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51. Jahrgang

Streiflichter

Nach wiederholter Ankündigung hat Mussolini vor der Kammer die Antwort auf die Rede Dr. Seipels im öster­reichischen Nationalrat gegeben. Schon glaubte man, daß di« Vernunft gesiegt habe, weil Mussolini so lange zögerte. Aber er kann sich nicht beherrschen. Seine Rede bedeutet wieder ein« lleberheblichkeit ohnegleichen, zumal in Wien nichts Herausforderndes gegen Italien laut wurde. Grenzenloses Selbst!' wußtsein durchzieht die Worte Mussolinis. Das nächste Mal werde er die Tatsachen sprechen lassen. Was bedeute: das? Zweifellos, daß Mussolini nicht nur den kul­turellen, sondern auch den wirtschaftlichen Ruin von Siid- tirol he:, eiführen will. Es ist bitter wenig, was er als Lei­stungen Italiens hervorhebt, wenn er die wirtschaftlichen Maßnahmen Italiens für die Provinz Bozen betont und versichert, daß die Italiener Freunde der Deutschen sein wollen, aber unter der Bedingung, daß die Sicherheit der 42 Millionen Italiener nicht in Frage gestellt wird. Er kün­digte an, daß er die Ausbreitung des faschistischen Lebens beschleunigen würde, was soviel wohl besagen will, daß die Entnationalisierungsmaßnahmen noch nicht zum Abschluß gekommen sind. Ob sich der Vatikan weiterhin so ruhig ver­hält zu dem Vorgehen der Faschisten, bleibt abzuwarten, nachdem die Geistlichkeit sich für die Muttersprache im Reli­gionsunterricht ausgesprochen hat. Dennoch wird man sagen dürfen, daß Mussolini etwas maßvoller gesprochen hat, da «eben den Drohungen auch die Worte der Achtung vor dem Deutschtum stehen. Die WienerNeue Freie Presse" schreibt, daß Mussolini Oesterreich Unrecht getan habe und daß die Worte des Bundeskanzlers Seipel von den moralischen Kräften, vom Weltgewissen stärker seien, als das durch Mus­solini in Kraft gesetzte Recht des Faschismus! Das moralische Recht könne man Oesterreich nicht nehmen. Das Faschisten­blattMessagero" betont dagegen, daß Mussolini zum letzten Male das Wort gegen die österreichische Agitation ergriffen habe. Jede neue Herausforderung werde von Italien als ein Attentat auf seine Sicherheit angesehen.

Die Wahnsinnstat des Farmers Langkopp, der, mit Höl­lenmaschine und Revolver bewaffnet, im Reichsentschädi- gungsamt die Befriedigung seiner Ansprüche verlangte, und ums Haar furchtbaren Schaden angerichtet hätte, muß für die parlamentarischen Instanzen, wie für die Reichsregie- rung eine ernste Mahnung sein, nunmehr mit aller Kraft darauf hinzuwirken, daß das Liquidationsschädengesetz als­bald vom Parlament erledigt wird. Es hat keinen Zweck, das an und für sich verwerfliche Vorgehen des depossedierten Farmers zum Anlaß von Betrachtungen zu machen, die von Empörung triefen. Man muß sich einmal die furchtbare Lage vor Augen führen, in der sich neben Langkopp noch tausende andere Liquidationsgeschädigte befinden und man wird zum mindesten verstehen, wie einer von vielen geradezu in den Abgrund der Verzweiflung getrieben worden ist. Man sage nicht, die Arbeitsmethoden des Reichsentschädigungsamtes seien so, daß kein Mensch daran Anstoß zu nehmen brauche. Gewiß sind die schweren Vorwürfe, die insbesondere die so­zialdemokratische Presse gegen das Reichsentschädigungsamt erhoben hat, nicht in allen Punkten gerechtfertigt. Ein Körn­chen Wahrheit dürfte aber doch dabei sein. Schon früher ist in eingeweihten Kreisen, die es wissen mußten, die Behaup­tung aufgestellt worden, daß die.Vorschußz ahlungen, die vom Reichsentschädigungsamt geleistet werden, nicht immer ohne Ansehen der Person gegeben worden sind. Die Beamten des Amtes nrögen von den besten Absichten geleitet gewesen sein, sie haben sicher aber hier und da auch einmal fehlgegriffen. Nur so erklärt sich die Enttäuschung und die völlige Zer- mürbung weiter Kreise der Liquidationsgeschädigten, auf der dann allerdings gewissenlose Agitatoren rasch weiter­bauen konnten. Dazu kam dann noch das Fehlen einer reichs­gesetzlichen Regelung, die erst jetzt, neun Jahre nach Kriegs­schluß, in Angriff genommen worden ist. Der Wahnsinnsakt des Farmers Langkopp ist deshalb ein Warnungssignal, dem man sich nicht verschließen darf. Das einzige Mittel, das zur Verfügung steht, ist die baldige Verabschiedung des Ligui- dationsschädengesetzes. Je schneller hier der Reichstag han­delt, desto eher werden sich die Geschädigten beruhigen, dis selbst das verbrecherische Verhalten des Farmers Langkopp aufs tiefste verurteilen.

