Nr. 179

LchwarzwSlder TageszeitungAus de« Tanne»

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Das 7. Arbeiter-Landessänsersest Am Samstag, den 3. August abends 7 Uhr findet das Cröff- nunsskonzert unter Mitwirkung von General-Musikdirektor Proi. Dr. Max von Schillings statt. Es ist das Verdienst von Walter Hänel, den vornehmen Künstler der Arbeiter-Sän- geibewesung zugeführt zu haben. Schillings sagt selbst in Erin­nerung an seine bisherige Mitarbeit bei Arbeitersängern in Ltemnitz und Leipzig:Wo künstlerische Tatkraft sich mit Idea­lismus eint, da hebt sie uns über die Sorgen des Alltags und macht uns im Sinne von Schwabens grobem Sohne Schiller zu Verklärten." Neben Schillings sind weitere Dirigenten des Konzertes die Musikdirektoren Paul Michael-Leipzig, Emma Brenner-Stuttgart und Hermann Müller-Stuttgart. Der Chor­körper setzt sich aus den Vereinen des 3. Bezirks (Stuttgart) zu­sammen. Die Vortragsordnung zerfällt in zwei Teile, wovon der 1. Teil dem Andenken an Rudolf BrennerWillkommgrub"- gemischter- und Kinderchor, sowieWacht auf" für Männerchor) Friedrich Silcher: 3 Volkslieder: und Schubert:Schluhchöre zu Lazarus" für gemischten Chor, Männer- und Frauenchor mit Orchesterbegleituns gewidmet ist. Als Solist wurde Rudolf Watzke (Bariton) von Berlin gewonnen. Max Schillings leitet die Lazarus-Chöre sowie als Einleitung des zweiten Teiles das Meistersinger-Vorspiel. Die Orchestermusik wird vom Philharmo­nischen Orchester Stuttgart ausgeführt.

In der Aufführung vonColumbus" am Sonntag, den 4. Au­gust nachmittags 3 Uhr wirken als Solisten mit: Berta Wenz- lawski-Stetzler vom Stadttheater in Kaiserslautern( Sopran, Feliva"), Wilhelm Fabbinder von den Württ. Landestheatern Stuttgart, (BaritonColumbus"), Opernsänger Seibert vom Stadttheater Augsburg (TenorRodrigo"). Den Orchesterpart hat ebenfalls das Philharmonische Orchester Stuttgart inne. Es fol­gen abends die ChorwerkeMirjams Siegesgesang" von Schu­bert unter Leitung von Musikdirektor Schopf-Zuffenhausen und dieKreuzfahrer" unter Musikdirektor O. Alt-Heilbronn.

Die Hauptaufführung am Montag, den 5. August bildet den Höhepunkt des ganzen Festes, an welcher alle Sänger teilneh­men. Die Musikdirektoren Alt-Heilbronn und Schopf-Zuffenhau­sen teilen sich in der musikalischen Leitung. Die bestbekannte Sopranistin Eeray-Scheel-Stuttgart wird das Rezitativ und Arie aus der OperFidelio" von Beethoven, sowieWillkom­men heilig Lied" von Sonnet, beide Werke mit Orchesterbeglei­tung singen. Die Philharmonische Orchester spielt zu Anfang die Egmont-Ouverture von Beethoven. Die Männerchöre beginnen mit demEauwahlspruch" und dem anfeuerndenAufruf" von Brenner. Nach drei Volksliedern wird mit dem Bardengesang von Silcher der. im Weltkrieg gefallenen Sangesbrüder gedacht. Als letzten Männerchor hören wir dasErntelied" mit Orche­ster-Begleitung von Fried, welches in seiner überzeugenden Kraft wohl zum Schönsten des Männerchorteiles gehört. Der nun folgende Teil für die gemischten Chöre beginnt mit dem deutschen BundeswahlspruchKämpft, singt". Uthmann, der Be- dründer des Arbeiterliedes ist mit seinem FrauenchorDer Lenz erwacht" vertreten. Nach 2 a cavella-Chören folgtNeues Wer­den" für gemischten Chor und Orchester von Hundertmark, das Ganze mit den Worten beschließend:Ein Friedensgeist soll herrlich sich erheben, wo alle Erdenoölker sich versöhnen, und nur dem Wahren, Guten, Schönen leben."

