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Nr. 160
Schwimmbad, für das man erst im vergangenen Jahre 100 006 Mark aufwendete, sind dem Erdboden gleich. Vom Vieh ist fast nichts gerettet. Die Stadt ist ohne Wasser, Gas und elektrisches Licht. Sämtliche Fleischer des Ortes sind umgekommen, es gibt keine Gastwirtschaften mehr und auch mehrere Materialwaren- zeschäfte wurden zerstört. Der Ort, der 1300 Einwohner zählte, hat 7 v. §>. seiner Bevölkerung verloren und da es vornehmlich Sewerbekreibende waren — auch die Apotheke ist vernichtet —, auch die besten Steuerzahler. Der Ort muh, um derartige Katastrophen fortan zu vermeiden, völlig neu proiektieert werden, denn auch die noch stehenden Häuser sind in ihren Grundmauern erschüttert. Man muh eie Talsperre schaffen, die Bahn und das Fluhbett verlegen. — Soweit die amtlichen Auslastungen,' sie übertreiben bestimmt nicht die Schwere des Naturereignisses, aber sie geben nur nüchterne Zahlen.
In der Kirche und in einem stehengebliebenen größeren Gebäude liegen in langen Reihen die Toten, die man bisher bergen konnte, viele sind bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, andere wurden weit fortgetragen. Reichswehr und Landespolizei leisten bewundernswerte Arbeit. Stege und Brücken sind gebaut worden und überall trägt man die Massen von Trümmern ab. Lekder ist dies nicht die einzige Arbeit, die für die Polizei zu leisten ist. Die Sensatonslüsternen, die Eroßstadtbummler machen ihr arg zu schaffen. Wo derartige Unglücksfälle Vorkommen, machen sich auch Piraten breit, die am Unglück anderer profitieren wollen. Ta kommt vom Gute Giehenstein ein Reiter gesprengt und fordert polizeilichen Schutz, da irgendwelches Pack plündern wolle.
Dringt man weiter im Tale der Gottleuba vor, die noch immer hohe schmutzig-braune Fluten wälzt, kommt man nach dem Badeort gleichen Namens. Ihm ist nicht ganz so übel mitgespielt worden, aber auch hier sind mehrere Häuser zerstört, und man zählt mindestens zwölf Tote.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse im Müglitztal. Wir haben bereits eingehend die Verwüstungen geschildert, die dort in Heidenau, Köttewitz, Weesenstein, Burkhardtswaldc-Maxen, Nie- derschlottwitz und Glashütte eingetreten sind.
70 Millionen Mark Schaden
Nach den vorläufigen amtlichen Feststellungen beträgt im Hoch- wassergebiet des Müglitz- und Gottleubatals der angerichtetc Schaden gegen 70 Millionen Mark. Die Reichsbahn allein soll einen Schaden von etwa zehn Millionen Mark erleiden, abgesehen davon, dah mit der Wiedereröffnung des Eisenbahnverkehrs vor einem halben Jahr nicht zu rechnen ist. Alle Eisenbahnbrücken sind zerstört' augenblicklich ist man mit dem Vau von Notstandsbrücken für den dringlichen Verkehr beschäftigt. Behördliche und private Hilfe sind bis an die Grenze des Möglichen > bemüht, die Spuren der Katastrophen zu beseitigen und die noch i immer vermihten Opfer zu bergen. !
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Berlin, 12. Juli. Die Reichsregierung beschloß auf Antrag des ^ Rcichssinanzministers, dem Reichsminister des Innern zunächst j einen Betrag von zwei Millionen Reichsmark zur Linderung der s schweren Unwetterschäden, die weite Gebiete Sachsens und einige 1 Gebietsteile Preußens betroffen haben zur Verfügung zu stellen. !
