Nr. 118
Schwarzwiilver Tageszeitung „Aus de» Tanne»"
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r-anvesverDanvstagderHebam me nWü rite mb ergs. Am 18. Mai fand hier im Herzog Christof der 22. Landesoerbandstag der wÄrtt. Hebammen statt. Es nahmen daran 250—260 Hebammen und auch die Vorsitzenden des Deutschen Hebammenoerbandes, Frau Emma Rau- schenbach-LeiWig, teil. Die Landesverbandsvorsitzende, Frau Geiger-Stenge, begrüßte ud berichtete Liber die Tätigkeit des Verbandes. Auf die Wünsche und die Forderungen der württ. Hebammen eingehend, berichtete Obermedizinalrat Dr. Girant, Referent für das Hebammenwssen im Ministe- ttnm des Innern, daß in letzter Zeit an di« Oberämter ein Erlaß hinausging, wonach die Zulassung zur Erlernung des Hebammenberufes von der vertraglichen Sicherstellung der bett. Person durch die Gemeinden abhängig gemacht werden soll und daß ein auskömmliches Wartegkd sowie die Aufnahme mindestens in die 2. Klasse der Angestelltenversicherung durch die Gemeinden zugesichert wird. Die Wartegelder sollen mindestens 200 Mark im Jahr betragen. Auch soll den alten dienstunfähigen Hebammen ein auskömmliches Ruhegeld von den Gemeinden gewährt werden.
Welzheim, 21. Mai. (Tödlicher Unglllcksfall.) Der 56 Jahre alte Dauer Karl Höser von Tiefenmad wurde in seinem Steinbruch durch einen Sprengschuß so schwer verletzt und verstümmelt, daß er augenblicklich tot war. '
Hall, 21. Mar. (Tödlich verunglückt.) Der Mitte der 30er Jahre stehende Bierbrauer A. Eßlinger war in der Ritterbrauerei mit dem Reinigen von Aluminiumlagerfässern mit Salpetersäure beschäftigt. Schon gegen Mittag stellte sich Unwohlsein ein. Nichts weiter achtend, arbeitete Eßlin- gsr bis Feierabend. In der Nacht verschlimmerte sich sein Zustand derartig, Laß eine Ueberführung ins Krankenhans notwendig wurde und am Freitag mittag ist der pflichttreue Mann unter großen Schmerzen gestorben.
Geislingen, 21. Mai. (Zwillingsbrüder.) Kommerzienrat Hugo Fahr und Direktor Eugen Fahr, beide Vorstandsmitglieder der Württ-em-bergischen Metallwarenfabrik Geislingen, können in vollster Rüstigkeit als Zwillingsbrüdsr gemeinsam die Feier ihres 70. Geburtstages begehen.
Ellwangen, 21. Mai. (Der falsche „Herr Forstrat".) Ein gerissener Gauner kam zu Beginn dieser Woche in der Uniform eines Forstmeisters zu einer Zimmervermieterin, stellte sich als Forstrat Frankzer, dem das Forstamt Ell- nmngen übertragen sei, vor und verlangte die Zimmer zu besichtigen. Die Vermieterin zeigte gleich die ganze Wohnung. Dem Forstrat sagten die Zimmer zu. Sofort sollten auch seine Koffer vom Bahnhof hereingeschleppt werden. Um Kleingeld für deren Einlösung zu haben, sollten ihm allerdings 500 Reichsmark gewechselt werden. Seine Hausfrau war dazu nicht in der Lage, doch borgte sie ihm 20 Mark. Auch der Hausschlüssel wurde ausgehändigt. Der Forstrat begab sich von seiner neuen Hausfrau weg sofort in einen hiesigen Gasthof. Aber wechseln konnte man auch hier nicht. Man borgte 30 Mark und schickte den Hausknecht zum Bahnhof zur Abholung der Koffer. Der Forstrat suchte aber statt dem Bahnhof das Weite. .Die enttäuschten Gesichter, als der Hausknecht die Nachricht brachte, daß am Bahnhof weder ein Forftrat noch Koffer eines solchen anzutreffen waren, kann man sich ausmalen. Der Gauner konnte in Aalen festgenommen werden. Es fanden sich noch 43 Mark in seinem Besitz, so daß die Geschädigten noch mit einem einem blauen Auge davonkamen.
