eine Zwischenlandung vorgenommen wurde. Zwischen Gotha und Frankfurt gab es einen Schneesturm, dann bis Dr,on wachsenden Gegenwind. Von Dijon ging der Flug trotz des immer schlechteren Wetters nach Marseille, das gestern nach­mittag 4 Uhr erreicht wurde, sodaß die an einem Tage zu- rückqelegte Strecke Berlin-Marseille den Flug von Brmde- ,onc bereits übertrifft. Heute früh sollte der Rest von Mar­seille nach Monaco über das Mittelmeer zurückgelegt werden.

Diese Flugleistung Hirths hat, wie aus Paris gemel­det wird, dort großen Eindruck gemacht. Ein Blatt meint, sie sei der beste Beweis für die von den Deutschen auf dem Gebiete des Flugwesens erzielten Fortschritte. Es wäre zu wünschen, daß die Leistungen Hirths für die französischen Flieger den nötigen Ansporn bilde, damit sie ihren einstigen Vorsprung zurückgewinnen. Hirth teilte einem Bericht­erstatter mit, daß er fast auf der ganzen Strecke, von Gotha bis Marseille, mit widrigen Winden, Schneetreiben, Hagel und Wirbeln zu kämpfen hatte. Auf dem Wege von Dijon bis Marseille sei er im Rheintal in so dichten Nebel geraten, daß er kaum seinen Fluggenossen habe sehen können. Auf dem Fluge habe er sich zumeist in einer Höhe von 2500 Metern gehalten. Hirth wurde bei seiner Ankunft in Marseille von Vertretern des französischen Aeroklubs und dem Flugoffizier Gerard, dem Vertreter des französischen Kriegsministeriums, bealückwünscht.

Deutsches Turnfest 1918.

Stuttgart, 4. April. Wie neulich gemeldet, hat der Turn­gauausschuß beschlossen, die Uebernahme des Deutschen Turn­festes im Jahre 1918 für Stuttgart zu beantragen. Dieser Beschluß fand gestern in einer Versammlung von Vertretern aller der Deutschen Turnerschaft angehörigen Vereine von Groß-Stuttgart einstimmige Annahme. Ferner wurde beschlos­sen, die Militärverwaltung um Ueberlassung des erforder­lichen Platzes auf dem Cannstatter Wasen zu bitten. Ein scharfer Konkurrent ist München, da aber der 12. Turnkreis Bayern schon zwei Deutsche Turnfeste, der 11. Turnkreis Schwaben dagegen noch keines hatte, sind die Aussichten für Stuttgart nicht ungünstig. Die Entscheidung wird durch den Ausschuß der Deutschen Turnerschaft in der Pfingstwoche hier gefällt werden.

Aus der Landeshauptstadt.

Mai fe st spiele sollen Stuttgarts Ruf als Kunststadt in die Lande tragen. Alte und neue Kunst soll gepflegt und Theater durch besondere Darbietungen und einen entsprechen­den Reklamcapparat rege erhalten werden. Das ist der Zweck der schon vor einiger Zeit angekündigten Festspiel­vereinigung, die sich am Samstag im Kunstgebäude end- giltig konstituiert hat. Herzog Robert führt das Protektorat, er wünschte dem Unternehmen persönlich in einer Ansprache Wachsen, Blühen und Gedeihen. Der Hoftheaterintendant wies auf die finanziellen Erfolge hin, die in Köln, Düssel­dorf, Frankfurt und Wiesbaden mit Maifestspielen erzielt wurden. Auch der Stuttgarter Fremdenverkehr soll damit ge­hoben werden. Für dieses Jahr sind sechs Vorstellungen, drei im kleinen und drei im großen Hause, des K. Hoftheaters geplant, und zwar in der Woche vom 24.30. Mai. In den Vorstand wurden sechs Herren gewählt, darunter der Hof­theaterintendant, den die Vereinigung gleich zu ihrem Ehren­mitglied ernannte.

Mit der Amtsbezeichnung Städtebaumeister und dem Titel Stadtbaurat ist der Baumeister Müsmann in Bremen zum Leiter des neuen Stadterweiterungsbureaus ernannt worden. Der städtische Brandmeister Jüngling über­nimmt die Stelle eines Brandmeisters in Düsseldorf. Krimi­nalkommissär Waizegger tritt zur Landespolizeizentrale über. Den beiden letztgenannten Beamten wurde ebenso wie dem Polizeiamtmann Knapp, der bekanntlich zum Universi­tätsamtmann in Tübingen ernannt wurde, die nachgesuchte Entlassung aus dem städtischen Dienste erteilt.

