Nr. 201

SchwarzwSlder TageszeitungAus den Tannen"

Seite S

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 30. August 1927.

Preisträger. Auf der Ausstellung anläßlich des Siebten Lchneiderverbandstages in Tübingen erhielt Schnei- -erobermeister Hans Walz in Reutlingen für eins her­vorragende Arbeit die ausgesetzte Würdigung eines zwei­ten Preises. Walz war Lehrling und Gehilfe bei Heinrich Buhler sen., Schneidermeister hier.

Erhöhung der gesetzlichen Miete bei Steigerung des tzemeindeumlagesatzes. Eine Verordnung des Innenmini­steriums bestimmt: Sobald in einer Gemeinde für das Rech­nungsjahr 1927 die Erhebung einer gegenüber dem Vorjahr erhöhten Gemeindeumlage für vollziehbar erklärt oder ge- Pe Migt ist, hat die Gemeindebehörde in ortsüblicher Weise LiMimt zu machen, um welchen Betrag sich dadurch die ge- Miche Miete mit Wirkung vom 1. April 1927 ab erhöht «nd wie diese Erhöhung zu entrichten ist. Die hiernach sich gebenden Mehrbeträge an Miete sind erst nach erfolgter Bekanntmachung durch die Gemeindebehörde jeweils zusam­men mit der übrigen gesetzlichen Miete zu entrichten. Be­züglich der rückwirkend ab 1. April.1927 fällig gewordenen Beträge ist dem Mieter Teilzahlung gestattet und zwar find die Beträge für mehr als 4 Monate in zwei, für mehr als L Monate in drei gleichen Monatsraten zu entrichten. Wenn in einer Gemeinde infolge der Steigerung der Ge- < wmveumiage vte Erhöhung oer gesetzlichen Miete 6 Pro» Mt der Friedensmiete übersteigt, so ist hierüber durch Ver. mttlung der Eemeindeaufsichtsbehörde dem Innenministe­rium zwecks Entscheidung zu berichten.

Notmaßnahmen für die württembergische Landwirt­schaft. Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Hauptver­bandes war am 27. August zu einer außerordentlichen Sit­zung zusammengetreten, um sich mit der beängstigenden Lage der württembergischen Landwirtschaft, welche sich in­folge der beinahe ununterbrochenen Regenperiode heraus- s-ntwickelt hat, zu befassen. Die Berichte aus dem Gesamt­gebiet lauteten zum größten Teil geradezu niederschlagend. Der Vorstand beauftragte sofort eine Kommission, welche das Wirtschaftsministerium aufs dringlichste ersuchte, zu ver­anlassen, daß die Oberämter bezw. Gemeinden unverzüglich Feststellung der bisherigen Ernteschäden durchführen, und über die Ergebnisse Bericht erstatten. Ferner hat der Vor­stand beschlossen, den landwirtschaftlichen Bezirksvereinen dringend zu empfehlen, sogenannte Bezirksfeste nicht abzu­halten, und in solchen Fällen, bei denen die Vorbereitungen schon sehr weit gediehen sind, den Rahmen der Veranstal­tungen den Verhältnissen entsprechend zu gestalten.

Calw. 29. Aug. (Tödlicher Unfall.) Gestern abend um 6 llhr ist der Zimmermeister Richard Besenfelder, Inhaber eines Zimmergeschäfts in Weilderstadt, auf der Straße von llnterhaugstett nach Bad Liebenzell an einer Kurve mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Bessnfelder bemerkte die scharfe Kurve zu spät und fuhr mit großer Gewalt gegen einen Baum auf, wobei er sich einen schweren Schä­delbruch zuzog. Der Verunglückte wurde von einem Stuttgarter Arzt, welcher die Unglücksstelle mit seinem Kraftwagen passierte, ausgenommen und ins Bezirks- lrankenhaus verbracht. Der Schwerverletzte verstarb jedoch während des Transportes.