Herbrechtingen, 21. Mai. (Derkehrsunfall.) Der 3 Jahre alte Knabe des Bohrers Vaier sprang über die Straße und dabei in ein vorüberfahrendes Auto, das ihn überfuhr. Der Autobesitzer brachten den Knaben mit seinem Wagen sofort ins Vezirkskrankenhaus, wo das Kind bald nach seiner Einlieferung seinen Verletzungen erlag. Den Wagenführer trifft keine Sckuld.
Die Betriebs- und Werbeschau
Am Samstag wurde im Beisein der Vertreter des Staates und der Stadt die diesjährige „Betriebs- und Werbeschau" Stuttgart eröffnet. Der Weckruf „Rationeller arbeiten! Besser werben!" durch Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager und Vuchdruckerei- befitzer Wahl bedeutet in der heutigen Zeit der Sparwirtschaft, Kavitalnot und Weltkonkurrenz ein Thema, das alle Unternehmer und Fabrikanten, den Ingenieur und Kaufmann, wie den Gewerbetreibenden bewegt. Die Ausstellung zeigt in ihrem Aufbau ttn lebendiges Bild von den Arbeitsmitteln und Werkzeugen des fortschrittlichen Wirtschafters. Die Abteilung „Neuzeitliche Büromaxis" wird allen Berufskreisen die zeit-, geld- und arbeitssparenden Organisationseinrichtungen zeigen. Von der einfachsten Schreib- und Rechenmaschine bis zur bewundernswerten Lochkarten- und Tabelliermaschine, die es ermöglicht, in der Stunde bis zu 50 000 Additionen mit der grünten Präzision Mlszusühren. In der Abteilung „Werbepraxis" wird unter Mitwirkung prominenter Firmen der graphischen Industrie wie auch durch vergleichende Darstellungen zwischen veralteten Reklamsmethoden und neuzeitlicher Werbewissenschaft Wertvolles auf- gezeichnet. Weiterhin werden im Betriebe neuzeitliche maschinelle Druckeinrichtungen, Geräte usw. vorgeführt und geben ein Mtes Bild von den Leistungen und Fortschritten der heutigen Drucktechnik. Auch die Klischeeherstellung und Revroduktions- wird in einer Sonderausstellung gezeigt. Die Abteilung »Presseschau" wirkt durch den Ausstellungsstand des Vereins ^itungsverleger sehr originell, der am „fließenden Band" die Bedeutung, Vielseitigkeit und Größe der heimatlichen . ^svresse als Bildungs- wie als Werbefaktor zeigt. Die „wissenschaftliche resp. Lebrabteilung" vermittelt allen Besuchern wis- senswerte Kenntnisse von den wirtschaftlichen und sozialen Aufsoden unserer Zeit. Eindrucksvoll ist die Abteilung „Plakat- ^au, welche neben einer reichhaltigen Sammlung von Jndu- und Geschäftsplakaten aller Art, das beute so eminent lchtlge „Plakat für Unfallverhütung" lückenlos zeigt, ebenso ""Seheuren Einfluß und die Bedeutung des „Politischen an ' e.E Sammlung, die in liebenswürdiger Weise von "s^Eriegsbücherei" Stuttgart zur Verfügung gestellt wurde, l ^^gcinzung hierzu ist ferner die interessante Sonderausstel- lvte Farbe im Plakat" zu erwähnen, welche in der anig-Karl-Halle des Württ Q — gezeigt
: wird. Im „Werbe-Film-Tbeater" werden täglich Lehr-, Werks- i und Werbefilme gezeigt und bedeutsame Vorträge von hiesigen s und auswärtigen Fachmännern gehalten. Die „Betriebstechnische s Ausstellung" im „Haus für Technik und Industrie" greift ver- i schiedene besonders aktuelle Gebiete der technischen Nationaliste- - rung, namentlich in der Holz- und Metallverarbeitung usw.
heraus. Alles in allem kann die hochaktuelle und vielseitige i „Betriebs- und Werbeschau" jedem Besucher nur Nützliches und : Anregendes bringen.
s Der Verein „Werbeschau" und der Ortsgruppe Stuttgart des s „Verbandes Deutscher Reklamefachleute" wird eine „Stuttgarter i Werbewoche" durchführen, die bedeutende Veranstaltungen, Fest- > lichkeiten, Illuminationen, Schloßbeleuchtung, Konzerte usw. vor- l sieht, ebenso wird am Himmclfahrtsfest (26. Mai) ein origineller j „Werbe-Korso" mit über 100 Festwagen und vielen Musikkapellen s durch die Hauptstraßen der Stadt geführt.
