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fragen Sie die meisten Menschen: Wann komm: dH Ewigkeit? Sie werden die Antwort bekommen: Nach den Tod! Das ist die entsetzliche Lage der meisten moderner Menschen: daß sie sich unter einem ewigen Leben ein zeit­liches Leben von unendlicher Dauer vorstellen. Zeitliches Leben, das kein Ende hat, ist aber Hölle."

Mit diesen Worten hat der dänische Dichter I. Anke, Larsen ein geistiges Hemmnis bezeichnet, das vielen auch die Mitseier des Himmelfahrtsfestes verwehrt. Sie können sich in keiner Weise vorstellen, welchen Inhalt die andere Welt, die Ewigkeit, haben soll. Ist sie nur eine endlose Ver­längerung des irdischen Lebens in der Tat, wer sollte sich darnach sehnen? Auch vom Glück begünstigte Menschen wer­den von Stunden befallen, wo sie sagen:Ach, ich bin des Treibens müde, was soll all der Schmerz und Lust?" Und stk die Ewigkeit etwas ganz anderes, als was man diesseits steht und hört, erlebt und erstrebt, ist sie ein unerforschtes Land, zu dem es keinen Zugang für die hier Lebenden gibt, dann lautet wohl der Schluß:Das Drüben kann mich wenig kümmern."

Wie aber, wenn Himmel und Ewigkeit in diese Welt, in den Alltag hereinragen als eine höhere Wirklichkeit, die sich erleben läßt? Die entscheidende Frage ist hierbei, ob der lebendige Gott dem hier lebenden Menschen begegnet, ob er dich und mich erfaßt, erschüttert und erhebt in der Tiefe unseres Wesens, ob sein Herrschaftsanspruch und sein Lie- beswerben das Jawort unseres Gewissens erhält. Gott selbst ist die lebendige Ewigkeit. Und er ist die so oft verlachte und doch immer wieder herzbszwingende Botschaft des Christen­tums, daß der ewige Gott den ganzen Reichtum seines We­sens ausgegossen hat in jenes einzigartige Menschenleben, das sich zwischen der Krippe von Bethlehem und dem Kreuz von Golgatha abgespielt und dann diesen irdischen Rahmen gesprengt hat, um im Eoldglanz der Himmelfahrt seine Her­kunft, seine Allgegenwart und seine Zukunft zu offenbaren. Unverbildete Kinder und sturmerprobte Männer, schlichte Frauen und Gewaltige der Weltgeschichte haben in Christus den Anstoß zu einer ewigen Bewegung erlebt, und von un­serer Zeit sagt Larsen:Ich zweifle nicht, ja ich kann nicht daran zweifeln, daß ein ewiges Leben wie die erste Früh­saat heute im Leben vieler Menschen hervorzusprießen be­ginnt, ich sehe es ja; ich habe es doch selber erlebt. Und darum verehre ich jetzt wieder den großen Meister und bete ihn an; denn jeder Ewigkeitserleber begegnet ihm, wird gegenwärtig mit ihm und wird, wie die Jünger, der Frage gegenübergestellt: Wer sagt denn ihr, daß ich bin?" H. Pf.

Himmelwärts

Latz dich nicht vom Frühling täuschen,

Herz, der dich mit Lust umringt, wo mit wonnigen Geräuschen Wald und Flur vom Leben klingt.

Diese Welt, sie mutz vergehen; früher noch der Lüfte Raub wirst als Asche du verwehen,

Herz! wie slücht'ger Blumenstaub.

Willst du bis zum Wesen dringen, wende vom Erschaffnen dich; willst du dich ins Leben schwingen einer zeigt als Führer sich: der an solchem Frühlingsmörgen hinter sich ließ die Natur, und, dem ird'schen Blick verborgen, in der Himmel Himmel fuhr.

,Gustav Schwab.

