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AiLe«steiK, Douukrslag dr« 1. September

1927

Regierung und Erntefchiiden

Erheblicher Ernteausfall. Entsprechende Hilfsmaßnahmen

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I>. 6. Der Landw. Hauptverband hat infolge der aus dem ganzen Lande bekannt gewordenen, teilweise sehr schweren Schädigung der Ernte durch die trostlos lange Regenperiode eine Besprechung mit der Regierung in die Wege geleitet, die am Dienstag vormittag im Wirtschafts- ^ Ministerium stattfand. An ihr nahmen außer mehreren Herren dieses Ministeriums die Herren Finanzminister Dr. D e h l i n g e r, Oberreg.Rat Braig von der Zentral­stelle für die Landwirtschaft, Oberreg.Rat Eehring vom Landesamt für Arbeitsvermittlung, das Präsidium des Landw. Hauptverbands, der Landwirtschaftskammer und j des Verbandes landw. Genossenschaften teil.

Die eingehenden Beratungen ließen zunächst erkennen, daß es ein völliger Trugschluß wäre, den inzwischen glück­licherweise eingetretenen Witterungsumschwung mit einer Behebung der einmal vorhandenen Schäden gleichzusetzrn. Die durch die andauernden Regenfälle verursachten Ver­luste an dem auf den Aeckern gelegenen oder auch auf­gestellten Getreide, an Stroh, Oehmd, Hackfrüchten, Hopfen , usw. sind auch durch das beste Wetter nicht mehr ein­zuholen, zumal selbst noch nicht gemähtes Getreide an vie- ^ len Stellen Auswuchserscheinungen zeigt. Die regierungs- ^ seitig von den Oberämtern dringlich eingeholten Berichte einschließlich von Schilderungen der Vertreter der Land­wirtschaft haben trotz einer auffälligen Unterschiedlichkeit der Schadensmeldungen selbst einzelner Ortschaften des ! Küchen Bezirks zu der zusammenfassenden Feststellung einer ganz erheblichen Schädigung der Eesamternte ge- ^ führt. Auswuchs, schwache Erträge, starke Qualitätsmin- ^ derung von Korn und Halm, in der Folge empfindliche Be- ! nachteiligung der Verwertungs- und Absatzmöglichkeiten, ! sind die Nachteile für die betroffenen Landwirte. Sorgfäl- ! tige Erhebungen, insbesondere auch durch Druschproben, , welche von der Landwirtschaft beantragt wurden, sollen die Unterlagen für die Hilfsaktion abgeben. An Hand der ! vom Landw. Hauptverband für eine solche Aktion auf­gestellten Forderungen nahm die Besprechung ihren Fort- H gang. §

In der Frage der Beschaffung geeigneter Arbeitskräfte ^ wurden die seitherigen Bemühungen der Regierung an- erkannt, dabei aber mit allem Nachdruck auf die grund- ! legenden Schwierigkeiten dieses Problems aufmerksam ge- , macht, die dem Land trotz der Erwerbslosigkeit noch die s wenigen besteingearbeiteten Arbeiter hinwegnehmen. Die f Situation spitzt sich, ebenfalls unter Berücksichtigung der j untragbaren Soziallasten, derart zu, daß auch die Ein- t bringung der im Anbau bedeutend verstärkten Hackfrucht- i ernte ernstlich gefährdet erscheint. Die Frage der Ver- j Wendung ausländischer Wanderarbeiter erhält dadurch i eine erhöhte Bedeutung. Da die schlechte Beschaffenheit ! des größten Teils der Ernte einen sofortigen Drusch erfoc- ! derlich macht, wurde u. a. beschlossen, die Reichswehr- z division V um eine Hinauszögerung ihrer Herbstllbungsn s zu ersuchen. >

Zwecks künstlicher Trocknung des Getreides wurde der / Weg eines Abkommens mit Brauereien und (teilweise > stillgelegten) Mälzereien empfohlen. Als Ideal sieht die , Landwirtschaft die Errichtung von Trockenanlagen in jedem ? einzelnen Ort an, da diese gleichzeitig durch Kartoffel- und s Saatgutbehandlung eine bessere Wirtschaftlichkeit der Be- f triebe ermöglichen würden.