Reichswehrminister Dr. Grüner nahm am Samstag Haushaltsausschuß des Reichstages erneut das Wort, um die Frage der Flottenpolitik und der politischen Haltung der Flotte zu erörtern. Er erklärte, daß er die Flottenpolitik vor

dem Kriege für einen Fehler gehalten habe. Diese Ansicht sei auch im großen Eeneralstab vorherrschend gewesen. Der oft getadelte und in der Armee merklich empfundene, vom mili- ^ tärischen Gesichtspunkt aus unverständliche Nichteinsatz der . Flotte in der ersten Phase des Krieges habe aber mit der ^ verfehlten Flottenpolttik nichts zu tun, sondern sei ganz an­deren, von der Flottenführung am meisten beklagten Mo-

> tiven entsprungen. Er sei vielmehr der Ansicht, daß die Her­vorragenden Leistungen der Flotte im Rahmen des Mög­lichen alles getan habe, was man billigerweise von ihr ver-

. langen konnte. Nach diesem Glaubensbekenntnis, so erklärte der Minister weiter, werde man ihm eine besondere Vor­eingenommenheit für die Flotte und vollends gar für Pre- , stige-Schiffbau nicht vorwerfen können. Wenn er trotzdem aus vollerster Ueberzeugnng für das Panzerschiff eintrete, so leiteten ihn dabei rein militärische Gesichtspunkte. Eine im Rahmen des Versailler Vertrages modernisierte Flotte könne eine erhebliche Unterstützung für das Landheer bedeuten.

; Das Auswärtige Amt habe keine außenpolitischen Bedenken gegen den Bau erhoben. Was die politische Haltung der . Flotte anbetreffe, so gebe er zu, daß die Entwicklung hier i vielleicht noch nicht so weit vorgeschritten sei, wie es danl ! der aufopfernden und konsequenten Arbeit des Thefs der , Heeresleitung beim Reichsheer der Fall ist. Man dürfe aber l nicht übersehen, daß der Wiederaufbau der Marine unter ' ganz besonders schwierigen Verhältnissen vor sich gegangen i sei und die Nachwehen der Erhardtpsychose den leitenden

' Stellen bei der Marine das Leben recht schwer gemacht hätten. Ueber die Frage der Verbindungen von Marine- i stellen mit den sogenannten O.C.-Leuten schwebe beim Reichsamvalt ein Verfahren. Er sei entschlossen, unter allen s Umständen die Marine von O.C.-Leuten zu säubern. Er werde daher auch keine Marineangehörigen mehr in der : Marine dulden, die mit O.C.-Leuten auch nur Verbindung hatten.

