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Schwarzwälder Tagrszeitu»q.,.Aus de» Taume?"

Erzbischöfliches Einschreiten gegen Abbe Haegy

Paris, 29. Dez. Nach einer vomTemps" wiedergegebe­nen Meldung aus Straßburg kündigt die ZeitungLa Re- publique" an. daß der Erzbischof von Straßburg, Ruch, auf Grund eines Schriftwechsels mit dem Vatikan Abbe Haegy. dem Leiter desElsässischen Kurier" in Kalmar und Abbe Schieß, dem Leiter des in Straßburg erscheinendenEl­sässer", die Ausübung der geistlichen Tätigkeit verboten habe. Abbe Schieß sei hiervon bereits verständigt worden.

Das deutsch-rumäische Abkommen von der rumäischea Kammer ratifiziert

Bukarest, 30. Dez. Die Kammer hat das deutsch-rumä­nische Abkommen vom 10. November ratifiziert.

Ei« blutiger SlraßMauiPf i« Berlin

Berlin, 31. Dez. Zn der Straßenschlacht, die sich in der Nacht zum Sonntag im Berliner Osten in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs abspielte, und die etwa von 11 llhr bis 2 Uhr nachts gedauert hat, sind mehr als vierzig Schüsse gefallen. 8 Personen liegen in bedenklichem Zu­stande im Krankenhaus. Der Zustand eines Schwerver­letzten ist nahezu hoffnungslos, da ihm die Schädeldecke durch Hiebe zertrümmert worden ist. Nach den Schilde­rungen von Augenzeugen hat eine Schlägerei stattgefun­den, wie sie in der Kriminalgeschichte Berlins einzig da­steht. Im Laufe der Nacht zum Montag werden, wie der Montag" meldet, sämtliche Lokale in der Umgegend des Schlesischen Bahnhofs durchsucht werden und es ist mir einer ganzen Reihe von Verhaftungen zu rechnen.

Im Polizeipräsidium haben eingehende Besprechungen über den Vorfall stattgefunden. Außer der Reservemord­kommission sind unter Leitung des Kriminalrats Ealzow fast sämtliche Kriminalstreifen des Berliner Polizeipräsi­diums beauftragt, dem Banditentum im Berliner Norden und Osten endlich ein Ende zu bereiten.

Berlin, 30. Dez. Ueber wüste Ausschreitungen, die sich in der Nacht zum Sonntag am Schlesischen Bahnhof zwischen Mitgliedern des VereinsZmmertreu" und Zimmerleuten abgespielt haben, wird berichtet: Die Mitglieder des VereinsZmmertreu" sind vielfach Leute, die vorbestraft find oder sonst mit dem Gesetz in Konflikt stehen. Am Samstag abend hatten die Zimmerleute in ihrem Stamm­lokal eine Versammlung einberufen. Gegen 11 llhr er­schienen plötzlich 8 bis 10 elegant gekleidete Männer, dis zum Teil Zylinder und Lackschuhe, Smokings und andere Eesellschaftskleidung trugen und dem VereinZmmertreu" angehörten und griffen die Zimmerleute an. Alsbald entstand eine allgemeine Schlägerei. Als Polizei und Ueberfallkommando erschienen, waren die Angreifer schon aus dem Lokal verschwunden. Eine Stunde später brach der Tumult von neuem aus und nahm noch härtere For­men an. Zu dieser Zeit kamen noch vier Zimmerleute, die auch ihr Vereinslokal aufsuchen wollten und von dem Vorangegangenen keine Ahnung hatten. Die Mitglieder des VereinsZmmertreu" drangen auf sie ein. Auf die Hilferufe der Bedrängten kamen ihnen ihre Kollegen zu Hilfe. Die Angreifer zogen Pistolen und schossen in das Lokal. Hierbei wurde ein Zimmermann so schwer getrof­fen, daß er auf dem Transport in das Krankenhaus ver­starb. Während der Kampf noch tobte, fuhren etwa 30 bis 40 Autodroschken heran, denen Bereinsfreunde der An- greiser entstiegen und sich sofort auf die Zimmerleute stürzten. Nur mit Mühe gelang es dem verstärkten Ueber- j fallkommando und zahlreichen Schupo- und Kriminal- ! beamten, der Ausschreitung endlich ein Ende zu machen.

Aus Skadt und Land.

Altensteig, den 31. Dezember 1928.

Amtliche«. Bestätigt wurde die Wiederwahl der Schultheißen Christoph Schmid in Rohrdors, Ober­amts Nagold, und Gottlob Schmidt in Eechingen, OberamtsCalw, zu Ortsvorstehern dieser Gemeinden.

Uebertragen wurde die Stelle des Vorstands des künftigen Reichsbahn-Betriebsamts Calw dem Reichs­bahnrat Ammon daselbst.

Versetzt wurde der Reichsbahnrat Schmidl in in Freuden st adt nach Sigmaringen als Vorstand des künftigen Reichsbahn-Betriebsamts dort.

Todesfall. Am gestrigen Sonntag starb ganz unerwartet im 80. Lebensjahr Stadtpfleger a. D. C. W. Lutz nach nur kurzer Krankheit. Mit ihm ist eine bedeutende und markante Persönlichkeit Altensteigs aus dem Leben geschieden. Sein kaufmännisches Geschäft brachte er zu großer Blüte und zog sich im Zahre 1904 zurück, um es seinem Schwiegersohn Fritz Bühler zu übergeben. Im öffentlichen Leben spielte er eine große Rolle. Es wurden ihm wohl alle Ehrenämter zu Teil. Er war lange Zahre Eemeinderat, von 19071917 Stadtpfleger und Armen- psleger, viele Jahre Ortsschulrat, Kirchengemeinderat und verschiedene Zahre auch Kirchenpfleger. Auch der Han­delskammer gehörte er viele Jahre als Vertreter an. Er war viele Jahre Kommandant der Feuerwehr, Vorstand des Eewerbevereis, Vorstand des Liederkranzes usw. Der Verstorbene, der Veteran von 1870/71 war, entfaltete eine außerordentlich ersprießliche Tätigkeit und ein Rückblick auf sein Leben zeigt, daß dieses ein sehr segensreiches war. Sein Ableben wird in allen Kreisen herzliche Teilnahme finden.

Städtische Sparkasse Altensteig. Bei einem Rückblick auf das ablaufende Jahr 1928 darf erfreulicherweise festgestellt werden, daß die Weiterentwicklung der Spar­kasse befriedigende Fortschritte gemacht hat. Gegen den Schluß des Jahres wurde zwar die bei der Landwirtschaft bestehende und mit einem Preisdruck parallel gehende Absatzschwierigkeit, sowie die schlechte Konjunkturlage in den hier vorherrschenden Branchen recht fühlbar. Gegen das Vorjahr hat sich der Eesamtjahresumsatz auf einer Hauptbuchseite von 18 auf 21 Millionen R.M. gehoben. Die Eesamteinlagen einschließlich der Guthaben der Eiro- kunden erhöhten sich von 1,45 Millionen R.M. auf 1,88 Millionen R.M. oder um ca. 30 Prozent. Die Zahl der Reichsmark-Spar- und Depositenkonten beträgt wieder rund 2400, diejenige der Giro- und Kontokorrentkonten 640. Während die vorjährige Bilanz mit einer Endsumme von 1,57 Millionen R.M. abschloß, wird die heurige eine solche von rund 2,1 Millionen R.M. aufweisen. Alle Gel­der sind im Bezirk der Sparkasse wieder ausgeliehen und trugen so zur Befruchtung des Wirtschaftslebens in unserem engeren Bezirk wesentlich bei. Bei Rückzahlung aufgewerteter Spareinlagen wurde auch im Berichtsjahr nicht kleinlich verfahren; die Rückzahlungen haben nun im ganzen die Summe von 33 000 R.M. überschritten. Zu Buche stehen noch einschließlich Zinsen per 31. Dez. 1928 rund 300 000 R.M. Im Sommer 1928 wurde das Spar­kasiengebäude durch einen Anbau vergrößert; auf diese Weise sind im Erdgeschoß für die Sparkasse und im ersten und Dachstock für das städtische Forstamt weitere Räum­lichkeiten geschaffen worden. Das Gebäude erfüllt nun auf Zahre hinaus seinen Zweck und macht in seiner neuen Gestaltung einen stattlichen Eindruck.

Verneck, 31. Dez. Gestern morgen entdeckte der Fisch­meister in einem der Gültlingen'schen Fischweiher eine Leiche weiblichen Geschlechts, welche später als die Mitte der Zwanziger stehende Dorothea Fastnacht aus Zwerenberg erkannt wurde. Was das sonst so lebensfrohe Mädchen in den Tod trieb, oder ob ein Ver-

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brechen vorliegt, wird die eingeleitete Untersuchung" er­geben. Der schwer betroffenen Familie wendet sich all­gemeine Teilnahme zu.

Nagold, 31. Dez. (Eemeinderatssitzung vom 28. Dez.) Einig« Gesuche um Wasserleitungsanschlüsse, Entschädigung für ein Gartenmäuerchen werden wunschgemäß erledigt. Der Eckbau­platz an der Moltkestraße wird dem Christian Volz, Bäcker und Schreiner zu den üblichen Bedingungen in Aussicht gestellt zwecks Ueberbauung im Jahre 1929. Die städt. Rechnungen für 1926 sind ohne Anstand geprüft worden. Sie wurden heut« abgenommen und dem Rechner Entlastung erteilt. Der achte Verteilungsschlüssel bringt einen Rückgang der Rechnungs­anteile, so daß der Anteil der Stadt an Einkommens- und Körperschaftssteuer für 1928 nicht unwesentlich zurückgehen wird. Gegen die am 8. Dezember vorgenommene Gemeinde­ratswahl sind keine Einsprachen eingegangen, da auch gegen die Person der Gewählten keine Hindernisgründe vorliegen, steht dem Eintritt der Neugewählten nichts im Wege. Die Einführung und Beeidigung findet am Mittwoch, den 9. Jan., nachm. S Uhr statt. Der Vorsitzende dankte den ausscheidenden Kollegialmitgliedern. Neben neuen Aufgaben seien alte Pro­bleme in einem Umfang gelöst worden, wie wir selbst nicht zu hoffen wagten. Durch die ununterbrochene Fortsetzung des Wohnungsbaus konnte das Kapitel über die leidige Woh­nungszwangswirtschaft geschlossen werden. Den Wohnungsbau hat dabei nachhaltig gefördert, der Ausbau unserer Wasserver­sorgung, die Erwerbung und Bereitstellung von Siedlungs­gelände durch die Stadt und die Anlage von Straßen und Wegen. Die Fest- und Konzertsaalfrage ist durch die private Unternehmungslust vorbildlich gelöst, ebenso hat die Kleinkin­derschule nach jahrzehntelangen Erwägungen dank dem Ent­schluß der Kirchengemeinde ein geradezu ideales Heim bekom­men und wer hätte geglaubt, daß die schwerste aller städtischen Aufgaben die Nagold- und Waldachkorrektion mit ihren Nebenunternehmen der Kanalisation und der Straßen- und Weganlagen mit Hilfe des Staates so rasch erledigt werden würde, wie es geschehen ist? Unter dem Eindruck der furcht­baren Wolkenbruchkatastrophe vom 5. Mai 1927 war jedermann der Auffassung, daß mit der Verbesserung unserer Hochwasser- abflußverhältnisse doch endlich etwas Durchgreifendes geschehen muß. Aber auch auf allen anderen Gebieten öffentlichen Ee- meindelebens ist tüchtig gearbeitet worden. Ich darf auf den Ausbau der Latein- und Realschule, auf die Schaffung eines Autoliniennetzes in Nagold durch die Post und besonders durch die Firma Benz u. Koch, das die tatkräftige Förderung der Gemeinderats erfahren hat und aus die besondere Fürsorge, die unserem Stadtwald zugewendet wurde, Hinweisen. Welche Summe von Kleinarbeit mußte zur Inganghaltung der Ver­waltung geleistet werden, welch gewaltige Arbeit erforderte seinerzeit die Inflation und dann wieder die Ueberleitung in die Stabilisierung? Wahrlich, es wird selten einmal in einer 6jährigen Wahldauer mehr geleistet worden sein als in dieser! Die Grundlagen und Voraussetzungen zu einer gesunden Wei­terentwicklung der Stadt sind, zum Teil auf lange Sicht, ge­schaffen. Die engen Fesseln des früheren Rahmens sind ge­sprengt. Mit einem nochmaligen Dank an die ausscheidenden Mitglieder für ihre treue und erfolgreiche Mitarbeit schloß der Vorsitzende die letzte Sitzung im alten Jahr. Mit den städt- Beamten vereinigten sich die Eemeinderäte zu einem Abschieds­schoppen in derLinde".

Aus dem Bezirk Calw, 29. Dez. (Verleihung von Dienftbotenehrenzeichen.) Auf Weihnachten 1928 stndj nachfolgende Ehrenzeichen an Angehörige des Bezirks ver­liehen worden: das silberne Dienftbotenehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit, an , Frll Dorothea Bäuerle bei Marie Burghardt, Witwe in Z w e'r e n r g. 'Die Brosche für 10jährige Dienstzeit an Frl. Anna Maria Frey bei Eva Maria Rentschler, Witwe in Schmieh und an Frl. Rosine Schanz bei Pfarrer Jung in Mött- l i n g e n.

Unterreichenbach, 29. Dez. (Autounfall.) Zwischen Weißenstein und Unterreichenbach ereignete sich Donners­tag nacht kurz vor 12 Uhr ein Autounfall. Der Wagen des Arztes Dr. Pfleiderer von Knittlingen fuhr an einen Baum und blieb beschädigt liegen. Die Insassen wurden sämtlich verletzt Zwei Herren trugen durch Elassplitter leichtere Verletzungen am Kopse davon, die Frau von Dr. Pfleiderer einen Bruch des linken Unterschenkels. Das Pforzheimer Sanitätsauto brachte die Verletzten ins Pforzheimer städtische Krankenhaus.

Eellern verfärbte sich.Sie weisen mich demnach ab, Komtesse?"

Sie sah auf, sah diese gütigen, blauen Augen, den sein­geschwungenen Mund, der heute ohne jedes Lachen war. Mitleid hielt ihr dasNein" auf den Lippen zurück.

Ich kann Ihnen heute noch keinen Bescheid geben!" sagte sie, jedes ihrer Worte abwägend.Wenn Sie mir Bedenkzeit geben würden vier Wochen nur. Aber sie werden nicht warten wollen!"

Sie sah, wie er aufatmete.

Ich werde,warten, Komtesse!"

Er neigte sich über ihre Hand, sah ihr noch einmal in die Augen und verließ den Raum.

Sie starrte ihm nach und glitt in die Knie, als sich die Türe hinter ihm schloß.

Elemer! Elemer! So weit hast du mich gebracht, daß ich einem anderen Hoffnung mache. Nur eine Zeile! Nur eine Zeile, daß du mich nicht vergessen hast!"

So fand sie Warren, als er eine Viertelstunde später bei ihr eintrat, um nach ihr zu sehen.

Er nahm sie in die Arme und liebkoste ihr schmalgewor­denes Gesicht.

Eve Mi, ich Hab dich nicht verkauft! Bei Gott, ich Hab es nicht getan!"

Sie nickte und drückte sich schutzsuchend gegen seine breite Brust.

Er griff in die Tasche und holte ein zusammengefaltetes Zeitungsblatt heraus. Eine Notiz war mit einem blauen Strich umrandet.Lies es dann, Eve Mi. Und dann komm zu mir. Eersdorff war heute morgen da. Er hat wieder Hoffnung. Vielleicht gibt es doch noch ein Hinüber­kommen auf festen Grund."

Als er gegangen war, nahm Eve Mi das Blatt zur Hand. Gleichgültig, weil sie für nichts mehr Interesse empfand, begann sie zu lesen. Dann zitterte das Papier zwischen ihren Fingern. Sie mußte es auf den Tisch legen, weil es zu sehr schwankte. Sie wischte sich noch einmal die Augen rein und las:

(Fortsetzung folgt.)

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(40. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Wenn er lebte und gesund wurde, erfuhr sie von ihm ja eines Tages doch die volle Wahrheit. Jetzt genügte das andere.

Eva Maria schloß kein Auge in dieser Nacht. Dem Vater brauchte sie nichts zu erklären. Eersdorff hatte ihn von allem unterrichtet. Nur wie sie Zeuge des Unfalles geworden, das erzählte sie ihm.

Und-dann kam sie an jedem Tage der folgenden Woche in das Landhaus Gellern und erkundigte sich, ob das Ge­nesen des Barons Fortschritte machte. Gesehen hatte sie ihn nie mehr. Stets empfing die alte Dame sie allein, bis er doch eines Tages selbst am Palais in der Herrenftraße vorfuhr.

Ueber zwei Stunden blieb er in Warrens Arbeitszim­mer. Erregt klang die Stimme des Grafen durch die ge­polsterte Türe. Dann folgte wieder minutenlanges Schweigen.

Für mich ist die Sache insoweit belanglos", sagte Warren zum Schlüsse,als ich weiß, daß Sie ein Ehren­mann sind. Meine Tochter zu tadeln, daß sie just an Ihrer Schwelle geläutet hat, wäre ungerecht. Es war jedenfalls zehnmal besser an der Ihren, als an einer anderen Schutz zu erbitten. Und Ihre Werbung, Baron Gellern, ehrt mich, ehrt mich sehr. Aber ich will meiner Tochter nicht das Recht nehmen, über ihr Herz und ihre Hand selbst zu verfügen. Wenn Sie wünschen, werde ich Sie bei ihr mel­den lassen. Sie können sich dann den Bescheid aus ihrem Munde selbst holen!"

Er drückte mit etwas unsicheren Händen auf die Klingel neben seinem Schreibtisch und befahl dem alten noch ein­zigen Diener des Hauses, der Komtesse zu melden, daß sie Besuch bekäme.

Wer ist es?" frug Eva Maria und legte Elemer Radanyis Bild in das Geheimfach zurück, worin sie es stets verschlossen hielt.

Das wenige Rot, das ihren Wangen noch Farbe gab, verschwand. Sie öffnete die Lippen und wandte sich um, ohne etwas gesagt zu haben.

Empfangen Komtesse?" mahnte der Diener bescheiden. Sie schrak zusammen. Ein furchtbarer Kampf stand in ihrem Gesichte geschrieben. Ihr Kopf senkte sich und als sie ihn wieder hob, suchten ihre Augen nach den Fenstern, ob es nicht ein Entrinnen gäbe.

Der Alte räusperte sich.

Ich lasse bitten!" kam es kaum hörbar.

Als Eellern wenige Minuten später eintrat, lehnte sie sich schutzsuchend gegen die blaßrote Seide der Bespannung. Langsam wandte sich ihm ihr Gesicht zu, aus dem alles Leben gewichen schien.

Sie wollte vorwärts gehen und vermochte es nicht, konnte dem Manne, der ihre Ehre verteidigt hatte, nicht dankbar beide Hände entgegenstrecken. Und wußte nicht, warum sie Furcht empfand vor ihm. Vor dieser Siegfrieds­gestalt, die noch immer unweit der Türe stand und auf ihre Ermunterung wartete, näher zu treten. Sie sah auf ! ihre Hände, an denen in jener Nacht sein Blut geklebt ! hatte. Und von ihren Händen weg suchte sie nach seinen ! Augen, die damals so fest geschlossen lagen. Nur sein ! Mund, der schwieg, wie in jenen Schreckensstunden auch, j Nun kam er trotzdem auf sie zu, ohne von ihr aufgefor- ! dert zu sein. Sie konnte nicht mehr weiter zurückweichen, s die Mauer gebot ihr Halt. Zwei Schritte nur trennten i sie noch von ihm. Was sie nicht getan hätte, tat er. Beide ! Hände streckte er ihr entgegen. z

Komtesse, ich danke Ihnen für mein Leben!" s

Sie aber dankte ihm mit keinem Worte, daß er es für j ihre Ehre eingesetzt hatte. I

Stumm, den Kops gesenkt, stand sie vor ihm. !

Und wartete, wartete, daß er ging ging weil sie s Angst empfand, Angst, daß er seinen Lohn von ihr fordern ! würde. Und er tat es. Er forderte nicht! Er bat! z Kein Schwall von Worten erging über sie. Er kniete ? nicht vor ihr. Einfach, schlicht bat er sie um das Glück, ihm Weib zu sein. «

Sie ließ ihn ohne Antwort stehen, sah, wie er die Lip- , pen aufeinanderdrückte und wartete, bis sie sprechen würde, j Aber sie schüttelte nur verzweifelt den Kopf. j