Das fünfjährige Kind des Arbeiters Heid ist gestern abend gegen 7 Uhr, als es gerade sehr stark regnete, in der Landhausstraße zwischen den Motor- und den Anhängwagen der Straßenbahn hineingelaufen und überfahren worden. Es wurde tot hervorgezogen. Auf den warmen Regen sind über Nacht die Frühbirnen an geschützten Lagen zur Blütenentfaltung gekommen.

Fleischkrieg.

Feuerbach, 4. April. Da die hiesigen Metzger zu­meist aus Norddeutschland eingeführte Schweine schlach­ten und die Schweine der hiesigen Züchter nicht abneh­men, hatten die Schweinezüchter Hausschlachtungen ver­anstaltet und den Ladenpreis der Metzger unterboten. Die Produzenten kamen dabei immer noch gut weg und die Konsumenten hatten ihre Freude daran, zumal da die Einkaufs- und Verkaufspreise bei den Metzgern in keinem richtigen Verhältnis stehen. Die Polizeiverwal­tung hat sich aber der geängstigten Metzger angenom­men und den Züchtern für ihre Hausschlachtungen der­artige Auflagen gemacht, daß sie den Verkauf einstel­len mutzten. Zn weiten Kreisen der Bürgerschaft ist man nicht damit einverstanden, datz es den Züchtern unmöglich gemacht wird, das Fleisch selbst aufgezogener Tiere zu verkaufen.

Kirschenblüte.

Waiblingen, 4. April. In den bekannten Kirschenatten des Remstals hat die Blüte der Frühkirschen allgemein be­gonnen. Wenn das milde Wetter anhält, dürfte sich im Laufe der nächsten Woche die ganze Kirschenblüte vollends ent­falten.

Eine mutige Frau.

Ulm. 4. April. In der Nähe der Magirus'schen Fabrik fiel ein etwa 4 Jahre altes Kind in die reißende Donau. Von den Zuschauern wagte sich nur die 63 Jahre alte Witwe E. Dietrich, in das gefährliche Ele­ment und es gelang der wackeren Frau, die ihr eigenes Leben einsetzte, das Kind zu retten.

Mordverdacht.

Erolzheim OA. Viberach, 4. April. Die gerichtliche Sektion der verstorbenen Ehefrau Brüstle in Bechten- rot, hies. Gemeinde, ergab zwar keine Anhaltspunkte, die auf einen gewaltsamen Tod hätten schließen lassen, die zahlreichen blutunterlaufenen Stellen am Kopf allein 9 konnten nach ärztlichem Gutachten die To­desursache nicht sein. Allein die nachfolgende chemische Untersuchung der Eingeweide zeigte, datz die Frau an Strychninvergiftung gestorben ist. Die Untersuchung des Falls wurde wieder ausgenommen. Der Ehemann wurde verhaftet und an das Amtsgericht Biberach ein­geliefert. Ein Geständnis hat er nicht abgelegt.

Spaichingen, 4. April. Die bürgerlichen Kollegien haben die Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr in der Stärke von 120 Mann sowie die Einführung einer Feuerwehrab gäbe von 518 Mark für solche Feuerwehrdienstpflichtige be­schlossen, die keine persönlichen Feuerwehrdienste leisten. Der Ertrag dieser Abgabe wird auf etwa 2500 ^ geschätzt.

Ulm, 5. April. Der Tag der Königsparade ist auf Mitt­woch den 6. Mai festgelegt worden.

Douglas, als Nachfolger des Feldmarschalls Fcnch zum Gene­ralstabschef ernannt worden.

Vom albanischen Wetter.

Zn Südalbanien sieht es recht bedenklich aus,' von den Aufständischen soll die schon ziemlich im Norton, gegen das eigentliche Albanien hin, gelegene Stadt Ko- ritza in Brand gesteckt worden sein. Da Albanien zur Zeit noch über kein eigentliches Heer, sondern nur über Eendarmerieabteilungen verfügt, wird es aus eigener Macht den Aufstand kaum niederwersen können, und für die Mächte dürfte es Zeit werden, einzugreifen.

Cassel, 6. April. Mit dem geladenen Jagdgewehr des Vaters spielend, erschoß der 6 Jahre alte Sohn des Jagd- Pächters Schwarz in Friedrichsaue seine 15jährige Schwester.

AU» Welt UNd Zeit.

Der Kaiserbrief a« die Landgräfin.

DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung >wreibt.