Itt MkWstrrst -es Völkerbundes

Genf, ig, Mai. Im Wirtschaftsrat des Völkerbundes bat der trübere Reichsminister Dr. Hermes unter Bezugnahme auf das WM vorliegende Gutachten des Reichswirtschäftsrates zu den Ergebnissen der Weltwirtschaftskonferenz betont, daß der Reichs- wirtschaftsrat nach eingehenden Beratungen sich einstimmig zu den von der Weltwirtschaftskonferenz aufgestellten Leitsätzen bekannt hat und datz damit nach der bereits vorausgegangenen Zustimmung der Reichsregierung auch die praktische Wirtschaft durch Vertreter sämtlicher bedeutender Wirtschaftsgruvven Deutschlands einschließlich der Arbeiterschaft einmütig dem Werk der Weltwirtschaftskonferem zugestimmt bat. Kein Wirtschafts- zweig kann sich heute mehr der Erkenntnis verschließen, daß die allmähliche Ausgestaltung der Wirtschaftsbeziehungen der ein» reinen Völker der Erde im Rahmen eines wöhlabgewogenen ^.Vertragssystems eines der stärksten und ersten Mittel für die Forderung der Wohlfahrt der einzelnen Staaten und damit des friedlichen Fortschritts der Menschheit überhaupt darstellt. Das bedeutet nicht die Preisgabe lebenswichtiger nationaler

Wirtschaftsinteressen, die ja überhaupt die einzelnen Volkswirt» schäften der Länder nicht durch eine überstaatliche Wirtschafts» organisation ersetzt werden sollen. Dr. Hermes sprach dann übe» die Aufgaben des Wirtschaftsrates. Die Weltwirtschaftskonferenz hat in ihrem Schlußbericht auf die internationale Bedeutung und das grobe Ausmaß der aus dem Krieg stammenden Schuld­verpflichtungen gegen das Ausland Angewiesen und den Satz aufgestellt, daß der Ausgleich eines Saldos, den ein Land dem anderen schuldet, plötzlich nur durch Lieferung von Waren oder durch Leistungen erfolgen kann. Aus dieser wichtigen These der Weltwirtschaftskonferenz ergibt sich die natürliche Folgerung, darauf hinzuwirken, daß die zusätzlich erzeugten Waren und die zusätzlich angebotenen Leistungen eines Landes auf dem Welt­markt «ntergebracht werden können. Wir werden hier erst dann zu einer Gesundung kommen, wenn der deutschen Landwirtschaft die Möglichkeit zu rentabler Wirtschaftsweise zurückgegeben wird. Der Weg hierzu besteht in der Erreichung eines angemessenen Verhältnisses zwischen den Preisen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und für die Betriebsmittel.

Im weiteren Verlauf der allgemeinen Aussprache erklärte der schwedische Eeneralvostmeister Oerne, daß in zahlreichen Ländern die Preise für industrielle Erzeugnisse zu hoch seien im Verhält­nis zu den Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der Ver­treter der Amsterdamer Eewerkschaftszentrale, Oudegeest, der die Kredithilfe für die Landwirtschaft als sehr dringlich bezeich» nete, brachte im Namen der Gewerkschaftsführer Miller, Jou- haux und Pugh einen Antrag ein, wonach vom Völkerbundsrat ein Fachmännerausschuß eingesetzt werden soll, der mit den Re­gierungen die Möglichkeiten zur Intensivierung der Landwirt­schaft beraten soll. Der Führer des schweizerischen Bauernbundes, Professor Laur, wandte sich gegen den unbeschränkten Freihandel, verlangte aber andererseits von der Landwirtschaft alle An­strengungen zur Rationalisierung und Hebung ihrer Produktion. Schließlich trat Joubaux für eine entschiedene Stellungnahme des Wirtschaftsrates in der Frage der Herabsetzung der Zollsätze ein.

Stresemmnr Erkrankung

Der britische Minister des Auswärtigen, Sir Austen Chamber- lain, erkundigte sich bei dem deutschen Botschafter Sthamer ein­gehend nach dem Befinden des Reichsministers des Auswärtigen und drückte den herzlichen Wunsch nach Besserung seines Gesund­heitszustandes und rascher Erholung aus.

