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SchrvarzwSlder Tageszeitung „Aus den Tannen"

Sette 8

Verbot von Fa st nachts! u-stbarkeiten. Durch eine Verordnung des Innenministeriums ist für das Jahr 1929 jedes Fastnachtstreiben auf öffentlichen Straßen und Plätzen verboten worden.

4 2 0 0 Arbei tslose. Die Berichtswoche brachte für den gesamten Arbeitsmarkt im Arbeitsamtsbezirk Stutt­gart eine weitere wesentliche Verschlecherung und im Zusam­menhang damit eine erhebliche Steigerung der Arbeitslosen­ziffer. Neu hinzugekommen sind 750 Männer und 75 Frauen, zusammen 4209 Arbcitslosenunterstützungsempfänger. In der Krisenunterstützung standen am 21. November 300 Männer und 43 weiblicke Personen. Insgesamt ergeben sich unter Hinzurechnung der Arbeitslosenunterstiitzunas- empfänger 4546 Unterstützungsempfänger. ^

Stuttgart, 30. Nov (Ski-Sonderzug am Sonn­tag.) Der erste Ski-Sonderzug in diesem Jahr führt auf Veranlassung des S.S V. nächsten Sonntag, 2. Dezember, von Stuttgart nach Vaiersbronn und zurück von Freuden­stadt. Hinfahrt. Stuttgart ab 5 Uhr früh, Vaiersbronn an 8.24 Uhr. Rückfahrt: Frcudenstadt ab 19.46 Uhr, Stuttgart an 21.55 Ubr.

Urach, 30. Nov. (Schneeverwehungen.) Die Post- krastwagen der Linie Laichingen—Urach konnten infolge starker, oft meterhoher Schneeverwehungen nur mit mehr­stündiger Verspätung verkehren. Ein Wagen mußte mit gebrochener Kette bei Zainingen abgeschleppt werden. Ein zweiter Wagen kam mit vierstündiger Verspätung hier an.

Göppingen, 30. Nov (Kriegerdenkmal.) Der Ge­meinderat hat beschlossen, daß der Entwurf Fehrle für das Kriegerdenkmal ausgeführt werden solle.

Schrozberg OA. Geiabronn, 30. Nov. (Schwerer Un­fall.) Schmiedmeister Heinrich Hayn ist bei einer Probe­fahrt mit einem selbst reparierten Auto schwer verunglückt. Um den Gang des Wagens prüfen zu können, soll sich Hayn auf das außerhalb oes Wagens befindliche Trittbrett ge­stellt haben. Aus der Straße nach Krailshausen geriet der Wagen aus der schlüpfrigen Straße ins Schleudern, der Hinterteil des Wagens wurde an einen Baum geworfen «nd Hayn dabei derart schwer verletzt, daß an seinem Auf­kommen gezweifelt w>rd.

Werkersheim OA Mergentheim, 30. Nov. (70. Ge­burtstag.) Andreas Laukuff, der Seniorchef der hie­sigen Fabrik Laukuff für Kirchenorgeln und Orgelbestand­teile, vollendet am 30. November das 70. Lebensjahr. Kommerzienrat Laukuft hat es nicht nur verstanden, das vor 105 Jahren gegründete Geschäft in die Höhe zu bringen, sondern er h.,1 sich auch für das öffentliche Leben in Wen kersheim -ehr verdient gemacht.

Miinfingen. 30. Nov. (Von der Oberamts s Par­kas se.) Die Amtsversamlung wählte Schultheiß Frey- Auingen einmütig zum Sparkassendirektor.

Von der bayerischen Grenze, 30. Nov. (Vom Sturm erfaßt.) Der Gemüsehändler Grober aus Truchtelfingen wurde, als er mit seinem Lastkraftwagen Geflügel zur Aus­stellung in Heidenheim transportieren wollte, Lei Oberhoch­stadt von einem Sturmwirbel am Verdeck erfaßt und mit großer Wucht an einen Baum geschleudert. Er wurde zwi­schen Baum und Wagen eingeguetscht und ihm der rechte Arm an der Achselhöhle herausgerissen.

Aus Baden

Mühlhausen» a. d. W., 29. Nov. Zu einer aufsehen­erregenden Verhaftung kam es dieser Tage wegen Kinds­mords. Die Mutter einer niedergekommenen 18jährigen Mädchens warf, um der Tochter die Schande zu ersparen, das Neugeborene in die Abortgrube. Da die Geburt aber nicht ohne üble Folgen blieb, mußten Arzt und Hebamme nachträglich zu Hilfe geholt werden, wodurch die Tat ruch­bar wurde. Die Eltern des Mädchens und dieses selbst werden sich vor Gericht zu verantworten haben. Vor eini­gen Wochen noch wurde ein Mann, der dem Mädchen seinen Zustand auf den Kopf zusagte, wegen Beleidigung mit 20 Mark bestraft.

