eingeläutet. In den Lüsten jubelt die Lerche ihre Willkomm- grüße, mit vielstimmigem Konzert begrüßen in den Wäldern die kleinen gefiederten Sänger den einziehenden Herrscher, und Frau Sonne lacht dazu und möchte alle verstaubten und verkühlten Menschenseelen mit starken, neuen Willenstrieben beglücken. Mit dem Frühling ist Frühlingshoffnung und Frühlingsglaube aufs engste verbunden. Novalis pries in solchem Zusammenhang den .stillen, weissagenden Geist unendlicher Hoffnungen, im Vorgefühl vieler froher Tage, die Ahnung höherer ewiger Blüten und Früchte und die dunkle Sympathie mit der gesellig sich entfaltenden Welt." Zum Frühling gehört weiter die Frühlingspoeste mit ihrem himmelblauen romantischen Zauber, und wer möchte sich ihr nicht auch einmal rasch und willig hingeben! Wenn Uhland im Jubelton dichtet:
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang,
Nun muß sich alles, alles wenden! das versteht man, das will und muß man verstehen. Es ist die alte, ewig junge Frühlingssehnsucht, die auch den Stuben- mcnschen packt und ihn treibt, in weite Fernen zu wandern, wie es der gemütvolle Konrad Ferdinand Meyer ausdrückt: Und ob die Locke dir ergraut,
Und bald das Herz wird stille stehn,
Noch muß es, wann die Welle blaut,
.i Nach seinem Lenze wandern gehn.
Innerlich am nächsten steht der Lenz natürlich der Jugend; Gesundheit und Lebenskraft ist ja seine Art. Aber wer es verstand, sich, wenn auch die Jugend längst verblühte, das Herz noch jung und frisch zu erhalten, der freut sich mit dem Frühling vfld geht seinen Weg weiter mit frohgemuten, weltoffenen Sinnen. So möge er denn einziehen, der holde Lenz! Wir wollen ihn haben mit seiner ganzen Poesie, in der so viel Wahrheit steckt.
Anmeldung der Schuldzinse usw.
Die heutige Numm« enthält die amtliche Aufforderung zur Anmeldung der Schuldzßnse, Renten rchrd Lasten fii« die diesjährige Festsetzung der Einkomnhensteuer. Die Beachtung dieser Aufforderung ist für die Steuerpflichtigen, welche keine Steuererklkirung abgeben, von besonderer Wichtigkeit, da amtliche Erhebungen über nicht angemeldete abzugsfähige Betrüge zu Unterlasten sind, und derjenige Steuerpflichtige, welcher die Anmeldung in der Zeit vom l. bis 8. April unterläßt, des Vorteils, welchen ein Abzug der Schuldzinse für den Steueransatz zur Folge hat, verlustig geht und auf nachträgliche Berücksichtigung unangemeldeter Abzüge keinen Anspruch hat. Kleine Beiträge können schon die Einreihung in eine niederere Steuerstvfe bewirken. Die vielfach verbreitete Meinung, es werden für die in dem Grundbuch eingetragenen Hypotheken die Schuldzinse von amtswegen ermittelt, ist unrichtig, ebenso die Annahme, daß eine einmalige Anmeldung der Schuldzinse in einem Vorjahr genüge. Irgend welche Nachteile können den Steuerpflichtigen durch die Anmeldung der Schuldzinse nicht entstehen, da alle mit der Einkommensteuer beschäftigten Personen zur strengsten Wahrung des Dienstgeheimnisses verpflichtet sind. Bei diesem Anlaß wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Steueraufnahme nach demStand vom 1. April zu erfolgen hat, es sind deshalb die Einkommen- und Kapitalsteuererklärungen, die Lohn- und Eehaltslisten und Schuldzinsenanmeldungen nicht vor diesem Zeitpunkt, sondern in der Zeit vom 1.—8. April 1913 bei der Behörde einzureichen.
Eine Wiederholung von „Der Rose Pilgerfahrt" durch den Kirchengesangverein wird am kommenden Montag abend A8 Uhr stattftnden. Der Verein will damit mehrfach an ihn herangetretenen Wünschen entgegenkommen und wir möchten auch von hier aus zu zahlreichem Besuch ermuntern. (S. Ins.)
Schwäbische Gedenktage. Am 25. März 1523 starb in Nürnberg der württembergische Staatsmann Gregor Lampatter; der 1463 in Viberach geboren war. — Am 26. März 1766 wurde in Beilstein Friedrich Immanuel Niethammer geboren. Er brachte es bis zum Konsisto- rialrat in München, wo er am 1. April 1848 starb. Cr war ein ausgezeichneter Philosoph und von großen Verdiensten um das Schulwesen. — Am 27. März 1806 wurde Kloster Wiblingen aufgehoben. — Am 28. März 1841 starb als Pfarrer von Kirchbierlingen OA. Ehingen Franz Anton Friedrich Walter, der letzte Abt von Marchtal, er war am 1. November 1763 zu Zngstetten im bayerischen Schwaben geboren. — Am 29. März 1524 starb die Herzogin Elisabeth. Gemahlin des Herzogs Eberhard ll im Schlosse zu Nürtingen. — Am 30. März 1598 ging der Weiler Mettenberg OA. Leutkirch in Flammen auf. — Am 31. März 1632 zog der schwedische Oberst Ruthven vor das feste Schloß Erbach OA. Ehingen, nahm es ein und ließ Schloß und Dorf ausplündern.
Eine Galgenfrist für die Hunde. Wie aus den Landtagsverhandlungen bekannt ist, steht eine Erhöhung der Hundesteuer bevor. Sie wird aber in diesem Jahre noch nicht Platz greifen; um so sicherer dürste sie zum 1. April 1915 in Kraft treten und zugleich ein großes Sterben unter unseren treuen, vierbeinigen Freunden verursachen.
scb. Ostelsheim, 20. März. Unter zahlreicher Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft wurden gestern die irdischen Ueberreste eines Mannes zu Grabe getragen, der zwar zu den „Stillen im Lande" gehörte und in weiteren Kreisen nur wenig bekannt war, der aber trotzdem von denen, die ihm persönlich nahestanden, dank seiner trefflichen Charaktereigenschaften wertgeschätzt wurde. JohannesSchmid, Bauer, hat im Jahre 1853 das Licht der Welt erblickt, also ein Alter von 60 Jahren erreicht und ist durch einen Schlaganfall am letzten Dienstag früh unerwartet schnell abgerufen worden. Mit einem klaren Verstände ausgerüstet, ist er für alle Bestrebungen im öffentlichen Leben, die er einmal als gut und nützlich erkannte, in Wort und Schrift eingetreten und zwar ohne sich jemals vorzudrängen. Seiner politischen Ueberzeugung nach auf konservativem Boden stehend, war er ein treuer Freund seines Vaterlandes und Anhänger unserer evang. Landeskirche. Eine lange Reihe von Jahren war er eifriges Mitglied des Gesangvereins und von diesem sehr geschätzt; derselbe erkannte es denn auch als seine Ehrenpflicht, ihm durch einen erhebenden Grabgesang den letzten Liebesdienst zu erweisen. Seiner Verdienste um die hiesige Gemeinde als Mitglied der bürgerl. Kollegien und des Kirchengemeinderats gab der Ortsgeistliche, Herr Pfarrer Zeller und Herr Schultheiß Maulbet sch in beredten Motten und durch Niederlegung eines Lorbeerkranzes an seinem Grabe Ausdruck. Ein Freund und Förderer alles Guten, Edlen und Wahren und ein Feind alles Gemeinen und Schlechten: so wird sein Bild in Zukunft unter uns fottleben; dieses möge auch ein Trost für seine hinterlaffene Familie sein. Ehre seinem Andenken!
tViirttsni^exg.
Wiirttembergischer Landtag.
Stuttgart, 20. März.
Die Zweite Kammer beriet heute einen sozialdeitto- kratischen Antrag auf A ende ru n g der Verfassung s u rk u n d e und des Landtagswahl- ge setzes. Darnach sollen sämtliche Mitglieder der Zweiten Kammer in größeren Wahlbezirken auf dem Wege der Verhältniswahl gewählt und als Wahltag soll der Sonntag bestimmt werden. Keil iS.) begründete den Antrag. Man dürfe den Arbeitern nicht zumuten, bei einer Wahl dreimal auf ein mehrstündiges Arbeitsverdienst zu verzichten. Der Wille der Volksmehrheit komme beim jetzigen Wahlsystem nicht zum Ausdruck, sonst müßten die Rechte statt 46 nur 35, die Liberalen statt 30 nur 29 und die Sozialdemokraten 26 statt 17 Abgeordnete haben. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker verhielt sich in seiner Antwort durchaus ablehnend. Eine Revision der Verfassung von 1906 könne setzt nicht schon wieder in Frage kommen und an eine Aufhebung der Bezirkswahlen fei nicht zu denken. Sonntagsfriede und Sonntagsweihe müßten geschützt werden. Körner (B.K.) erklärte, daß seine Partei den Antrag ablehne. Haußmann (B.) betonte, daß seine Pattei wie bisher so auch künftig für ein gemischtes Wahlsystem sei. Die Einführung des Proporzes würde von der Bevölkerung nicht verstanden werden. Dagegen seien die Sonntagswahlen einen ehrlichen Versuch wert. Hieber (N.) wandte sich entschieden gegen die Zerschneidung jeglichen Bandes zwischen der Volksvertretung und den Wahlkreisen der einzelnen Bezirke. Auch die Sonntagsruhe dürfe nicht gestört werden. Hauser (Z.) bestritt das Vorhandensein eines Bedürfnisses für den sozialdemokratischen Antrag, der unrichtig und unzweckmäßig sei. — Der Antrag Keil wurde in namentlicher Abstimmung mit 53 gegen 15 Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Der zweite Teil des Antrags Keil über die Bestimmung des Sonntags als Wahltag wurde ebenfalls in namentlicher Abstimmung mit 50 gegen 16 Stimmen und 1 Enthaltung (Haußmann) abgelehent. Schluß 2 Uhr.
Erstickt.
Gableuberg, 21. März. Gestern nachmittag entstand in der Wohnung eines Hauses in der Ltndenstraße ein Brand. Ein dort eingeschloffener 4 Jahre alter Knabe, der den Brand, vermutlich durch Zündeln, verursacht haben soll, wurde von dem Rauch bewußtlos und starb an Rauchvergiftung, trotzdem er im Karl Olga-Krankenhaus sofort ärztlich behandelt wurde.
Fabrikant Henning -ft.
Metzingen, 21. März. Gestern ist hier der Fabrikant Fritz Henning gestorben. Er war früher volksparteilicher Abgeordneter der Zweiten Kammer für den Bezirk Urach und langjähriger Vorstand der Gewerbebank und des Gewerbevereins.
Tödlicher Unfall.
Mengen, 21. März. Im Widmann'schen Sägewerk war der 26 Jahre alte Fritz Metzger an einer kombinierten Kreissäge beschäftigt, als plötzlich ein Holzsplitter absprang und dem Metzger durchs Auge ins Hirn drang. Der junge Mann war sofort tot.
Dem Tod entronnen.
Aus dem Allgäu, 20. März. Knapp dem Tode entronnen ist ein Mädchen aus Nördlingen, das letzter Tage seinen neuen Dienstplatz in einem Hotel bei Oberstdorf antreten wollte. Das Mädchen kam vom rechten Wege ab und schlug statt die Richtung nach Schrattenwang jene nach Ttefenbach ein, wurde aber von des Weges kommenden Personen auf den richtigen Anstieg verwiesen. Inzwischen trat aber Dunkelheit ein und das
Mädchen kam in den Schneesturm, der sich erhoben hätte'' und brach bald unter einer Tanne ermattet zusammen. Nach einem weiteren Versuche, das Hotel zu erreichen, verließen das Mädchen abermals die Kräfte, es sank nieder, verlor das Bewußtsein und lag die ganze Nacht in leichter Kleidung in dem Schneewetter draußen, bis andertags einige Schifahrer das halberstarrte Geschöpf, über das sich eine leichte Schneedecke breitete, auffande«. Besonderen Schaden hat das Mädchen an seiner Eesund- hit nicht genommen.
Stuttgart, 20. März. In der Panoramastraße sind fett heute früh blühende Aprikosenbäume zu sehen.
Ludwigsburg, 20. März. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, den Kriegsteilnehmern von 1866 und 1870- 71, soweit sie nicht mehr als 1100 ^ Einkommen beziehen und mindestens ein Jahr hier ihren Wohnsitz haben, eine jährliche Unterstützung von 30 zu gewähren.
A— Walt »«» Kalt.
Militär, Zivil und Presse.
Strassburg, 20: März. Die von hier aus der heutige» Slrafkammersitzung gemeldete gerichtliche Erledigung von 7 Fällen der Beleidigung von Militärpersonen durch Zivilisten ist zurückzuführen auf eine vom Staatssekretär den Polizeibehörden und der Staatsanwaltschaft erteilte: Anweisung, derartige Fälle ungesäumt mit aller Energie zu verfolgen. Infolgedessen sind sämtliche derartige Vorkommnisse, die sich imr Laufe der letzten 14 Tage ereignet haben, zusammen mit den jmigen, die aus früherer Zeit bei Gericht anhängig waren, nunmehr zur Aburteilung gebracht worden. Ae getroffenen. Maßnahmen haben es ermöglicht, gegen Ausschreitungen der fraglichen Art gerichtliche Abhilfe binnen kürzester Frist (in sicheren Fällen schon in 8' Tagen) herbeizufiihren. Die Staatsanwaltschaft hatte erhebliche Gefängnisstrafen beantragt. Die auch tatsächlich erfolgten mehrfachen Verurteilungen wegen Beleidigung auch zu Freiheitsstrafen beweisen, daß auch die elsaß-lothringische» Gerichte gesonnen sind, dem zu Tage getretenen Unfug mit aller Entschiedenheit zu steuern. Mit der Militärbehörde wurden Vorkehrungen dahin getroffen, daß heute Zwischenfälle erst nach Durchführung des beschleunigten gerichtlichen Verfahrens zur Kenntnis der Presse gebracht werden sollen, um unrichtiger Berichterstattung, wie sie in der letzten Zeit mehrfach vorgekmnmen ist, vorzubeugen.
Bom Unfug des Gesundbelens.
Nachdem jüngst zwei sehr bekannte und: beliebte Schauspielerinnen vom Königlichen Schauspielhaus in Berlin, Frau Ruscha Butze und Fräulein Alice v. Ar- näuld, sogenannten Gesundbeterinnen in die Hände gefallen und an ihrer Behandlung durch die Kraft des Gebets elend gestorben waren, hat sich jetzt die: Staatsanwaltschaft der Angelegenheit bemächtigt und gegen mehrere Gesundbeterinnen, die in Berlin ihr Unwesen treiben, ein llntersungsverfahren eingeleitet. Wie die Nattonalzeitung behauptet, werde der Prozeß große Ueberraschungen über das gemeingefährliche Treiben dieser Frauen bringen. Frau Nuscha Butze war zuckerkrank und wäre nach der Aussage ihres früheren behandelnden Arztes noch jahrelang bei sachgemäßer Behandlung verhältnismäßig gut zu erhalten gewesen. Durch Bekannte ließ sie sich Sberrttien, die ärztliche Kur aufzugeben, und sich den Händen betender Weiber anzuvertrauen, wobei sie bald: zugrunde ging. Durch Frau Butze wurde Frl. Arnauld verführt, wegen eines schweren Eesichtsleidens sich Gesundbeterinnen zuzuwenden, deren vier sich der unglücklichen Kranken bemächtigten. Diese gab die bisherige ärztliche Bestrahlungsbehandlung auf; die vier Gesundbeterinnen isolierten die Kranke von allen Freunden, Bekannten und Beratern. Die aufgebrochenen eiternden Wunden wurden mit Gebet und nasser Watte behandelt; letztere: wurde nach Gebrauch einfach auf den Fußboden geworfen, wodurch sich der Hund der Verstorbenen ansteckte und getötet werden mußte. Generalintendant Graf Hülsen sandte als Vertrauensarzt Dr. Schmidt in Begleitung eines katholischen Geistlichen zu der Kranken.. Diese konnten erst zu ihr dringen, nachdem sie die absperrende Betschwester mit der Polizei bedrohten. Die katholische Beichte der Totkranken wurde angeblich hintertriehei» unter dem Vorwand, diese wolle zum Protestantismus übertreten. Ferner, wurde das Testament der Verstorbenen vergeblich gesucht. Die Gesundbeterei soll in den letzten Jahren in Berlin einen geradezu bedrohlichen Umfang angenommen haben.
Die Schiffskataftrophe.
Das Berliner Tageblatt meldet aus Venedig: Nach Schilderung eines Augenzeugen, der sich in der Nähe der Maschine des Dampfbootes Lido befand, waren etwa 60 Passagiere an Bord. Im Augenblick der Katastrophe verlor der Steuermann seine Geistesgegenwart. Seine Versuche, den Zusammenstoß zu verhindern, waren erfolglos. denn im Maschinenraum war niemand zugegen. Beim Zusammenstoß sprang der Maschinist und der Heizer, die ebenfalls an Deck gegangen waren, ins Wasser und suchten sich durch Schwimmen zu retten. An Bord des Torpedoboots machte man die größten Anstrengungen, um einen Zusammenstoß zu verhüten, aber vergebens. Die Wand des Dampfers wurde glatt durchgeschnitten. Der Dampfer begann rasch zu sinken. Die ganze Katastrophe hat nur ?in paar Sekunden gedauert.