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Schwarzwalder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 111

Ein Justizmord?

Neustrelitz, 10. Mai. Wie dieLandeszeitnng für beide Meck­lenburg" erfährt, haben die von dem Leiter des Landeskriminal­amtes Neustrelitz, Regierungsrat Steuding und dem als wissen­schaftlicher Berater zugezogenen bekannten Kriminalvsychologen Dr. Hans von Henting aus München in der Sache Jakubowski angestellten Ermittlungen folgendes Ergebnis gehabt: ^

Die neu festgestellten und sorgfältig durchgeprüften Tatsachen führen zu der Erkenntnis, daß der im Jahre 1925 wegen Mordes an seinem angeblichen Kinde verurteilte und Hingerichtete rus­sische Kriegsgefangene Jalubowski der Mörder nicht sein kann. Die drei vermutlichen Täter wurden verhaftet und dem Amts­gericht Schönberg in Mecklenburg zugeführt. Von den Dreien deren Zeugenaussagen seinerzeit Jakubowski schwer belasteten , dem Pferdeknecht Heinrich Blocker, dem Arbeiter August Mogens und dem Landarbeiter Paul Kreuzfeld kommt wahrscheinlich einer als Anstifter, der zweite als Mörder, der dritte als Helfer s in Frage. Sie gaben den Meineid ohne weiteres zu, belasten . sich gegenseitig und schieben die Ausführung des Verbrechens einander su.

Jakubowski, früher russischer Kriegsgefangener, wurde im November 1924 unter der schweren Beschuldigung verhaftet, sei­nen vier Jahre alten, unehelichen Sohn Ewald Mogens, dessen Leiche in einem Kaninchenloch der Palinger Heide gefunden wurde, ermordet zu haben. Jakubowski wurde am 22. Avril 1925 vor ein Schwurgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Be­lastungszeugen waren ein Schwachsinniger und die drei jetzt Ver­hafteten. Obwohl der Indizienbeweis lückenhaft war, kam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß Jakubowski das Kind um­gebracht hat, um die Alimente zu sparen, und verurteilte ihn zum Tode. Die Hinrichtung wurde am 15. Februar 1928 voll­zogen.

Der Strelitzer Staatsminister setzte es endlich durch, daß die polizeilichen Untersuchungen sich neuerdings mit dem Fall be­faßten. Das Ergebnis ist die Verhaftung der drei Männer unter

dringendstem Tatverdacht. An Tatsächlichem liegt zunächst die Aussage des Mogens vor, daß er Jakubowski in der Vorunter­suchung und vor dem Schwurgericht wissentlich falsch belastet habe. Er sei von dem ebenfalls verhafteten Paul Kreuzfeld dazu veranlaßt worden, der als erster den Plan gefaßt habe, den kleinen Ewald Mosens zu beseitigen. Paul Kreuzfeld hatte nämlich gehofft, in dem armseligen Häuschen, das Jakubowski bewohnte, ein Zimmer zu erbasten. Er glaubte dieses Ziel nur erreichen zu können, wenn der kleine Ewald Mogens, der als unehelicher Sohn Jakubowskis bezeichnet wurde, verschwinde. Der vierjährige Ewald war das einzige Kind, das zu jener Zeit als lebensfähig zu betrachten war. Von den übrigen Kin­dern glaubte man. daß sie, verhungert und krank, wie sie waren, ohnedies nicht mehr lange am Leben bleiben würden. Während nun Kreuzfeld sich im Hintergrund hielt, gingen Mosens und Blöcker an die Tat. Welcher von beiden wirklich der Mörder ist, ist noch nicht zu entscheiden.

Vermischtes.

Der größte Holzhallenbau der Welt in Wien

ß Die riesengroße Halle, die in Wi en für das Sänger­bundsfest erbaut wird, geht nun ihrer Vollendung ent­gegen. Sie besitzt eine Eesamtgrundrißfläche von etwa 21000 Quadratmeter und faßt rund 35 000 Sänger und rund 40 000 Zuhörer. Die Halle kommt als dreischiffige Halle mit überhöhtem Mittelschiff in Holzkonstruktion zur Ausführung. Das Mittelschiff ist 60 Meter breit, die Firsthöhe beträgt 25 Meter. Insgesamt besitzt die Halle eine Breite von 110 Metern, eine Länge von 182 Metern und ist die größte Holzhalle, die bisher gebaut wurde. Die Stirnfront der Halle bildet ein Podium, das 36 Stufen hat, die bis zu einer Höhe von sieben Metern ansteigen. Das Innere der Halle enthält Sitzplätze für 30 000, wobei etwa 1000 Sitzplätze in Logen, bezw. erhöhten Tribünen­sitzplätzen geschaffen sind. Insgesamt wurden für den Hallenbau 240 Waggons Holz und fünf Waggons Eisen

für die Verbindung benötigt. Der gesamte Platz, der für

die Festhalle zur Verfügung steht, hat ein Ausmaß von 300 000 Quadratmetern und ist durch eine zwei Kilometer lange Umfriedung eingeschlossen. Die Halle wird im ! Innern elektrisch beleuchtet. Es werden für die Reden ! und für die Uebertragung der Gesänge Megaphone bezw ! Lautsprecher aufgestellt. Die Halle, die natürlich zu einer ! Sehenswürdigkeit Wiens geworden ist, wird sogleich nach dem Fest wieder abgetragen werden, obwohl sie nach sach- ! verständigen Berechnungen und Feststellungen 15 Fahre Dienst leisten könnte.

8 Eeisterspuk. In Wolfach im badischen Schwarz- ^ wald war ein Eeisterspuk zu beschwören. Ein altes j Ehepaar F. wurde seit Jahren von Hexen beunruhigt die j in Tiergestalten nächtlich ihren Unfug verübten. Im März . boten endlich zwei strebsame Taglöhner aus der NaGar- stadt Haslach ihre menschenfreundliche Kunst zum Bannen j der Gespenster an. Zwei Nächte durchwachten die Burschen in der Behausung, machten sich durch Beschwörungen aus dem6. und 7. Buch Moses" mit den Personalien der üblen Haushexen vertraut und boten dann einen mit roter Tinte auf Pergament geschriebenen Eeisterbrief als Mittel gegen j die Hexen gegen 300 Reichsmark Lösegeld an. 220 Mark aus den letzten Ersparnissen der beiden Alten wurden zu mitternächtlicher Stunde auf dem benachbarten Friedhose geopfert. Als vermummte Gespenster durchtobten dann die Hexenmeister das Haus und verprügelten noch zum Abschied das alte, bettlägerige Ehepaar; dann wars auf einmal still. W. Hermann und I. Maier, die Eeisterbanner, stan­den in dieser Angelegenheit vor dem Schöffengericht in - Wolfach und büßten diesen Beschwörungsschwindel mit mehrmonatigen Gefängnisstrafen. Das6. und 7. Buch Moses" aber, das sie zu diesem Hokuspokus benutzt hatten, wurde gerichtlich eingezogen.

! Für die Sckiriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut j Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig

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