Rund um die Svliwe
Stuttgart, 22. Mai. Bei zweifelhaftem Wetter ging vor etwa 100 000 Zuschauern am heutigen Sonntag das internationale Motorradrennen „Rund um die Solitude" ohne nennenswerte Unfälle glatt vonstatten. Die gelegentlichen Regenschauer vermochten das Höllentempo der Fahrer in keiner Weise herabzumindern.
Der Held des Tages war der Münchener Toni Bau- Hofer aus dem neuen B.M.W. von 750 ccm. Zylinderinhalt. Die sehr schneidig fahrenden Ausländer, vor allem der Engländer Stanley Woode auf Worton 500 ccm. konnten jedoch an die schneidigen BMW.-Fahrer nicht herankommen. Ernst Jßlinger-Mannheim auf Ardie-Sport zeigte ein meisterhaftes Können in den Kurven.
Die 350 ccm. Kategorie des Hauptrennens wurde eine Beute des unschlagbar scheinenden Schweizer Rekordmannes Frankoni. Scherrer-Kochendorf auf NSU. ließ sich die 250ccm.-Klasse nicht nehmen. Die 175 ccm.-Klasse war natürlich den DKW.-Leuten nicht zu nehmen.
Klei»« Rachrtchten a»s aller Welt
Das Schulunglück in Amerika. Zu dem großen Schul- nnglück in Vath (Michigan) wird mitgeteilt: Es ist keine Familie am Orte, die nicht einen Todesverlust erlitten hat. Der dritte Teil sämtlicher Kinder des Ortes ist dahin- gerasft. Die Untersuchung des Schulkellers hat übrigens in einem Flügel des Gebäudes noch mehrere Zentner Dynamit zutage gefördert, die vollkommen unberührt waren. Wären auch diese in die Lust geflogen, so wäre das ganze Gebäude mit allen 100 Kindern, die darin waren, verloren gegangen. Eine Untersuchung, wie der Farmer sich so große Mengen Dynamit beschaffen und in die Schule einschmuggeln konnte, ist einaeleitet.
GerWssaal
Großer Schwarzbrennervrozeß
Ravensburg, 21. Mai. Vor dem erweiterten Schöffengericht batten sich wegen Schwarzbrennerei 10 Personen zu verantworten. Der Hauptschuldige, Franz Rinderer, und seine Mutter, Maria Amann in Bonhausen. Gemeinde Taldorf, erhielten je 2 Wochen Gefängnis und Geldstrafen von je 27 290 Mark oder an deren Stelle je 10 Monate Gefängnis. Der Mitangeklagte Karl Kurz in Ravensburg, der den Branntwein abgenommen batte, bekam 6 Tage Gefängnis und 16 539 Mark Geldstrafe oder an deren Stelle 6 Monate Gefängnis. Ferner wurde bestraft der Kupferschmied Eugen Feyble, der aus Gutmütigkeit dis Gerätschaften geliefert batte, zu 24 009 Mark Geldstrafe oder 8 Monate Gefängnis. Gegen diese vier Angeklagten wurde außerdem an Stelle von 1725 Litern reinem Alkohol, die nicht mehr einbezogen werden konnten, auf Erlegung von deren Wert erkannt und zwar ie nach ihrer Beteiligung gegen Maria Amann und Franz Rinderer auf fe 6484 Mark, gegen Kurz auf 4134 Mark, gegen Feyble auf 5662 Mark. Die übrigen Angeklagten, die teils der Beihilfe, teils der Hehlerei beschuldigt waren, wurden freigesprochen.
Verurteilung wegen Mietwuchers
Heikbronn, 21. Mai. In der Verufungsverhandkung des Mietwucherfalles Jooß vor der Strafkammer wurde das Urteil gefällt. Die schöffengerichtliche Strafe des AngMagten Rbeinbold Jooß (16 000 Mark) wird auf 7500 Mark ermäßigt, die Angeklagte Otillie Jooß wird freigesprochen. Jooß batte für sein Haus int Jahre 1914 insgesamt 15 809 Mark, im Jahre 1925 26 769 Matt Miete erhoben. In dieser Steigerung wurde eine Ueberschreitung der angemessenen Sätze im Sinne des Mieterschutzgesetzes bezw. des Paragraphen 4 der Preistreibereiverordnung erblickt. Das 'Urteil der Strafkammer folgte einer kürzlichen Reichsgerichtsentscheidung, nach welcher Sie reine Rente — das ist die Differenz zwischen den jeweils erzielten Mietseinnahmen und de« Gestehungskosten eines Hauses — die Berechnung zugrunde zu legen ist.