Ist die Erhebung der württemberyischen Ge­werbesteuer nach dem Umsatz rechtsgültig?

Der Artikel 30 des wllrttembergischen Grund-, Ge­bäude- und Eewerbesteuergesetzes in der Fassung des Ctaatshaushaltgesetzes für 1928 vom 11. Mai 1928 steht für die Gewerbesteuer eine Ersatzbesteuerung nach dem Umsatz vor.

Der Hansa-Bund für Gewerbe, Handel und Industrie, Berlin, hält diese Ersatzbesteuerung auf Grund des Um­satzes nach den bestehenden Reichsgesetzen für unzulässig und hat sich dieserhalb an den Reichsfinanzminister ge­wandt. Aus dem Antwortschreiben an den Hansabund Berlin geht hervor, daß nach den Feststellungen des Lan­desfinanzamtes Stuttgart nur etwa 0,33 vom Hundert sämtlicher Gewerbebetriebe in Württemberg durch diese Besteuerung nach dem Umsatz erfaßt werden und daß der gesamte steuerbare Eewerbeertrag dadurch nur um etwa 0,9 bis 1 vom Hundert erhöht werden würde. Unter die­sen Umständen will der Reichsfinanzminister davon ab- sehen, ein Verfahren nach § 6 Abs. 1 des Finanzausgleichs­gesetzes einzuleiten. Er überläßt es den Steuerpflichtigen, ihre rechtlichen Bedenken in dem landesrechtlich geordneten Verwaltungsstreitverfahren zur Geltung zu bringen. Durch dieses Schreiben des Reichsfinanzministers wird die Unzu­lässigkeit der Erhebung der Gewerbesteuer nach dem Um­satz indirekt zugegeben. Der Hansabund empfiehlt den­jenigen Steuerpflichtigen, die für die Gewerbesteuer zur Ersatzbesteuerung nach dem Umsatz herangezogen werden, im Verwaltungsstreitverfahren die Rechtsgültigkeit des Art. 30 des Wllrtt. Grund-, Gebäude- und Eewerbesteuer­gesetzes in der Fassung des Staatshaushaltsgesetzes für 1928 anzufechten, nämlich dann, wenn auf Grund dieser Besteuerung erhebliche Eewerbesteuerbeträge gefordert werden.

Kleine Nachrichten ans aller Welt

Die Bergung des deutschen Schulschiffes Pommern. Wie

Havas aus St. Malo berichtet, ist das Wrack des deutschen Schulschiffes Pommern von zwei Schleppern nach St. Malo gebracht worden. Ein Drittel des Verkaufserlöses des Wracks fällt der aus 17 Matrosen aus Granville bestehenden Bergungsmannschaft zu. die anderen zwei Drittel dem Staate und oer Marinefürsorgekasse.

Die Typhusepiöewie in Lyon. Die Typhusepidemie greift immer weiter um sich Donnerstag sind allein 83 neue Er­krankungsfälle gemeldet worden. Die Zahl der Erkrankten ist damit aut 1500 gestiegen.

Todesurteil gegen eine Giftmischerin. Vom Pariser Schwurgericht ist eine Frau, und zwar die vierte seit dem 14. Oktober, zum Tode verurteilt worden. Sie hatte ihren Mann durch Gift ums Leben gebracht.

Reoolveranschlag eines Geisteskranken. Morgens erschien der 40jährige frühere Studienassessor Putzbach auf dem Ver­sorgungsamt in Frankfurt a M. und verlangte eine Unter­stützung. Als ihm diese verweigert wurde, gab er auf der Straße aus einem Revolver mehrere Schüsse auf einen am Fenster sitzenden Beamten ab, die glücklicherweise ihr Ziel verfehlten. Putzbach soll früher Anzeichen von Geistesgestört­heit gezeigt haben.

Spiel md Sport

Schneebericht

Freudenstadt, 30 .Nov. 15 Zentimeter Pulverschnee, 0 Grad Kälte.

Kniebis-Alexanderschanze, 30. Nov. 15—30 Zentimeter Schnee, min. 4 Grad, Schibabn sehr gut.

Wildbad (Sommerberg), 30. Nov. 15—30 Zentimeter Schnee, min. 2 Grad. Schibabn gut.

Nuhestein, 30. Nov. 60 Zentimeter Schnee, min. 3 Grad, dich­ter Schneeiall. Pulverschnee. Schibabn sehr gut.

Dobel, 30. Nov. Bedeckt, min. 3.0 Grad, Schneehöhe 25 Zen­timeter, Schibahn gut.

