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Nummer 223

ALteusteig. Montag den 23. September 1 ^ 2 ^

52. Juhrguns

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Berlin, 22. Sept. Der Reichsausschutz für das deutsche Volksbegehren teilt mit: Das Präsidium des Reichsaus­schusses ist am Samstag in Berlin zu einer Sitzung zu­sammengetreten, in der erneut der einmütige Wille zum Ausdruck kam, sich für das Volksbegehren zur Verhinde­rung des Poungplanes und zur endgültigen Beseitigung der Kriegsschuldlüge mit allen Kräften einzusetzen. Um die Absicht des Reichsausschusses, die Person des Reichspräsi­denten vor jedem Zusammenhang mit dem Gesetzentwurf zu schützen, auch gegenüber böswilliger Auslegung schärfer zum Ausdruck zu bringen, wurde durch die Einfügung des Wortes ,>deren" folgende Fassung des Z 4 einstimmig be­schlossen:Reichskanzler und Reichsminister und deren Be­vollmächtigte, die entgegen der Vorschrift des § 3 Verträge mit auswärtigen Mächten unterzeichnen, unterliegen den im § 92 Ziffer 3 St.E.B. vorgesehenen Strafen." Die Ver­treter des Reichslandbudes und der Christlichnationalen Bauern- und Landvolkpartei hielten ihre grundsätzliche Stellungnahme gegen die Strafbestimmung des § 4 ge­mäß den Beschlüssen ihrer Vorstände aufrecht. Getragen von dem unerschütterlichen Willen zum schärfsten Kampf gegen Poungplan und Kriegsschuldlüge erklärten sie jedoch, daß Reichslandbund und Christlichnationale Bauern- und Landvolkpartei Schulter an Schulter mit den anderen Ver­bänden im Rechsausschutz für die gemeinsame Sache kämp­fen werden.

EntWWen

Besprechungen über ein Militärbündnis mit Frankreich

Die national-liberale Korrespondenz macht aufsehenerregende Mitteilungen, wonach der deutschnationale Abg. Klönne ohne Wissen der deutschen amtlichen Stellen mit französischen Militär­kreisen und Politikern über ein deutsch-französisches Militär­bündnis unterhandelt habe! Herr Klönne reist seit dem Jahre 1926 in politischer Mission nach England und Frankreich. Er hat in zahlreichen Gesprächen mit französischen Politikern den Franzosen ein Militärbündnis und ein Zusammengehen Deutsch­lands und Frankreichs gegen Sowjetrutzland angetragen. Er hat über dasselbe Thema mit einem hervorragenden beamteten englischen Politiker in Paris Besprechungen gehabt. Ein fran­zösischer General, der aus seiner Tätigkeit im Zusammenhänge mit Fragen der Entwaffnung Deutschlands wohlbekannt in Deutschland ist und als ein hervorragender Kenner des augen­blicklichen Rüstungszustandes in Deutschland gelten mutz, ist mit Wissen von Herrn Klönne und mit Wissen der hinter ihm stehenden deutschnationalen Hintermänner im Winter 1927/28 nach Berlin gekommen, um mit deutschen Militärs die Frage eines deutsch-französischen Militärbündnisses zu besprechen. Selbstverständlich verlief aber die Mission des französischen Ge­nerals ergebnislos.

Der Jungdeutsche" erklärt, datz der Stahlhelm und der Vor­sitzende der Deutschnationalen Volkspartei, Eeheimrat Hugen- berg, durch die Chefredakteure Freiherr von Modem und Dr. Kriegk mit dem Mitglied der französischen Kammer Paul Re­na u I d im Hause des Kali-Industriellen Arnold Rechberg über die Bedingungen für ein Zusammengehen mit Frankreich ver­handelt hätte. Dazu übermitteln beide Herren eine Erklärung, aus der hervorgehr, datz Ende April dieses Jahres in der Woh­nung des Generals von Lippe anläßlich einer Tee-Einladung in Anwesenheit mehrerer anderer Herren, darunter Rechbergs, eine Besprechung stattgefunden hat, in der über die politischen Anschauungen Renaulds gesprochen wurde. Es sei nicht wahr, datz die beiden Genannten in irgend einer Form beauftragt waren. Es sei ebenso wenig wahr, datz sie irgendwelchen Be­dingungen Renaulds zustimmten. Renauld habe in dieser Unter­redung das Programm einer Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich mit weitgehenden politischen und militärischen Angeboten entwickelt. Er habe aber durchblicken lassen, daß er seine persönliche Ansicht und nicht ein offizielles Angebot der französischen Regierung vertrete.