Wien, 11. Juli. Bundespräsident Dr. Hämisch hat anläßlich j der Unwetterkatastrophe im Elbtal ein Telegramm an Reichs- s Präsident v. Hindenburg gerichtet, in dem es heißt: Ganz Oester- i reich trauert mit mir über diesen schweren Schlag, von dem das ; Erzgebirge betroffen wurde und fühlt aufrichtig mit allen deut- . schen Stammesbrüdern, die Schaden an Leben und Gut erlitten. ^
Neues vom Tage j
Die Arbeit des Reichskabinetts j
Berlin. 12 Juli. Das Reichskabinett beschäftigte sich Montag außer mit den Hilfsmaßnahmen für die durch das Un- ^ weiter in Sachsen Geschädigten mit dem Liguidationsgeseß. ! Dem „Lokalanzeiger" zufolge ist noch nicht zu übersehen, ; wann das Gesetz an den Reichsrat überwiesen werden kann, j Dagegen rechnet man in politischen Kreisen mit Bestimmt- s heit darauf, daß das Reichsschulgesetz dieser Tage verabschie- k
det werden kann. !
Lotte Lobenstreit
Roman von Erich Eben st ein
Urheberschutz durch die Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart
Wild fuhr der Herbstwind durch das Gezweig der alten schönen Linden, die wie Wächter vor dem Herrenhaus von Wolfshag standen. Am nachtschwarzen Himmel jagten dunkle Wolken über den Mond, daß es manchmal aussah, als läge draußen über der ganzen Welt ein schwarzes Bahrtuch. Dann wieder auf Augenblicke wurde es taghell, wenn die Wolken den Mond freigaben und sein Licht in Strömen niederfloß über Wälder und Berge im Norden von Wolfshag, das Dorf St. Jakob mit dem schlanken spitzen Kirchturm westlich davon, und fern im ebenen Süden undeutlich verschwommen die Lichter, Dächer und Türme der steirischen Landeshauptstadt Eraz.
Dr. Klaus v. Wieckfeld, Kommissär an der Bezirkshauptmannschaft und Besitzer von Wolfshag, sah das alles und sah doch nichts; denn seine Seele war mit anderen Dingen beschäftigt, während er regungslos am Fenster seines Arbeitszimmers stand und verstört in die Nacht hinausstarrte. Angehört verhallte das Rauschen des Sturmes in den Bäumen an seinem Ohr, ungesehen wirbelten die gelben Blätter der Linden vor seinen Augen nieder auf den weißen Kiesplatz, wo der Wind sie raschelnd weitertrieb, bis der fahle feuchte Wiesengrund sie irgendwo aufnahm und zur Ruhe kommen ließ ... Er dachte nur immer wieder: „Wäre es vorüber ... endlich vorüber und beide tot!_"
Da wurde hinter ihm hastig, ohne Anklopfen die Tür aufgerissen. Eine Dame in mittleren Jahren, das Gesicht bleich und verstört, trat ein. Einen Augenblick stand sie zögernd, wie nach Atem ringend, da, dann sagte sie kurz und hart: „Herr von Wieckfeld, es ist vorüber. Jella ist tot." Wieckfeld gab keine Antwort. Er hatte sich nur langsam umgewandt und sah die Sprecherin mit einem seltsamen Ausdruck von Erleichterung an. In ihren Augen blitzte es
Rückgang der Erwerbslosigkeit Berlin, 12. Juli. Die Zahl der Hauptunterstlltzungsemp- fänger in der Erwerbslosenfürsorge zeigt auch in der zweiten Junihälfte einen Rückgang und zwar um rund 37 VW, das sind 9,5 Prozent. Die Zahl der männlichen und der Hauptunterstützungsempfänger ist ist in der genannten Zeit von 480 000 auf 400 000 zurückgegangen, die der weiblichen von 113 000 auf 111 000. Die Zahl der Zuschlagsempfänger '(unte rstützu ngsberechtigte Familienangehörige) hat sich in dem gleichen Zeitrraum von 663 000 auf 597 000 vermindert. Der gesamte Rückgang in der Zahl der Hauptunterstützungs- e-mpfänger im Monat Juni beträgt rund 107 000, das sind 16,05 Prozent.
Die Kohlenpreiserhöhungsanträge abgelehnt Berlin» 12. Juli. In einer Sitzung des Reichskohlenverbandes und des Großen Ausschusses des Reichskohlenrates wurden nach längerer Erörterung die Preiserhöhungsanträge des Rheinisch-westfälischen, des Aachener, des Nte- dersächsijchen Kohlensyndikats, sowie des Mitteldeutschen und des Elbischen Vraunkohlensyndikats und des Kohlensyndikates für das rechtsrheinische Bayern von dem Großen Ausschuß des Reichskohlenrates abgelehnt.
