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Schrvarzwäkder Tageszeituttg „Aus den Tannen"
Nr. 112
Verschiebung des Donez-Prozesses
Moskau, 12. Mai. Am Schlüsse der Anklageschrift wird gesagt: Von den 83 Angeklagten bekannten sich 19 uneingeschränkt, 10, darunter Badstieber, teilweise für schuldig, die übrigen, darunter Otto und Maier, bestritten jede Schuld. Die Anklage stützt sich im wesentlichen auf die Bekundungen Matoffs, Bratanowskis und Kasarinoffs. Wie verlautet, soll der Beginn des Prozesses auf 18. Mai verschoben werden. Kasarinoff soll auch behauptet haben, daß die gegenrevolutionäre Organisation in Amerika Maschinen ohne Ersatzteile bestellt habe.
Ablehnung des Kellogg-Paktes durch Frankreich?
London. 12. Mai. „Daily Mail" meldet aus Paris, die französische Regierung habe endgültig dahin entschieden, daß Kelloggs Vorschläge für die Aechtung des Krieges in ihrer augenblicklichen Gestalt, d. h. ohne Hinzufügung der vier Är der letzten französischen Note vorgeschlagenen Vorbehalte unannehmbar seien.
Begeisterte Aufnahme der Berliner Philharmoniker in Paris
Paris, 12. Mai. Das Konzert, das das Berliner philharmonische Orchester unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler gab, gestaltete sich zu einem unbestrittenen Triumph Mr die deutschen Musiker. Etwa 2500 Personen füllten den großen Pleyel-Saal. Außer dem deutschen Botschafter von Hoesch war auch Ilnterrichtsminister Herriot erschienen und »ie französische Musikwelt von Rang war vollzählig vertreten. Zur Aufführung gelangten Händels D-moll Con- rerto, Beethovens 5.- C-moll-Sinfonie, Richard Strauß' sinfonische Dichtung Till Eulenspiegel und das Vorspiel aus Richard Wagners Meistersinger. Der Beifall der Zuhörer steigerte sich nach Beethovens Sinfonie zu einem Jubel, wie er ähnlich in Paris seit Jahren nicht zu verzeichnen war. Furtwängler wurde mehr als ein Dutzendmal herausgeru- fien, die Mitglieder des Orchesters erhoben sich und man fubelte ihnen zu. Die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt» als Minister Herrtot in Begleitung des deutschen Botschafters von Hoesch sich zu Furtwängler begab und ihm Mr die Aufführung dankte. Nach Schluß des Konzerts setzten sich die Beifallskundgebungen auch noch auf der Straße fort.
Eine Enzyclica des Papstes
Rom, 12. Mai. Der Papst hat an alle Bischöfe eine Enzy-- clica gerichtet. Sie betrifft die dem Herzen Jesu schuldige Wiedergutmachung, die ein Schritt der Liebe und des Friedens ist und fordert die gesamte Menschheit zum einmütigen sozialen Wiederaufbau auf. Diese Wiedergutmachung sei eine moralische Notwendigkeit in unseren Tagen angesichts der Zunahme der Schulden und des allgemeinen Verfalls des Glaubens eine unerläßliche Notwendigkeit.
Erdbeben im Südkaukasus
Paris» 13. Mai. Wie „Daily Mail" aus Moskau berichtet wird, soll im Süden des Kaukasus ein Erdbeben erfolgt sein, das in der Umgebung von Tiflis großen Schade« angerichtet habe. Die Stadt Tiflis selbst soll stark gelitten haben.
Zda Boy Ed gestorben
Lübeck. 13. Mai. Die Schriftstellerin Jda Boy Id ist im Alter von 76 Jahren nach schwerem Leiden an Herzschwäche gestorben.
Aus Skadk und Land»
Altensteig, den 14. Mai 1928.
Amtliches. (Höhere Prüfung für den Volksschuldienst.) Auf Grund der im April ds. Js. in Tübingen abgehaltenen Prüfung haben 18 Teilnehmer die Befähigung für die höheren Stellen im Volksschuldienst erlangt u. a.: Bayer, Georg, aus Neuweiler.
Ernannt wurden die Amtsrichter Flamm er, tit. Oberamtsrichter in Nagold und Schnapper in Freuden st adt zu Amtsgerichtsräten.
