Hirsau, 11. Dez. (Gemeinderatswahl.) Es wurden in den Eemeinderat gewählt: Oberrechnungsrat Paul Wid- maier, 182 Stimmen, Eemeindepfleger Georg Westermann 227 Stimmen, Fabrikant Hermann Eder 226 Stimmen, Wilhelm Weber, Graveur, Ernstmühl, 199 Stimmen, Eust. Stotz, Schreinermeister, 197 Stimmen, Emil Kling, Elektrotechniker, 161 Stimmen.
Niedernhall OA. Künzelsau, 10. Dez. Stadtschult- heißenwahl.) Bei der gestrigen Stadtschultheißenwahl -wurden 105 Stimmen abgegeben; davon waren zwei ungültig, die übrigen 103 Stimmen erhielt Stadtschultheißen- obersekretär Hans Schon aus Oberndorf.
Ravensburg, 11. Dez. (Zur Mordtatbei Tett- nang.) Die Staatsanwaltschaft Ravensburg hat für Mitteilungen aus der Bevölkerung, die zur Ermittlung des Mörders der zehn Jahre alten Maria Pratelly führen, eine Belohnung von 1000 RM. ausgesetzt.
Wasseralfingen OA. Aalen, 11. Dez. (llnglücksfall.) Auf recht tragische Weise- kam der 57 Jahre alte verheiratete Werksarbeiter August Hammle hier ums Leben. Als er am Sonntag nacht nach Hause ging, fiel er rücklings in seinem Hause die Treppen herunter, so datz er den Hinterkopf auf dem Steinpflaster aufschlug und einen schweren Schädelbruch erlitt, dem er erlag.
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(29. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Stefan begriff sofort. Er hatte sich's ja gleich gedacht, daß etwas nicht in Ordnung war! Mein Gott ja, den wollte er kennen, dem das noch nie passiert war, wenn er einmal in die Dreißiger einbog. Das konnte man mitnehmen. Er kochte einen Mokka so dick wie Honig. Dazu stellte er einen echten Enzian und trug es an Elemers Bett.
„Ekeln tut dem jungen Herrn?" meinte er ungläubig. „Nein, nein. Das hat noch jedem geholfen. Erst den Kaffee und dann das Schnäpschen. Um zwölf Uhr ist alles weg, bis auf ein bißchen Kopfweh, das macht aber nichts. Das ist schon zum ertragen. — Und was die gnädige Frau Tante hinterlassen hat, das haben der junge Herr selbst gehört!"
Radanyi nickte. Er frug nicht weiter. Er mochte noch nichts wißen jetzt. Als Haller gegen zwölf Uhr zurückkam. saß sein Schüler schon hinten in dem kleinen Wäldchen auf der weißgestrichenen Bank und sah in das Kieferngrün. Sein Blick wurde verlegen, abbittend, als er den Direktor kommen sah.
Zögernd streckte er ihm die Hand entgegen. „Meister -- es tut mir so leid, Meister, daß mir das passiert ist. — Ich schäme mich. Verzeihen Sie mir!"
Haller lachte belustigt. „Za, mein Zunge, es kommen dieweilen Dinge über uns, die wir tags zuvor noch gar nicht für möglich gehalten hätten. Es will alles probiert sein. Du hast jedenfalls satt für lange. Und die Komtesse Warren."
„Zch habe nichts mehr zu schaffen mit der Komtesse Warren . . ."
„Also", wiederholte Haller, ohne die Einwendung zu beachten, „Eva Maria war nicht Eellerns East, sondern der seiner Mutter!"
Ein leichter Spott ging um Radanyis Mund. „Sie ist am Arm des Herrenreiters aus dem Garten gekommen!"
