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WA. Anzeiger för die Bezirke RsM. Eaiw «. SrwdeOM Amtrdlatt für de» Bezirk RMld«. Menfteig-StM

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Allensteig» Freitag den 8. Angnst 1989

85. Jahrgang

Zur Amerikasshrt -esGras Zeppelin"

Der Start s

' Friedrichshafen, 1. Aug. Um 2.15 Uhr bestiegen die Amerika- i Wahrer den bereitstehenden Omnibus und begaben sich zur Werft, vor deren Toren sich zahlreiche Neugierige angesammelt hatten. Am 2.45 Uhr ertönt das Kommando:Besatzung ins Schiff!" Nachdem der Ballast teilweise entfernt ist, gehen auch die Passa­giere an Bord, als einer der ersten der russische Pianist Eoure- oitsch. Das letzte Gepäck wird hinaufgegeben. Die übrigen Passa. giere folgen. Gegen 3 Uhr werden die letzten Ballastsäcke entfernt und das Schiff ausgewogen. Um 3.11 Uhr begibt sich Dr. Eckener in das Schiff. 4 Minuten später schon wird derGraf Zeppelin" mit dem Heck voraus durch das Westtor in die kühle Nacht hinausgeschleppt.

Plötzlich taucht, als das Schiff schon halb die Halle verlassen hat, das Gerücht auf, daß während der Ausfahrt ein Mann »om Dache der Halle auf das in Bewegung befindliche Lust schiff gesprungen sei. Bald wird diese Nachricht auch von einen, Werksbeamten, der die Kontrolle im obersten Laufgang der Hall« hatte, bestätigt. Der ungebetene Gast hat sich, wie sich heraus­stellte, an einem kurzen Strick vom Hallendach heruntergelassen imd ist dann aus die Hülle des Luftschiffes aufgesprungen. Ka­pitän Flemming ordnete sofort an, daß das Schiff durchsucht wird, währenddessen wird der von zahlreichen Scheinwerfern um­spielte Schiffskörper mit dem Heck nach Süden gedreht. Man sucht immer noch nach dem ungebetenen Passagier, kann ihn in der Dunkelheit aber nicht finden. Um keine kostbare Zeit zu verlieren, entschließt sich die Schiffsleitung, die Fahrt zu be­ginnen. Der kühne Springer ist also im Luftschiff geblieben md wird die Amerikafahrt mitmachen. Um 3.2g Uhr erschallt des Kommando:Luftschiff hoch!" Unter unaufhörlichen Koch­end Heilrufen hebt sichGraf Zeppelin" von der Erde ab und gewinnt langsam an Höhe.

Der Start desGraf Zepvelin"

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Die Fahr»

Konstanz, 1. Aug. Das LuftschiffGraf Zeppelin" über­flog um 3.55 Uhr früh in ziemlicher Höhe Konstanz. Um 4 Uhr überflog es Schaffhausen, um 5.15 Uhr Waldshut, um 5.35 Uhr Säckingen, um 6.05 Uhr Basel.

Graf Zeppelin" über Lyon

Paris, 1. Aug. DerGraf Zepvelin" hat um 11.10 Uhr Lyon mit Kurs nach Süden überflogen. Er hat durch Funksvruch um sofortige'Mitteilung der Witterungsberichte über der Gegend von Bordeaux gebeten.

Heber dem Rhone-Tal

Lyon, 1. Aug. Das Luftschiff Gras Zeppelin befand sich beim Ueberfliegen der Stadt in einer Höhe von etwa 300 Meter und Mte eine Stundengeschwindigkeit von ungefähr 86 Kilometer. ^ wurde von einem Flugzeug begleitet, das es in weitem Ba­uen umkreiste. Nach Passieren der Saone-Mündung bog das Luftschiff nacl Osten ab, um dem Lauf der Rhone über dem achten Ufer zu folgen. Es herrschte leichter Südwind. Der Him­mel ist in etwa 1006 Meter Höhe bewölkt. Die Sicht ist gut.

Gras Zeppelin" über Montclimar gesichtet

Paris, i. Aug. Das LuftschiffGraf Zeppelin" wurde um ^-40 Uhr über Montelimar gesichtet. Es wandte sich gegen»

Gras Zeppelin" über dem Mittelländischen Meer Marseille, 1. Aug. Nach einer funkentelegraphischen Meldung des DampfersDalny" hat der Dampfer um 3 Uhr nachmittag» das LuftschiffGraf Zeppelin" zwischen Marseille und den Ba» learen in südöstlicher Richtung fliegend gesichtet.

Standort desGraf Zeppelin" um 23 Uhr Friedrichshafen, 1. August.Graf Zeppelin" hatte um 23 Uhr Cap de Eata bei Almeria in Spanien erreicht.

Letzte Standortmeldung vom LuftschiffGraf Zeppelin" Friedrichshafen, 2. August. (Telegr.)Graf Zeppelin"

befand sich 4 Uhr morgens über Gibraltar. Alles klar.