Die Silberne Hochzeit konnten am Samstag Johannes Seeger, Badeanstalt, und seine'Frau Marie geb. Wallraff feiern. Der Liederkranz brachte seinem Mitsänger aus diesem Anlaß am Samstag abend ein Ständchen.
Der gestrige Sonntag brachte vormittags einen warmen Regen, der den Landwirten sehr willkommen war und noch ausgiebiger hätte sein dürfen. Wer nach dem Regen einen Spaziergang machte, der hatte einen reinen Genuß. Man hatte gestern auf Spaziergängen aber auch Gelegenheit, zu sehen, wie die Fröste der letzten Tage in Gärten und an Obstbäumen geschadet haben. Trotzdem wird aber, wenn nichts mehr dazwischen kommt, noch eine reiche Obsternte zu erwarten sein. Das Vezirks-Kirchen- f e st, das gestern hier stattfand, führte sehr viele Glieder der Kirche hierher. Die Kirche war dicht besetzt und das Fest nahm unter Mitwirkung der Kirchenchöre aus dem Bezirk einen erhebenden Verlauf. -
Wahlversammlung. Am gestrigen Sonntag abend hielt die Deutsche demokr. Partei im Saal zum „Grünen Baum" hier eine Wahlversammlung ab, bei welcher der seitherige Landtagsabgeordnete, Fabrikant Dr. Mauthe aus Schwenningen hauptsächlich üb»r Deutschlands Kampf um den Weltmarkt sprach. Die Versammlung war zunächst ziemlich schwach besucht, ein Schicksal, das diesmal fast alle Wahlversammlungen haben. Mit Freund und Feind gab es aber schließlich eine ordentlich gut besuchte Versammlung. Der Vorsitzende, Eg. Schneider, hieß die Teilnehmer namens der Ortsgruppe willkommen, besonders aber den seitherigen Landtagsabg. Dr. Mauthe aus Schwenningen, welchem er das Wort erteilte. Auch er dankte den Anwesenden dafür, daß sie gekommen sind und ihm Gelegenheit geben zu sagen, um was es sich bei der jetzigen Wahl handelt, nämlich darum, wie der Redner ausführte, einen Ruck zu erzielen von rechts nach links, damit eine erträglichere Politik gemacht werden könne, ohne die vielen Schwankungen wie seither. Rathenau habe auf die Politik der Bajonette hin mit der Politik der Wirtschaft begonnen und einen Weg beschritten, den die Rechte seither bekämpft habe, ohne hiefllr etwas anderes zu setzen. Stresemann habe diesen Weg weiter verfolgt. Durch die zwiespältige Haltung der Deutschnationalen haben diese Poincars den Rücken gesteift und Vriand in seiner Politik geschwächt. Die Wirtschaft habe allen Grund, besorgt der Weiterentwicklung der Verhältnisse entgc-genzusehen, wenn es nicht gelinge, durch einen Ruck von rechts nach links eine mittlere Linie zu schaffen. Auf das Neicy zu sprechen kommend, betonte der Redner, wie man durch die Steuergesetze die Wirtschaft maßlos belastet habe. Als im Jahre 1926 der Wechsel im Kabinett erfolgt sei und von der Deutschdemokratischen Partei zwei Minister in das Kabinett eingetreten seien, habe Minister Reinhold sofort verschiedene Steuern gesenkt und 500 Millionen Mark verwendet, um die Wirtschaft wieb:r anzukurbeln. Von diesem Geld seien in seinem Wahlkreis auch die Murgtalbahn und die Heuberg
vnnessk-krscnrsscmnr vuncn vsac/cs osx/cn nsisrsn.v/krro/^v (65. Fortsetzung.)
Mit einem Achselzucken wandte ihr Maria den Rücken. Sie schritt auf dem schmalen Kiesweg, der das Haus entlang lief und wartete, bis der letzte Patient gegangen war. Dann trat sie in ärgerlicher Stimmung in das Zimmer ihres Mannes, er erhob sich sofort und klappte das Buch zu, in das er eine Eintragung gemacht hatte. „Was ist mit Lisette," sagte sie und ließ den Blick nicht von seinen Augen, die ihr von tiefen Rändern umschattet, entgegensahen.
