ageszeitung

IM^WGKLLM

88 W

MNE

e°s^-

MW

->»ckP,ML,

MM

-'--SS

AÜMstm^

rELe Anzeiger für Sie Bezirke Nagold, 5alw u jreudenstadt

MH«Wt «-cheuütch S mal. Bezugspreis: monatlich !.S0 Mark. Die Einzelnummer körtet M.

BeiMchi<rsKei««v der Zeitung infolge höherer Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferung.

Anzeigenpreis: Die einspaltige Zeile oder deren Raum 13 Holdpfennige, die ReKamezeile 45 Goldpfg Kostscheckkonto Stuttgart Ar. 5780. Für telephonisch erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr

Kr 14V

AttrMeig» Montag den 87 Juni

1927

Milch der MtschllstMrhllMUW M NMreich?

^ Das Stocken der deutsch-französischen Wirtschastsverhand- lungen, die nach der Genfer Weltwirtschaftskonferenz nie­mals wieder recht in Gang gekommen sind, ließ bereits dar­auf schließen, daß ernsthafte Schwierigkeiten beständen. Zn der Tat wird man sich, nachdem der französische Handsis- minister Dokanowski der deutschen Delegation mitgeteilt hat, daß mit der Verabschiedung des neuen französischen Zoll­tarifs auf keinen Fall vor dem 1. Januar 1928 zu rechnen sei, darauf einrichten müssen, Laß zwischen Deutschland und Franreich vom 1. Juli ab wieder ein völlig vertragsloser Zustand eintritt. Es ist dabei nach Auffassung unterrichte­ter deutscher Kreise noch sehr die Frage, ob es überhaupt bis Januar 1928 für die französische Regierung möglich sein wird, ihre Zollreform unter Dach und Fach zu bringen. Man rechnet vielmehr damit, daß die Verhandlungen in der fran­zösischen Kammer sich noch geraume Zeit hinziehen werden und daß vor Frühjahr 1928 nicht mit der endgültigen Fer­tigstellung des französischen Zollgesetzes zu rechnen ist.

Schon bei Wiederbeginn der deutsch-französischen Bespre­chungen nach der Genfer Konferenz mußte man sich auf Lei­den Seiten ernsthaft fragen, ob es möglich sein würde, we­nigstens bis 1. Juli eine Einigung über die wesentlichsten Grundzüge des endgültigen Handelsvertrages herbeizufüh­ren. Bei der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit konnte an eine endgültige Fertigstellung sowieso nicht gedacht wer­den. Wenn aber die Verhandlungen über den definitiven Wirtschaftsvertrag aussichtsreich hätten weitergeführt wer­den können, dann hätte sich die deutsche Delegation zweifellos au chnicht einem nochmaligen Provisorium verschlossen. Da jedoch von französischer Seite jede geeignete Verhandlungs­grundlage fehlte, und da das französische Handelsministe­rium sich aus bindende Abnrachungen hinsichtlich der Ermäßi­gung ihrer Minimalsätze nicht einlassen wollte, blieb den deutschen Verhandlungsführern nichts anderes übrig, als von den aussichtslosen Besprechungen über den endgültigen Wirtschaftsvertrag vorläufig abzusehen und sich darum zu bemühen, die Dinge ^.us eine vollkommen andere Basis zu stellen. Ein kurzfristiges Provisorium, wie es Frankreich wünschte, konnte nach Lage der Dinge für Deutschland nicht in Frage kommen. Die bisherigen Erfahrungen sprachen durchaus zu llngunsten Deutschlands. Dennoch hätte sich die deutsche Delegation mit einer weiteren vorläufigen Rege­lung der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen einverstan­den erklären können, wenn Frankreich sich aus eine längere Frist und gewisse Modifikationen der bestehenden Abma­chungen eingelassen hätte. Der Vorschlag der deutschen Dele­gation. einen vorläufigen Handelsvertrag zum Abschluß des endgültigen, mindestens aber auf die Dauer eines Jah­res abzuschließen, wurde jedoch leider von Bokanowski.- gelehnt, sodaß wir uns nun wie gesagt aus das Wieder­eintreten eines völlig vertragslosen Zustandes Frankreich gegenüber einrichten müssen.

