jchaftlichen Schwrerigksiten, die der Krieg für vre drei Länder mit sich bringt, zu begrenzen und zu hemmen.

Rußland und Skandinavien.

Berlin, 15. Dez. Aus Stockholm meldet die Boss. Zeitung": 800 Mann arbeiten Tag und Nacht an der Fertigstellung der russischen Bahn an der schulischen Nordgrenze. Während man aber bisher geglaubt hat, die Nüssen würden die Bahnlinie nur dis zu den finnischen Städten Kuokkola oder Ka- rungi führen, tracieren sie nun auch bei der Stadt Naerki östlich von Avasaksa. Dies deutet darauf hin, sah Nußland die Bahn längs der schwedischen Grenze weiterführen und bis Norwegen vorstoßen will.

Vermischte Nachrichten.

Ei» Sohn des Reichskanzlers in Rußland gefangen.

Berlin, 15. Dez. Der älteste Sohn des Reichs- lanzlers o. Vethmann-Hollweg ist, wie dasBer­liner Tagblatt" erfährt, bei einem Patrouillenritte in Ostpreußen verwundet worden und in russische Gefangenschaft geraten. Die Verwundung ist ziem­lich schwer, da es sich, außer um eine Wunde am Beine, auch um einen Kopfschuß handelt.

Die 3agd anf unsere Kreuzer.

Mailand. 15. Dez. Die bei den Falklandsinseln verwundeten Engländer sollen nach einer Funk­spruchmeldung aus Montevideo dort gelandet wer­den. Die englischen Schiffe verfolgen die deutschen KriegsschiffePrinz Eitel Friedrich".Karlsruhe" und den HilfskreuzerKronprinz Wilhelm", welche die Gewässer Montevideos verlassen haben. Nach einer englischen Quelle sollen sie bereits ihre Kohlen­schiffe verloren haben, sodaß sie sich bald würden er­geben müssen.

Ein Denkmal für den Helden Lady.

Berlin, 15. Dez. Aus Nordbausen meldet der ^Lokal-Anzeiger": Dem in England erschossenen Marineoffizier Hans Lody soll in seiner Vaterstadt Nordhausen eine Erinnerungseiche gepflanzt werden.

Sin kühner Fluchtversuch.

London, 16. Dez. Ein Deutscher namens Otto Höhn, der versucht hatte, in einer Kiste au» Eng­land zu entkomme«, wurde bei der Einschiffung in Tilbury auf einem Dampfer der Bataoialinie ent­deckt und nach dem Konzentrationslager in Dorchester gebracht. Es heißt, daß Köhn Offizier der deutschen Handelsmarine ist.

Die Minen in der Nordsee.

Berlin, 15. Dez. Wie wir demRotterdam- jchen Tourant" entnehmen, ist in Holland offiziell gemeldet worden, daß in der Zeit vom 1. August

bis zum 5. Dezember 83 Minen an die holländische Küste angespült worden find. Eine amtliche Unter­suchung bat nun ergeben, daß von diesen 83 Minen 70 englischer Herkunft waren, 4 sränzöfischen Ur­sprungs, 8 holländischen, und bei einer konnte der Ursprung nicht festgestellt werden. In dieser Fest­stellung liegt die beste Widerlegung der englischen Behauptung, Deutschland habe durch sein Minen­legen in der Nordsee die neutrale Schiffahrt aufs schwerste geschädigt. Dieser Vorwurf fällt danach anf England selbst zurück.

Französische Ritterlichkeit.

