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Stadt. Allgememsr Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw u. Freudenstadt

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AttrMetg. Utenstag de» X4 Mai

M LMdlWmUen in MelklenbW- , ZGerln !

Schwerin, 23. Mai. Es fehlen nur noch wenige ländliche ? Bezirke. Vorläufiges Ergebnis: Sozialdemokraten 121196, ; Deutschnationale 67 804, Deutschvölkische 17 231, Deutsche s Dolkspartei 23 754, Kommunisten 14 678, Wirtschaftspartei - 32 496, Demokraten 8715, Gruppe für Volkswohlfahrt 9848, s Nationalsozialistische Arbeiterpartei 5473. ?

Nach dem bisher vorliegenden Meßergebnis dürften sich ; die Mandate für den neuen Landte- voraussichtlich wie s folgt verteilen: Sozialdemokraten 20, Kommunisten 3, De- j mokraten 1, Volkswohlfahrtsgruppe 2, Linksparteien zu- « fammen 26; Deutschnationale 11, Deut Hvölkische 3, Deutsche Volkspartei 4. Wirtschaftspartei 5, Nationalsoialisten 1, zu­sammen Rechtsparteien 24.

Nach diesem Wahlergebnis bleibt die bisherige Links- ! koalition bestehen; die Sozialdemokratie gewinnt 1 Sitz, ^ die Deutschnationalen verlieren 1 Sitz. Eine sichere Mehr- ; heitsbildung ist nach wie vor schwierig. !

Bm Preußenlall der Zentrum

Dr. Köhler als linker Flügelmann s

Berlin, 23. Mai. Auf dem preußischen Zentrumspartei- ^ tag betonte Reichsfinanzminister Dr. Köhlerin der Aus- - Sprache, daß sich seine badische Heimat entschlossen zur Re­publik bekenne. Die Regierungskrise im Dezember habe die > Sozialdemokratie dadurch herbeigeführt, daß sie sich im ge­gebenen Augenblick nicht im erforderlichen Umfang zur Ver- ^ Fügung gestellt habe. Das Zentrum habe mehrere Koali- ? tionen versucht und es sei ihm nicht leicht geworden, mit der I Rechten eine Koalition einzugehen. Der Name Wilhelm i Marx müsse zur Zurückweisung der Vorwürfe, das Zentrum ' ^ei im Reich reaktionär geworden, genügen. Dr. Köhler be- ^ tonte mit Nachdruck, daß er nicht nach Berlin gegangen sei, um der Reaktion die Steigbügel zu halten. Zm Reichs- i kabinett fühle er sich als linker Flügelmann. Die Arbeit . der neuen Regierung habe sich in den bisherigen vier Mo- t Voten als nicht so schlecht erwiesen, wie man zuerst voraus- ^ gesagt habe. Das Zentrum habe in weitem Maße seine : Auffassung durchgesetzt. Auch beim Zolltarif werde die Re- i gierung nicht auseinanderplatzen. Wegen des Republik- - schutzgesetzes meinte Dr. Köhler, daß vor einem halben , Jahre wohl niemand an die Verlängerung dieses Gesetzes ^ geglaubt hätte. Die Vereinfachung der ganzen Steuer- l Meine im Sinne einer organischen Fortentwicklung sei in . Angriff genommen. Die verarmte Wirtschaft könne den ge- ? steigerten Verwaltungsapparat nicht mehr tragen. Die Heu- f tige Steuerverteilung entbehre noch der sozialen Eerech- s tigkeit. Die Auseinandersetzungen zwischen Reich und Preu- ; ßen könnten aber kein Material dazu geben, um Partei- - süppchsn daran kochen zu können. In den vergangenen : Tagen habe sich die Reichsregierung bemüht, keine Konflikt- ^ Verschärfung eintreten zu lassen. Zn einer Zeit, wo das s Reich die allergrößte Geschlossenheit des Volkes notwendig ' habe, sei es einer der größten Fehler, ein jahrhundertealtes , Problem aufzugreifen in der Meinung, es mit einigen Schlagworten oder mit einigen roten Strichen aus der . Landkarte lösen zu können. Für den Süden handele es sich ; nicht um das Problem Preußen, sondern um das Problem - Süddeutschland. Das ganze Problem dürfe nicht nur vom 1 preußischen Standpunkt aus betrachtet werden. Wenn auch . die Volksgenossen jenseits des Mains an Zahl weit ge­ringer seien, so sollte man doch alles tun, um der Wieder« : aufrichtung einer Maivlinie entgegenzuarbeiten. Die Ge- s setze der letzten vier Monate hätten ein wesentlich anderes s Gesicht gehabt, wenn an ihnen die Sozialdemokraten be- ; teiligt gewesen wären. Nicht jeder» der jeden Tag Republik ! rufe, sei et« richtiger Republikaner. Das Zentrum im s Reichstage wie in der Reichsregierung arbeite Tag für Tag für das Vaterland in seiner heutigen Gestalt.