„Lisette? — Was soll mit ihr fein, Maria? — Sie hat noch nie geklagt, daß sie sich nicht wohl fühle. Vielleicht will sie auch nicht zu mir kommen. — Wenn Kollege Wildert mich wieder besucht, werde ich ihn bitten, daß er sich ihrer an- mmmt> wenn du meinst, daß es nötig ist."
Sie hob verärgert die Achseln. „Was geht mich das Mädchen an? — Es interessiert mich nur, ob du weißt, warum sie vorher so sehr geweint hat."
„Ich weiß es nicht! Ich habe sie auch nicht darum gefragt!"
„Vielleicht frägst du sie gelegentlich,' sagte sie spottend.
Er sah sie erstaunt an. Ein flüchtiges Rot stieg in sein Gesicht. „Mädchen haben zuweilen Launen oder Kummer," sprach er unbefangen. „Ich will natürlich nichts Schlimmes über Lisette sagen, aber wenn Kollege Wildert kommt, werde ich ihn bitten, bei ihr nachzusehen."
Maria hätte sich ohrfeigen mögen. Nein! Er war rein, wie am ersten Tage seiner Liebe. Aber sie hatte doch nun einen Angriffspunkt, der ihr Gelegenheit bot, ihn zu quälen. Sie hatte das feine Rot sehr wohl bemerkt. Es war ihm -um mindesten peinlich gewesen, daß er mit ihr über das Mädchen hatte sprechen müssen.
Sie schritten zusammen dem Herrenhause zu, um den Kaffee auf der Terrasse zu nehm-m. Vor dem Aufgange stand der Briefträger und überreichte ihr die Privatkorrespondenz. Sie ließ hastig einen Brief in ihre Tasche verschwinden, und glaubte, er hätte es nicht bemerkt.
Aber sie hatte sich getäuscht.
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^ „Wir haben heute Aerzte-Zusammenkunft in St. Georgen," dlüte Rolf zu seiner Frau. „Ich möchte dich bitten, Mich für.
den Abend zu entschuldigen." Er stand tm dunklen Gesellschaftsanzug, den Mantel in dem Arm vor ihr und neigte sich über ihre Hand.
„Wann kommst du zurück?"
„Sobald ich es ermöglichen kann — kaum vor elf Uhr. Ich will sehen, daß ich mich nicht versäume."
„Soll der Chauffeur auf dich warten?"
„Wenn du ihn nicht benötigst, wäre ich dir dankbar."
Der Wagen war bereits angekurbelt und Maria begleitete den Gatten noch bis an das Tor. Er hielt für eine Sekunde ihre Hand in der seinen. „Bleibst du zu Hause heute?"
„Ja doch! Ich denke wenigstens. — Möglicherweise mache ich mit Mutter noch einen Spaziergang nach dem Wald hinaus oder den Fluß entlang. Mehr sicher nicht."
Er sah sie au. Aber was er sagen wollte, blieb ungesprochen und sie war zu stolz, ihn zu fragen» was er noch hatte sagen wollen.
Aber noch ehe der Wagen über die Brücke verschwunden war, kehrte ihre gute Laune zurück. Sie ging nach dem Doktorhaus und traf Lisette auf einer der Bänke im Garten. „Haben Sie nicht Lust, noch einen Spaziergang zu machen?" sagte sie gütig. Das Mädchen sah wirklich zum Erbarmen aus. Vielleicht bedurfte sie mehr Bewegung oder hatte etwas mehr Freiheit nötig. Das junge Ding war die ganze Woche angehängt und nicht einmal die Sonntage gehörten ihr voll.
„Wenn Frau Baronin erlauben, würde ich sehr gerne einmal ins Dorf zu meinen Eltern gehen."
„Dann gehen Sie nur, Sie brauchen nicht so bald zu kommen. Ich bin bis elf Uhr hier, da ich im Arbeitszimmer meines Mannes zu tun habe."
„Ich danke Ihnen sehr, gnädige Frau." Die Mädchenlippen drückten sich auf ihre Hände.
Kopfschüttelnd sah Maria ihr nach. — Dann trat sie eilig in Rolfs Arbeitszimmer und drehte die Kurbel des Telephons. Eine Stimme meldete sich sofort und die ihre gab mit mutwilligem Lachen Antwort. „Kommen Sie nur, lieber Direktor! Es ist ganz ungefährlich! Mein Mann ist zu einer Aerzteversammlung nach St. Georgen. Ich erwarte
ihn nicht vor elf Uhr zurück.-Sie haben trotzdem Angst?