Oberlenningen, 30. Nov. Min. 6 Grad, 20 Zentimeter Neu­schnee.

Urach, 30. Nov. 20 Zentimeter Neuschnee, min. 5 Grad.

Miinängen. 30. Nov. Starker Nebel, min. 8 Grad, Scinee- hobe 10 Zentimeter.

Hindelang, 30. Nov 0 Grad, starker Schneesall. Neuschnee im Tal 50 Zentimeter, in höheren Lagen 1 Meter.

Feldberg, 30. Nov. b Grad Kälte, 70—80 Zentimeter Schnee, tadellose Bahn.

Amtliche Devisenkurse vom 30

Buenos-Aires (1 Pap.-Peso) 1,767

Nov.

London (1 Schilling) Neuhork (1 Dollar) Amstd.-Rottd (100 Eulden) Paris (100 Frc.)

Schweiz (100 Frc.)

20,333

4,1905

168,31

16.385

80,74

Borien

1,771

1,766

1,770

20,373

20,326

20,366

4,1985

4,1905

4,I98i

168,65

168,29

168,63

16,425

16,375

16,415

80,90

80,735

80,895

, Berliner Börse vom 30. Nov. Während gestern in Amerika Feiertag war und von dieser Seite also keine Anregung aus­gehen konnte, lauteten die Nachrichten vom Lohnkonflikt gün­stiger und beeinilutzten die Stimmung der heutigen Börse ganz wesentlich. Man hofft, datz durch das Eingreifen der Reichs- regrerung rn Vie Verhandlungen und durch die Wiederaufnahme der Arveit am kommenden Montag nicht nur eine provisorische Lösung dieser Frage gefunden wird. Im Gegensatz zu gestern war das Geschäft zu Beginn aber nicht ganz so lebhaft. Auch im Verlaute blieb die Stimmung freundlich und das Geschäft in Spezialwenen lebhafter. Rheinische Braunkohlen, die man für zurückgeblieben hielt, gewannen 6 Prozent gegen Anfang, auch Siemens lagen 6 Prozent höher. Licht und Kraft plus 6 Pro­zent. Deutsch Linoleum plus 6 Prozent und Hohenlohe 82 nach 75 gestern. Anleihen ruhig. Ausländer behauptet, Pfandbriefe gehalten, Interesse zc'gte sich für Papiermarkpfandbriefe. De­visen ohne ncnneswerte Kursvcrändernugen, aber freundlich. Geld hatte heute zum Zahltag und Ultimo höhere Sätze: Tages­geld, was heute dem Satz für Geld über Ultimo entspricht, nannte man mit 8—10 Prozent, Monatsgeld mit 8—9 Prozent.

Gcire de

Berliner Produktenbörse vom 30. Nov. Weizen märk. 208 bis 210, Roggenmärk. 201—204, Gerste 220—235, dto. 200—206, Sa­fer märk. 195—203, Mais waggonsrei ab Hamburg 217—219, Weizenmehl 26.25—29.25. Roggcnmehl 26.10—28.75, Weizenkleie 15—15.15, Weizenmelasse 14.20—14.40, Roggenklcie 14.30 bis 14.40, Raps 340—350 Viktoriaerbsen 42—51. Allgemeine Ten­denz: schwach.

Frvchtvreise. Biberach: Weizen 10.50—11.10, Roggen 11, Gerste 11.50—12.10, Haber 10—10.80 M. — Wangen i. A.: Haber 12—12.80, Gerste 12.80—13.60, Weizen 13—14, Roggen 13 Mark.

Märkte

Viehpreise. Biberach: Kühe 220—280, Jungfarren 240, Ochsen 330, Jungvieh 220—240 M. — Grohengstingen: Ochsen 430—580, Kühe 300—450, Kalbeln 400—500, Jungrinder 180—300 M. — Metzingen: Ochsen 700—800, Kühe 200 bis 580, Jungvieh 200—350, Stire 300—450, Kalbinnen 450—600 M. — Plieningen a. F.: Kühe und Kalbein 285—620, Rinder 270—550, Jungrinder 170—255 Mark.

Schweinepreise. Backnang: Milchschweine 19—31 M. — Biberach: Läufer 45—85, Milchschweine 28—35 M. — Grohengstingen : Milchschweine 25—35 M. — Metzin­gen: Milchschweine 27—32, Läufer 45—75 M. — Nieder­stetten: Milchschweine 22—30 M. — Plieningen a. F.: Läufer 35-60, Milchschweine 22—35 M.