Weiter wird gemeldet: Die Erkrankung des Ministers ist des­halb besonders ernst, weil diesmal beide Nieren in ihrer Tätig­keit stark gehemmt sind. Die eine Niere des Patienten ist seit langer Zeit chronisch krank. Bei der bisher gesunden Niere ist inzwischen eine Entzündung aufgetreten, die außerordentlich schmerzhaft verlaufen ist. Gestern abend trat eine leichte Besse­rung ein, sodaß Dr. Stresemann nach Tagen wieder einige Nah­rung zu sich nehmen konnte. Der Zustand am Dienstag war unverändert. -

Das Befinden Dr. Stresemanns Berlin» 15. Mai. Ueber die Erkrankung des Reichs­ministers Dr. Stresemann ist heute abend von den behan­delnden Aerzten folgende Mitteilung ergangen: Im Be­finden des Reichsaußenministers Dr. Stresemann ist in­sofern eine Veränderung eingetreten, als die Magen- und Tarmerscheinungen sichgebessert haben. Indessen hält die Störung der Nierentätigkeit an. Abendtemperatur 37,6, Puls 80. Der Charakter der Erkrankung muß auch heute noch als ernst angesehen werden, gez. Prof. Dr. H. Zondek, Sanitätsrat Tr. Gisevius, Dr. Schulmann.

Staatssekretär von Schubert übernimmt die Vertretung Dr. Stresemanns

Berlin, 15. Mai. Da Dr. Stresemann durch esine Krank­heit längere Zeit ans Bett gefesselt ist, wird Staatssekretär von Schubert, der in den nächsten Tagen von seinem Er­holungsurlaub zurückkehrt, die Geschäfte im Außenministe-, rium vertretungsweise übernehmen.

Neues vom Tage.

Mittwoch Sitzung des Reichskabinetts Berlin, 15. Mai. Das Reichskabinett wird den Blättern zufolge morgen unter dem Vorsitz des Reichskanzlers zu einer Sitzung zusammentretcn, in der in erster Linie eine Stellungnahme zu den bekannten Anträgen der Reichsbahn­gesellschaft über eine Tariferhöhung der Reichsbahn be­funden werden soll. Die Blätter vermuten, daaß das Ka­binett zu einer grundsätzlichen Ablehnung der Anträge der Reichsbahn gelangen wird, wie dies auch den Aeußerungen entsprechen würde, die der Reichsverkehrsminister schon kurz vor der Auflösung des Reichstages in dieser Frage im Plenum des Parlaments abgegeben hat. Die Reichs­

bahngesellschaft hat die Möglichkeit, auf Grund des Para­graphen 44 des Reichsbahngesetzes gegen den ablehnenden Beschluß der Reichsregierung Einspruch zu erheben bei dom Reichsbahngericht. Dieses Gericht, das bei dem Reichsgericht gebildet ist, besteht aus dem Vorsitzenden und je einem Beisitzer der Reichsbahn und der ^eichsregierung. Wenn das Reichsbahngericht sich der Auffassung des Reichskabi­netts anschlietzt, kann die Reichsbahngesellschaft (als letz­tes Rechtsmittel) schiedsrichterliche Entscheidung anrufen. Der Schiedsrichter ist von dem Präsidenten des Internatio­nalen Gerichtshofes zu ernennen. Er soll neutrale Staats­angehörigkeit besitzen.

Die morgige Kabinettssitzung wird voraussichtlich eine der letzten der gegenwärtigen Regierung sein. Man rechnet damit, daß etwa am Dienstag nächster Woche, wenn das vorläufige Wahlresultat feststeht, das Kabinett abermals Zusammentritt, um dann den formellen Rücktrittsbeschluß zu fassen.

Abflug derJtalia"

Kingsbay, 15. Mai. DieJtalia" ist heute nachmittag um 1.20 Uhr aufgestiegen.

