MMMMM öm GdsrKmtsbeM Nagsld MMMg-SLadt. Wgsmsm^ AnzeiHsr für die Bezirke Nagold, rlalw u. Keudenstad
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Ur. 820
AArMerg. Mittwoch de« 2 L. September
1927
Ostpreußen; Wünsche
Königsberg, 20. Sept. Zm Rathause erfolgte aus Anlatz i der Anwesenheit des Reichskanzlers Dr. Marx und des l Reichsinnenministers von Keudell (der preußische Minister- s Präsident Braun war wegen schwerer Erkrankung seiner ; Krau den Festlichkeiten tu Ostpreußen ferngeblieben), ein ^ kmpfang der kommunalen Körperschaften, an dem auch die !- Spitzen der Staatsbehörden und andere führende Persön- i kchkeiten teilnahmen. Oberbürgermeister Dr. Lohmeyer gab - «ach Worten der Begrüßung ein eingehendes Bild der Ent- > Wicklung der Stadt Königsberg und schilderte besonders die ) schwierige Lage, in die Königsberg und die Provinz Ost- s Preußen infolge der durch den Versailler Vertrag herbei- ? geführten Abschnürung gekommen seien. .Er sprach den ^ Wunsch und die Hoffnung aus, daß recht bald der Augen- ; blick eintreten möge, wo Ostpreußen wieder mit dem Reich - vereint sei. Schließlich sprach sich der Oberbürgermeister für i die Schaffung eines besonderen Staatssekretariates für Oft- i Preußen ans. f
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Der Reichskanzelr sagte in seiner Rede: Politik heißt, nicht i itur das mögliche zu erreichen, sondern in unserer jetzigen ( Zeit Gegensätze auszugleichen, Gegensätze auszugleichen ge- s genüber unseren Gegnern, Gegensätze auszugleichen aber i »uch im innern Lager. Daß das nicht angenehme Stunden ! verschafft, liegt auf der Hand. Es läßt sich, wenn wir un- - jene Verhältnisse übersehen, auch nicht leugnen, daß wir - innerpolitisch vorangekommen sind. Der Gegensatz der Par- : Kien ist gemildert. Ich wage es zu sagen, daß nicht nur bei ! üenjenigen Parteien, die sich verantwortlich fühlen, weil ^ re an der Regierung teilnehmen, die Ueberzeugung immer ; iebendiger wird: auch die Opposition muß staatserhaltend : wirken. Sie darf nicht nur Opposition sein, sie muß mit- s wirken, vielleicht auf anderen Bühnen, vielleicht mit an- . bereu. Zielen,, aber der Gedanke des Staates muß im Vor- E »ergründe stehen. Wenn ich die über alles Maß ehrwürdige : Gestalt unseres Herrn Reichspräsidenten sehe, so habe ich s bie Ueberzeugung: Das ist der Mann, der uns von der Vor- s Hhnng in unserer schweren Zeit gegeben ist, ein Mann von - jo edler Gesinnung, von einem Ansehen in der Welt, wie es j nicht höher geschätzt werden kann, von einer Opferfreudig- - keit, einer Selbstlosigkeit, wie es von vns allen als leuch- : tendes Vorbild geschätzt werden muß. Wenn wir der ehr- ' würdigen Gestalt unseres Reichspräsidenten folgen, dann l wird es gut um unser Vaterland bestellt sein: das ist meine s feste Ueberzeugung. . ?