Es handelt sich dabei keineswegs um ein absolutes und grundsätzliches Novum in den beiderseitigen Wirtschafts­beziehungen. Für die Geltungsdauer der einseitigen Meist- degünstiFungsklausel des Versailler Vertrages verbot sich der Abschluß von Wirtschaftsverträgen von selbst, und auch jetzt find durch das Provisorium ja bestenfalls zwanzig Prozent der beiderseitigen Exportinteressen geregelt, sodaß für den Rest praktisch ja auch schon jetzt ein vertragsloser Zustand besteht, bei dem Deutschland die Sätze des französischen Ee- nevaltariss und Frankreich unsere autonomen Zollsätze zu bezahlen hat. Trotzdem bleibt natürlich das Eintreten dieses Zustandes immer sehr unerfreulich, wenn man es auch :n Paris bei objektiver Würdigung des deutschen Standpunktes der deutschen Delegation nicht verargen kann, daß sie nicht bereit ist, nach fünf Provisorien noch ein sechstes zu unter­zeichnen. Wir glauben versichern zu können, daß die maß­gebenden Stellen der Reichsregierung keineswegs daran denken, aus der Ergebnislosigkeit der jetzigen Besprechungen Konsequenzen der Art zn ziehen, daß etwa wirtschaftliche Kampfmittel Frankreich gegenüber angewendet würden. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind auf politischem Gebiet ohnehin nicht die besten, und Deutschland würde sich seiner starken moralischen Stellung begeben, wenn es nun «inen Handelskrieg mit Frankreich entfesseln würde. Deshalb Wird auch eine Kündigung des internatioalen Stahlkartells, das Deutschland sich für den Fall des Nichtzustandekommens «ines deutsch-französischen Handelsvertrages Vorbehalten Mit«, zurzeit in Berlin noch nicht erwogen. Für die weitere Entwicklung ist damit naürlich noch nichts Abschließendes

gesagt. Es liegt selbstverständlich im Zuge der'deutsche« Bemühungen, die beiden Saarabkommen mit Frankreich nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten. Sollte Frankreich sich dazu nicht entschließen können, dann allrdings würde sich auch für die Reichsregierung unseres Erachtens die ernste Frage ergeben, ob sie dann nicht ihrerseits von dem Kün- digungsrecht bezüglich des Stahlkartells, bei dem Deutsch« land bisher stets der zahlende Teil gewesen ist, Gebrauch machen soll. Denn wenn Frankreich sich auf eine Fortdauer der Saarverträge nicht einlassen will, dann kann das ange­sichts der Gesamtlage nur als schlechter Wille ausgelegt wer­den, demgegenüber das Reich keine Veranlassung zu einer fo großen Konzession hat, wie sie seine weiter« Aufrecht­erhaltung der internationalen Rohstahlgemeinschaft Frank­reich gegenüber darstellen würde.

eues vom Tage.

Der Chorzow-Streitfall

Haag, 26. Juni. In der Verhandlung des ständigen inter­nationalen Gerichtshofes über den deussch-polnischen Streit­fall widerlegte der Vertreter der deutschen Neoierung den von der polnischen Regierung erhobenen D .-d der lln- ^ Zuständigkeit des internationalen Gerichtshofes. Auch für den Fall, daß der Gerichtshof seine Schiedsgerichtsbarkeit nicht aus der Genfer Konvention glaubt herleiten zu könne«, ist er dann noch immer auf Grund des Schiedsgerichtsver­trages von Locarno für die Beilegung des vorliegenden Streitfalles zuständig.

Die Dreimächtekonferenz

Genf, 26. Juni. Die Dreimächtekonferenz für die Ab­rüstung zur See gab folgenden Bericht aus: Nach ihrer Be­ratung haben die Delegierten beschlossen, Vridgeman die Präsidentschaft des exekutiven Rates anzutragen. Es wurde beschlossen, den Marinerat zu beauftragen, Kommissionen einzusetzen zum technischen Studium der Frage der Beschrän­kung von Kreuzern, Torpedobooten und Unterseebooten. E? wird sich deshalb darum handeln, drei Gruppen zu bestim- men, von denen je eine die Kategorien von Schiffen, mit denen sich die Konferenz befaßt, zu studieren hat.

