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Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Aus Stadt und Land.
Altensteig, den 8. Oktober 1927.
Amtliches. Dekan Zeller in Calw ist seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt worden.
Platzkonzert. Bei günstiger Witterung gibt die Stadtkapelle Altensteig am morgigen Sonntag auf dem unteren Marktplatz ein Platzkonzert und zwar das letzte in diesem Jahr.
lieber Versorgung und Fürsorge usw. spricht am morgigen Sonntag im „Schwanensaal" in Altensteig Herr Rechnungsrat Baisch - Böblingen. Durch seine berufliche Tätigkeit als Leiter der Bezirksfürsorgestelle Böblingen und hauptsächlich als Mitglied des Reichssllrsorgeausschusses in Berlin ist derselbe in der Lage, aus der Praxis, aus Selbsterlebtem zu schöpfen. Eine gute Rednergabe, reiches Wissen und vollständiges Beherrschen der Materie läßt einen Besuch des Vortrages sehr empfehlen.
Fünfbronn, 7. Okt. (Dienstprämien.) Den bei der Stadtgemeinde Altensteig beschäftigten Holzhauern Matthäus Waidelich sen., Adam Frey sen., Georg Adam Kalmbach, Konrad Ottmar, Johann Georg Alber wurde vom Eemeinderat Altensteig für 29 bis 50jährige ununterbrochene Dienstzeit eine Prämie von je 100 Mark bewilligt.
Jselshausen, 6. Okt. (Sittlichkeitsverbrechen?) Hier sind in einem Hause, in welchem die Kinder allein waren, diese von einem bettelnden Mann aus Reutlingen in unsittlicher Weise angegriffen worden. Die Verfolgung des Wüstlings durch den Landjäger führte zu dessen Verhaftung in Nagold. Da in letzter Zeit am Rohrdorfsr Weg bei Nagold an einem Mädchen ein Sittlichkeitsvsr- brechen ausgeübt wurde, so geben diese Fälle Anlaß zu größter Wachsamkeit und Vorsicht.
Aus dem Sderamt Calw
Amtliches. (Jagdpolizei aus Markung Bergorte.) Das Oberamt Calw macht bekannt: Dem Friedrich Federmann alt aus Aichelberg, Privatjagdschutzdiencr des Jagdpächters der Eemeindejagd Bergorte, ist die Handhabung der Jagdpolizei und der polizeilichen Aufsicht über den Vogelschutz auf dem Gebiete der verpachteten Eemeindejagd Vergorte, Markung Bergorte, für die Dauer des Jagdpachtvertrages in stets widerruflicher Weise übertragen worden.
Calw» 7. Okt. Nach zwölfjähriger Tätigkeit in hiesiger Stadt tritt Dekan Zeller am 17. Oktober in den Ruhestand. Der allseits beliebte Geistliche hat eine große, reichgesegnete Arbeit vollbracht. Er war ein sehr guter Kanzelredner, der mit weitem, auch in der Weltgeschichte begründetem Blick sein Amt betätigte und auf alle Tagesfragen verständnisvoll einging. Nicht einseitig faßte er sein Wirken auf, vielmehr galt seine Tätigkeit der ganzen Gemeinde. Besonders zeichnete er sich durch Milde und Fürsorge für die Notleidenden aus, so daß ihm stets das größte Vertrauen entgegengebracht wurde. Dieses Vertrauen erwarb er sich namentlich während der Kriegszeit, wo er in trefflichen Vorträgen die erregten Gemüter beruhigte und überall die aufgetretene Not linderte, wo es ihm nur möglich war. Dekan Zeller war im ganzen Bezirk eine hochangesehene Persönlichkeit, da er als Bezirksobmann des Kriegerbundes mit den Militär- und Veteranenveremen in enge Beziehung trat. Als feuriger Patriot hat er manche begeisterte vaterländische Rede gehalten. Ein schwaches Gehör hat ihn nun leider gezwungen, von seinem ihm so lieben Amte scheiden zu müssen. Der Rücktritt des hochgeschätzten und verehrten Geistlichen wird allenthalben mit lebhafter Anteilnahme vernommen werden. Am 16. Oktober wird Dekan Zeller seine Abschiedsrede halten und am 20. Oktober veranstaltet ihm die Kirchengemeinde einen EemeindSabend.
