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Mgem. Anzeiger M die Bezirke Nagold. CM >. SreudeustM - Amtsblatt für de» Bezirk Nagold a. Alteafteig-Stadt

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ini > Atrensteig. Dienstag den 1. Mai 1S38 > S1. Jahrgang

Der offizielle Empfang -er

Die Newyorker Empfangsfeiern für dieBremen"-Flieger Newyork, 30. April. Nach den inoffiziellen Vor­empfängen bereitete heute die Stadt Newyork den Bremen"-Fliegern einen offiziellen Empfang, der fünf Stunden dauerte und nur die Einleitung zu dein mehr­tägigen Festprogramm bildete. Wie offizielle Festteil­nehmer erklärten, habe der Empfang mit dem gewaltigen Enthusiasmus und der allgemeinen Beteiligung an einen Siegeszug im alten Rom erinnert. Unter einem 1'/--stün- digen Geheul der Sirenen aller mit Wimpeln geschmück­ten Fahrzeuge, unter den grüßenden Strahlen der Feuer­löschboote und unter einem ununterbrochenen Regen von Papierschnipfeln, Papierschlangen, Kurszetteln, Tele­gramm- und Rechnungsformularen, sowie Blättern aus Telephonbüchern hielten dieBremen"-Flieger ihren Ein­zug durch die von Hunderttausenden besetzten, mit den deutschen, den irischen und den amerikanischen Flaggen geschmückten Feststraßen. Ein Jubelsturm begann, als das Empfangskomitee die Flieger am Morgen vom Hotel zu dem StadtdampferMacom" brachte, welcher den Hudson verließ, als der LloyddampferDresden" am Pier anlegte. Es folgte eine Schiffsparads unter Füh­rung des BnndesmarinekuttersSeminole". Die am Pier liegenden DampferLeviathan" undVerengaria" fielen in das allgemeine Geheul der Sirenen ein. Die Mannschaften aus den Schiffen, die in einer meilenlangsn Reihe im Hudson lagen, stimmten in den Jubel ein. An der Freiheitsstatue schwenkte die Schiffsparade um, als die Macom" an der Vattery an der Südspitze Newyorks an­legte. Es folgte wiederum ein 20 Minuten langes Sirenengeheul aller begleitenden Fahrzeuge, der Schlep­per, der Marinekutter, der Polizeiboote und der Fähr- boote. Während der Schiffsparade wurden die Flieger fortwährend von einer Riesenzahl von mitfahrenden Photographen und Zeitungsleuten geknipst. An der Vattery begann die Landparade der als Ehreneskorte dienenden 10 000 Mann der Bundesarmee, der Bundes­marine und der Staatsmiliz, sowie anderer militärischer Verbände. Die Flieger folgten in dem ersten der zahl­reichen Festautos der Ehreneskorte. Jubelnde Menschen­massen füllten die Fenster und die Dächer der Wolken­kratzer und aller anderen Gebäude entlang der gesamten etwa 5 Meilen langen Einzugsstraße. Der canonartige Broadway, durch den der Festzug sich nach der City-Hall bewegte, glich einem stürmischen Menschenmeer. Immer wieder versuchte die begeisterte Menge den Polizeikordon zu durchbrechen. Der Papierregen glich zeitweise einem Schneesturm. Viele Zuschauer vollführten halsbrecherische Kletterkunststücke, um sehen zu können. DieBremers- Flieger erklärten den Empfang für überwältigend. Sie werden mit dem Bürgermeister Walker heute abend dem Boxkampf in Madison Square Garden beiwohnen. Bei dem Festakt in der historischen City-Hall, wo Rresen- tribünen errichtet worden waren, überreichte nach den Begrüßungsworten des Bürgermeisters Walker General­major Haskell als Vertreter des verhinderten Gouverneurs Smith Staatsmedaillen für die Flugleitung derBremen" im Interesse der Aviatik und des Fortschrittes der Zivili­sation. Die Flieger, welche ferner städtische Ehrenurkun­den erhielten, dankten bewegt. Die riesige Menschen­menge jubelte erneut den Fliegern zu, als sie von den Gattinnen Köhls und Fitzmaurices, die durch ein Ehren­komitee, mit Frau Lhamberlain an der Spitze, eingeholt worden waren, begrüßt wurden. Frau Köhl umarmte ihren Gatten und dann den Bürgermeister Walker.