Tllgmg der RMverbander der deutschen MMie

Düsseldorf, 2g. Sem, Die Mitgliederversammlung des Reichs- verdandes der Deutschen Industrie trat beute liier zu einer Tw- Sung zusammen. In der Begrüßungsansprache hob der Vorsitzende Eeheimrat Dr. Duisberg hervor, datz aus dem Gefühl der schwe­ren Verantwortung heraus von einer Erörterung der Neure­gelung der Reparationsfrage durch den Boungplan und der sich daraus ergebenden wirtschaftsvolitischen Forderungen Abstand genommen wird, da der endgültigen Entscheidung der politischen Faktoren nicht vorgegriffen werden soll. Dann ging Geheimrat: Dr. Duisberg zu seinem Vortrage10 Jahre Reichsverbarch der Deutschen Industrie" über, in dem er rückschauend dke Entwicklung und die hauptsächlichen Ereignisse der Jahre 191S

bis 1929 würdigte. Im Verlauf feiner Ausführungen bezeichnete der Redner es als ungeheuer wichtig, daß die deutsche Wirt­schaft erkenne, daß sich der weltwirtschaftliche Schwerpunkt vom Atlantik in den Pazifik verlagere. Er wies dabei auf die wich­tige Stellungnahme der großen modernen Wirtschaftsmacht im Osten, Japans, hin und auf die Expansivkraft der Vereinigten Staaten gerade im Pazifik.

Dann hielt Geheimrat Kastl, der bekanntlich Mitglied der deutschen Delegation bei der Haager Konferenz war, das Wort zu seinem Vortrag überFragen der internationalen Wirt, schaftspolitik". Er sing davon aus, datz gerade die gegenwärti­gen Verhältnisse die deutsche Industrie zwingen, auch einmal den Blick in das Riesengefüge der internationalen Wirtschaft zu werfen und auch auf solchen Gebieten, die über die nationalen Grenzen hinausreichen, Erkenntnisse zu finden, die dann schließ­lich für die nationale Wirtschaftspolitik fruchtbar gemacht wer­den können. Eine richtige Würdigung der Entwicklungstenden­zen und Entwicklungslinien könne nur zu dem Schluß führen, daß Deutschland sowohl als Subjekt an der internationalen Wirtschaftspolitik auf das stärkste interessiert sei. Es sei aller­dings nicht zu leugnen, daß ein großes Mißverständnis zwi­schen den Theorien und Empfehlungen der internationalen Wirt­schaftspolitik und dem praktischen Vorgeben der einzelnen Staa­ten bestehe. Trotzdem wäre es aber verfehlt, den großen inter­nationalen Wirtschaftskonferenzen ihren Wert abzusprechen. Schließlich ging der Vortragende noch kurz auf die Reparations­frage als einen besonderen Anwendungsfall der internationalen Wirtschaftspolitik ein. Er betonte den grundsätzlichen Charakter des Reparationsproblems als eines der weltwirtschaftlichen Probleme und wies darauf bin, daß es sich, vom Standpunkt der Weltwirtschaft aus betrachtet, vor allem in dreifacher Ge­stalt auswirke: einmal als Export-Problem, dann als Konsum- Problem und schließlich als Kapital-Problem. Im Gegensatz zu der ganz abwegigen Auffassung, daß der Zusammenbruch eines Landes einem anderen Lande Nutzen bringen könnte, sei als leitender Grundsatz für die internationale Wirtschaftspolitik zu betonen, daß eine nieüerbrechende Wirtschaft kein Gewinn für die anderen Länder, sondern ein Verlust sei. Diese Erkenntnis sei auch der Hintergrund für die auf ein wirtschaftliches Pan- Eurova gerichteten Bestrebungen, die durch die Rede von Bri- and und Stresemann vor dem Völkerbund einen neuen Anstoß erhalten haben. Deutschland dürfte sich bei der Diskussion sol­cher Pläne nicht ausschalten. Allerdings hänge Deutschlands Einfluß in erster Linie von einer Ordnung in seinem eigenen Hause ab. Eine Reihe weiterer Vorträge beschloß die Tagung, nachdem an den Reichspräsidenten folgendes Telegramm gerich­tet wurde:

Dem getreuen Ekkehardt des deutschen Volkes übermittelt die im deutschen, hoffentlich nun auch endgültig befreiten Rhein ra­gende Mitgliederversammlung des Reichsverbandes der deut­schen Industrie in dankbarer Verehrung ehrerbietigste Grüß«, lieber 2000 Jndustrievertreter erneuern in Düsseldorf gleichzei­tig das Gelöbnis, wie bisher so auch in Zukunft mit allen ihren Kräften an dem Aufbau unserer Wirtschaft und an dem Wiederaufstieg unseres Volkes zu arbeiten.

Die LM ill Lesterreich

Die österreichische Verfassungsreform

Wien, 21. Sept. Amtlich wird verlautbart: Nach Abschluß der Berichterstattung der Referenten über die Verfassungsreform fand unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers ein mehrstündiger, vollzähliger Ministerrat statt, in dem einmütig der Beschluß ge» faßt wurde, in der nächsten Sitzung des Nationalrats eine No­velle zum Bundesverfassungsgesetz mit weitgehenden Abände- rungs- und Erweiterungsvorschlägen einzubringen und eine Reihe bereitstehender Vorlagen einer beschleunigten Behandlung zuzuführen.

Die Verfassungsfrage in Oesterreich

Wien, 21. Sept. Die Morgcnblätter bezeichnen einstimmig den Beschluß des Ministerrats, bereits am Donnerstag den Ge­setzentwurf Uber die Versassungsreform im Nationalrat ein- zubringcn, als ein Zeichen der ernsten Entschlossenheit der Re­gierung, aus dem Stadium der Diskussionen so rasch als mög­lich zu voller Arbeit zu kommen.

Vertrauenskundgebung für Bundeskanzler Strerruwitz

Wien, 21. Sept. Der Niederösterreichische Bauernbund ist zu einer großen Tagung zwecks Besprechung der wirtschaftlichen und politischen Lage zusammengetreten. Nach Ansprachen des Bundeskanzlers Streeruwitz und anderer Führer des Bauern­bundes wurde eine Resolution angenommen, in der unter Ab­lehnung des Klassenkampfes und Betonung der Volksgemein­schaft ausgesprochen wird, es sei Pflicht des Bauernbundes, Hand in Hand mit der Heimwehr und im vollen Vertrauen zu den legalen Sicherheitstruppen mit allen erlaubten Mitteln den Reinigungsprozetz durchzuführen, um den ideellen Zweck des Heimatschutzgedankens zum Durchbruch zu verhelfen und den bodenständigen Arbeiter in gemeinsamer wirtschaftlicher Kampf­front zum sozialen Aufstieg zu bringen. Schließlich wird der Regierung Streeruwitz das Vertrauen des Bauernbundes aus­gesprochen und weiter betont, daß die Regierung.unter der Füh­rung eines hervorragenden Mannes der Wirtschaft stehe, der Wege finden werde, denen das Parlament folgen könne und daher folgen müsse.

Die Kundgebung des Wiener Heimatoerbandes 1 Wien, 22. Sept. Die von dem Wiener Heimatverband für! Samstag nachmittag auf dem Heldenplatz vor der Hofburg einberufene Massenversammlung ist ohne jeden Zwischenfall und ohne jede Störung verlaufen. Mehrere Heimweh» fllhrer, darunter Steidle als Hauptredner, hielten Aw^ sprachen, in denen sie das Programm der Heimwehren übers die Verfassungsreform entwickelten.

