Nr. 10

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Musikalische Witze und Anekdoten* !

Don Christian Knayer !

Der alte Fritz war Feind aller Titelsucht. Als einmal ein s ehrgeiziger Musiker, ein ausgezeichneter Bläser, sich bei ihm um ! einen Titel bewarb, gab ihm der König die schriftliche Antwort: s Wir sind nicht abgeneigt, Ihm einen Titel zu verleihen. Da ! man aber die Stufenleiter unten ansangen muh, geruhen wir, ; Ihn zum Unterleib(s)trompeter zu ernennen." i

Die lange Nase. Mozart wettete einst mit Papa Haydn eine s Flasche Wein, dah dieser eine Stelle in seinem neuesten Klavier- ! werke nicht spielen könne. Die Stelle war elfstimmig und wirk- s lich nicht ausführbar. Haydn muhte sich besiegt erklären. Aber : Mozzart brachte es fertig. Er spielte den mittleren Ton mit - seiner Nase! !

Johann Straub war auch immer voll musikalischer Einfälle. - Lin Walzerthema notierte er auf den Fächer einer Dame, ein s anderes aus seine Manschette, ein drittes auf eine Hundert- j Gulden-Note! t

Der Ausweis. Wie der russische Bassist Schaljapin einmal s einen postlagernden Brief abholen wollte und keinen genügen- j den Ausweis bei sich hatte, weigerte sich der Postbeamte, ihn s herzugeben. Da stimmte er die Mevhisto-Arie ausFaust" an, ! daß das Postamt wackelte. Das genügte dem Beamten. ;

Der Eemeindegesang. Ein Kirchenbesucher hört, daß sein '

Nebensitzerkrottenfalsch" singt und sagt zu ihm:Aber Mann, - Sic singen ja ganz anders als wir." Der antwortet unbesorgt: ' ,Ja, über dem Lied steht doch: eigene Melodie." -

Der kurzsichtige Kritiker. Als Frau Hoffmann-Onegin einen : Liederabend gab, begleitete sie ihr Gemahl, der sehr kleine und i bewegliche Komponist. Ein kurzsichtiger und hinten im Saal be- ! kindlicher Kritiker schrieb darauf:Ihr Söhnchen begleitete s Frau Onegin mit grobem Geschick am Klavier." Dieser Bericht - erheiterte die ganze musikalische Gesellschaft Stuttgarts. s

Vermischter !

Der närrische Schwabe :

Der Schwabe lebt mit der ganzen Natur auf seine Art und ! macht auch da Schwabenstreiche. Die Altinger bei Herrenberg >: wollten ein Kalb kitzeln und haben es in den Bauch gestochen, ! die Eschelbrunner schleckten ihre Kälber selbst ab, wenn es die i Kuh vergaß, die Eansloser feierten ihrem Storch mit Halleluja s ein Fest in der Kirche wie die Haiterbacher ihrem Kuckuck. Eines der schönsten Märchen aber als Beweis, wie das Schwäblein sie Welt ansieht und mit den Tieren verkehrt, sei dem Lustigen s Historienschreiber vom Jahr 1725 entnommen: Ein Schwabe, i welcher seines Handwerks ein Schneider war. hatte an einem i Ort sehn Taler verdient, wollte aber damit Weiterreisen. Als - er nun unterwegs bei einem Teich vorbeikam, setzte er sich nie- s der, um ein wenig auszuruhn, langte inzwischen sein Geld i heraus und zählte es. Weil es aber im Sommer, machten die

Frösche ein großes Geschrei und Gequäk in dem Teiche. Solch s

Eequäk aber verstand der närrische Schwabe unrecht und bildere s sich ein, sie riefen über sein Geld und zwar: neune! neune! s

neune! daß er nur neun Taler hätte. Er sah und hörte es eine s

lange Zeit an, zählte darauf sein Geld noch einmal und ries: ^ Es sind gleichwohl zehn, ihr möget auch sagen, was ihr wollt." s Die Frösche kehrten sich nicht daran, sondern riefen jemehr und : mehr. Der Schwabe zählte wiederum und schalt heftig. Wie aber das Rufen kein Ende nehmen wollte, packte er seine zehn Taler ' zusammen und warf sie zu den Fröschen in den Teich und sagte dazu:Ich sehe wohl, ihr wollt es doch nicht glauben, da habt i jhr sie, zählet sie nun selber", setzte sich nieder ins Gras und .! wartete, bis sie gezählt waren. Aber die Zeit wurde ihm zu > lang, rief derohalben, ob er sein Geld noch nicht wieder haben ' könnte. Bekam aber nichts alsQuark, Quark, Quark" zur ? Antwort. Wie sie es aber gar zu lang machten, fing er an zu ' schelten, sog sich aus und ging hinein und rief dabei über seine ' »ebn Taler. Als er aber nichts bekam, wollte er sie mit Gewalt wieder haben und vertiefte sich solchergestalt, daß ihm das ' Wasser zuletzt über dem Kopf zusammenschlug und ihm sein ^ Rufen gar verboten wurde. Mußte also der gute Schwab sein Leben nebst den zehn Talern im Teich lassen.