Zu einem überaus ernsten Ergebnis kamen die Be­ratungen über die Beschaffung zinsloser Darlehen bezw. zinslose Stundung der zurückzuzahlenden Rentenbank-und Düngerkredite. Nach einem von Herrn Oberreg.Rat Bai er vom Verband landw. Genossenschaften gegebenen Ueberblick betragen die durch die Organisationen ins Land gegebenen Summen rund 90 Millionen Mark, die Herbst­fälligkeiten ca. 12 Millionen Mark! Da sich insbesondere die Bedingungen der zweiten Amerikaanleihe für unsere Verhältnisse als untauglich erwiesen haben, fehlen die Voraussetzungen für eine Abdeckungsmöglichkeit der obigen Summe, die deshalb den Landwirten teils belassen, teils neu beschafft werden muß. Bei den Düngermittelkrediten wird eine Verlängerung zu erzielen sein. Schwieriger ist die Beschaffung eines Eetreideumschlagkredrts, der mit etwa 3 Millionen Mark notwendig wäre. Herr Finanz- minister Dr. Dehlinger, von der Notlage überzeugt, er­klärte, daß die Regierung einer Verlängerung der über­

nommenen Bürgschaft (8 Mill. RM.), gegebenenfalls auch einer Erweiterung derselben zustimmen werde. Ferner werde geprüft, wie der Staat auf andere Weise zu helfen in der Lage sei. Eventuell komme ein kurzfristiger Kredit aus Landesmitteln in Frage. Von Seiten der Landwirt­schaft wurde eine Prüfung angeregt, inwiefern 1. direkte Kredite, 2. Mittel zur Senkung des Zinsfußes zur Ver­fügung gestellt werden könnten.

Der Forderung von Steuererleichterungen soll nach Maßgabe der Schadensergebnisse entsprochen werden. Von einer Erklärung der betroffenen Gegenden zu Notstands­gebieten will die Regierung aus Gründen der Unterschied­lichkeit des Schadenumfangs absehen. Die zinslose Stun­dung der Landessteuern wurde zugesagt. Hinsichtlich einer gleicbcn Maßnahme bezüglich der im Oktober fälligen Rsichssteuern wird sich die Regierung mit dem Reiche in Verbindung setzen. Ob eine Herabsetzung von Landes- steuern in Frage kommt, hängt von dem Ergebnis der ge­samten Erhebungen ab. Herr Dr. Zeltner vom Landw. Hauptverband hob den krassen Widerspruch der Erhöhung der Einkommensteuer für das Jahr 1926 mit den jetzt ein­getretenen Notverhältnissen in der Landwirtschaft hervor und ersuchte die württ. Regierung, bei der Reichsregierung für die Belange der Landwirtschaft bei der kommenden Einkommensteuerveranlagung, insbesondere was die Höhe der Einkommensteuerrichtsätze anbelangt, einzutreten. Weiterhin wurde ersucht, die Bestrebungen der Landwirt­schaft auf bessere Berücksichtigung der familieneigenen Arbeitskräfte zu unterstützen.

Die für die Landwirtschaft immer drückender werdenden Soziallasten waren Gegenstand eingehender Besprechung. In diesem Zusammenhangs wurden namentlich die Bei­tragssätze der Allgemeinen Ortskrankenkassen sehr scharf kritisiert und die dringliche Forderung der Regierung gegenüber erhoben, bei der demnächst im Landtag be­ginnenden Debatte über die Errichtung von Landkranken­kassen in Württemberg den württembergischen Landwirten mindestens das gleiche Recht zuzubilligen, wie dies in den meisten andern Staaten teilweise schon seit Jahren mit wesentlichen Vorteilen für die Landwirtschaft geschieht.