Annahme des französischen Wahlreformgesetzes Paris, 12. Juli. Die Kammer hat in einer Nachtsitzmrg das Gesetz über die Rückkehr zu den Arrondissementswahlen in seiner Gesamtheit mit 32V gegen 234 Stimmen angenommen. Artikel 2 des Gesetzes, der für die kommende Legislaturperiode die Zahl der Abgeordneten auf 611 festsetzi, wurde durch Handaufheben angenommen. Die Beratung war langwierig, da sie sich in der Hauptsache um die Wahlkreis« eint erlang dr hte, wobei örtliche Interessen stark in Erscheinung traten.
Erdbeben in Aegypten und Palästina Kairo, 12. Juli. Montag nachmittag wurde hier ein 30 Sekunden dauernder Erdstoß verspürt. Bisher ist kein Schaden gemeldet. Auch in Jerusalem ereigneten sich um dieselbe Zeit mehrere Erdstöße. In der Stadt wurden leichtere Schäden angerichtet, aus der Umgebung aber werden Verluste an Menschenleben und ernste Schäden berichtet. In Jericho stürzte ein Hotel ein und begrub drei Touristen unter den Trümmern. Auch aus anderen Orten werden Verluste an Leben und Eigentum berichtet. In Jerusalem weist nur ein kleiner Turm des Heiligen Grabes große Sprünge auf. Andere Gebäude in der alten Stadt stürzten ein und mehrere Personen wurden verwundet.
Jerusalem, 12. Juli. Das Erdbeben hat sich über Palästina und Transjordanien ausgedehnt. Nach den bisher eingegangenen Berichten wurden im Jerusalemer Bezirk 26 Personen getötet und 3V verwundet/ " 2-
Poincares Niederlage in der Finanzkommission Paris, 12. Juli. Montag nachmittag setzte die Finanzkommission der Kammer ihre Beratungen über das Ermächtigungsgesetz zur Beamtenbesoldung fort. Mit 14 gegen 8 Stimmen bei 6 Enthaltungen lehnte sie einen Antrag ab, der die Vorschläge der Regierung bezüglich der Vesoldungs- erhöhung unverändert aufrecht erhalten wolle. — Bekanntlich hat Poincare in der Kommissionssitzung am vergangenen Samstag erklärt, daß die Regierung die rückwirkende Auszahlung ab 1. August 1926 unter allen Amständen ablehne und die Vertrauensfrage stellen werde. Da die Mehrheit der Kammerkommission sich nun für die rückwirkende Auszahlung aussprach, dürfte die Regierung in eine schwierige Lage kommen. Die Situation der Regierung wird noch durch einen zweiten Beschluß der Finanzkommission verschärft, in dem sie mit 13 Stimmen bei 14 Enthaltungen einen Antrag auf Erhöhung der von der Regierung vor- zeschlagenen Kredite zur Beamtenbesoldung annahm.
zornig aus. „Haben Sie mich nicht verstanden, Herr von Wieckfeld? Ihre Frau ist tot! Sie verschied soeben in meinen Armen!" Wieckfeld nickte kalt. „Ich habe verstanden. Herr Kummer, mein Sekretär, wird das weitere anordnen. Wünschen Sie sonst noch etwas, Frau Lobenstreit?"
„Jawohl! Das Kind lebt. Es ist ein Mädchen. Aber es ist sehr zart und schwach, und es ist ja für nichts vorgesorgt, da doch alles so unerwartet rasch geschah . . . Der Arzt sagt, es müsse sofort für eine Amme gesorgt werden. Dann ..." — „Das Kind kann nicht aus Wolfshag bleiben", unterbrach sie Wieckfeld, der bei den ersten Worten zusammengezuckt war, barsch. „Ich werde dies auf keinen Fall dulden, verstanden? Es geht mich nichts an und ich werde daher nicht die geringste Notiz von seinem Dasein nehmen, weder jetzt, noch später, danach Sitte ich Sie sich zu richten."