Wildbad» 29. Äug. (Sommertagung schwäbischer Gärtner.) Im Festsaal des Kurhauses wurden die Gärtner am Sams­tag abend von Stadtschultheiß Bätzner begrüßt. Die große allgemeine Tagung im Kursaal am Sonntag wurde von dem Landesvorsitzenden A. Ernst geleitet. Verbands­geschäftsführer Haug-Stuttgart erstattete ein Referat über Bestrebungen zur Besserung der wirtschaftlichen Lage im Gartenbau", in dem die trübe Lage des schwäbischen Gar­tenbaues an Hand der beim Reichsverband als notwendig erachteten Maßnahmen treffend gekennzeichnet wurde. Gar­tenarchitekt Grotz-Stuttgart berichtete über die Hauptaus- fchußsitzung. Dieterlein-Reutlingen und Haug-Stuttgart hatten dort über Tagungen in München und Zweibrücken referiert. Die Teilnahme an der anläßlich seines 50jährigen Bestehens im Mai 1928 stattfindenden Ausstellung des Mürtst Gartenbauvereins wurde warm empfohlen. Die «Lomniortagung 1928 des Verbandes findet in Tübingen statt. Die Versammlung bekräftigte diese Auffassung durch starke Zustimmung und nahm zum Schluß eine Entschlie­ßung an:Die württ. Eärtnerschaft richtet die dringende Bitte an die Gesamtheit der Bevölkerung, den Verbrauch von ausländischem Gemüse, Obst, Blumen und Pflanzen st» stark einzuschränken, daß es dem einheimischen Gartenbau noch möglich sein kann, weiter zu bestehen. Die Auslands­konkurrenz geht den einheimischen Gärtnern ans Leben! Die Hilfe aller einsichtigen Kreise unseres Volkes muß hin­zukommen, wenn der volkswirtschaftlich unentbehrliche ein­heimische Eärtnerstand lebenskräftig bleiben soll!"

Schramberg, 29. Aug. Ein lediger Mechaniker, namens Adilling von hier ist bei der Ruine Hohenschramberg a b - gestürzt und mit dem Kopf an einem Baum auf­geschlagen. Er mußte in das Krankenhaus ausgenommen werden.

Stuttgart. 29. Aug. (Ernennung zum Ehrendoktor.) Pro. «issor Dr. Rudolf Mehmke in Degerloch ist von der Tech- Vtzchen Hochschule zum Dr. Ing. ehrenhalber aus Anlaß »eines 70. Geburtstages ernannt worden.

Ertrunken. Am Samstag vormittag 11 Uhr ist ein ,ngehöriger der Polizeiwehr, der sein Pferd in die chwemme reiten wollte, in den Baggerlöchern unterhalb es Gaisburger Wehrs ertrunken. Das Pferd konnte M eter unterhalb der llnfallstelle wieder ans Ufer kommen.

Zusammenstoß. Ein Motorrad, das von der Soli- tude herkam, überholte zwischen Schattendreieck und Soli­lude ein Auto. In demselben Augenblick kam von Stutt­gart herauf ein Kraftwagen, dem das Motorrad auf das linke Vorderrad auffuhr. Der Führer des Motorrades, der 37 Jahre alte verheiratete Händler Theodor Christ aus Mettingen war sofort tot. Die Beisahrerin kam mit einem Knöchelbruch davon.

Aus den Parteien. Die Sozialdemokratie veran­staltete am Samstag und Sonntag einen Jugendtag. Er begann am Samstag abend mit einem Fackelzug, der sich auf den Marktplatz bewegte und in dem etwa 400 Fahnen und 1500 Fackeln waren. Am Sonntag vormittag war in stsr Liederhalle eine große Kundgebung. Es sprachen ins- besonders die Reichstagsabgeordneten Roßmann und Cri- spien, ferner ein Vertreter von Amsterdam und Ollenhauer- Berlin. Nachmittags folgte eine Kundgebung aus dem Marktplatz mit zahlreichen Ansprachen. Auch die Kom­munisten hatten am Sonntag einen Jugendtag, der am Samstag mit einer Kundgebung im Dinkelackersaal eröffnet wurde. Am Sonntag erfolgte auf dem Marktplatz eine Kundgebung. Die Polizei sorgte bei diesen Kundgebungen für die Aufrechterhaltung der Ordnung, die nirgends gestört wurde.

Böblingen, 29. Aug. (Flugzeugabsturz.) Bei einem Uebungsflug stürzte am Samstag abend ein Flugzeug ab. Es wurde vollständig zerstört. Sein Führer Helling wurde schwer verletzt und mußte ins Bezirkskrankenhaus verbracht werden. Der Flugschüler Kannberg aus Mühlheim a. Ruhr ist tödlich verunglückt.