Diejenigen Landwirte, die so schwer geschädigt sind, daß sie ohne sofortige Hilfe nicht mehr weiterwirtschaften können, wurden der Regierung zur unmittelbaren Unter­stützung empfohlen. Seitens des Wirtschaftsministeriums wurde darauf hingewiesen, daß für derartige Fälle die Zentralleitung für Wohltätigkeit als staatliches Institut berufen ist, erforderliche Maßnahmen einzuleiten.

Insgesamt trat der volle Ernst der neuerlichen schweren Bedrängnis der Landwirtschaft in dem Bericht eines ihrer Vertreter in Erscheinung, wonach sich in einem Bezirk des Oberlandes eine ganze Reihe größerer und mittlerer Be­triebe kurz vor dem Konkurs befindet.

Der schwere Schlag, der mit der Ernteschädigung einem Großteil der Landwirte versetzt wurde, beleuchtet so plötz­lich die schwache Widerstandskraft, über die die Landwirt­schaft nunmehr verfügt. Das sollte für Regierung und Volksvertretung eine Mahnung sein, mit schnellem Ent­schluß so rasch wie möglich ganz allgemein die Maßnahmen zu ergreifen, die den Nährstand vor einem Zusammenbruch katastrophaler Art zu retten vermögen.

Me MdelMde Brink

Paris, 31. Aug. Dienstag abend bat Außenminister Briand zu Ehren der Interparlamentarischen Friedensunion etwa 700 Per­sonen ein großes Bankett gegeben, auf dem er selbst das Wort ergriff.

Es ist, so führte Briand aus, in der Interparlamentarische« Konferenz, viel die Rede gewesen von einem Friedenswerk, mit dem ich selbst persönlich verbunden bin Dieses Werk ist die erste Gründung eines allgemeinen Baues, der hätte größer sein sollen. Ich zweifle nicht daran, daß das Unternehmen eines Tages mit mehr Erfolg fortgesetzt werden kann. Aber bereits jetzt bedeutet es schon etwas, daß das System von Abkommen, abgeschlossen zwischen den den Konfliktgefahren am meisten aus» gesetzten Ländern, jede Zuflucht zur Gewalt auf sämtliche Grem zen Europas ausschließt und zwar im Osten sowohl wie im Westen. Auf jeden Fall mache ich als französischer Minister keine Schwierigkeiten, öffentlich anzuerkennen, daß deutsche Staats­männer dadurch, daß sie sich die Auffassung derartiger Abkomme« su eigen machen und ihre Verpflichtungen übernehmen, große« Mut gezeigt haben und einen wirklichen Friedensgeist, und daß sie einen Anspruch haben auf die Beständigkeit, die wir nunmehr zeigen müssen, und daß ich inr meinen Teil entschlossen bin, daß

mit sämtlichen unserer Mitunterzeichner unternommene Werl fortzusetzen. Damit die Völker unter dieser Auffassung sich tat­sächlich den Nutzen des Friedens sichern, müssen sie sich des Re­spektes klar bewußt werden, den man gegenüber den Abkommen hegen muß. Sie müssen für ihre Regierungen daraus eine Res^f zu machen verstehen, sie müssen sich mit ihrer ganzen Seele diesem Gesetz zuwneden: eine pavierne Grenze, d. h. eine solche, die kon­ventionell festgelegt ist, ist geheiligt und unberührbar. Man muß sie ohne Hintergedanken respektieren. Es bandelt sich um nichts weniger, als darum, den Weltfrieden auf legalem Boden zu fun­dieren. Die zivilisierten Völker müssen das zeitliche und geistige Erbe in seiner Gesamtheit zu beurteilen lernen, das allen gehört, und müssen sie sich bewußt sein, daß sie dadurch in keiner Weise sich an ihrem nationalen Genius vergreifen. Wer dem Friede« dienen will, muß bereit sein» gegen zwei Fronten zu kämpfen, denn gleichzeitig muß er das Mißtrauen seiner Landsleute be­kämpfen und das Ausland von seiner ehrlichen Absicht über­zeugen, ohne selbst ein Opfer der Täuschung hinsichtlich des guten Glaubens zu werden, den man ihm bekundet. Briand wandte sich zum Schluß an die Mitglieder der Interparlamentarischen Union mit der Aufforderung, heimzukebren und sich von diesem Gedan­ken leiten zu lassen. Was Frankreich betreffe, so sei es von einem brennenden Friedenswunsche beseelt. Der Frieden ist unter den Umständen, in denen wir uns befinden, die solideste Grenzwehr gegen den Bürgerkrieg, die Barbarei und die Anarchie. Auf den Weltfrieden erhebe ich mein Glas.