Frau Lobenstreit starrte ihn sprachlos an. Dann aber sprach sie zornig: „Sie wollen Ihr eigenes Kind verleugnen und es schutzlos in die Welt Hinausstoßen? Sind Sie denn ganz und gar ein Unmensch, Herr von Wieckfeld?" — „Nein. Aber dieses Kind ist nicht mein Kind", erwiderte er rauh mit gedämpfter Stimme. „Ihre Nichte hat mich betrogen. Ich habe die Beweise ihrer Untreue in Händen. . ." —' „Jella Sie betrogen? Das kann nicht wahr sein! Das ist eine infame Lüge!" — „Ich bitte Sie, sich zu mäßigen, Frau Lobenstreit? Ich weiß genau, was ich sage — nur zu Ihnen sage, weil Sie die Tante der Verstorbenen sind und um des Kindes willen klar sehen müssen. Sie werden nun wohl auch begreifen, daß ich diese Fremde durchaus nicht in meiner Nähe dulden kann und durch nichts au sein Dasein erinnert werden will!"
„Aber, mein Eott, was soll' denn mit dem armen Würmchen geschehen?" stammelte Frau Lobenstreit fassungslos. „Man kann es doch nicht einfach verkommen lasten. Irgendwo muß es doch bleiben?" — „Tun Sie damit, was Ihnen recht erscheint. Es gibt ja Findelhäuser und Waisenanstalten. Am wünschenswertesten wäre es mir, wenn Sie mit dem Kinde noch heute nacht abreisten. Man könnte dann der Welt gegenüber sagen, daß es tot zur Welt gekommen
Aus Stadl und Land-
Altevsteig, den 13. Juli 1927.
— Aufwertungsfragen. Von besonderer Wichtigkeit sintz folgende Ausschlußftisten, die eingehalten werden müssen: 1. der 1. Oktober 1927 für den bei der Aufwertungsstelle an. zubringenden Antrag auf Höheraufwertung der persönlichen Forderung über 100 Prozent des Eoldmarkbetrages für ein im Jahr 1921 veräußertes Grundstück; 2. der 1. Oktober 1M7 für die Nachholung der versehentlich unterbliebenen Anmeldung einer kraft Vorbehalts oder Rückwirkung der Aufwertung unterliegenden Forderung. Zu diesem Zweck ist bei der Aufwertungsstelle die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu beantragen und zugleich der Nachweis zu erbringen, daß die ursprüngliche Anmeldung ohne Verschulden unterblieben ist; 3. der 31. Dezember 1927 für den Antrag des Gläubigers auf Verteilung einer seiner Zusatzaufwertung vorgehenden Gesamthypothek, sowie für den Antrag auf Beschränkung des hinter einer Gesamthypothek eingetragenen Eigentümerrangvorbehalts.
— Der wurttembergische Fremdenverkehr im Jahre 1926. Im Jahre 1926 haben 181 Gemeinden des Landes aus zu- 'ammen 58 Oberamtsbezirken statistische Angaben über ihren Fremdenverkehr gemacht. In diesen 181 Gemeinden standen 17 343 Fremdenzimmer mit 26 004 Betten zur Verfügung. Davon entfiel der weitaus größte Teil auf Gasthäuser, Hotels, Pensionen usw. Die Zahl der beherbergten Fremden aller Art btrug 682 701 gegen 572 786 in 177 Gemeinden im Jahre 1925. Die überwiegende Mehrheit der Freuden bestand aus Passanten und Touristen, nämlich 87,4 Prozent. Eigentliche Kurgäste waren es nur 86 214 gleich 12,6 Prozent aller Fremden. Die Reichsausländer mit 18 264 bildeten nur 2,7 Pr.'Zent und auch hiervon waren 83,4 Prozent Passanten .ezw. Touristen. Je über 20 000 Fremde haben in ihren Mauern beherbergt: Alm, Heilbronn, Tübingen, Freudenstadt, Friedrichshafen, Reutlingen Tuttlingen, Emünd, Evensburg und Mergentheim. Stuttgart ist .n der vorstehenden Statistik nicht enthalten.