Ein Schirm mit Fenster

8 Ein Engländer hat einen Regenschirm gebaut, der an seiner Vorderseite ein kleines Fenster aus Zelluloid besitzt, durch das man, wenn man den aufgespannten

Schirm über sich hält, bequem hindurchsehen kann. Das Fenster bietet eine deutliche Aussicht auf die Straße und verhütet so Unfälle und unliebsame Zusammenstöße. Frei­lich ist' es notwendig, daß der Besitzer eines solchen Regen­schirmes auch zugleich ein Mittel bei sich führt, mit dem er das Fenster putzen und stets durchsichtig erhalten kann.

Eine reichgesegnete Familie

Die größte Familie Belgiens ist zweifellos die der Eheleute Van Hul De Ben in Basel (Provinz Ostflandern), die vor mehreren Monaten Besuch des Königs Albert und der Königin Elisabeth empfingen. Damals zählte die Familie nicht weniger als einundzwanzig Kinder. Jetzt ist das zweiundzwanzigste Kind geboren worden, dessen Taufe zusammenfallen wird mit der Grundsteinlegung für das neue Saus der Familie Van Hul- De Ben, der das alte Bauernhaus, das sie bisher bewohnte, begreiflicherweise sehr eng geworden ist. Das neue Haus wurde mit Hilfe einer nationalen Subskription gebaut. Die Grund­steinlegung wird der päpstliche Nuntius Monsignore Micara vornehmen.

Kostspielige Wahlpropaganda

Im Gegensatz zu Deutschland mit seinen großen Wahlkreisen, wo die wenigsten Kandidaten dem Wähler persönlich bekannt sind, stellt in Frankreich das verhältnismäßig kleine Departe­ment den Wahlbezirk dar, der von jedem Kandidaten selbst bearbeitet wird. Deshalb ist eine Wahl meistens eine recht kostspielige Angelegenheit für den zukünftigen Abgeordneten, da die Wähler es für ganz selbstverständlich halten, daß der Mann ihresVertrauens" ihnen aus Banketten und Trinkgelagen die Möglichkeit gibt, ihn persönlich kennen zu lernen. Kürzlich traf ein Anwärter auf einen Sitz im Palais Bourbon bei einer sol­chen Propagandafahrt durch sein Departement einen Truvr landwirtschaftlicher Arbeiter und wollte die Gelegenheit be- nutzen, sich diese zwanzig Stimmen su sichern. Deshalb forderte ec die Leute auf, mit ihm ins nächste Wirtshaus zu kommen. Dort ließ er die Arbeiter ohne Rücksicht auf seinen Geldbeutel gut bewirten und legte ihnen sein Programm dar. Er hatte das Vergnügen, zu sehen, wie die Leute ein Glas Wein oder Dubonnet nach dem anderen hinter die Binde gossen und ihm von Zeit zu Zeit beifällig zunickten. Endlich war der Kandidat mit seiner Rede, die Wählerschaft mit dem Trinken und der Wirt mit dem Einkassieren der ansehnlichen Rechnung fertig, und man verabschiedete sich. Der Gastgeber drückte jedem ein­zelnen die Hand und meinte:Ich kann doch bestimmt auf Eure Stimmen zählen?"Oh", sagte der Letzte und quetschte dem Kandidaten dankbar die Finger,wir möchten schon. Aber wir sind Belgier."

Eintägige Ehen

In der Petersburger Philharmonie fand kürzlich eine Aus­sprache über Ehefragen statt, in der vom Prof. Orschanski zusam­mengestellte Daten über die Eheverhältnisse in Sowjetrutzland mitgeteilt wurden. Diesen Daten zufolge kam in Rußland im Jahre 1926 auf vier Ehen eine Ehescheidung, im Jahre 1927 aber schon auf vier Ehen zwei Scheidungen. Die durchschnittliche Dauer der Ehen schwankte zwischen sechs und acht Monaten, doch im Dezember vorigen Jahres verzeichnete man 48 Ehen, die ein bis zwei Tage gedauert hatten.

Ein hundertjährige Ehe

Wie aus Lemberg gemeldet wird, ist in Lustowiska, Bezirk Lisko, der Kaufmann Leib Feld im Alter von 125 Jahren ge­storben. Feld war genau 100 Jahre verbeiratet,' seine Frau steht im Alter von 117 Jahren. Der Ehe entsprossen achtzehn Kinder.

Durch Braunfische gerettet

Der Korrespondent derNewyork Times" teilt aus Miami mit, daß er von den ansässigen Einwanderungsagenten durch Zufall von einer sonderbaren Rettung eines Deutschen Kenntnis bekommen habe. Dieser Deutsche war fern von der Küste in die See gesprpungen und drohte zu versinken. Plötzlich nahte ein Schwarm von Braunfischen, die ihn über drei Meilen weit stützten und treibend hielten und ihn schließlich nahe bei Dania ans Ufer warfen. Die einheimischen Fischer halten die Geschichte iür absolut nicht unwahrscheinlich, da die Vro.unfische auf die­selbe Weise Leichen ans Land befördern.