Als Briand geendet hatte, erhoben sich die 700 Delegierten und brachten ihm minutenlange Ovationen dar. Nach Briand nahm der deutsche Delegierte Reichstagsabgeordneter Prälat Ulitzka das Wort, der ausfübrte: Nationale und internationale Bestre­bungen widersprechen einander nicht. Richtig aufgefaßt, fördern sie einander. Gute internationale Beziehungen hinwiederum sind notwendig, um die eigene Nation ru erhalten und vorwärts zu bringen. Frieden wollen wir für die Gegenwart und für die Zu­kunft. Wir sind bestrebt, die Heranwachsende Nation für den Frie­den zu erziehen. Das deutsche Volk in seiner ausschlaggebenden Mehrheit steht ehrlich in der heiligen Allianz zur Erhaltung des Friedens.

Sie Szesnsliige

Ein englischer Start zum Transozeanflug London, 31. Aug. Oberst Minchin ist heute um 7.30 Uhr in Upavon zum Fluge nach Canada gestartet. An Bord des Flugzeuges befinden sich Kapitän Hamilton und Prinzessin Wertheim. Vor dem Start des Flugzeuges des Obersten Minchin zum Fluge nach Canada hielt der Erzbischof von Cardiff unter den Tragflächen des Flugzeuges einen Got­tesdienst ab. Prinzessin Wertheim erklärte, sie sei über­zeugt, daß das Flugzeug glücklich in Amerika landen werde. Der Apparat führt 800 Gallonen Benzin und Lebensmit­tel für zwei Tage sowie Hilfsgerät mit sich.

Die Wetterlage auf dem Ozean Hamburg, 31. Aug. Nach einer Mitteilung der Deutschen Seewarte über die Wetterverhältnisse aus dem Atlantischen Ozean liegt das Tiefdruckgebiet noch unverändert zwischen Grönland und Irland und erstreckt einen Ausläufer süd­westlich bis zum 45. Breitengrad. Es herrscht auf seiner Ost­seite lebhafter Südwestwind mit einer Geschwind^ it von 25 bis 40 Kilometern die Stunde, während auf seiner Rück­seite starke nordwestliche böige Winde mit Geschwindigkei­ten von 50 bis 60 Kilometer die Stunde herrschen, lieber dem amerikanischen Kontinent liegen verschiedene neue Tief- Lruckausläufer, sodaß auch dort mit schlechtem Wetter zu rechnen ist. Infolge des starken Gegenwindes, der sich fast aus der ganzen Strecke EuropaAmerika findet, dürfte ein Flugzeugstart noch nicht möglich sein.

Der »Stolz von Detroit" in Konstantinopel Konstantinopel, 31. Aug. Die amerikanischen Welfflieger sind mit ihrem FlugzeugStolz von Detroit" hier einge­troffen.

Der Flug EnglandAmerika London, 31. Aug. Das FlugzeugMinchins" ist über Thurles in der Grafschaft Tipperary in Irland gesichtet worden. Es flog sehr niedrig und kam nur langsam vor­wärts. Das Wetter ist neblig. Eine weitere Meldung besagt: Minchins Flugzeug St. Raphael hat die Stadt Gal- way in Irland überflogen. Es senkte sich dann etwas, pas­sierte die Aran-Znsel und flog in Richtung Kanada auf den Ozean hinaus.