin. Vorzug 907 PforzheimBad Teinach, Calw an

11.31 vorm.

Vorzug 913 PforzheimCalw, Calw an 1.40 nachm. Zug 928 CalwPforzheim, Calw ab 5.W nachm. Zug 939 Unterreichenbach-Calw, Calw an 7.57 nachm.

Am Ost er manag, Len 13. April. Vorzug 907, PforzheimBad Teinach, Calw an

11.31 vorm.

Borzug 913 PforzheimCalw, Calw an 1.40 nachm. Zug 928, CalwPforzheim, Calw ab 5.35 nachm. Zug 939 Unterreichenbach-Calw. Calw an 7.57 nachm, ferner:

Vorzug 917 PforzheimCalw, Calw an 3.13 nachm. Vorzug 875 CalwStuttgart H. mit Halt an allen Unterwegsstationen, Calw ab 7.15 nachm.

Zug 3870 CalwPforzheim, Calw ab 9.33 nachm., Pforzheim an 10.33 nachm, mit 2.4. Kl. und Halt an allen Unterwegsstationen.

Ein Osterstrauß.

Bald ist Ostern. Da sollte ein frischer Strauß unfern Tisch schmücken, keiner vom Gärtner und aus dem Gewächs­haus nein, einer, den wir uns selbst draußen holen wollen in der eben erst erwachenden Pflanzenwelt, einer, den wir uns von der Natur selbst zum Osterfest schenken lassen. Frei-

Haselnußblüten plumpe Form der Kätzchen gesagt hat, daß wir hier schwerlich einen Windblütler vor uns haben, so läßt uns diese Farbenpracht nicht mehr im Zweifel darüber. Und in der Tat in diesen schlechten Zeiten so früh im Jahr sind die Bienen goldfroh an unsrer Weide. In den männ­lichen Blüten gibt es Pollen die Hülle und Fülle, in den weiblichen sogar Nektar; beide sind also begehrenswert, und für die Pflanze ist die Befruchtung verbürgt. Wir dürfen uns ohne Gewissensbisse ein paar Zweige abschneiden. Der Weide macht das nicht viel aus; ja sie ist imstande und läßt für den geraubten Sproß zwei neue wachsen. Wir treten nun in den Wald ein. Sein Boden ist noch braun, aber wir entdecken doch schon da und dort etwas Farbiges. Vereinzelt zeigen sich schon die weißen Sterne der Anemone n, aber ihre eigentliche Zeit ist noch nicht gekommen. Wir wollen diese erste Vorboten stehen lassen; das Pflänzlein ist ja auch gar zu zart und hängt zu sehr an seinem Mutterboden, es würde uns in der Hand rasch verwelken. Aber da kommen wir an einen Platz, wo einer seiner Verwandten den Boden weithin schmückt, das zierliche Leberblümchen, auch Märzblüm­chen genannt. Meist ist es schön blau; in Nordtirol aber z. B. findet man rote, weiße und blaue Blüten in buntem Durch­einander. Auch das Leberblümchen wartet auf Jnsektenbesuch, kann sich aber, wenn er ausbleibt, auch durch Selbstbestäubung helfen. Ein ziemlich derbes Pflänzchen ist dasLünge n- kraut, dem wir bald irgendwo begegnen; nur die Blüten sind auch hier sehr zart. Zuerst beim Aufblühen sind sie rot, später werden sie blau. Man liest oft, daß das mit der Be­fruchtung Zusammenhänge; solche Angaben sind zwar sehr in­teressant, aber die Sache ist durchaus noch nicht spruchreif. Die Blüte des Lungenkrauts ist auf Kreuzbefruchtung ange­wiesen; wie bei der Schlüsselblume haben wir zwei verschie­dene Blutenformen, die eine hat lange Griffel und kurze Staubgefäsie, bei der andern ist es umgekehrt. Befruchtung tritt aber nur ein, wenn Blutenstaub der einen Art von den Staubgefässen auf die gleichartigen Griffel gelangt, also von langen Staubbeuteln auf lange Griffel und von kurzen auf kurze. Man sehe sich ein paar Blüten an und wird bald die