Berlin, 15. Dez. Schnelle Sühne haben die Fran­zosen jüngst nach einer Greueltat walten lassen, der einer unserer Soldaten zum Opfer gefallen war. Am 4. Dez. ds. Js. war ein zur Bewachung eines Drahthindernisses aufgestellter deutscher Posten mit abgeschnittenen Ohren, durch Kopfschuß getötet, auf- gefunden worben. Schon am nächsten Tag erschien bei den an jener Stelle liegenden deutschen Siche­rungen ein Offizier des französischen 165. Inf.-Reg. und bat, mit verbundenen Augen zu dem komman­dierenden General geführt zu werben. Hier gab der französische Offizier die Erklärung ab, daß sein Trup­penteil, mit dem, der die Greueltal verübte, keine Gemeinschaft habe. Der Mann sei wegen des von ihm begangenen Verbrechens am gleichen Tage, den 5. Dez., ersessen worben. Das schnelle Walten der militärischen Gerechtigkeit und die ritterliche Form, die man auf französischer Seite für die Uebermitte- lung der Genugtuung an die betroffenen Truppen gewühlt hat, verdient von unserer Seite die Aner­kennung, die man im Kriege auch dem Gegner schul­det, wenn er würdig und vornehm gehandelt hat.

DieBundesgenossen."

Bern, <16: Dez. Die Gruppe der Deputierten des Seine-Deprtements hatte eine Besprechung, wo­bei, laut einer vomLokalauzeiger" übernommenen Meldung desTenrps", der Abgeordnete Millevoye auf die Schwierigkeiten hinwies, die Privatleuten erwachsen, wenn sie sich Wolle für Unterkleider der Soldaten zu verschaffen wünschen. Millevoye wird sich an den Handelsminister wenden. Der Abgeord­nete Laval verlangte, eine Abordnung solle die französische Regierung ersuchen, Maßnahmen zu er­greifen, die bewirken, daß auch Frankreichs Handel und Industrie Nutzen von der gegenwärtigen Lage ziehe«, die England zum Beherrscher des Meeres mache. Augenscheinlich entsteht auf französischer Seite die Befürchtung, England werde seine Meeres- herrschaft zum Nachteile des französischen Handels ausnützen.

Aus Stadt und Land.

Eal». den 16. Dezember 1914.

Die hiesige Gewerbeschule wurde gestern durch Regierungsrat Hartmann in Stuttgart einer ein­gehenden Prüfung unterzogen. Im Prüfungslokal

waren sämtliche Zeichnungen und Hefte der Schüler aufgelegt. Der Visitator hat sich über den guten Stand der von Gewerbelehrer Aldinger geleiteten und unterrichteten Schule sehr anerkennend aus­gesprochen.

Dank aus dem Felde.

Den Heimattabak lob ich mir.

Ich blas draus blaue Wölkchen,

Und stelle mir die Heimat für Samt ihrem lieben Völkchen.

Wie herrlich, wenn einst nach dem Kamps Das Kriegsbeil hängt am Nagel Verflogen der Granatendampf.

Verhallt der Schrapnellhagel!

Doch ach. noch ists ein flüchtiger Dunst,

Die Wölklein rasch zerfließen Wollt Gott, daß uns durch seine Gunst Bald Sieg und Friede sprießen!

Mit herzlichem Dank für den lieben Heimatgruß, dev ich als halber Calwer fast mit Beschämung entgegengenommeu.

D.(Belgien östl. Wern), den 7. Dez. 1914.

Feldgeistlicher F. Ross.

Verlustliste de« Oberamtsbezirks Calm.

(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 81.)

Infanterie-Regiment Nr. 128, Stuttgart.

MuSk. Gottlob Sattler, Deckenpfrenn, infolge Verwundung gestorben.

Stuttgart, 15. Dez. Das stellv. Generalkom­mando teilt mit: Um die Bevölkerung möglichst vön Einquartierung zu entlasten, wird soweit und skbaü» als möglich die Unterbringung der Truppe» in deu Standorten in Masieuquartiereu stattfinden, wofür seitens des stellv. Generalkommandos die ent* sprechenden Maßnahmen schon in die Wege geleitet find.

Gi« kriegschirurgische» Alhum.