Vom Slug ReilgorkParis.

Ltndbergbs Persönlichkeit

lieber Lindberghs Persönlichkeit und die Vorbereitung seines Fluges veröffentlicht die Havas-Agcntur folgende Einzelheiten: Charles Lindbergh ist 25 Jahre alt. Er war zuerst Flugzeug­führer auf einem Postflugzeug in den Vereinigten Staaten, das ! zwischen Chicago und St. Louis verkehrte. Er setzte während I feiner Tätigkeit als Verkehrsfliegei seine Ebre darein, sich streng H

an dem Flugplan zu halten. Diese Pünktlichkeit veranlaß te eine , Anzahl von Kaufleuten in Kalifornien zu einer Sammlung. Sie ' brachten 7000 Dollars auf, mit deren Hilfe Lindbergh das Flug- ' zeug bauen lieb, mit dem ihm nun der Flug NeuyorkParis ! gelungen ist. Bei seinem Probeflug hat Lindbergh mit seinem , Apparat die Strecke von San DiegoNeuyork in zwei Etappen : und 21 Flugstunden für die 4500 Kilometer lange Strecke zurück- ' gelegt. Lindbergh ist für seinen Ozeanflug keine Versicherung s eingegangen. Er bat sich auch nicht für den Orteig-Preis ein- ! geschrieben, der ihm 25 000 Dollar eingebracht hätte. Seine ' Mutter lebt in St. Louis als Lehrerin für Chemie. Sie hatte s in das Gelingen des Fluges ihres Sohnes ein so unbegrenztes - Vertrauen gesetzt, dab sie nur bedauerte, nicht an dem Fluge i teilnehmen zu können. Der Apparat Lindberghs hat einen 250 ^ PS-Motor und eine vollkommen geschlossene Führergondel, von t wo aus Lindbergh nur mit Hilfe eines Periskops nach vorne ! sehen konnte. Der Sitz des Flugzeugführers ist ziemlich weit > hinten. Das Gewicht des Flugzeuges im Augenblick des Startes, E das heißt also mit voller Venzinladung, war 2500 Kilogramm, z Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 200 Kilometer in der s Stunde. Er führte keinen Radioapparat mit sich, jedoch behielt ; er, zum Unterschied von Nungesser, das Rädergestell für die Landung, das Nungesser bekanntlich nach dem Start abgeworfen x hatte. Als Meßinstrument hatte Lindbergh nur einen mag- - netischen Kompaß, die Slabilitäts- und Geschwindigkeitsmesser > an Bord, sowie für drei Tage Lebensmittel, Schokolade, Kaffee ' und Wasser in Thermosflaschen. Außerdem hatte er einen Sauer- - ftoffapparat bei sich, für den Fall, dab er sehr hoch fliegen werde, j und schließlich ein kleines Rettungsboot aus Gummi. l