Aus Handwerk und Industrie

Die wirtschaftliche Lage des Handwerks im Kammerbezirk Reutlingen

Bericht für den Monat Juli 1929

Die Handwerkskammer Reutlingen teilt hiezu mit:

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Hand­werk während der Berichtszeit gleicht ungefähr der des Vor­monats. Sie ist vor allem durch starke Schwankungen im Arbeitsanfall und die sowohl örtlich wie beruflich sehr ungleich­mäßige Beschäftigung des Handwerks gekennzeichnet. Die bis­her, wenn auch langsam fortschreitende Besserung des Geschäfts­ganges kam bei einer Reihe von Handwerkszweigen zum Still­stand. Nur einige wenige Berufe berichteten noch, daß die Auf­träge und der Absatz weiter Zunahmen. Es machten sich sogar bereits wieder deutliche Anzeichen einer Abschwächung des Ge­schäfts bemerkbar, die in manchen Betrieben schon zu einem fühl­baren Rückgang der Umsätze führten.

In den zumeist wenig befriedigenden Ergebnissen des letzten Monats kamen die vielen Schwierigkeiten, mit denen die Händ- werkswirtschaft zu kämpfen hat, sichtbar zum Ausdruck. Nament­lich zeigt sich, daß die Aufwendungen des Handwerkers für die Beschaffung der Rohstoffe und Halbzeuge, für Löhne und son­stige Betriebsbedürfnisse, für Steuern, soziale Zwecke usw. im Aerhältnis zu den erzielten Preisen zu hoch und so die Verdienst- woglichkeiten zu gering sind, soweit solche dabei überhaupt noch bestehen.

Festzustellen war im Juli vor allem eine erhebliche Verschär­fung der Konkurrenz, hervorgerufen durch die erschwerten Ab­satz- und Beschäftigungsverhältnisse. Sie drückte außerordentlich stark auf die Preise. Namentlich im Baugewerbe trat dies in Erscheinung. Es klagt darum auch lebhaft darüber, daß die Reichsverdingungsordnung bis jetzt die im Vergebungswefen zu Tage getretenen Mißstände keineswegs beseitigt habe, wie man es eigentlich von ihr erwartete. Ohne Rücksicht wird immer noch sehr häufig nur den im Preis niedersten Bewerbern der Zu- schlag gegeben. Eine allgemeine Enttäuschung macht sich all­mählich breit, weil statt einer Besserung die Unterbietungen häujig sogar größer geworden sind. Wie von der öffentlichen, fo gilt das auch von der privaten Bauwirtschaft. Es wäre zu begrüßen, wenn die Interessen des Bauherrn und des Hand­werks, die ja im Grunde genommen nicht weit auseinander lie­gen, einen gerechten und billigen Ausgleich durch die vertrauens­volle Unterstützung von Seiten der gesamten Architektenschaft finden würden.

Der Geschäftsverkehr zwischen dem Handwerk und den ver­schiedenen anderen Wirtschafts- und Verbraucherkreisen erfuhr wahrend der Berichtszeit keine großen Aenderungen. Sehr Zurückhaltend in der Nachfrage nach handwerkerlichen Erzeug­nissen und im Erteilen von Aufträgen war nach wie vor die Landwirtschaft. Sie beschränkte sich auf die dringendsten An­schaffungen und suchte sich, so gut es eben geht, mit Ausbesse- *nnsen zu behelfen. Der schlechte Ausfall der Kirschenernte mähte sich in den davon betroffenen Gegenden des Kammer- vezirks auch für das Handwerk sehr nachteilig bemerkbar. Handel und Verkehr gaben ihm etwas mehr Arbeitsmöglichkeiten, dafür weniger die Industrie, da bei einem Teil derselben die Beschäs- usungsverhältnifse sich in letzter Zeit verschlechterten und Ein- Mankungen, sogar zeitweilige Betriebsstillegungen erforderlich wurden. Dies blieb wieder nicht ohne Einfluß auf die Nachfrage ver anderen Kundschaft des Handwerks, besonders dort, wo die ovengenannten Maßnahmen der Industrie einen größeren Teil oer Bevölkerung trafen. Die Lieferungen und Arbeiten für

Reich, Staat und Gemeinden und sonstige Behörden sowie öffent­liche Anstalten und Einrichtungen gingen meistens über den lau­fenden Bedarf nicht hinaus. Umfangreiche Aufträge liefen dem Handwerk nur an wenigen Orten zu.

Verschiedene Handwerksberufe hatten unter der Schwarz­arbeit stark zu leiden.

Besonders nachteilig war für das Handwerk der langsame Eingang der Zahlungen. Eine Besserung trat bis jetzt in keiner Weise ein. Fast überall machten die Außenstände erhebliche Beträge aus, oft sogar in einer Höhe, daß es dem einzelnen Be­triebsinhaber erhebliche Mühe machte, das für die Löhne und zur Begleichung seiner sonstigen Verpflichtungen notwendige Geld rechtzeitig bereitzustellen. Eine bedenkliche Erscheinung ist dabei, daß mancher Auftraggeber und Abnehmer des Hand­werks Kredit bei ihm in Anspruch nimmt, obwohl er zu einer rascheren Bezahlung in der Lage wäre, während andererseits der Handwerker seinen Lieferanten gegenüber zumeist an be­stimmte Zahlungsfristen gebunden ist.

In einer derartigen Lage empfindet das Handwerk die ihm auferlegten Steuerlasten umso drückender. Deshalb verlangt es auch dringend eine Erleichterung derselben. Ebenso ist es bei den Beiträgen für soziale Zwecke.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Ankunft derBremen" in Plymouth. DieBremen" ist Mittwoch abend von Neuyork kommend nach einer Rekord­fahrt von 4 Tagen, 14 Stunden und 30 Minuten in Ply­mouth eingetroffen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit vom Ambrosekanal-Leuchtturm bis Eddystone, das sind 3084 Meilen, betrug 27,9 Knoten.

Bombenattentat i« Lüneburg. Nachts erfolgte in dem Hause des Rechtsanwalts und Notars Dr. Strauß ein« furchtbare Detonation. Im Keller war eins Dynamitbombe explodiert. Beschädigt wurde die Außenwand des Hauses, auch sämtliche Fensterscheiben wurden zertrümmert. In der Nachbarschaft gingen durch die Explosion ebenfalls die Fensterscheiben in Trümmer. Die Familie des Rechts-' anwalts Dr. Strauß ist zurzeit verreist. Es ist noch nicht festgestellt, ob politische Beweggründe zu dem Attentat ge­führt haben.

Noch ein Bombenanschlag in Lüneburg. Außer dem Bombenanschlag auf das Haus des Rechtsanwalts Dr. Strauß ist noch ein zweiter Anschlag und zwar auf die, hie­sige Landkrankenkasse verübt worden. Hier war die Bombe mit einer Uhr versehen und ebenfalls im Keller nieder­gelegt. Glücklicherweise kam sie infolge Versagens des Zün­ders nicht zur Explosion.

Veruntreuungen eines Stadtpfarrers. Wie die Münche­ner Telegrammzeitung erfährt, wurde Stadtpfarrer Wackerl von der Pfarrei Heilig Kreuz zu München-Eiesing, der von den kirchlichen Oberbehörden wegen finanziell;r Verfehlungen seines Amtes enthoben war, festgenommen und in das Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Es werden ihm Unterschlagungen in Höhe von etwa 80 000 Mark zur Last gelegt.

Schweres Autounglück. Auf der Kieler Chaussee in der Nähe von Bad Bramstedt verunglückte ein holländischer Kraftwagen, der mit 9 Personen, 8 Erwachsenen und 3 Kindern besetzt war, dadurch, daß er einen vor ihm fah­renden Wagen überholen wollte. Dabei glitt das Auto von der Straße ab, rutschte in den Straßengraben und wurde gegen einen Chausseebaum gedrückt. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Ein Kind war sofort tot. Der Besitzer des Wagens, ein holländischer Arzt, starb unter den Händen der Hilfsmannschaften. Die anderen 7 Personen wurden, mit zum Teil schweren Verletzungen, vom Platz getragen.

Acht Berliner von einem Hamburger Dampfer gerettet.

Der Hamburger DampferHelfred Bismarck" traf im Ham­burger Hafen mit acht Schiffbrüchigen ein. Er hatte nörd­lich von Rügen eine Yacht gesichtet, die im Sinken war. Es gelang ihm, die aus acht Berlinern bestehende Besatzung des Schiffes zu retten, während die Yacht versank,

Neue Straßenraubiiberstille in Rumänien. Zii der NsttzS von Kronstadt haben Straßenräuber neuerdings zwei Autobusse und sechs Personenautomobile nacheinander an-, gehalten und 35 Insassen, darunter zwei Damen, bis auf Kleider, Schuhe und Strümpfe ausgeraubt. Sie banden dann alle an Bäume, knebelten sie und verschwanden un-. gehindert. ^

Äwrfbrand in Südfrankreich. Wie aus Nizza gemeldet wird, wütet ein heftiger Brand in dem in den Meeralpen gelegenen Dorf St. Etienne. 12 Häuser und die Kirche stehen in Flammen.

Schweres Grubenunglück in Frankreich. Wie demEcho de Paris" aus Leus gemeldet wird, ereignete sich in einem Schacht des Bergwerks von Escarpelle bei Courcelles-les- Lens ein Grubenunglück. An den gefährdeten Stellen be­fanden sich 160 Bergarbeiter. Vis jetzt sind 8 Tote geborgen worden.

Großfeuer im Hafen von Neapel. Im Freihafen von Neapel ist nachts ein großer Brand ausgebrochen. Der Schaden wird auf etwa 1)4 Millionen Lire geschätzt. Mit knapper Mühe konnte die Feuerwehr das Feuer auf seinen Brandherd beschränken.

Buntes Allerlei

8 Zm Schlafanzug vor dem Richter. Der Herausgeber der ZeitungIndependent" zu Elisabeth City in North Carolina ist in seinem Eifer für die Reform der Herren­kleidung so weit gegangen, daß er dieser Tage einen Umzug von Gesinnungsgenossen veranstaltete, die nur mit Schlaf­anzügen und Sandalen bekleidet waren. Der Polizeichef des Ortes billigte aber dieses Eintreten für eine bequemere Männertracht nicht und verhaftete den Führer, der vor den Richter geschleppt wurde. Doch dieser Salomo hatte an dem furchtbar heißen Tage volles Verständnis für die Neuerungsgelüste des Zeitungsmannes, und, nachdem er sich den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, befahl er nicht nur die Haftentlassung des Pyjama-Trägers, sondern erklärte auch ausdrücklich, daß jedem Bürger der Vereinig­ten Staaten gestattet sei, sich so zu kleiden, wie es ihm ge­fiele, vorausgesetzt, daß er kein öffentliches Aergernis gäbe. Mit einem Seufzer fügte er noch hinzu, er hege nur den Wunsch, ebenso bequem angezogen zu sein, wie der Ange­klagte in seinem Schlafanzug.

RllSdsMk

Samstag, 3. August: Von 10.30 bis 13.45 Uhr Schallplatten­konzert. Nachrichten, Wetter, 14 Ubr Jugendstunde, 15 Uhr I» Volkston, 16.30 Uhr Tanztee, 17.45 Uhr Zeit, Weiler, 18 und 18.30 Ubr Vorträge, 19 Uhr Eröffnungskonzert des Deutsche« Arbeitersängerbundes, (aus der Festhalle auf dem Cannstatt« Wasen), 19 Ubr Konzert, 21 Ubr Franz Carl Endres liest eigen« Kurzgeschichten, 21.30 Uhr Zeit, Wetter, 21.45 UhrOh, diese Männer oh diese Frauen", 22.45 Uhr Nachrichten, 23 Ubr Tanzmusik.

Handel und Verkehr

Getreide

Berliner Produktenbörse vom 1. August. Weizen mark. 265 bi« 267, Roggen märk. 203206, Futtergerste 176189, Wintergerste 172180, Safer märk. 183190, Mais 230231, Weizenmehl 31.5036.50, Roggenmehl 27.2530, Weizenkleie 12.2513, Rog­genkleie 1212.50, kleine Sveiseerbsen 2834. Allgemeine Ten­denz: unregelmäßig.

Märkte

Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 1. August

Zugetrieben: 14 Bullen, 70 Jungbullen, 73 Jungrinder, IS Kühe, 375 Kälber, 846 Schweine.

Bullen: ausgem. 5153, vollsl. 4756, fl. 4345.

Jungrinder: ausgem. 5963, vollfl. 5156, fl, 4549.

Kühe: ausgem. 3843, vollfl. 3340, fl. 2330, ger. 18 bis 21.

Kälber: feinst. Mast- und beste Saust. 7780, mittl. 88 bis 75, ger. 5665.

Schweine: über 300 Pid. 8890, von 240300 Pfd. 89 bi» SO. von 200240 Pid. 8991, von 160200 Pfd. 8689, von 120-160 und unter 120 Pfd. 8480, Sauen 6373. Verlauf- Großvieh belebt, Kälber mäßig belebt, Schweine langsam.