Jer Terror l» PöÄ j
Warschau, 20. Sept. Der Nationaldemokratische Volksver- l band brachte zur Sejmsttzung eine Interpellation ein, in der . die Regierung aufgefordert wird, dem Terrorsystem, welches » zurzeit in Polen ausgeübt wird, ein Ende zu bereiten. Die ' Antragsteller weisen darauf hin, Latz auf zwei oppositionelle i Abgeordnete und vier Redakteure lieber fälle verübt wor- r den sind, und erinnern an den Fall des früheren Finanz- - Ministers Zdziechowski, der in seiner Wohnung von Offi- k zieren überfallen und verprügelt worden sei, und an das k unaufgeklärte Verschwinden des Generals Zagorski. Weiter i brachten die Nationaldemokraten ein Mißtrauensvotum i gegen den llnterrichtsminister Dobrucki ein wegen seiner ! Sprachenverordnung, in der den Minderheitsschulen und der ^ Minderheitssprache eine Reihe von Zugeständnissen gemacht s worden seien. s
Die Sejmsitzung am Montag zeigte, daß der polnische ; Landtag entschlossen war, den Versuch zu unternehmen, mit ' der Regierung des Marschalls Pilsudski den Kampf aufzunehmen. Das Pressedekret und die Verordnung des Staats- , Präsidenten gegen die Verbreitung von Beleidigungen wnr- i den einstimmig abgelehnt. Von nationaldemokratischer Seite - wurde sogar ein Antrag eingebracht, der der Regierung » Vollmachten zu entziehen wünscht. Die Regierung selbst s hüllt sich noch in Stillschweigen. Znr Sitzung am Montag > '' " - "derum kein Regierungsoertveier erschienen. ^
Vertagung des Sejm
Warschau, 20. Sept. Der Kampf zwischen Sejm und Regierung ist nicht entschieden, sondern aufgeschoben worden. Gleich nach Beginn der heutigen Nachmittagssitzung las Vizeministerpräsident Dr. Bartel die Verfügung des Staatspräsidenten vor, die die Vertagung der Session um' 30 Tage ar ordnete.
Ne AmMmr in Paris s
In dieser Woche steht Paris im Zeichen des großen Ameri- ! kanerbesuchs, der zu einem Verbvüderungsfest gestempelt s werden soll. Es soll der 10. Jahrestag des Eintritts der j Vereinigten Staaten in den Weltkrieg gefeiert werden. Des- s halb sind 12 000 Legionäre aus Amerika herübergekommen. ; Ursprünglich hatte man mit 30 000 gerechnet. Aber nur 1000 ^ find offizielle Delegierte. Mit dem mancherlei Anhang aus ! Amerika dürften aber doch insgesamt gegen 30 000 Ameri» ' kaner zu diesem Verbrüderungsfest nach Paris gefahren sein. i Wie bedeutungsvoll das ist, ergibt sich aus folgenden Zach» lenangaben: Die amerikanische Legion zählt in 13 000 Orts» ! gruppen in ihren beiden Organisationen, der eigentlichen f Legion, aus rund 700 000 früheren Kriegsteilnehmern be» - stehend, und der Hilfslegion — Auxiliary Legion — um- : fassend 300 000 Angehörige, Mütter, Frauen, Schwestern ^ und Kinder der einstigen Kampftruppen, eine Million Ame> l rtkaner ans den politisch maßgebendsten und einflußreichsten ; Kreisen der Vereinigten Staaten, deren Stimme infolge der s persönlichen und wirtschaftlichen Bedeutung ihrer Träger - im politischen Leben der Union wirklich etwas gilt. Und ihr ) Führer, General Pershing, steht unter den aussichtsreichsten z Kandidaten der republikanischen Partei für die nächst« ame» ^ Manische Präsidentenwahl. Sie aufs neue mit ihren H'r» l Ml an Frankreich und an ihre bewunderte „Lichterstadt" > gefesielt und gegen Deutschland eingenommen zu haben, wird < schon ein politischer Ertrag für Poincare und Frankreich t fein, wird insbesondere aus der Zeit des Frankensturzeo r herrührende Mißstimmungen in Amerika ausgleichen. k
Die französische Regierung hat den vergangenen Montag f gu Ehren der amerikanischen Legion zum gesetzlichen Feier» f tag erklärt. Poincare hat in seiner Begrüßungsrede ein« ^ im Auszug bereits mitgeteilte Hetzrede gegen Deutschland ^ gehalten und dem amerikanischen Kriegseintritt den Glo? ^
ckenschein der Pflichterfüllung für das Heil der freien VA- > brr umgehängt. In Wirklichkeit war Amerikas Kriegs- ^ e r ui t rt t k eis reines Geldgeschäft. Der Zweck des Amerikaner- f desuchs ist der Besuch der Schlachtfelder und Friedhöfe und i bas Wiedersehen mit den französischen Kriegsteilnehmern, j Fm Trocadero wurde der Kongreß der amerikanischen Le- : Won eröffnet. Der Eröffnungssitzung wohnte der Präsident s der Republik Donmergue bei, der den Ehrenvorsitz führte.