Ueberberg (Baurnwariversammlung). Am Sonntag, den 10. d. Mts., fand bei Kollege Seeger eine Versammlung der Baumwarte des Bezirks Nagold statt, die trotz des schlechten Wetters stark besucht war. Vorstand Stempfle begrüßte die Anwesenden in kurzen Worten und erteilte dem Geschäftsführer Herrn OA.-Baumwart Walz das Wort zur Tagesordnung. Der erste und wichtigste Punkt war die Baumwartprüfung, welche in diesem Herbst stattfindet. Der Redner wies auf die Wichtigkeit derselben hin im Interesse des Obstbaues. Etwa 8—10 Kollegen erklärten sich bereit, dieselbe abzulegen. Der Vorbereitungskurs wird vom Oberamtsbaumwart Walz gehalten, der seine Kraft unentgeltlich zur Verfügung stellt, was dankend anerkannt wurde. Punkt 2 handelte um einen Wanderlehrkurs der Landwirtschaftskammer, auch diese Maßnahme wurde empfohlen und vom Redner erklärt, daß dieser Kurs mit der Prüfung nichts zu tun habe. Weiter wurde beschlossen, in Wildberg eine Obstausstellung zu veranstalten und in Ebhausen und Sulz einen Obstverpackungskurs abzuhalten. Als Ort der nächsten Versammlung wurde Spielberg bestimmt. Nachdem Oberamtsbaumwart Walz die Kollegen wohnte immer pünktliche Arbeiten auszu- führen, schloß Vorstand Stempfle die Versammlung, welche einen guten Verlauf nahm. 8
Bad Teisach, 12. Juli. (Goldene Hochzeit.) Am vergangenen Sonntag feierten die Eheleute Eduin Nietsch ihre goldene Hochzeit. Leider hat die Inflation den früher vermöglichen ^Leuten, von denen der Jubelbräutigam.seit
fei. Mit den Behörden das Nötige zu ordnen, nehme ich: auf mich. Wenn Sie so freundlich wären, auf diesen Wunsch^ einzugehen, würde ich gern bereit fein, eine Abfindungssumme für die Erziehung des Kindes in Ihre Hände zu legen, unter der Bedingung selbstverständlich, daß ich in keiner Weise weiter durch Mitteilungen darüber belästigt werde. Es ist mir ganz gleichgültig, wo sie das Kind unterbringen und was weiter aus ihm wird."
Er trat an seinen Schreibtisch, zog ein Fach auf und schrieb einige Worte auf ein Blankeü, das er dem Fach entnommen hatte. Dann legte er das Blatt vor Frau Lobenstreit auf den Tisch. „Hier ist ein Scheck auf 50 000 Kronen. Damit, gnädige Frau, ist eine Menfchenpflicht an der Sache erledigt, und ich habe Ihnen nunmehr eine glückliche Heimreise zu wünschen."
- Frau Lobenstreit lachte bitter auf. „Ihre Menschen- ^Pflicht!" Dann dicht an ihn herantretend, fuhr sie zorn- sprühend fort: „Ich brauche Ihr Geld nicht, Herr von Wieckfeld! Wenn ich auch nicht so reich bin wie Sie, so würde es .mir doch zeitlebens auf der Seele brennen wie ein Schand- - fleck, wenn ich aus Ihren Händen auch nur einen Heller angenommen hätte, nach dem, was ich soeben hören mußte! Das Kind nehme ich mit mir. Sie sollen gewiß nie mehr damit belästigt werden. Aber das mutz ich Ihnen noch sagen, ehe ich gehe: Wenn es einen Funken von Gerechtigkeit auf der Welt gibt, so wird das, was Sie heute getan haben, Sie eines Tages bitter reuen! Ein Mann, der sein Kind verleugnet und es bei Nacht und Nebel hinausstößt — denn es ist Ihr Kind, daran können mich all Ihre Behauptungen nicht irremachen — der sein Weib tötet und es dann am Totenbett noch beschimpft..."
„Schweigen Sie!" herrschte Wieckfeld, der bis an die Lippen erblaßt war, sie an: „Wie können Sie behaupten, ick hätte Ihre Nichte getötet?"
„Ich behaupte es nicht nur, ich weiß es!" entgegnete Frau Lobenstreit.
(Fortsetzung folgt.)