Es besteht die Absicht, Abbildungen kriegs- chirurgisch-intereffanter Verletzungen aus den Gar- Mons-, Ressrve- Und Vereinslazaretten i« Be­reich des 13. Armeekorps zu sammeln und nach dem Kriege als Album herauszugeben. Die Herausgabe des Werkes ist Won jetzt gesichert. Gesammelt werden Photographien interessanter Verletzungen die nach irgend einer Richtung (Art der Verletzung Querschläger, merkwürdige Lacke des EU4 um» Ausschusses zueinander, Besondetheiten im tzeilver- lauf. Verbiegungen des im Körper liegenden Ge­schosses, Dum Dum-Wtrkung ufw.) besonders merk­würdig find und zwar sowohl Röntgenaufnahmen als auch direkt photographische Aufnahmen. Durch die Mitarbeit aller im Dienste der Verwundeten arbeitenden Aerzte wird das Album, ein anschau­liches Bild dessen geben, was unsere Ärzteschaft ln diesem Kriege fürs Vaterland geleistet hat.

Für die Schriftleitung verantwort!.: Otto Seltman«, Cckdv Druck und Verlag der L. Oelschlitger'schen Buchdruckerei, Tal«,

Bilder aus dem Leide.

(Bon Stadtschultheiß Eonz.*)

jG.K.G.) Srierie de Biavre« (BiLvres-Sägmühle).

Dem verehrl. Eemeinderat Ealw herzlichen Dank für die Feldsendung der Stadt, die am 3. Dez. in meine Hände kam und mich sehr freute. Zur gefl. Kenntnis:

Am 1. Dez. hat mein Bataillon mit Hilfe eines Zugs preuß. Pioniere und einer preuß. Landwehrkompagnie die feindliche Stellung auf 170 Meter in die Lust gesprengt. Biele Franzosen (2 Offiziere) tot, verschüttet, verwundet: 8 Offiziere, 378 unverwundete Gefangene; 3 Minenwerfer er­obert; auf Frontlänge des ganzen Bataillons (700 Meter) in Ausnützung der furchtbaren Wirkung der Sprengung 4 Gräben in 300 Meter Tiefenausdehnung genommen; mit meiner linken Flügel-Kompagnie einen schwierigen, mit Ast- und Drahtverhauen gesperrten Talgrund überschritten und den jenseitigen Hang mit 3 übereinandergelegenen Schützen­gräben erobert.

Die eigenen Verluste waren sehr klein. Der Kron­prinz schickte mittelst Kraftwagen 1 Liter Wein für den Mann und 200 warme Decken; Se. Maj. der Kaiser tele­graphierte heute seine Glückwünsche.

Gott sei Dank für diesen einzig schönen Erfolg meines Bataillons im Argonnenwald, dem größten bisher er­rungenen!

Die französische Artillerie schoß diesmal andauernd 60 Meter neben mich in ein Loch, in dem ich sonst meine Re­serven, diesmal aber keinen Mann stehen hatte, von 11.30 bis 5 Uhr alle 57 Sekunden ein Schuß. Ich bin noch halb taub, heute am 6. Am Abend wurde das 3. Bataillon her­angezogen zur Besetzung der neuen ausgedehnten Stellungen. Am 2. Dez. wurden wir abgelöst. Auf dem Rückmarsch hin­ter Binarville faßten wir Kaffee aus den Feldküchen, da die Verpflegung in den vor der Sprengung und dem seit 1. Dez. 11 Vormittags ununterbrochen niedergehenden Regen ver­

* Die idyllischen Schilderungen unseres Herrn Stadt­vorstandes an den Gemeinderat wurden uns steundlichst zur Verfügung gestellt. Die Schrift!.

wüsteten Gräben nicht möglich war. Das Wasser stand in Kniehöhe. Da kam Eeneralfeldmarschall Graf Häseler übers Feld daher auf uns zu; er hatte schon von unserem Erfolg gehört; er reichte mir die Hand und beglückwünschte uns lebhaft. Auf 1 Uhr war ich zum Regimentsstab zum Essen eingeladen. Alles war außer sich vor Freude.

Der Brigade-Kommandeur kam auch dazu und sein Adjutant Hauptmann v. Manch (früh. Bez.-Adj. in Ealw). Der General sagte: Ja nun, mein l. Tonz, was werden Ihre Stadtväter dazu sagen? Antwort: Die werden froh sein, Httr General, daß ihr Stadtschultes seine Kampfeslust im Argonnenwald austoben kann und nicht auf dem Rathaus?

