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dann durch die kleine Pforte zur Burg hinein. Sie fand die Mutter allein in ihrem Zimmer, die beiden Buben waren, wie so oft, noch droben beim Herrn.

Da kam es über sie mit der Erkenntnis ihrer Schuld, einer anderen als von der das Dorf zu wissen glaubte. Sie sah nicht, daß Christine wie gebrochen in ihrer Lieblings­ecke saß, in der tiefen Fensternische der Kastellanwohnung, von der aus man den Eingang zur Burg übersehen konnte. Sie, das Ebenbild ihrer vermeintlichen Mutter, stürzte auf die ihr mit bangen Augen Entgegensehende zu, siel ihr zu Füßen und klagte sich in tiefer Reue ihrer Schuld an.

Ich durfte niemals dem Befehl des alten Grafen ge­horchen, Mutter. Nein! hätte ich schreien müssen und war es auch noch vor dem Altar. Mit dem Bilde des geliebten Mannes schwor ich dort einen Meineid ihn hatte ich im Herzen, immer immer! Ich brach ihm die Treue. Mutter, mit allem, was an heißer Liebe in mir war, ich dachte nur an den Zugendgeliebten und so wurde der Bub sein Ebenbild. Und die Strafe Gottes trifft mich jetzt hart aber gerecht. Geduldig werde ich tragen, was mir. aus­erlegt wird, denn" ihre Stimme wurde zu einem Flüstern,ich Unselige habe nicht den Tod meines Man­nes beweint, sondern ihn als eine Befreiung angesehen. Dafür gibt es keine Verzeihung, Mutter, ich muß mich da­mit abzufinden suchen. Hilf mir, daß ich dem noch immer geliebten Manne weiter alles gebe, nach dem ihm ver­langt in den kurzen Stunden unseres Zusammenseins, wenn er meine Anwesenheit begehrt. Ich schwöre zu Gott, daß meiner Liebe nichts Sündhaftes mehr anhängt, sie ist mir heilig schon um meines Kindes willen. Auch dieses soll dem kleinen Junker anhängen mit derselben Liebe, die ich einstmals meinem Jugendgespiel gab. Was brauche ich weiteres zu meinem Leben. Die Lästerzungen sollen nicht in meine heimliche Welt eindringen und sie werden schon halt machen vor dem armen Krüppel droben, der sein Kreuz wie ein Heiliger trägt."

(Fortsetzung folgt.)

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Von I. Baeuchle-Calw

Die Aufmerksamkeit von Deutschland, ja die der ganzen Welt, ist gegenwärtig auf Lugano, der südlichsten Stadt der Schweiz, gerichtet, wo der Völkerbund seine Tagung abhält. Die Stadt liegt nicht weit entfernt von Locarno, jenem weltbekannten Ort am Lago Maggiore, wo die viel­genannten und bedeutungsvollen Verträge der Weststaaten von Europa mit Deutschland zum Abschluß kamen.

Wenn der bei den Alten so beliebte Vergleich mit einer schönen Frau gestattet ist, dann hat sich die Mutter Erde ein schimmerndes Perlenhalsband um den leuchtenden Nacken gelegt. Es gibt also Städte und Landschaften, die der deutsche Sprachgebrauch schlechthin alsPerlen" be­zeichnet. Nicht einer der geringsten dieser ist Lugano, über dessen smaragdgrüner Bucht das ewige Dreigestirn: Schönheit des Südens, Gesundheit des Leibes und der Seele erste Ahnung italienischer Kunst steht. Lieblichkeit und anregender Wechsel des Landschaftsbildes, nerven- erfrischend'e Luft und klimatische Milde schwingen hier gemeinsam den Herrscherstab über einen gesegneten Fleck Erde, auf dem erhabene Schöpfungen der Natur mit den Denkmälern unsterblicher Kunst um den Vorrang streiten.

Kaum hat der Schaffner, der den Eotthardzug durch den finstern Tunnel geleitete, das Wort Lugano ge­rufen. dann erhebt sich die Mehrzahl der Reisenden von den Plätzen. Alles greift nach dem Gepäck; denn hier leeren sich die Wagen und ohne auszusteigen, drt an Lugano so leicht niemand vorbei.

Der Bahnhof liegt hoch oben. Kommt man am Tage an, so hat man von dem Vorplatz des Bahnhofs aus, wo Hotelautos an Autos stehen, einen überaus großartigen Blick aus die Luganosr Bucht, den See, die schönen Berge und den Häuserkranz, der sie umsäumt. Am Abend leuch­ten dem Fremden zum Willkomm Tausende von Lichtern entgegen. Denn die ganze Uferstraße, die im Halbkreis sich uni die Stadt legt, und die vielen Hotels sind großartig beleuchtet und stellen jeden Abend eine Lichtschau dar. Die Lichter spiegern sich in dem prächtigen See, der auch abends von zahlreichen Gondeln belebt ist.

Vom Bahnhof aus gelangt man durch winkelige Gassen in einigen Minuten in die alte Stadt. Man kann aber auch die Drahtseilbahn benützen und ist man dann in kür­zester Zeit unten. Die Hotels sind oben auf der Höhe und unten an der Uferstraße. Man sieht sofort, daß man eine Fremdenstadt vor sich hat. Alle Einrichtungen sind für die Fremden, die zu Tausenden die Stadt aufsuchen, be­rechnet. Die verschiedenen Nationalitäten bevorzugen in der Regel besondere Hotels. Deutsche findet man beson­ders im Hotel Walter, St. Gotthard, Weißes Kreuz, Hotel Ritschard und Hotel Esplanade. In der Vorstadt Castag- nola befinden sich mehrere deutsche Hotels und auch ein deutsches Kinderheim, welch letzteres auch schon Gäste aus Calw beherbergt hat. Die Engländer stellen gegenwärtig die größte Zahl von Besuchern in Lugano.

Die Stadt trägt, obgleich zur Schweiz gehörig, voll­ständig italienischen Charakter. Alles erinnert an italieni­sches Wesen und italienische Kultur: das bewegte Leben und Treiben, die bunten Farben und die schönem auch im Sommer kühlen Laubengänge, in denen sich Kauf und Verkauf abspielen. Die Waren sind zum Teil vor den Kaufhäusern ausgelegt, so daß sich der Handel im Freien abspielt. In vielen Läden gibt es keine festen Preise und es ist manchmal ergötzlich, welch Feilschen und Handeln einem Kauf vorausgeht. Dabei kann man einen gehörigen Aufwand an den Stimmen bemerken. Es entspricht dieses öffentliche Treiben ganz dem italienischen Charakter. Zn den Laubengängen und vor den Hotels und Wirtschaften findet überall Wirtschaftsbetrieb mit Musik statt. Es ent­wickelt sich hiebei ein heiteres Volksleben, das namentlich spät abends sich zu größter Lebhaftigkeit gestaltet. Zn den Verkaufsgeschäften wird italienisch, französisch, englisch und deutsch gesprochen, doch findet man viele, die kein Wort deutsch verstehen, am ausfallendsten ist dies bei den Straßenbahnführern der Fall, die nur italienisch sprechen.

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wie überhaupt Italienisch die Umgangssprache sowohl in Lugano als im ganzen Tessin ist.

Einen eigenartigen Reiz bildet ein Wochenmarkt, wo man das Volksleben am besten beobachten kann. Fast alle Waren sind auf dem nackten Boden ausgebreitet, Männer und Weiber setzen sich dazu und preisen den Marktbesuchern ihre Waren an. Ohne Abhandeln wird kaum eine Ware gekauft. Dabei wird geschrieen, daß man meint, es seien die größten Händel ausgebrochen. Die Landbewohner er­scheinen in sehr malerischen Trachten. Bunte Tücher, um den Leib und Kopf geschwungen, verleihen auch der sonst ärmlichen Kleidung ein anmutiges Aussehen. Die Karren sind gewöhnlich zweiräderig und mit einem Pferd be­spannt. Zum Verkauf kommen alle Gemüse, Obst und Südfrüchte.

Die lange und sehr schöne Uferstraße zieht sich von der Vorstadt Paradiso bis zum Stadtpark hin. Der Gehweg ist außerordentlich breit angelegt und mit Palmen, Kastanien, Linden, Oliven und Oleandern bepflanzt. Hier ist der Treffpunkt der Fremden, hier reiht sich Hotel an Hotel. Den ganzen Tag und ebenso abends ist dieser Uferweg die bedeutendste Verkehrsader Luganos, sehr belebt, Tausende von Menschen verkehren hier und alle möglichen Gesichter und Toiletten können hier betrachtet werden. Es ist aber auch eine Lasterallee im großen, denn die vielen, vielen Ruhebänke sind stets mit Fremden be­setzt, die die Vorübergehenden einer kritischen Musterung unterziehen. Zn der Mitte des Uferwegs befindet sich ein schöner, schattiger Platz, wo vorzügliche Konzerte gegen sehr billiges Entgelt gegeben werden. Von der Uferstraße aus gelangt man zu den Anlegeplätzen der Schiffe, zu den Bade­anstalten und zu den vielen Gondeln, die die Fremden nach allen Richtungen auf den See hinaustragen.

An der Uferstraße befindet sich ein eigenartiges Denk­mal von Wilhelm Tell, das von der üblichen Tradition stark abweicht, aber bei längerer Betrachtung einen großen Eindruck macht. Ein ebenso eigenartiges Denkmal trifft man einige Schritte weiter in dem Stadtpark, der zu den schönsten der Welt gehört, wo in den Anlagen ein kunst­volles Marmordenkmal,Die Trostlosigkeit", Aufstellung gefunden hat.

Dicht am Stadtpark steht ein einfaches und schmuckloses Gebäude in einem bescheidenen Vorgarten, der Kursaal, der nun zu internationaler Ehre gekommen ist, da jetzt in seinen Räumen der Völkerbundsrat tagt. Bisher bot der Kursaal auch während der Saison nichts Besonde­res. Der Theater-Kursaal, in dem zeitweise italienische Opern- und Schauspieltruppen auftreten, birgt neben dem eigentlichen, sehr reizenden Bühnen- und Zuschauerraum auch Spiel- und Lesesäle.

Die Besucher des Kursaales haben vor sich den See­spiegel, der durch die Bäume hindurchglänzt, und die prächtige nähere und weitere Umgebung, besonders den Monte Salvators, den Monte Eeneroso und die Bucht von Campione.

In den Räumen des Kursaales und in dem Vorgarten erwacht jetzt neues Leben, ein Leben des Völkerbunds­treibens, wie man es hier noch nicht gekannt hat. Die Völkerbundstagung wird Tausende wieder nach Lugano bringen und der wunderschönen Stadt neue Bewunderer zuziehen.

Obgleich der Kanton Tessin eine italienische Bevölke­rung hat und die Augen der Ztaliener sich begehrlich nach dem unerlösten Gebiet mit seiner Bevölkerung richten, sind die Bewohner gut schweizerisch gesinnt und wollen von Italien nichts wissen. Sie sind mit der Schweiz schon lange zusammengeschweißt und fühlen sich sehr wohl in diesem freien Lande.

Luganos Umgebung ist natürlich sehr reich an Villen und Landhäusern, deren verschiedenartiger und immer origineller Baustil den Fremden nicht minder anzieht als die verschwenderische Pflanzenpracht der sie umgebenden Gärten.

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Ein belauschtes Marktgespräch

Rickele und Väbele, zwei iunge handfeste Dienstmädchen, stür­zen erfreut aufeinander los.

Ja, Väbele. bischt du jetzt au en Schtuegert? Dees hani no gar it gwißt.

Ja woischt, Rickele, dayoim hot's mer gar et meh g'falle. Net amol a Kino, dees ischt doch koi E'schäft net.

Hascht a rechte Stell, Väbele?

Ha no, woischt. mei Frau ischt a Ausländere!

A Ausländere'-' Doch koi Schwarze?

Noi, dees netta, so om Berlin oder Hamborg rom ischt se da- holm. Du hascht doch scho von Auslandsdeitsche g'hört?

Rickele nickt.

No also, so ebbes. Sie ischt jo schonscht net oneba, aber d« Sprach! Rickele, do lachscht di scheckig! Zom Kohl sagt se Wir­sing, zu de Preschtling sagt se Erdbeeren, zu de Treible sagts Johannisbeeren, zu de Weck sagt se Semmel, zom Blumekohl sagt se Karfiol? Ond woischt. was a Kraut bei dere ischt? Sauerkohl!

Rickele staunt.

No wart amol, es kommt no besser. Neilich hot's mi fortg'schickt in 'n Grünkramkeller. woischt. wo mers Emiatz hole duet. Bar­bara, hat se g'sagt, (Barbara, dees den nämli i) holen Se doch einmal eenen Kopf Blaukohl! Zwei Stund lang ben i in älle LLda romglofsa ond koi Mensch hat g'wißt, was dees ischt,Blau­kohl". Jetzt bas; uff, was moinscht, was Blaukohl ischt? Ja, dees woischt net! Rotkraut! Eejchtern sagt se zu mir: Barbara, jehn se man zum Schlächta und lassen Sie sich zwee Fund Rotzbiff jeden mit Knochen! Do Hab i mir denkt: Aha, die will einen Eaulsbrota macha, ond be in d' Flammenstraß zom Eaulsmetzger g'rennt, ond der hat g'mornt, daß er sein Schpickschoß nur mehr im ganze verkauft Schmeckjcht was? Schpickschoß hoißt also em Ausland Roßbiff. Ond der Rindsmetzger hält als au no oin, Hot der Roßmetzaer g'sagt.

Ha no, so was, versetzt das erstaunte Rickele, vo dera dät i koi Wort verschtande.

Ja, 's ischt a Kreiz! Aber h.'ut morge hat i erscht Theater. Barbara, hat'« g'schria I schpreng wia a Blutvergießer ond sag: Was is jefällig? So muatz t saga, als wennWaas" net viel scheener wär. Barbara, bringen Se ooch Wein mit. I sag: Oin Liter »der ein Schopp«?

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Wat denn Schoppen? Een Fund! sagt se. Do Han i aber en Zorn kriegt ond Hab g'sagt: Bei ons en Schwoba werd der Wei net pfondwels ausgwoga, do werd er literweis ausg'schenkt!

Wat reden Se denn da für eenen Quatsch? sagt sie. Wein­trauben kann man doch nicht ausschenken! Trauba hot's g'moint. Do kannscht mx macha, Väbele, do schtohst machtlos wisawk. Aber jetzt muaß i ganga. no ebbas mutz i dir no verzähla. Vor a paar Däg Han l e Schissele verschlag«, do hot's mi aber g'schumpfe. Uniesch'cktes Jöhr! hat's g'sagt. Ungeschicktes Jöhr? Was ischt dann dees scho wieder? Ja, woischt, dees ischt so. als wenn mer bei ons derheim schempft: Saudomms Deng, sau- domms!

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Alt werden und jung bleiben durch Turnen

Zu allen Zeiten sind immer wieder Wunderdoktoren und Allheilmittel aufgetaucht, die dem Alter eine neue Zugend versprachen. Aber es ist immer beim Versprechen geblieben. Auch um die Verjüngungskuren der neuesten Zeit ist es still und stiller geworden. Wohl hat die Ver­schönerungskunst es fertig gebracht, durch Kunstgriffe Fal­ten und Runzeln des Alters zu beseitigen. Doch was nützt die äußerlich vorgetäuschte Jugendlichkeit, wenn Rumpf und Glieder steif und ungelenk sind und das Herz, wie der Nolksmund sagt, nicht mehr jung ist. Wir immer bei allem, was des Menschen ureigenes Wesen und Sein angeht, ver­sagen auch hier die fremden Nothelfer. Zuletzt kann nur der Mensch sich selber helfen, und jeder bleibt seines Glückes Schmied. Unverändert stark, trotz aller Bitternis und Not der Zeit, geht auch das Sehnen des Menschen durch unsere Tage nach einem langen Leben in Gesundheit und Rüstig­keit. Doch es ist auch hier so, daß alles, was einfach und eigentlich selbstverständlich ist, naheliegend und wirksam zugleich, als belanglos übersehen wird. Es muß schon etwas Besonderes sein, etwas, das Klang und Namen hat. Turnen, nun, das ist nach landläufiger Deutung eine Angelegenheit der Jugend, die nicht weiß, wohin mit ihrem Uebermut und ihrer Kraft. Vielleicht auch noch für när­rische Kraftprotzen im Mannesalter, die für anderes und feineres keinen Sinn haben, und vor allem für solche, denen jede Neigung für geistige Beschäftigung fehlt. Aber es muß doch zu denken geben, daß trotz dieser vermeintlichen Minderwertigkeit der Jahn'schen Turnkunst so viele reife Männer, die als führend auch auf geistigem Gebiete gel­ten, Gelehrte, Aerzte und Führer des Volkes, zu ihren treuen und begeisterten Anhängern zählen. Und wenn man nur das Alter berücksichtigen will, so waren doch in Köln beim Turnfeste allein über 4000 deutsche Männer aus allen Standeskreisen versammelt, um ihre körperliche Rüstigkeit und jugendliche Frische vor aller Welt zu bezeu­gen und das alles Männer im Alter von 4560 Jahren. Diese Viertausend aber bilden nur einen kleinen Bruch­teil der Zehntausende, die bis in ihr spätes Mannesalter dem Turnen treu geblieben sind. Einen überzeugenderen Beweis für die erfrischende und verjüngende Kraft regel­mäßiger Turnübungen kann es nicht geben als das Heer dieserSenioren der Turnkunst" in den Altersriegen der Deutschen Turnerschaft. Gewiß wird es Ueberwindung kosten für jeden, dem bisher das Turnen fremd, nun den entscheidenden Schritt zu tun. Warum auch allein? Vielleicht wagen es ein paar Freunde mit. Bald wird das Ungewohnte nicht mehr stören; denn gerade dem Alters­turnen läßt die Deutsche Turnerschaft eine besonders pfleg­liche Förderung zuteil werden. Niemand braucht zu fürch­ten, daß er nun zu halsbrecherischen Kunststücken abgerichtet wird. Alles zu seiner Zeit! Die Jugend braucht eine andere Kost als das reifere Alter, und die deutsche Turn­kunst verfügt über einen solch köstlichen Reichtum von wert­vollen Uebungsformen, daß sie auch dem reifen Alter das geben kann, was ihm gut und dienlich. Und jede Alters­riege der Deutschen Turnerschaft hat erfahrene Leiter, die gewiß keinem Neueintretenden den Riesenschwung am Reck zumuten. Es gibt Besseres genug für den Alters­turner. Da sind die Schwungübungen im Freiübungs­betrieb, die Hemmungen und Spannungen beseitigen hel­fen. Da gibts Lockerungsübungen, die Versteifungen in den Gelenken aufheben. Da geht's ans Gerät zu leichten Haltungsübungen, die das Körpergerüst recken und strecken. Langsam, aber sicher wird die wachsende Kraft und Gelen­kigkeit erreicht, und mit Staunen wird mancher gewahr, wie viel Springlebendigkeit noch in ihm wohnt. Mit zu­nehmender Gewöhnung mundet das turnerische Schwarz­brot immer besser, wenn zu Anfang auch manchmal ein Muskelkater" nicht zum vollen Genuß kommen läßt. Wie ein neues Kleid läßt sich das Neue auch nicht anlegen. Ein bißchen Selbstüberwindung tut schon not. Da heißt es eben, zu Anfang fest hineingreifen ins Eisen. An Er­mutigung dazu fehlts nicht; denn es ist immerhin ein Trost, alle Freuden und Leiden mit anderen Altersgenossen zu teilen. Und gerade diese Kameradschaft, die in den Alters­riegen recht herzlich ist, erleichtert den schweren Anfang, und mit hilft dabei der Leiter, der aus langjähriger Er­fahrung weiß um den guten Willen, aber auch um das Un­vermögen des ungeübten Körpers seiner Altersturner. Nach wenigen Wochen treuen Ausharrens schon ist der Uebende mit seinem Körper gut freund geworden, und er weiß die Wahrheit des Eoethewortes zu schätzen:Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob das Alter beim Jung- und Tätigseinwollen im Körperlichen einen Verbündeten oder Gegner findet. Die Seele mutz nun einmal durch diese Augen sehen, und wenn sie trüb sind, so ist's in der ganzen Welt Regenwetter." Die Deutsche Turnerschaft sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, dem reifen Man­nesalter den Körper wieder zum Freund und Verbünde­ten zu machen. Alt werden an Jahren ist unentrinnbares Menschenverhängnis; aber wie man jung bleiben kann bis ins hohe Alter, das zeigen die Riegengemeinschaften der Altersturner der Deutschen Turnerschaft. K.