Ls wurde eine Botschaft des Präsidenten Coolidge an die ' amerikanische Legion verlesen, in der an die herzlichen Be- k «ehnngen zwischen den beiden Ländern erinnert wird. Pen- ^ stcmsminifter Marin brachte die Grüße Frankreichs. Wei- ^ iere Verbrüderungsreden folgten. Nachmittags fand der § llnMg durch die Hauptstraßen von Paris statt. Trotzdem - das Wetter sehr zweifelhaft war, hatte sich schon kurz nach ? Mittag eine ungeheure Volksmenge auf den Hauptstraßen ! ungesunden, um dem Vorbeimarsch der Legion beiguwohnen. z lL OOO Legionäre, von denen viele von ihren Frauen be- » gleitet waren, nahmen an dem imposanten Zug teil, der H sch am Grabe des unbekannten Soldaten vorbei nach dem ! konrordien-Platz, Madelaine-Kirche znr Großen Oper und ? »on dort zur Notve-Dame-Kirche bewegten. Zwei Stunden ? lmuerte unter dem Beifall der Zuschauer der von der sran- ß Wschen Nationalgavdtz und einem Teil eines Infanterie- > «giments angeführte Vorbeimarsch. Me Legionäre trugen s »mr zum Teil ihre Uniformen. Sie hatten sich lediglich mit ) mrer zweizipfkigen „Policemütze" versehen. Besonderen Bei- » fall fanden die zahlreichen Musikkapellen, die durch ihre ! farbigen Uniformen dem Zug einen besonderen Reiz ver- z liehen. Auf dem Concordien-Platz waren große Tribünen i »richtet worden, auf denen die offiziellen Persönlichkeiten ! Platz genommen hatten, um den Vorbeimarsch abzunehmen. !
Wie in Paris, fanden auch in der Provinz Kundgebungen j M Ehren der amerikanischen Legion statt. In zahlreichen i ktädten kam es zu Protestkundgebungen, die zumeist als - Demonstrationen gegen die Hinrichtung Saccos und Vau- , pttis durchgeführt und von den Kommunisten veranstaltet i vurden. Diese Kundgebungen waren jedoch nicht stark re- s >ucht, da sie durch starke Polizeiaufgebote am freien Ent- ( alten verhindert waren. In Clichy wurde ein Revolver- i chuß auf einen Laden abgegeben, der in den amerikanischen Farben beflaggt war. Auf dem Place Clichy rissen mehrere j Manifestanten amerikanische und französische Fahnen von >en Geschäften herunter. Andere zerfetzten Fähnchen, die m den Autodroschken befestigt waren. Die Polizei nahm oier Verhaftungen vor. >
In den nächsten Tagen geht der Verbrüderungsrummel ? weiter. Die Gedächtnisfeier hat offensichtlich politische AL- s ächten, denn als Hüterin der Kriegserinnerungen ist die » Legion zugleich Pflegerin des Hasses gegen Deutschland. !
Poincare benützt diese gefühlsmäßige Einstellung, um Amerika mit Frankreich zusammenzuführen H dem Kampf gegen Deutschland auf politischem Gebiet. Der Bürgermeister Walker von Neuyork wurde am Dienstag mit dem K" xr französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.
