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bchrvarzrväkd« Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 113
der Tarispolitik entscheidend an die Prüfung der Mittet für eine wachsende Stabilisierung des internationalen Handels gebe. Der Wirtschaftsrat dürfe keinen Antrag annehmen, der die Fortdauer der gegenwärtigen Tarifverhältnisse für eine weitere Reibe von Jahren bedeuten würde. Zur gründlichen Prüfung der einzelnen Bedürfnisse und Interessen wäre es vielleicht angezeigt, in Genf die nationalen Vertreter der verschiedenen großen Industrien der einzelnen Länder zu einer Aussprache zusammen- ruberufen. Diese Vertreter könnten dann sich klar darüber werden, in welchem Ausmaße es ihnen möglich wäre, bei ihren Re- . gierungen auf jene Maßnahmen zu drängen, die sie für not- i wendig und zweckmäßig halten.
Neues vom Tage
Neue Feststellungen in der Angelegenheit Zakubowski
Neustrelitz, 11. Mai. Die Aufklärung des Falles Jaku- ILowski durch die mecklenburgische Landeskriminalpolize» hat im Laufe des Samstag und Sonntag weitere Fortschritte gemacht. Es ist den Beamten gelungen, neues, schwer belastendes Material gegen die drei Verhafteten August Nomens, Blöker und Krsuzfeld zu sammeln. Es sind Spuren -des flüchtigen Fritz Nogens entdeckt worden, gegen den bereits ein richterlicher Haftbefehl erlaffen ist. Die neue Vernehmung bestätigt im wesentlichen die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Aus ihr geht klar hervor, daß die Verhafteten seinerzeit vor dem Schwurgericht Meineide geleistet haben, um sich selbst rein zu waschen.
Schwerin, 14. Mai. Im Fall Zakubowski ist eine neue Wendung eingetreten. Am heutigen Vormittag sind die drei Verhafteten August Mogens, Blöcke: und Kreuzfeld wieder aus der Untersuchungshaft im Amtsgericht Schönberg entlasten worden. Heber die Gründe der Haftentlassung wird nichts bekannt gegeben.
11. August Nationalfeiertag — Preußischer Antrag im Reichsrat
Berlin, 14. Mai. Wie das „Berliner Tageblatt" hört, hat die preußische Regierung mit Unterstützung einer Reihe anderer Länder im Reichsrat einen Antrag eingebracht, der verlangt, daß der 11. August als Geburtstag der Weimarer Verfassung zum Nationalfeiertag erklärt wird. Der Antrag dürfte noch in dieser Woche zur Beratung gelangen.
Zur Erkrankung Dr. Stresemanns
Berlin, 14. Mai. Reichsaußenminister Dr. Stresemann ist seit einigen Tagen infolge einer Magen- und Darmerkrankung gezwungen, das Bett zu hüten. Infolgedessen hatte der Minister seine Teilnahme an der Eröffnung der Preeffa, sowie ferner die übernommenen Wahlvorträge absagen müssen.
Beneschs Besuch bei Stresemann abgesagt
Berlin, 14. Mai. Der in Aussicht genommene Besuch Dr. Beneschs beim Reichsaußenminister Dr. Stresemann wird, wie die Blätter erfahren, nicht erfolgen können, da das Befinden Dr. Stresemanns es nicht gestattet.
Die Bergung der „Bremen" verzögert
Neuyork, 14. Mai. Die beiden jetzt in St. Johns besind- klichen amerikanischen Heeresflugzeuge, die nach Ereenly Island unterwegs sind, um das Flugzeug „Bremen" zu ber» jgen, werden kaum imstande sein, vor Montag oder Dienstag s weiter zu fliegen, da einer der Piloten, Leutnant Fairchild, ^erkrankt ist. "-
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Er lachte zu ihr herab, während er ihr Konfekt auf den i feingeschliffenen, goldrandigen Teller von hauchdünnem Kristall legte.
„Was krieg ich nun dafür, daß ich mich so um Sie verdient gemacht habe?" scherzte sie. „Glauben Sie, es wäre so leicht gewesen, sie von Mama Steffenson zum Schwager zu bekommen?"