Leonberg, 29. Aug. (S.K.G.-Verkehr StuttgartLeon­berg.) Die Bestrebungen, die Stadt Leonberg mit der Lan­deshauptstadt durch einen Kraftwagenverkehr enger zu ver­binden, sind dank der Tatkraft des Stadtschultheißen Funck von Erfolg gekrönt worden. Ab 15. September werden die großen Kraftomnibusse ihren Betrieb aufnehmen, nachdem die Bewalzung der Straße SolitudeLeonberg beendet ist.

Marbach, 29. Aug. (Die Beslaggung beim Parteifest.) Der Eemeinderat beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage der Beslaggung städtischer Gebäude aus Anlaß des sozialdemokratischen Parteifestes. Die Anordnung des Stadtvorstandes wurde gebilligt. Man ging dabei von der Erwägung aus, daß die Beslaggung nicht der Partei, son­dern der großen Zahl von auswärtigen Besuchern der Stadt geaast-

Böblingen, 29. Aug. (Die Weltflieger.) Man erwartete am Sonntag die Weltflieger Brock und Schlee zu einer Zwischenlandung in Böblingen. Auf dem Döblinger Flug­platz war alles zu ihrem Empfang vorbereitet, dem auch der amerikanische Konsul Kehl beiwohnen wollte. Die Welt­flieger werden auf ihrer zweiten Etappe Böblingen nicht anfliegen, sondern direkt Kurs auf München nehmen.

Friolzheim, OA. Leonberg, (Einsturz.) Bei dem Schul­hausumbau stürzte eine Zimmerdecke samt Gebälk ein und verschüttete den verheirateten Maurermeister Jakob Merk. Er liegt mit gebrochenen Rippen und einer Rückenmarks­verletzung schwer darnieder.

Schwieberdingen, OA. Ludwigsburg, 29. Aug. (lleber- fahren.) Als abends ein Vaihinger Auto den Ort durch­fuhr, sprang ein sechsjähriger Junge, Reinhold Zaiser, direkt in das Auto hinein, wurde überfahren und durch einen Schädelbruch schwer verletzt.

Rutesheim, 29. Aug. (Ortsvorsteherwahl.) Bei der Orts- vorsteherwahl haben von 1080 Wahlberechtigten WO ab- gestimmt. Stimmen erhielten: Fr. Raich, Ratschreiber in Besigheim 413; Eepraeges-Ober-Eßlingen 359 und Polster- Stuttgart 180. Raich ist somit gewählt.

Backnang» 29. Aug. (Todesfall.) Im Alter von erst 54 Jahren ist in Stuttgart Lederfabrikant Fritz Schweizer, der Inhaber der Lederfabrik Louis Schweizer, einer der größ­ten hiesigen Fabriken, gestorben. Der Verstorbene hat das väterliche Unternehmen durch Tüchtigkeit, Fleiß und Um­sicht aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen Größe empor­geführt und der Fabrik auch eine größere Filiale in Murr­hardt angegliedert. Als Vertreter der Industrie gehörte er dem Bezirksrat an.

Hall, 29. Aug. (Landesschweineschau.) Die Württ. Land­wirtschaftskammer veranstaltet hier in der Zeit vom 10. bis 12. September d. Js. die 3. Landesschweineschau mit Eber- und Zuchtschweineversteigerung für das schwäbisch-höllische Schwein.

Rottweil, 29. Aug. (Landesschweineschau.) Die Württ. Landwirtschaftskammer veranstaltet in der Zeit vom 17. bis 19. September d. Js. hier die 3. Landesschweineschau mit Eber- und Zuchtschweineversteigerung für das weiße, veredelte Landschwein.

Ebingen, 29. Aug. (Erdbeben.) Kurz vor zwei llhr nachts und Samstag morgen 7.28 llhr wurde hier ein Erdstoß ver­spürt.

Laupheim, 29. Aug. (Ein 500 Jahre altes Bad.) Bad Dietenbronn feiert Heuer sein 500jähriges Bestehen. Be­kannt und benützt wurde das heilkräftige Wasser der Dieten- bronner Quelle schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Der sich steigernde Andrang von Badegästen veranlaßte eine Ge­sellschaft, das Bad den Anforderungen entsprechend neu z« erstellen. So entstand der jetzt stehende Hotelbau mit an­gegliedertem Badehaus.