Die Newyorker Empfangsfeiern für dieBremen"-Flieger

Newyork, 30. April. Bei dem Empfang derVremen"- Flieger in der City-Hall wies Bürgermeister Walker auf die herzliche Aufnahme seitens aller Völkerschaften New­yorks, ob Bürger oder Nichtbürger, für dieVremen"- Flieger hin, die umso größer sei, als kein Element der vielrassigen Metropole mehr zu ihrer Entwicklung bei­getragen hätten, als Deutsche und Iren. Die Wahl New­yorks als Ziel des Ost-Westfluges über den Atlantik sei eine schöne Geste seitens Deutschland und Irland gewesen, die Amerika nicht vergessen werde.

Die Begrüßung derBrcmen"-Flieger im Hafen von Newyork

Newyork, 30. April. Die Flieger derBremen" wur­den cheute auf ihrem Weg durch die Stadt von einer unge­heuren Menschenmenge mit großer Begeisterung begrüßt.

Bremeuflieger in Nenqork

30 000 Personen hatten sich im Hafen angesammelt, um die Flieger vorbeifahren zu sehen, , die den Weg nach dem Broadway nahmen, wo in Erwartung des großen An­drangs besondere Schutzmaßnahmen für die Geschäfts getroffen worden waren.

Professor Lunkers auf dem Wege nach Reuyork Berlin, 30. April. Wie eine Berliner Korrespondenz meldet, hat sich Professor Hugo Junkers am letzten Freitag auf dem Lloyddampfer Columbus in Bremerhaven zur Fahrt nach Neu- york eingeschifft, wo er am 7. Mai eintreffen wird. Die Reise des weltbekannten Konstrukteurs soll mit den Plänen der Firma »usammenhängen, ihre Beziehungen mit Amerika auszubauen.

Die deutsche Astwort auf deu amerik. Borschlag eiuer Kriegsächtuugspakter.

Berlin, 30. April. Die vom 27. d. M. datierte, an den Bot­schafter der Vereinigten Staaten in Berlin, Schurman, gerichtete Antwortnote der Reichsregierung auf den amerikanischen Vor­schlag eines Kriegsächtungspaktes hat folgenden Wortlaut:

Ew. Exzellenz haben in der Note vom 13. April und ihren Anlagen von den Verhandlungen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und der französischen Re­gierung über den Abschluß eines internationalen Paktes zur Aechtung des Krieges Mitteilung gemacht. Zugleich haben Sie an mich die Frage gerichtet, ob die deutsche Regierung geneigt sei, einen solchen Pakt nach dem von der Regierung der Ver­einigten Staaten aufgestellten Entwurf abzuschließen, oder ob ich bestimmte Aenderungen dieses Entwurfes für notwendig halte. Die deutsche Negierung hat Ihre Frage mit der Sorgfalt geprüft, die der außerordentlichen Bedeutung der Angelegenheit entspricht. Sie konnte in diese Prüfung auch den Vertragsent­wurf einbeziehen, der inzwischen von der französischen Regierung aufgestellt und den beteiligten Mächten übermittelt worden ist. Als Ergebnis der Prüfung beehre ich mich, Ew. Exzellenz im Namen der deutschen Regierung folgendes mitzuteilen:

Die deutsche Regierung begrüßt die Eröffnung von Verhand­lungen über den Abschluß eines internationalen Paktes zur Aechtung des Krieges auf das wärmste. Die beiden großen Ge­danken, die der Initiative des französischen Herrn Außenministers und dem aus ihr hervorgegangenen Vorschläge der Regierung der Vereinigten Staaten zugrunde liegen, entsprechen vollkommen den Grundsätzen der deutschen Politik. Deutschland hat kein höheres Interesse, als die Wög'-Meil kriegerischer Konflikt aus- geschaltet und im Leben der Völker eine Entwicklung gesichert 'zu sehen, die den friedlichen Ausgleich aller Gegensätze zwischen den Staaten gewährleisten. Der Abschluß eines Paktes, wie ih« die Regierung der Bereinigte« Staaten jetzt im Auge hat» würde die Völker der Erreichung dieses Zieles sicherlich um ei« weites Stück näher bringen.