Ihr Blick war voll strahlender Freude, daß es ihr gelungen war, Elfriede für ihn als Frau von ihrer Schwiegermutter zu erbitten. — Er wußte nicht, wie er ihr danken sollte, kniete nieder und legte seine Stirne auf ihre Hände. Dann küßte er ihr Kleid und den kleinen Fuß, der unter der Spitze ihres Gewandes heroorlugte.
„Um Gottes willen, stehen Sie auf," sagte sie lachend.
Er wehrte! Noch immer auf den Knien liegend, reichte > «r ihr das Gebäck und bat sie, eine zweite Tasse Tee zu ! nehmen. „Ich bin von heute ab Ihr Sklave, Baronin."
„Am Tag der Hochzeit löst mich Elfriede ab," sagte sie und l überließ ihm ihre Hände.
.Lieber Kollege Praschma," sagte Doktor Wildert, als Rolf ihm ins Zimmer trat. „Sie haben sich um einen vollen g geirrt. — Morgen — nicht heute haben wir die Zusammenkunft vereinbart. — Aber das macht nichts! Bleiben Sie noch ein Stündchen bei mir und leisten Sie mir Gesellschaft. Man kommt ohnedies so selten zu einer gemütlichen Aussprache."
Rolf verneinte höflich. Er wolle seine Frau nicht warten lasten. Sie fühle sich an und für sich schon vernachlässigt und vereinsamt.
Wildert sah das ein und begleitete den Kollegen noch bis zum Wagen — bat die Baronin ergebenst zu grüßen und begab sich dann wieder ins Haus zurück. Was so ein Ehemann für Pflichten hatte! Davon blieb er als Junggeselle von allem befreit.
Um neun Uhr lenkte der Chauffeur den Kraftwagen bereits ^wieder in die Garage. Ohne von jemand gesehen oder er-
Die Hilfe für die „Bremen".
St. Johns (Neubraunschweig), 14. Mai. Die beiden Washingtoner Armeeflugzeuge, die zur Hilfeleistung für die „Bremen" bestimmt sind, sind nach Pictou (Neuschottland) weitergeflogen. Sie werden von dort nach Versorgung mit Brennstoff ihren Flug nach Longpoint (Labrador) fortsetzen, wohin nach einer hier eingetroffenen Nachricht die „Bremen" geschafft worden ist.
Die Südarmee im Vormarsch Peking» 14. Mai. Nach Einstellung der chinesisch-japanischen Kämpfe rückt die Südarmee mit überraschender Schnelligkeit auf Peking vor. Mongolische Kavalleriepatrouillen wurden bereits 100 Kilometer südlich Tientsin gesichtet. Das Gros der Slldarmee hat in großem Vogen das von den Japanern besetzte Tsinanfu umgangen. Die Truppen Tschang Tso Lins haben von neuem an verschiedenen Punkten Widerstand geleistet. Es wird ein neuer Konflikt befürchtet, da japanische Truppensendungen zum Schutze Pekings unmittelbar bevorstehen.
Aus Skadk und Land.
Altensteig, den 15. Mai 1928.
Amtliches. Landrat Knapp in Freuden st adt wurde in die Dienststellung von Landräten der Besoldungs- Gruppe 3 eingewiesen.
Von einem Grabstein erschlagen. Auf dem hiesigen alten Friedhof ereignete sich gestern nachmittag etwa um V-4 Uhr ein tödlicher Unglücksfall. Die 15 Jahre alte Elsa Seeger, eine Töchter des Sägers Seeger, war beauftragt, auf das Grab des verstorbenen Privatiers Straub einen Epheustock zu pflanzen und wollte diesen in einem mit Erde gefüllten Eimer zum genannten Grab bringen. Auf diesem Wege hielt sie sich offenbar, veranlaßt durch die schwere Last des Eimers, an einem Grabstein, der schmal und dessen Sockel sich etwas zur Seite gesenkt hatte. Dieser fiel um und auf das Mädchen, das mit dem Kopf auf den hohen Rand eines Nachbargrabes gefallen war. Ein oben auf der Straße über dem Friedhof vorbeigehendes Mädchen, das in den Friedhof hinunterblickte, sah die Verunglückte unter dem Grabstein liegend und rief schnell Hilfe herbei. Es war zu spät. Das unglückliche Mädchen hauchte eben vollends sein Leben aus. Der herbeigerufene Arzt stellte einen Halswirbelsäulenbruch fest. Außerdem wurde an der Schläfe eine Wunde festgestellt. Dem auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Mädchen und seinen Eltern wendet sich herzliche Teilnahme zu.