Aus dem Lande
Calmbach» 5.- Okt. Am 9. Oktober d. I. werden es 25 Jahre, daß Herr Oberlehrer Baumann hier als Lehrer wirkte. Was er in dieser langen Zeit Gutes wirkte, wissen seine Schüler, seine Kollegen und seine Vorgesetzten. Nebenher lehrte er auch an der Gewerbeschule. Es waren daher Feiern seitens der Kollegen und der Gemeinde geplant, aber in seiner Bescheidenheit lehnte er jede öffentliche Anerkennung ab.
Erunbach» 7. Okt. (Brandfall.) Gestern nacht um °/»12 Uhr brach vermutlich in der angebauten Scheune des dem Gastwirt Robert Schanz z. „Löwen" gehörigen und von der Familie Fritz Kratzer, Fässer, bewohnten Gebäudes Feuer aus. Von nachhausegehenden Nachbarn wurde der Brand fast im Entstehen bemerkt und sofort die Ortsfeuerwehr alarmiert, die auch alsbald auf dem Brandplatz erschien. Um 12 Uhr wurde die Weckerlinie von Neuenbürg M't der Motorspritze angerufen, die etwa gegen halb 1 Uhr eintraf.
Unterjesingen, 7. Okt. In diesem Jahr hat Unterjesingen eine gute Ob st ernte zu verzeichnen und gehört zu den Gemeinden des Bezirks, die am besten abschneiden. Da Heuer die Früchte auch von seltener Vollkommenheit sind, so wollen Unterjesingen, Roseck, das zu den größten Obstgütern Württembergs gehört und die Nachbargemeinden Entringen, Oberndorf, Poltringen und Pfäffingen in einer Obstausstellung zeigen, was das untere Ammertal im Obstbau leistet. Die Ausstellung findet am 9. und 10. ds. Mts. im Gasthaus z. „Hirsch" hier statt. Eine besonders bewährte Sorte von Aepfeln ist bei uns vor allem der Jesinger Sämling, der in allen Jahren und in allen Lagen allen andern Sorten in Bezug auf Ertrag überlegen ist. In zehn Jahren trägt er 7mal sicher, ohne
auszusetzen kann er fünf Jahre nacheinander große Erträge abliefern, ohne im Wachstum zurückzubleiben, falls er gedüngt wird. Bei dieser Obstausstellung werden am Sonntag nachmittag 2.30 Uhr in der Turnhalle die Herren Landwirtschaftsrat Winkelmann und Reichstagsabg. Haag, Heilbronn, über Fragen des neuzeitlichen Obst- und Weinbaus sprechen.
Herrenberg» K. Okt. Zum Konkurs des Konsumvereins wird noch mitgeteilt, daß seine Ursachen in der viel zu weitgehenden Kredithergabe seitens der Oberamtssparkasse und in der Unfähigkeit und Gewissenlosigkeit des früheren Geschäftsführers Löhmann zu erblicken sind. Als eineni früheren Beamten des Kommunalverbandes Herrenberg wurde dem Manne unbesehen ein schier unbegrenztes Vertrauen entgegengebracht, bis durch die Leitung des Verbandes württembergischer Konsumvereine, deren Richtlinien, Vorschläge, Warnungen und Vorschristen einfach in den Wind geschlagen wurden, der „Wirtschaft" Einhalt getan und L. entlassen wurde. Mit einer Abfindung von 40 Prozent an die Gläubiger, wobei die Oberamtssparkasse bilanzmäßig noch keinen Pfennig Verlust harre, glaubte man „über dem Berg" zu sein, insbesondere als man sich auch eines neuen, energischen Geschäftsführers versichert hatte. Aber durch eine noch auf Löhmanns Tätigkeit zurückführende falsche Bestandsaufnahme insbesondere des unmäßig großen Textilwarenlagers ergab sich bei der neuen Eröffnungsbilanz statt des erwarteten Betriebsvermögens von etwa 35 000 Mark eine llnter- bilanz von etwa 16 000 Mark, so daß der Konkurs unvermeidlich war.
Sulz a. N.» 6. Okt. Der Eemeinderat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die G e m e i n d e u m l a g e für 1927 auf 15 Prozent (wie im Steuerjahr 1926) zu belassen. Da die Staatssteuer für 1927 2 Prozent niedriger ist wie im Vorjahr, so wird die Gesamtumlage für 1927 20 Prozent betragen, gegenüber 22 Prozent im Jahre 1926.