Da das Bedürfnis der Völker nach Sicherung des Friedens seit Beendigung des Weltkrieges bereits zu anderen inter­nationalen Abmachungen geführt hat» ergibt sich für die daran beteiligten Staaten die Notwendigkeit, sich klar darüber zu wer­den, in welchem Verhältnis der jetzt geplante Pakt zu diesen schon in Kraft befindlichen internationalen Abmachungen stehen würde. Sie haben, Herr Botschafter, in Ihrer Note auf die Er­wägungen hingewiesen, die in dieser Hinsicht von der französi­schen Regierung in ihrem Meinungsaustausch mit der Regierung der Vereinigten Staaten zum Ausdruck gebracht worden find. Was Deutschland anlangt, so kommen als internationale Ab­machungen, die sich mit dem Inhalt des neuen Paktes berühren könnten, die Völkerbundssatzung und der Rheinpakt von Locarno in Betracht; sonstige internationale Verpflichtungen dieser Art ist Deutschland nicht eingegangen. Die Achtung der Verpflich­tungen aus der Völkerbundssatzung und dem Rheinpakt muß nach Ansicht der deutschen Regierung unverrückbar feststehen. Die deutsche Regierung ist aber der lleberzeugung, daß diese Ver­pflichtungen nichts enthalte«, was mit de» Verpflichtungen, die der Paktentwurf der Vereinigten Staaten vorsieht, irgendwie in Widersteit geraten könnte. Im Gegenteil glaubt sie, daß dis bindende Verpflichtung, den Krieg nicht als ein Werkzeug natio­naler Politik zu benutzen, nur geeignet sein würde, den Grund­gedanken der Bölkerbundssatzung und des Rheinpaktes zu ver­stärken.

Die deutsche Regierung geht davon aus, daß ein Pakt nach dem Muster der Vereinigten Staaten das souveräne Recht eines jeden Staates zur Selbstverteidigung nicht in Zweifel stellen würde. Es versteht sich von selbst, daß, wenn ein Staat den Pakt bricht, die anderen Kontrahenten diesem Staate gegenüber ihre Handels­freiheit wiedergewinnen. Der von der Verletzung des Paktes betroffene Staat ist deshalb nicht gehindert, sich seinerseits gegen den Friedensvrecher zur Wehr zu setzen. In einem Pakte dieser Art den Fall seiner Verletzung ausdrücklich vorzusehen, erscheint der deutschen Regierung nicht notwendig.

In Uebereinstimmung mit der Regierung der Vereinigten Staaten und mit der französischen Regierung-ist auch die deutsche Regierung der Auffassung, daß das letzte Ziel die Universalität des neuen Paktes sein muß- Diese Universalität herbeizuführen,

dürste der Entwurf der Vereinigten Staaten einen praktisch«» Weg eröffnen» wenn die zunächst als Signatarmächte in Aus­sicht genommenen Staaten von dem ihnen ohne Einschränkung und Bedingung gewährten Rechte des Beitritts alsbald Ge­brauch machen.

Die deutsche Regierung kann demnach die Erklärung abgeb«»- daß sie bereit ist. einen Pakt nach dem Vorschläge der Regier»»« der Vereinigten Staaten abzuschließen und zu diesem Zwecke in die erforderliche« Verhandlungen mit den beteiligte» Regie­rungen einzutreten. Mit dieser Erklärung verbindet jedoch die deutsche Regierung die bestimmte Erwartung, daß das Zustande­kommen eines Paktes von solcher Tragweite nicht verfehlen wird, alsbald seine» Einfluß auf die Gestalt»«« der internationalen Beziehungen geltend zu machen. So müßte diese neue Garantie für die Erhaltung des Friedens den Bemühungen um diq Durchführung der allgemeinen Abrüstung einen wirksamen Im­puls zu geben. Außerdem aber müßte der Verzicht auf de» Krieg als notwendiges Gegenstück den Ausbau der Möglichkeiten' fördern, vorhandene und entstehende Gegensätze der Völkerinter­essen auf friedliche Weise zum Austrag zu bringen.