Der Fall Höfle im Barmatvrozeb
Berlin, 21. Mai. In der Verhandlung des Barmatvrozesses befaßte sich das Gericht eingehend mit der Person des Ministers Höfle. Der Strafcmstaltslebrer Elatzel, der Höfle wiederholt im Untersuchungsgefängnis besucht batte, erklärte, Höfle habe ihm gegenüber wiederholt seine Unschuld beteuert. Sein Eindruck sei gewesen, daß Höfle subjektiv stets die Wahrheit gesagt habe. Höfles langjähriger Freund, Direktor Hermkes, sagte, daß er den Minister gewarnt habe, als er hörte, daß er mit den Konzernen, denen er Postkredite gab, Geldgeschäfte mache. Höfle habe ihm darauf sehr entrüstet erwidert, der sei ein Lump, der darin eine unlautere Verbindung sehe. Lediglich die Sorge für die 15 000 Arbeiter habe ihn zur Kreditbergabe bestimmt. Weiter sagt dann der Zeuge auf Befragen, er sei von der Lauterkeit Höfles fest überzeugt gewesen. Er hätte überall Kredit bekommen können. Hermkes schilderte dann Höfles private Vermögensverhältnisse. Seine Eesamtschulden hätten, wie er (der Zeuge) bei der Ordnung des Nachlasses festgestellt bade, 295 000 Mark betragen. Er habe beruflich so viel zu tun gehabt, daß er keine Zeit für (eine privaten Angelegenheiten batte.
Handel und Berkehr
Amtliche Berliner Devisenkurse vom Lll. und 21. Mai
GeU>
Buenos Aires (1 Pav.-Pes.) 1,780 London (1 Psund Sterling) 20,47
Newyork (1 Dollar) 4L16
Amsterdam (100 Gulden) 168,76 Brüssel (100 Belsat 58,665
Italien (100 Lire) 23,07
Kopenhagen (100 Kronen) 112,50 Oslo (100 Kronen) 108,99
Paris <100 Franken) 16,605
Prag (100 Kronen) 12,492
Schweiz (100 Franken) 81.09
Spanien (100 Peseten) 73.83
Wien (100 Schilling) 59,31
Brief
Geld
Brief
1,784
1.780
1,784
20,51
20,47
20,51
4,224
4,216
4,224
169,09
168,75
168.09
58,685
58,565
58,685
28,11
23,07
23.11
112,72
112,51
112,73
109,21
108,87
109,09
16,545
16,50
16,54
12,512
12,442
12,512
81,25
81,105
81,265
73,97
74,33
74.47
59,43
59.32
59.44
Börse«
Berliner Börse vom 21. Mai. Die Börse zeigte zum Wochenschlntz ein lehr ruhiges Bild. Im Durchschnitt sind Rückgänge von 4 bi« 6 Prozent festzustcllen, Svezialwerte wie Glanzstoff, Spritaktien, Zellstoff Waldhos usw. noch erheblich stärker gedrückt. Im Verlaufe änderte sich an der matten Gruiidstimmung nichts. Die Kurie brök- kelten langsam weiter ab. Am Anleihemarkt und bei ausländische« Renten ist die Tendenz ebenfalls schwächer. Pfandbriefe haben eine uneinheitliche Kursentwicklnng anszuweisen. Am Devisenmarkt konnte stch das englisch« Pfund und der Yen etwas erholen, auch Spanien auf angebliche Anlerbeverhandlungen mit Amerika fester. Am Geld- Markt ist die Situation unverändert. Tagesgeld 4.50—6.50 Prozent: Monatsgeld 7—8.60 Prozent.
Märkte
Stuttgarter Obst- «nd Gemnsemarkt vom 21. Mai. Edeläpfel M—SO: Taseläpsel 20-40: Kartoffeln 1 Psd. 7—8: Kopfsalat 1 St. 6—IS; Blumenkohl, ausl. 1 St. So—70: Karotten, runde 1 Bd. 20—25: Zwiebel 1 Psd. 10—14: dto. mit Rohe, 1 Bd. 10—16: Gruken 1 St. 40-70: Rettiche 1 St. 10-20: Monatsrettiche. 1 Bd. 15-18: Sellerie 1 St. 10-20:: Spargel«. Untert., 1 Bd. 60—1,80: dto. Schweb. 1 Bd. 40 bis 100: Spinat 5—8: Rhabarber 1 Bd. 8—12.