Vom Hausierer zum Millionär

Dieser Tage starb in Paris Michel Cahen, der es vom Hau­sierer zum Millionär brachte. Vor vierzig Jahren verkaufte ec Kaffee von Haus zu Haus. Nachts brannte er die Bohnen für

ven nächsten Tag in einem kleinen verfallenen Häuschen. Er hob den Umsatz dadurch, daß er für jedes Pfund Kaffee, das seine Kunden abnahmen, eine Prämie aussetzte. Nach einigen Fahren batte sich dadurch seine Kundschaft gewaltig ausge­breitet. Laben war jahrelang Präsident eines groben Kaffee- irusts, der tausend Lastautomobile besaß.

Der Anmarsch des Vogelheeres 8 Die Rückkehr der Zugvögel beginnt im Februar. Zuerst taucht der Star auf, wenn auch erst nur hier und da; ihm gesellt sich die Feldlerche hinzu. Zu den Ankömmlingen im März gehören das Hausrotschwänzchen, die Wald­schnepfe, der Turmfalke und die Singdrossel. Anfang April ziehen die Rauchschwalbe, die Bachstelze, die große Rohr­dommel und der Wiedehopf ein. Dann folgen Gartenrot­schwanz, Grasmücke, Nachtigall, Goldammer und Wende­hals. Ende April können wir den Kuckuck und die Haus­schwalbe begrüßen. Im Mai treffen die letzten Zugvögel ein: die Nachtschwalbe, die Mandelkrähe, die Turm­schwalbe, der Neuntöter, die Eartengrasmücke, der Pirol und zuletzt die Wachtel. Ein reichliches Vierteljahr dauert demnach der Anmarsch des großen Vogelheeres.

Die Rechnung des Tierarztes 8 Aus Nancy berichtet derElsässer Kurier": Bei einer Vorstellung im Zirkus Gleich in Straßburg war der Löwe Sultan wild geworden. Um den Bändiger von ihm zu befreien, schoß ein Angestellter dem Löwen eine Revol­verkugel in den Leib. Tierarzt Dennler, Hagenau, nahm eine Operation vor, um die Kugel wieder zu entfernen. Für dieselbe berechnete er in Anbetracht der schwierigen Behandlung 18 000 Franken. Außerdem behandelte er noch einen anderen Löwen namens Brutus. Ferner einen Eisbären und einen Elefanten. Insgesamt betrug seine Rechnung 77 850 Franken. Als Herr Dennler Klage ein­reichte, da Gleich die Bezahlung der Rechnung ablehnte, befand sich der Zirkus in Nancy. So kam die Sache vor das dortige Handelsgericht. Ein amtlicher Experte, der Veterinär Charbonnier, fand die von Herrn Dennler ver­langte Summe keineswegs übertrieben hoch. So wurde nun der Inhaber des Zirkus Gleich zur Bezahlung der Rechnung und zum Tragen der Eerichtskosten verurteilt. Englischer Humor

8 Bei einer Rekrutenübung war der Leutnant bemüht, seinen Leuten die Kunst des Deckungnehmens beizubringen. Er wandte sich auch dabei an einen der einfältigsten Rekruten der Kompagnie:Gehen Sie hinter jene Boden­erhebung und halten Sie sich dort versteckt, ohne eine Be­wegung zu machen oder einen Laut von sich zu geben." Als er sich ein paar Minuten später umsah, ob alle Leute ver­steckt seien, bemerkte er, daß hinter der Bodenerhebung ein Mann unaufhörlich auftauchte und wieder verschwand. Za, denken Sie denn nicht daran", rief er ärgerlich,daß Sie durch Ihre Bewegungen dem Feind unsere Stellungen verraten?"Ich denke schon daran", erwiderte der Rekrut,aber Sie denken nicht daran, daß ich auf einem Ameisenhaufen sitze."

Kindermund Notwendiges Hebet

Lieselotte und Gerda unterhalten sich in ihrem Puppenwinkel über große Lebensfragen.

Ich möchte bloß wissen, warum beim Kinderkriegen immer rin Papa dabei sein muß. Meine Puppen haben doch auch keinen," meint Gerda nachdenklich.

Ein Vater muß immer dabei sein," belehrte die etwas ältere Liselotte.Er muß doch die Kinder verhauen! Wie sollten sie r.enn sonst groß werden!"

Begreiflich

Kind, nun kommst du schon seit zwei Monaten und holst das Essen für deine kranke Mutter," sagte die Dame des Hauses an der Tür zu dem kleinen Bettelmädchen.Ich sehe aber doch veine Mutter öfters auf der Straße, und sie scheint ganz gesund zu sein. Wie kommt denn das?"

Treuherzig sagt die Kleine:Ja, krank ist die Mutter schon längst nicht mehr, aber essen tut sie immer noch!"

Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lauk. ! Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteis

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