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Washington» 30. April. Das Staatsdepartement ha- heute den Text der deutschen Antwort auf die Paktnot« Kelloggs für die Morgenblätter ausgegeben. Dabei wurd« inoffiziell mitgeteilt, daß die Regierung der Vereinigte« Staatensehr erfreut" (very much pleased) über die deut­schen Ausführungen sei, die in sehr glücklicher Form di« hauptsächlichen in Frankreich offenbar bisher zweifelhaft gewesenen Punkte klarstellten und sich aus der gleiche« Linie bewegten, die Staatssekretär Kellogg am letzte« Samstag einschlug, um Frankreich von der Unnötigkeil seiner Vorbehalte zu überzeugen.

Sie Wahle« vl Nlmkreich

Am Sonntag fanden in ganz Frankreich die Stichwahlen statt, auf die man auch in Deutschland ein besonderes Auge richtete. Am 22. April waren beim ersten Wahlgang von den 612 Sitzen in der französischen Kammer nur 187 ver­geben worden. Bei den Stichwahlen des 29. April genügte die einfache Mehrheit für die Entscheidung. Sie brachten im ganzen genommen keine große Ueberraschung, denn schon nach dem ersten Wahlsonntag hatte sich gezeigt, daß die Richtung Poincares den Sieg davontragen wird. Es ist also ein, wenn auch kleiner, Gewinn der Rechts- und Mit- telparteien zu verzeichnen, während die Linke geschu cht aus den Wahlen hervorging. Dids gilt vor allem von den Kommunisten, denn sie haben von den bisherigen 26 Eitzen nur 13 halten können. Ihre Führer Cachin und Doriot, die im Gefängnis sitzen, sind wieder gewählt, auch Duclos, dem seine 30 Jahre Gefängnis zugute kamen. Die Sozialisten haben ihre Stellung als drittstärkste Partei mit 101 Sitzen behauptet. Die Zersplitterung der Parteien und die Schat­tierungen der verschiedenen Parteigruppen bringen es mit sich, daß für die deutschen Leser die Unterscheidung zwischen links und rechts bei dem Wahlergebnis nicht ganz einfach ist. Aeußerlich betrachtet erscheint der Erfolg Poincares nicht so stark. Da aber die Haltung der Parteien in den verschiedenen Fragen keine ganz einheitliche ist, kann noch nicht einmal mit Bestimmtheit von einer absoluten Mehr­heit Poincares gesprochen werden. Außerdem sind zahlreiche Neulinge in die französische Kammer gewählt worden, deren politisches Glaubensbekenntnis letzten Endes noch unbe­kannt ist. So ist es zu verstehen, daß die Linkspresse in Deutschland von einem Sieg der Linken schreibt, zumal die Sozialisten ihre Mandatsziffer vom Jahre 1924 im allge­meinen behaupteten.

Die Gruppe der gemäßigten Radikalen und Linksrepubli­kaner, zu der Poincare zählt, erreichte 161 Mandate, bisher 135, die Rechtsrepublikaner um Marin und die katholischen Demokraten 145 (bisher 123), die Konservativen und Roya­listen 18, die Radikalen 123 (bisher 135) Sitze. Von letzterer Haltung wird die Mehrheit des kommenden Kabinetts Po­incare bestimmt. Da aber innerhalb dieser Gruppe ein scharfer linker und rechter Flügel unterschieden wird, so ist die Mehrheit für Poincare gegeben. Die Grenzen zwischen den einzelnen Parteien und Fraktionen sind im französi­schen Parlament überhaupt kaum gesteckt.

Im Elsaß wurden drei autonomistische Kandidaten ge­wählt, darunter Dr. Ricklin, der Präsident des Heimatbun- des und Professor Rosse in Kolmar. Im übrigen wurden im Elsaß hauptsächlich Klerikale gewählt, Anhänger der katho­lischen elsässischen Volkspartei, die zum Teil der Heimat- bewegung nahestehen.

Die Wahlen in Frankreich wurden bekanntlich unter der Parole der nationalen Einigkeit und der Finanzfragen ge­führt. Das Ergebnis der Wahlen und die Stellung der Parteien W einem neuen Kabiuett Poincare kann am besteig