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Erklärung Dr. Eckeners über den blinden Passagier Newyork, 1. August. Nach einem Funkspruch des Zep­pelinpassagiers Siebel an dieAssociated Preß" erklärte Dr. Eckener, der blinde Passagier werde von Amerika mit dem nächsten Dampfer nach Deutschland zurückgeschickt wer­den, wo er eine strenge Strafe zu gewärtigen habe.

Bridge-Turnier an Bord desGraf Zeppelin" Newyork, 1. August. WieAssociated Preß meldet, berichtet der Amerikaner Frank Nicholson, der die Fahrt desGraf Zeppelin" als Sonderberichterstatter des Co- lumbia-Radio-Konzerns mitmacht, in einem Funkspruch von Bord des Luftschiffs, daß die Damen, die sich an Bord befinden, wegen der starken Gegenwinde etwas nervös ge­worden seien. Ueber Frankreich hätten die Passagiere ein Bridge-Turnier begonnen. Das Luftschiff komme lang­sam in der Richtung auf Gibraltar vorwärts.

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Die Wetterlage über de« Atlantik

Die Deutsche Seewarte Hamburg teilt mit: Di« Wetterlage über Westeuropa wird von einem Sturmgebiet beherfcht, das über der westlichen Nordsee liegt. Unter seinem Einfluß wehen über Frankreich und dem größten Teile Spaniens westliche Winde, die im Kanalgebiet bis Sturmesstärke aufgefrischt ha­ben. lieber dem östlichen und mittleren Teile des atlantischen Ozeans hat sich das Azorenhoch gekräftigt, während über dem Westatlantik ein Tiefdruckgebiet sich ausbreitet. Der Kern die­ses Tiefs liegt zwar bereits nördlich von Neufundland, ein Tief­ausläufer reicht jedoch längs der Ostküste Amerikas weit süd­wärts bis Florida. Unter dem Einfluß des Azorenhochs wird das Luftschiff über der östlichen Hälfte des Ozeans größtenteils heiteres, schwach windiges Wetter antresfen. Ueber dem Westen ist dagegen mit einem Drehen des Windes von südlicher auf westliche Reichtung zu rechnen. Die Westströmung herrscht dort weit südwärts. Im Bereiche des Tiefausläufers werden dort ferner Niederschläge aus niedrigen Wolken fallen. Im Raum zwischen den Azoren und Neufundland wird Nebel auftreten. -

Amerikanischer Empfang fürGraf Zepvelin"

Neuyork, 1. Aug. Die Morgenblätter bringen die Abfahrt des Graf Zeppelin" in großer Aufmachung. Namentlich Herald and Tribüne und World bringen ausführliche Einzelheiten. Auf der Rückfahrt wird das Luftschiff eine große amerikanische Wa­rensammlung mitnehmen, außerdem einige Kegelkugeln, ein Geschenk an den Reichspräsidenten von Hindenburg. Die hiesige Vertretung der Zeppelin-Werke hob hervor, daß der Weltrund­flug nur dank des Entgegenkommens der amerikanischen Marine möglich sei, die die Ankermasten in Camp Lewis Washington und Honolulu bereitgestellt habe.

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Die Demonstrationen in Berlin Berlin, 1. Aug. Auch in Berlin haben Kommunisten und So­zialdemokraten für heute nachmittag und abend zu großen Mas­senversammlungen die gegen den Krieg gedacht sind, ausgefor­dert. Bisher ist es zu irgendwelchen Zusammenstößen oder Aus­schreitungen nicht gekommen.

Berlin, 1. Aug. Die von der Kommunistischen Partei Deutsch­lands im Lustgarten veranstaltete Kundgebung gegen den Krieg hatte große Menschenmengen nach dem Lustgarten gelockt. Zwi­schenfälle haben sich beim Aufmarsch nicht ereignet. Von ver­schiedenen Rednern wurden Ansprachen gehalten. In den Stra­ßen in Neukölln, die in den Maitagen das Zentrum der Unru­hen bildeten, ist es ebenfalls völlig ruhig.

Der 1. August in München

München, 1. Aug. Im Münchner Straßenbild zeigte sich am 1. August nichts auffälliges. Auch von Arbeitseinstellungen war nirgends etwas zu bemerken. Die Arbeiterschaft ist heute wie auch sonst zur Arbeit angetreten. Die Polizei hat Vorbereitungen getroffen, um etwaige Demonstrationen nach Schluß der Arbeit in öen Betrieben durch energisches Eingreifen zu unterbinden.

Zusammenstöße zwischen Kommunisten und National­sozialisten in Nürnberg

Nürnberg, 1. August. Die Kommunisten hatten für heute abend zu einer Anti-Kriegskundgebung auf dem Hallplatz aufgerufen. Die Nürnberger Polizei hatte jedoch umfassende Maßnahmen getroffen und konnte die sich an­sammelnden Trupps der Kommunisten mühelos zerstreuen. Die Kommunisten zogen sodann in kleineren und größeren Scharen in die Nähe des Hauptquartiers der nationalsozia­listischen Arbeiterpartei, die in diesen Tagen hier zu einem Reichsparteitag Zusammentritt. Beim Herkules-Hipodrom kam es zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, bei denen ein Nationalsozialist durch einen Messerstich ernstlich verletzt wurde. Er mußte in ein Krankenhaus übergeführt werden.