Sr. Elken« Wer feine Plöne

Friedrichshofen, 20. Sept. In einer Ilnteredung erklärte Dr. Eckener auf Befragen über den Stand der Verhandlungen be­züglich der Einrichtung ständiger Luftschifflinien, daß nach der r» Hamburg bereits erfolgten Fühlungnahme mit Vertretern der Havag in den nächsten Tagen auch die Besprechungen mit ande­ren deutschen Jnteressentengruppen aufgenommen würden. Die Lösung der Frage, wo in Deutschland der neue Luftschiffhafew eventuell errichtet werden solle, sei den zukünftigen Beratungen Vorbehalten. Vorläufig bandle es sich lediglich um das Zu- standekommen eines Luftschiffverkehrs mit Nordamerika über den Ozean. Zu der von der Aero-Arktik für Anfang 1930 ge­planten Nordpolfahrt übergehend, teilte Dr. Eckener mit, daß er aller Voraussicht nach an diesem Flug desGraf Zeppelin" nicht teilnehmen werde. Schließlich äußerte sich Dr. Eckener über die für die nächste Zeit unter Umständen zur Durchführung kom­menden Fahnen des Luftschiffes. Darnach werde der Besuch Berlins keinesfalls vor Ende September bezw. Anfang Oktober stattfinden können. Auch eine Fahrt nach Skandinavien sei dem­nächst nicht ausgeschlossen, falls sie die vorgerückte Jahreszeit und das Herannahen der Tag- und Nachtgleiche nicht illusorisch maibe

Einzelheiten über die nächsten Zeppelinfahrten Die Hamburg-Amerika-Linie gibt soeben Einzelheiten über die nächsten Fahrten des LuftschiffesGraf Zeppelin" bekannt. Am 25. oder 26. September wirdGraf Zeppelin" zu einer s Achtstundenfahrt über der Schweiz aufsteigen, an der 24 Paffa- s giere teilnehmen können. Der Fahrpreis ist vom Luftschiffbau ! auf 400 RM. festgesetzt worden. Einige Tage später, am 28. ! oder 29. September, kommt eine achtstündige Süddeutschland- s fahrt (nördlich bis Kulmbach, zurück über München) zur Durch- ! führung. Die Zahl der Passagiere beträgt wiederum 24, der Fahr­preis ist ebenfalls der gleiche Die dritte Zeppelinfahrt (1. oder 2. Oktober) führt über Schlesien nach Berlin. Dort wird das Luftschiff möglicherweise eine Nacht am Ankermast festmachen. Die Heimfahrt erfolgt über Ostpreußen. Sämtliche Plätze dieser Reise sind bereits ausverkauft. Schließlich wirdGraf Zeppe­lin" am 10. Oktober eine 14stündige Fahrt nach Holland unter­nehmen, an der 20 Passagiere zu einem Passagepreis vom 700 RM. teilnehmen können.

Neues vom Tage

Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin Mitte dieser Woche

Frankfurt a. M., 22. Sept. Wie dieFrankfurter Zei­tung" aus Heidelberg meldet, wird Reichskanzler Müller seinen Erholungsurlaub auf Vühlerhöhe am nächsten Mitt­woch abschlietzen und nach einem kurzen Besuch in Heidel­berg die Rückreise nach Berlin antreten. Der Reichskanzler wird an der am 30. September stattfindenden Reichstags­sitzung teilnehmen und seine Dienstgeschäfte wieder auf­nehmen.

Verringerung des Personals der Rheinlandkommission Paris, 21. Sept. DemMatin" wird aus Koblenz ge­meldet, datz das Personal der interalliierten Rheinland- kommisfion für die nach Wiesbaden zu überführenden drei Oberkommissariate zusammen kaum 50 Personen umfassen wird. Gegenwärtig besteht das Personal aus etwa 200 Be­amten, von denen zwei Drittel bereits in Urlaub geschickt wurden. Es gab auch schon eine Zeit, in der die Kommis­sion 1000 Beamte umfaßte.

Saarvorbesprechungen in Heidelberg Heidelberg, 22. Sept. Am Montag findet auf Einladung des Auswärtigen Amtes in Heidelberg eine Sitzung d« Saarausschusses mit den Vertretern der Reichs- und Länder­ministerien in Anwesenheit des Führers der deutschen Dele­gation für die deutsch-französischen Saarverhandlungen, des Staatssekretärs z. D. von Simson, statt. Gegenstand der Beratungen ist eine Aussprache über die bevorstehenden deutsch-französischen Verhandlungen und die Beteiligung der Saar an diesen Verhandlungen. Die deutsche Dele­gation wird bei den Verhandlungen zum erstenmal voll- ständig versammelt sein und eine Ergänzung durch Ver- ! treter der Gewerkschaften und des Wirtschaftslebens im > Saargebiet erfahren.