Verschiebung der französischen Jnterpellationsdebatte

Paris, 25. Juni. In der Kammer wurde die Festsetzung des Datums der Interpellationen der Abgeordneten Blum, Fontanier und Vincent Auriol über die äußere, die inner« und die Finanzpolitik der Regierung entsprechend einer Ver­einbarung zwischen der Regierung und den Interpellanten ohne Debatte bis nach dem Abschluß der Beratungen der Wahlresorm verschoben.

Aus dem Reichstag

Berlin, 25. Juni. Im Reichstag herrschte heute Ruh«. Auch interfraktionelle Besprechungen fanden nicht statt. Nur der sozialpolitische Ausschuß des Reichstages hielt eine Sit­zung ab, in welcher er die zweite Lesung der Arbeitslosen­versicherung fortsetzte. Eine Aussprache entspann sich um di« Forderung der Linksparteien, den gehobenen Angestellten eine freiwillige Versicherung zu ermöglichen. Von den Re­gierungsparteien wurde erwidert, man könne die finanzielle Tragweite nicht übersehen, später könne man die Versiche­rung vielleicht ausbauen. Schließlich wurde eine Bestimmung angenommen, wonach Angestellte, die wegen Ueberschreitung der Gehaltsgrenze aus der Versicherungspslicht ausscheiden, sich weiter freiwillig versichern können.

- Stresemann in Norwegen -

Berlin, 26. Juni. Reichsaußenminister Dr. Stresemann istj am Sonntag von Berlin nach Oslo gereist. Stresemann trifft am Montag vormittag 11.20 Uhr in Oslo ein. Man nimmt an, daß er die Gelegenheit seines Vortrags dazu benützet wird, erneut einen eindringlichen Friedens- und Abrüstungs- appell an die Welt zu richten. Zu Dr. Stresemanns Ehren sind eine Menge Festlichkeiten in Oslo vorgesehen. Am Dienstag wird der norwegische König Dr. Stresemann emp­fangen, hinterher der Präsident des norwegischen Parla­ments. Am Abend ist ein Presseempsang geplant, sowie ein Essen beim deutschen Gesandten. Um Mittwoch Haft dann Dr. Stresemann vor dem Nobelkomitee seine Rede. Am Mittwoch abend gibt das Nobelkomitee ein Festessen für Dr. Stresemann. Am Donnerstag wird eine Unterredung zwi­schen Dr. Stresemann und dem norwegischer Außenminister stattfinden, abends ein Festbankett der deutschen Kolonie. Am Samstag wird Dr. Stresemann wieder in Berlin ein- treften.

! Aus Sladl und Land«

> »H-Uft-I,. den 27. J»ni IS27.

Dar Musikfest iu Aliensteig.

Altensteig hat Glück gehabt mit seinem Musikfest l : Bei allen Festen, die im Freien stattfinden, ist das Ge- i lingen in hohem Maße vom Wetter abhängig, und dies

- gestaltete sich, nachdem es am Samstag noch sehr schlecht

- aussah, morgens und auch abends, als der Empfang der

- auswärtigen Gäste stattfand, tüchtig regnete, am Haupttag z doch sehr günstig und sicherte dadurch das Gelingen. Die s Vorbereitungen zum Fest brachten für unsere Stadlkapelle ? sowie für den Festausschuß eine Menge Arbeit, sollte doch z das Fest dem seltenen Ereignis eines 150 jährigen Jubi- i läums der Stadtkapelle entsprechend würdig gefeiert werden, t Auch war kein geringes Risiko mit dem großzügig ange­legten Fest verbunden. Wir freuen uns, daß die Bemüh-

- ungen nicht umsonst waren und der Erfolg nicht ausblieb, s Am Samstag nachmittag erhielt unser Städtchen s ein festliches Aussehen, fast überall wurde bekränzt und

> beflaggt und das Städtchen sauber gemacht. Mit dem ^ Abendzug und Autos trafen schon auswärtige Musikkapellen

ein. Vom Zug wurden sie seitens der Stadtkapelle und den Festjungsrauen und Festordnern feierlich abgeholt und und unter der Klänxen der Kapellen in die Quartiere be- i gleitet. Obwohl es tüchtig regnete, fand doch ein kurzer ! Zapfenstreich auf dem unteren Marktplatz statt, der viele ! Zuhörer anlockte. Schließlich ließ der Regen nach, so daß « auch die Illumination des Marktplatzes durchgesührt werden k konnte.