Zum Schluß spielte die Regimentsmusik: Nun danket alle Gott. Es war mein schönster Tag im Feld bisher.

Meine Herren! Ich schreibe das alles nicht mir zu Ruhm und Ehre. Ich bin ins Feld gezogen, nicht um für mich persönlich Ruhm zu gewinnen, sondern um mein Vater­land, meine Stadt und meine Familie zu verteidigen und um Deutschland befreien zu helfen von der unwürdigen, demütigenden Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit in der Welt durch England, die mir jedesmal wie ein heißer Stich durchs Herz ging. Aber freuen darf ich mich eines solchen Erfolges und freuen darf ich mich für meine Frau, meine Kinder und für die Stadt Calw, daß in der Geschichte des alten Kaiser Wilhelm-Regiments von jetzt ab der Name des Stadtschultheißen von Talw als des Führers des 1. Ba­taillons am 1. Dez. 1914 auf alle Zeiten festgehalten sein wird.

.... MeineErholungszeit" geht immer rasch vorüber; 2. Dez. beim Regimentsstab, 3. Dez. bei meinem kranken Burschen in ErandprS, Rheinwald-Talw bei mir auf Besuch bis 4., am 5. und 6. dringende Geschäfte, heute den 7. Brief­schreiben auf Mord und Brand und Packen; morgen 8. Dez., geht's wieder in die Stellung. Hoffentlich bin ich an Weih­nachten in der Stellung, es ist draußen viel schöner und in gewissem Sinn viel ruhiger als in der Unruhe der Ablö- sungsruhezeit" ....

Nochmals herzlichen Dank für Strümpfe, Zigarren und Glückwünsche! Allen Herrn herzlichste Grüße von Ihrem

Stadtschulth. Conz, Hauptm. u. Bat.-Führer

l/120.

Der Ealwer Ratskeller.

Im BatnivonshausKutzelfang"

Dck häuften wir 4 Wochen lang ;

Jetzt abtt wurd' eS Ms zu lüx Von wegen des Granatendrucks.

Die Landwehr 27 baut

Ein neues Haus UNS fest und traut.

Am Tag, da Champigny sich neut.

Wird es gar festlich eingeweiht.

Zum Taufschmaus gibtS geschmälzte Nudeln Und heimatsüße saure Kutteln.

Zum Schluß wie haben wir geschleckt! Gabs ausnahmsweis' ein Fläschlein Sekt. Des Namerts waren Wir Nicht verlegen; Es Hausen hier viel wackre Degen,

Die alle munter kommandiert

Der, der sonst die Stadt Calw regiert.

Hier wird fast täglich ernst beraten.

Wie matt dem Franzmann tue Schaden,

Und zwär oft unter Hagelblitzung Grad wir in einer Gemeinderatssttzung.

Ist die Beratung dann geschlossen,

Dann wird die Sache noch begossen:

Ihr guten Herren, ganz genau.

Wie im Ratskeller von Herrn Pfau.

Drum ists Beschluß, einstimmig, Heller:

Die Stätte heißt

Calwer Ratskeller."

Die erste Flasch! Ans Glas dir Hand. Dir erste Flasch dem Vaterland!

Die zweite bei der Hüttenwrihe Dem lieben Calw in alter Treue!

Die dritte Flasch! wird erst versucht Wenn Ihr sie bringt und uns besucht!

Mit kräftigem Prosit und Argonnenheil!

Conz.

Furchtlos und treu, wie gewohnt von uns Führt's Bataillon Her« Hauptmann CoNz. Glückwunsch und Achtung vor einer Stadt Die so'nen schneidigen Vorstand hat.

Verbrecher dieses: Stabsarzt Dr. Sailer in Murrhaedt.

Ein Tannenreis mit den Calwer Stadtfarbeu von Frau Rosa Wagner schmückte den Eingang unserer Hütte. Cz.