Bei Nungessers Mutter und de« Kriegsblinde« ,

Lindbergh besuchte am Sonntag die Mutier Nungessers. Die- ; ser Plan war streng geheim gehalten worden. Trotzdem fanden sich auch dort wieder unzählige Pariser ein. Frau Nungesser > öffnete persönlich die Tür und konnte nur mit Mühe die Tränen , zurückhalten, als Lindbergh ihr sagte:Ich habe Wert darauf s gelegt, meinen ersten Besuch in Paris der Mutter meines tap» k feren Kameraden Nungesser abzustatten. Ich habe Ihren Sohn ! gekannt und hatte wiederholt Gelegenheit, seinen großen Mut s anzuerkennen. Ich bin fest überzeugt, daß man Ihren Sohn und - seinen Begleiter noch auffinden wird." Frau Nungesser dankt« ; mit zitternder Stimme.Ich bin Mutter", sagte sie,und des- : halb behalte ich nach wie vor die Hoffnung, daß man meinen ! Sohn auffinden wird. Und dann bin ich Französin. Wenn ich i nicht gefürchtet hätte, daß meine Kräfte versagen, wäre ich nach s dem Flugplatz gekommen, um Sie in Frankreich zu begrüßen." z Bei diesen Worten brach Frau Nungesser in Tränen aus. Sie z umarmte Lindbergh und küßte ihn auf beide Wangen. Der Vor- ? gang war so ergreifend, daß alle Zuschauer weinten. Dann kehrte Lindbergh in die amerikanische Botschaft zurück, wo ihn eine Abordnung der Kriegsblinden erwartete. Lindbergh er­zählte den Blinden einiges von seinem Fluge, und die Abord- : nung überreichte ihm beim Abschied einen Strauß roter Rosen. ? Lindbergh nahm ihn dankend an und sagte:Ich bin froh, daß s rch noch lebe, um diese Blumen entgegennehmen zu können. Oft , ist es zu spät, wenn man sie bekommt." s

Ein Telegramm Loolidges ;

Washington, 23. Mai. Präsident Coolidge hat an Lindbergh - ein Glückwunschtelegramm gerichtet, in dem er seiner und des ; amerikanischen Volkes Freude über den glänzenden Abschluß des - heldenhaften Fluges und der Bewunderung für die unerschrocke- t neu Franzosen Nungesser und Loli Ausdruck gibt. ?

Große Honorarangebote für Lindbergh s

Neuyork, 23. Mai. Die Blätter feiern Lindbergh in längeren i Leitartikeln und bringen Einzelheiten der gestrigen Demon- ' strationen.Neuyork Times" erhielt 10 000 telephonische An- s fragen wegen Lindbergh. S. L. Rohafel, der Besitzer des 6200 > Zuschauern Platz bietenden Boxy-Tbeaters bot Lindbergh ein t Wochenhonorar von 25 000 Dollar kür sein Auftreten an. Hohe j Beträge werden dem Flieger für das Gebrauchsrecht seines H Namens für Warenbenennungen geboten. Nach einer Meldung ? derAssociated Preß" aus Los Angeles boten die West Coast- - Theater Lindbergh ein Engagement mit einem Honorar von ; 100 000 Dollar an. Zahlreiche andere Angebote wurden dem - Flieger von Filmunternebmungen gemacht. s

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Lindbergh erhält das Kreuz der Ehrenlegion §

Berlin, 23. Mai. Lindbergh wurde Montag mittag ; vom Präsidenten der Republik, Doumergue, in Paris em- ^ pfangen. Doumergue heftete dem erfolgreichen Ozeanflie- - ger das Kreuz der Ehrenlegion an die Brust. Am nach- > mittag wurde Lindbergh von Ministerpräsident Poincar« ^ empfangen. Am Mittwoch wird der Flieger im Palais z Bourbon die Glückwünsche der Deputierten entgegenneh- s men und am folgenden Tage im Stadthaus zu Gaste sein, > wo ihm eine ähnliche Ehrung zuteil werden wird, wie ? Vloriot nach seinem ersten Flug über den Kanal. ck

Empfang Lindberghs im Aero-Klub E

Paris, 23. Mai. Der Flieger Lindbergh ist heute nach-1 mittag vom französischen Aero-Klub empfangen worden. ! Der Vorsitzende hat von der Witwe des früheren Vor- i sitzenden des Aero-Klubs, Frau Deutsch de la Meurthe, ein ^

Schreiben erhalten, in dem sie mitteilt, daß sie zur Erin­nerung an den Flug Lindberghs 150 000 Frank zur Be­schaffung eines wertvollen Trinkpokals ausgesetzt habe, der dem Flieger Lindbergh überreicht werden soll, und 100 000 Frank mit der Bestimmungen, diese Summe der Mutter Nungessers und den Kindern Lolis zu übergeben.

Neues vom Tage.

Beginn der deutsch-jugoslawische« Handelsvertrags- - Verhandlungen !