Der Sommerfahrplan tritt heute in Kraft. Auf der Nebenbahn Nagold—Altensteig treten verschiedene Aende- rungen ein. Es geht in der Richtung nach Nagold ein zweiter Frühzug in Altensteig ab Sonntags um 7.16 Uhr, Werktags 7.30 Uhr, Zug 9.17 VV Uhr geht nun schon 9.12 VC Uhr, Zug 10.36 VV Uhr geht 10.46 VV Uhr, Zug 15.00 Uhr geht erst 15.05 Uhr und der Abendzug erst 19.18 Uhr. In der Richtung Nagol d—Ä ltensteig geht in Nagold noch ein zweiter Frühzug um 9 VV Uhr ab — und mit einem weiteren Zug, der in Nagold 13.50 VV Uhr abgeht» ist von Eutingen her nun die angestrebte Verbindung hergestellt, Nagold ab 17.50 Uhr verkehrt nun alle Tage und der letzte Zug, seither Nagold ab 20.35 Uhr ist auf 20.47 Uhr verschoben worden.
Auf der Strecke Horb—Pforzheim verkehrt Zug 920, seither Calw ab 18.03 Uhr, schon von Eutingen ab 16.56 Uhr, Nagold ab 17.25 Uhr, wogegen Zug 930, seither Nagold ab 19.24 Uhr, erst von Calw ab verkehrt, dort ab
wartet zu werden, trat Rolf in die Diele, sah ein weißes Kärtchen auf dem Tische unter den Palmen liegen und überflog es rasch.
„Liebe Mutter!
Bin zu Bergmann gegangen. — Wenn Rolf früher, als ich vermute, zurückkommen sollte, dann laß es mich sofort wissen. Maria."
Mit heftig zitternden Fingern legte er das Kärtchen auf den Tisch. Aus dem Eßzimmer kam die Stimme seiner Schwiegermutter. Sie schien Besuch zu haben. Er nahm den Mantel auf, den er über einen Stuhl gelegt hatte und wandte sich wieder zum Gehen.
Er wußte nicht wohin, schlug zuerst den Weg zum Doktor- Haufe ein, machte plötzlich Kehrt und schritt dem Tore zu, die Straße hinauf. —
Eine Gartentüre knarrte.
„Haben Sie nichts gehört, lieber Direktor?" sagte Maria und horchte nach dem offenen Fenster, an dem die Vorhänge weit zurückgeschoben waren.
„Nein, nichts." Er kniete noch immer vor ihr und nestelte eine der halberblühten sammetdunklen Rosen an ihrem Gürtel fest. „Was würde wohl Ihr Mann sagen, wenn er mich so sähe?"
„Um Gotteswillen, machen Sie keine solche gefährlichen Späße. — Es wäre gar nicht auszudenken," mahnte die junge Frau. „Er ist ohnedies ein bißchen reichlich nervös geworden, die letzte Zeit. Do fehlte gerade noch, daß er mich bei Ihnen hier in einem so verfänglichen Tete-a-Tete überrascht. Das gäbe eine Bombenszene. — Ich glaube, er würde in solchen Sachen absolut keinen Scherz kennen, auch wenn das Ganze noch so harmlos wäre." — Sie lauschte abermals nach dem Garten. „Nun wird es mir aber wirklich ungemütlich bei Ihnen, Herr Bergmann. Entweder haben Sie kein Ohr für Geräusche oder die meinen hören zuviel."
„Was soll es denn sein, verehrte Baronin," frug er beschwichtigend und erhob sich, um an das offene Fenster zu treten. Er neigte sich etwas über die Brüstung und horchte hinaus. Kein Blatt regte sich. „Sie haben sich getäuscht. Kommen Sie selbst, gnädige Frau, und überzeugen Sie sich."