Rottweil, 7. Okt. Herr Forstmeister a. D. Karl Hir- zel und seine Gemahlin Alwine, geb. Bikard, feierten gestern in geistiger und körperlicher Frische ihrgoldenes Ehejubiläum.
Stuttgart, 7. Okt. (Bauarbeiten am Prinzen- b a u.) Die Bauarbeiten am Prinzenbau am Alten Schloßplatz schreiten rasch vorwärts und erstrecken sich von der Kellerräumen bis zum Dachfirst. Die Ilm- und Einbauten in den verschiedenen Stockwerken sind nun beendigt. Jetzt geht es an die Jnneausstattung. Das Hauptportal wird gegenwärtig wieder hergestellt, insbesondere das würtü Wappen mit Krone und die heraldischen Figuren darüber.
Tübingen, 7. Okt. (Brandwunden.) Am Donnerstag nachmittag rief eine verheiratete Anwohnerin der Bur. sagasse von dem Fenster ihrer Wohnung aus verzweifelt uni >ilfe. Einige Passanten wurden aufmerksam und bemerken, daß die Kleider der Frau lichterloh brannten. Auch die fenstervorhänge hatten bereits Feuer gefangen. Nach ge- »altsamem Oeffnen der Türe erstickten die Leute das Feuer, hse Frau wurde sofort in die Chirurgische Klinik über- »eführt) sie ist am ganzen Körper über und über mit Brandwunden bedeckt, so daß ihr Leben schwer gefährdet ist. vie Ursache des Brandes ist bis jetzt noch ungeklärt.
Tailfingen OA. Balingen, 7. Okt. (F a b r i k b r a nd.) Donnerstag früh wurde die Weckerlinie alarmiert und zur Hilfe in das Anwesen der Firma I. Hakenmllller gerufeih wo im Nähsaal und dem daran anstoßenden Lagerraum ein Brand wütete. In kürzester Zeit war die größte Gefahr für das große Fabrikanwesen und die Nachbargebäude behoben. Der Schaden an Gebäuden, fertigen und halbfertigen Waren ist sehr groß.
Oehringen, 7. Okt. (Familiendrama.) Zu der Meldung, daß Landwirt Schnell von Stolzeneck seinen verheirateten 31 Jahre alten Sohn während eines Streites mit dem Jagdgewehr erschossen hat, wird berichtet: Schnell jung hatte des öfteren Streit mit seinem Vater wegen einer Aufwertungs- - Angelegenheit. Als Schnell jung am letzten Dienstag etwas verspätet vom Neuensteiner Obstmarkt zurückkehrte, entspann sich sofort wieder ein scharfer Wortwechsel zwischen Vater und Sohn, der in Tätlichkeiten ausartete. Schnell jung schlug seinen Vater und drang mit einer Tranchiev- gabel auf ihn ein. Der Vater flüchtete in seine Ausdingstube mit der Warnung an seinen Sohn, ihm hierher nicht zu folgen. Schnell jung drängte jedoch nach und entriß fei* »em Vater die geladene Jagdflinte, die dieser in der Notwehr ergriffen hatte, um mit dem Schaft auf seinen Vater «inzuschlagen. Der Streich ging daneben und das Gewähr entlud sich durch Aufschlagen am Bettstüllen. Der Sohn hatte sich selbst gerichtet.
Kleine Nachrichten aus aller Wett.
Flugzeugunglück in Rumänien Bukarest, 7. Okt. Ein Flugzeug stürzte nahe der Stadt Duzen ab. Der Flugzeugführer wurde getötet, die drei Passagiere konnten sich mir Hilfe von Fallschirmen reften.
Zu dem Mord und Selbstmord in Berlin-Erunewald Berlin, 7. Okt. Zu der Bluttat, die sich heute nachmittag im Hause Cunostraße 48 in Berlin-Erunewald abgespielt hat, wird noch bekannt: Der amerikanische Schriftsteller Hermann George Scheffauer, der im Alter von 51 Jahren stand, hat seine 28 Jahre alte Sekretärin Katharina v. Meyer in seinem Arbeitszimmer mit einem Tranchiermesser durch einen Stich ins Herz getötet. Darauf stieß sich Scheffauer selbst das Messer in den Hals, brachte sich mehrere Schnitte an der Brust bei und stürzte sich dann aus einem nach dem Hofe zu gelegenen Fenster drei Stockwerke tief hinab. — Die Tat soll einem Nervenzusammenbruch zuzuschieben sein.