! WWW der RatsiWW >» Gras

- Genf, 5. März. Die 49. Tagung des Völkerbundsrats ist beute r vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz von llrrutia-Columbien

> eröffnet worden. Der Rat stellte zunächst in nichtöffentlicher

> Sitzung die endgültige Tagesordnung fest und erledigte alsdann i eine Reihe administrativer Fragen. Zu den Danziger Fragen j wurde beschlossen, die Frage eine polnischen Anlegebafens in

- Danzig und die Frage des Kontrollrechts auf der Westervlatte

- bis zum Abschluß der nn Gange befindlichen direkten Verband- ; lungen zwischen Danzig und Polen zu vertagen. In Bezug auf

> das Klagrecht Danziger Staatsangehöriger im polnischen Eisen»

- bahndienst wurde, da das Haager Rechtsgutachten offiziell den ! Ratsmitgliedern noch nicht zugegangen ist, beschlossen nach Ein- s gang des Gutachtens in einer weiteren vertraulichen Sitzung j darüber zu entscheiden, ob diese Frage in der jetzigen Tagung j behandelt werden soll.

s Ueber die Aussprache im Rat in Bezug auf das Klagerecht H Danziger Staatsangehöriger im polnischen Eisenbabndienst wird bekannt ,daß zunächst von Polen und Frankreich die Meinung L vertreten wurde, angesichts der Wichtigkeit des Haager Rechts- s gutachtens, das offiziell dem Rat noch gar nicht zugegangen sei,

- müsse die weitere Behandlung der Frage auf die nächste Tagung i verschoben werden. Reichsautzenminister Dr. Stresemann be- ^ zeichnete es jedoch als unverständlich, daß der Rat, nachdem das ^ Rechtsgutachten heute bereits in der ganzen Presse veröffent- ^ licht sei, sich auf den Standpunkt stellen wolle, daß er davon ^ noch keine Kenntnis habe. So wurde schließlich nach Zustim- i mung des italienischen Ratsmitgliedes und des chilenischen Be- ' richterstatters einstimmig beschlossen, die Frage der Weiterbe­handlung der Angelegenheit noch in dieser Tagung zu ent-

^ scheiden

Der Völkerbundsrat und die litauische Frage . Genf, 5. März. Der Völkerbundsrat hat nach der öffentlichen ; Sitzung sich in einer kurzen Eeüeimsitzung mit dem Stande der ^ polnisch-litauischen Frage befaßt. Chamberlain erinnerte dabei i an die Entscheidung des Rates vom letzten Dezember, mit der ' der Berichterstatter, der holländische Minister des Aeubern » Beelaerts van Blookland den Auftrag erhalten batte, mit den s beiden Parteien in Fühlung zu bleiben. Chamberlain schlug ,, vor, daß in einer der nächsten Sitzungen des Rates der Bericht- ! erstatte! eine Darstellung der ihm etwa von den Parteien zu- : gegangenen oder zugehenden Informationen gebe. Nachdem sich : der Rat eingehend mit dem englischen Vorschlag beschäftigt

> hätte, wurde der Generalsekretär beauftragt, sofort telegraphisch t die litauische Regierung von dieser Entscheidung zu verständigen,

: für den Fall, daß sie sich bei der Erstattung dieses Berichts im ' Rate vertreten lassen wolle.

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! Neues vom Tage

i Der Panzerkreuzer wird gebaut

i Berlin, 5. März. Der Haushaltsausschuß des Reichstages ! bewilligte die erste Rate für den Bau des neue« Panzert .. treuzer» A mit IS gegen 12 Stimmen der Sozialdemokraten, i Kommunisten, Demokraten und der Bayerischen Bauern- ! b-ündler.

! Das Haager Gericht entscheidet gegen Polen

j Haag, 5 . März. Der Ständige Gerichtshof im Haag Hai ? sein Gutachten in dem Danzig-polnischen Eisenbahner-Streit- ! fall bekanntgegeben. Das Gutachten bejaht uneingeschränkt

- den Rechtsweg für die Danziger Eisenbahner wegen ver- i mögensrechtlicher Ansprüche aus dem Beamtenabkommen ! und die Verpflichtung der Ausführung der Urteile der Dan- s Ziger Gerichte. Der polnischen Regierung verbleibt die Be- , fugnis, im Streitverfahren beim Kommissar oder Rat des

- Völkerbundes Danzig haftbar zu machen für den Schaden,

I der der polnischen Eisenbahnverwaltung aus der Durchfüh- i rung eines Urteils erwachsen kann, wenn das internationale i Recht verletzt werden sollte.