Sie standen nun beide zwischen den Seitenflügeln der Hellen Madrasvorhänge und sahen in die Mondnacht. Marias Blondhaar flimmerte im grünlich weißen Schimmer des Trabanten auf. Bergmann neigte sich bittend zu ihr herab. „Wenn Sie mich überglücklich machen wollen, Baronin, dann schenken Sie mir das Bild, das Sie in Ihrer Tasche haben. Für Sie hat es eigentlich keinen besonderen Wert, aber für mich einen ungeheuren."
19.43 Uhr, dafür verkehrt wieder der Eilzug Horb— Pforzheim, Nagold ab 20.43 Uhr (Altensteig ab 19.18 Uhr) Pforzheim an 21.38 Uhr. '
Auf der Strecke Pforzheim—Horb verkehrt Zug 905, Pforzheim ab 8.10 Uhr Nagold an 10.01 Uhr nicht mehr, dagegen der Eilzug, Pforzheim ab 7.45 Uhr Nagold an 8.37 Uhr (Altensteig an 9.33 Uhr 8 und 9.58 VV) und der Personenzug 909, Pforzheim ab 9.15 Uhr Nagold an 11.02 Uhr (Altensteig an 13.34 Uhr). Zug 923, Pforzheim ab 17.19 VV Uhr, ausgen. Samstags, verkehrt jetzt alle Tage.
Neu ist eine Verbindung zum Vodensee mit einem direkten Zug Pforzheim—Konstanz am 27. und 28. Mai, 3. Juni, 1. Juli, 5. August und 2. September. Pforzheim ab 5.00 Uhr, Nagold ab 6,15 Uhr (Altensteig ab 5 Uhr). Konstanz an 10.19 Uhr, Konstanz ab 19.12 Uhr Nagold an 22.52 Uhr (Autoverbindung nach Altensteig). Diese schnelle Verbindung mit dem Bodensee, bei welcher man 2.—4. Klasse benützen kann, wird zweifellos viel benützt werden. Kann man sich doch 9 Stunden am See aufhalten und alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen.
Auch sonst zeigt der Fahrplan manche Verbesserungen, die zu begrüßen sind.
Die Autoverbindungen. Auch hier treten mit dem heute in Kraft tretenden Sommerfahrplan einige Aende- rungen ein.
Bei der Kraftpostlinie Alten steig—Simmers- feld verkehrt der erste Wagen nach Altensteig wieder früher, und zwar Simmersfeld ab 6.30 Uhr, Altensteig an 7.00 Uhr.
Bei der Kraftpostlinie Altenstei g—D ornstetten fährt der erste Wagen wieder Werktags um 5 Uhr (Sonntags 5.50 Uhr) in Altensteig ab und ist 6.20 Uhr in Dornstetten (Freudenstadt an 6.41 Uhr — Sonntags 7.46 Uhr). Die Abendverbindung nach Dornstetten ist täglich 18.45 Uhr ab Bahnhof, 18.51 Uhr ab Postamt, in Dornstetten an 20.00 Uhr (Freudenstadt an 20.21 Uhr). — Auf der Linie Dornstetten—Alten steig tritt ab 15. insofern eine Aenderung ein. als der Wagen Dornstetten ab 12.20 Uhr, der seither 13.45 Uhr in Altensteig ankam, nur noch bis Pfalzgrasenweiler verkehrt, an 13.10 Uhr. Pfalzgrasen- weiler bekommt eine 4. Fahrt nach Dornstetten, die hier eingeschaltet wird, Pfalzgrafenweiler ab 13 20 Uhr Dornstetten an 14 Uhr (Freudenstadt an 14.28 Uhr), Dornstetten ab 14.25 Uhr Altensteig an 15.50 Uhr. Die letzte Verbindung nach Altensteig ist jetzt wieder täglich Dorn- stetten ab 20.40 Uhr Altensteig an 21.53 Uhr. Die Verschiebung der Nachmittagsverbindung Dornstetten—Altensteig ist durch die neu eingeschobene Zwischenfahrt Pfalzgrafenweiler—Tornstetten notwendig geworden, ist aber für Altensteig und die Verbindung nach hier keineswegs günstig. Ob sie sich auf die Dauer so durchführen läßt, ist eine Frage.