Schwarzwakder Tageszeitv»g.„A«» de« Tanne«-
Suche «ach einem verschollenen Studenten Stuttgart, 11. Dez. Zur Aufklärung des rätselhaften Verschwindens des 19 Jahre alten Berliner Studenten der Rechte, Wilhelm Bah, auf einer Eebirsstour, haben sich Beamte der Berliner Kriminalpolizei nach Paris und Tübingen begeben. Bah, der mit einem langjährigen Berliner Studienfreund das Sommersemester in Tübingen verbrachte, hat mit ihm und der Mäbrigen aus Ulm a. D. gebürtigen Studentin Lucia Grämlich während der Ferien eine Gebirgswanderung unternommen. Am 3. August trennte sich Wilhelm Bah von seinen Begleitern, mit denen er in der Nähe von Feldkirch im Zelt übernachtet hatte, um einen kurzen Spaziergang zu unternehmen, kehrte aber nicht mehr zurück. Die Nachforschungen in der gesamten Umgebung blieben ohne Erfolg. Lucia Grämlich, die inzwischen nach Paris übergesiiedelt ist, soll nun zur Aufklärung der Angelegenheit einem Verhör unterzogen werden. Der inzwischen nach Berlin zurückgekehrte Studienfreund ist dort bereits vernommen worden. Die Württ. Zeitung erführt dazu: Bah, der ebenso wie Schmitt einer studentischen Verbindung angehörte, die das Keuschheitsprinzip verfolgt, soll eine tiefe Zuneigung ru seiner Kollegin, der Studentin Grämlich, gehabt haben. Fräulein Grämlich, die 22 Jahre alt ist, stammt übrigens aus vchelklingen bei Ulm. Wie es heiht, soll Bah sie in der Nähe von Partenen mit Schmidt auf einem Berggipfel als Liebespaar überrascht haben. Diese Entdeckung soll ihn so überrascht haben, dah er die Beiden verlieh und von diesem Zeitpunkt an nicht mehr gesehen wurde. Schmidt und Fräulein Grämlich haben die Behörden von dem Verschwinden ihres Begleiters zunächst nicht in Kenntnis gesetzt. Erst nach 5 Tagen benachrichtigten sie die Eltern des Bah auf einer Postkarte davon, dah dieser sich von ihnen getrennt habe und „inzwischen wohl zu Hause ancekommen sei". Als man später die Beiden nach Einzelheiten fragte, verwickelten sie sich in Widersprüche.
Kleine MrMen ms «Ser Well
Die Verhaftungen in Mainz. In Mainz ist als Beauftragter der Reichsregierung Ministerialrat Böhm aus Berlin eingetroffen um nachzuprüfen, inwieweit sich die französische Besatzung einer Verletzung des Hausrechts und der deutschen Hoheitsrechte bei der in den Räumen des Reichs- vermögensverwaltung eigenmächtig vorgenommenen Haussuchung schuldig,gemacht hat.
Ein deutscher Dampfer auf Grund geraten. Der Dampfer „Bolheim" aus Hamburg ist im Flekkefjord auf Grund gelaufen und hat die Einfahrt gesperrt. Die Ladung muß teilweise gelöscht werden, um das Schiff wieder flott zu machen.
Schiffsbrand im Hamburger Hafen. Infolge Kurzschluß gerieten im Laderaum des am Afrikaguai liegenden deutschen Dampfers „Pcrk" etwa 2000 Sack Schwefel in Brand. Zur Bekämpfung des Feuers waren mehrere Löschzüge an- gerllckt. Es gelang, des Brandes Herr zu werden.
Sieben Tote auf Zeche Diergardt. Nach Mitteilung der Zechenverwaltung und der Bergbaubehörden sind auf der Zeche Diergardt in Rheinhausen in den Brandgasen, die beim Brand eines Stapelsämchtes entstanden waren, sieben Mann zu Tode gekommen Die behördliche Untersuchung ist im Gange
Raubmord bei Lichtenfels. Auf der Bahnstrecke Michelau- Lichtenfels wurde der Versicherungsagent Loefel aus Michelau tot aufoefunden. Er hatte zwei Stiche im Hals, an denen er vermutlich gestorben ist. Es wird angenommen, daß er überfallen und seiner Vsrsicherungsgelder beraubt worden ist.
Der Messerstecher von Karlshorst verhaftet. Der 20jäh- ige Tischler Meyer aus dem Berliner Vorort Lichtenberg wurde in seiner Wohnung festgenommen, weil er dringend verdächtig ist. den Referendar Günther Schaffer am Sonw- tag bei der kommunistischen Kundgebung in Karlshorst durch einen Messerstich getötet zu haben.. Es wurde bei ihm ein blutbefleckter Dolch gefunden.
„Das stimmt!", nickte der Direktor. „Er hat sie sogar in seinem Auto heimgebracht. Sie hat sich gefürchtet, als sie von Ballins wegging. Und darum. . ."
Elemer machte eine erledigende Handgebärde. „Für mich ist das alles belanglos. Die Sache ist ein- für allemal abgetan!"
„Für dich vielleicht. Für sie nicht!"
Radanyi zuckte die Achseln. „Das kann die Komtesse Warren halten, wie es ihr beliebt!"