Schweincpreise. Creglingen: Milchschweine 18—28. — Echterdinge«: Milchschweine 16—24 Mark. — Mergentheim: Milchschweine 20—SO Mark. — Schönberg: Milchschweine 11—23 Mark das Stück.
Biehpreise. Oftrach: Jungvieh 125—ISO, Kühe und Kalbinne» AI bis 325, SchweineW—30 Mark. — Reutlingen: Ochsen 600—820, Kühe 500 bis 700, Kalbinnen 470—720, Rinder 370—350, Jungvieh 800-400, Pferde 500—1450, MilM-Lwetue 18—80, Läufer 50—60 Wart je das Stück.
Nagold, 21. Mai. (Fruchtschranne.) Markt am 21. Mai: Verkauft: 56,32 Ztr. Weizen, Preis pro Ztr. 16 17,06 Ztr.
Gerste, Preis pro Ztr. 13,30—13,70 ttt; 18,46 Ztr. Hafer, Ztr. 12.50—12.75 -4t. Handel lebhaft, in kurzer Zeit alles verkauft. Nächster Fruchtmarkt am 28. Mai 1927.
Letzte Nachrichten.
Die Weihe des Ehrenmals für die gefallenen 3000 Kadetten in Anwesenheit des Reichspräsidenten
Berlin, 22. Mai. In Gegenwart des Reichspräsidenten von Hindenburg, des Reichswehrministers Dr. Eeßler, des Chefs der Marine, Admiral Zenker, des Prinzen Eitel Friedrich, sowie vielen anderen Ehrengäste und der Hinterbliebenen fand am Sonntag vormittag die feierliche Einweihung des Ehrenmals für die im Weltkrieg gefallenen 3000 Kadetten an der Slldfront der Lichterfelder Kadettenanstalt statt. Der Hauptfeier ging ein Gottesdienst in der katholischen Kapelle und in der evangelischen Kirche voraus, letztere im Beisein des Reichspräsidenten. Konsisto- rialrat Grus hielt hier die Weiherede für das goldene Buch, in das die Namen der 3000 gefallenen Kadetten eingetragen sind. Daraus begaben sich die Teilnehmer an der Feier zum Gedenkstein, einem riesigen Porphyrblock, in dessen Vorderseite der Ausspruch des Ehrenvorsitzenden des Reichsbundes, des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg eingemeißelt sind: „Das Mark der Ehre ist die Treue. Sie dem Vaterlande zu erhalten, ist unsere heiligste Pflicht."
General Kempe begrüßte die Erschienenen. Die Gedächtnisrede hielt der 2. Vorsitzende des Reichsbundes, Generalleutnant a. D. Altrock. Nachdem Prof. Hoffmann das Ehrenmal in seine Obhut genommen hatte, spielte eine Reichswehrkapelle „Ich hakt' einen Kameraden", während sich die Fahnen senkten. Brausend stieg das Deutschlandlied zum Himmel empor. Dann marschierten im Paradeschritt die ehemaligen Kadetten und die Kriegervereine am Reichspräsidenten vorbei, der sich nach einer kurzen Besichtigung'des Feldmarschallsaales verabschiedete.
Eine Expedition auf der Suche nach Nungesser
Paris, 22. Mai. „Echo de Paris" zufolge soll in der vergangenen Nacht eine Expedition nach einem an der Küste von Neufundland gelegenen Hafen abgefahren sein, um zu prüfen, ob die Gerüchte, Nungesser sei dort gelandet, auf Wahrheit beruhen.
Typhusepidemie in Portugal
Paris, 22. Mai. Wie Havas aus Loriga (Portugal) meldet, wütet in der dortigen Gegend eine heftige Typhusepidemie. Zwei Aerzte, die bei der Behandlung von Typhuskranken angesteckt wurden, sind gestorben.
Enthüllung eines Denkmals für Jaures
Paris, 22. Mai. Heute ist in Courbevoie bei Paris ein Denkmal für Jean Jaures enthüllt worden.
Scheitern des Jnidienfluges
London, 22. Mai. Die beiden englischen Flieger Carr und Eillman, die am Freitag zu einem ununterbrochenen Fluge nach Indien gestartet waren, sind gezwungen worden, auf der See 45 Meilen südöstlich Bender-Aöbas im Persischen Golf gestern abend 8 Uhr (15 Uhr Greenwicher Zeit) niederzugehen. Beide Offiziere wurden von einem Schiff ausgenommen und befinden sich wohl. Die Maschine ist zerstört.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lank. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteil,