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-snnlagsausgabe der Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
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Anzeigenpreis: Die einspalttge Zeile 20 Psg., die Reklamezeile 50 Pfg,
Attensteixl, Sonntag 16. De^ernvev
Bezugspreis im Monat 40 Pfennig Die Einzelnummer . , 10 Pfennig
1828
3«m r. Advent
Lichter der Verheißung
Es war mir als Kind immer ein Erlebnis, wenn wir bei unserer Weihnachtsfeier erst die feierlichen Verheißungsworte der Propheten singen und sagen durften, ehe die Botschaft von der stillen, heiligen Nacht in Bethlehems Stall an die Reihe kam. Eine Ahnung davon durchschauerte das junge Herz, daß in der Tat der „aller Welt Verlangen" sein muffe, dessen Kommen den Besten so viele Jahrhunderte vorher offenbar wurde und in ihren Dunkelheiten zum Tröste diente. Kein Wunder, daß sich während der letzten Jahre in unserem Land der Adventskranz rasch eingebürgert hat, der diesen Gedanken so fein und schlicht veranschaulicht. Immer ein Licht mehr wird an jedem Adventssonntag auf seinen grünen Zweigen entzündet, vom ersten bis zum vierten. Noch leuchtet nicht der volle Glanz des Christbaums, aber auch das Dunkel herrscht nicht mehr. Was für ein Unterschied zwischen denen,-die aus der Dämmerung in immer schwärzere, hoffnungslosere Nacht wandern und den andern, welche das erste Licht der Heimat erblickt haben. Wohl gehört ein scharfes Augenmerk und viel Geduld dazu, dem schwachen Strahl nächzugeben, aber alle Mühe wird belohnt, wenn neben dem ersten Licht ein zweites und drittes auftaucht und der Weg immer gewisser und kürzer wird. Wohl dem Suchenden, in dessen Seele der erste Strahl der göttlichen Worte gefahren ist. Diesem Strahl folgen heißt auf den Adventsweg treten, auf die Straße, die immer Heller wird, bis sie zu den Verheißungen selber führt. Aber auch noch dann gilt das Pauluswort: „Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen."
In einer Zeit, die so wie die unsrige von Rätseln erfüllt ist, brauchen alle Menschen die Lichter der Verheißung, aber alle innerlich Gläubigen sind auf dem Adventsweg. ^ H. Pf.
Aus der Fremde in die Heimat
Es ist das Los des Menschen, allezeit zu fühlen, was ihm fehlt. Daß er dies aber fühlt, ist auch, seine Würde und sein Weg zu Gott. Mutius.
Die Angst um Gott schlägt schüttelnd auf uns ein, und jeder Schritt weint auf nach seinen Wegen; fast steht am Menschheitswege jeder Stein:
„Kommt denn den Suchern noch kein Licht entgegen?
Gustav Schüler.
Mag auch Finsternis das Erdreich decken,
Dunkelheit die Völker hüllen ein:
Horch, ein Klingen will das Herz dir wecken — „Komm nach Hause ... es will Weihnacht werden!"
Marie Sauer.
Die alte Burg
Von Julia Jobst
Urheberrechtsschutz durch Ostar Meister, in Werdau (Sachsen) 15) (Fortsetzung.)
„Rose", begann er, als Bärbchen und Haase mit dem kleinen Dieter verschwunden waren, „wissen Sie noch, wie wir als Kinder hier umhertobten, und Sie sich immer meinen Launen beugten? Ich war ein wilder, herrschsüchtiger Bub. Und Sie das geduldige, sanfte Madönn- chen. Daß Sie jetzt mit einer bewunderungswürdigen Energie das ganze Anwesen drunten so in Zug haben, wie ich hörte, wundert mich."
„So was lernt sich, Herr Graf, wenn es hart auf hart geht."
„Sie arme Frau!"
„Ich Hab mein Kind!" wehrte sie ab und hob mit einer ungestümen Bewegung den Buben von der Erde empor. So stand sie vor ihm, von einem wunderbaren Reiz umflossen.
„Er hat nichts vom Vater", sagte Ulrich bewegt. „Aber auch nichts von seiner Mutter."
„Nein, er ist einer für sich, Herr Graf", lautete die stolze Antwort, während die langen Wimpern die schönen Augen deckten.
Ulrich blickte betroffen auf den Knaben, der ihm zulachte und ihm seine AermchSn entgegenstrecktp, wie droben auf dem Bilde er selber als kleiner Junker. Daß ihm das nicht früher aufgefallen war!
Ihm fiel das E.spräch mit Fleur ein, und als Roses Blick wie mit heißer Sehnsucht den Grafen suchte, da sagte er sich: Der große Meister hat in seinen Wahlverwandschaften die tiefsten Geheimnisse eines liebenden Weibes kund getan.
Aus diesem Gedanken heraus griff er bewegt nach Roses Hand und sagte leise: „Rose, Sie und Ihr Sohn gehören zu uns, Sie werden niemals verlassen sein."
So fand sie Fleur, als sie einher kam, um auch etwas von dem schönen Abend zu genießen. Rose verabschiedete sich, und der kleine Junker wurde von dem fröhlichen Bärbchen und dem verliebten Haase gemeinsam zu Bett gebracht.
Still saß Fleur neben ihrem Mann, sie glaubte, er sei zu müde zum plaudern.
„Fleur", sagte er aus seinem Sinnen heraus, „ich glaube fetzt auch an Eedankensünden. Unser größter Dichter hat sich wieder einmal als der beste Frauenkenner erwiesen."
Betroffen sah ihn Fleur an.
„Du, mein kluges Weib, hattest natürlich lange vor mir entdeckt, warum der kleine Hans, der Sohn des trefflichen
Oltmann, meinem Jugendbildnis so ähnlich sieht.-
Ja, die herzige Rose und ich, wir haben uns einst lehr lieb gehabt. Ich will dir sogar beichten, daß ich sie am Tage meiner Heimkehr in die, Burg herzhaft geküßt habe. Ich war gar nicht damit Unverstanden,' daß man das junge Ding gegen ihren Willen-"
„Gegen ihren Willen", wiederholte unwillkürlich Fleur.
„Dem so viel älteren Manne binnen weniger Tage anverlobte und sie dann bis zu unserer Hochzeit von der Burg entfernte. Ich glaube, der Großvater hat da eingegriffen und gegen dessen Willen gab es keinen Widerstand. Er kannte sich aus, der alte Herr.-Und
dann kamst du, das Wunder über mich. Ich fand mein Märchenkind im Walde. So stürmisch ist wohl noch niemals gefreit worden, was Fleur? Großvater, der sich für mich eine reiche Frau wünschte, wurde von meiner schier übermütigen Liebe besiegt, und als er dich sah, da beugte er sich willig dem Schicksal, der mir und der Burg die richtige Frau zuführte."
„Und die arme Rose-"
„Wurde das Opfer!-Darum wollen wir ihr
auch die Treue halten, Fleur. Sie soll nicht verlassen sein, wenn Oltmann nicht wiederkehrt. Und unsere Buben sollen als fröhliche Spielkameraden miteinander aufwachsen, da unserm Dieter in Zukunft kein Bruder beschieden ist."
Da sah Ulrich zum erstenmal nach seiner Heimkehr Tränen in den Augen seines Weibes, die ihm wie glühende Tropfen in das Darben seines Herzens sielen.
„Verzeih, Ulrich, ich bin undankbar gegen Gott, der dich mir erhielt. Wir wollen tapfer das Unvermeidliche tragen und uns das Leben so reich gestalten, wie wir es trotz allem Schweren, was dir und — auch mir auferlegt ist, vermögen."
„Du hast recht, Fleur, wir haben unsere Buben und dazu habe ich meine Arbeit. Mir blieb noch viel — sehr viel. Es gibt jetzt Stunden, wo ich mich restlos glücklich fühle."
Sie saßen Hand in Hand und sahen der untergehenden Sonne nach, da kam eine Stafette auf erschöpftem Gaul den Burgberg empor. Botschaft von Dietrichstein! Das weckte die beiden träumenden Menschen auf und gab sie dem Leben wieder.
Jubelnd verkündete der Großvater Blüchers Sieg bei Wahlstadt an der Katzbach!
„Unsere Sache marschiert", rief Fleur jubelnd mit den Worten des verstorbenen Burgherrn. „Wenn das Großvater noch erlebt hätte!"
6 .
Mit diesem Tage gehörten Ulrich und Fleur wieder ganz dem Geschehen der großen Zeit an. Und als im Oktober der Herr von Dietrichstein bei ihnen weilte, erlebten sie zu dritt das Völkerringen bei Leipzig. Eine Staffelte folgte der anderen, Fleur war mit dem Einverständnis Ulrichs darin eine Verschwenderin. Sie trug die Hauptkosten der Etappe, da sie spürte — Doktor Reinhardt brauchte sie nicht erst darauf aufmerksam zu machen — wie ihrem Manne die Kraft wuchs bei all dem kräftigen siegreichen Erleben!
Und als der Jubel des befreiten Volkes himmelan stieg, feierte man in der Burgkapelle den großen Sieg mit einem feierlichen Tedeum, dem alle Dorfbewohner beiwohnten. Der alte Pfarrer sprach kraftvolle Worte, die die Herzen seiner Gemeinde fanden.
Die Fahnen wehten und die Farbenpracht des Herbstes glühte aus den Gewinden von Eichenlaub.
Drunten im Weißen Hirsch gab es wieder wie einst Festmahl und Tanz, zu dem selbst das gräfliche Paar für eine Weile erschien. Auch die beiden Knaben fehlten nicht.
Zu dieser Stunde, im Jubel der Siegesfeier, wurde bei denen, die Ulrich als kleinen Junker gekannt und geliebt hatten, das Samenkorn gelegt, das üble Frucht bringen sollte.
Wer hatte das erste Wort von dem schmählichen Verdacht laut werden lassen? Ueber Nacht war er da, aus dem Nichts geboren! Und wer ihn geschickt wach zu halten wußte, war-der Magister, der Rose glühenden
Haß trug. Er, dem die Schlechtigkeit im Blute saß, glaubte fest an ihre Schuld. Er schwur es sich in dieser Stunde, daß er kein Mittel unversucht lassen würde, die Madonna, wie auch er sie Lei sich benannte, wenn er ihre Schönheit heimlich mit glühender Leidenschaft umfaßte, von ihrem Altar hinab zu reißen und ihr den Heiligenschein zu rauben.-
„Ich weiß nicht, was das jetzt mit Ihnen ist, Christine", sagte Ulrich eines Tages, als draußen schon kalte Winde den bevorstehenden Winter kündeten, zu der Vertrauten. „Sind Sie krank? Ich werde Ihnen den Reinhardt mal auf den Hals schicken."
„Nur nicht, Herr Doktor!" wehrte die Mamsell erschrocken ab. „Mir fehlt gar nichts, aber man wird eben jeden Tag älter, das ift's."
„Papperlapapp!" schalt Ulrich, der manchmal in die Sprechart seines Großvaters verfiel. „Kann keine wehleidigen Frauenzimmer um mich leiden. Hier auf der Burg ist doch alles fröhlich und — in der Mühle auch. Also!^
Mit bebenden Knien verließ Christine das Zimmer und flüchtete nach unten. Sie wußte es seit kurzem, daß ihre Stunde geschlagen hatte — die Gewissensnot begann, obwohl ihr noch kern Wort von dem, was da heimlich im Dorf von Mund zu Munde ging, zugetragen ward.
Es traute sich keiner an die Insassen der „Alten Burg" heran, aber das heimliche Feuer brannte weiter und machte zuletzt auch vor der Mühle nicht mehr halt, denn die einzige, die als Schuldige verdammt wurde, war-die
unschuldige verlassene Frau Rose.
Mit dunklen Reden begann es-man wurde deut
licher! Es war Rose, als zöge man einen Kreis um sie. Mitleid und Güte, die ihr so reich zu Teil geworden waren, wandelten sich in eisige Zurückhaltung, die sich oft sogar zu feindlicher Abwehr steigerte.
Zuletzt wurde der Schleier gehoben-die unglück
liche Frau erkannte, wessen man sie im Geheimen zieh. Der Magister war es, der seinem teuflischen Werk die Krone aufzusetzen gedachte und er betrat die Mühle zu einer Stunde, da er sie ganz allein wußte.
In schonungslosen Worten klagte er sie an und fand sogar den Mut, ihr seine Hilfe anzubieten, um die bösen Gerüchte niederzuschlagen, wenn Sie-
Er konnte nicht weitersprechen, denn Rose, die wie versteinert dageseffen hatte, was der Magister für das Eingeständnis ihrer Schuld hielt, war aufgesprungen, schlug ihn wie einst mitten ins Gesicht und wies ihm die Tür. Dann saß sie stundenlang wie gebrochen da.
Es kam ihr die Sehnsucht nach einer mitfühlenden, verstehenden Seele. Die Glückliche da droben auf der Burg schaltete völlig aus.
„Der Pfarrer!" schrie es plötzlich in ihrem Innern. Sie war immer sein Liebling gewesen, er kannte sie genau. Aber dann fiel es wie Zentnerschwere über sie. War nicht
der gütige Seelsorger ihr letzthin ausgewichen-- wie
lange war es denn eigentlich her, daß weder der Pfarrer noch seine gütige Frau den Weg zur Mühle gesunden hatten. Sie dachte angestrengt nach, nun wußte sie es, seit dem großen Festtag war der Ring um sie gezogen worden. Dort hatte Ulrich die beiden Knaben voller Uebermut auf seinen Arm genommen und gute, warmherzige Worte dazu gesprochen.
Er-der Ahnungslose! Und die liebe Gräfin hatte
dazu getächelt, wie nur sie es verstand. Ob Rose zu ihr ging?
Ein Schauder befiel sie! Wenn ihr die Burgfrau nicht glaubte — wenn sie, Rose, damit auch den Verdacht in dieses reine Herz senkte, noch einen anderen unglücklich machend.
Und doch-nur von ihr, der Reinen, Gütigen
konnte der Fluch der bösen Saat von ihr genommen werden.
Es wurde Zeit, daß sie ihren Buben heimholen mußte. Wie eine Sünderin schlich sie den steilen Weg empor und