Der 1. August in Frankreich

Paris, 1. Aug. Vorliegende Nachrichten über den Der- lauf des 1. August lassen erkennen, daß es in Paris und sein« Umgebung, auch in der Provinz nirgends zu nennenswerte» Zwischenfällen gekommen ist. Nach einer Statistik des Innenmi­nisteriums sollen der kommunistischen Aufforderung in der Pa­riser Gegend von rund 245 000 Arbeitern nur 7600 nachgekom­men sein. In den Fabrikvororten von Paris sollen etwa 70 Ver­haftungen vorgenommen worden sein. In Lyon soll von kommu­nistischer Seite ein Sabotageakt gegen die Straßenbahn verübt worden sein.

Paris, 1. Aug. Bis heute mittag ist es hier zu keinerlei Stö­rungen der Ordnung gekommen. Die Stadt bietet das gewohnt« Bild. Als einziger Zwischenfall wird berichtet, daß nachts eia Straßenbahnwagen, in dem sich Angestellte der Straßenbahn zur Arbeitsstätte begaben, angehalten wurde. Es wurden auch Re­volverschüsse auf den Wagen abgegeben, durch die jedoch nie­mand verletzt wurde.

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Moskau, 1. Aug. Die russisch-britischen Verhandlungen sind, wie die Telegraphenagentur der Sowjetunion mite teilt, abgebrochen worden, da Staatssekretär Henderson sich, geweigert habe, die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen, bevor die strittigen Fragen über die gegen, wärtigen Forderungen gelöst seien.

Dowgalewfki erklärte, die Sowjetregierung halte es für not­wendig, die sofortige Ernennung von Gesandten vorrunehmen. Henderson bezeichnete in seiner Antwort die sofortige Wieder­aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit aller Entschieden­heit als unmöglich und schlug vor, eine Sowietdelegation nach London zu entsenden. Am 31. Juli übereichte Dowgalewski dem Staatssekretär die Antwort des Außenkommissariats. Die Er­klärung Hendersons zeige, daß die britische Regierung kein« direkte Wiederaufnahme der Beziehungen wolle. Die Note de» britischen Regierung vom 17. Juli verlangt erneute besonder« Erwägung, daher ist das Aubenkommisfariat gezwungen, di« Weisungen des Präsidiums des Exekutivkomitees der Sowjet­union einzuholen, dessen nächste Vollsitzung die neuen Vorschläge der britischen Regierung prüfen wird. Botschafter Dowgalewski ist nach Ueberreichung seiner Antwort nach Paris rurückgekehrt.

WM M die Konferenz im Haag

Paris, 31. Juli. Im Verlauf seiner Kammerrede erklärte Bri- and u. a.: Niemand kan» verkenne«, daß die Aussprache im Haag ernst sein wird. Im Haag werde es sich darum handeln, die Fol­gen des Genfer Protokolls in die Tat umzusetzen. Die Sachver­ständigen hätten eine Regelung gefunden, die, wie man hoffen dürfe, zu einem Funktionieren des Boungplanes führen und Frankreich immer der Notwendigkeit entheben werde, dem Schuldner mit dem Gerichtsvollzieher zu drohen. Solange diese Drohung zwischen Deutschland und Frankreich bestehe, gebe es keinen Frieden. Zwischen beiden Ländern müsse es eine ver­mittelnde Person geben. Es sei ferner notwendig, daß die Schuld mobilisiert werde. Wenn man sie internationalisiere, dann werde Frankreich die Sicherheit haben, daß seine Forde­rungen voll und ganz bezahlt werden. Briand sprach sodann von der Notwendigkeit, eine Verständigung zwischen den europäische« Rationen herbeizuführen, Seit vier Jahren arbeite er daran, die Friedensatmosphäre zwischen den Völkern zu schaffen, um Eu­ropa zu organisieren. Die Konferenz im Haag habe sich mit der Reparationsfrage und dem Rheinland zu befassen. Er habe sich geweigert, in den Haag zu gehen, wenn er sich vorher festlegen müsse. Er gehe zur Konferenz aufgrund der Bestimmungen des Friedensvertrages, die sehr klar seien und durch die Regierungs­erklärung vervollständigt würden. Er gehe in den Haag, um sich zu bemühen, seinen guten Willen zu zeigen. Diese Frisdensgest« könne nur unternommen werden aufgrund des gegenseitigen gu­ten Willens Frankreichs und Deutschlands. Er habe sich über» »engt, daß auf deutscher Seite sich die Regierung diesem W«M nugewandt HM«. ^