„Soll ich ihr das als endgültig bestellen, Elemer?"
„Ja!"
„Wenn es dich reuen sollte —!"
„Es wird mich nicht reuen."
Es war Besuch für den Meister gekommen. Stefan rief nach dem Wäldchen, er möchte sich ins Haus begeben. Als Haller zurücksah, lehnte Radanyi gegen eine der harzigen Kiefernstämme, beide Hände vor das Gesicht gedrückt. Der Meister blickte nicht mehr nach rückwärts. Er konnte das nicht mehr mit ansehen. Hastend ging er ins Haus.
Bankier Ballin lag erschöpft auf der Ottomane seines großen Arbeitsraumes, der aus die Terrasse nach dem Park zu ging. Er hielt das Börsenblatt in der rechten und die Zigarre zwischen den Fingern der linken Hand. Aber sie glühte nicht mehr. Er sog daran, ohne es so recht eigentlich zu merken. Als seine Frau in das Zimmer trat, legte er mechanisch Zeitung und Zigarre auf das Tischchen nebenan.
„Nun?" Alice beugte sich über den Gatten und strich ihm das leichtergraute, dunkle Haar zurück.
Er zog sie mit beiden Händen zu sich nieder und küßte sie. „Gottlob, daß wir wieder allein sind. Zch sage ja gewiß nichts über deinen Bruder und nehme auch die kleine Ellen noch gerne mit in den Kauf. Aber die Lawine, die sich hinter beiden herwälzte, das war beinahe unerträglich! — Mir wenigstens ist der Trubel schon aus die Nerven gegangen."
Die junge Frau lehnte sich lachend gegen ihn und er rückte bereitwillig etwas gegen die Wand, um ihr Platz zu machen.
„Es tut mir leid, Egon —"
Nr. 2S-
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8 Die letzte Wahl. Auf der Znsel Kuba kann der Todeskandidat, der nicht begnadigt wurde, wählen zwischen dem Galgen oder der Krebsimpfung. Wählt er die letztere, so bleibt er zwölf Jahre im Gewahrsam des Staates, allerdings ohne die Unannehmlichkeiten einer Zuchthausgefangenschaft und unter steter ärztlicher Beobachtung Wenn er nach zwölf Jahren noch lebt, ist er frei und kann mit seinem krebskranken Körper anfangen, was er will. Diese Art von Strafvollzug ist gewählt worden, um der Wissenschaft geeignete Versuchspersonen zuzuführen. Es kann so aus einem Schädling ein Heilbringer für die Menschheit werden.
p. Ostern und Weihnachten wird abgeschafft! Es wird aus Rußland berichtet, daß das Volkskommissariat für Aufklärung beschloß, die Oster- und Weihnachtsferien abzuschaffen. Man wird Novemberferien — zum Andenken der Revolution und Januarferien — zum Andenken der Todes Lenins — an deren Stelle setzen.
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Urteil im EottesliisterungSprozeß gegen Groß und Herzfelde
Berlin, 19. Dez. Das Schöffengericht Charlottenburg verurteilte heute ven Zeichner George Groß und den Verleger Herzfelde wegen Vergehens gegen 8 166 S.G.B. anstelle von je zwei Monaten Gefängnis zu je 2099 Mark Geldstrafe. Die Zeichnung Nr. 10 wird eingezogen. Der Anklage lagen Illustrationen von Groß zu dem von dem Verleger Herzfelde herausgebrachten Buche „Soldat Schwejk" zugrunde.
Erschwerte Amtsunterschlagung — Betrug im Rückfall
Hall, 9. Dez. Der 16 Jahre alte Landpostbote Michael Grund von Crispenhofen O.-A. Künzelsau wurde wegen Amtsunterschlagung bei Zubilligung von mildernden Umständen zu der Gefängnisstrafe von 6 Monaten verurteilt. Der noch nicht vorbestrafte Angeklagte hatte als beeidigter Beamter den Betrag von 99 Mark, den er in amtlicher Eigenschaft zur Ausbezahlung an einen Adressaten in Crispenhofen empfangen hatte, für sich verwendet und, um diese Unterschlagung zu verdecken, die Empfangsbescheinigung auf der Rückseite der Zahlungsanweisung selbst beigesetzt. — Der 30 Jahre alte ledige Kaufmann und angebliche Naturheilkundige Hermann Schnell von Pfedelbach, Ül -A. Oebringen wurde wegen 3 Verbrechen des vollendeten und eines solchen des versuchten Betrugs, bei Annahme von Mildernden Umständen zu der Gefängnisstrafe von 6 Monaten und Tra- Mng der Kosten verurteilt. Er hatte im Juni ds. Js. in Siebeneich O.-A. Oehringen die Leichtgläubigkeit von Personen »usgenützt und mehrere Betrügereien verübt.