Ach wo! Ich habe auch Lisette fortgeschkckt! — Ich soll zu Ihnen kommen? Sie meinen, daß wir dort ungestörter sind? — Nun gut! Also ich komme!"
Sie hing den Hörer ein und ging nach dem Herrenhaus. Die Dame, welche gegen Abend zu Besuch ihrer Mutter gekommen war, saß noch immer bei ihr und schien noch lange nicht gehen zu wollen. Sie trat in das Schlafzimmer und warf statt des Hellen Kleides ein dunkles über. Das Mäd- , chen half ihr im Flur in den Mantel und reichte ihr ein
bahn ausgeführt worden. Er würde noch mehr getan haben, wenn die deutsch-demokratischen Minister nichr hätten ausscheiden müssen dadurch, daß die Sozialdemokratie nicht standgehalten habe. Infolgedessen habe die Rechte wieder die Ministerstellen besetzt. Er könne versichern, daß keine Inflation mehr komme. Das Schicksal des deutschen Volkes sei die deutsche Wirtschaft. Sie könne und müsse auf die Höhe kommen. Der Reichsminister Dr. Keudell habe dem deutschen Volke statt eine Erleichterung eine große Belastung gebracht. Notwendig sei eine Wendung von rechts nach links. In Württemberg sei seine Partei in die Opposition gedrängt worden. Auch in Württemberg sei es notwendig/ den Ruck von rechts nach links vorzunehmen und er bitte mitzuhelfen, dieses Ziel zu erreichen. Wenn auch die Außenpolitik vom Reich gemacht werde, so sei es bei den mannigfachen Beziehungen Württembergs zum Ausland durchaus nicht gleichgültig, welche Stellung man in Württemberg außenpolitisch einnehme. Die Verständigung in Locarno habe auch für Württemberg gute Früchte gezeitigt. Die Zeppelinfahrt und Köhls Flug nach Amerika zeige in ihrer Auswirkung, daß man auch ohne Macht, die Deutschland leider nicht mehr habe Deutschland zur Geltung bringen könne. In Locarno habe man die Möglichkeit zu diesen Erfolgen geschaffen. Die Rechte habe eine vollständig umgekehrte Einstellung^ Der Redner macht der wllrtt. Regierung den Vorwurf der einseitigen Einstellung und der Wirtschaftsfeindlichkeit. Die Wirtschaft werde von der württ. Regierung sehr stiefmütterlich behandelt und die Landwirtschaft bevorzugt. Der Redner betonte, wie notwendig es wäre, daß die württ. Regierung die Belange der württ. Industrie in Berlin mehr hervorheben und sie dadurch stärken würde. Es sei nicht richtig, daß die Regierung einfach sage, sie tue nicht mit, sobald die Belange der Landwirtschaft nicht restlos berücksichtigt seien. Das Handwerk habe das gleiche Interesse wie die Wirtschaft. Mit dem sei es nicht getan, wenn der Präsident betont habe, er habe dafür gesorgt, daß Ruhe und Ordnung gehalten werden. Die Kluft zwischen der Regierung und der Linken sei von ihm vergrößert worden. Zur finanzpolitischen Seite übergehend, betonte der Redner, daß von deutsch-demokratischer Seite für eine andere Einstellung der Regierung gekämpft worden sei. Finanzminister Dr. Dehlinger sehe alles von den glänzenden Verhältnissen Stuttgarts aus, die sich aber umso mehr verschlechtern, je weiter man von Stuttgart entfernt sei. Er habe sichsr. Zeit aufstellen lassen, um die Randgebiete zu vertreten. Unter der jetzigen schweren Belastung sei es nicht möglich, vorwärts zu kommen. Man müsse wieder die Möglichkeit der Kapitalbildung schaffen, nicht um Privatier zu schaffen, diesen Luxus könne man sich heute nicht leisten, sondern um Kredite geben zu können. Es sei eine Ungerechtigkeit, die landwirtschaftlichen Gebäude von der Steuer zu befreien und die Gebäude der Wirtschaft zu belasten. Die Deutsch-demokratische Partei habe versucht, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, es sei ihr aber nicht gelungen. Der Protest aus den Kreisen des Handwerks habe die Unzufriedenheit über die schwere Belastung desselben gezeigt. Der Finanzminister behaupte, daß er die Staatsfinanzen in Ordnung habe. Das sei aber nicht etwa seinen Ideen zu verdanken, sondern sei eine Folge der Ueberweisungen aus dem Reich. Wohl seien die Finanzen des Landes in Ordnung, dafür seien aber die Finanzen der Gemeinden in größter Unordnung. Der Redner weist auf die Lasten der Gemeinden, z. B. Unterhaltung der Etterstraßen und Unterhaltung der Körperschaftsstraßen hin während die Autosteuer dem Staate zufalle. Man müsse auch berücksichtigen, wie es draußen im Land aussehe in den Gemeinden mit 20 bis 26 Prozent Umlage. Sparerlässe hätten da wenig Sinn. Die ungeheure Belastung der Betriebe in Württemberg veranlasse diese in
seines schwarzes Spitzentuch, das sie über ihr Bbuck-".- legre.