As; Ser MkerSuMmsamli«
Vollsitzung der Völkerbundsversammlung Genf, 20. Sept. Die Völkerbundsversammlung ist Dienstag vormittag zur Entgegennahme und Genehmigung der ersten SchluhLerichte wieder zu einer Vollsitzung zusammengetreten. Zur Behandlung standen ausschließlich Berichte des zweiten Versammlungsausschusses über technische Organisationen und des fünften über humanitäre und soziale Fragen. Die Berichte wurden ohne oder nach kurzer Aussprache von der Versammlung genehmigt. In dem Bericht über die Bekämpfung des Handels mit Opium und anderen Rauschgiften wird an die Regierungen appelliert, ihre Verpflichtungen zur aktiven Unterstützung dieses Kampfes zu erfüllen und energische Maßnahmen zu ergreifen, um insbesondere die Bezugsquellen der Rauschgifthändler auf- zudecken. Zur Bekämpfung des Frauen- und Kinderhandels wird unter Hinweis auf die neuedeutsche Gesetzgebung und auf deutschen Antrag der zuständige Völkerbundsausschuß sich mit der Möglichkeit der allgemeinen Unterdrückung der öffentlichen Häuser in allen Ländern befassen. Der Tätigkeitsbericht des Hygieneausschusses erinnert an die wertvollen Verdienste, die die Eroßstation Nauen durch wöchentliche Uebermittlung der Bulletins über den Evidemienstand in allen Hafenstädten ser Welt und durch die regelmäßige Bekanntgabe internationaler Bulletins über die letzte Grippewelle sich erworben bat. Nach Verweisung des italienischen Angebots auf Errichtung eines Weltlehrfilminstituts in Nom zur weiteren Beratung an den Ausschuß für internationale geistige Zusammenarbeit und nach Annahme eines Berichtes über das Flüchtlingswerk in Bulgarien wurde der Bericht des Wirtschaftsausschusses genehmigt, mit dem die Völkerbundsversammlung die ersten Maßnahmen des Rates zur Verwirklichung der Grundsätze der Weltwrrt- schaitskonferenz billigt und die Hoffnung auf vollen Erfolg der bevorstehenden diplomatischen Konferenz zur Aufhebung der Ein- und Ausfuhrverbote ausspricht. Die restlichen Punkte der Tagesordnung, darunter auch der von Dr. Breitscheid zu erstattende Bericht über die internationale geistige Zusammenarbeit, wurden auf die nächste Vollsitzung vertagt. Der Antrag auf Behandlung der Alkoholfrage, der auch dieses Jahr wieder von Dänemark, Norwegen, Finnland und Polen gestellt worden war, ist, wie Präsident Euani in der heutigen Sitzung mitteilte, von dem Antragsteller zurückgezogen worden.
Stresemanns Rückkehr aus Genf Berlin, 20. Sept. lieber die Rückkehr der Genfer Delegation ist, wie der „B. Z." von zuständiger Seite mitgeteilt wird, eine definitive Entscheidung noch nicht getroffen worden. Es wrd aber damit gerechnet, daß Reichsaußenminister Dr. Stresemann bis Ende der Woche wieder in Berlin ist.
Neues vom Tage
Reichsjustizminister Hergt in Wie«
Wien, 2S. Sept. Reichsjustizminister Hergt ist heute vormittag hier eingetroffen. Der Minister wurde aus dem Bahnhof von JustiMinister Dr. Dinghoser und dem deutschen Geschäftsträger, Legationsrat Hoffmann, empfangen. Der Reichsjustizminister, welcher in der deutschen Gesandtschaft' Quartier genommen hat, machte im Laufe des Vormittags einen Besuch beim Bundeskanzler Seipel und dem Präsidenten des Nationalrates. Später folgte er einer Einladung Dr. Dinghosers zum Frühstück.
Kein Reichsbannerspalier zu Hindenburgs Geburtstag Berlin, 20. Sept. Der Eauvorftand Berlin des Reichsbanners Schwarz-rot-gold hat den Beschluß gefaßt, sich an dem Spalier, das am 2. Oktober vom Reichspräsidenten- palais bis zum Stadion gebildet wird, nicht zu beteiligen. Dagegen teilt der Vorstand mit, daß das Reichsbanner als republikanische Organisation es nicht versäumen wird, dem Präsidenten der deutschen Republik durch seine Bundesleitung in geeigneter Form Glückwünsche zu seinem Geburtstag zu übermitteln.
Untergang eines japanischen Dampfers — 159 Tote Schanghai, 2V. Sept. Wie aus Tsingtau gemeldet wird, ist das Motorschiff „Eeutoku Maru", das sich mit 40k chinesischen Passagieren nach Tsingtau unterwegs befand, leck geworden und gesunken. 120 Passagiere wurden von einem amerikanischen Kriegsschiff ausgenommen. 159 Leichen wurde« bereits aufgefunden. Die übrigen Passagiere werden »ermißt.