Die Angelegenheit des Briefes des Kaisers 7. ^ ...

gräfin von Hessen, bei deren Uebertritt zum Katholi-! Mißhandlunge n stehe^ zismus ist jetzt aufgeklärt. Wir sind ermächtigt, fol­gendes mitzuteilen: Von dem Kardinal Kopp, dem die Landgräfin sr. Zt. den Brief zur Aufbewahrung über­sandt hatte, war Vorsorge dafür getroffen, datz der Brief unmittelbar nach seinem Tode durch die Vermittlung des Bischofs von Fulda der Frau Landgräfin wieder zu­gestellt werde. Dies ist jetzt geschehen. Die entstande­ne Verzögerung erklärt sich daraus, datz der Bischof von Fulda auf einer Romreise abwesend war. Der Brief stellt sich lediglich als eine Kundgebung des Oberhauptes des Hohenzollernhausös an eine diesem Haus entsprossene Fürstin dar, also als eine Familienangelegenheit, die für die Ocffentlichkeit weder bestimmt war, noch be­stimmt ist. Gegenüber den falschen Mitteilungen, die über den Inhalt des Briefes verbreitet sind, sei festge­stellt, datz der Brief keinerlei Anspruch irgend­welcher Art über den katholischen Glauben, die katholische Kirche oder die Katholiken und die Stel­lung des Kaisers zu ihnen enthält. Alle gegenteiligen in der Presse verbreiteten Angaben sind aus der Luft gegriffen. Ihre Urheber trifft die schwere Schuld, eine Privatangelegenheit unter größter Entstellung des Sachverhalts an die Oeffentlichkeit gezerrt, damit den konfessionellen Frieden gefährdet und Sr. Maj. dem Kai­ser leichtfertig eine ihm fremde, feindselige Mißachtung angedichtet zu haben.

Die Meinung Baffermanns.

Der Abg. Bassermann veröffentlicht in derKölnischen Zeitung" einen Artikel zur Zentralvorstandssitzung der natio­nalliberalen Partei. Bassermann erklärt, in der Beschluß­fassung liege keine feindselige Stellungnahme gegenüber irgend einer Richtung. Es möge bitter sein für den junglibe­ralen Verband, der gute politische Arbeit geleistet und zur Belebung des politischen Lebens beigetragen habe, daß heute seine Auflösung gewünscht werde. Aber eine politische Organl sation sei nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Wenn dieser erreicht sei, könne eine solche Organisation verschwin­den. Sie könne dieses Opfer wohl bringen in dem Gefühl, dem Vaterlande gedient zu haben. Der Rat konservativer Blätter, die Partei solle nicht nur dasLiberale" sondern auch dasNationale" be­tonen, sei eine politische Ungezogenheit. Die Nationalliberale Partei müsse sich solche Einwürfe aufs Entschiedenste verbitten.

Die Volksvertreter und der Rochetteskandal.

Paris, 4. April. In ihrer Nachtsitzung lehnte die Depu­tiertenkammer mit 342 gegen 141 Stimmen die Priorität für einen Antrag Delahaye ab, gegen Monis und Caillaux wegen Beamtenbestechung ein gerichtliches Verfahren einzuleiten.

Die Kammer nahm sodann mit allen 488 Stimmen eine Ta­gesordnung Renard und Darjac an, die von den Schlußfolge­rungen des Untersuchungsausschusses Kenntnis nimmt, die mißbräuchliche Einmischung der Finanz in die Politik und der Politik in die Justiz tadelt und die Notwendigkeit einer Gesetzgebung über die parlamentarischen Jnkomptabilitäten betont. Nach der Abstimmung über die Tagesordnung Renard-Darjac lehnte die Kammer mit 359 gegen 103 Stim­men einen Antrag Collh ab, die Taten, wegen deren Caillaux,

Monis, Barthou und Briand getadelt wurden, der zuständigen Gerichtsbarkeit zu übergeben. Die Kammer lehnte die Eröff­nung einer richterlichen Untersuchung durch Handaufheben ab und nahm schließlich mit 352 gegen 126 Stimmen eine Tagesordnung an, wonach die Trennung der Gewalten auf die wirksamste Art gesichert werden soll. Darauf vertagte sich die Kammer bis zum 2. Juni.

Der neue Generalstabschef.

London, 3. April. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist der Generalinspektor der Heimattruppen, Sir Charles

Geriehtssaal.

UnterKameraden".

Metz, 4. April. Vor dem Kriegsgericht der 33. Division hatten sich heute drei Dragoner von der 5. Schwadron des Dragonerregiments Nr. 9 zu verantworten, die angeklagt waren, zwei Rekruten der Schwadron mißhandelt und den Tod eines derselben, des Dragoners Emeluth verursacht zu haben, indem sie ihn durch ihre Mißhandlungen zum Selbstmord trieben. Das Urteil lautet gegen die Dragoner Korengel auf drei Monate Gefängnis, Mei­necke auf sechs Monate Gefängnis und Schwabedahl auf neun Monate Gefängnis und außerdem wurde der Wacht­meister der Schwadron, Müller, wegen ungenügender Bttiuf- sichtigung mit sieben Tagen Arrest bestraft. Die Gutachten der Sachverständigen erachteten als festgestellt, daß der Dra­goner Selbstmord durch Erhänaen verübt habe, daß aber dieser ^,mwrd in ursächlichem Zusammenhang mit

tandrvlrtföhaft «n- Markte.