Letzte Nachrichten

Kündigung der gesamten Belegschaft der Zellstoffabrik Walsum

Walsum, 30. Nov. Die Zellstoffabrik Walsum A.E. sieht sich infolge der Auswirkungen der Aussperrung in der Metallindustrie veranlaßt, ihrer etwa 800 Arbeiter zählenden Belegschaft am 3. Dezember zu kündigen, so daß das Arbeitsverhältnis am 17. Dezember abgelaufen sein würde. An diesem Tage soll, falls die Aussperrung in­zwischen nicht beendet ist, die Fabrik stillgelegt werden. Indessen werden die sozialen Rechte der Arbeiter aufrecht­erhalten bleiben und die Belegschaft somit gewissermaßen bis zur Wiederaufnahme der Arbeit beurlaubt werden.

Die Verlegung der Dezembertagung nach Lugano Genf, 30. Nov. In Bezug auf die Verlegung der De­zembertagung des Völkerbundsrates nach Lugano sind bis heute abend beim Generalsekretär des Völkerbundes fast alle Antworten, und zwar in zustimmendem Sinne eingetroffen. Wahrscheinlich wird der Völkerbundsrat in dem am Kay gelegenen Gebäude des Kursaaltheaters seine Sitzungen abhalten. Die technischen Vorbereitungen sind bereits im Gange.

Drohende Stillegung des Postbetriebs in Oesterreich Wien, 30. Nov. Auf Grund der Anträge der Organi- sotionsführer haben die Post-, Telegraphen- und Telephon­angestellten heute abend beschlossen, am 2. Dezember um Mitternacht mit der passiven Resistenz einzusetzen, falls die von ihnen gestellten Forderungen bis dahin nichr von der Regierung gebilligt werden. In parlamentarischen Kreisen glaubt man jedoch, daß es gelingen werde, bis zu dem genannten Termin zu einer Verständigung zu ge­langen, so datz die passive Resistenz unterbleiben dürfte.

Verurteilung eines Deutschen in Frankreich Paris» 30. Nov. Havas berichtet aus Belfort: Das Gericht hat heute nach einer Verhandlung unter Ausschluß der Öffentlichkeit den 28jährigen Schuhmacher Josef Steinbrunner, der in der Gegend von Freiburg wohnhaft ist, wegen Spionage zu drei Jahren Gefängnis 500 Fran­ken Geldstrafe und zehn Jahren Aufenthaltsverbot ver­urteilt. Steinbrunner, dem die französische Polizei an der französisch-schweizerischen Grenze eine Falle gestellt hatte, wurde im Mai d. I. bei Delsberg festgenommen, als er sich französische Militärausweisbücher, die Mobilisierungs­angaben enthalten, zu verschaffen suchte. Er wird außer­dem beschuldigt, seit zwei Jahren versucht zu haben, sich Geheimdokumente, Pläne von Befestigungswerken, sowie Zeichnungen eines neuen Gewehrs und einer neuen Gas­maske zu verschaffen.

? Ein Flugzeug durch einen Fesselballon zum Absturz gebracht s Lissabon, 30. Nov. Auf dem Flugplatz in Ulverca stieß r ein Militärflugzeug an die Halteleine eines Fesselballons > und stürzte ab. Die beiden im Flugzeug befindlichen Offi­ziere fanden den Tod. Die Leine des Fesselballons war Lei dem Unfall gerissen und der Ballon führerlos auf­gestiegen.

s Wirbelsturm in Italien

Rom, 30. Nov. In Viterbo wurden gestern durch einen Wirbelsturm mehrereHäuserabgedeckt. Einige Häuser stürzten ein. Eines von diesen begrub unter seinen Trümmern einen 52jährigen Einwohner, der nun­mehr tot geborgen werden konnte. Der Schaden in den benachbarten Wein- und Olivengärten ist bedeutend.

Von einer Säge zerschnitten Sosnowice, 30. Nov. Im Sägewerk der Gesellschaft Graf Renard wurde der Arbeiter Wolny beim Sammeln von Spänen in der Nähe der Gattersäge vom Getriebe er­faßt und fast in zwei Teile zersägt, ehe es gelang, die Maschine anzuhalten. Wolny verstarb auf dem Trans­port nach dem Krankenhause.

Schwerer Autounfall in Georgien i Moskau, 30, Nov. Bei einem Autounfall auf einer georgischen Militärstraße sind das Mitglied der Zentral­kontrollkommission der Kommunistischen Partei Georgiens, Kotschetkoff, und der Chef der Transportabteilung der staatlichen politischen Verwaltung an den transkaukasischen Eisenbahnen, Jedschibia, getötet, zwei Fahrgäste schwer und zwei leicht verletzt worden.

Mutmaßliches Wetter für Montag

Infolge westlichen Hochdrucks ist für Montag zwar noch zeitweilig bedecktes, aber vorwiegend trockenes und kälteres Wetter zu erwarten.

Druck und Verlag der W. Ricker'schen Vuchdruckerei, Altensteig. Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut,

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