Kartofselgroßmarkt aus dem Leonhardsplatz. Zufuhr 100 Zent­ner. Preis: 4.204.80 Mark für einen Zentner.

Pforzheimer Schlachtviehmarkt vom 31. Juli. Ausgetrieben waren 84 Tiere und zwar: 3 Farren (3), eine Kuh, 2 Rinder. 57 Kälber, 20 Schweine, ein Schaf. Marktverlauf: langsam. Preise für ein Pfund Lebendgewicht: Kälber 2. Kl. 7780, 3. 7176 Psg. Die Preise gelten für nüchtern gewogene Tiere.

Letzte Nachrichten

Fünf Verletzte bei einem Straßenbahnzusammenstoß Berlin, 2. August. In der Hasenheide, im Süden Ber­lins, ereignete sich gestern abend ein schwerer Straßenbahn­zusammenstoß, bei dem fünf Personen zum Teil recht schwere Verletzungen davontrugen. Ein Straßenbahnzug fuhr mit solcher Wucht auf einen anderen aus, daß die Hinterplatt­form des einen Wagens fast völlig abgerissen wurde.

Zwei Reichsbannerleute überfallen und verletzt Berlin, 2. August. Gegen 22 Uhr wurden in der Ska- litzerstraße zwei Reichsbannerleute von politisch Anders­gesinnten überfallen und durch Messerstiche übel zugerichtet. Einer der Reichsbannerleute wurde mit schweren Ver­letzungen in ein Krankenhaus überführt, der zweite konnte nach Anlegung eines Notverbandes nach Hause entlassen werden. Die Polizei verhaftete einen der Täter. Die Zahl der am heutigen Tage zwangsgestellten Personen hat sich um 23.30 Uhr auf 30 erhöht.

Einsturz eines Baugerüstes

Berlin, 2. August. In der Pappelstraße zu Vernsdorf, einem der südlichen Vororte von Chemnitz, wurde ein 10 Meter hohes Baugerüst von einem Windstoß umgefegt. Drei Arbeiter wurden von den einstürzenden Balken ge­troffen. Einer von ihnen war sofort tot; der zweite hat lebensgefährliche, der dritte leichtere Verletzungen erlitten.

Haager Konferenz 1929"

Amsterdam, 1. August. Wie der Haager parlamen­tarische Redakteur desAllgemeen Handelsblad" berichtet, hat die niederländische Regierung von den betreffenden ausländischen Regierungen die Mitteilung erhalten, daß der offizielle Name der bevorstehenden Reparationskonse- renzHaager Konferenz 1929" (Confsrence de la Hage 1929) lauten soll Diese unscheinbare Bezeichnung sei da­rum gewählt worden, weil man sich unter den Konferenz- Mächten im Hinblick auf den Umstand, daß die Franzosen die Räumungsfrage nicht mit den Reparationsfragen ver­quicken wollten, während umgekehrt die Deutschen gerade hierauf den größten Wert legten, über einen konkreteren Namen nicht habe einigen können.

Zusammenstöße bei Bauernkundgebungen in Neumünster Neumiinster, 1. Aug. Der Empfang des heue aus dem Gefängnis entlassenen Landbundführers Wilhelm Hamkens war der Anlaß zu einer großen Vauernkundgebung. Um 3 Uhr nachmittags setzte sich ein etwa 3000 Mann starker Zug von der Markthalle aus in Bewegung. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, wobei die Beamten vom Gummiknüppel und Säbel Gebrauch machen mußten. Eine Anzahl Personen wurde verletzt. Um 5 Uhr nachmit­tags trafen mehrere Autos mit Schutzpolizei ein, die die vor dem Versammlungshaus harrende vieltausendköpfige Menge zurückdrängte und das Versammlungslokal umstellte. Sieben Zuchthausgefangene bei einer Meuterei getötet Leavenworth (Kansas), 1. August. Im hiesigen Zucht­haus kam es heute zu großen Unruhen, bei denen sieben Sträflinge getötet wurden. Es ist dies der vierte Fall von Eefangenenmeutereien in amerikanischen Zuchthäusern innerhalb einer Woche.

Mutmaßliches Wetter für Samstag

Infolge der nördlichen Depression ist für Samstag .mm« noch unbeständiges Wetter zu erwarten.

Für die Schrijtleitung verantwortlich: Ludwig Laut.