Die Linie Altenstei g—E öttelfingen weist insofern Aenderungen auf, als sie diesen Sommer nicht mehr nach Klosterreichenbach erweitert wird, weil die Postverwaltung ab heute eine durchgehende Linie Wildbad— Besenfeld—Freudenstadt einführt. Fahrt 1 verkehrt Eöttel- fingen ab 6.20 Uhr Altensteig Bhf. an 7.05 Uhr, Altensteig ab 8.30 VV Uhr Besenfeld an 9.65 Uhr (Verbindung nach Freudenstadt, Vesenfeld ab 10.24 Freudenstadt an 11.40 Uhr). Sonntags Altensteig ab 9.45 Uhr Besenfeld an 11.10 Uhr, Vesenfeld ab 13.00 Uhr Altensteig an 14.20 Uhr, Altensteig ab 16.00 Uhr Besenfeld an 17.15 Uhr (Freudenstadt an 19.31 Uhr).
Die neue Linie Wildbad—Freudenstadt hat täglich zweimalige Fahrt, Wildbad ab 9.00 Uhr Freudenstadt an 11.40 Uhr, Wildbad ab 17.00 Uhr Freudenstadt
Sie lachte leise auf. „Daß man so wahnsinnig verliebt sein kann! — Nicht? — So maßlos! So ohne jede Grenze!
— Man trägt zehn Himmel in sich, statt einen einzigen. —
Also Sie sollen es haben. — Dafür müssen Sie mich aber jetzt heimbringen, ich-"
Im Zimmer nebenan schellte das Telefon. „Einen Augenblick, Baronin." Sie hörte ihn sprechen, dann stand er schon wieder bei ihr. „Sie müssen allein gehen. Gnädigste. — Frau von Dürnfeld sagte mir soeben, daß der Chauffeur bereits vor einer halben Stunde zurückgekommen sei. — Es wäre mir fürchterlich, wenn Sie um meinetwillen in irgendwelche Konflikte kämen. — Allenfalls laufe ich ein Stück voraus und sondiere, ob die Strecke zum Herrenhause frei ist."
„Nein, lassen Sie nur. — Es ist mir zwar sehr fatal, aber ich werde schon eine Ausrede finden, wenn mein Mann wissen , will, wo ich gesteckt habe. — Helfen Sie mir noch rasch in dev Mantel und mein Tuch bitte." —
Er wagte es nicht einmal, sie bis zur Gartentüre zu ' begleiten, horchte nur, wie sie den Kiesweg entlanglief und die Klinke hinter ihr ins Schloß klappte. Daß doch solche Dinge nie ohne Aufregung für beide Teile zu bewerkstellig«» waren!
Maria kam nach einem gewaltigen Umweg, den sie vorsichtshalber gewählt hatte, ein bißchen atemlos zu Hause an. „Gewiß, der Herr Doktor wäre schon zurück." bestellte das Mädchen auf die Frage, wo ihr Mann sei. — „Aber der Herr Baron wäre nicht ganz wohl und habe sich sofort zu Bett begeben."
Maria nahm sich kaum Zeit den Mantel abzulegen, dam» stand sie schon in dem großen Schlafzimmer und neigte sich über die Kissen. „Rolf." Grau und vollständig verfall« hob sich dessen Gesicht von den weißen Batistbezügen mit den breiten, kostbaren Spitzen ab. Die Augen standen ohne jeden Glanz und beinahe ohne Unterbrechung lief ein Zittern über seinen Mund.
Sie kniete nieder und schob ihren Arm unter seinen Rücken. Ihre Wange legte sich gegen seine Brust. „Rolf!" — Soll ich dir Doktor Wildert holen lassen? — Der Chauffeur kann ihn sofort mitbringen. In einer Viertelstunde ist er da."
Cs kostete ihn eine maßlose Ueberwindung zu ihr zu sprechen. „Du sollst dich nicht sorgen, Maria! — Aber ich
— ich bin ein bißchen reichlich nervös geworden die letzte Zeit —" er fühlte, wie ein Zittern durch den Arm lief, auf dem sein Rücken lag. — Er hatte genau dieselben Worte gewählt, wie sie vor einer Viertelstunde. — „Es geht »sicht mehr! Ich muß meine Praxis für einige Zeit aufgeben."
„Jetzt, weil es zu spät ist," sagte sie bitter. „Ich habe dich schon seit Wochen gebeten, dich zu schonen."
(Fortsetzung folgt.). ^