Nr. 235
Laudwirlschastsschiile Nagold
Am 3. November beginnen zum zweiten Male dis ^/-monatlichen Winterkurse an der Landwirtschaftsschule Nagold. Das letzte Eröffnungsjahr hatte mit der stattlichen Schülerzahl von 42 Schülern begonnen und ich hoffe, daß das gut angefangene Werk auch in diesem Jahre einen vollen Erfolg aufzuweisen hat. — Hinter uns liegt bereits ein Erntejahr, das als ein vollständiges Mißjahr anzusehen ist. Das Wetter hat alle noch so gute Arbeit zunichte gemacht und mancher zweifelt angesichts solcher Rückschläge an den Erfolgen neuzeitlicher Wirtschaft. Richtig ist, daß die Witterung die beste, sorgfältig herangezogene Ernte zerstören kann, und diese Gefahr wird immer bestehen, aber andererseits vermag es nicht im günstigsten Falle eine Vollernte hervorzuzaubern, wenn in der Bodenbearbeitung, Düngung und Pflege der Saaten Wichtiges unterlassen oder Fehler gemacht wurden. Es ist daher doppelt nötig, auch für das folgende Jahr alle notwendigen Aufwendungen dem Ackerfeld zukommen zu lassen, die erprobten Lehren der Landwirtschaftswissenschaft nicht in den Wind zu schlagen, damit erreicht wird, daß ein gutes Jahr, auf das wir hoffen, das schlechte wettmacht. Es ist eine feststehende Tatsache, daß der Erfolg im landwirtschaftlichen Betrieb in erster Linie von dem Betriebsleiter abhängt und die Anforderungen, die heute an ihn gestellt werden, sind gegenüber früher so hohe, daß nur eine grundlegende Fachbildung, wie es bei den anderen Berufen es schon längst üblich ist, dem Rechnung tragen kann. Er muß Bescheid wissen in den Fragen der Bodenbearbeitung und Melioration, der Düngung, welche heute um vieles schwieriger ist wie früher, in der Auswahl der Sorten, der Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten, fernerhin der Aufzucht und Fütterung der landw. Nutztiere. Durch dis heutige enge Verbindung mit den anderen Berufen und mit den Behörden hat er den hierfür notwendigen Schriftverkehr zu beherrschen, seinen Betrieb nach kaufmännisch klaren Gesichtspunkten zu organisieren, der Marktlage anzupassen und durch die Buchführung zu kontrollieren. Deshalb ihr Eltern, versäumt nicht, euren Söhnen eine solche Ausbildung durch die Landwirtschaftsschule zuteil werden zu lassen; die schwere Zeit, in welcher wir leben und welche nicht so schnell vorübergeht, verlangt es und ihr habt die Pflicht, eure Söhne etwas lernen zu lassen. Die Kosten der Ausbildung sind mäßig, da die meisten Schüler täglich nach Hause kommen können und für solche, welche am Schulort bleiben müssen, ist bei rechtzeitiger Anmeldung Gelegenheit, in dem Schlafsaal der Schule zu übernachten. Für bedürftige Schüler ist von der Zentralstelle Ermäßigung und Befreiung vom Schulgeld, welches 35 Mark beträgt, vorgesehen. Ausgenommen werden Schüler vom 17. Lebensjahre ab, doch lege ich besonderen Wert darauf, vor allem auch solche von über 20 Jahren zu erhalten, da bei diesen die Erfolge in der Praxis aus naheliegenden Gründen am größten sind. Aus den angrenzenden Oberämtern können Schüler mit der Genehmigung der Zentralstelle dann ausgenommen werden, wenn wirtschaftliche Gründe geltend gemacht werden können (z. V. Möglichkeit vom Sitz der Schule aus abends nach Hause zu gehen). Diese erhalten kurz vor Beginn des Kurses über ihre Aufnahme näheren Bescheid. Lehrmittel werden in der Schule besorgt. Ich bitte die Eltern, ihre Söhne umgehend, spätestens aber bis zum 15. Oktober, anzumelden. Haecker, Vorstand der Landwirtschaftsschule.
Kandel und Verkehr.