! Auf 8 Uhr abends war das Festbankett im Saale

- desGrünen Baum" festgesetzt. Dieser war festlich ge-

- schmückt u. illuminiert. Er bot aber lange nicht so viel Raum, i um die hierzu erschienenen Gäste alle aufnehmen zu können.

- Der Beginn verzögerte sich schließlich, als es aber los gehn i sollte, versagte plötzlich das Licht imGrünen Baum"; es r war finster in allen Räumen, das war eine recht unlieb- s same Ueberraschung. Es brauchte auch lange bis der j Schaden behoben war und erst nach */z 10 Uhr konnte man s endlich beginnen, um später nochmals durch eine peinlich z empfundene Dunkelpause unterbrochen zu werden. Die j Musik machte aber schnell wieder Stimmung.

j Der Festakt begann mit dem von der hiesigen Stadt- ; kapelle unter der Leitung seines schneidigen Dirigenten ? Wilhelm Maier flottgespielten Titanen-Marsch von Stork z u. der Mozart'schen Ouvert. zur OperTitus". Nach dieser z musikalischen Einleitung entbot Musikdirigent Maier allen e Gästen Musikergruß, dankte den Musikkapellen, die zum ! Teil aus fernen Gauen herbeigekommen seien und hieß sie herzlich willkommen. Herzlichen Dank sagte er denen,

° die sr. Zt. in Ergenzingen für Aliensteig als Ort des S 1. Gaufestes gestimmt haben und allen denen, die zum Ge- ! lingen des Festes beigetragen haben, hauptsächlich Hans s Schmidt, Stadtbaumeister Henßler, der Stadtverwaltung, l dem Gemeinderat, dem Stadtvorstand, Stadtschultheiß s Pfizenmaier. Ferner dankte er für die Spenden zu den Ehrenpreisen, Herrn Haier u. Tuma aus Freudenstadt für ihre k Mithilfe bei der Vorbereitung des Festes, den beiden ! hiesigen Gesangvereinen für ihre in Aussicht stehenden Dar- » bietungen bei dem Feste, dem Gau- und Festausschuß, den i Festordnern und Festdamen, sowie der ganzen Einwohner- ! schaft für die Schmückung der Stadt. Besonderen, herz­lichen Dank sagte er aber den Mitgliedern der Stadtkapelle für ihre Opfer an Zeit und Mühe, welche sie bei Vor­bereitung des Festes aufgewandt haben. Er verband damit die Bitte, daß sie auch fernerhin treu zur Stadtkapelle Altensteig halten möchten und schloß mit dem Wunsche für einen guten Verlauf des Festes.

Es folgten dann viele schöne, zum Teil prachtvoll ge­spielte Musikstücke der einzelnen Kapellen, die reichen Bei­fall ernteten. Frl. Frieda Hang trug einen Prolog vor und im Laufe des Abends entbot die Stadtkapelle Freu­denstadt, die mit ihren exakt und fein dmchgeführten Dar­bietungen neben den anderen Kapellen den Abend verschönte, durch ihren Vorstand, Herrn Haier, der Stadtkapelle Altensteig zu ihrem 150 jährigen Jubiläum die herzlichsten i Glückwünsche. Er betonte die sittlichen Werte der Musik,

; kam auf die Gründung des Gaus zu sprechen, brachte seine , Wünsche für einen schönen Verlauf des Gaufestes zum ÄuS- . druck und widmete der Stadtkapelle Altensteig ein von ^ Kunstmaler Feigenbaum ausgeführtes Bild von Freuden-

- stadt.