! Die Antwort des ägyptischen Kabinetts

? Kairo, 5. März. Wie verlautet, wird in der Antwort des ; Kabinetts auf den Entwurf eines Vertrages zwischen Eng- i land und Aegypten erklärt, daß die englischen Vorschläge

- unannehmbar und mit der Unabhängigkeit Aegyptens un- ! vereinbar seien, da die Vorschläge die Anmerkung eines

- britischen Rechtes, Aegypten zu besetzen, einschlössen, was. ! niemand zulassen könne. Ministerpräsident Servat Pascha s hat aus Gesundheitsgründen seine Demission gegeben.

k Explosionskatastrophe in Polen

s Danzig, 5. März. Wie dieDeutsche Rundschau" in Z Polen aus Lzenstochau meldet, hat sich in Dzialoszyn un- " weit der deutsch-polnischen Grenze eine furchtbare Explo­sionskatastrophe ereignet, die zahlreiche Menschenopfer for­derte. Bei einem gewissen Kleber, der sich gewerbsmäßig s mit Kokain- und Sacharinschmuggel beschäftigte, hatten ein

- polnischer Polizeiposten sowie zwei Beamte der Finanz- s wache eine Haussuchung abgehalten. Als einer der Ve- » amten im Keller des Hauses ein Streichholz anzündete, j erfolgte eine furchtbare Explosion. Das ganze Haus flog in ! die Luft. Aus dem Keller drangen hohe Flammen und

> schwerer Aetherqualm heraus. Die Flammen vernichteten j in wenigen Augenblicken das Haus vollkommen. Das lln-

glück wurde dadurch noch größer, daß im Keller der Reihe ( nach einige Aetherfässer explodierten. Bei dem Unglück ! fanden drei Kinder des Kleber, ein Polizeiposten und ein

- Finanzkontrolleur sofort den Tod. Kleber selbst, seine Frau, l vier weitere Beamte und acht Personen, wurden schwer ^ verletzt.

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: Sozialdemokratische SLdtirolkundgebung in Innsbruck

^ Innsbruck» 5. März. Die Sozialdemokratische Partei » veranstaltete heute abend eine massenhaft besuchte Ver- s sammlung unter der DeviseDie Sozialdemokraten und s das deutsche Südtirol". Nationalrat Abram sprach zu- ^ nächst Mussolini das Recht ab, deutschen Männern und s Frauen oder dem österreichischen Nationalrat und anderen ! Körperschaften verbieten zu wollen, Kundgebungen für l die Deutschen Südtirols zu veranstalten. Wir haben dis j Pflicht, sagte der Redner, für die Deutschen Südtirolr s einzutreten. Das ganze deutsche Volk des In- und Aus- : landes ist in dieser Sache mit uns vollkommen einig. De: ^ Redner verlas sodann ein von der Versammlung mit ; stürmischem Beifall aufgenommenes Telegramm des Präsi- ^ deuten des Deutschen Reichstags, Löbc, das folgenden ' Wortlaut hat:Unwandelbare Treue und Solidariiöi : den unterdrückten Deutschen Südtirols das ganze deutsche ^ Volk." Hiermit, sagte der Redner, wird Mussolini in aller i Deutlichkeit gesagt, daß das ganze deutsche Volk hinter uns s steht. Sodann beschäftigte sich Nationalrat Abram ern- gehend mit den Ausführungen Mussolinis und Meß mit dem Ausdruck oer Ucbcrzeuguna, daß ein künftiges demo- . kratisches Italien.sich mit den Deutschen über die Zukunft i der Visrrelmillion Deutschen in Südtirol einiger, werde. : Die Rede des Nationalrats Abram wurde mit lebhaftem s Beifall ausgenommen. Hierauf schloß der Vorsitzende, ^ Stadtrat Berger, die Versammlung nach Dankesworten mit dem Ruse nach Gerechtigkeit und einer Kundgebung ^ gegen den Krieg. Die Versammlung ist ohne jeden

> Zwischenfall verlaufen.