Berlin, 23. Mai. Wie das Wolff-Vüro erfährt, begannen ^ heute vormittag um 11 Uhr im Reichswirtschaftsministe»! rium die Verhandlungen über den Abschluß eines deutsch- jugoslawischen Handelsvertrages.

Rede Stresemanns

Freiberg in Sachsen, 23. Mai. Anläßlich einer Kund­gebung der Deutschen Volkspartei in Freiberg führt* Reichsaußenminister Dr. Stresemauu u. a. aus: Die leide» auch im Ausland verbreitete Meinung, als wen« unser» Wirtschaftslage eine außerordentlich glänzende sei, müsse zurückgewiesen werden. Wir stehen gegenwärtig noch iw einer wirtschaftlichen Krisenzeit. Daran ändert auch di« Tatsache nichts, daß augenblicklich einige hunderttausend Arbeitslose weniger find. Wir dürfen auch vor großen Mit­teln nicht zurückschrecken, die notwendig find, um den Ertrag, der deutsche« Landwirtschaft zu steigern. Wir haben de« Wunsch, mit unseren Nachbarn zu guten handelsvertrag­lichen Abmachungen zu gelangen. Voraussetzung dafür sei aber auch die Möglichkeit der Niederlassung der Reichs­deutschen wie die Vertragstreue Behandlung aller Mensche« deutschen Blutes, mit denen uns die natürlichen Zusam­menhänge verbinden. In einer Betrachtung der Außen­politik wandte sich der Minister mit besonderer Schärfe ge­gen verschiedene Versuche, die außenpolitische Linie der Reichsregierung zu stören. Der Minister verurteilte ferner auf das Nachdrücklichste die von einigen Blättern getriebene Hetze gegen den deutschen Botschafter in Washington, Herrn m Maltzan.

Die englisch-russische Spannung London, 23. Mai. Der allgemeine Eindruck in ministe­riellen Kreisen ist, daß eine Aufhebung des englisch-rus­sischen Handelsabkommens sicher und daß ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Moskau wahrscheinlich ist. Die Erklärung des Innenministers wird vielleicht durch eine solche des Außenministers über die diplomatische Lage ergänzt werden. Heber die Aktion, die von der Opposition unternommen werden soll, wird erst Mittwoch früh ent­schieden werden. Eine Antwort auf die Protestnote der Sowjetregierung gegen die Razzia aus das Arcosgebäud« ist vorbereitet worden, wird jedoch erst nach der Abgabe der Erklärung im Unterhaus abgesandt werden.

Sieg der roten Truppen von Hankau ^

Hankau, 23. Mai. (Reuter.) Der Oberbefehlshaber der :oten Truppen von Hankau gab bekannt, daß seine Streift- ftäfte in dreitägiger Schlacht Tfchangtsao, Siping und das Zebiet längs des Flusses Hungho eroberten, 8000 Feinde löteten, 5000 Gefangene machten und zahlreiche Geschütze» Maschinengewehre und Munition erbeuteten. Die roten Lruppen verloren 700 Mann. Ihre Vorhut erreichte rschaukiakow am Flusse Tashaso.

Fengyuhsiang gefangengenommen -

Schanghai, 23. Mai. Ein aus dem militärischen Haupt» suartier in Hankau hier eingetroffenes Telegramm berich- let, daß General Fengyuhsiang auf seinem Vormarsch vom ponanfu in Tschengtschau gefangengenommen worden sei. Keine weiteren russischen Aufträge an die englische Industrie

Moskau» 23. Mai. Der Volkskommissar für Handel, Mikojan, richtete an den Handelsvertreter in London die Verordnung, sich der Unterbringung neuer Bestellungen unter den englischen Industriellen zu enthalten.

Absturz eines amerikanischen Lenkluftschiffes San Antonio (Texas), 23. Mai. Ein nichtstarres Ar­meelenkluftschiff stürzte heute beim Ausstieg ab und wurde vollständig zertrümmert. Menschenopfer sind nicht zu be­klagen.

Schweres Hochofenunglück in Wales London, 23. Mai. In den Stahlwerken von Doslais in Südwales brach die Plattform auf einem Hochofen und stürzte mit 6 Arbeitern aus die Sole die Ofens. 2 Arbeiter wurden getötet und 4 schwer verletzt.