Ebingen, 29. Aug. (Flugtag.) Der hiesige Flugtag nahm einen schönen Verlauf. Der ideal gelegene Flugplatz auf dem Heuberg Breite Egert war von Schaulustigen umsäumt; gegen 10 000 Personen mögen es gewesen sein, die sich die­ses einzigartige Schauspiel ansähen.

Kleine Nachrichten aus aller Wett.

50 Banderolenfälscher geflohen. Insgesamt 50 Personen, die in die Zigarettenbanderolenfälschung in Berlin, Ham­burg und Dresden verwickelt waren, haben der in der letz­ten Woche an sie gerichteten Vorladung zur Vernehmung nicht Folge geleistet. Wie die Ermittlungen ergaben, haben sich lautVossischer Zeitung" diese Personen sämtlich ihrer eventuellen Bestrafung durch die Flucht in das Ausland entzogen.

Eine ganze Familie verunglückt. Als der Landwirt Strahler in Woitz bei Neisse in einem Landauer mit seiner Familie eine Besuchsfahrt unternahm, scheuten die Pferde auf der Dorfstraße. Der Wagen zerschellte an einer Haus­wand. Dem siebenjährigen Sohn wurde der Schädel zer­trümmert, die Mutter erlitt einen Schädelbruch und liegt hoffnungslos darnieder. Die beiden Töchter kamen mit Hautschürfungen davon. Strahler, der im Krieg ein Bein verloren hat, konnte sich durch Abspringen retten.

Die Bergvahnkatastrophe von Chamonix. Die von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung der Eisen­bahnkatastrophe bei Chamonix hat ergeben, daß der Unfall auf eine Fahrlässigkeit des getöteten Lokomotivführers zu­rückzuführen ist. Er ist bei der Talfahrt anstatt rückwärts zu fahren, was ein besseres Bremsen ermöglicht hätte, vor­wärts gefahren. Da die Bremsen auf diese Weise nicht gut anzogen, geriet der Zug in eine zu große Geschwindigkeit, die bis zu 80 Kilometer betragen haben soll, was die Ent­gleisung zur Folge hatte. Unter den Toten ist die drei­köpfige Familie Dr. Josephi aus Wedereu, Kreis Jauer in Schlesien, unter den Schwerverletzten Frau Wassermann aus Mannheim. Die meisten Verunglückten sind Franzosen und Engländer.

Acht Verletzte bei einem Gerüsteinsturz. Bei dem Richt­fest der katholischen Liebfrauenkirche in Danzig brach das Gerüst zusammen. Die acht auf dem Gerüst befindlichen Personen stürzten in die Tiefe. Unter ihnen befanden sich der Architekt, der schwer verletzt wurde; auch die anderen Personen trugen Verletzungen davon.

Die Opfer des Erdbebens auf Formosa. Wie amtlich mit­geteilt wird, sind durch das Erdbeben bei Tainon auf For­mosa am 25. August 11 Personen getötet und 50 schwer verletzt worden. 700 Häuser und 200 Läden und Waren­lager wurden zerstört.

Kandel und Verkehr.

Bericht des Konkursverwalters der Fa. Gebr. Himmelsbach A.G.