Stuttgart, 4. April. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: 133 St. Großvieh, 130 Kälber, 295 Schweine. Ochsen 1. Kl. 9496 Bullen 1. Kl. 7882 Stiere 1. Kl. 9395 .-/l., Jungrinder 2. Kl. 9092 Kälber 1. Kl. 108113 Kälber 2. Kl. 102107 Kälber 3. Kl. 96

bis 100 Schweine 1. Kl. 6263 Schweine 2. Kl.

6061 .x/k.. Verlauf des Marktes: langsam.

Rottenburg, 4. April. Die Kgl. Landesgefängnisverwal­tung hier hat an Gebr. Beistinger in Bruchsaal 9 Stück Milch­kühe und Rinder um zusammen 5800 verkauft. Sie sind für ö!« M Mai d. Js. in Mannheim stattfindende Ausstel­lung als Lotter^kwinne bestimmt. Das Landesgefängnis hat damit seinen guten Ruf aüf d-M Gebiet der Qualität- Viehzucht aufs neue bestätigt. 1 l

Ravensburg, 5. April. Nach mehrmonatlicher Sperre wurde gestern wieder zum erstenmal ein Vieh- und Schweine­markt abgehalten. Der Zustrom der Händler war ziemlich stark. Im ganzen wurden 188 Stück Rindvieh und 475 Stück Ferkel zugeführt. Verkauft wurden 123 Stück Rindvieh und 360 Stück Ferkel.-

Kochrezepte für die Osterwoche.

Kartoffelnudeln (Schupfnudeln) gekocht. Die geformten Nudeln werden in siedendes Salzwasser gelegt, wenn sie her aufkommen, sofort in eine Brosamenschmälze gelegt, darin umgewendet und noch 10 Minuten in den Ofen gegeben.

Kartoffelklöße gebacken. (6 Pers.) 1 Teller übriges Kar­toffelpüree wird mit ^ Teller voll Mehl vermengt, mit 2 Löffeln Klöße geformt und schwimmend in heißem Fett braun gebacken. Als Kroketten wird der Teig ausgewellt, mit Förmchen ausgestochen und gebacken.

Serviettenknödel (5 Pers.) 4 Milchbrote werden in kleine Würfel geschnitten und mit Schinkenfett und Butter abgeröstet. Von X Pfund Mehl, 2 Eiern, Salz, gedämpfter Zwiebel und Petersilie und der nötigen Milch macht man einen ziemlich dünnen Teig, vermischt das Brot damit und läßt die Masse Stunde stehen. Dann wird sie in eine mit Butter bestrichene Serviette gebunden und 1 Stunde in Salz­wasser gekocht. Man richtet den Knödel auf runder Platte an und schmälzt ihn mit brauner Butter. Wird zu Rahm- und sauren Saucen und Braten gegeben.

Maultaschen. (10 Pers.) 1 Eßlöffel gehackte Zwiebeln, ebensoviel Petersilie werden in Butter gedämpft, 5 in kleine Würfel geschnittene Brötchen, einige Hände voll gekochten, ge­wiegten Spinat, Pfund rohes, gehacktes Kalbfleisch (nur wenn gewünscht, ist aber entbehrlich), 5 Eier, 16 Liter süßer Rahm oder Milch, Salz, Pfeffer und Muskat dazu, gut durch­einander gemengt, auf lange, schmale Nudelkuchen gefüllt, der Rand mit Eiweiß bestrichen, der Teig darübergeschlagen und mit dem Brackrädchen viereckige Stücke geschnitten. Die Maul­taschen werden 1t Stunde in Salzwasser gekocht und mit in Butter braun gerösteten Semmelbröseln geschmälzt.

Gebackene Igel. Milchbrötchen werden abgeschält, in Eiermilch getaucht, auf einem Gitter abtropfen lassen und mit Eiern und Brosamen paniert. Hierauf werden die Brötchen auf der oberen Seite dicht mit Mandelstiften (so daß sie wie ein Igel aussehen) besteckt und in schwimmendem Schmalz gebacken, bis die Mandeln etwas Farbe haben. Fruchtsauce wird mitserviert.

(Obige Rezepte entnahmen wir dem empfehlenswerten Palmenwaldkochbuch" der Freudenstädter Koch­lehrerin A. Diewald und H. Zeller. Preis gb. 2. Verlag von Holland und Josenhans, Stuttgart.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Bu^iruckerei.