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Zusammenstoß zwischen Polizei und Kommunisten Altona, 16. Juni. Nach Mitteilung des Polizeipräsidiums Altona-Wandsbek kam es gestern abend in der preußischen Gemeinde Billstedt bei der Auflösung eines kommunistischen Demonstrationszuges zu Angriffen auf die Polizeibeamten, bei denen ein Beamter durch drei Messerstiche so schwer verletzt wurde, daß er dem Krankenhaus zugeführt werden mutzte. Drei weitere Beamte erlitten leichtere Verletzungen. Der Zug, der ein Plakat mit der Aufschrift „Rot Front trotz alledem" mit sich führte, wurde von der Polizei aufgelöst. Vlättermeldungen zufolge galt die kommunistische Demonstration einer am Samstag in Billstedt abgehaltenen Reichsbannerversammlung, die jedoch ohne Störungen verlief.
Autounglück. — Fünf Verletzte Ansbach, 16. Juni. Beim Nehmen einer Stratzenkurve in der Nähe der Stadt kam ein Nürnberger Kraftwagen infolge Platzens eines Reifens ins Schleudern und' stietz gegen einen Baum. Von den fünf Insassen wurden drei schwer und zwei leicht verletzt.
Professor Heinsheimer gestorben Berlin, 17. Juni. Unerwartet ist am Sonntag mittag der Rektor der Universität Heidelberg, Eeheimrat Professor Dr. Heinsheimer, gestorben.
Deutscher Reichstag
Der Wehretat
Berlin, IS. Juni
Am Samstag wurde die zweite Beratung des Haushalts des Reichswehrministeriums ln Angriff genommen.
Reichswehrminister Eröner:
Wie haben sich die Verfechter eines idealen Völkerbundes dis Lösung des Wehrproblems gedacht? Militärvolizeilische Kräfte zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern und kleine, hochmoderne Trurwenkörper als Glied-Armeen des Völkerbundes. Die Wirklichkeit ist von diesem Idealbild weit entfernt. Von einer Abrüstung auch nur Rüstungsbeschränkung ist bei den Sie. germächten keine Rede. (Sehr wahr!) Unsere Nachbarstaaten verfügen über 76 Divisionen gegenüber den 10 deutschen Divisionen. Man hat dieses Mißverhältnis leugnen wollen. Man bat sogar behauptet, die Stoßkraft des deutschen Heeres gehe weit hinaus über das, was seiner zahlenmäßigen Stärke enrsvricht. Diese Behauptung wird schon allein dadurch widerlegt, daß uns alle wirksamen und moderne Grobkampfmittel fehlen. In den Nachbarstaaten werden gewaltige Reservearmeen ausgedildet, die uns fehlen. Man spricht auch davon, daß wir ein Fllbrer- heer hätten. Dabei wird aber verschwiegen, daß ein Fllbrer- beer ohne große Reserven und ohne Waffen nichts machen kann. Die Militärfliegerei fehlt uns ganz und Deutschland ist gegen Luftangriffe schutzlos. Es wird auf die große Menschenzahl und die leistungsfähige Industrie bingewiesen, die Deutschland schnell für den Krieg mobilisieren könnte. Tatsächlich würde aber eine solche Umstellung der Industrie und der Menschen auf den Krieg bei uns viele Monare in Anspruch nehmen, während die Siegerstaten neben den militärisch ausgebildeten Reserven über eine auf den Krieg vorbereitete Rüstungsindustrie verfügen Wir können uns nicht auf den potentiel de guerre verlassen, sondern stützen uns auf den potentiel de vaix, auf unser vertragliches Recht auf allgemeine Abrüstung. Ich bin nicht von der These überzeugt, daß ein kleines, modernes Berufsheer di« alleinige Webrorgaiisation der Zukunft sein werde. Der französische Sozialist Paul Boncour hat meines Erachtens das Problem richtiger erkannr. Als alter Soldat und Forscher auf dem Gebiet der Kriegskunst kann ich der französischen Organisation der Landesverteidigung meine Bewunderung nicht versagen, ohne damit sagen zu wollen, daß diese Organisation auch für jedes andere Land geeignet ist. Für uns sind das nur theoretische Erwägungen, denn der Umfang unserer Wehrmacht ist ja durch den Versailler Vertrag bestimmt. Es wird nun die Frage aufgeworfen: Warum unterhalten wir überhaupt diese kleine,
„Die blonde Bornzetta" z
Roman von Leontine von Winterfeld-Platen ^ Copyright by Ereiner L Co., Berlin UiiV 6 (4. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Kraffto hob den Kopf.
Seine tiefen, dunkelumrandeten Augen sahen schwer auf den Bruder.
„Daß du auch immer so lachen kannst, Will. Dir hängt doch ebenso das Schwert überm Haupte wie mir. Du bist mir allzeit ein Rätsel, ein wunderliches." i
Will zog einen Grashalm durch die Zähne. !
„Du mir auch, Kraffto. Weil ich halt nicht weiß, wie i lange ich noch lachen und reiten und küssen kann, darum ' tu ich's eben heute noch, soviel ich nur kann. Uebrigens ; sollen's die Domherren in Köln auch nicht gerade schlecht ? treiben. Sind gewaltige Jäger gewesen vor dem Herrn, ? Darum, Bruderherz, auch wenn ich wirklich Geistlicher wer- z den sollt, bleibt doch noch die Sonne allweil scheinen. Und , Ahrwein gibt's auch in Köln. Ja, ich glaub fast, die Dom- s Herren haben drüben sogar noch besseren im Keller." l
Kraffto schüttelte den Kopf.
„An was du auch allweil denkst, Will! All solche kleinen Nebensachen. Aber das große, das schreckliche, die Hauptsache — nämlich das, daß der, so da geistlich ist worden, keine Freiheit mehr hat — Knecht ist — gehorsamer, ängstlicher Knecht, der sich beugen mutz vor Aebten und Bischöfen und hundert Heiligen und zuletzt vor Gott. Und das, will, das kann ich nicht, den Nacken beugen!"
Wieder legte ihm der Klausner die Hand auf die «Schulter.
„Bub, Bub, wie Ihr da redet, das ist nimmer recht. Den Nacken beugen vor Gott, das müssen wir alle — sund-"
Da sprang Kraffto auf, seine Stimme zitterte.
„Ja, Migarotz, vor Gott und der Jungfrau beug ich Mich auch, wenn's sein mutz, aber nimmer vor einem Menschen, selbst vorm Vater nicht. Und dann soll ich fremden Pfaffen gehorchen? Eher spring ich in die Ahr oder> ich geh in die weite Welt." I
im Kampf gegen die großen Militärmächte doch nicht brauchbare Reichswehr? Ich antworte: Weil sie wenigstens verhik dert, daß feindliche Nachbarn in unseren Grenzgebieten nach Gefallen schalten und walten und daß kriegführende Nachbarn über unsere Neutralität ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen können. Im Ausschuß hat Abgeordneter Leber die Kanal lerie für überflüssig und veraltet erklärt. Ich meine, daß über die Verwendbarkeit der Kavallerie namentlich in den östlichen Gebieten das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Auf die Marine können wir nicht verzichten, denn sie bedeutet einen wesentlichen Kräftezuwachs für das Landheer. Ich bemühe mich bei der Marine um den planmäßigen Ersatz des veralteten Schiffsmaterials. Was die innere Verfassung der Reichswehr betrifft, so sind alle Parteien darin einig, daß die Reichswehr rein staatlich eingestellt und ein unbedingt zuverlässiges überparteiisches Instrument in der Hand der verfassungsmäßigen Gewalten sein muß. (Beifall) Jeder versteht aber unter dieser staatlichen Einstellung etwas anderes. Aufgabe des Reichspräsidenten und Reichswehrministers muß es sein, der Reichswehr ihre Stellung über den Parteien zum uneigennützigen Dienst an Volk und Vaterland zu erhalten. (Beifall.) Trotz aller Kritik muß ich dankbar anerkennen, was die Reichswehr geleistet hat in pflichttreuer Arbeit, äußerster politischer Zurückhaltung und Hilfsbereitschaft gegen jedermann (Beifall). Eine Kritik, die nur herabsetzen will, lehne ich rundweg ab. Ich habe der Svar- aotwendigkeit große Zugeständnisse gemacht, habe sogar auf Manöver verzichtet, aber jedes Zugeständnis hat seine Grenze, owie das feste Gefüge der Armee dadurch erschüttert wird. Es ist eine Staatsnotwendigkeit, die dem Reich gebliebenen Ver- ieidigungsmöslichkeiten aufrecht zu erhalten (Beifall).
Abg. von Lettow-Borbeck (Dn.) begrüßt die grundsätzlichen Ausführungen des Ministers. Die Manöver dürften nicht nochmals ausfallen. Das von der Sozialdemokratie in Magdeburg rufgestellte Wehrvrogramm verlangt Demokratisierung des militärischen Disziplinarstrafrechts. Dabei werden die Notwendigkeiten verkannt, die sich im Kriege ergeben. Da stürmt so viel ruf den Soldaten ein, daß er nur dann sicher bei der Stange bleibt, wenn die Furcht vor Strafe größer ist als die Angst (Stürmischer Widerspruch und laute Zurufe der Sozialdemokraten und Kommunisten). In Magdeburg hat auch der Innenminister Severing erklärt, er halte zwar nicht eine Demokratisierung, aber eine Revublikanisierung der Reichswehr für notwendig. Wir werden darüber wachen müssen, daß der Innenminister nicht etwa still und leise den Wehrminister ins Schlevv- rau nimmt. Auch wir wollen Verbundenheit der Reichswehr mit dem Volke, aber wir wollen kein Eindringen der pazifistischen Strömungen in die Reichswehr. Die Angehörigen der Reichswehr müssen vom Wehrwillen erfüllt sein. Wir verurteilen es, wenn ein früherer General der alten Armee Schlageter mit einem Zirkusakrobaten vergleicht (Hört! Hört! rechts). Die Reichswehr darf nicht politisiert werden. Sie muß als ein zuverlässiges Verteidigungsmittel erhalten bleiben.
Abg. Schöpflin (Soz.): Minister Eröner hat angekündigt, daß er im nächsten Jahre die Wiederherstellung der in diesem Jahre gestrichenen Positionen verlangen werde. Demgegenüber erkläre ich, daß wir im nächsten Jahre darauf dringen werden, daß die in diesem Jahre erzielten Ersparnisse noch wesenrlich erweitert werden.
Abg. Vrüninghaus (D.Vp.): Das von den Sozialdemskraten in Magdeburg aufgestellte Wehrprogramm enthält manche bedenkliche Stellen. Wenn man die Republikanisierung der Reichswehr fordert, so muß erst wieder unterschieden werden zwischen der demokratischen und der sozialistischen Republik.
Abg. Dr. Külz (Dem.) bezeichnet die Reichswehr als das Instrument zur Aufrechterhaltung der Selbständigkeit des Deutschen Reiches nach außen und der Ruhe und Ordnung im Innern. Die Reichswehr muß auf die Leistungshöhe gebracht werden, die der Versailler Vertrag überhaupt ermöglicht. Wir treiben bewußt eine Friedenspolitik, aber wir brauchen die Reichswehr eben zur Aufrechterhaltung des Friedens.
Abg. Sachsenburg (W.Pt.): Das Ergebnis des sozialdemokratischen Parteitages in Magdeburg ist erfreulich, denn dort hat man praktisch die ablehnende Haltung zum Panzerkreüzer aufgegeben. Die sozialdemokratischen Wähler sind zweifellos heute national gesinnt. Die Pflicht der Landesverteidigung Kat mit
„So spring doch los", lachte Will, indem er schmeichelnd seinem grasenden Asator pfiff, „damit hernach, wenn ich geistlich mutz werden, der Neuenar zerfällt und die Voni- zetta weinend und wartend am erloschenen Herdfeuer sitzt."
Aber Kraffto hörte nicht auf ihn. Die Fäuste hatte er geballt und sah geradeaus ins Leere.
„Oh, die aus Köln! Lebendigen Leibes könnt ich jeden einzigen am Spieß braten. Alles haben sie uns genommen. Und werden nicht ruhen, bis nichts mehr übrig ist. Meint ihr, des großen Theoderich Witwe, meines Vaters und Tilemanns Mutter, wär nicht ganz und gar von ihnen beschwatzt gewesen, daß sie unsere Grafschaft dazumal dem Schutze des Erzbischofs Siegfried von Köln übertrugen, so daß wir nichts behalten haben als die Burg und die Dörfer Wadenheim, Ramersbach und Grevel? Ha, ha, ha! Sie verstehen's, auf Raub auszugehen, die heiligen Herren zu Köln! Warum hat der Vater dann bei seiner Großjährigkeit, als er die Grafschaft übernahm, die verpfändete Grafschaft nicht einlösen können und sie dem Erzbischof von Köln zum Lehen angetragen? Warum ist, als meine sterbende Mutter jenes wunderliche Dokument diktierte, kein anderer zugegen gewesen, als gerade der Beichtvater, jener finstere Domherr zu Köln? Oh, ich mutz lachen über diese frommen Väter, die sich nicht mehr zu bergen wissen unter der Last ihrer gestohlenen Weinberge, Höfe und Pfründen. Lachen müßte ich freilich, wenn's nur nicht gerade sie wären, die nun auch ihre riesige Krallenhand ausgestreckt haben nach uns — nach mir."-
„Unsinn!"
Will sprang vom Boden auf.
„Rein freveln tust du, Kraffto, in deinem törichten Wahn. Was unsere Mutter als heilig Gelübde schwur, um ihrer Seelenruhe willen, mutz auch uns heilig sein."
Der tolle Will überlegte einen Augenblick und sprudelt dann plötzlich heraus: „Da fällt mir ein, Kraffto, ich möchte dir einen Vorschlag machen."
„Nun —?"
„Wir reiten jetzt hinab zum Kloster Mariental und holen die Bonizetta auf den Neuenar."
„Bist du toll, Will? Noch ist ja die Zeit nicht um —"
„Törichte Frage, Bruderherz. Als ob der tolle Will nicht toll sein dürfte. Was die Frist anbelangt, jo geht Notwendigkeit über Gesetz. Sieht's bei uns droben nicht
___ Nr. 13g
Militarismus nichts zu tun' Der Wehretat ist eine Frage des Vertrauens zum Minister. Wir müssen unsere Wehrmacht in der allerbesten Weise ausstatten, wenn sie ihre Verteidiauiw« aufgabe erfüllen soll. ^ '
Abg. v. Epp (Nat.Soz.): Heeresfragen sind Machtfragen, die mit der Staatsform nichts zu tun haben. Wir stimmen dem Etat zu und erwarten, daß die in diesem Jahre gekürzten Positionen im nächsten Jahre wieder hergestellt werden.
Abg. Loibl (B.Vp ): Wir wissen uns frei von allen kriegerischen Absichten, aber das darf uns nicht hindern, für unsere der Landesverteidigung dienende Reichswehr alles zu tun, um- das Versailler Diktat uns nach unserer Finanzlage tun' läßt Zur Leitung der Reichswehr haben wir volles Vertrauen.
Reichswehrminister Eröner erwidert dem Abg. Schöpflin: weiche heute von keinem Wort ab, das ich im Ausschuß gesprochen habe. Wenn Abg. v. Lettow befürchtete, daß ich ins Schlepptau des Innenministers geraten werde, so kann ich versichern, daß mein Motor so intakt ist, daß ich kein Schlepptau brauche. Ich gebe zu, daß die Sparsamkeit noch gesteigert werden kann, es kommt nur darauf an, was man darunter versteht. Im Rechnungshof sehe ich keineswegs meinen Gegner. Zur wirtschaftlichen Hilfeleistung ist die Reichswehr immer bereit, soweit dadurch nicht andere Gewerbezweige geschädigt werden!
Abg. Schneller (Kom.) meint, die Wehrpolitik der Regierung arbeite bewußt auf einen kriegerischen Konflikt mit dem Osten hin. Die revolutionäre Arbeiterschaft werde diese Wehrmacht ebenso wie die ganze Republik ablehnen.
Abg. Dr. Wendhausen (Lhristl.Nat.Vp.) spricht der Reichswehr das Vertrauen seiner Partei aus.
Abg. Graf Eulenburg (Dntl.) bedauert die Abstriche beim Pferdeetat.
Die Weiterberatung wird dann auf Montag vertagt.
Württembergischer Landtag
Der Wirtschaftsetat im Landtag Stuttgart, 15. Juni. In der Samstagsitzung des Landtags wurden die Kav. 65 bis 68 mit den Ausschubanträgen angenommen. Namentlich abgestimmt wurde über einen Ausschuhantrag die Eingabe der Südd. Siedlungssenofsenschaft bei Bereitstellung staarlicher Mittel zur Erfüllung gemeinnütziger Siedlungsaufgaben dem Staatsministerium mit dem Ersuchen zu übergeben, es möge mit der genannten Genossenschaft sofort Verhandlungen aufnehmen und über das Ergebnis dem Landtag berichten. Der Antrag wurde mit 33 gegen 26 Stimmen bei 8 Enthaltungen angenommen. Die Aussprache galt hauptsächlich dem Kav. 67 (Landesgewerbeamt). Abg. Weimer (S.) wünschte, daß das Reich bald ein Berussausbildungsgesetz einbringe. Der Abg. König (Z.) sprach über die Bedeutung der milchwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsanstalt in Wangen. Abg.Roth (Dem.) wünschte weitere finanzielle Hilfe für das Technikum der Textilindustrie in Reutlingen. Abg. Her r- mann (BB.) wandte sich gegen die Schikanen gegenüber den Landwirten bei den Nacheichungen. Wirtschaftsminister Dr. Veyerle, daß die Regierung die Förderung der heimischen Industrie und des Gewebes als eine hochwichtige Aufgabe an- jehe und der gewerblichen Weiterbildung volle Aufmerksamkeit schenke. Der Abg. Maier (DV.) trat für Len Handwerkerstand ein und geißelte scharf die Schwarzarbeit. Abg. Schessold (Z.) begründete einen Antrag, der sich gleichfalls gegen die Schwarzarbeit wendet. Auch der Abg. Dr. Hölscher (BB.) erklärte, daß dieser Unfug energisch bekämpft werden müsse, weil er das Gewerbe schädige. Staatsrat Rau erklärte, die Bekämpfung der Schwarzarbeit sei sehr schwierig und könne nur durch das Zusammengehen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterbunden werden. Die Anträge gegen die Schwarzarbeit wurden angenommen. Man trat dann noch in die Beratung von Kap. 68 bis 73 ein. Es gab dabei noch eine lange Aussprache ü-er Fragen der Gewerbe- und Handelsaufstcht, der Sozialen und der Arbeitslosenfürsorge, wobei im groben und ganzen der Haltung des Wirtschaftsministeriums und der Unterbehörden zugestimmt wurde. Die Beratung wird am Dienstag nachmittag fortgesetzt.
wüst aus wie in einer Hexenküche? Seit die alte Ursel die Eicht hat und sich um nichts mehr kümmert, geht's allweil drunter und drüber. Die Bonizetta muß herauf und Ordnung schaffen."
Jetzt lochte Kraffto laut und herzlich.
„Die Bonizetta? Meinst du, so etwas lernten sie im Kloster? Die ist wohl jetzt fast eine Nonne an Zimperlichkeit und Heiligkeit geworden. Wird kein Glied rühren und sich bei uns da oben zu Tode langweilen."
„Bei uns — langweilen?"
Will stemmte empört beide Arme in die Seiten.
„Bei uns, Kraffto? Wo die Sonne zuerst aufgeht und die Dohlen am Turm nisten? Wo man schauen kann so weit — so weit ins Land, bis zum Rhein hinab. Wo im Herbst die Stürme rütteln, daß einem Hören und Sehen vergeht, wo —"
Er holte tief Atem und trat dicht an seinen Bruder heran.
„Kraffto, wenn diese — diese Bonizetta ihre Heimat nicht lieb hat, die Burg, wo sie dermaleinst als Herrin schalten und walten soll — Kraffto — dann — dann könnt auch ich fluchen über der Mutter Gelübde. Aber eher nicht."
Kopfschüttelnd hatte der alte Einsiedler dem allen gelauscht.
Jetzt furchte er die Stirn.
„Buben, Buben, seid's nur nicht gar so hitzig! Das tut kein gut auf dieser Erden. Nein, nein, gewiß nicht. Und seht, das Mägdlein, die Bonizetta, tut mir jetzt schon leid, ob sie nun den Will oder den Kraffto ehelicht. Jesses und Maria! Die wird ein hartes Leben haben."
Da schnalzte Will mit der Zunge.
„Schwätz nicht so viel Alter! Komm, Asator, ich reit jetzt zu Tal. Kommst du mit, Kraffto? Wo hast du deinen Gaul?"
„Unten grast er im Tann. Ich bin von der anderen Seite gekommen, da ist die Lände zu steil für ihn. Leb wohl, Migarötzli! Hab Dank für den Trunk!"
Die beiden Brüder schritten zu Tal, der blondhaarige Will aber noch fast um Haupteslänge den schwarzen schlanken Kraffto überragend. Der Rappe trottete gemächlich wie ein Hündchen hinterdrein.
(Fortsetzung folgt.)