Feiburg, 29. Aug. Die Konkursverwaltung der Eebr. Him­melsbach A.E. gab in der Eläubigerversammlung bekannt, daß als neuer Gläubiger der bayerische Staat eine Forderung von 3,5 Mill. RM. angemeldet habe. Der bayerische Staat verlange von der Konkursmasse die Zahlung des ganzen Holzes, das auf Grund derCoupes Supplementaires" in den pfälzischen Staats­waldungen geschlagen worden ist, ferner Ersatz des Verlustes, der durch - den vorzeitigen Einschlag noch nicht hiebreifer Be­stände entstanden ist, und die Barausgaöen für den Wiederauf­bau der abgeforsteten Flächen, mit der Begründung, daß die Gemeinschuldnerin durch den Abschluß derCoupes-Supplemen- taires"-Verträge und ihre Durchführung sich dem bayerischen Staate gegenüber schadenersatzpflichtig gemacht habe, weil sie ohne Genehmigung des Waldeigentümers über Staatswaldun­gen verfügt habe. In der Eläubigerversammlung wurde im übrigen mitgeteilt, daß seit Verhängung der Eeschäftsaufsicht erhebliche Veränderungen des Status nicht eingetreten sind. Es sei, wenn auch unter großen Anstrengungen, gelungen, die Werke im Betrieb zu erhalten und die Bestände aufzuarbeiten. Die unvermeidlichen Betriebsverluste halten sich in mäßigen Grenzen. Ein Geschäftshaus konnte mit Gewinn, ein Gut mit Bilanzwert abgestotzen werden. Wegen Verkaufs eines anderen Guts schweben aussichtsreiche Verhandlungen. Die Verhand­lungen über die Liquidation der Mologa schreiten fort, so daß eine Ermäßigung der Restforderungen der Gelsenkirchener Berg­werke AG. in absehbarer Zeit in Erscheinung treten würde. Die Kvnkursverwaltung lehne die Ansprüche des bayerischen Staa­tes ab, jedoch müsse mit der Anmeldung und ihren Folgen für den weiteren Verlauf des Konkursverfahrens gerechnet werden. Bei Verhängung der Eeschäftsaufsicht ist der Gläubigerversamm­lung bereits dargelegt worden, daß der Zusammenbruch in der Hauptsache durch die Betriebsstockungen und die Verluste her­beigeführt worden sind, welche zu dem bekannten Prozeß der Firma gegen das Deutsche Reich und die Länder geführt hat. Die Eeschäftsaufsicht habe den Versuch gemacht, mit dem Reich und den Ländern zu einem Vergleich zu gelangen. Die damals von der Gläubigerversammlung an den Reichskanzler und die Ministerpräsidenten der Länder gerichteten Resolutionen seien ebenso wie die Eingaben der Aufsichtspersonen unbeantwortet geblieben. Auf die Intervention von Reichstagsabgeordneten der verschiedenen Länder habe der Reichskanzler den Ländern einen dahingehenden Vorschlag zur Annahme empfohlen, daß unter Abbruch des Boykotts und Zuteilung von Aufträgen der Reichs- und Staatsbehörden der mit der Firma schwebende Pro­zeß durch ein Schiedsgericht unter Vorsitz des Reichsgerichts-. Präsidenten erledigt werde. Das Reich wäre bereit gewesen, dieses Schiedsgericht anzunehmen, die Länder Preußen, Bayern und Hessen hätten aber übereinstimmend betont, daß sie dem Schiedsgericht nicht zustimmen könnten. Das bevorstehende Urteil der ersten Instanz auf Grund dieser Ansprüche könne also noch bis zum Reichsgericht getrieben werden und ebenso das daran anschließende Verfahren über die Höhe der Ansprüche. Das bedeute eine Prozeßdauer von vielen Jahren. Die Firma habe daraufhin nochmals eine Eingabe an den Reichskanzler gerichtet. Die Gesellschaft habe sich in dieser Eingabe bereit erklärt, jede den Lebensnotwendigkeiten des Unternehmens Rechnung tragende Verständigung anzunehmen. Der Reichs­kanzler habe sich jedoch angesichts der Haltung der Länder außer­stande gesehen, einen nochmaligen Vermittlungsversuch in die­sem Sinne zu unternehmen. Mit der Aussicht auf vergleichs­weise Erledigung des Prozesses sei jede Möglichkeit zur Sanie­rung der Himmelsbach A.E. geschwunden. Dadurch sei es auch unmöglich geworden, unter der Geschäftsaufsicht zu einem Zwangsvergleich zu gelangen und der Konkurs mußte beantragt werden, lleber das Ergebnis des Konkursverfahrens für die Gläubiger könne bei der verworrenen Sachlage eine Voraussage heute noch nicht gemacht werden.

Märkte

Calw, 29. Aug. (Wochenmarkt.) Bei dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochenmarkt wurden folgende Preise erzielt. ^Kartoffeln 7 4, Weißkraut 1015 pst Rotkraut 10 bis 15 Wirsing 1015 4. Kohlräbchen 8 .st Bohnen 15 bis 20 Pst Endiviensalat 1520 Gurken 29-50 L. Tomaten 30 Pst gelbe Rüben 15 rote Rüben 15 F, Zwiebeln 12 P,.