Ei« Raubmord nach acht Jahren aufgeklärt Berlin, 15. Mai. Im Jahre 1920 wurde der Landwirt und Pferdehändler Wilhelm Krause aus Brüstow am Ufer eines Sees tot aufgefunden. Zweitausend Mark, die er a« Tage vorher noch bei sich gehabt hatte, fehlten. Dieser Um­stand, Verletzungen am Kopfe der Leiche und einige Kampf­spuren in der Nähe des Sees ließen auf einen Raubmord schließen. Die damaligen Ermittlungen blieben jedoch er­gebnislos. Vor einigen Monaten tauchten neue Verdachts­momente aus. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Prenzlau entsandte jetzt die Landeskriminalpolizeistelle Berlin einen Beamten nach Brüssow. Diesem gelang es, dar

Verbrechen aufzuklären. Der 50 Jahre alte Rechtskonsulent Erich Zastrow und ein 31 Jahre alter Arbeiter Alfred Rieck, beide aus Brüssow, wurden unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft festgenommen und überführt.

Die Sowjetunion und der Antikriegsvorfchlag Kelloggs Moskau, 15. Mai. Ein dem Kommissar für auswärtige Angelegenheiten nahestehenderZeitgenoste" erklärt in der Wochenübersicht derJswestija", die Sowjetunion würde das Ausbleiben einer Aufforderung zum Beitritt zu Kelloggs Antikriegsvorschlag genau so als eine gegen sie gerichtete Aktion ««sehen wie die Bildung eines Antikriegsblockes ohne Rußland. Obgleich der Vorschlag Kelloggs ausschließ­lich eine moralische und nicht eine materielle Bedeutung habe, würde die Sowjetunion einen Vorschlag zum Beitritt erwägen.

Der Aufenthalt Prinz Carols in Belgien Brüssel, 15. Mai. Wie die belgische Telegraphenagentur zu wissen glaubt, beschäftigte sich der heute vormittag zu­sammengetretene Kabinettsrat nicht mit der Frage des Aufenhalts des Prinzen Carol in Belgien. Die Entschei­dung der Regierung über die Gewährung der Aufenthalts­erlaubnis für den Prinzen Carol werde von der Haltung abhängen, die der Prinz selbst einnehmen werde.

Zum Colmarer Autonomistenprozetz Colmar, 16. Mai. Die Rechtsanwälte, die die 15 vor dem Colmarer Schwurgericht stehenden Autonomisten verteidig­ten, haben den Justizminister telegraphisch gebeten, dem Saarländerindustriellen Hermann Röchling, der im Col­marer Komplottprozeß als Zeuge gehört zu werden wünscht, dies dadurch zu ermöglichen, daß er ihm freies Geleit ge­währt und ihm garantiert, daß während seiner Reise nach Colmar keinerlei Verfolgung gegen ihn auf Grund eines Urteils des Kriegsgerichts in Amiens vom 24. Dezember 1919, das ihn zu Haft- und Geldstrafe verurteilte, ausge­nommen werde.

Auflösung deutscher Vereine in Tirol Innsbruck, 15. Mai. Wie dieInnsbrucker Nachrichten" aus Bozen melden, hat der Präfekt von Bozen durch Dekret vom 11. Mai mit sofortiger Wirkung eine Reihe von deut­schen Vereinen aufgelöst, die der Erziehung und dem gesel­ligen Zusammenschluß der deutschen Jugend gewidmet wa­ren. Es handelt sich meistens um katholische deutsche Gesel­len-, Burschen-und Jugendvereine.

Japanische Vorkehrungen in Tientsin Tsingtau, 15. Mai. Drei japanische Jnfanteriekompagnien,. die am 20. April 'von Tientsin nach Tsinanfu auf den Weg gebracht worden und heute vormittag dort ankamen, wur­den sofort im Hinblick auf die gespannte Lage in Tientsin dorthin mit der Eisenbahn zurückbefördert.