Landfriedensbruch
Stuttgart, 11 Dez. Vor dem Schwurgericht in Stuttgart hatte« sich 13 Angeklagte wegen Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung u. a. zu verantworten. Ein Angeklagter wurde außerdem auch mich wegen versuchten Totschlags zur Verantwortung gezogen. Am 21. April ds. Js hatten sie in einer Wirtschaft in Stuttgart ^" größeres Quantum Vier getrunken wobei es dann zu Tätlichkeiten mit dem Wirt kam. Dieser hatte einem der Vierhelden einen Schlag verabreicht, worauf dieser dann die bereits fortgegangenen Kameraden wieder holte. Sie führten sich dann wie die Wilden auf und der 21 Jahre alte Monteur Julius Raupp von Stuttgart glaubte noch ein übriges tun zu müssen, und machte von seinem Revolver Gebrauch. Gr gab mehrere Schüsse auf die Wirtschaft ab. ohne jemand zu treffen. Er und der Hauptmitangeklagte, der 21 Jahre alte Bäcker Gustav Köhler, suchten zwar in der Hauptverhandlung die Sache möglichst einfach darzustellen, hatten aber mit ihrem Vorbringen kein Glück. Mit einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und einem Monat muß jetzt Raupp seine Verfehlung büßen, während Köhler, der auch noch später das Schaufenster in der völkischen Buchhandlung zertrümmerte, mit einer Gefängnisstrafe von achteinhalb Monaten bedacht wurde Die übrigen Angeklagten wurden mangels Beweises freigesprochen. -
„Es tut dir eben nicht leid, mein Liebes. Ich glaube, es ist dir fast ein Bedürfnis und ich merkte, daß du überglücklich warst, das Haus bis an den Dachfirst voll Gäste zu haben. — Mir war es gräßlich! Ich habe auch Elemer nicht begriffen. Der schwamm mit in diesem Durcheinander und ließ sich schöne Worte sagen und zu guter Letzt ist er jetzt so weit, daß er eben das Versprechen, hinuber- zukommen, nicht mehr zurücknehmen kann. Er hat mir gestern gesagt, er würde dieser Tage reisen. Haller fährt schon morgen. Sie geben zusammen in Hamburg noch ein oder zwei Konzerte!"
Alice Ballin legte die Wange gegen die Stirne des Gatten. Ihre Hände strichen über sein schmales, glattrasiertes Gesicht. „Er wird reich werden drüben!"
Ballin nickte. „Er ist es schon!"
„Liegen seine Gelder bei dir?"
„Ja!"
„Du hast sie doch vollständig sicher angelegt?"
„Du kannst beruhigt sein. — Ganz sicher!"
„Man hört..."
Sie hielt inne. Er liebte es nicht, in Geschäftssachen mit ihr zu sprechen. Heute fing er selbst davon zu reden an.
„Es kriselt beängstigend!"
Sie sah ihn erschrocken an: „Das heißt?"
„Es kracht bedenklich", vervollständigte er.
Sie wurde ganz weiß. „Egon! — Wenn wir wirklich auch zu Fall kommen, nicht wahr, das tust du mir nicht an, daß du auch die Hand wider dich hebst, wie der Bankier Lubert!" Sie preßte ihn aufweinend mit beiden Armen gegen sich. Er legte die seinen um ihren Körper. Sie fühlte, wie erregt sein Atem ging.
„Was bliebe mir sonst übrig, geliebtes Weib?"
„Ich!" sagte sie noch immer weinend und ließ ihn nicht frei.
Er hob ihr Gesicht empor. „Sei ohne Sorge. Wir stehen so fest wie je. Ich brauche nicht einmal mit deinem Gelds zu rechnen!"
„Nimm alles! Harald gibt dir, so viel du benötigst!"
„Ich danke dir, mein Liebes. Aber ich benötige nichts. Wirklich nicht. — Nur — es ist schrecklich. Ein Geschäftsfreund hat es mir gestern anvertraut. Die Firma Gers- dorff steht knapp vor dem Sturz."
(Kortsetzung folgt.)