„Sagen Sie Frau von Dürnfeld — nein waneu - . sie entnahm ihrer kleinen Tasche eine Karte und schrieb ec,' paar Worte daraus. „Vergessen Sie nicht." Sie legte dieselbe auf den Tisch, der zwischen einer Palmengruppe stand und ging dann in der Richtung nach dem Dorfe die Straße hinaus.
Ein Hund fuhr ihr kläffend an die Füße, daß sie erschrocken zurückprallte. Das Wasser, welches durch den Kanal schoß, machte die Ohren brausen. Bei Nacht war das Getöse verdreifacht. An einer Biegung trat plötzlich ein Mann auf sie zu. Sie schrie leise auf, lachte dann und reichte ihm die Hand, die er ehrerbietig an die Lippen zog. „Ich bin Ihnen ein Stück entgegengegangen, Baronin! Es litt mich nicht mehr. Wenn man so übervoll an Liebe ist» MK iA. erträgt sich das Alleinsein schwer." .. f
„Nicht wahr?" sagte sie mit leisem Lachen. „Es wmck>e sich tatsächlich nicht lohnen, wenn man sich vorzeitig eine Kugel durch den Kopf jagen wollte. Es kommt alles immer viel besser, als man erwartet hat."
Er hob ihre Hand hoch und küßte sie mit Andacht. „Mein Heim ist zu Ihrem Empfang bereitet," sagte er. als er die Türe zu seinem Wohnzimmer öffnete und sie einzutreten bat.
„Wie hübsch," lobte sie. Sie war noch nie bei ihm gewesen.
„Aber die Blume» find aus Ihrem Garten," sprach er etwas verlegen, als sie die dunklen Rosen in den Vas« bewunderte. „In dem meinen herrscht eine Wildnis."
»Sie wird hoffentlich bald zum Paradiese werden," memti sie tröstend. „Also ich habe — ja geben Sie mir erst eine Tasse Tee, lieber Direktor." Sie legte chm das Spitzeirtuch in die Hand und schmiegte sich in den Korbsessel, den er ihr unter die große Stehlampe geschoben hatte. Den Teetisch rollte er dicht zu ihr heran. Er hatte Uebung im Damendienste und war geschickt wie ein Ober. Der Tee war tadellos. Während sie ihn schlürfte, reichte sie ihm ein Photo, das sie aus dem offenen Täschchen zog. „Hier ist Elfrieden neuestes Bild. Sie hat mir's gestern erst geschickt. Ich finde, daß sie Rolf sehr ähnlich sieht, zwar nicht in allem, aber dir Augen hat sie bestimmt wie er. Mama Steffenson hat auch ein paar Zeilen dazugefügt. „In Gottes Namen" schreibt sie. Der Ausspruch ist. ein bißchen drastisch. Aber sie hat „so" gesagt und das ist schließlich die Hauptsache. Sie können sich gratulieren, daß Elsriede hierher in die Gegend zieht, dk sie noch vor zwei Jahren so furchtbar gräßlich gefunden hatte. Aber gerade das zeigt schon, daß sie ehrlich liel". Man muß mit einem Manne auch in die Wildnis können, sonst wird kein Glück daraus." (Forließui,^ ^ >