Wirtschaftliche Wochenrundscha«
Börse. Die Börse lag in dieser Woche uneinheitlich. Während sich iür Spezialwerte des Elektro- und Chcmicmarktes, vom Ausland »nterstiitzt. Anregungen ergaben, so daß die Kurse kräftig anzoge» lagen dte übrigen Märkte überaus flau. Die.glatte Ueberwindung d» «echt schmierigen Herbsttermins hätte aber für die Börse eine Kar« Ilnrsgung geben können, wenn nicht neue verstimmende Momente »ufgetreten wären, die eine weitgehende Zurückhaltung aller Börsen» kreise veranlahten. Vor allem war es die zwar nicht ganz unerwartet«, aber durch die Plötzlichkeit ihres Eintrittes doch störende Diskont- irhübung der Neichsbank, die an der Börse grosse Abgaben und starke Kursverluste im Gefolge hatte. Infolgedessen war auch das Interesse »es Auslandes scharf gesunken, dessen Svckulationskreise durch den überraschenden Schlag wieder ziemliche Kursverluste am deutschen Aktienmarkt erlitten haben. Zum Schluß der Woche zeigte die Börse wieder etwas Widerstandskraft. . „
Geldmarkt. Der Herbstguartalsultimo, der immer der schwierigste Termin im Jahre ist und dem man mit begreiflicher Sorge entgegen- zesehen hatte, ist durchaus glatt verlaufen. Der allgemeine Geldbedarf bekam diesmal außer den starken Anforderungen der Wirtschaft noch eine besondere Verschärfung durch den Zusatzbedarf der öffentlichen Kassen für die Vorauszahlungen auf die Besoldunaserhöhung. Durch die anschwellende Nachfrage erfuhren die Geldsätze eine unvermeidlich Versteifung, die sich aber durchaus im Rahmen des Normalen hielt. Man rechnet mit einer baldigen Entspannung unter dem Einslutz der Oktoberrückflüsse. Die Reichsbank war zum Ultimo überaus stark angespannt. Das Wechselangebot bat mit 2746 Millionen Mark ein«» Höhepunkt erreicht und der Notenumlauf ist sogar As auf 4182 Mi^ lionen Mark gestiegen, während die Deckung der Noten durch Gold und Devisen auf 48 Prozent zurückgegangen ist. Unter diesen Umstanden sah sich die Neichsbank gezwungen, ihren Wechseldiskont von S auf 7 Prozent und den Lombardsatz von 7 auf 8 Prozent heraus- »ilseben. Die Folge der Diskonterhöhung ist ein neuer Anreiz für da» Ausland, seine Kapitalien in Deutschland anzulegen.
Produktenmarkt. An den Getreidebörsen war bas Geschäft ruhig. Die inländischen Zufuhren haben mit dem Eintritt des Herbstwetter» zugenommen. Auch der Export war, besonders bei Roggen, groß. Dt« Preise sind bei dem reichlichen Angebot fast durchweg zurückgegangen. An der Stuttgarter Landesvroduktenbörse blieben Heu und Stroh mtr kiL bezw. 4 ^ vro Doppelzentner unverändert.
Warenmarkt. An Len Texttlrohstoffmärkten hat di« Tendenz um» geschlagen. An den bisher matten Baumwollmärkten setzt« sich ein« fest« Tendenz durch, während an den Wollnrärkten eine etwas flaue« Stimmung eingetreten ist. DaS Geschäft in Textilfertigwaren ist seh« lebhaft. An den letzten Häuteauktionen gingen die Preise erneut « Ae Höh«. Ab 1. Oktober wurde« die Preise für Zement ermäßigt» Die deutschen Kohlenmärkt« haben unter verschärftem Wettbewerb auf den Weltmärkten, besonders durch England, zu leiden. Auch im Inland ist der Kohlenbedarf zurückgegangen infolge des Wettbewerbe» von Del. Wasserkräften, sowie wirtschaftlicherer Ausnützung der Kohlen durch Elektrifizierung.
Holrmarkt. Die Rundholzmärkt« lagen ausgesprochen fest. Die Nachfrage ist wie bisher stark. Dt« letzten Verkäufe in Württemberg er» gaben durchschnittlich IM—170 Prozent der Lanüesgrundpretse. SS 1« Oktober sind die neuen zwischen Baden, Bayern und Württember» verefnbarten Grundprets« in Kraft getreten.